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USA, der Südwesten - Nevada, Utah, Arizona, New Mexico, Texas, Kalifornien
20. Oktober –
Durch Nevada und Utah nach Salt Lake City
Das Wetter ist herrlich, der Ort ist toll. Darum entschliessen wir uns, einen weiteren Tag auf dem Virgin Valley Campground zu verbringen. Die Opalminen, die sich ganz in der Nähe befinden, sind zwar Saison bedingt geschlossen und können nicht besichtigt werden. Wir entschliessen uns daher zu einer Wanderung zur «Thousand Creek Gorge». Dabei handelt es sich um eine etwa eine Meile lange bis zu 300 Meter tiefe Schlucht, wo sich schon die Ureinwohner niedergelassen haben. In der Schlucht selber gibt es keinen ausgebauten Wanderweg und das Durchwandern ist nur mit einiger Kletterei und bei trockenem Wetter möglich.
Wir wandern deshalb auf einer ausgewaschenen Piste bis zu einem Aussichtspunkt, von wo wir bis auf den Grund der eindrücklichen Felsspalte sehen können.
Beim Marsch durch die Einöde, die allerdings mit Felsformationen in den unterschiedlichsten Farben beeindruckt, kommen uns einige der freiwilligen Naturfreunde entgegen, die auf dem Zeltplatz das Wochenende verbracht haben. Es handelt sich um eine Gruppe aus Reno, die in verschiedenen «Wilderness Areas» nötige Arbeiten verrichtet. Dieses Wochenende haben sie einen ganzen Pickup mit altem Stacheldraht gefüllt, den sie im Virgin Valley zusammengesucht haben.
Nach etwa 3 Stunden und 10 Kilometern Fussmarsch kehren wir auf den Campingplatz zurück. Die Volontäre sind unterdessen abgereist und wir sind fast alleine. Wir geniessen jetzt ein Bad und die Dusche in der heissen Quelle und das angenehme Herbstwetter.
Weiter geht es am nächsten Tag bis nach Winnemucca. Hier zeigen sich die liberalen Gesetze Nevadas, was das Glücksspiel betrifft. Es gib mehrere Casinos, wo man sein Glück versuchen oder das Geld verlieren kann. Wir nutzen allerdings nur das grosszügige Walmart Supercenter um unsere Vorräte aufzufüllen. Auch hier, nur wenige Minuten vom Ort entfernt gibt es im Water Canyon einen kostenlosen Übernachtungsplatz. Jeder Stellplatz ist mit einem Picknicktisch und einer Feuerstelle ausgestattet. Entlang des kleinen Baches spenden Birken und Espen im Sommer angenehmen Schatten und bilden einen willkommenen Kontrast zu den mit verdorrtem Gras bewachsenen Hügeln.
Wir wollen Salt Lake City noch vor dem Wochenende erreichen. Denn zum einen hoffen wir unter der Woche auf weniger Besucher und zum anderen ist für nächste Woche Schnee angesagt. Danach soll es dann möglichst schnell nach Süden vorangehen.
Trotzdem verlassen wir schon kurz nach Winnemucca die zweispurige Interstate 80. Der Verkehr hält sich zwar in Grenzen. Durch die erlaubte Geschwindigkeit von 80 Meilen pro Stunde, was etwa 130 km/h entspricht, bläst es uns jeweils fast von der Fahrbahn, wenn wir von den Lastwagen im Höllentempo überholt werden. Denn für die schweren Brummer, die zum Teil noch zwei Anhänger mitführen, gelten in der Regel kein gesondertes Tempolimit. Wir fahren auf der Midas Road NV 789 in die Snowstorm Mountains. Hier gibt es kaum noch Verkehr. Die Strasse ist anfänglich noch asphaltiert, wird dann durch eine schön präparierte Piste abgelöst und endet als holprige Waschbrettpiste. Es ist daher wieder einmal nötig die Luft in den Reifen abzulassen, um die härtesten Schläge so abzufedern.
Entlang der Strasse weiden unzählige Rinder, die sich auf den riesigen Weiden, oft ohne Zaun, ungehindert bewegen können. Mit einem dicken Fell sind die Tiere gut gerüstet, um den kommenden Winter draussen zu verbringen.
Hier in den Bergen befinden sich in Midas und Tuscarora Goldminen, die mit über 10 Unzen Edelmetall pro Tonne zu den ergiebigsten in Nevada gehören. Auf öffentlichem Land ist das Goldwaschen oder suchen mit Detektor für jedermann erlaubt.
In Elko kommen wir wieder auf die Interstate 80, die wir aber kurz nach Wells schon wieder verlassen. In Montella, einem kleinen Kaff mitten in der Einöde, können wir bei einem kleinen Park übernachten. Eine Gedenktafel erinnert hier an Aaron Y. Ross, geboren am 22.03.1829. Dieser hat sich erfolglos als Goldsucher versucht und fand 1867 eine Anstellung als Postkutschenbote bei Wells Fargo. Im selben Jahr noch wehrte er einen Überfall vom 25 Banditen ab und tötete dabei 5 der Angreifer. Am 23. Januar 1883 hatte Ross den Auftrag 80'000 USD in Gold in einem Zug zu bewachen, als dieser in Montella von sieben Männern angegriffen wurde. Wieder verteidigte Ross den Werttransport, wurde dabei aber an Finger, Hüfte und Brust von Kugeln getroffen. Die Räuber flohen mit nur 10 $ Beute. Ross überlebte seine Verletzungen und starb am 3. April 1922.
Zügig geht es für uns weiter bis zur Antelope Island. Die Insel steht als State Park unter Schutz und liegt nördlich von Salt Lake City im Grossen Salzsee. Über einen Damm erreichen wir den Bridger Bay Campingplatz, der um diese Jahreszeit noch geöffnet ist. Dieser liegt schön gelegen am Ufer des Salzsees.
Der See ist etwa 120 Km lang und 45 Km breit und umfasst 4'404 Km2. Die maximale Tiefe beträgt nur 10 Meter. Das Gewässer verfügt über keinen Abfluss und verliert Wasser in erster Linie durch Verdunstung. Deshalb ist der Salzgehalt höher als im Meer. Jetzt im Herbst ist der Wasserstand am niedrigsten. Deshalb gibt es grosse Flächen, die jetzt trocken liegen. Ganz allgemein besteht das Problem, dass die Zuflüsse aus den Bergen für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden. Der Wasserstand unterliegt daher grossen Schwankungen und der See droht gar zu verlanden.
Im Schutzgebiet auf der Antelope Insel lebt ein grosser Bestand von Bisons, aber auch Antilopen, Maultierhirsche, Bighornschafe, Stachelschweine und Kojoten. Von den ursprünglich 12 Bisons, die 1893 angesiedelt wurden, sind die Herden auf mehrere hundert Tiere angewachsen. Diese können sich auf der ganzen Insel frei bewegen. Selbst auf dem Campingplatz sind einige der mächtigen Tiere am Grasen. Schilder warnen die Besucher, sich den Wiederkäuern zu nähern. Es sind trotz Allem Wildtiere, die nicht ungefährlich sind.
Am nächsten Morgen fahren wir bis fast an die Südspitze der Insel und Wandern auf dem Sentry Loop Trail. Die Wanderung rund um einen der Berggipfel, welche die Insel von Nord nach Süd durchziehen, wurde uns am Parkeingang von der Rangerin empfohlen. Wir sind fast alleine auf dem Trail und geniessen die Aussicht vom Bergkamm aus. Es ist heute wolkenlos und sonnig, aber recht kühl. Beim steilen Aufstieg ist uns aber trotzdem schön warm geworden.
Auf der Rückfahrt zum Campingplatz können wir eine Bisonherde mit Dutzenden von Tieren beobachten, die am breiten Strand Salz leckt. Es muss schon beeindruckend gewesen sein, als noch Millionen der gewaltigen Tiere durch die Prärie zogen, bevor sie vom «Weissen Mann» fast vollständig ausgerottet wurden.
Bis nach Salt Lake City sind es nur wenige Meilen. Über die bis zu 7-spurige Autobahn gelangen wir im dichten Verkehr bis ins Zentrum der Hauptstadt von Utah. Die Fahrt auf der Interstate 15 ist eine wahre Herausforderung. Obwohl wir unser Brummsli bei über 100 Km/h quälen, werden wir immer noch links und rechts, auch von Lastwagen überholt. Auch Sicherheitsabstände werden nicht eingehalten. So sind wir froh, die Raserpiste verlassen zu können. Auf den breiten Strassen der Innenstadt geht es wesentlich gemächlicher und gesitteter zu. Parkieren ist, wie immer, überhaupt kein Problem. Parkplätze sind genügend vorhanden. Zudem sind diese für grosse und breite Fahrzeuge ausgelegt.
In wenigen Schritten sind wir beim 40'000 Quadratmeter grossen Temple Square. Neben einer schönen Gartenanlage steht hier auch der bekannteste und grösste Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Kirche mit den zahlreichen Türmen wird zur Zeit renoviert. Der Grundstein wurde am 6. April 1853 gelegt. Der Bau wurde aber erst am 6. April 1893, 40 Jahr nach Baubeginn, eingeweiht. Der Bau verzögerte sich immer wieder und kam wegen der staatlichen Verfolgung der Mormonen in den 1880er Jahren ganz zum Erliegen. Erst mit der Abschaffung der Vielehe im Jahr 1890 konnte der Bau wieder aufgenommen werden. Wie bei allen Tempeln der Mormonen ist der Zutritt nur Kirchenmitgliedern mit gültigem Empfehlungsschreiben des eigenen Bischofs gestattet.
Beim Betreten des Tempel Platzes werden wir von jungen Frauen willkommen geheissen und eingeladen an einem Orgelkonzert im Salt Lake Tabernacle teilzunehmen. Die jungen Damen stammen aus aller Herren Länder, auch eine Schweizerin aus Solothurn und eine Österreicherin sind dabei und sie sind überaus zuvorkommend. So geniessen wir eine halbe Stunde toller Orgelmusik. Das Instrument aus dem Jahr 1867 gehört zu den grössten Amerikas.
Danach marschieren wir auf den Capitol Hill, wo sich das Regierungsgebäude des Staates Utah befindet. Dieses ähnelt dem Weissen Haus in Washington.
Wieder wagen wir uns auf die Interstate 15 um aus der 210'000 Einwohner zählende Stadt zu gelangen. Schon bald verlassen wir die Autobahn aber wieder und finden am Ufer des Utah Lake, dem grössten Süsswassersee des Bundesstaates, auf öffentlichem BLM Land, einen schönen Übernachtungsplatz mit Blick auf den See. Es sind zwar schon einige Trailer und Wohnmobile hier abgestellt, diese verteilen sich aber auf dem riesigen Areal, ohne dass man sich zu nahe kommt. Einige Leute scheinen hier auch eine feste Bleibe gefunden zu haben.
Von Salt Lake City südwärts der Wärme entgegen bis zum Monument Valley
Die nächsten Tage geht es weiter Richtung Süden. Zuerst abseits der Interstate 15 bis nach Salina. Und von dort durch den Fishlake National Forst. Dabei handelt es sich um ein beliebtes Erholungsgebiet. Überall gibt es entlang der Strasse Campingplätze, die den Wanderern zur Verfügung stehen. Obwohl es sich bei der Goosberry Road um eine Nebenstrasse handelt, ist diese breit und frisch asphaltiert. Auch Parkplätze und Aussichtspunkte sind grosszügig angelegt und auf viele Besucher ausgerichtet. Durch bereits laubfreie Espenwälder geht es hoch bis auf 3200 Meter. Es muss toll gewesen sein, als die Laubbäume, früher im Herbst, noch ihr intensiv gelbes Laub getragen haben.
Auf der Route des «Old Spanish Trail» geht es hinunter nach Fremont. Die alte Route galt Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts als wichtige Verbindung nach Santa Fe und Los Angeles.
Es folgt der Dixie National Forest mit seinen lichten Fichtenwäldern. Hier, auf der UT12 die zum Bryce Canyon führt, sind wieder deutlich mehr Touristen unterwegs. Die Strecke bietet immer wieder tolle Ausblicke auf die zerklüftete Sandsteinformationen des Capitol Reef Nationalparks. In Boulder verlassen wir die UT 12 und biegen auf die Burr Trail Road. Anfangs noch asphaltiert geht es durch das «rote Herz Amerikas». Die wild zerklüftete Erosionslandschaft auf dem Colorado Plateau liegt auf über 2000 Metern Meereshöhe. In Jahrmillionen hat Wasser und Wind eine einzigartige und faszinierende Landschaft aus Schluchten und Hochplateaus geformt. Die spärliche Vegetation der Halbwüste und das Farbenspiel von weiss über gelb und ocker bis zu leuchtendem orange und rot der Sandsteingebilde lässt sich kaum beschreiben. Millionen Jahre Erdgeschichte sind in den steilen Wänden von Schluchten und Felstürmen vor uns, Sedimentschicht für Sedimentschicht, ausgebreitet.
Wir fahren durch enge Schluchten und über steile Serpentinen in den Capitol Reef Nationalpark. Die Strasse ist jetzt im Nationalpark nicht mehr asphaltiert. Besonders die Haarnadelkurven hinunter in den Burr Canyon sind ziemlich ausgewaschen. Sobald wir den Nationalpark verlassen, ist die Strasse wieder geteert und so sind wir bald auf dem Bullfrog Campingplatz am Glen Canyon. Der Hafen und die Bootsrampe am gestauten Colorado River zieht viele Bootsbesitzer an. Es ist jetzt Sonntagabend und so sind viele der Bootsbesitzer noch damit beschäftigt ihre PS-starken Schnellboote zu reinigen. Auf dem verästelten und etwa 300 Kilometer langen See braucht es schon etwas Power.
Am Montag fahren wir weiter bis nach Blanding. Dabei überqueren wir den Colorado River und folgen dem White Canyon der sich mit seiner weissen Farbe von der roten Umgebung abhebt. Beim «Natural Bridges National Monument» haben sich in der Schlucht drei eindrucksvolle Naturbrücken gebildet. Vom Visitor Center, wo wir mit Broschüren ausgerüstet werden, führt eine Rundstrecke der Schlucht entlang. Aussichtspunkte bieten einen Ausblick auf die durch den Fluss geformten Steinbrücken. Zudem führen Spazier- und Wanderwege in und durch die Schlucht, wo auch Siedlungsreste der Ureinwohner aus dem 1. Jahrtausend nach Christus gefunden wurden.
Wenn sich das Wetter nicht verschlechtert wollen wir doch noch nach Moab hochfahren und den Arches Nationalpark besuchen. Allerdings ist der Andrang immer noch so gross, dass es bis 31. Oktober noch notwendig ist ein Zeitfenster zu buchen. Über die Nationalpark-App ist das aber kein Problem. Leider ist aber auch der Campingplatz im Park komplett ausgebucht, so dass wir uns ausserhalb einen Schlafplatz werden suchen müssen.
In Blanding, etwa 60 Meilen vor Moab, übernachten wir nochmals. Nach einer verregneten Nacht, zeigt sich der Himmel am nächsten Morgen wieder fast wolkenlos. Allerdings ist es recht kalt und die Abajo Mountains und La Sal Mountains in der Umgebung sind schneebedeckt. Schliesslich sind wir hier in Blanding schon auf knapp 1900 Metern und die Berge erreichen über 3000 Meter.
Da sich das Wetter besser hält als vorausgesagt geht es jetzt weiter nach Moab. Da es heute eine kurze Etappe wird, machen wir noch einen Abstecher in die Ausläufer der Abajo Mountains. Auf der Strasse liegt zwar auf über 2000 Metern kein Schnee, da wir aber Glatteis nicht ausschliessen können, fahren wir sehr vorsichtig.
Für die nächsten Tage können wir in Moab im City Market die Vorräte für die nächsten Tage wieder ergänzen. Es ist offensichtlich, dass wir uns in einem Touristenort befinden. Der Supermarkt hat ein ungewöhnlich grosses Sortiment. Im Ort werden an jeder Ecke Bikes, Quads und Allradfahrzeuge vermietet. Alles ist auf Abenteuer in der wilden Natur ausgerichtet.
Da auf den Campingplätzen in der Stadt um die 100 USD für einen Stellplatz verlangt werden, fahren wir etwa 10 Km weiter nach Norden. Dort gibt es am Courthouse Rock auf BLM Land (öffentliches Land, das vom Büro für Landmanagement verwaltet wird) kostenlose Übernachtungsplätze. Es ist hier verboten mit Offroad-Fahrzeugen abseits der Strasse seine Spuren zu ziehen. Abseits der ruppigen Piste sind aber Ausweichstellen, meist mit einer Feuerstelle, zum Campen markiert.
Unser Zeitfenster im Arches Nationalpark haben wir für 10 – 11 Uhr gebucht. Obwohl wir zu früh sind, wird das Online-Ticket von der Rangerin am Parkeingang gescannt, dann können wir in den Park fahren. Es zeigt sich welch gute Investition der Kauf der Senioren-Jahreskarte für 20 USD war, denn ein Einmalticket zum Park kostet alleine schon 30 USD.
Wir haben den Park schon auf einer USA Reise im Jahre 2014 besucht. Seither gehört der Arches NP zu einem unserer Lieblingsparks. Die eindrücklichen Sandsteinformationen mit Namen wie «Park Avenue», «the Organ», «Tower of Babel» oder «Courthouse Towers» rauben einem fast den Atem.
Es zeigt sich jetzt, dass das System mit den Zeitfenstern auch Vorteile hat. Die Zahl der Besucher ist dadurch begrenzt und so ist es kein Problem auf jedem der zahlreichen Parkplätze an den fotogenen Punkten anhalten zu können.
Vorbei an den versteinerten Dünen, erreichen wir dem «Balanced Rock», einen grossen, ovalen Felsen, der auf einer Sandsteinsäule balanciert. Hier machen wir einen ersten kurzen Spaziergang bevor es zu Wanderparkplatz beim «Delicate Arch» geht. Hier ziehen wir die Wanderschuhe an.
Beim Parkplatz ist das Wohnhaus der Wolfe Ranch erhalten. Im kleinen Blockhaus hat sich 1906 die Familie Stanley niedergelassen. Auf 24 Quadratmetern lebten hier die Eltern mit zwei Kindern, dem Grossvater und Onkel.
Auf einem Felsen, wenige 100 Meter von der Farm entfernt, sind Steinritzungen der Ureinwohner erhalten. Diese lassen sich gemäss Informationstafel nicht datieren, können aber einige 100 Jahre alt sein.
Der Wanderweg steigt jetzt an. Über glatten Sandstein geht es 146 Höhenmeter den Berg hinauf. In Mulden, wo sich Sand angesammelt hat, wachsen knorrige Nadelbäume, die an Bonsai Bäume erinnern. Die Landschaft wirkt dadurch wie ein überdimensionierter Steingarten. Über ein schmales Felsband erreichen wir nach etwa einer Stunde den markanten Steinbogen, der auf einer grossen, ebenen Felsplatte, wie von Menschenhand platziert, freistehend über dem Abgrund thront.
Wir kehren zurück zum Parkplatz. Weiter geht es jetzt bis ans Ende der Parkstrasse, wo sich auch der ausgebuchte Campingplatz befindet. Hier befindet sich «Devils Garden». Duch Erosion sind hier zahlreiche parallel verlaufende Wälle aus Sandstein entstanden. In den hohen, aber relativ schmalen Felsen haben sich durch Wind und Wetter gleich mehrere Steinbögen gebildet. Auf einem schönen Wanderweg ist einer der Grössten, der «Landscape Arche» gut zu erreichen. Die Steinbrücke hat eine Spannweite von etwa 100 Metern. 1991 hat sich hier ein Felsstück von 20 Meter Länge, 3.5 Meter Breite und 1.5 Meter Dicke gelöst. Dadurch wirkt der «Landscape Arche» sehr filigran und zerbrechlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der ganze Steinbogen kollabiert. Dies gehört aber im Arches Nationalpark mit dazu. Altes vergeht und neues entsteht. Allerdings in für den Menschen unvorstellbaren Zeiträumen. Das ist Geologie.
Der Wanderweg wird jetzt zunehmend abenteuerlich. Über steile und schmale Sandsteinklippen geht es zuerst hoch und dann auf schmalen Felsbändern bis zum «Double O Arch». Einem Doppelbogen, wo die Öffnungen übereinander angeordnet sind. Mehrere weitere Arches sind von hier aus zu erreichen. Wir sind allerdings schon recht müde und kehren auf dem gleichen Weg zum Parkplatz zurück.
Auf dem Weg zurück zum Parkeingang gibt es noch einen Stopp beim «Sand Dunes Arch», einem Steinbogen der nur durch einen schmalen Felsspalt im Sandstein Monoliten erreicht werden kann und dort zwischen den Felswänden steht.
Der letzte Halt gilt dem «Double Arch», einem markanten Doppelbogen. Dieser wurde auch durch eine Szene am Anfang des Filmes «Der letzte Kreuzzug» der Indiana Jones Reihe bekannt. Hier befinden sich auch das «North Window», das «South Window» und der «Turret Arch».
Ziemlich erschöpft kehren wir zurück zum Courthouse Rock. Der Übernachtungsplatz der letzten Nacht ist allerdings besetzt, so dass wir auf der steilen und steinigen Strasse weiter hochfahren müssen bis wir ein Plätzchen finden. Dafür haben wir hier oben, im Gegensatz zum unteren Bereich, Handyempfang und damit auch Internet.
Der Wäschesack ist schon wieder recht voll, so dass wir am nächsten Morgen in Moab einen Waschsalon aufsuchen. Wie üblich bedient Elsbeth die Waschmaschinen und Tumbler. Ich beziehe die Betten neu und so sind wir in knapp 90 Minuten fertig.
Auf der südlichen Talseite bei Moab befindet sich der Canyonlands Nationalpark. Auch diesen haben wir vor 10 Jahren schon besucht. Obwohl nur wenige Kilometer vom Arches NP entfernt ist hier die Landschaft komplett unterschiedlich. Der Colorado River und der Green River haben ein gewaltiges Schluchtensystem in das Hochplateau gegraben. Hier wurde die Schlussszene im Roadmovie «Thelma und Lousie» gedreht, wo die beiden Frauen ihr Auto über die Felsklippe in den Abgrund steuern.
Wir wollen dieses Mal den Park nicht über den Haupteingang erkunden. Wir fahren heute zum Needles Overlook. Vom schön angelegten Aussichtspunkt bietet sich eine tolle Aussicht auf die unter uns liegende Ebene mit zahlreichen Felsnadeln und den Colorado River, der sich noch tiefer eingegraben hat.
Für heute lassen wir es gut sein und fahren zum nahen Wind Whistle Campground wo wir die Nacht verbringen werden. Wie schon am Needles Overlook sind wir auch hier auf dem Recreation Campingplatz fast allein.
Wir fahren bis zum Canyonlands Parkeingang des Needles Districts, wie dieser Teil des Parks genannt wird. Dabei entdecken wir am Strassenrand gleich drei tote Kühe. Wir wissen nicht, ob die Tiere von Autos angefahren und verendet, oder von Klapperschlangen gebissen wurden. Auf jeden Fall ist das für uns ein ungewohntes Bild, wo doch in der Schweiz jede Kuh ihren Namen und einen Platz im Stall hat.
Unterwegs machen wir einen Stopp beim Newspaper Rock. Hier sind auf einer Felswand, die durch einen natürlichen Felsvorsprung vor der Witterung geschützt ist, Petroglyphen zu besichtigen. Gemäss Informationstafel wurden die Felsritzungen während einer Zeitspanne von etwa 2000 Jahren schon in vorchristlicher Zeit bis 1300 nach Christus erstellt. In der Sprache der Navajo Indianer wird der Fels «Tse’ Hane» genannt, was soviel wie «Stein, der eine Geschichte erzählt» bedeutet.
Das Tal mit den hohen Felsklippen scheint bei Kletterern und Wanderern sehr beliebt zu sein. Die Parkplätze und Campingmöglichkeiten auf dem BLM Land sind, obwohl es Freitagmorgen ist, sehr gut besucht.
Schliesslich erreichen wir die Zahlstelle am Parkeingang, wo wir, wie üblich mit Prospekten, Karten und Wandervorschlägen ausgerüstet werden. Im Park gibt es einige Backcountry Trails, die mit Allradfahrzeugen befahren werden können. Allerdings sind diese meist sehr «rough» und erfordern ein Permit, welches im Visitor Center erhältlich ist. Wir beschränken uns auf die normal befahrbaren Strecken zum Elephant Hill und zum Big Spring Canyon Overlook. Dort unternehmen wir eine etwa 5 Kilometer lange Wanderung auf dem Slickrock Trail. Über abgeschliffene Felsplatten geht es auf einem Rundweg den Canyons entlang. Kleine Steinhaufen markieren den Weg. Ein älteres Ehepaar spricht uns an und ist freudig überrascht, dass wir aus der Schweiz stammen, denn sie haben Verwandte in Rorschach, die sie auch schon besucht haben. Bereits gestern wurden wir im Waschsalon von einem älteren Herrn, dessen Grossmutter aus München stammte, auf unsere Sprache angesprochen. Nach einem Schwatz hat er sich bedankt, dass wir sein Land besuchen.
Nach der Wanderung fahren wir ausserhalb des Nationalparks, wo der Campingplatz immer noch auf Wochen ausgebucht ist, auf öffentliches Land zum Übernachten. Obwohl viele der Stellplätze schon belegt sind, finden wir dann doch noch einen ebenen Platz.
Eigentlich hätten wir den Mesa Verde Nationalpark noch gerne besucht. Das ist der einzige Park dessen Ziel nicht der Schutz der Natur, sondern von Überresten menschlicher Zivilisation ist. Es handelt sich um die Ruinen Siedlungen der Pueblo People, die auf über 2000 Metern errichten wurden. Der Park ist deshalb ab Ende Oktober geschlossen.
Ganz in der Nähe befindet sich aber noch das National Monument «Canyons of the Ancients». Das Gebiet hat eine Fläche von 663 Quadratkilometern und wurde von Bill Clinton im Jahr 2000 als Nationales Monument unter Schutz gestellt. Hier befindet sich die grösste Anzahl archäologischer Ausgrabungsstätten in den USA. Mittlerweile sind über 8000 Objekte menschlicher Aktivität identifiziert. Wir besuchen den «Painted Hand Pueblo». Die Ruine eines Steinturmes ist über einen gut markierten, aber steilen und steinigen Pfad erreichbar. Das benachbarte «Cuttraot Castle» ist nur über eine sehr schlechte 4x4 Strasse erreichbar. Deshalb ist dieser Ausgrabungsort vermutlich auch nur auf unserer Karte eingetragen, aber nicht ausgeschildert. Uns hat es auf jeden Fall zu viele grosse Steine und Absätze auf der Piste, so dass wir umdrehen. Dafür geht es jetzt zum Hovenweep National Monument, dass ebenfalls zum «Canyons of the Ancients» gehört. Hier können wir zum Einen auf dem Campingplatz übernachten und zum Anderen die Ruinen aus der Zeit um 1200 nach Christus auf einer kurzen Wanderung um den Canyon besuchen.
Am nächsten Morgen müssen wir erst einmal Erste Hilfe leisten. Ein Deutsches Ehepaar, hat eine leere Starterbatterie. Die beiden sind im Wohnmobil ihres Sohnes, der in Kanada lebt, unterwegs. Wir haben ein Starterkabel bei uns, müssen allerding zuerst in der Gebrauchsanleitung erst einmal nachschauen, wie wir die Kabel für die Starthilfe anschliessen müssen. Unsere Starterbatterie ist im Fussbereich der Fahrerkabine verbaut, im Motorraum gibt es aber einen gut markierten Pluspol und einen Anschluss für die Masse. So ist es dann gar keine Hexerei und der Motor brummt wieder. Und für uns war es eine praktische Übung, falls wir selber einmal auf Starthilfe angewiesen wären.
In Bluff besuchen wir beim Visitor Center das Bluff Fort, eine nachgebaute Pioniersiedlung, wie sie 1880 von einer Gruppe von 250 Mormonen hier errichtet wurde. Während einem sechsmonatigen Treck mit Planwagen waren etliche Herausforderungen zu meistern. Das Meisterstück war aber sicher der 600 Meter Abstieg durch «The Hole in the Rock» in die Schlucht des Colorado River. Die schmale und steile Rinne vom Hochplateau hinunter zum Fluss musste mit Dynamit verbreitert werden, damit die Wagen passieren konnten. Schliesslich konnten alle Pferde und Wagen sicher zum anderen Ufer gebracht werden. Auf einem Gedenkstein im Bluff Fort sind die Namen aller Pioniere aufgeführt und in den nachgebildeten Blockhäusern wird die Geschichte einzelner Gemeindemitglieder mit Audioaufnahmen in mehreren Sprachen, darunter auch Deutsch, erzählt. Auch Fotos der kinderreichen Familien sind erhalten geblieben.
Bevor es weiter geht, fahren wir zur Tankstelle. Diese hat zwar keinen Diesel. Trotzdem dürfen wir den fast leeren Wassertank kostenlos auffüllen. Als kleines Dankeschön kaufen wir im kleinen Laden mit magerem Sortiment ein paar Kleinigkeiten für unsere Vorräte.
Wenige Kilometer nach Bluff zweigt eine ungeteerte Strasse ab ins «Valley of the Gods». Auf 17 Meilen windet sich die Strasse durch das Tal. Immer wieder gibt es spektakuläre Ausblicke auf verschiedene Sandsteinformationen. Diese sind mit Namen versehen, die Bezug auf ihre Form nehmen. Die «Lady im Badezuber» (Lady in the Bathtub», «Seven Sailors», “Rooster Butte” oder “Battleship Rock” sind nur einige. Ein Wechsel von Gewitterwolken und Sonnenschein sorgt für ein tolles Spiel von Licht und Schatten. Und hoffentlich tollen Fotos.
Die Route ist eigentlich als gut befahrbar deklariert, trotzdem gibt es einige, zwar ausgetrocknete, aber ziemlich ausgewaschene Bachläufe mit hohen Felsstufen zu überwinden. Ordentliche Bodenfreiheit ist sicher von Vorteil. Am Strassenrand liegt daher auch der eine oder andere Frontspoiler, der die Fahrt nicht überstanden hat.
Im Tal, auf öffentlichem Land, gäbe es einige schöne Übernachtungsplätze. Wir fahren aber weiter bis zum «Goosenecks State Park». Hier hat der San Juan River gleich mehrere, eng beieinander liegende, Schlaufen tief in den Untergrund gegraben. Hier gibt es auch einen kleinen Campingplatz auf dem wir für nur 10 USD übernachten können.
Unser nächstes Highlight ist das Monument Valley. Den älteren Semestern sicher noch bekannt aus den alten Western Filmen mit John Wayne, wo sich Kavallerie und Indianer rund um die markanten Sandsteinformationen heftige Gefechte lieferten.
Zuerst gibt es aber einen kurzen Halt bei Mexican Hat, wo ausserhalb der kleinen Siedlung, eine Sandsteinformation mit dem gleichen Namen schon von der Strasse aus zu sehen ist. Tatsächlich erinnert der rote Fels an einen Sombrero. Die typisch mexikanische Kopfbedeckung mit der breiten Hutkrempe.
Wir sind zeitig unterwegs und bis zum Monument Valley sind es nur noch wenige Meilen. Wir biegen deshalb von der Hauptstrasse ab auf eine Nebenstrasse, die Navajo Route 6440. Wir befinden uns ja im Reservat der Navajo People. Dabei handelt es sich um das grösste Reservat der USA, etwa in der Grösse des deutschen Bundeslandes Bayern. Das Gebiet gilt, wie in allen Reservaten, als privat Besitz und darf ohne Bewilligung der Stammesführung nicht betreten werden. Das Befahren der Strassen, auch der Indianer Strassen, ist hingegen erlaubt. Trotzdem fühlen wir uns als Eindringlinge, denn die «Bleichgesichter» sind bei vielen Nachkommen der Ureinwohner nicht beliebt. Etwas erstaunt sind wir über Unmengen an Flaschen und Getränkedosen, die entlang der Route offenbar einfach aus den fahrenden Autos geworfen wurden. Das widerspricht eigentlich dem Bild der naturverbundenen und ihr Land achtenden First Nation. Tatsächlich ist es so, dass in den Reservaten häufig Probleme mit Alkohol- und Drogensucht bestehen. Dies, obwohl der Verkauf von alkoholischen Getränken nicht erlaubt ist. Schliesslich erreichen wir in einem grossen Bogen die Hauptstrasse. Von dieser Seite ist jetzt auch ein Schild angebracht, dass es sich um ein lokales Wohngebiet handelt und Touristen nicht erwünscht sind.
Durch unseren Umweg haben wir den «Forest Gump Point» verpasst. Das ist die Stelle im Film, wo Forst Gump seine Läuferphase beendet und umdreht.
Bald erreichen wir das «The View Hotel» im Monument Valley. Hier haben wir auf dem angegliederten Campingplatz einen Stellplatz reserviert. Das beliebte Touristenziel wird von den Navajo verwaltet und kann nur gegen eine Gebühr von 8 USD pro Person besucht werden. Die Mitarbeiterin im Tickethäuschen ist der Ansicht, dass unser Fahrzeug für den Scenic Drive hinunter ins Tal zu gross sei. Dies, obwohl wir über Allradantrieb und genügend Bodenfreiheit verfügen. Ausserdem sind wir weder länger, noch breiter als ein hier üblicher Pickup. Der 17 Mile Scenic Drive ist der einzige Bereich im Monument Valley, der mit dem eigenen Fahrzeug und ohne Navajoführer befahren werden darf.
Ich frage nochmals an der Reception des Campingplatzes betreffend der Fahrt ins Tal. Die junge Dame meint, dass die grossen amerikanischen Wohnmobile auf der Route nicht erlaubt sind. Es liege aber in unserer Verantwortung, wenn wir es mit unserem Sprinter versuchen wollen. Wir müssten uns einfach bewusst sein, dass wir nicht auf Hilfe zählen können, falls wir stecken bleiben. Die Gebühr für den Scenic Drive könnten wir im Visitor Center beim Souvenirshop bezahlen. Am Informationsschalter ist dann allerdings niemand anzutreffen und auch im Shop bekommen wir keine Unterstützung.
Wir fahren deshalb hinunter ins Tal, ohne die Gebühr zu bezahlen. Wie erwartet ist die Strasse für unser Fahrzeug kein Problem. Da haben andere mit der Anfangs steilen und ausgewaschenen Strasse mit ihren Personenwagen bedeuten grössere Mühe.
Es wäre tatsächlich schade gewesen, wenn wir die Route nicht hätten fahren können. Die Landschaft mit den gewaltigen Tafelfelsen ist einfach fantastisch. Wer noch weiter ins Tal hinein will, kann dies nur mit einer geführten Tour im Fahrzeug oder zu Pferd tun. Wir hatten bei unserm letzten Besuch vor 10 Jahren einen Ausflug zur Hunts Mesa unternommen. Von dort, auf der Erhebung ganz am Ende des Tales lässt sich das ganze Monument Valley überblicken. Der Ort ist sehr beliebt für Fototouren bei Sonnenuntergang. Auch das Foto auf der Startseite unserer Webseite wurde dort aufgenommen.
Antelope Canyon, Horseshoe Bend, Sunset Crater Loop, Meteor Crater, Petrified Forest, Painted Desert, Canyon de Chelly, Chaco Canyon , Bisti Wilderness Area
Nächste Station ist Page am Lake Powell. Die Stadt wurde 1957 mit dem Bau des Glen Canyon Staudammes gegründet. Mit dem Upper und dem Lower Antelope Canyon, dem Horseshoe Bend und dem See bietet die Stadt viele Sehenswürdigkeiten.
Vorher machen wir aber noch einen Abstecher zum Navajo National Monument. Schon bei der Anfahrt beeindruckt die tolle Schluchtenlandschaft. Beim Visitorcenter besuchen wir die Ausstellung zu den im Canyon befindlichen Pueblo-Ruinen. Diese Siedlungen wurden nur etwa während 150 Jahren bewohnt. Eine 20-jährige Dürre war für die naturverbundenen Einwohner Anlass, den Ort zu verlassen. Erst auf dem Spazierweg der zum Aussichtspunkt führt, von wo die Siedlungsreste am Fuss der Felsen eingesehen werden können, realisieren wir, dass wir schon vor 10 Jahren hier waren.
Auf der Aussichtsplattform lernen wir auch einen Amerika-Schweizer kennen, der ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Bereits die Eltern sind aus dem Aargau und dem Fürstentum Liechtenstein nach Amerika ausgewandert. Er ist in den USA geboren. Trotzdem spricht er ordentlich Schweizerdeutsch.
Kurz vor Page wollen wir uns bei einem der Anbieter für Touren in den Antelope Canyon über die Angebote informieren. Die nächste Tour findet in einer Stunde statt und so buchen wir gleich. Der Preis von etwa 80 USD pro Person scheint uns angemessen.
Zusammen mit einem Deutschen, der nach Texas ausgewandert ist und einer Gruppe von 8 Indern die in North Caroline leben fahren wir mit unserem Gide auf einer holprigen Sandpiste zum Eingang des Upper Canyon. Es gibt im ganzen Südwesten der USA eine ganze Reihe von sogenannten Slot Canyons. Die schmalen Schluchten führen in der Regel kein Wasser, können aber bei Gewittern und starken Regenfällen zur tödlichen Falle werden. Denn in den engen Schluchten steigt das Wasser schnell meterhoch und dann gibt es kein Entrinnen. So sind auch vor Jahren im Lower Antelope Canyon etliche Touristen ums Leben gekommen.
Unser Navajo-Führer Anthony zeigt uns viele interessante Details in der verwinkelten Schlucht und macht mit den Smartphones der Gruppenmitglieder Fotos mit tollen Effekten. An der einen Stelle bilden die vom Wasser geformten Wände in einem bestimmten Winkel ein Herz, an einem anderen Ort einen Haifisch.
Die Schucht ist zwar nur etwa 200 Meter lang, die bizarren Formen der steilen Wände und das einfallende Licht bieten aber so viele Eindrücke, dass man sich kaum sattsehen kann.
Auf dem Rückweg erfahre ich von einem der älteren Inder, dass dieser früher für eine Indische Firma oft in Basel war. Dort hat er mit CIBA-GEIGY gearbeitet, wo ich von 1974 – 1977 die Lehre gemacht habe. Er hat wie ich im Bereich Pigmente und Farbstoffe gearbeitet. Es gibt immer wieder erstaunliche Zufälle.
Heute übernachten wir auf einem Campingplatz in Page und warten auf die Resultate der Präsidentenwahl. Wie erwartet, zeichnet sich ein Sieg für Donald Trump ab. Das werden sicher vier interessante Jahre mit einigen Herausforderungen für Europa und die Welt.
Eigentlich würden wir gerne die Sandsteinformation «The Wave» besuchen. Die zweifarbige, rot-weiss gestreifte Sandsteinwelle befindet sich in einer abgelegenen Gegend im Vermilion Cliffs National Monument und wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt. Allerdings ist der Besuch streng reglementiert und die Anzahl Besucher ist limitiert. Die Permits werden per Los zugeteilt. Ein Teil der Kontingente wird schon Monate zum Voraus verteilt. Der Rest wird kurzfristig zugelost. Wir haben es versucht, hatten aber kein Glück.
Deshalb besuchen wir heute nach dem grossen Wocheneinkauf den Horseshoe Bend. Dabei handelt es sich um eine Flussschlaufe des Colorado River, der sich tief in den roten Sandstein gegraben hat und als beliebtes Fotosujet dient. Bei unserem letzten Besuch vor 10 Jahren war der Besuch noch kostenlos. Seit einigen Jahren wurde der viel zu kleine Parkplatz durch einen Grösseren ersetzt und kostet für ein Wohnmobil jetzt 10 USD. Dafür führt der Weg nicht mehr über eine hohe Sanddüne, sondern bequem, auf einem breiten, befestigten Wanderweg ohne Steigung, um die Düne herum. Am Aussichtspunkt gibt es jetzt ein stabiles Geländer, so dass auch Leute mit Höhenangst gefahrlos nahe am Abgrund stehen können um die Hufeisenform der Schlucht sehen zu können.
«The Wave» können wir zwar nicht erwandern, trotzdem fahren wir auf der «House Rock Valley Road», am Fuss des Vermilion Cliffs National Monuments zum Ausgangspunkt der Wanderung und dann weiter bis zum Ende des Tales. Die Strasse ist, hauptsächlich im Mittleren Abschnitt in schlechtem Zustand und von tiefen Spurrinnen durchzogen. Bei starkem Regen ist hier alles aufgeweicht und die Strasse für die meisten Fahrzeuge unpassierbar. Einige Meilen bevor wir den Highway 89 erreichen, ist die Piste wieder besser unterhalten. Hier gibt es nämlich eine Beobachtungsstation um nach den hier ausgesetzten Kondoren Ausschau zu halten. Einige hartgesottene Vogelfreunde harren auch jetzt, im eiskalten Wind, mit Fernrohren und Feldstechern aus. Allerding sind im Moment keine der grossen Vögel auszumachen.
Kurz bevor wir den Highway 89A wieder erreichen suchen wir uns etwas abseits der House Rock Road einen Übernachtungsplatz. Erwähnenswert wäre auch einmal der prächtige Nachthimmel. Weit abseits grösserer Siedlungen und bei Neumond zeigt sich uns immer wieder ein prächtiger Sternenhimmel. Die Milchstrasse ist in einer Deutlichkeit zu erkennen, wie wir es zu Hause noch nie erlebt haben. Dazu kommt dann oft noch das Heulen der Kojoten in der Dunkelheit. Jetzt im November müssen wir auch gar nicht mehr bis spät in der Nacht warten um das alles zu erleben, denn um 18 Uhr ist es bereits so dunkel, dass man ohne Taschenlampe die Hand vor Augen nicht mehr sieht.
Nach einer eiskalten Nacht müssen wir erst einmal die Reifen wieder auf Normaldruck aufpumpen. Auf der holprigen Piste gestern haben wir den Reifendruck wie üblich reduziert.
Am Marble Canyon, wo die Navajo Brücken die Schlucht des Colorado River überqueren machen wir beim Informationszentrum Halt. Die ältere der beiden Stahlkonstruktionen wurde am 12. Januar 1929 dem Verkehr übergeben. Heute dient sie als Fussgängerbrücke für die Touristen, die einen Blick in die 143 Meter tiefe Schlucht mit den senkrechten Wänden werfen wollen. 1993 wurde mit dem Bau der neuen Brücke begonnen, die den Anforderungen des modernen Verkehrs gewachsen sein soll. Die alte Brücke war nur 5.5 Meter breit und hatte eine Belastbarkeit von 36 Tonnen. Die beiden Brücke verlaufen jetzt parallel zueinander in nur wenigen Metern Abstand.
Heute scharen sich die Besucher um einen Wildhüter, der mit einer Ortungsantenne am Brückengeländer steht. Auf den Trägern der neuen Brücke hat sich nämlich ein Kondor Paar niedergelassen. Von hier können die Tiere ohne viel Kraftaufwand abheben und ihre Kreise am Himmel ziehen.
Wir machen noch einen Abstecher zu Lees Ferry. Vor dem Bau der ersten Brücke konnte der Colorado hier mit einer dampfbetriebenen Fähre überquert und die Schlucht überwunden werden. Heute sind es Schlauchboote für Touristenfahrten die hier zu Wasser gelassen werden.
Auch Gold wurde an dieser Stelle gesucht, allerdings mit wenig Erfolg. Heute verrostet noch die Dampfmaschine im Ufersand, die zum Betrieb der Pumpen genutzt wurde, mit denen das vermeintlich goldhaltige Material von den Hängen gespühlt wurde. Zurück blieb der felsige Untergrund, der dank verschiedener Mineralien in allen Farben schimmert.
Kurz nach dem Marble Canyon mündet die 89A in den Highway 89 der von Page her kommt. Jetzt ist es vorbei mit gemütlich bummeln, denn nun sind wir auf einer wichtigen Verkehrsader nach Flagstaff und Phoenix mit viel Schwerverkehr.
Kurz vor Flagstaff biegen wir ab zum Wupatki National Monument. Nachdem auf der Fahrt nach Süden die ohnehin spärliche Vegetation fast vollständig verschwunden ist und einer wüstenähnlichen Erosionslandschaft Platz gemacht hat, befinden wir uns jetzt in einer Region, die durch zahlreiche Vulkankegel geprägt wird. Bei einem kurzen Spaziergang auf den Doney Mountain, der vor etwa 30'000 Jahren entstanden ist, vertreten wir uns die Beine. Während sich im Westen die schneebedeckten Gipfel der San Fancisco Mountains, ebenfalls Vulkane, erhaben, breitet sich im Osten die Painted Desert aus.
Im Visitor Center des des Wupatki National Monument müssen wir unseren Nationalpark Pass, wie immer zusammen mit einem Ausweis, vorweisen. Heute geschieht, was wir schon länger befürchtet haben. Der Ranger wird nämlich stutzig wegen unserer CH-ID. Die Senior-Karte für 20 USD ist ja nur für US-Bürger und Bewohner der USA gedacht. Touristen zahlen für die Jahreskarte 80 USD. Wir versichern dem Mann, dass uns die Karte von der Rangerin im Denali Park förmlich aufgedrängt wurde und wir mehrmals darauf hingewiesen haben, dass wir weder in den USA wohnen, noch US-Bürger sind. Der Ranger glaubt uns, möchte und aber als Gegenleistung einige Fragen zur Schweiz stellen. Darauf lassen wir uns natürlich gerne ein.
Schliesslich machen wir dann auch noch einen Spaziergang durch die Pueblo-Ruinen vom Wupatki. Diese wurden um das Jahr 1100, kurz nach dem Ausbruch des nur wenige Kilometer entfernten Sunset Crater im Jahre 1064/65 errichtet. Die Siedlung beim Visitor Center wurde von etwa 100 Personen bewohnt, die hier auf dem fruchtbaren vulkanischen Boden Mais, Kürbis und Bohnen anbauten. Auf dem 140 Quadratkilometer grossen Schutzgebiet des Wupatki National Monument wurden fast 2600 prähistorische Fundstellen entdeckt.
Der Campingplatz im Park hat bereits Winterpause. Wir übernachten deshalb ausserhalb des Schutzgebietes zwischen Wachholderbüschen.
Bevor wir die US89 wieder erreichen, durchqueren wir das Sunset Crater National Monument. Dieses Schutzgebiet gilt dem 2350 Meter hohen Sunset Krater. Dieser ist beim letzten grossen Vulkanausbruch in der Gegend vor etwa 1000 Jahren entstanden. Das Besteigen des Vulkankegels ist heute verboten. Dadurch soll der Natur die Möglichkeit gegeben werden, sich von den Belastungen durch menschliches Handeln der letzten Jahre zu erholen. Die aus lockerem Lavagranulat bestehenden Bergflanken waren nämlich noch bis in die 1970er Jahre kreuz und quer von Trampelpfaden durchzogen. Dafür gibt es am Fuss des Berges verschiedene gut ausgebaute Spazierwege durch die Lavafelder mit interessanten Informationstafeln zum Vulkanismus.
Bis nach Flagstaff sind es jetzt nur noch wenige Meilen. Wir fahren ins überschaubare Zentrum der mit 80'000 Einwohnern eher kleinen Stadt. Da Elsbeth wieder einmal zum Friseur möchte, müssen wir uns bis zum Termin die Zeit vertreiben. In der Stadtbibliothek haben wir die Möglichkeit von Führerscheinen und Fahrzeugausweis Kopien anzufertigen. Diese werden wir für den Grenzübertritt nach Mexico brauchen. Auch hier erleben wir die Amerikaner als äusserst freundlich und hilfsbereit. In einem Sportgeschäft erkundigen wir uns nach einem «Schlangenbiss Kit». In unserem Reiseführer wird nämlich empfohlen bei Wanderungen eines mitzuführen. Hier in Flagstaff wird das allerdings nicht im Sortiment geführt. Zu dieser Jahreszeit sind die Klapperschlangen hier ohnehin nicht mehr aktiv. Weiter südlich, in Phoenix, sollen wir uns dann aber nochmals in einem Outdoorshop informieren.
Uns fällt hier auch auf, dass kaum Drogenabhängige oder Obdachlose und nur wenige Bettler anzutreffen sind.
Schliesslich bekommt Elsbeth ihren Haarschnitt und wir verlassen die Stadt wieder in Richtung «Twin Arrows Casino». Hier auf dem grossen Parkplatz darf nämlich kostenlos übernachtet werden.
Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass am späten Abend auch ein oranger Camper mit NL-Autokennzeichen angekommen ist. Es handelt sich dabei um ein Paar, welches wir schon im September auf der Fähre von Bella Coola nach Port Hardy getroffen haben.
Nur wenige Meilen vom Casino entfernet gibt es einen Meteoriten Krater, den wir heute als erstes besuchen. Das Gebiet befindet sich in Privatbesitz und wir müssen deshalb Eintritt bezahlen. Im Visitor Center ist dafür alles sehr professionell aufgezogen. Ein 10 minütiger Film informiert zuerst über die Entstehung und die spätere Erforschung des 120 Meter tiefen Kraters, der von einem Wall umgeben wird, der sich bis zu 60 Meter über das umliegende Plateau erhebt. Der Durchmesser beträgt etwa 1200 Meter.
Lange wurde auch von der Wissenschaft angenommen, dass es sich um einen Vulkankrater handelt. Tatsächlich entstand der Krater vor etwa 50'000 Jahren durch den Einschlag eines Eisenmeteoriten von etwa 50 Metern Durchmesser. Der Bergbauunternehmer Barringer versuchte im Innern des Kraters den Metallkern zu finden. Allerdings ohne Erfolg, denn der grösste Teil des Himmelskörpers war beim Einschlag verdampft. Ein Eisen-Nickel-Fragment wurde erst später ausserhalb des Kraters entdeckt und ist im Visitor Center ausgestellt. Im Krater wurden die Raumanzüge für die Apollo 11 Mission getestet.
Nächster Programmpunkt ist der Petrified Forst National Park und die Painted Desert. Im südlichen Teil des Parks wurde im Sedimentgestein zahlreiche Fossilien gefunden. Ausserdem gibt es ausgedehnte Fundstätten von verkieseltem (versteinertem) Holz. Die bis zu einem Meter dicken Baumstämme liegen massenhaft herum und schimmern in allen Farben. Spazierwege führen durch die versteinerten Wälder. Im Nationalpark ist es wie üblich verboten Versteinerungen zu sammeln. Allerding werden im Souvenirshop polierte Holzstücke verkauft, die auf Privatgrund gesammelt wurden. Auch ausserhalb des Parks können Erinnerungsstücke gekauft werden.
Im nördlichen Teil des Parks, der Painted Desert hat die Erosion eine bunte Landschaft geschaffen. Durch verschiedene Mineralien leuchten die Hügel in allen möglichen Farben.
Wir übernachten abseits des Highways am Rand einer ausgefahrenen Piste. Diese hat zwar vom Highway eine eigene Ausfahrt. Wird aber, so wie es aussieht nur als Zufahrt zu den umliegenden Ranches genutzt. Ausserdem führt sie zu einem nicht mehr unterhaltenen alten Abschnitt der historischen Route 66.
Am nächsten Morgen wollen wir schauen, ob wir auf der Route 66 weiter nach Osten fahren können. Zuerst macht der alte Asphaltbelag noch einen ordentlichen Eindruck. Nach einer Abzweigung zur Sweetwater Ranch ist dann aber bald Schluss. Die Strasse wurde bei einem Hochwasser teilweise weggespült, so dass wir uns gezwungen sehen umzukehren und zum Highway zurückzukehren.
Es gibt ausser der Interstate 40 keine durchgehende Ost-West-Verbindung. Selbst Fahrradfahrer müssen auf der zweispurigen Schnellstrasse, wo auch Lastwagen mit 65 Meilen pro Stunde fahren (105 km/h) dürfen auf dem Seitenstreifen pedalen.
Endlich können wir die Rennstrecke verlassen und fahren wieder gemächlich mit 80 km/h nach Norden zum Canyon de Chelly. Bei einem Zwischenstopp in Burnside füllen wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf. Wir befinden uns immer noch im Reservat und sind hier im Supermarkt als einzige «Bleichgesichter» die Exoten.
Schon kurz nach Mittag sind wir beim Visitor Center. Der Canyon befindet sich zwar im Navajo Reservat, wird aber als «National Monument» vom National Park Service verwaltet.
Auf dem nahegelegenen Campingplatz checken wir für zwei Nächte ein. Da wir noch genügend Zeit haben um den Canyon zu erkunden, setzen wir uns für den Rest des Nachmittags an die Sonne.
Erst am nächsten Morgen machen wir uns auf, die Südseite des Canyon zu erkunden. Die Strasse führt dabei von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Auf den Parkplätzen haben sich oft auch Angehörige des Navajo Volkes platziert und versuchen Schmuck, Töpferwaren oder Malereien zu verkaufen. Von den Outlooks bieten sich spektakuläre Ausblicke in die Schlucht mit den senkrechten, mehrere hundert Meter hohen Sandsteinwänden. Unter überhängenden Felsen sind verschiedene Siedlungsruinen der Pueblo Indianer zu erkennen. Immer noch gibt es Familien, die zumindest Zeitweise im Canyon leben und ihre Felder bestellen. Von hier oben wirkt alles so friedlich und ruhig, obwohl sich mit der Besiedlung durch die europäischen Einwanderer hier Kämpfe und Massaker zugetragen haben.
Schliesslich erreichen wir das Ende der asphaltierten Touristenstrasse und das Wahrzeichen des Canyon de Chelly, den Spider Rock, zwei etwa 240 Meter hohe Felsnadeln.
Für den Nachmittag buchen wir eine Tour in die Schlucht. Es ist nämlich nicht erlaubt, dieses Gebiet ohne einheimischen Führer zu betreten. Mit alten Pinzgauern der Schweizer Armee geht es auf dem sandigen Talgrund tief in die Schlucht hinein. Gemäss unserem Fahrer David, wird die Piste aus Kostengründen von der Parkverwaltung nicht mehr unterhalten und ist in erdenklich schlechtem Zustand. Da sind die 6x6 Fahrzeuge aus den 70er Jahren genau das Richtige. Jetzt können wir die Ruinen der teilweise über 1000 Jahre alten Siedlungen, sowie Felszeichnungen und Felsritzungen aus der Nähe betrachten. Auch das Navajo Fortress, ein 300 Meter langer, freistehender Fels mit senkrechten Wänden ist sehr beeindruckend. Dort haben sich 1860 mehrere hundert Navajo während drei Monaten verschanzt und den amerikanischen Truppen Widerstand geleistet, bis sie sich ergeben mussten und nach New Mexico deportiert wurden.
Gemäss David leben immer weniger Navajos im Tal, denn im Sommer ist es extrem heiss und im Winter, wenn die Sonne kaum noch den Talgrund erreicht, eisig kalt. Trotzdem kann sich eine Navajofamilie, die hier leben möchte, nicht einfach hier niederlassen. Das Land gehört zwar dem Stamm, es müssen aber alle Nachbarn damit einverstanden sein, wenn jemand ein Grundstück neu besiedelt.
Es ist jetzt Dienstag, der 12. November 2024. Auf der gestrigen Tour in den Canyon hat uns jemand noch den Chaco Canyon zur Besichtigung empfohlen. Der Canyon selber ist nicht so spektakulär wie andere. Dafür können einige interessante Pueblo-Ruinen besichtigt werden.
Bei blauem Himmel aber eisig kaltem Wind fahren wir aber erst noch entlang der Nordseite des Canyon de Chelly. Hier gibt es drei Aussichtspunkte. Beim Ersten, dem Antelope House Overlook ist, neben den Antelope House Ruinen, der Felsen «Navajo Fortress» besonders gut zu sehen. Danach folgt der Mummy Cave Overlook, wieder mit Blick auf eine verfallene Siedlung. Als letztes fahren wir zum Massacre Cave Overlook. Dieser erinnert an die 115 Navajos, die 1805 durch spanische Soldaten entdeckt und anschliessend erschossen wurden.
Jetzt geht es durch das Navajo Reservat erst einmal Richtung Süden bis nach Gallup. Hier, im grossen Walmart Supercenter kaufen wir ein und ich lasse mir einen neuen, dringend notwendigen, Haarschnitt verpassen. Dazu nutzen wir auch noch die günstigen Treibstoffpreise und tanken für 3.12 USD pro Gallone voll.
Übernachtungsplätze sind jetzt, entlang der Interstate 40 rar. Wir versuchen es im Cibola National Forest, finden aber nichts das uns zusagt. Es muss hier in den letzten Tagen kräftig geregnet und geschneit haben, denn die Übernachtungsplätze entlang der Forststrasse sind alle ziemlich durchnässt.
Wir entschliessen uns daher gleich bis zum Chaco Canyon durchzufahren. Das dauert dann aber länger als erwartet, denn die letzten 20 Meilen auf dem Chaco Canyon Road haben es in sich. Die Strasse nennt sich zwar Highway 54, in Tat und Wahrheit handelt es sich aber um eine Naturstrasse. Durch den Regen der letzten Tage ist die Piste von tiefen Furchen durchzogen. Dadurch kommen wir nur langsam voran. Als wir beim Visitor Center ankommen, ist dieses bereits geschlossen und es wird schon dunkel. Auf dem Campingplatz des «Chaco Culture National Historical Park», so die korrekte Bezeichnung, belegen wir einen der freien Plätze. Die Gebühr werden wir dann am nächsten Morgen im Visitor Center bezahlen.
Heute wollen wir den Chaco Canyon erkunden. Zuerst zahlen wir aber wie vorgesehen die Gebühr für den Campingplatz. Dabei haben wir erneut Probleme mit unserem Senior Nationalpark-Pass. Wir wollen jetzt das Problem definitiv lösen und können uns mit der Rangerin einigen, dass wir die 60 USD Differenz zur normalen Karte nachzahlen. Es ist ja immer noch ein äusserst attraktives Angebot. 80 USD für eine Jahreskarte für ein Fahrzeug inklusive vier Personen, wenn man bedenkt, dass ein Einzeleintritt in einen Nationalpark 30 USD kostet.
Wir erkundigen uns noch danach, ob die Strasse vom Park nach Osten in besserem Zustand ist, als die Südzufahrt. Die Rangerin meint, dass den Touristen von der Nutzung der südlichen Strasse abgeraten wird. Die östliche Strecke ist wesentlich besser in Stand gesetzt. Für uns kommt die Warnung allerdings zu spät.
Im Park sind die Überreste mehrerer präkolumbianischer Siedlungen zu besichtigen. Gleich sechs sind an der Nordwand des Canyons aufgereiht. Die festungsähnlichen dicken Mauern der mehrstöckigen Häuser umschliessen bis zu 800 Räume. Der Pueblo Bonito, das umfangreichste «grosse Haus», galt bis zur Einführung von Stahlträgern im Jahre 1898, als das grösste Bauwerk Nordamerikas. Alle Siedlungen wurden um 1000 bis 1250 bewohnt. Allerdings je nach Komplex nur zwischen 50 und 150 Jahre, dann wurden die Gebäude verlassen und dem Verfall preisgegeben.
Auf dem Wanderparkplatz, dort wo die Ringstrasse auf die Südliche Talseite wechselt und zum Visitor Center zurückführt, machen wir uns für eine Wanderung parat. Nach einer eisig kalten Nacht ist es jetzt angenehm warm und ideal für etwas Bewegung. Aus Sicherheitsgründen ist für Wanderungen ein kostenloses Permit erforderlich. Das heisst, man muss sich entweder im Visitor Center, oder am Ausgangspunkt der Wanderung in eine Liste eintragen und die geplante Route angeben. Besonders im Sommer, wenn es hier sehr heiss und trocken ist, kann das sinnvoll sein.
Wir wandern im Talgrund dem Ende des Canyons entgegen. Nach etwa einer Stunde kommt uns ein Wanderer entgegen und informiert uns, dass der Bach der noch vor uns liegt, bis zu den Knien Wasser führt und die Ufer extrem «muddy» sind. Er habe jetzt 10 Tage auf dem Campingplatz verbracht, 5 davon im Schnee. Das erklärt auch den schlechten Zustand der Zufahrt zum Park aus dem Süden. Wir gehen noch ein Stück und drehen dann um. Mit den Spaziergängen in den Ruinen haben wir dann doch fast 12 Kilometer zurückgelegt.
Wir entschliessen uns, noch einen weitere Nacht im Canyon zu bleiben. Im Visitor Center bezahlen wir die Campinggebühr und loggen uns ins WLAN ein um Mail und News zu checken. Auf dem Zeltplatz gibt es nämlich, wie so oft, kein Netz und somit auch kein Internet. Ideale Voraussetzungen um das Smartphone eine Weile beiseite zu legen.
Unsere Nachbarn auf dem Platz stellen sich vor. Das Paar stammt aus San Diego und ist, wie wir den Dempster Highway nach Tuktoyaktuk gefahren und hat Kanada bis nach Osten durchquert. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Hause. Von den beiden erhalten wir einige wertvolle Tipps zu unserem geplanten Aufenthalt in Mexico. Denn auch sie werden ab März einige Zeit auf der Halbinsel Baja California verbringen. Dann werden die Wale in den Buchten ihre Jungen zur Welt bringen. Das sollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.
Wir sind auf die Bisti / De-Na-Zin Wilderness aufmerksam geworden. Das Schutzgebiet liegt etwas nördlich des Chaco Canyon. Allerdings ist das Erosionsgebiet, welches mitten im Navajo Reservat liegt nur auf Umwegen zu erreichen. Wir fahren also zuerst nach Osten auf den Highway 550. Die Strasse auf dieser Seite des Chaco Canyon ist tatsächlich in wesentlich besserem Zustand. Es gibt zwar einige Waschbrett-Passagen, die sind aber kein Problem.
Da wir, um unser Fahrzeug zu schonen, langsam unterwegs sind, wollen wir einen Mercedes Sprinter Campervan überholen lassen. Dieser hält aber auf unserer Höhe an und der Fahrer fragt uns woher in der Schweiz wir kommen. Er habe nämlich einen Freund in Richterswil. Wenn er geschäftlich in Zürich ist und die Firma zahlt, würde er immer im Hotel Storchen an der Limmat wohnen. Nach einem kurzen Schwatz verabschiedet er sich und wünscht uns eine gute Reise.
Zuerst auf der 550 nach Norden und auf der 371 wieder nach Süden gelangen wir zum Bisti Wanderparkplatz. In den «Badlands» gibt es zahlreiche interessante Felsformationen. Allerdings gibt es in der «Wilderness Area» keinerlei Wegmarkierungen. Es sind zwar im lehmigen Untergrund die Fussspuren der letzten Tage zu sehen, ein ausgetretener Pfad ist allerdings keiner zu erkennen. Bei starkem Regen, wie vor ein paar Tagen werden die Fusspuren wieder weggespült.
Wir nehmen also unseren IPad mit der App MapOUT zur Hand und wandern nach Karte. Zuerst geht es zu den Chocolate Hoodoos. Das sind kegelförmige, schwarze Erdpyramiden die durch Erosion entstanden sind. Auf der Spitze liegen Steine aus weniger gut erodierbarem Material.
Wenig später gesellt sich eine Wanderin zu uns, die das Gebiet kennt und gibt uns Empfehlungen ab, was wir uns noch anschauen sollen.
So geht es zu weiteren Hoodoos, etwas weiter im Norden. Diese sind aber nicht dunkel, sondern aus rotem und weissem Material. In den immer noch feuchten und rutschigen Lehm- und Schuttkegeln müssen wir Acht geben, dass wir nicht ausrutschen und hinfallen.
Mir der App finden wir problemlos zur «Alien Women», dem «Valley of Bones», dem «Bisti Rock Garden» und den «Cracked Eggs». Diese Sandsteingebilde ähneln wirklich zerbrochenen Eiern.
Nach fast 10 Kilometern durch diese faszinierende Landschaft kehren wir zum Parkplatz zurück, wo wir auch die Nacht verbringen werden.
Los Alamos, Bandelier NM, Santa Fe, Roswell, Carlsbad Caverns NP, Big Bend NP
Bei Los Alamos gibt es weiteres Schutzgebiet, welches wir uns anschauen wollen. In zwei Tagen geht es aus der Halbwüste in die Berge von New Mexico. Die baumlosen, trockenen Ebenen werden zuerst abgelöst von mit Wachholder bewachsenen Hügeln und schliesslich von schneebedeckten Bergen, die bis in grosse Höhen mit Kiefern bewaldet sich. Der spanische Einfluss zeigt sich nicht nur in den Ortsnamen. Auch die Bauweise der Häuser, die an indianische Pueblos erinnern, sind ein untrügliches Zeichen, dass Mexico nicht mehr weit ist.
Schliesslich erreichen wir das Bandelier National Monument, das nach dem 1840 in der Schweiz geborenen Adolph Bandelier benannt ist. Ein kleiner Teil des Schutzgebietes liegt vor den Toren von Los Alamos. Auf einem 3 Kilometer langen Rundweg marschieren wir auf dem Tsankawi Trail auf eine Mesa, einen der typischen Tafelberge. Über Leitern geht es zu den Ruinen eines Versammlungsplatzes der Pueblo Indianer und vorbei an Höhlenwohnungen und Felsritzungen die schon vor 10'000 Jahren geschaffen wurden.
In Los Alamos, wo in den 1940er Jahren im Rahmen des «Manhattan Projektes» die amerikanische Atombombe entwickelt wurde, gelten teilweise immer noch strenge Sicherheitsvorkehrungen mit Fahrzeugkontrollen. So sollen vermutlich die immer noch zahlreichen Forschungseinrichtungen geschützt werden. Das wollen wir uns ersparen und nehmen eine Alternativroute zum Hauptteil des Bandelier NM.
Im Frijoles Canyon befindet sich das Visitor Center und die bedeutendsten archäologischen Stätten des Parks. Auf einem bequemen Rundweg spazieren zu den steinzeitlichen Wohnhöhlen, die in den weichen, vulkanischen Tuffstein gehauen wurden. Einige der Höhlen sind über Leitern zugänglich. An gleicher Stelle wurden um 1400 grosse Pueblosiedlungen an die Felsen des Canyon gebaut, die bis zu 300 Räume und mehrere Stockwerke umfassten.
Auf dem Campingplatz am Parkeingang werden wir die Nacht verbringen. Hier treffen wir auch wieder auf das holländische Paar mit dem auffällig orangen Camper, das uns jetzt seit Vancouver Island immer wieder begegnet.
In Santa Fe, der Hauptstadt von New Mexico, verbringen wir den Sonntagvormittag. Die Stadt mit etwa 88'000 Einwohnern liegt auf etwa 2000 Metern in den Ausläufern des Sangre de Cristo Gebirges. Von Norden herkommend sind wir bei nur mässigem Verkehr bald im Zentrum. Bei der Kathedrale des Heiligen Franz von Assisi finden wir auch problemlos einen Parkplatz, obwohl die Gläubigen nach und nach zur Messe eintreffen.
Wir spazieren zur grossen Plaza, die sich vor der Kathedrale befindet. Unter den Arkaden haben sich zahlreiche Händler, hauptsächlich Angehörige der First Nation, eingerichtet um Schmuck und Töpfereien zu verkaufen. Rund um die Plaza gibt es aber auch exklusive Schmuckgeschäfte und Boutiquen mit teuren Kleidern und Schuhen. Wir lassen den opulenten Türkis-Schmuck, die Cowboystiefel aus Krokodilleder für 1'000 $ und die Stetson Cowboyhüte für mehrere hundert Dollar links liegen und begnügen uns mit Öl aus Santa Fe Oliven. Auch dem Capitol statten wir einen Besuch ab. Dabei kommen wir an der San Miguel Kirche vorbei, Deren Lehmwände und Altar um 1610, unter Anleitung von Franziskanerpatern, vom Tlaxcalan Indianern gebaut wurden.
Santa Fe ist eine übersichtliche, kleine Stadt die uns sehr gut gefällt. Es gibt hier keine Hochhäuser. Die meisten Gebäude sind im Pueblostil errichtet und so wirkt alles «mexikanisch». Dazu passen auch die vielen Chilischoten, die zu Kränzen gebunden, zum Verkauf angeboten werden. Dazu hören wir in den Strassen sehr viel Spanisch.
Am Nachmittag verdunkelt sich der Himmel, so wie es der Wetterbericht vorausgesagt hat und über dem ausgetrockneten Land geht intensiver Regen nieder. Die Natur wird’s danken. Das Unwetter ist am nächsten Morgen schon wieder vorbei. Nur grosse Wasserlachen und etwas Schnee auf dem Übernachtungsplatz deuten noch darauf hin. Unser amerikanischer Nachbar auf dem Platz fragt uns in gebrochenem Schweizerdeutsch, ob wir das Wetter aus der Schweiz mitgebracht haben. Er hat einige Jahre in Winterthur und Meilen gelebt und bereist sein Heimatland jetzt mit dem Wohnmobil.
Unser nächstes Ziel ist Roswell, wo 1947 ein UFO abgestürzt sein soll. Die angebliche Absturzstelle liegt zwar über hundert Kilometer vom kleinen Städtchen entfernt, Trotzdem ging es als der Roswell-Zwischenfall in die Geschichte ein und zieht zahlreiche UFO-Begeisterte an. Der Mythos wird im Ort auch rege gepflegt. Die Ausserirdischen sind in den Schaufensterauslagen, dem Ortschild und selbst als Weihnachtsdekoration überall präsent. Auch wir statten dem UFO Museum einen Besuch ab. Hier wird der angebliche Absturz der Fliegenden Untertasse und die Vertuschung durch das Militär dokumentiert. Letztendlich ist es aber schon so, entweder glaubt man daran oder eben nicht.
Rund um Roswell wird intensiv bewässert und Landwirtschaft betrieben. Selbst Pecannüsse werden auf grossen Flächen angebaut. Doch schon bald wird das angenehme Grün wieder abgelöst von trockenen, endloschen Weiden, auf denen nur einige Kühe grasen.
Nach dem geschäftigen Ort Carlsbad geht es durch den Walnut Canyon zum Carlsbad Caverns Nationalpark. Vom Visitor Center geht es mit dem Lift 750 Fuss (etwa 225 Meter) in die Tiefe. Wer will kann auch zu Fuss auf einem steilen Pfad in die Grotte steigen. Wir wählen aber die bequeme Variante.
Auf einem gut ausbebauten, teilweise rollstuhlgängigen Pfad geht es durch einen der weltweit grössten unterirdischen Räume. Während einer Stunde marschieren wir vorbei an Stalaktiten und Stalagmiten, den Tropfsteinen, die von der Decke und vom Boden her wachsen. Wir erleben eine fantastische Welt, deren Besuch sich absolut lohnt.
Im Park gibt es 83 verschiedene Höhlen, darunter die mit 487 Metern tiefste Kalksteinhöhle der USA. Einige dieser Grotten, die nicht touristisch ausgebaut sind, können in geführten Touren besichtigt werden. Allerdings muss der Besucher streckenweise kriechen und klettern.
Nach der Übernachtung auf einem kostenlosen Campingplatz auf BLM Land geht es vorbei am Guadalupe Mountains Nationalpark in Richtung Texas. Wir konnten für den Big Bend Nationalpark nämlich nur noch für Donnerstag bis Sonntag Campingplätze reservieren. Wir haben etwas verschlafen, dass die Hauptsaison für diesen Park im Winterhalbjahr ist, da im Sommer die Temperaturen extrem hoch sind. Den Guadalupe Mountains NP lassen wir deshalb vorerst links liegen und fahren in Richtung Mexikanische Grenze. Dabei durchqueren wir die Sierra Diablo. Auf schnurgerader Strasse geht es durch die von Kakteen und wenigen Büschen bewachsene Wüste. Trotzdem werden hier Ranches betrieben. Anscheinend gibt es hier immer noch genug Futter für Rinder.
Vor dem Städtchen Marfa sorgt ein Prada Showroom für Abwechslung. Die Kunstinstallation im Nirgendwo mit Schuhen und Handtaschen der Nobelmarke ist gedacht als Kritik an der Luxusgüterindustrie.
Wenig später fahren wir am Drehort des Filmes «Giganten» mit James Dean und Liz Taylor vorbei. Riesige Holzportraits der Schauspieler erinnern an das Ereignis. Im Hotel Paisano in Marfa hatte die Filmcrew logiert. Den Hauptdarstellern sind immer noch Zimmer im Stil von anno dazumal gewidmet. Wobei das James Dean Zimmer am meisten gebucht wird. Kurz nach seiner Abreise aus Marfa verunglückte der Star in seinem Porsche tödlich.
In Texas ist es schwieriger als in anderen Staaten einen Übernachtungsplatz zu finden. Das Ranchland entlang der Strasse ist eingezäunt und Schilder weisen auf den Privatbesitz hin. Auf einem Rastplatz an der wenig befahrenen US 385, kurz nach Marathon, finden wir aber doch noch einen kostenlosen Schlafplatz. Vorher passieren wir aber noch einen Kontrollposten der Border Patrol. Allerdings bleiben wir vorerst noch verschont, denn kontrolliert werden nur die Fahrzeuge die von der mexikanischen Grenze her kommen und allenfalls illegale Migranten transportieren könnten.
Die Landschaft wird jetzt, im Gegensatz zur Sierra Diablo, wieder abwechslungsreicher. Links und rechts erheben sich Berge und auch die Vegetation wird wieder reichhaltiger. Bald erreichen wir den Big Bend Nationalpark und machen einen ersten Stopp bei einem Fossilienfundort. In einer informativen Ausstellung erfahren wir, dass sich im Big Bend NP eine der ergiebigsten Fossilienfundstätten der USA befindet wo die verschiedensten Arten an Fossilien gefunden wurden. Die Palette reicht von filigranen Pflanzen über furchterregende Meeresbewohner bis zu gigantischen Dinosauriern die während den letzten 130 Millionen Jahren hier gelebt haben. Die Silhouette eines urzeitlichen Krokodils, das gefunden wurden, zeigt die enormen Dimensionen der damaligen Tiere.
Beim Rio Grande Village, an der Grenze zu Mexico, machen wir einen kurzen Spaziergang zum Fluss. Allerdings haben wir uns den Rio Grande, in dessen Mitte die Grenze verläuft, grösser vorgestellt. Das liegt auch daran, dass der 3034 Kilometer lange Fluss, der in den Rocky Mountains von Colorado entspringt, bis zur Mündung in den Golf von Mexico intensiv zur Bewässerung genutzt wird. In Mexico wird der Fluss Rio Bravo del Norte genannt. Ein kurzer Wanderweg führt in den Boquillas Canyon, der vom einst mächtigen Fluss geschaffen wurde.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses liegt das kleine mexikanische Dorf Boquillas del Carmen. Mit Ruderbooten kann, gegen ein paar US-Dollar, der Fluss überquert werden. Andere Bewohner des Dorfes richten an Aussichtspunkten und bei Wanderparkplätzen kleine Auslagen mit selbst hergestellten Souvenirs wie Wanderstecken, Hüten, Keramik, Armbändern und dergleichen ein. Da der Grenzübertritt für die Mexikaner illegal ist, wird das ganze während der Nacht erledigt. Wer etwas kauft, kann den Betrag in einer Kasse deponieren. Teilweise sind es massive Metalltresore, die im Boden verankert sind, oft aber auch nur ein altes Glas. Wir deponieren in den verschiedenen Behältnissen je einen USD. Es ist beklemmend, wie ein schmaler Fluss Welten trennen kann.
Für die nächsten zwei Nächte haben wir auf dem Chisos Basin Campground einen Stellplatz reserviert. Der Campingplatz liegt im Zentrum des Parks im Krater eines urzeitlichen, vor Jahrmillionen erloschenen Vulkans. Von hier aus unternehmen wir am zweiten Tag, bei sonnigem und angenehm warmem Wetter eine Wanderung auf dem Window Trail. Dieser führt durch eine wilde Schlucht, entlang einem ausgetrockneten Bachbett bis an den Rand des Talkessels. Durch einen schmalen Felsspalt bietet sich ein toller Ausblick auf die darunter liegende Wüste. In Zeiten, in denen der Bach Wasser führt, stürzt dieser durch die Felsspalte als Wasserfall in die Tiefe.
Gemäss Hinweisschildern leben hier in den Bergen Schwarzbären und etwa 25 Pumas. Wir haben gestern allerdings nur einen Kojoten und eine Wildkatze zu Gesicht bekommen. Heute spaziert dafür eine grosse Tarantel seelenruhig an unseren Liegestühlen vorbei und verschwindet im Gebüsch. Wir achten deshalb strikt darauf, keine Schuhe draussen stehen zu lassen, die den unheimlichen Tieren als Unterschlupf dienen könnten.
Wir wollen die Gelegenheit nutzen und gleich nochmals einen Wandertag anhängen. Allerdings ist der Wanderparkplatz am Beginn des Lost Mine Trail, als wir nach 9 Uhr dort ankommen, vollkommen zugeparkt. So ändern wir den Plan. Und fahren heute nochmals zum Rio Grande Village. Beim Campingplatz im Chisos Basin ist der Wasserhahn zum Befüllen von Wohnmobiltanks nämlich abgestellt. Ein Ranger erklärt mit, dass die Quelle, welche die Wasserversorgung sicherstellt, zur Zeit nur noch etwa 9 Gallonen, also etwas über 30 Liter Wasser pro Minute liefert. Es dürfen deshalb nur noch Trinkflaschen gefüllt werden. Der Campingplatz beim Rio Grande Village wird von einer anderen Quelle versorgt und hat noch genügend Wasser.
Tatsächlich können wir dort unseren fast leeren Wassertank problemlos auffüllen. Vom Village führt ein Wanderweg dem Rio Grande entlang bis zu heissen Quellen, die am Flussufer entspringen. Gemäss Informationstafel sind etwa 6 Meilen (10 Km) für Hin- und Rückweg zurückzulegen. Es wird auch angeraten pro Stunde und Person etwa 1 Liter Wasser mitzuführen. Auf der Wanderung gibt es weder Trinkwasser noch Schatten.
Da wir den Hot Springs Canyon, durch den sich der Fluss zwängt, umgehen müssen, sind einige Höhenmeter zurückzulegen. In der kargen Wüstenlandschaft wachsen hauptsächlich Kakteen. Besonders angetan haben es uns die Ocotillo. Die sehen aus wie die bei uns bekannten Christusdorn. Allerdings sind die Pflanzen hier um ein Vielfaches grösser, wirken aber auf den ersten Blick abgestorben. Gemäss einer Informationstafel bilden die Gewächse nach einem kräftigen Regen rasch kleine Blätter und rote Blüten.
Es ist sehr heiss und die Luft ist mit etwa 14% Luftfeuchtigkeit extrem trocken. Wir sind deshalb froh, genügend Wasser im Rucksack mitzuführen und trinken in regelmässigen Abständen.
Nach etwas mehr als einer Stunde führt der Pfad hinunter zum Fluss. Die grünen Ufer haben wir schon von Weitem erblickt. In einem mit Steinen eingefassten Pool geniessen einige Touristen das angenehm warme Quellwasser. Der Ort kann nämlich über eine Naturstrasse auch mit dem Auto erreicht werden. Schlau wie wir sind, haben wir unsere Badehose NICHT eingepackt. Uns bleibt deshalb nur ein neidischer Blick.
Am mexikanischen Flussufer werden Tacos verkauft. Wer Lust hat, kann das Gewässer problemlos durchwaten und sich stärken.
Wir machen noch die Schlaufe auf dem Hot Spring Historic Trail. Dieser führt vorbei an den Gebäuderuinen, die aus der Zeit vor Gründung des Nationalparks stammen, als die Quellen noch intensiv touristisch genutzt wurden und auch Hotelzimmer angeboten wurden. Auch die Ureinwohner haben das wohltuende warme Wasser schon genutzt und Petroglyphen und Piktogramme hinterlassen.
Schliesslich kehren wir auf demselben Weg zurück zum Wanderparkplatz und nutzen die Gelegenheit, um beim Campingplatz gleich noch zu duschen. So können wir unseren Wasservorrat noch schonen.
Es ist jetzt kurz nach 14 Uhr. Für die nächste Nacht haben wir am anderen Ende des Parks auf dem Cottonwood Campground einen Platz reserviert. Auf dem Weg dorthin halten wir immer mal wieder am einen oder anderen Aussichtspunkt um die phantastische Landschaft auf uns wirken zu lassen.
Der Cottonwood Campingplatz verfügt über sehr schöne, grosse und ebene Stellplätze. Ganz anders als im Chisos Basin, wo alles am Hang liegt und die Nischen für die Fahrzeuge eher eng bemessen sind.
Wenige Meilen vom Campingplatz entfernt befindet sich der Eingang zum Santa Elena Canyon. Auch hier ist heute Sonntag der Parkplatz schon recht voll. Allerdings sorgt eine Rangerin für Ordnung und weist uns auf einen freien Parkplatz ein. Von ihr erfahren wir auch den Grund warum alle Campingplätze die ganze Woche fast ausgebucht sind. Am Donnerstag ist nämlich Erntedankfest, einer der wichtigsten Feiertage in den USA. Der Freitag ist sowieso ein Brückentag und die Schulen sind oft die ganze Woche geschlossen. Viele Leute nutzen deshalb die ganze Woche für einen Ausflug in die Nationalparks.
Etwa einen Kilometer führt ein Wanderweg in die enge, von senkrechten Felswänden gesäumte Schlucht. Das ist ein schöner Einstieg in den Tag, bevor wir auf der Old Maverick Road, einer ungeteerten Piste, zum Parkausgang fahren. Dabei passieren wir die Überreste einer alten, einfachen Behausung. Hier hat Gilberto Luna eine grosse Familie aufgezogen und das trockene Land bewässert und bebaut. Er starb 1947 mit 108 Jahren.
Etwas ausserhalb des Parks, in Terlingua, besuchen wir die Ghost City. Dabei handelt es sich um die Überreste von Gebäuden, die aus der Zeit stammen, als hier im frühen 20. Jahrhundert Quecksilberminen betrieben wurden. Im General Store gibt es einiges zu entdecken. Auch das Gefängnis ist erhalten geblieben und der Friedhof wird immer noch genutzt. Die Gräber, die einen wenig gepflegten Eindruck machen, sind mit Steinen bedeckt. Vermutlich werden die Gräber im harten Wüstenboden nicht so tief ausgehoben, wie es bei uns üblich ist.
Wir fahren auf der FM 170, welche dem Rio Grande entlang der Grenze folgt und erreichen den Big Bend Ranch State Park. Einige Kilometer nach dem kleinen Ort Lajitas biegen wir auf den Grassy Banks Campingplatz ein. Allerdings ist auf einer Tafel ersichtlich, dass für die Nutzung ein Permit notwendig ist. Dieses ist beim Visitor Center in Lajitas erhältlich. Der Platz ist sehr schön am Rio Grande gelegen. Wir fahren deshalb die etwa 16 Kilometer zurück zum Visitor Center um die Campinggebühr zu bezahlen. Dafür bekommen wir noch einen Prospekt vom Park und einige Hinweise zum Besuch des State Parks.
Wir sind noch früh dran und so bleibt genügend Zeit, um das angenehm warme Wetter auf dem schönen Campingplatz zu geniessen.