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USA, der Südwesten - Nevada, Utah, Arizona, New Mexico, Texas, Kalifornien

20. Oktober –

Durch Nevada und Utah nach Salt Lake City
 

Das Wetter ist herrlich, der Ort ist toll. Darum entschliessen wir uns, einen weiteren Tag auf dem Virgin Valley Campground zu verbringen. Die Opalminen, die sich ganz in der Nähe befinden, sind zwar Saison bedingt geschlossen und können nicht besichtigt werden. Wir entschliessen uns daher zu einer Wanderung zur «Thousand Creek Gorge». Dabei handelt es sich um eine etwa eine Meile lange bis zu 300 Meter tiefe Schlucht, wo sich schon die Ureinwohner niedergelassen haben. In der Schlucht selber gibt es keinen ausgebauten Wanderweg und das Durchwandern ist nur mit einiger Kletterei und bei trockenem Wetter möglich.

Wir wandern deshalb auf einer ausgewaschenen Piste bis zu einem Aussichtspunkt, von wo wir bis auf den Grund der eindrücklichen Felsspalte sehen können.

Beim Marsch durch die Einöde, die allerdings mit Felsformationen in den unterschiedlichsten Farben beeindruckt, kommen uns einige der freiwilligen Naturfreunde entgegen, die auf dem Zeltplatz das Wochenende verbracht haben. Es handelt sich um eine Gruppe aus Reno, die in verschiedenen «Wilderness Areas» nötige Arbeiten verrichtet. Dieses Wochenende haben sie einen ganzen Pickup mit altem Stacheldraht gefüllt, den sie im Virgin Valley zusammengesucht haben.

Nach etwa 3 Stunden und 10 Kilometern Fussmarsch kehren wir auf den Campingplatz zurück. Die Volontäre sind unterdessen abgereist und wir sind fast alleine. Wir geniessen jetzt ein Bad und die Dusche in der heissen Quelle und das angenehme Herbstwetter.

Weiter geht es am nächsten Tag bis nach Winnemucca. Hier zeigen sich die liberalen Gesetze Nevadas, was das Glücksspiel betrifft. Es gib mehrere Casinos, wo man sein Glück versuchen oder das Geld verlieren kann. Wir nutzen allerdings nur das grosszügige Walmart Supercenter um unsere Vorräte aufzufüllen. Auch hier, nur wenige Minuten vom Ort entfernt gibt es im Water Canyon einen kostenlosen Übernachtungsplatz. Jeder Stellplatz ist mit einem Picknicktisch und einer Feuerstelle ausgestattet. Entlang des kleinen Baches spenden Birken und Espen im Sommer angenehmen Schatten und bilden einen willkommenen Kontrast zu den mit verdorrtem Gras bewachsenen Hügeln.

Wir wollen Salt Lake City noch vor dem Wochenende erreichen. Denn zum einen hoffen wir unter der Woche auf weniger Besucher und zum anderen ist für nächste Woche Schnee angesagt. Danach soll es dann möglichst schnell nach Süden vorangehen.

Trotzdem verlassen wir schon kurz nach Winnemucca die zweispurige Interstate 80. Der Verkehr hält sich zwar in Grenzen. Durch die erlaubte Geschwindigkeit von 80 Meilen pro Stunde, was etwa 130 km/h entspricht, bläst es uns jeweils fast von der Fahrbahn, wenn wir von den Lastwagen im Höllentempo überholt werden. Denn für die schweren Brummer, die zum Teil noch zwei Anhänger mitführen, gelten in der Regel kein gesondertes Tempolimit. Wir fahren auf der Midas Road NV 789 in die Snowstorm Mountains. Hier gibt es kaum noch Verkehr. Die Strasse ist anfänglich noch asphaltiert, wird dann durch eine schön präparierte Piste abgelöst und endet als holprige Waschbrettpiste. Es ist daher wieder einmal nötig die Luft in den Reifen abzulassen, um die härtesten Schläge so abzufedern.

Entlang der Strasse weiden unzählige Rinder, die sich auf den riesigen Weiden, oft ohne Zaun, ungehindert bewegen können. Mit einem dicken Fell sind die Tiere gut gerüstet, um den kommenden Winter draussen zu verbringen.

Hier in den Bergen befinden sich in Midas und Tuscarora Goldminen, die mit über 10 Unzen Edelmetall pro Tonne zu den ergiebigsten in Nevada gehören. Auf öffentlichem Land ist das Goldwaschen oder suchen mit Detektor für jedermann erlaubt.

In Elko kommen wir wieder auf die Interstate 80, die wir aber kurz nach Wells schon wieder verlassen. In Montella, einem kleinen Kaff mitten in der Einöde, können wir bei einem kleinen Park übernachten. Eine Gedenktafel erinnert hier an Aaron Y. Ross, geboren am 22.03.1829. Dieser hat sich erfolglos als Goldsucher versucht und fand 1867 eine Anstellung als Postkutschenbote bei Wells Fargo. Im selben Jahr noch wehrte er einen Überfall vom 25 Banditen ab und tötete dabei 5 der Angreifer. Am 23. Januar 1883 hatte Ross den Auftrag 80'000 USD in Gold in einem Zug zu bewachen, als dieser in Montella von sieben Männern angegriffen wurde. Wieder verteidigte Ross den Werttransport, wurde dabei aber an Finger, Hüfte und Brust von Kugeln getroffen. Die Räuber flohen mit nur 10 $ Beute. Ross überlebte seine Verletzungen und starb am 3. April 1922.

Zügig geht es für uns weiter bis zur Antelope Island. Die Insel steht als State Park unter Schutz und liegt nördlich von Salt Lake City im Grossen Salzsee. Über einen Damm erreichen wir den Bridger Bay Campingplatz, der um diese Jahreszeit noch geöffnet ist. Dieser liegt schön gelegen am Ufer des Salzsees.

Der See ist etwa 120 Km lang und 45 Km breit und umfasst 4'404 Km2. Die maximale Tiefe beträgt nur 10 Meter. Das Gewässer verfügt über keinen Abfluss und verliert Wasser in erster Linie durch Verdunstung. Deshalb ist der Salzgehalt höher als im Meer. Jetzt im Herbst ist der Wasserstand am niedrigsten. Deshalb gibt es grosse Flächen, die jetzt trocken liegen. Ganz allgemein besteht das Problem, dass die Zuflüsse aus den Bergen für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden. Der Wasserstand unterliegt daher grossen Schwankungen und der See droht gar zu verlanden.

Im Schutzgebiet auf der Antelope Insel lebt ein grosser Bestand von Bisons, aber auch Antilopen, Maultierhirsche, Bighornschafe, Stachelschweine und Kojoten. Von den ursprünglich 12 Bisons, die 1893 angesiedelt wurden, sind die Herden auf mehrere hundert Tiere angewachsen. Diese können sich auf der ganzen Insel frei bewegen. Selbst auf dem Campingplatz sind einige der mächtigen Tiere am Grasen. Schilder warnen die Besucher, sich den Wiederkäuern zu nähern. Es sind trotz Allem Wildtiere, die nicht ungefährlich sind.

Am nächsten Morgen fahren wir bis fast an die Südspitze der Insel und Wandern auf dem Sentry Loop Trail. Die Wanderung rund um einen der Berggipfel, welche die Insel von Nord nach Süd durchziehen, wurde uns am Parkeingang von der Rangerin empfohlen. Wir sind fast alleine auf dem Trail und geniessen die Aussicht vom Bergkamm aus. Es ist heute wolkenlos und sonnig, aber recht kühl. Beim steilen Aufstieg ist uns aber trotzdem schön warm geworden.

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz können wir eine Bisonherde mit Dutzenden von Tieren beobachten, die am breiten Strand Salz leckt. Es muss schon beeindruckend gewesen sein, als noch Millionen der gewaltigen Tiere durch die Prärie zogen, bevor sie vom «Weissen Mann» fast vollständig ausgerottet wurden.

Bis nach Salt Lake City sind es nur wenige Meilen. Über die bis zu 7-spurige Autobahn gelangen wir im dichten Verkehr bis ins Zentrum der Hauptstadt von Utah. Die Fahrt auf der Interstate 15 ist eine wahre Herausforderung. Obwohl wir unser Brummsli bei über 100 Km/h quälen, werden wir immer noch links und rechts, auch von Lastwagen überholt. Auch Sicherheitsabstände werden nicht eingehalten. So sind wir froh, die Raserpiste verlassen zu können. Auf den breiten Strassen der Innenstadt geht es wesentlich gemächlicher und gesitteter zu. Parkieren ist, wie immer, überhaupt kein Problem. Parkplätze sind genügend vorhanden. Zudem sind diese für grosse und breite Fahrzeuge ausgelegt.

In wenigen Schritten sind wir beim 40'000 Quadratmeter grossen Temple Square. Neben einer schönen Gartenanlage steht hier auch der bekannteste und grösste Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Kirche mit den zahlreichen Türmen wird zur Zeit renoviert. Der Grundstein wurde am 6. April 1853 gelegt. Der Bau wurde aber erst am 6. April 1893, 40 Jahr nach Baubeginn, eingeweiht. Der Bau verzögerte sich immer wieder und kam wegen der staatlichen Verfolgung der Mormonen in den 1880er Jahren ganz zum Erliegen. Erst mit der Abschaffung der Vielehe im Jahr 1890 konnte der Bau wieder aufgenommen werden. Wie bei allen Tempeln der Mormonen ist der Zutritt nur Kirchenmitgliedern mit gültigem Empfehlungsschreiben des eigenen Bischofs gestattet.

Beim Betreten des Tempel Platzes werden wir von jungen Frauen willkommen geheissen und eingeladen an einem Orgelkonzert im Salt Lake Tabernacle teilzunehmen. Die jungen Damen stammen aus aller Herren Länder, auch eine Schweizerin aus Solothurn und eine Österreicherin sind dabei und sie sind überaus zuvorkommend. So geniessen wir eine halbe Stunde toller Orgelmusik. Das Instrument aus dem Jahr 1867 gehört zu den grössten Amerikas.

Danach marschieren wir auf den Capitol Hill, wo sich das Regierungsgebäude des Staates Utah befindet. Dieses ähnelt dem Weissen Haus in Washington.

Wieder wagen wir uns auf die Interstate 15 um aus der 210'000 Einwohner zählende Stadt zu gelangen. Schon bald verlassen wir die Autobahn aber wieder und finden am Ufer des Utah Lake, dem grössten Süsswassersee des Bundesstaates, auf öffentlichem BLM Land, einen schönen Übernachtungsplatz mit Blick auf den See. Es sind zwar schon einige Trailer und Wohnmobile hier abgestellt, diese verteilen sich aber auf dem riesigen Areal, ohne dass man sich zu nahe kommt. Einige Leute scheinen hier auch eine feste Bleibe gefunden zu haben.

 

Von Salt Lake City südwärts der Wärme entgegen bis zum Monument Valley
 

Die nächsten Tage geht es weiter Richtung Süden. Zuerst abseits der Interstate 15 bis nach Salina. Und von dort durch den Fishlake National Forst. Dabei handelt es sich um ein beliebtes Erholungsgebiet. Überall gibt es entlang der Strasse Campingplätze, die den Wanderern zur Verfügung stehen. Obwohl es sich bei der Goosberry Road um eine Nebenstrasse handelt, ist diese breit und frisch asphaltiert. Auch Parkplätze und Aussichtspunkte sind grosszügig angelegt und auf viele Besucher ausgerichtet. Durch bereits laubfreie Espenwälder geht es hoch bis auf 3200 Meter. Es muss toll gewesen sein, als die Laubbäume, früher im Herbst, noch ihr intensiv gelbes Laub getragen haben.

Auf der Route des «Old Spanish Trail» geht es hinunter nach Fremont. Die alte Route galt Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts als wichtige Verbindung nach Santa Fe und Los Angeles.

Es folgt der Dixie National Forest mit seinen lichten Fichtenwäldern. Hier, auf der UT12 die zum Bryce Canyon führt, sind wieder deutlich mehr Touristen unterwegs. Die Strecke bietet immer wieder tolle Ausblicke auf die zerklüftete Sandsteinformationen des Capitol Reef Nationalparks. In Boulder verlassen wir die UT 12 und biegen auf die Burr Trail Road. Anfangs noch asphaltiert geht es durch das «rote Herz Amerikas». Die wild zerklüftete Erosionslandschaft auf dem Colorado Plateau liegt auf über 2000 Metern Meereshöhe. In Jahrmillionen hat Wasser und Wind eine einzigartige und faszinierende Landschaft aus Schluchten und Hochplateaus geformt. Die spärliche Vegetation der Halbwüste und das Farbenspiel von weiss über gelb und ocker bis zu leuchtendem orange und rot der Sandsteingebilde lässt sich kaum beschreiben. Millionen Jahre Erdgeschichte sind in den steilen Wänden von Schluchten und Felstürmen vor uns, Sedimentschicht für Sedimentschicht, ausgebreitet.

Wir fahren durch enge Schluchten und über steile Serpentinen in den Capitol Reef Nationalpark. Die Strasse ist jetzt im Nationalpark nicht mehr asphaltiert. Besonders die Haarnadelkurven hinunter in den Burr Canyon sind ziemlich ausgewaschen. Sobald wir den Nationalpark verlassen, ist die Strasse wieder geteert und so sind wir bald auf dem Bullfrog Campingplatz am Glen Canyon. Der Hafen und die Bootsrampe am gestauten Colorado River zieht viele Bootsbesitzer an. Es ist jetzt Sonntagabend und so sind viele der Bootsbesitzer noch damit beschäftigt ihre PS-starken Schnellboote zu reinigen. Auf dem verästelten und etwa 300 Kilometer langen See braucht es schon etwas Power.

Am Montag fahren wir weiter bis nach Blanding. Dabei überqueren wir den Colorado River und folgen dem White Canyon der sich mit seiner weissen Farbe von der roten Umgebung abhebt. Beim «Natural Bridges National Monument» haben sich in der Schlucht drei eindrucksvolle Naturbrücken gebildet. Vom Visitor Center, wo wir mit Broschüren ausgerüstet werden, führt eine Rundstrecke der Schlucht entlang. Aussichtspunkte bieten einen Ausblick auf die durch den Fluss geformten Steinbrücken. Zudem führen Spazier- und Wanderwege in und durch die Schlucht, wo auch Siedlungsreste der Ureinwohner aus dem 1. Jahrtausend nach Christus gefunden wurden.

Wenn sich das Wetter nicht verschlechtert wollen wir doch noch nach Moab hochfahren und den Arches Nationalpark besuchen. Allerdings ist der Andrang immer noch so gross, dass es bis 31. Oktober noch notwendig ist ein Zeitfenster zu buchen. Über die Nationalpark-App ist das aber kein Problem. Leider ist aber auch der Campingplatz im Park komplett ausgebucht, so dass wir uns ausserhalb einen Schlafplatz werden suchen müssen.

In Blanding, etwa 60 Meilen vor Moab, übernachten wir nochmals. Nach einer verregneten Nacht, zeigt sich der Himmel am nächsten Morgen wieder fast wolkenlos. Allerdings ist es recht kalt und die Abajo Mountains und La Sal Mountains in der Umgebung sind schneebedeckt. Schliesslich sind wir hier in Blanding schon auf knapp 1900 Metern und die Berge erreichen über 3000 Meter.

Da sich das Wetter besser hält als vorausgesagt geht es jetzt weiter nach Moab. Da es heute eine kurze Etappe wird, machen wir noch einen Abstecher in die Ausläufer der Abajo Mountains. Auf der Strasse liegt zwar auf über 2000 Metern kein Schnee, da wir aber Glatteis nicht ausschliessen können, fahren wir sehr vorsichtig.

Für die nächsten Tage können wir in Moab im City Market die Vorräte für die nächsten Tage wieder ergänzen. Es ist offensichtlich, dass wir uns in einem Touristenort befinden. Der Supermarkt hat ein ungewöhnlich grosses Sortiment. Im Ort werden an jeder Ecke Bikes, Quads und Allradfahrzeuge vermietet. Alles ist auf Abenteuer in der wilden Natur ausgerichtet.

Da auf den Campingplätzen in der Stadt um die 100 USD für einen Stellplatz verlangt werden, fahren wir etwa 10 Km weiter nach Norden. Dort gibt es am Courthouse Rock auf BLM Land (öffentliches Land, das vom Büro für Landmanagement verwaltet wird) kostenlose Übernachtungsplätze. Es ist hier verboten mit Offroad-Fahrzeugen abseits der Strasse seine Spuren zu ziehen. Abseits der ruppigen Piste sind aber Ausweichstellen, meist mit einer Feuerstelle, zum Campen markiert.

Unser Zeitfenster im Arches Nationalpark haben wir für 10 – 11 Uhr gebucht. Obwohl wir zu früh sind, wird das Online-Ticket von der Rangerin am Parkeingang gescannt, dann können wir in den Park fahren. Es zeigt sich welch gute Investition der Kauf der Senioren-Jahreskarte für 20 USD war, denn ein Einmalticket zum Park kostet alleine schon 30 USD.

Wir haben den Park schon auf einer USA Reise im Jahre 2014 besucht. Seither gehört der Arches NP zu einem unserer Lieblingsparks. Die eindrücklichen Sandsteinformationen mit Namen wie «Park Avenue», «the Organ», «Tower of Babel» oder «Courthouse Towers» rauben einem fast den Atem.

Es zeigt sich jetzt, dass das System mit den Zeitfenstern auch Vorteile hat. Die Zahl der Besucher ist dadurch begrenzt und so ist es kein Problem auf jedem der zahlreichen Parkplätze an den fotogenen Punkten anhalten zu können.

Vorbei an den versteinerten Dünen, erreichen wir dem «Balanced Rock», einen grossen, ovalen Felsen, der auf einer Sandsteinsäule balanciert. Hier machen wir einen ersten kurzen Spaziergang bevor es zu Wanderparkplatz beim «Delicate Arch» geht. Hier ziehen wir die Wanderschuhe an.

Beim Parkplatz ist das Wohnhaus der Wolfe Ranch erhalten. Im kleinen Blockhaus hat sich 1906 die Familie Stanley niedergelassen. Auf 24 Quadratmetern lebten hier die Eltern mit zwei Kindern, dem Grossvater und Onkel.

Auf einem Felsen, wenige 100 Meter von der Farm entfernt, sind Steinritzungen der Ureinwohner erhalten. Diese lassen sich gemäss Informationstafel nicht datieren, können aber einige 100 Jahre alt sein.

Der Wanderweg steigt jetzt an. Über glatten Sandstein geht es 146 Höhenmeter den Berg hinauf. In Mulden, wo sich Sand angesammelt hat, wachsen knorrige Nadelbäume, die an Bonsai Bäume erinnern. Die Landschaft wirkt dadurch wie ein überdimensionierter Steingarten. Über ein schmales Felsband erreichen wir nach etwa einer Stunde den markanten Steinbogen, der auf einer grossen, ebenen Felsplatte, wie von Menschenhand platziert, freistehend über dem Abgrund thront.

Wir kehren zurück zum Parkplatz. Weiter geht es jetzt bis ans Ende der Parkstrasse, wo sich auch der ausgebuchte Campingplatz befindet. Hier befindet sich «Devils Garden». Duch Erosion sind hier zahlreiche parallel verlaufende Wälle aus Sandstein entstanden. In den hohen, aber relativ schmalen Felsen haben sich durch Wind und Wetter gleich mehrere Steinbögen gebildet. Auf einem schönen Wanderweg ist einer der Grössten, der «Landscape Arche» gut zu erreichen. Die Steinbrücke hat eine Spannweite von etwa 100 Metern. 1991 hat sich hier ein Felsstück von 20 Meter Länge, 3.5 Meter Breite und 1.5 Meter Dicke gelöst. Dadurch wirkt der «Landscape Arche» sehr filigran und zerbrechlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der ganze Steinbogen kollabiert. Dies gehört aber im Arches Nationalpark mit dazu. Altes vergeht und neues entsteht. Allerdings in für den Menschen unvorstellbaren Zeiträumen. Das ist Geologie.

Der Wanderweg wird jetzt zunehmend abenteuerlich. Über steile und schmale Sandsteinklippen geht es zuerst hoch und dann auf schmalen Felsbändern bis zum «Double O Arch». Einem Doppelbogen, wo die Öffnungen übereinander angeordnet sind. Mehrere weitere Arches sind von hier aus zu erreichen. Wir sind allerdings schon recht müde und kehren auf dem gleichen Weg zum Parkplatz zurück.

Auf dem Weg zurück zum Parkeingang gibt es noch einen Stopp beim «Sand Dunes Arch», einem Steinbogen der nur durch einen schmalen Felsspalt im Sandstein Monoliten erreicht werden kann und dort zwischen den Felswänden steht.

Der letzte Halt gilt dem «Double Arch», einem markanten Doppelbogen. Dieser wurde auch durch eine Szene am Anfang des Filmes «Der letzte Kreuzzug» der Indiana Jones Reihe bekannt. Hier befinden sich auch das «North Window», das «South Window» und der «Turret Arch».

Ziemlich erschöpft kehren wir zurück zum Courthouse Rock. Der Übernachtungsplatz der letzten Nacht ist allerdings besetzt, so dass wir auf der steilen und steinigen Strasse weiter hochfahren müssen bis wir ein Plätzchen finden. Dafür haben wir hier oben, im Gegensatz zum unteren Bereich, Handyempfang und damit auch Internet.

Der Wäschesack ist schon wieder recht voll, so dass wir am nächsten Morgen in Moab einen Waschsalon aufsuchen. Wie üblich bedient Elsbeth die Waschmaschinen und Tumbler. Ich beziehe die Betten neu und so sind wir in knapp 90 Minuten fertig.

Auf der südlichen Talseite bei Moab befindet sich der Canyonlands Nationalpark. Auch diesen haben wir vor 10 Jahren schon besucht. Obwohl nur wenige Kilometer vom Arches NP entfernt ist hier die Landschaft komplett unterschiedlich. Der Colorado River und der Green River haben ein gewaltiges Schluchtensystem in das Hochplateau gegraben. Hier wurde die Schlussszene im Roadmovie «Thelma und Lousie» gedreht, wo die beiden Frauen ihr Auto über die Felsklippe in den Abgrund steuern.

Wir wollen dieses Mal den Park nicht über den Haupteingang erkunden. Wir fahren heute zum Needles Overlook. Vom schön angelegten Aussichtspunkt bietet sich eine tolle Aussicht auf die unter uns liegende Ebene mit zahlreichen Felsnadeln und den Colorado River, der sich noch tiefer eingegraben hat.

Für heute lassen wir es gut sein und fahren zum nahen Wind Whistle Campground wo wir die Nacht verbringen werden. Wie schon am Needles Overlook sind wir auch hier auf dem Recreation Campingplatz fast allein.

Wir fahren bis zum Canyonlands Parkeingang des Needles Districts, wie dieser Teil des Parks genannt wird. Dabei entdecken wir am Strassenrand gleich drei tote Kühe. Wir wissen nicht, ob die Tiere von Autos angefahren und verendet, oder von Klapperschlangen gebissen wurden. Auf jeden Fall ist das für uns ein ungewohntes Bild, wo doch in der Schweiz jede Kuh ihren Namen und einen Platz im Stall hat.

Unterwegs machen wir einen Stopp beim Newspaper Rock. Hier sind auf einer Felswand, die durch einen natürlichen Felsvorsprung vor der Witterung geschützt ist, Petroglyphen zu besichtigen. Gemäss Informationstafel wurden die Felsritzungen während einer Zeitspanne von etwa 2000 Jahren schon in vorchristlicher Zeit bis 1300 nach Christus erstellt. In der Sprache der Navajo Indianer wird der Fels «Tse’ Hane» genannt, was soviel wie «Stein, der eine Geschichte erzählt» bedeutet.

Das Tal mit den hohen Felsklippen scheint bei Kletterern und Wanderern sehr beliebt zu sein. Die Parkplätze und Campingmöglichkeiten auf dem BLM Land sind, obwohl es Freitagmorgen ist, sehr gut besucht.

Schliesslich erreichen wir die Zahlstelle am Parkeingang, wo wir, wie üblich mit Prospekten, Karten und Wandervorschlägen ausgerüstet werden. Im Park gibt es einige Backcountry Trails, die mit Allradfahrzeugen befahren werden können. Allerdings sind diese meist sehr «rough» und erfordern ein Permit, welches im Visitor Center erhältlich ist. Wir beschränken uns auf die normal befahrbaren Strecken zum Elephant Hill und zum Big Spring Canyon Overlook. Dort unternehmen wir eine etwa 5 Kilometer lange Wanderung auf dem Slickrock Trail. Über abgeschliffene Felsplatten geht es auf einem Rundweg den Canyons entlang. Kleine Steinhaufen markieren den Weg. Ein älteres Ehepaar spricht uns an und ist freudig überrascht, dass wir aus der Schweiz stammen, denn sie haben Verwandte in Rorschach, die sie auch schon besucht haben. Bereits gestern wurden wir im Waschsalon von einem älteren Herrn, dessen Grossmutter aus München stammte, auf unsere Sprache angesprochen. Nach einem Schwatz hat er sich bedankt, dass wir sein Land besuchen.

Nach der Wanderung fahren wir ausserhalb des Nationalparks, wo der Campingplatz immer noch auf Wochen ausgebucht ist, auf öffentliches Land zum Übernachten. Obwohl viele der Stellplätze schon belegt sind, finden wir dann doch noch einen ebenen Platz.

Eigentlich hätten wir den Mesa Verde Nationalpark noch gerne besucht. Das ist der einzige Park dessen Ziel nicht der Schutz der Natur, sondern von Überresten menschlicher Zivilisation ist. Es handelt sich um die Ruinen Siedlungen der Pueblo People, die auf über 2000 Metern errichten wurden. Der Park ist deshalb ab Ende Oktober geschlossen.

Ganz in der Nähe befindet sich aber noch das National Monument «Canyons of the Ancients». Das Gebiet hat eine Fläche von 663 Quadratkilometern und wurde von Bill Clinton im Jahr 2000 als Nationales Monument unter Schutz gestellt. Hier befindet sich die grösste Anzahl archäologischer Ausgrabungsstätten in den USA. Mittlerweile sind über 8000 Objekte menschlicher Aktivität identifiziert. Wir besuchen den «Painted Hand Pueblo». Die Ruine eines Steinturmes ist über einen gut markierten, aber steilen und steinigen Pfad erreichbar. Das benachbarte «Cuttraot Castle» ist nur über eine sehr schlechte 4x4 Strasse erreichbar. Deshalb ist dieser Ausgrabungsort vermutlich auch nur auf unserer Karte eingetragen, aber nicht ausgeschildert. Uns hat es auf jeden Fall zu viele grosse Steine und Absätze auf der Piste, so dass wir umdrehen. Dafür geht es jetzt zum Hovenweep National Monument, dass ebenfalls zum «Canyons of the Ancients» gehört. Hier können wir zum Einen auf dem Campingplatz übernachten und zum Anderen die Ruinen aus der Zeit um 1200 nach Christus auf einer kurzen Wanderung um den Canyon besuchen.

Am nächsten Morgen müssen wir erst einmal Erste Hilfe leisten. Ein Deutsches Ehepaar, hat eine leere Starterbatterie. Die beiden sind im Wohnmobil ihres Sohnes, der in Kanada lebt, unterwegs. Wir haben ein Starterkabel bei uns, müssen allerding zuerst in der Gebrauchsanleitung erst einmal nachschauen, wie wir die Kabel für die Starthilfe anschliessen müssen. Unsere Starterbatterie ist im Fussbereich der Fahrerkabine verbaut, im Motorraum gibt es aber einen gut markierten Pluspol und einen Anschluss für die Masse. So ist es dann gar keine Hexerei und der Motor brummt wieder. Und für uns war es eine praktische Übung, falls wir selber einmal auf Starthilfe angewiesen wären.

In Bluff besuchen wir beim Visitor Center das Bluff Fort, eine nachgebaute Pioniersiedlung, wie sie 1880 von einer Gruppe von 250 Mormonen hier errichtet wurde. Während einem sechsmonatigen Treck mit Planwagen waren etliche Herausforderungen zu meistern. Das Meisterstück war aber sicher der 600 Meter Abstieg durch «The Hole in the Rock» in die Schlucht des Colorado River. Die schmale und steile Rinne vom Hochplateau hinunter zum Fluss musste mit Dynamit verbreitert werden, damit die Wagen passieren konnten. Schliesslich konnten alle Pferde und Wagen sicher zum anderen Ufer gebracht werden. Auf einem Gedenkstein im Bluff Fort sind die Namen aller Pioniere aufgeführt und in den nachgebildeten Blockhäusern wird die Geschichte einzelner Gemeindemitglieder mit Audioaufnahmen in mehreren Sprachen, darunter auch Deutsch, erzählt. Auch Fotos der kinderreichen Familien sind erhalten geblieben.

Bevor es weiter geht, fahren wir zur Tankstelle. Diese hat zwar keinen Diesel. Trotzdem dürfen wir den fast leeren Wassertank kostenlos auffüllen. Als kleines Dankeschön kaufen wir im kleinen Laden mit magerem Sortiment ein paar Kleinigkeiten für unsere Vorräte.

Wenige Kilometer nach Bluff zweigt eine ungeteerte Strasse ab ins «Valley of the Gods». Auf 17 Meilen windet sich die Strasse durch das Tal. Immer wieder gibt es spektakuläre Ausblicke auf verschiedene Sandsteinformationen. Diese sind mit Namen versehen, die Bezug auf ihre Form nehmen. Die «Lady im Badezuber» (Lady in the Bathtub», «Seven Sailors», “Rooster Butte” oder “Battleship Rock” sind nur einige. Ein Wechsel von Gewitterwolken und Sonnenschein sorgt für ein tolles Spiel von Licht und Schatten. Und hoffentlich tollen Fotos.

Die Route ist eigentlich als gut befahrbar deklariert, trotzdem gibt es einige, zwar ausgetrocknete, aber ziemlich ausgewaschene Bachläufe mit hohen Felsstufen zu überwinden. Ordentliche Bodenfreiheit ist sicher von Vorteil. Am Strassenrand liegt daher auch der eine oder andere Frontspoiler, der die Fahrt nicht überstanden hat.

Im Tal, auf öffentlichem Land, gäbe es einige schöne Übernachtungsplätze. Wir fahren aber weiter bis zum «Goosenecks State Park». Hier hat der San Juan River gleich mehrere, eng beieinander liegende, Schlaufen tief in den Untergrund gegraben. Hier gibt es auch einen kleinen Campingplatz auf dem wir für nur 10 USD übernachten können.

Unser nächstes Highlight ist das Monument Valley. Den älteren Semestern sicher noch bekannt aus den alten Western Filmen mit John Wayne, wo sich Kavallerie und Indianer rund um die markanten Sandsteinformationen heftige Gefechte lieferten.

Zuerst gibt es aber einen kurzen Halt bei Mexican Hat, wo ausserhalb der kleinen Siedlung, eine Sandsteinformation mit dem gleichen Namen schon von der Strasse aus zu sehen ist. Tatsächlich erinnert der rote Fels an einen Sombrero. Die typisch mexikanische Kopfbedeckung mit der breiten Hutkrempe.

Wir sind zeitig unterwegs und bis zum Monument Valley sind es nur noch wenige Meilen. Wir biegen deshalb von der Hauptstrasse ab auf eine Nebenstrasse, die Navajo Route 6440. Wir befinden uns ja im Reservat der Navajo People. Dabei handelt es sich um das grösste Reservat der USA, etwa in der Grösse des deutschen Bundeslandes Bayern. Das Gebiet gilt, wie in allen Reservaten, als privat Besitz und darf ohne Bewilligung der Stammesführung nicht betreten werden. Das Befahren der Strassen, auch der Indianer Strassen, ist hingegen erlaubt. Trotzdem fühlen wir uns als Eindringlinge, denn die «Bleichgesichter» sind bei vielen Nachkommen der Ureinwohner nicht beliebt. Etwas erstaunt sind wir über Unmengen an Flaschen und Getränkedosen, die entlang der Route offenbar einfach aus den fahrenden Autos geworfen wurden. Das widerspricht eigentlich dem Bild der naturverbundenen und ihr Land achtenden First Nation. Tatsächlich ist es so, dass in den Reservaten häufig Probleme mit Alkohol- und Drogensucht bestehen. Dies, obwohl der Verkauf von alkoholischen Getränken nicht erlaubt ist. Schliesslich erreichen wir in einem grossen Bogen die Hauptstrasse. Von dieser Seite ist jetzt auch ein Schild angebracht, dass es sich um ein lokales Wohngebiet handelt und Touristen nicht erwünscht sind.

Durch unseren Umweg haben wir den «Forest Gump Point» verpasst. Das ist die Stelle im Film, wo Forst Gump seine Läuferphase beendet und umdreht.

Bald erreichen wir das «The View Hotel» im Monument Valley. Hier haben wir auf dem angegliederten Campingplatz einen Stellplatz reserviert. Das beliebte Touristenziel wird von den Navajo verwaltet und kann nur gegen eine Gebühr von 8 USD pro Person besucht werden. Die Mitarbeiterin im Tickethäuschen ist der Ansicht, dass unser Fahrzeug für den Scenic Drive hinunter ins Tal zu gross sei. Dies, obwohl wir über Allradantrieb und genügend Bodenfreiheit verfügen. Ausserdem sind wir weder länger, noch breiter als ein hier üblicher Pickup. Der 17 Mile Scenic Drive ist der einzige Bereich im Monument Valley, der mit dem eigenen Fahrzeug und ohne Navajoführer befahren werden darf.

Ich frage nochmals an der Reception des Campingplatzes betreffend der Fahrt ins Tal. Die junge Dame meint, dass die grossen amerikanischen Wohnmobile auf der Route nicht erlaubt sind. Es liege aber in unserer Verantwortung, wenn wir es mit unserem Sprinter versuchen wollen. Wir müssten uns einfach bewusst sein, dass wir nicht auf Hilfe zählen können, falls wir stecken bleiben. Die Gebühr für den Scenic Drive könnten wir im Visitor Center beim Souvenirshop bezahlen. Am Informationsschalter ist dann allerdings niemand anzutreffen und auch im Shop bekommen wir keine Unterstützung.

Wir fahren deshalb hinunter ins Tal, ohne die Gebühr zu bezahlen. Wie erwartet ist die Strasse für unser Fahrzeug kein Problem. Da haben andere mit der Anfangs steilen und ausgewaschenen Strasse mit ihren Personenwagen bedeuten grössere Mühe.

Es wäre tatsächlich schade gewesen, wenn wir die Route nicht hätten fahren können. Die Landschaft mit den gewaltigen Tafelfelsen ist einfach fantastisch. Wer noch weiter ins Tal hinein will, kann dies nur mit einer geführten Tour im Fahrzeug oder zu Pferd tun. Wir hatten bei unserm letzten Besuch vor 10 Jahren einen Ausflug zur Hunts Mesa unternommen. Von dort, auf der Erhebung ganz am Ende des Tales lässt sich das ganze Monument Valley überblicken. Der Ort ist sehr beliebt für Fototouren bei Sonnenuntergang. Auch das Foto auf der Startseite unserer Webseite wurde dort aufgenommen.

Antelope Canyon, Horseshoe Bend, Sunset Crater Loop, Meteor Crater, Petrified Forest, Painted Desert, Canyon de Chelly, Chaco Canyon , Bisti Wilderness Area

Nächste Station ist Page am Lake Powell. Die Stadt wurde 1957 mit dem Bau des Glen Canyon Staudammes gegründet. Mit dem Upper und dem Lower Antelope Canyon, dem Horseshoe Bend und dem See bietet die Stadt viele Sehenswürdigkeiten.

Vorher machen wir aber noch einen Abstecher zum Navajo National Monument. Schon bei der Anfahrt beeindruckt die tolle Schluchtenlandschaft. Beim Visitorcenter besuchen wir die Ausstellung zu den im Canyon befindlichen Pueblo-Ruinen. Diese Siedlungen wurden nur etwa während 150 Jahren bewohnt. Eine 20-jährige Dürre war für die naturverbundenen Einwohner Anlass, den Ort zu verlassen. Erst auf dem Spazierweg der zum Aussichtspunkt führt, von wo die Siedlungsreste am Fuss der Felsen eingesehen werden können, realisieren wir, dass wir schon vor 10 Jahren hier waren.

Auf der Aussichtsplattform lernen wir auch einen Amerika-Schweizer kennen, der ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Bereits die Eltern sind aus dem Aargau und dem Fürstentum Liechtenstein nach Amerika ausgewandert. Er ist in den USA geboren. Trotzdem spricht er ordentlich Schweizerdeutsch.

Kurz vor Page wollen wir uns bei einem der Anbieter für Touren in den Antelope Canyon über die Angebote informieren. Die nächste Tour findet in einer Stunde statt und so buchen wir gleich. Der Preis von etwa 80 USD pro Person scheint uns angemessen.

Zusammen mit einem Deutschen, der nach Texas ausgewandert ist und einer Gruppe von 8 Indern die in North Caroline leben fahren wir mit unserem Gide auf einer holprigen Sandpiste zum Eingang des Upper Canyon. Es gibt im ganzen Südwesten der USA eine ganze Reihe von sogenannten Slot Canyons. Die schmalen Schluchten führen in der Regel kein Wasser, können aber bei Gewittern und starken Regenfällen zur tödlichen Falle werden. Denn in den engen Schluchten steigt das Wasser schnell meterhoch und dann gibt es kein Entrinnen. So sind auch vor Jahren im Lower Antelope Canyon etliche Touristen ums Leben gekommen.

Unser Navajo-Führer Anthony zeigt uns viele interessante Details in der verwinkelten Schlucht und macht mit den Smartphones der Gruppenmitglieder Fotos mit tollen Effekten. An der einen Stelle bilden die vom Wasser geformten Wände in einem bestimmten Winkel ein Herz, an einem anderen Ort einen Haifisch.

Die Schucht ist zwar nur etwa 200 Meter lang, die bizarren Formen der steilen Wände und das einfallende Licht bieten aber so viele Eindrücke, dass man sich kaum sattsehen kann.

Auf dem Rückweg erfahre ich von einem der älteren Inder, dass dieser früher für eine Indische Firma oft in Basel war. Dort hat er mit CIBA-GEIGY gearbeitet, wo ich von 1974 – 1977 die Lehre gemacht habe. Er hat wie ich im Bereich Pigmente und Farbstoffe gearbeitet. Es gibt immer wieder erstaunliche Zufälle.

Heute übernachten wir auf einem Campingplatz in Page und warten auf die Resultate der Präsidentenwahl. Wie erwartet, zeichnet sich ein Sieg für Donald Trump ab. Das werden sicher vier interessante Jahre mit einigen Herausforderungen für Europa und die Welt.

Eigentlich würden wir gerne die Sandsteinformation «The Wave» besuchen. Die zweifarbige, rot-weiss gestreifte Sandsteinwelle befindet sich in einer abgelegenen Gegend im Vermilion Cliffs National Monument und wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt. Allerdings ist der Besuch streng reglementiert und die Anzahl Besucher ist limitiert. Die Permits werden per Los zugeteilt. Ein Teil der Kontingente wird schon Monate zum Voraus verteilt. Der Rest wird kurzfristig zugelost. Wir haben es versucht, hatten aber kein Glück.

Deshalb besuchen wir heute nach dem grossen Wocheneinkauf den Horseshoe Bend. Dabei handelt es sich um eine Flussschlaufe des Colorado River, der sich tief in den roten Sandstein gegraben hat und als beliebtes Fotosujet dient. Bei unserem letzten Besuch vor 10 Jahren war der Besuch noch kostenlos. Seit einigen Jahren wurde der viel zu kleine Parkplatz durch einen Grösseren ersetzt und kostet für ein Wohnmobil jetzt 10 USD. Dafür führt der Weg nicht mehr über eine hohe Sanddüne, sondern bequem, auf einem breiten, befestigten Wanderweg ohne Steigung, um die Düne herum. Am Aussichtspunkt gibt es jetzt ein stabiles Geländer, so dass auch Leute mit Höhenangst gefahrlos nahe am Abgrund stehen können um die Hufeisenform der Schlucht sehen zu können.

«The Wave» können wir zwar nicht erwandern, trotzdem fahren wir auf der «House Rock Valley Road», am Fuss des Vermilion Cliffs National Monuments zum Ausgangspunkt der Wanderung und dann weiter bis zum Ende des Tales. Die Strasse ist, hauptsächlich im Mittleren Abschnitt in schlechtem Zustand und von tiefen Spurrinnen durchzogen. Bei starkem Regen ist hier alles aufgeweicht und die Strasse für die meisten Fahrzeuge unpassierbar. Einige Meilen bevor wir den Highway 89 erreichen, ist die Piste wieder besser unterhalten. Hier gibt es nämlich eine Beobachtungsstation um nach den hier ausgesetzten Kondoren Ausschau zu halten. Einige hartgesottene Vogelfreunde harren auch jetzt, im eiskalten Wind, mit Fernrohren und Feldstechern aus. Allerding sind im Moment keine der grossen Vögel auszumachen.

Kurz bevor wir den Highway 89A wieder erreichen suchen wir uns etwas abseits der House Rock Road einen Übernachtungsplatz. Erwähnenswert wäre auch einmal der prächtige Nachthimmel. Weit abseits grösserer Siedlungen und bei Neumond zeigt sich uns immer wieder ein prächtiger Sternenhimmel. Die Milchstrasse ist in einer Deutlichkeit zu erkennen, wie wir es zu Hause noch nie erlebt haben. Dazu kommt dann oft noch das Heulen der Kojoten in der Dunkelheit. Jetzt im November müssen wir auch gar nicht mehr bis spät in der Nacht warten um das alles zu erleben, denn um 18 Uhr ist es bereits so dunkel, dass man ohne Taschenlampe die Hand vor Augen nicht mehr sieht.

Nach einer eiskalten Nacht müssen wir erst einmal die Reifen wieder auf Normaldruck aufpumpen. Auf der holprigen Piste gestern haben wir den Reifendruck wie üblich reduziert.

Am Marble Canyon, wo die Navajo Brücken die Schlucht des Colorado River überqueren machen wir beim Informationszentrum Halt. Die ältere der beiden Stahlkonstruktionen wurde am 12. Januar 1929 dem Verkehr übergeben. Heute dient sie als Fussgängerbrücke für die Touristen, die einen Blick in die 143 Meter tiefe Schlucht mit den senkrechten Wänden werfen wollen. 1993 wurde mit dem Bau der neuen Brücke begonnen, die den Anforderungen des modernen Verkehrs gewachsen sein soll. Die alte Brücke war nur 5.5 Meter breit und hatte eine Belastbarkeit von 36 Tonnen. Die beiden Brücke verlaufen jetzt parallel zueinander in nur wenigen Metern Abstand.

Heute scharen sich die Besucher um einen Wildhüter, der mit einer Ortungsantenne am Brückengeländer steht. Auf den Trägern der neuen Brücke hat sich nämlich ein Kondor Paar niedergelassen. Von hier können die Tiere ohne viel Kraftaufwand abheben und ihre Kreise am Himmel ziehen.

Wir machen noch einen Abstecher zu Lees Ferry. Vor dem Bau der ersten Brücke konnte der Colorado hier mit einer dampfbetriebenen Fähre überquert und die Schlucht überwunden werden. Heute sind es Schlauchboote für Touristenfahrten die hier zu Wasser gelassen werden.

Auch Gold wurde an dieser Stelle gesucht, allerdings mit wenig Erfolg. Heute verrostet noch die Dampfmaschine im Ufersand, die zum Betrieb der Pumpen genutzt wurde, mit denen das vermeintlich goldhaltige Material von den Hängen gespühlt wurde. Zurück blieb der felsige Untergrund, der dank verschiedener Mineralien in allen Farben schimmert.

Kurz nach dem Marble Canyon mündet die 89A in den Highway 89 der von Page her kommt. Jetzt ist es vorbei mit gemütlich bummeln, denn nun sind wir auf einer wichtigen Verkehrsader nach Flagstaff und Phoenix mit viel Schwerverkehr.

Kurz vor Flagstaff biegen wir ab zum Wupatki National Monument. Nachdem auf der Fahrt nach Süden die ohnehin spärliche Vegetation fast vollständig verschwunden ist und einer wüstenähnlichen Erosionslandschaft Platz gemacht hat, befinden wir uns jetzt in einer Region, die durch zahlreiche Vulkankegel geprägt wird. Bei einem kurzen Spaziergang auf den Doney Mountain, der vor etwa 30'000 Jahren entstanden ist, vertreten wir uns die Beine. Während sich im Westen die schneebedeckten Gipfel der San Fancisco Mountains, ebenfalls Vulkane, erhaben, breitet sich im Osten die Painted Desert aus.

Im Visitor Center des des Wupatki National Monument müssen wir unseren Nationalpark Pass, wie immer zusammen mit einem Ausweis, vorweisen. Heute geschieht, was wir schon länger befürchtet haben. Der Ranger wird nämlich stutzig wegen unserer CH-ID. Die Senior-Karte für 20 USD ist ja nur für US-Bürger und Bewohner der USA gedacht. Touristen zahlen für die Jahreskarte 80 USD. Wir versichern dem Mann, dass uns die Karte von der Rangerin im Denali Park förmlich aufgedrängt wurde und wir mehrmals darauf hingewiesen haben, dass wir weder in den USA wohnen, noch US-Bürger sind. Der Ranger glaubt uns, möchte und aber als Gegenleistung einige Fragen zur Schweiz stellen. Darauf lassen wir uns natürlich gerne ein.

Schliesslich machen wir dann auch noch einen Spaziergang durch die Pueblo-Ruinen vom Wupatki. Diese wurden um das Jahr 1100, kurz nach dem Ausbruch des nur wenige Kilometer entfernten Sunset Crater im Jahre 1064/65 errichtet. Die Siedlung beim Visitor Center wurde von etwa 100 Personen bewohnt, die hier auf dem fruchtbaren vulkanischen Boden Mais, Kürbis und Bohnen anbauten. Auf dem 140 Quadratkilometer grossen Schutzgebiet des Wupatki National Monument wurden fast 2600 prähistorische Fundstellen entdeckt.

Der Campingplatz im Park hat bereits Winterpause. Wir übernachten deshalb ausserhalb des Schutzgebietes zwischen Wachholderbüschen.

Bevor wir die US89 wieder erreichen, durchqueren wir das Sunset Crater National Monument. Dieses Schutzgebiet gilt dem 2350 Meter hohen Sunset Krater. Dieser ist beim letzten grossen Vulkanausbruch in der Gegend vor etwa 1000 Jahren entstanden. Das Besteigen des Vulkankegels ist heute verboten. Dadurch soll der Natur die Möglichkeit gegeben werden, sich von den Belastungen durch menschliches Handeln der letzten Jahre zu erholen. Die aus lockerem Lavagranulat bestehenden Bergflanken waren nämlich noch bis in die 1970er Jahre kreuz und quer von Trampelpfaden durchzogen. Dafür gibt es am Fuss des Berges verschiedene gut ausgebaute Spazierwege durch die Lavafelder mit interessanten Informationstafeln zum Vulkanismus.

Bis nach Flagstaff sind es jetzt nur noch wenige Meilen. Wir fahren ins überschaubare Zentrum der mit 80'000 Einwohnern eher kleinen Stadt. Da Elsbeth wieder einmal zum Friseur möchte, müssen wir uns bis zum Termin die Zeit vertreiben. In der Stadtbibliothek haben wir die Möglichkeit von Führerscheinen und Fahrzeugausweis Kopien anzufertigen. Diese werden wir für den Grenzübertritt nach Mexico brauchen. Auch hier erleben wir die Amerikaner als äusserst freundlich und hilfsbereit. In einem Sportgeschäft erkundigen wir uns nach einem «Schlangenbiss Kit». In unserem Reiseführer wird nämlich empfohlen bei Wanderungen eines mitzuführen. Hier in Flagstaff wird das allerdings nicht im Sortiment geführt. Zu dieser Jahreszeit sind die Klapperschlangen hier ohnehin nicht mehr aktiv. Weiter südlich, in Phoenix, sollen wir uns dann aber nochmals in einem Outdoorshop informieren.

Uns fällt hier auch auf, dass kaum Drogenabhängige oder Obdachlose und nur wenige Bettler anzutreffen sind.

Schliesslich bekommt Elsbeth ihren Haarschnitt und wir verlassen die Stadt wieder in Richtung «Twin Arrows Casino». Hier auf dem grossen Parkplatz darf nämlich kostenlos übernachtet werden.

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass am späten Abend auch ein oranger Camper mit NL-Autokennzeichen angekommen ist. Es handelt sich dabei um ein Paar, welches wir schon im September auf der Fähre von Bella Coola nach Port Hardy getroffen haben.

Nur wenige Meilen vom Casino entfernet gibt es einen Meteoriten Krater, den wir heute als erstes besuchen. Das Gebiet befindet sich in Privatbesitz und wir müssen deshalb Eintritt bezahlen. Im Visitor Center ist dafür alles sehr professionell aufgezogen. Ein 10 minütiger Film informiert zuerst über die Entstehung und die spätere Erforschung des 120 Meter tiefen Kraters, der von einem Wall umgeben wird, der sich bis zu 60 Meter über das umliegende Plateau erhebt. Der Durchmesser beträgt etwa 1200 Meter.

Lange wurde auch von der Wissenschaft angenommen, dass es sich um einen Vulkankrater handelt. Tatsächlich entstand der Krater vor etwa 50'000 Jahren durch den Einschlag eines Eisenmeteoriten von etwa 50 Metern Durchmesser. Der Bergbauunternehmer Barringer versuchte im Innern des Kraters den Metallkern zu finden. Allerdings ohne Erfolg, denn der grösste Teil des Himmelskörpers war beim Einschlag verdampft. Ein Eisen-Nickel-Fragment wurde erst später ausserhalb des Kraters entdeckt und ist im Visitor Center ausgestellt. Im Krater wurden die Raumanzüge für die Apollo 11 Mission getestet.

Nächster Programmpunkt ist der Petrified Forst National Park und die Painted Desert. Im südlichen Teil des Parks wurde im Sedimentgestein zahlreiche Fossilien gefunden. Ausserdem gibt es ausgedehnte Fundstätten von verkieseltem (versteinertem) Holz. Die bis zu einem Meter dicken Baumstämme liegen massenhaft herum und schimmern in allen Farben. Spazierwege führen durch die versteinerten Wälder. Im Nationalpark ist es wie üblich verboten Versteinerungen zu sammeln. Allerding werden im Souvenirshop polierte Holzstücke verkauft, die auf Privatgrund gesammelt wurden. Auch ausserhalb des Parks können Erinnerungsstücke gekauft werden.

Im nördlichen Teil des Parks, der Painted Desert hat die Erosion eine bunte Landschaft geschaffen. Durch verschiedene Mineralien leuchten die Hügel in allen möglichen Farben.

Wir übernachten abseits des Highways am Rand einer ausgefahrenen Piste. Diese hat zwar vom Highway eine eigene Ausfahrt. Wird aber, so wie es aussieht nur als Zufahrt zu den umliegenden Ranches genutzt. Ausserdem führt sie zu einem nicht mehr unterhaltenen alten Abschnitt der historischen Route 66.

Am nächsten Morgen wollen wir schauen, ob wir auf der Route 66 weiter nach Osten fahren können. Zuerst macht der alte Asphaltbelag noch einen ordentlichen Eindruck. Nach einer Abzweigung zur Sweetwater Ranch ist dann aber bald Schluss. Die Strasse wurde bei einem Hochwasser teilweise weggespült, so dass wir uns gezwungen sehen umzukehren und zum Highway zurückzukehren.

Es gibt ausser der Interstate 40 keine durchgehende Ost-West-Verbindung. Selbst Fahrradfahrer müssen auf der zweispurigen Schnellstrasse, wo auch Lastwagen mit 65 Meilen pro Stunde fahren (105 km/h) dürfen auf dem Seitenstreifen pedalen.

Endlich können wir die Rennstrecke verlassen und fahren wieder gemächlich mit 80 km/h nach Norden zum Canyon de Chelly. Bei einem Zwischenstopp in Burnside füllen wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf. Wir befinden uns immer noch im Reservat und sind hier im Supermarkt als einzige «Bleichgesichter» die Exoten.

Schon kurz nach Mittag sind wir beim Visitor Center. Der Canyon befindet sich zwar im Navajo Reservat, wird aber als «National Monument» vom National Park Service verwaltet.

Auf dem nahegelegenen Campingplatz checken wir für zwei Nächte ein. Da wir noch genügend Zeit haben um den Canyon zu erkunden, setzen wir uns für den Rest des Nachmittags an die Sonne.

Erst am nächsten Morgen machen wir uns auf, die Südseite des Canyon zu erkunden. Die Strasse führt dabei von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Auf den Parkplätzen haben sich oft auch Angehörige des Navajo Volkes platziert und versuchen Schmuck, Töpferwaren oder Malereien zu verkaufen. Von den Outlooks bieten sich spektakuläre Ausblicke in die Schlucht mit den senkrechten, mehrere hundert Meter hohen Sandsteinwänden. Unter überhängenden Felsen sind verschiedene Siedlungsruinen der Pueblo Indianer zu erkennen. Immer noch gibt es Familien, die zumindest Zeitweise im Canyon leben und ihre Felder bestellen. Von hier oben wirkt alles so friedlich und ruhig, obwohl sich mit der Besiedlung durch die europäischen Einwanderer hier Kämpfe und Massaker zugetragen haben.

Schliesslich erreichen wir das Ende der asphaltierten Touristenstrasse und das Wahrzeichen des Canyon de Chelly, den Spider Rock, zwei etwa 240 Meter hohe Felsnadeln.

Für den Nachmittag buchen wir eine Tour in die Schlucht. Es ist nämlich nicht erlaubt, dieses Gebiet ohne einheimischen Führer zu betreten. Mit alten Pinzgauern der Schweizer Armee geht es auf dem sandigen Talgrund tief in die Schlucht hinein. Gemäss unserem Fahrer David, wird die Piste aus Kostengründen von der Parkverwaltung nicht mehr unterhalten und ist in erdenklich schlechtem Zustand. Da sind die 6x6 Fahrzeuge aus den 70er Jahren genau das Richtige. Jetzt können wir die Ruinen der teilweise über 1000 Jahre alten Siedlungen, sowie Felszeichnungen und Felsritzungen aus der Nähe betrachten. Auch das Navajo Fortress, ein 300 Meter langer, freistehender Fels mit senkrechten Wänden ist sehr beeindruckend. Dort haben sich 1860 mehrere hundert Navajo während drei Monaten verschanzt und den amerikanischen Truppen Widerstand geleistet, bis sie sich ergeben mussten und nach New Mexico deportiert wurden.

Gemäss David leben immer weniger Navajos im Tal, denn im Sommer ist es extrem heiss und im Winter, wenn die Sonne kaum noch den Talgrund erreicht, eisig kalt. Trotzdem kann sich eine Navajofamilie, die hier leben möchte, nicht einfach hier niederlassen. Das Land gehört zwar dem Stamm, es müssen aber alle Nachbarn damit einverstanden sein, wenn jemand ein Grundstück neu besiedelt.

Es ist jetzt Dienstag, der 12. November 2024. Auf der gestrigen Tour in den Canyon hat uns jemand noch den Chaco Canyon zur Besichtigung empfohlen. Der Canyon selber ist nicht so spektakulär wie andere. Dafür können einige interessante Pueblo-Ruinen besichtigt werden.

Bei blauem Himmel aber eisig kaltem Wind fahren wir aber erst noch entlang der Nordseite des Canyon de Chelly. Hier gibt es drei Aussichtspunkte. Beim Ersten, dem Antelope House Overlook ist, neben den Antelope House Ruinen, der Felsen «Navajo Fortress» besonders gut zu sehen. Danach folgt der Mummy Cave Overlook, wieder mit Blick auf eine verfallene Siedlung. Als letztes fahren wir zum Massacre Cave Overlook. Dieser erinnert an die 115 Navajos, die 1805 durch spanische Soldaten entdeckt und anschliessend erschossen wurden.

Jetzt geht es durch das Navajo Reservat erst einmal Richtung Süden bis nach Gallup. Hier, im grossen Walmart Supercenter kaufen wir ein und ich lasse mir einen neuen, dringend notwendigen, Haarschnitt verpassen. Dazu nutzen wir auch noch die günstigen Treibstoffpreise und tanken für 3.12 USD pro Gallone voll.

Übernachtungsplätze sind jetzt, entlang der Interstate 40 rar. Wir versuchen es im Cibola National Forest, finden aber nichts das uns zusagt. Es muss hier in den letzten Tagen kräftig geregnet und geschneit haben, denn die Übernachtungsplätze entlang der Forststrasse sind alle ziemlich durchnässt.

Wir entschliessen uns daher gleich bis zum Chaco Canyon durchzufahren. Das dauert dann aber länger als erwartet, denn die letzten 20 Meilen auf dem Chaco Canyon Road haben es in sich. Die Strasse nennt sich zwar Highway 54, in Tat und Wahrheit handelt es sich aber um eine Naturstrasse. Durch den Regen der letzten Tage ist die Piste von tiefen Furchen durchzogen. Dadurch kommen wir nur langsam voran. Als wir beim Visitor Center ankommen, ist dieses bereits geschlossen und es wird schon dunkel. Auf dem Campingplatz des «Chaco Culture National Historical Park», so die korrekte Bezeichnung, belegen wir einen der freien Plätze. Die Gebühr werden wir dann am nächsten Morgen im Visitor Center bezahlen.

Heute wollen wir den Chaco Canyon erkunden. Zuerst zahlen wir aber wie vorgesehen die Gebühr für den Campingplatz. Dabei haben wir erneut Probleme mit unserem Senior Nationalpark-Pass. Wir wollen jetzt das Problem definitiv lösen und können uns mit der Rangerin einigen, dass wir die 60 USD Differenz zur normalen Karte nachzahlen. Es ist ja immer noch ein äusserst attraktives Angebot. 80 USD für eine Jahreskarte für ein Fahrzeug inklusive vier Personen, wenn man bedenkt, dass ein Einzeleintritt in einen Nationalpark 30 USD kostet.

Wir erkundigen uns noch danach, ob die Strasse vom Park nach Osten in besserem Zustand ist, als die Südzufahrt. Die Rangerin meint, dass den Touristen von der Nutzung der südlichen Strasse abgeraten wird. Die östliche Strecke ist wesentlich besser in Stand gesetzt. Für uns kommt die Warnung allerdings zu spät.

Im Park sind die Überreste mehrerer präkolumbianischer Siedlungen zu besichtigen. Gleich sechs sind an der Nordwand des Canyons aufgereiht. Die festungsähnlichen dicken Mauern der mehrstöckigen Häuser umschliessen bis zu 800 Räume. Der Pueblo Bonito, das umfangreichste «grosse Haus», galt bis zur Einführung von Stahlträgern im Jahre 1898, als das grösste Bauwerk Nordamerikas. Alle Siedlungen wurden um 1000 bis 1250 bewohnt. Allerdings je nach Komplex nur zwischen 50 und 150 Jahre, dann wurden die Gebäude verlassen und dem Verfall preisgegeben.

Auf dem Wanderparkplatz, dort wo die Ringstrasse auf die Südliche Talseite wechselt und zum Visitor Center zurückführt, machen wir uns für eine Wanderung parat. Nach einer eisig kalten Nacht ist es jetzt angenehm warm und ideal für etwas Bewegung. Aus Sicherheitsgründen ist für Wanderungen ein kostenloses Permit erforderlich. Das heisst, man muss sich entweder im Visitor Center, oder am Ausgangspunkt der Wanderung in eine Liste eintragen und die geplante Route angeben. Besonders im Sommer, wenn es hier sehr heiss und trocken ist, kann das sinnvoll sein.

Wir wandern im Talgrund dem Ende des Canyons entgegen. Nach etwa einer Stunde kommt uns ein Wanderer entgegen und informiert uns, dass der Bach der noch vor uns liegt, bis zu den Knien Wasser führt und die Ufer extrem «muddy» sind. Er habe jetzt 10 Tage auf dem Campingplatz verbracht, 5 davon im Schnee. Das erklärt auch den schlechten Zustand der Zufahrt zum Park aus dem Süden. Wir gehen noch ein Stück und drehen dann um. Mit den Spaziergängen in den Ruinen haben wir dann doch fast 12 Kilometer zurückgelegt.

Wir entschliessen uns, noch einen weitere Nacht im Canyon zu bleiben. Im Visitor Center bezahlen wir die Campinggebühr und loggen uns ins WLAN ein um Mail und News zu checken. Auf dem Zeltplatz gibt es nämlich, wie so oft, kein Netz und somit auch kein Internet. Ideale Voraussetzungen um das Smartphone eine Weile beiseite zu legen.

Unsere Nachbarn auf dem Platz stellen sich vor. Das Paar stammt aus San Diego und ist, wie wir den Dempster Highway nach Tuktoyaktuk gefahren und hat Kanada bis nach Osten durchquert. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Hause. Von den beiden erhalten wir einige wertvolle Tipps zu unserem geplanten Aufenthalt in Mexico. Denn auch sie werden ab März einige Zeit auf der Halbinsel Baja California verbringen. Dann werden die Wale in den Buchten ihre Jungen zur Welt bringen. Das sollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.

Wir sind auf die Bisti / De-Na-Zin Wilderness aufmerksam geworden. Das Schutzgebiet liegt etwas nördlich des Chaco Canyon. Allerdings ist das Erosionsgebiet, welches mitten im Navajo Reservat liegt nur auf Umwegen zu erreichen. Wir fahren also zuerst nach Osten auf den Highway 550. Die Strasse auf dieser Seite des Chaco Canyon ist tatsächlich in wesentlich besserem Zustand. Es gibt zwar einige Waschbrett-Passagen, die sind aber kein Problem.

Da wir, um unser Fahrzeug zu schonen, langsam unterwegs sind, wollen wir einen Mercedes Sprinter Campervan überholen lassen. Dieser hält aber auf unserer Höhe an und der Fahrer fragt uns woher in der Schweiz wir kommen. Er habe nämlich einen Freund in Richterswil. Wenn er geschäftlich in Zürich ist und die Firma zahlt, würde er immer im Hotel Storchen an der Limmat wohnen. Nach einem kurzen Schwatz verabschiedet er sich und wünscht uns eine gute Reise.

Zuerst auf der 550 nach Norden und auf der 371 wieder nach Süden gelangen wir zum Bisti Wanderparkplatz. In den «Badlands» gibt es zahlreiche interessante Felsformationen. Allerdings gibt es in der «Wilderness Area» keinerlei Wegmarkierungen. Es sind zwar im lehmigen Untergrund die Fussspuren der letzten Tage zu sehen, ein ausgetretener Pfad ist allerdings keiner zu erkennen. Bei starkem Regen, wie vor ein paar Tagen werden die Fusspuren wieder weggespült.

Wir nehmen also unseren IPad mit der App MapOUT zur Hand und wandern nach Karte. Zuerst geht es zu den Chocolate Hoodoos. Das sind kegelförmige, schwarze Erdpyramiden die durch Erosion entstanden sind. Auf der Spitze liegen Steine aus weniger gut erodierbarem Material.

Wenig später gesellt sich eine Wanderin zu uns, die das Gebiet kennt und gibt uns Empfehlungen ab, was wir uns noch anschauen sollen.

So geht es zu weiteren Hoodoos, etwas weiter im Norden. Diese sind aber nicht dunkel, sondern aus rotem und weissem Material. In den immer noch feuchten und rutschigen Lehm- und Schuttkegeln müssen wir Acht geben, dass wir nicht ausrutschen und hinfallen.

Mir der App finden wir problemlos zur «Alien Women», dem «Valley of Bones», dem «Bisti Rock Garden» und den «Cracked Eggs». Diese Sandsteingebilde ähneln wirklich zerbrochenen Eiern.

Nach fast 10 Kilometern durch diese faszinierende Landschaft kehren wir zum Parkplatz zurück, wo wir auch die Nacht verbringen werden.

Los Alamos, Bandelier NM, Santa Fe, Roswell, Carlsbad Caverns NP, Big Bend NP


Bei Los Alamos gibt es weiteres Schutzgebiet, welches wir uns anschauen wollen. In zwei Tagen geht es aus der Halbwüste in die Berge von New Mexico. Die baumlosen, trockenen Ebenen werden zuerst abgelöst von mit Wachholder bewachsenen Hügeln und schliesslich von schneebedeckten Bergen, die bis in grosse Höhen mit Kiefern bewaldet sich. Der spanische Einfluss zeigt sich nicht nur in den Ortsnamen. Auch die Bauweise der Häuser, die an indianische Pueblos erinnern, sind ein untrügliches Zeichen, dass Mexico nicht mehr weit ist.
Schliesslich erreichen wir das Bandelier National Monument, das nach dem 1840 in der Schweiz geborenen Adolph Bandelier benannt ist. Ein kleiner Teil des Schutzgebietes liegt vor den Toren von Los Alamos. Auf einem 3 Kilometer langen Rundweg marschieren wir auf dem Tsankawi Trail auf eine Mesa, einen der typischen Tafelberge. Über Leitern geht es zu den Ruinen eines Versammlungsplatzes der Pueblo Indianer und vorbei an Höhlenwohnungen und Felsritzungen die schon vor 10'000 Jahren geschaffen wurden.
In Los Alamos, wo in den 1940er Jahren im Rahmen des «Manhattan Projektes» die amerikanische Atombombe entwickelt wurde, gelten teilweise immer noch strenge Sicherheitsvorkehrungen mit Fahrzeugkontrollen. So sollen vermutlich die immer noch zahlreichen Forschungseinrichtungen geschützt werden. Das wollen wir uns ersparen und nehmen eine Alternativroute zum Hauptteil des Bandelier NM.
Im Frijoles Canyon befindet sich das Visitor Center und die bedeutendsten archäologischen Stätten des Parks. Auf einem bequemen Rundweg spazieren zu den steinzeitlichen Wohnhöhlen, die in den weichen, vulkanischen Tuffstein gehauen wurden. Einige der Höhlen sind über Leitern zugänglich. An gleicher Stelle wurden um 1400 grosse Pueblosiedlungen an die Felsen des Canyon gebaut, die bis zu 300 Räume und mehrere Stockwerke umfassten.
Auf dem Campingplatz am Parkeingang werden wir die Nacht verbringen. Hier treffen wir auch wieder auf das holländische Paar mit dem auffällig orangen Camper, das uns jetzt seit Vancouver Island immer wieder begegnet.
In Santa Fe, der Hauptstadt von New Mexico, verbringen wir den Sonntagvormittag. Die Stadt mit etwa 88'000 Einwohnern liegt auf etwa 2000 Metern in den Ausläufern des Sangre de Cristo Gebirges. Von Norden herkommend sind wir bei nur mässigem Verkehr bald im Zentrum. Bei der Kathedrale des Heiligen Franz von Assisi finden wir auch problemlos einen Parkplatz, obwohl die Gläubigen nach und nach zur Messe eintreffen.
Wir spazieren zur grossen Plaza, die sich vor der Kathedrale befindet. Unter den Arkaden haben sich zahlreiche Händler, hauptsächlich Angehörige der First Nation, eingerichtet um Schmuck und Töpfereien zu verkaufen. Rund um die Plaza gibt es aber auch exklusive Schmuckgeschäfte und Boutiquen mit teuren Kleidern und Schuhen. Wir lassen den opulenten Türkis-Schmuck, die Cowboystiefel aus Krokodilleder für 1'000 $ und die Stetson Cowboyhüte für mehrere hundert Dollar links liegen und begnügen uns mit Öl aus Santa Fe Oliven. Auch dem Capitol statten wir einen Besuch ab. Dabei kommen wir an der San Miguel Kirche vorbei, Deren Lehmwände und Altar um 1610, unter Anleitung von Franziskanerpatern, vom Tlaxcalan Indianern gebaut wurden.
Santa Fe ist eine übersichtliche, kleine Stadt die uns sehr gut gefällt. Es gibt hier keine Hochhäuser. Die meisten Gebäude sind im Pueblostil errichtet und so wirkt alles «mexikanisch». Dazu passen auch die vielen Chilischoten, die zu Kränzen gebunden, zum Verkauf angeboten werden. Dazu hören wir in den Strassen sehr viel Spanisch.
Am Nachmittag verdunkelt sich der Himmel, so wie es der Wetterbericht vorausgesagt hat und über dem ausgetrockneten Land geht intensiver Regen nieder. Die Natur wird’s danken. Das Unwetter ist am nächsten Morgen schon wieder vorbei. Nur grosse Wasserlachen und etwas Schnee auf dem Übernachtungsplatz deuten noch darauf hin. Unser amerikanischer Nachbar auf dem Platz fragt uns in gebrochenem Schweizerdeutsch, ob wir das Wetter aus der Schweiz mitgebracht haben. Er hat einige Jahre in Winterthur und Meilen gelebt und bereist sein Heimatland jetzt mit dem Wohnmobil.
Unser nächstes Ziel ist Roswell, wo 1947 ein UFO abgestürzt sein soll. Die angebliche Absturzstelle liegt zwar über hundert Kilometer vom kleinen Städtchen entfernt, Trotzdem ging es als der Roswell-Zwischenfall in die Geschichte ein und zieht zahlreiche UFO-Begeisterte an. Der Mythos wird im Ort auch rege gepflegt. Die Ausserirdischen sind in den Schaufensterauslagen, dem Ortschild und selbst als Weihnachtsdekoration überall präsent. Auch wir statten dem UFO Museum einen Besuch ab. Hier wird der angebliche Absturz der Fliegenden Untertasse und die Vertuschung durch das Militär dokumentiert. Letztendlich ist es aber schon so, entweder glaubt man daran oder eben nicht.
Rund um Roswell wird intensiv bewässert und Landwirtschaft betrieben. Selbst Pecannüsse werden auf grossen Flächen angebaut. Doch schon bald wird das angenehme Grün wieder abgelöst von trockenen, endloschen Weiden, auf denen nur einige Kühe grasen.
Nach dem geschäftigen Ort Carlsbad geht es durch den Walnut Canyon zum Carlsbad Caverns Nationalpark. Vom Visitor Center geht es mit dem Lift 750 Fuss (etwa 225 Meter) in die Tiefe. Wer will kann auch zu Fuss auf einem steilen Pfad in die Grotte steigen. Wir wählen aber die bequeme Variante.
Auf einem gut ausbebauten, teilweise rollstuhlgängigen Pfad geht es durch einen der weltweit grössten unterirdischen Räume. Während einer Stunde marschieren wir vorbei an Stalaktiten und Stalagmiten, den Tropfsteinen, die von der Decke und vom Boden her wachsen. Wir erleben eine fantastische Welt, deren Besuch sich absolut lohnt.
Im Park gibt es 83 verschiedene Höhlen, darunter die mit 487 Metern tiefste Kalksteinhöhle der USA. Einige dieser Grotten, die nicht touristisch ausgebaut sind, können in geführten Touren besichtigt werden. Allerdings muss der Besucher streckenweise kriechen und klettern.
 
Nach der Übernachtung auf einem kostenlosen Campingplatz auf BLM Land geht es vorbei am Guadalupe Mountains Nationalpark in Richtung Texas. Wir konnten für den Big Bend Nationalpark nämlich nur noch für Donnerstag bis Sonntag Campingplätze reservieren. Wir haben etwas verschlafen, dass die Hauptsaison für diesen Park im Winterhalbjahr ist, da im Sommer die Temperaturen extrem hoch sind. Den Guadalupe Mountains NP lassen wir deshalb vorerst links liegen und fahren in Richtung Mexikanische Grenze. Dabei durchqueren wir die Sierra Diablo. Auf schnurgerader Strasse geht es durch die von Kakteen und wenigen Büschen bewachsene Wüste. Trotzdem werden hier Ranches betrieben. Anscheinend gibt es hier immer noch genug Futter für Rinder.
Vor dem Städtchen Marfa sorgt ein Prada Showroom für Abwechslung. Die Kunstinstallation im Nirgendwo mit Schuhen und Handtaschen der Nobelmarke ist gedacht als Kritik an der Luxusgüterindustrie.
Wenig später fahren wir am Drehort des Filmes «Giganten» mit James Dean und Liz Taylor vorbei. Riesige Holzportraits der Schauspieler erinnern an das Ereignis. Im Hotel Paisano in Marfa hatte die Filmcrew logiert. Den Hauptdarstellern sind immer noch Zimmer im Stil von anno dazumal gewidmet. Wobei das James Dean Zimmer am meisten gebucht wird. Kurz nach seiner Abreise aus Marfa verunglückte der Star in seinem Porsche tödlich.
In Texas ist es schwieriger als in anderen Staaten einen Übernachtungsplatz zu finden. Das Ranchland entlang der Strasse ist eingezäunt und Schilder weisen auf den Privatbesitz hin. Auf einem Rastplatz an der wenig befahrenen US 385, kurz nach Marathon, finden wir aber doch noch einen kostenlosen Schlafplatz. Vorher passieren wir aber noch einen Kontrollposten der Border Patrol. Allerdings bleiben wir vorerst noch verschont, denn kontrolliert werden nur die Fahrzeuge die von der mexikanischen Grenze her kommen und allenfalls illegale Migranten transportieren könnten.
Die Landschaft wird jetzt, im Gegensatz zur Sierra Diablo, wieder abwechslungsreicher. Links und rechts erheben sich Berge und auch die Vegetation wird wieder reichhaltiger. Bald erreichen wir den Big Bend Nationalpark und machen einen ersten Stopp bei einem Fossilienfundort. In einer informativen Ausstellung erfahren wir, dass sich im Big Bend NP eine der ergiebigsten Fossilienfundstätten der USA befindet wo die verschiedensten Arten an Fossilien gefunden wurden. Die Palette reicht von filigranen Pflanzen über furchterregende Meeresbewohner bis zu gigantischen Dinosauriern die während den letzten 130 Millionen Jahren hier gelebt haben. Die Silhouette eines urzeitlichen Krokodils, das gefunden wurden, zeigt die enormen Dimensionen der damaligen Tiere.
Beim Rio Grande Village, an der Grenze zu Mexico, machen wir einen kurzen Spaziergang zum Fluss. Allerdings haben wir uns den Rio Grande, in dessen Mitte die Grenze verläuft, grösser vorgestellt. Das liegt auch daran, dass der 3034 Kilometer lange Fluss, der in den Rocky Mountains von Colorado entspringt, bis zur Mündung in den Golf von Mexico intensiv zur Bewässerung genutzt wird. In Mexico wird der Fluss Rio Bravo del Norte genannt. Ein kurzer Wanderweg führt in den Boquillas Canyon, der vom einst mächtigen Fluss geschaffen wurde.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses liegt das kleine mexikanische Dorf Boquillas del Carmen. Mit Ruderbooten kann, gegen ein paar US-Dollar, der Fluss überquert werden. Andere Bewohner des Dorfes richten an Aussichtspunkten und bei Wanderparkplätzen kleine Auslagen mit selbst hergestellten Souvenirs wie Wanderstecken, Hüten, Keramik, Armbändern und dergleichen ein. Da der Grenzübertritt für die Mexikaner illegal ist, wird das ganze während der Nacht erledigt. Wer etwas kauft, kann den Betrag in einer Kasse deponieren. Teilweise sind es massive Metalltresore, die im Boden verankert sind, oft aber auch nur ein altes Glas. Wir deponieren in den verschiedenen Behältnissen je einen USD. Es ist beklemmend, wie ein schmaler Fluss Welten trennen kann.
Für die nächsten zwei Nächte haben wir auf dem Chisos Basin Campground einen Stellplatz reserviert. Der Campingplatz liegt im Zentrum des Parks im Krater eines urzeitlichen, vor Jahrmillionen erloschenen Vulkans. Von hier aus unternehmen wir am zweiten Tag, bei sonnigem und angenehm warmem Wetter eine Wanderung auf dem Window Trail. Dieser führt durch eine wilde Schlucht, entlang einem ausgetrockneten Bachbett bis an den Rand des Talkessels. Durch einen schmalen Felsspalt bietet sich ein toller Ausblick auf die darunter liegende Wüste. In Zeiten, in denen der Bach Wasser führt, stürzt dieser durch die Felsspalte als Wasserfall in die Tiefe.
Gemäss Hinweisschildern leben hier in den Bergen Schwarzbären und etwa 25 Pumas. Wir haben gestern allerdings nur einen Kojoten und eine Wildkatze zu Gesicht bekommen. Heute spaziert dafür eine grosse Tarantel seelenruhig an unseren Liegestühlen vorbei und verschwindet im Gebüsch. Wir achten deshalb strikt darauf, keine Schuhe draussen stehen zu lassen, die den unheimlichen Tieren als Unterschlupf dienen könnten.
Wir wollen die Gelegenheit nutzen und gleich nochmals einen Wandertag anhängen. Allerdings ist der Wanderparkplatz am Beginn des Lost Mine Trail, als wir nach 9 Uhr dort ankommen, vollkommen zugeparkt. So ändern wir den Plan. Und fahren heute nochmals zum Rio Grande Village. Beim Campingplatz im Chisos Basin ist der Wasserhahn zum Befüllen von Wohnmobiltanks nämlich abgestellt. Ein Ranger erklärt mit, dass die Quelle, welche die Wasserversorgung sicherstellt, zur Zeit nur noch etwa 9 Gallonen, also etwas über 30 Liter Wasser pro Minute liefert. Es dürfen deshalb nur noch Trinkflaschen gefüllt werden. Der Campingplatz beim Rio Grande Village wird von einer anderen Quelle versorgt und hat noch genügend Wasser.
Tatsächlich können wir dort unseren fast leeren Wassertank problemlos auffüllen. Vom Village führt ein Wanderweg dem Rio Grande entlang bis zu heissen Quellen, die am Flussufer entspringen. Gemäss Informationstafel sind etwa 6 Meilen (10 Km) für Hin- und Rückweg zurückzulegen. Es wird auch angeraten pro Stunde und Person etwa 1 Liter Wasser mitzuführen. Auf der Wanderung gibt es weder Trinkwasser noch Schatten.
Da wir den Hot Springs Canyon, durch den sich der Fluss zwängt, umgehen müssen, sind einige Höhenmeter zurückzulegen. In der kargen Wüstenlandschaft wachsen hauptsächlich Kakteen. Besonders angetan haben es uns die Ocotillo. Die sehen aus wie die bei uns bekannten Christusdorn. Allerdings sind die Pflanzen hier um ein Vielfaches grösser, wirken aber auf den ersten Blick abgestorben. Gemäss einer Informationstafel bilden die Gewächse nach einem kräftigen Regen rasch kleine Blätter und rote Blüten.
Es ist sehr heiss und die Luft ist mit etwa 14% Luftfeuchtigkeit extrem trocken. Wir sind deshalb froh, genügend Wasser im Rucksack mitzuführen und trinken in regelmässigen Abständen.
Nach etwas mehr als einer Stunde führt der Pfad hinunter zum Fluss. Die grünen Ufer haben wir schon von Weitem erblickt. In einem mit Steinen eingefassten Pool geniessen einige Touristen das angenehm warme Quellwasser. Der Ort kann nämlich über eine Naturstrasse auch mit dem Auto erreicht werden. Schlau wie wir sind, haben wir unsere Badehose NICHT eingepackt. Uns bleibt deshalb nur ein neidischer Blick.
Am mexikanischen Flussufer werden Tacos verkauft. Wer Lust hat, kann das Gewässer problemlos durchwaten und sich stärken.
Wir machen noch die Schlaufe auf dem Hot Spring Historic Trail. Dieser führt vorbei an den Gebäuderuinen, die aus der Zeit vor Gründung des Nationalparks stammen, als die Quellen noch intensiv touristisch genutzt wurden und auch Hotelzimmer angeboten wurden. Auch die Ureinwohner haben das wohltuende warme Wasser schon genutzt und Petroglyphen und Piktogramme hinterlassen.
Schliesslich kehren wir auf demselben Weg zurück zum Wanderparkplatz und nutzen die Gelegenheit, um beim Campingplatz gleich noch zu duschen. So können wir unseren Wasservorrat noch schonen.
Es ist jetzt kurz nach 14 Uhr. Für die nächste Nacht haben wir am anderen Ende des Parks auf dem Cottonwood Campground einen Platz reserviert. Auf dem Weg dorthin halten wir immer mal wieder am einen oder anderen Aussichtspunkt um die phantastische Landschaft auf uns wirken zu lassen.
Der Cottonwood Campingplatz verfügt über sehr schöne, grosse und ebene Stellplätze. Ganz anders als im Chisos Basin, wo alles am Hang liegt und die Nischen für die Fahrzeuge eher eng bemessen sind.
Wenige Meilen vom Campingplatz entfernt befindet sich der Eingang zum Santa Elena Canyon. Auch hier ist heute Sonntag der Parkplatz schon recht voll. Allerdings sorgt eine Rangerin für Ordnung und weist uns auf einen freien Parkplatz ein. Von ihr erfahren wir auch den Grund warum alle Campingplätze die ganze Woche fast ausgebucht sind. Am Donnerstag ist nämlich Erntedankfest, einer der wichtigsten Feiertage in den USA. Der Freitag ist sowieso ein Brückentag und die Schulen sind oft die ganze Woche geschlossen. Viele Leute nutzen deshalb die ganze Woche für einen Ausflug in die Nationalparks.
Etwa einen Kilometer führt ein Wanderweg in die enge, von senkrechten Felswänden gesäumte Schlucht. Das ist ein schöner Einstieg in den Tag, bevor wir auf der Old Maverick Road, einer ungeteerten Piste, zum Parkausgang fahren. Dabei passieren wir die Überreste einer alten, einfachen Behausung. Hier hat Gilberto Luna eine grosse Familie aufgezogen und das trockene Land bewässert und bebaut. Er starb 1947 mit 108 Jahren.
Etwas ausserhalb des Parks, in Terlingua, besuchen wir die Ghost City. Dabei handelt es sich um die Überreste von Gebäuden, die aus der Zeit stammen, als hier im frühen 20. Jahrhundert Quecksilberminen betrieben wurden. Im General Store gibt es einiges zu entdecken. Auch das Gefängnis ist erhalten geblieben und der Friedhof wird immer noch genutzt. Die Gräber, die einen wenig gepflegten Eindruck machen, sind mit Steinen bedeckt. Vermutlich werden die Gräber im harten Wüstenboden nicht so tief ausgehoben, wie es bei uns üblich ist.
Wir fahren auf der FM 170, welche dem Rio Grande entlang der Grenze folgt und erreichen den Big Bend Ranch State Park. Einige Kilometer nach dem kleinen Ort Lajitas biegen wir auf den Grassy Banks Campingplatz ein. Allerdings ist auf einer Tafel ersichtlich, dass für die Nutzung ein Permit notwendig ist. Dieses ist beim Visitor Center in Lajitas erhältlich. Der Platz ist sehr schön am Rio Grande gelegen. Wir fahren deshalb die etwa 16 Kilometer zurück zum Visitor Center um die Campinggebühr zu bezahlen. Dafür bekommen wir noch einen Prospekt vom Park und einige Hinweise zum Besuch des State Parks.
Wir sind noch früh dran und so bleibt genügend Zeit, um das angenehm warme Wetter auf dem schönen Campingplatz zu geniessen.

Kalifornien entgegen, National Parks, Flugzeuge und Raketen

Eine Zufahrtstrasse zum Big Bend Ranch State Park gibt es nur von Westen her. Mit dem Permit für die Übernachtung auf dem Grassy Banks Campingplatz ist auch der Zutritt zum State Park beglichen Wie der Name schon sagt, stehen State Parks unter der Verwaltung der Bundesstaten, während die National Parks von einer Bundesbehörde verwaltet werden. Darum ist der Zutritt zu State Parks auch nicht durch die National Park Karte gedeckt.

Entlang dem Rio Grande und der Grenze zu Mexiko fahren wir auf der FM170 durch die eine wilde Wüstenlandschaft und vorbei an tiefen Schluchten, durch die sich der einst mächtige Fluss zwängt. Kurz vor Presidio zweigt die Strasse in den Park ab. Jetzt ist es vorbei mit schönem Asphaltbelag. Obwohl die etwa 40 Kilometer lange Piste bis zum Visitor Center mitten im State Park als 2WD Strasse deklariert ist, müssen wir den Reifendruck reduzieren, denn Waschbrett-Passagen und grosse Steine lassen es gewaltig rumpeln.
Die Landschaft ist geprägt von uralten Vulkanen und deren Basaltfelsen und bieten unzählige Möglichkeiten für Wanderungen und Tierbeobachtungen. Allerdings ist der grösste Teil des 500 Quadratmeilen grossen Areals nur mit Allradantrieb oder zu Fuss zu erreichen. Schliesslich erreichen wir das Visitor Center, das allerdings um diese Jahreszeit geschlossen ist und kehren dann zurück zur Hauptstrasse.
In Presidio suchen wir die öffentliche Bibliothek auf. Wir müssen nämlich wieder einmal einige Unterlagen, dieses Mal für die Versicherung, ausdrucken und in die Schweiz senden. Die Bibliothek ist zwar noch geschlossen, die Bibliothekarin lässt uns aber trotzdem eintreten und hilft uns beim Ausdruck. Dabei erzählt sie uns begeistert von einer Reise in die Schweiz, die sie vor Jahren unternommen hat. Insbesondere Luzern und die Kapellbrücke haben es ihr angetan.
Auf der Poststelle im kleinen Ort wird unsere Geduld dann auf die Probe gestellt. Entgegen der Annahme wir könnten das Versicherungsformular einfach in einen Umschlag stecken, frankieren und abschicken, müssen wir Zollformulare ausfüllen, sowie Absender und Empfänger buchstabieren, damit die Daten in den Computer übertragen werden können. Währenddessen bildet sich hinter uns eine lange Schlange. Schliesslich ist alles geschafft und die 40 USD für den Versand bezahlt. Hoffen wir, dass die Papiere auch ankommen.
Die nächsten Tage geht es via Marfa nach El Paso. Schon etwa 40 Kilometer vor der Stadt verlassen wir die Schnellstrasse. Obwohl zweispurig, nerven die vielen Lastwagen die mit den erlaubten 80 Meilen pro Stunde an uns vorbeibrausen. Da geht es auf den Farmstrassen, vorbei an Baumwollfeldern und Nussplantagen, bedeutend gemütlicher zu. Jetzt wissen wir auch, wo das Wasser des Rio Grande für die Bewässerung der Felder genutzt wird.
In der Stadt wird nochmals eingekauft, denn am nächsten Tag, dem 28. November ist Thanksgiving, neben Weihnachten das wichtigste Familienfest in Nordamerika, wo so mancher Truthahn sein Leben lassen muss.
Bis nach Alamogordo ist es jetzt nicht mehr weit. Hier wollen wir das Space History Museum und den nahen White Sands National Park besuchen.
Grosse Teile der Gegend sind militärisches Sperrgebiet. Hier befindet sich zum einen die Holloman Luftwaffen Basis. Seit 1942 wird die Basis mit drei Start- und Landebahnen betrieben. Zu Spitzenzeiten waren hier Ende 2003 bis zu 4600 Soldaten stationiert. Unter anderem waren hier die Tarnkappenflugzeuge F117 stationiert und es wurden die Drohnenpiloten für die Predator und Reaper ausgebildet. Andererseits befindet sich ganz in der Nähe die White Sands Missile Range, diese dient seit 1941 als Testgelände für Raketen- und Drohnentechnologie. Auf einem abgelegenen Teil des Geländes wurde am 16. Juli 1945 die erste Atombombe gezündet. Noch heute ist das Testgelände, die Trinity-Site, für die Öffentlichkeit gesperrt und wird nur an zwei Tagen im Jahr, dem ersten Samstag im April und Oktober, zugänglich gemacht. Nach dem Krieg wurden hier erbeutete V1 und V2 Raketen der Deutschen Wehrmacht getestet und Nachgebaut. Im Norden des Geländes befindet sich auch eine Lande-Alternative für das Space Shuttle. Diese wurde allerdings nur ein einziges Mal, am 30. März 1982 für die Landung der Raumfähre Columbia genutzt, als auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien schlechte Wetterbedingungen herrschten.
Von unserem Übernachtungsplatz in den roten Sanddünen etwas ausserhalb von Alamogordo, fahren wir am Thanksgiving Morgen in die Stadt zum Museum of Space History. Das Zufahrtstor ist trotz Feiertag geöffnet, allerdings ist dann nur die Freilichtausstellung mit Raketen, Raketenteilen und Triebwerken des Apollo Programms zugänglich. Das Ausstellungsgebäude ist geschlossen. Auf dem Museumsgelände befindet sich auch das Grab von Ham, dem ersten Schimpansen, der 1961 mit einer Mercury Rakete in den Orbit katapultiert wurde. Noch heute legen Leute hier Münzen, Blumen und Bananen ab.
Nur wenige Meilen ausserhalb der Stadt befindet sich der White Sands National Park. Etwas enttäuscht müssen wir feststellen, dass dieser am heutigen Feiertag geschlossen bleibt. Wir fahren darum zum Holloman Lake. Der kleine See befindet sich nur wenige hundert Meter vom Parkeingang und bietet zahlreiche kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten.
Am nächsten Morgen haben wir es dann auch nicht weit zum National Park. Der Park umfasst den südlichen Teil eines 712 Quadratkilometer grossen Gipsfeldes. Hier haben sich riesige, schneeweisse Dünen gebildet. Auf der Parkstrasse fahren wir, zuerst auf Asphalt und später auf Gips durch die weisse Landschaft. An zahlreichen Aussichtspunkten bietet sich die Möglichkeit über die Dünen zu wandern. Wer sich abseits der markierten Wege auf längere Wanderungen begibt, wird auf Tafeln aufgefordert sich mit genügend Wasser, Sonnencreme und Sonnenschutz auszurüsten. Da es sich beim Untergrund nicht um Sand, sondern um Gips handelt, ist das Wandern angenehm. Dieser ist nämlich recht fest und man sinkt nicht ein, wie es bei Sanddünen sonst üblich ist.
Glücklicherweise sind wir heute zeitig gestartet. Den grossen Besucheransturm am heutigen Brückentag zwischen Erntedankfest und Wochenende können wir so umgehen.
Als nächste Attraktion steht das White Sands Missile Range Museum auf dem Testgelände des Militärs auf dem Programm. Wir sind etwas nervös, denn im Internet lesen wir unterschiedliche Berichte über das strenge Zutrittsprozedere auf der Militärbasis.
Allerdings ist dann alles halb so schlimm. Die Militärpolizisten am Kontrollposten sind sehr freundlich und interessieren sich erst einmal für unsere Reise. Dann müssen wir die Pässe zur Prüfung abgeben und einen Fragebogen ausfüllen. Das wars dann auch schon. Das Auto bleibt auf dem Parkplatz ausserhalb der Basis stehen und dann gelangen wir zu Fuss in wenigen Minuten zum Museum. Im Ausstellungsraum wird die Geschichte der Region seit der ersten Besiedelung bis zum Auftauchen der Europäer dokumentiert. Eine wichtige Rolle spielen dann auch die Kriege seit dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg bis in die heutige Zeit. Auch die Waffentechnologie und Entwicklung der Atombombe werden thematisiert.
Auf dem Aussengelände sind zahlreiche Raketen und Drohnen, sowie das Modell der Atombombe Fat Boy, die auf Hiroshima abgeworfen wurde ausgestellt. Einige Ausstellungsstücke sind uns aus der jüngeren Geschichte bekannt. So die Pershing 2 Atomraketen, deren Stationierung in Europa in den 1980er Jahren besonders in Deutschland zu Demonstrationen der Friedensbewegung geführt haben. ATACMS, HIMARS und Patriot sind durch den Konflikt in der Ukraine bekannt geworden. Es stimmt etwas nachdenklich, wenn man sieht, was sich die Menschen einfallen lassen um sich gegenseitig umzubringen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist es ein absolut sehenswertes Museum.
Übernachten können wir ausserhalb des Testgeländes auf BLM Land der Organ Mountains Wilderness. Von hier geht es wieder etwas nordwärts. Dabei passieren wir wieder einmal einen Border Control Posten. Auf der Nebenstrasse ist nicht viel los. Der Grenzbeamte ist am Grill beschäftigt. Mit einer Hand wendet er zwei grosse Steaks, mit der anderen winkt er uns durch und wünscht gute Fahrt.
In der Kleinstadt Hatch wollen wir an der Circle Tankstelle unseren fast leeren Wassertank füllen. Allerdings macht der Wasseranschluss keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck. Um uns keine «Käfer» einzufangen lassen wir es sein. Der Ort Hatch gilt als Chili-Hauptstadt. Hier werden unter anderen die schärfsten Chilischoten der Welt angebaut. Die roten Schoten werden überall in Säcken oder zu grossen Kränzen geflochten angeboten. Für die Bewässerung der Felder wird das Wasser des Rio Grande genutzt. Entsprechend niedrig ist auch hier der Wasserstand. Teilweise sind im Flussbett nur noch stehende Tümpel übriggeblieben, denn zusätzlich wird der Fluss weiter nördlich zum Elephant Butte Lake und Caballo Lake gestaut. Vorschriften für Restwassermengen scheint es dabei keine zu geben.
Dafür können wir im Caballo Lake State Park, mit schöner Aussicht auf den See, für bescheidene 8 USD, übernachten. Ausserdem gibt es hier eine ordentliche Entsorgungsstation mit einem einwandfrei sauberen Frischwasseranschluss. Hier können wir den Wassertank bedenkenlos füllen.
Am 17. Dezember haben wir in Riverside, einem Vorort von Los Angeles, den Servicetermin für unser Brummsli bei einer auf Sprinter spezialisierten Mercedesvertretung. Es bleiben uns also noch über zwei Wochen bis wir in Kalifornien sein müssen und bis dorthin gibt es noch etliche State Parks, National Monuments, National Forests und National Parks zu sehen. Zudem bieten alle diese Schutzgebiete unendlich viele Wandermöglichkeiten. Langweilig wird uns also nicht, zumal das Wetter mitspielt. Es ist zwar während der Nacht, besonders in den höheren Lagen, recht kühl. Die Tage sind aber zumeist wolkenlos und angenehm warm.
Vom Caballo Lake tuckern wir noch einige Meilen weiter nach Norden. Hier liegt das Städtchen «Truth or Consequences». Die Siedlung, hiess bis in die 1950er Jahre wegen den heissen Quellen sinniger Weise Hot Springs. Dann wechselten die Bewohner den Namen, zu Ehren der Radiosendung «Truth or Consequences», zum «verrücktesten Ortsnamen der Welt».
Wir spazieren durch das Zentrum, Die heissen Quellen, in denen schon die Apachen und auch Häuptling Geronimo badeten, sind durch den Bau eines Staudammes weiter nördlich versiegt. Allerdings gibt es immer noch genügend Thermalwasser in der Gegend, mit dem in zahlreichen Hotels und Resorts Spas und Whirlpools versorgt werden. Wir sind früh dran. Deshalb ist im Ort noch nicht viel los, auch das Geronimo Springs Museum öffnet heute Sonntag erst am Mittag. Auffällig ist aber, dass die Leute, die uns begegnen, freundlich Grüssen. Das ist wie zu Hause auf dem Land.
Wir setzen die Fahrt fort und verlassen bald die trockene, wüstenartige Ebene. Die schmale Strasse in die Mimbres Mountains ist kaum befahren. Grosse Fahrzeuge wie Lastwagen und Trailer werden auf Tafeln aufgefordert eine andere Strecke zu wählen. Entsprechend angenehm ist die Fahrt hinauf zum 2500 Meter hohen Emory Pass.
Schon bald nachdem wir die Ebene verlassen haben, werden Bäume zahlreicher und gehen über in einen schönen Kiefernwald. Auf der Passhöhe bietet sich ein toller Blick über die einsamen, bewaldeten Berge bis hinaus in die Halbwüste.
Ein Hinweisschild auf das «Gila Cliff Dwellings National Monument» erweckt unsere Aufmerksamkeit. Auf der schmalen, gewundenen Strasse kommen wir nur langsam voran, umso mehr geniessen wir die grandiose Berglandschaft. Das riesige Gebiet gehört zum Gila National Forest und zur Gila Wilderness und ist somit öffentliches Land. Entsprechend zahlreich sind die Wandermöglichkeiten. Alle paar Kilometer führen Trails von Wanderparkplätzen in die Berge. Ebenso zahlreich sind die kostenlosen, einfachen Campingplätze.
Am Ende der Strasse befindet sich das Gila Cliff Dwellings National Monument. Dabei handelt es sich um eine Felsenklippe mit natürlichen Höhlen, die schon seit tausenden von Jahren von Menschen bewohnt wurden. Von der Mogollon Kultur wurden die Höhlen im 12. Jahrhundert ausgebaut. Bereits 1907 wurde die Pueblosiedlung von Präsident Theodore Roosevelt unter Schutz gestellt. Über einen Wanderweg durch eine steile Schlucht hinauf zu den Klippen sind die Ausgrabungsstätten zu erreichen. Vorher werden die Besucher am Parkplatz aber noch von einem Ranger darauf aufmerksam gemacht, dass die markierten Wege nicht verlassen werden dürfen und die historischen Zeugen nicht beschädigt werden dürfen.
Über mehrere Brücken marschieren wir dann hinauf zu den Ruinen. Über einfache Holzleitern gelangen wir auch ins Innere der 700 Jahre alten Gebäude. Durch die Lage war die Siedlung gut geschützt und der Bach in der Schlucht, der auch jetzt reichlich Wasser führt, versorgte die Menschen mit Flüssigkeit. Trotzdem wurde der Ort schon nach nicht einmal 100 Jahren aufgegeben und verlassen.
Nach der schönen, kurzen Wanderung fahren wir in Richtung Silver City. Auf dem Cherry Creek Campground können wir kostenlos übernachten. Wir sind ganz alleine auf dem Campingplatz Als wir beim Nachtessen sind, draussen ist es schon stockdunkel, klopft jemand an unsere Tür. Ein älterer Mann fragt uns, ob wir ihn bis nach Pinos Altos fahren könnten. Er hat einen Platten an seinem Pickup und der Ersatzreifen sei nicht brauchbar. Wir sind natürlich einverstanden, müssen aber zuerst noch fertig essen und alles verstauen. Glücklicherweise kommt dann aber auf der wenig befahrenen Strasse noch ein anderes Auto vorbei und übernimmt für uns den Fahrdienst.
Am nächsten Morgen kehren wir zurück in die Zivilisation. In Silver City machen wir Halt und vertreten uns die Beine. 1804 kamen die Spanier hierher und versklavten die einheimische Bevölkerung um Kupfer abzubauen. Ab 1870 erlebte die Stadt einen Boom, als Silber gefunden wurde. Heute wirkt der Ort eher beschaulich, fast ein wenig verschlafen. Auffällig sind die hohen Gehwege. Dadurch kann Regenwasser durch die am Hang liegenden Strassen abfliessen, ohne in die Gebäude einzudringen. Die Stadt wurde nämlich vor über 100 Jahren durch ein heftiges Sommergewitter fast vollständig zerstört.
Auf der ungeteerten und wenig befahrenen Red Rock Road gelangen wir nach Lordsburg. Auf der Interstate 10 geht es für einige Meilen durch die sandige Ebene. Auf Verkehrsschildern wird hier vor Sandstürmen gewarnt, die unvermittelt auftreten können. In dem Fall kann die Sicht fast auf Null sinken. Die Fahrzeuge müssen dann auf den Seitenstreifen fahren und anhalten. Das bleibt uns erspart.
Mitten aus der Wüste erheben sich die fast 3000 Meter hohen Berge des Coronado National Forest, wo wir auf einem der zahlreichen Campingplätze die Nacht verbringen. Bevor die Sonne untergeht reicht es noch für einen Spaziergang dem Fluss entlang und zum Aussichtspunkt auf den markanten Cathedral Rock.
Für den nächsten Tag haben wir uns das Chiricahua National Monument zum Ziel genommen, das auf der Westseite der Berge liegt. Die Trans Mountain Road windet sich auf 2500 Meter. Auf Hinweisschildern wird vor einer engen, kurvenreichen und steilen Strasse gewarnt. Was wir dann aber vorfinden übertrifft unsere Befürchtungen bei weitem. Schon kurz nach unserem Übernachtungsplatz ist es vorbei mit Asphaltbelag. Dafür folgen grosse Steine, Felsplatten und ausgewaschene Kurven. Wir verringern einmal mehr den Reifendruck um Fahrwerk und Kabine zu schonen. Den grössten Teil der Strecke fahren wir mit dem Untersetzungsgetriebe. Dafür bietet sich uns eine tolle Aussicht auf die bewaldeten Berge und über die angrenzende Ebene.
Gegen Mittag erreichen wir dann doch das Visitor Center des Chiricahua National Monument in der Ausstellung erfahren wir mehr über die Chiricahua Apachen und deren Häuptlinge Cochise und Geronimo, welche hier gegen die Weissen gekämpft haben. Vom Ranger erhalten wir Ratschläge für den Besuch des Parks und zu Wanderungen.
Auf dem Bonita Canyon Drive fahren wir hoch zum Massai Point. Von hier erhält man einen Überblick über die Attraktion des Schutzgebietes. Dieses zeichnet sich aus durch eindrückliche Felsformationen, die durch Erosion entstanden sind. Unzählige Felstürme, balancierende Felsen und tiefe Spalten sorgen für Staunen.
Auf dem Echo Canyon Trail, den wir auf Anraten des Rangers im Gegenuhrzeigersinn gehen, marschieren wir durch die eindrückliche Landschaft auf steilem Weg hinunter zum Echo Canyon. Angenehmer ist dann der Aufstieg wieder hoch zum Parkplatz. Nur wenige Wanderer sind auf dieser abwechslungsreichen Strecke unterwegs. So können wir ungestört versuchen die Eindrücke in Fotos festzuhalten.
Der kleine Campingplatz im Park ist ausgebucht. Wir fahren deshalb ein paar Meilen zurück in den Coronado National Forest, wo es auf dem öffentlichen Land zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten gibt.

Im Patagonia Lake State Park verbringen wir zwei ruhige Tage, was uns Gelegenheit für eine kleine Wanderung entlang dem Sonoita Creek gibt. Das Gebiet ist sehr beliebt bei Vogelfreunden. Deshalb werden auch am Morgen früh geführte «Bird walks» in Begleitung eines Rangers angeboten. Wir sind noch beim Frühstück, als die Vogelfreunde losmarschieren. Später begegnen wir der mit Feldstechern bewaffneten Gruppe, die nach den gefiederten Bewohnern der Auenlandschaft Ausschau hält.
Auf dem Weg nach Tucson machen wir nochmals einen Schwenker nach Osten und besuchen das Westernstädtchen Tombstone. Hier wird der Mythos der Westernhelden in Perfektion gepflegt. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein in den staubigen Strassen mit den hölzernen Gehwegen und den Gebäuden, die zum Teil aus den 1890er Jahren stammen. Der Ort entstand 1877 als Silberminen-Boomtown, doch schon nach wenigen Jahren war der Boom vorbei. Berühmt wurde der Ort durch die Schiesserei am O.K. Corral mit der Earp-Familie und Doc Holliday gegen die McLaury Brüder und Clanton Familie. Das Ereignis wurde in zahlreichen Filmen thematisiert. Heute versuchen Statisten in historischer Kleidung die Touristen zu Schaukämpfen zu locken und in den Geschäften wird von Westernkleidung bis zu richtigen Colts alles verkauft.
Bis Tucson ist es nicht mehr weit. Eigentlich wollten wir uns den grössten Flugzeugfriedhof der Welt anschauen. Auf der Air Force Basis werden auf einem riesigen Areal fast 4000 Flugzeuge und Helikopter gelagert. Allerdings werden seit einiger Zeit keine Führungen mehr durchgeführt, so dass wir versuchen vom Stacheldrahtzaun aus einen Blick auf die ausgemusterten Fluggeräte zu werfen.
Es ist schon spät am Nachmittag. Deshalb suchen wir am Stadtrand auf Staatsland einen kostenlosen Übernachtungsplatz
Heute Sonntag wollen wir in der Umgebung von Tucson verbringen. Hier gibt es nämlich einiges zu sehen. Als erstes fahren wir zum Saguaro National Park. Dieser besteht aus je einem Schutzgebiet im Osten und im Westen der Stadt und ist Teil der Sonora-Wüste. Hauptattraktion des 370 Quadratkilometer grossen Parkes sind die riesigen Kandelaberkakteen, (engl. Saguaro), die den National Park auch den Namen geben. Auf der gut ausgebauten Parkstrasse mit Fahrradsteifen ist heute einiges los. Zahlreiche Parkplätze bieten Gelegenheit für einen Spaziergang zwischen den bis zu 15 Meter hohen Kakteen mit den ausladenden Seitentrieben. Viele der Pflanzen haben Löcher in denen Vögel brüten. Die Wüste weist eine erstaunliche Artenvielfalt an verschiedenen Kakteen, Sträuchern und Büschen auf. Die befahrbare Parkstrasse deckt nur einen kleinen Teil des National Parks ab, der grösste Teil ist nur zu Fuss zu erreichen.  
Nächster Programmpunkt ist das Pima Air & Space Museum. Dieses befindet sich in Nachbarschaft zum Fluzeugfriedhof auf der Davis-Monthan Air Force Base. Auf einer Fläche von 320'000 Quadratmetern werden in mehreren Hallen und im Freien über 300, meist militärische Flugzeuge, ausgestellt. Hier ist alles zu sehen, was in der US Air Force je geflogen ist. Vom B17 und B-29 Bomber aus dem zweiten Weltkrieg bis zum B-52 Langstreckenbomber, der F-14 Tomcat aus Top Gun oder dem Aufklärungsflugzeug Lockheed SR-71, das mit 3-facher Schallgeschwindigkeit auf bis zu 24 Km Höhe flog ist alles anzutreffen. Selbst eine Mirage und ein Hunter Kampfflugzeit mit Schweizerkreuz sind ausgestellt. Auf dem Areal befindet sich, als Museum im Museum, das 390th Museum B-17, zu Ehren der Flugzeugbesatzungen, welche im zweiten Weltkrieg ihre Einsätze in Europa geflogen sind. Neben einer restaurierten B-17 sind auch Fotos aller Crews, eine Liste aller geflogenen Einsätze und die Namen aller Gefallenen festgehalten. Es grenzt schon fast an Heldenverehrung.
Auf Anraten eines der freiwilligen Helfer im B-17 Museum fahren wir noch zum Titan Missile Museum, das sich etwa 20 Meilen südlich von Tucson befindet. Per Internet buchen wir eine geführte Tour für 15.30 Uhr. Auf dem ehemaligen Raketenkomplex, der 1963 gebaut und 1984 stillgelegt wurde, ist die die Attrappe einer Titan-II-Interkontinentalrakete in einem Raketensilo und die ursprüngliche Startanlage zu sehen. Wir steigen hinunter in den Kontrollraum, wo uns das Prozedere der Mannschaftsablösung, die jeweils 24 Stunden im Einsatz waren, erklärt wird. Zwei der Tourteilnehmerinnen simulieren danach den Abschuss der Rakete.
Das 31 Meter lange Geschoss befindet sich in einem Silo mit bis zu 2.4 Meter dicken Betonwänden. Mehrere bis zu 3 Tonnen schwere Türen trennen die verschiedenen Bereiche der Anlage voneinander und von der Oberfläche ab. Gemäss einem Abkommen zwischen den USA und der UdSSR ist die Öffnung des Silos dauerhaft blockiert und kann nur bis zur Hälfte geöffnet werden Die Wiedereintrittsattrappe ist mit einem Loch versehen, um zu zeigen, dass sie inaktiv ist. Gemäss unserem Guide wird die Anlage immer noch von russischen Satelliten überwacht.
Der Sprengkopf der Titan II hatte eine Sprengkraft von 9 Megatonnen TNT, das entspricht etwa der 600-fachen Sprengkraft der Bombe von Hiroshima. Die Waffe diente nur der Abschreckung und wäre gegen Ballungszentren eingesetzt worden. Eine Fläche von etwa 2400 Quadratkilometern wären vollständig zerstört worden - eine beklemmende Vorstellung Das programmierte Ziel war der Bunkerbesatzung nicht bekannt.
Auf dem Parkplatz des Casinos in Sahuarita können wir kostenlos übernachten und in einem der Restaurants günstig und gut essen.
Am nächsten Morgen müssen wir wieder einmal eine öffentliche Bibliothek aufsuchen um ein Versicherungsformular auszudrucken, auszufüllen und einzuscannen. In der schönen Library geht das alles problemlos und die Mitarbeiterinnen sind äusserst hilfsbereit.
Um dem Verkehr rund um Tucson zu entfliehen fahren wir auf der West Arivaca Road zum Buenos Aires National Wildlife Refuge. Man merkt, dass wir uns der Mexikanischen Grenze wieder nähern, denn die Fahrzeuge der Border Patrol sind allgegenwärtig. Auf dem öffentlichen Land des Schutzgebietes gibt es zahlreiche kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten, wo wir den Nachmittag fast ungestört verbringen können. Einmal wird ein Motorradfahrer auf unser Nummernschild aufmerksam und möchte wissen, woher wir kommen. Der ältere Mann erzählt uns, dass er hier im Süden von Arizona nach Jaguaren sucht. Die Tiere sollen gelegentlich von Mittelamerika bis in den Süden der USA ziehen. Das haben wir schon im Visitor Center des Chiricahua National Monument gelesen, allerdings wurde dort letztmals 1912 eine der Raubkatzen gesichtet. Die Chance, dass der Mann fündig wird, ist also praktisch null.
Wenig später kommt eine Patrouille der Grenzwache vorbei und erkundigt sich, ob wir einen weissen Pickup gesehen haben. Ausser dem Motorradfahrer ist aber niemand bei uns vorbeigekommen. Ob sie wohl Schlepper suchen? Mit uns sind die Männer sehr freundlich, erkundigen sich woher wir kommen und finden es toll, dass wir die USA besuchen.
Den Rest des Tages haben wir dann für uns alleine und bleiben ungestört.
Am nächsten Morgen geht es wieder nach Norden. Fahrzeuge die von Süden kommen, werden jeweils an fest eingerichtete Kontrollposten überprüft. Auch hier will der Grenzer wissen, woher wir kommen und meint dann, dass wir als Schweizer in den USA keinen Pass zeigen müssen, schliesslich seien wir ja neutral.
Im westlichen Teil des Saguaro National Parks machen wir auch noch die Runde auf der Parkstrasse. Heute, an einem Werktag ist bedeutend weniger los als am Sonntag im Ostteil. Dafür ist die Strasse hier nicht geteert. Genauso beeindruckend sind aber die riesigen Kakteen und die wilde Wüstenlandschaft.
Auf dem Weg zum Organ Pipe Cactus National Monument, einem Schutzgebiet fast an der Grenze zu Mexiko, werden wir von einem älteren Ehepaar angehalten. Die beiden haben einen platten Reifen. Beim Versuch diesen zu wechseln ist zu allem Unglück der Radschlüssel gebrochen. Wir halten an. Mit unserem Radschlüssel lässt sich das Ersatzrad rasch montieren, obwohl eine der Radschrauben bricht. Die Schraube ist so festgefressen, dass zuerst der Radschlüssel den Geist aufgegeben hat. Bis nach Why, dem nächsten Ort ist es nicht weit. Da sollte das Notrad auch mit einer Schraube weniger halten. Dort müssen sie dann ohnehin wieder einen regulären Reifen montieren und können hoffentlich die abgebrochene Schraube entfernen und ersetzen. Die beiden sind uns auf jeden Fall überaus dankbar. Anscheinend sind einige Fahrzeuge vorbeigefahren ohne anzuhalten. Die angebotenen 50 Dollar lehnen wir selbstverständlich ab.
Im Visitor Center buchen wir zuerst einen Stellplatz auf dem grossen Campingplatz und erhalten die üblichen Broschüren über den Park. Die 16-seitige Wegbeschreibung für die Ajo Gebirgsstrasse, einen etwa 20 Meilen langen Rundkurs durch das Schutzgebiet, und ein allgemeines Infoblatt gibt es sogar auf Deutsch. Daraus lernen wir schon einmal einiges über den Kaktus, der dem Park den Namen gab. Die Orgelpfeifenkakteen, die wir bis anhin auf unserer Reise noch nicht gesehen haben. Das kommt daher, dass dieser Kaktus in den USA fast ausschliesslich im Organ Pipe Cactus NM zu finden ist. In der südlichen Sonora-Wüste in Mexico ist die Pflanze noch anzutreffen. Im Juni und Juli bedecken Blüten und Früchte die Arme dieser säulenartigen Kakteen. Die Blüten öffnen sich in der Nacht und schliessen sich am frühen Morgen wieder. Der intensive Duft zieht die Blütenfledermäuse an, die den Nektar trinken und die Blüten bestäuben.
Bevor es dunkel wird fahren wir auf dem Ajo Drive durch die herrliche Wüstenlandschaft und entdecken entlang der Bergstrasse schon bald die ersten Organ Pipe Kakteen. Auch die Saguaro und andere stachlige Wüstenpflanzen sind zahlreich anzutreffen. Im weichen Abendlicht erleben wir eine wunderschöne Fahrt auf der schmalen, steinigen Piste.
Am nächsten Morgen geht es auf den über 40 Meilen langen Puerto Blanco Drive. Auch diese Rundstrecke wird als Einbahnstrasse geführt. Im Gegensatz zum Ajo Drive wird hier aber grosse Bodenfreiheit vorausgesetzt, denn es gibt einige steile Auf- und Abstiege, sowie sandige und steinige Passagen. Auch hier geniessen wir die Fahrt am frühen Morgen in einer tollen, bergigen Landschaft. Auf der zweiten Hälfte der Strecke geht es ganz an die Mexikanische Grenze. Hier bekommen wir erstmals den hohen, fast unüberwindlich scheinenden, Grenzzaun zu Gesicht, der unter der ersten Amtszeit von Donald Trump errichtet wurde. Erstaunlicherweise sind entlang des Zauns in regelmässigen Abständen, wir schätzen jede Meile, grosse Wasserbehälter deponiert, die mit einer blauen Fahne auf einem hohen Mast gekennzeichnet sind. Wir gehen davon aus, dass dies für Immigranten gedacht ist, denen es gelungen ist, den mehrere Meter hohen Zaun zu überwinden.
Bevor wir der Grenze entlang zur Hauptstrasse zurückfahren, spazieren wir noch zur Quitobaquito Oase. Das Wasser einer Quelle wird hier zu einem kleinen See gestaut. Gemäss Rangerinnen, die hier am Arbeiten sind, ist das Gewässer Lebensraum für eine seltenen Fisch, der nur hier vorkommt und für Wasserschildkröten.
Wir sind jetzt wieder auf der AZ 85 und fahren nach Norden in Richtung Joshua Tree National Park, wo wir für Morgen und Übermorgen einen Stellplatz im Park reserviert haben. Da über 300 Meilen vor uns liegen geben wir jetzt etwas Gas. Wir wechseln auf die Interstate 8 und kommen zügig voran bis kurz vor Yuma. Hier verlassen wir die Schnellstrasse und fahren durch ein intensiv bewässertes Gemüseanbaugebiet bis zum MIttry Lake, wo wir die Nacht verbringen. Am Ufer des durch den Colorado River gespiesenen Stausee, der zur Bewässerung der riesigen Felder genutzt wird, gibt es zahlreiche Übernachtungsplätze. Diese sind allerdings, auch von Langzeitcampern, belegt. Trotzdem finden wir am langgestreckten Gewässer doch noch ein ruhiges Plätzchen, wo wir uns für die Nacht einrichten.

 
Nächstes Ziel ist der Joshua Tree National Park, den wir auf dem Highway zügig erreichen. Schon vor Tagen haben wir auf dem Cottonwood Campingplatz einen Stellplatz reserviert. Von Cottonwood, einer Art Pappeln ist hier allerdings nichts zu sehen, nur spärliche Vegetation mit Kakteen, Sträuchern und Büschen.
Es ist noch früher Nachmittag und so bleibt uns Zeit für eine kleine Wanderung auf dem Mastodon Mine Loop. Der Wanderweg windet sich durch ausgetrocknete Bachbette auf sandigem Untergrund hinauf zum Mastodon Peak. Dabei kommen wir an einer der etwa 300 Minen vorbei, die im Joshua Tree NP ausgebeutet wurden. Die Mastodon Goldmine wurde in den 1930er Jahren bis 1971 von einer Familie Hulsey betrieben. Kurz bevor wir den Campingplatz wieder erreichen, kommen wir an der Cottonwood Oase vorbei, die durch eine Quelle gespiesen wird. In der Bodensenke gedeiht sogar ein kleiner Palmenhain.
Die Besonderheit des Joshua Tree NP ist das Zusammentreffen der Colorado Wüste von Osten und der Mojave Wüste von Westen her. Beide sind Trockengebiete mit eigener Vegetation. Ausserdem gibt es charakteristische Granitformationen, die durch Wind, Regen und grosse Temperaturunterschiede ihre spezielle Form erhalten haben.
Am nächsten Morgen fahren wir auf der Parkstrasse nach Nordwesten und vermissen, die für den Park typischen Joshua Trees. Wir befinden uns immer noch im Teil mit der Vegetation wie sie für die Colorado Desert typisch ist und wie wir sie schon die letzten Tage erlebt haben. Erst als wir den Wilson Canyon durchqueren, ändert sich die Vegetation und wir stossen auf die ersten Joshua Trees, die vor den markanten Granithügeln ein tolles Fotosujet abgeben.
Vom Key View Aussichtspunkt weitet sich der Blick hinunter ins Coachella Valley mden Nobelorten Palm Springs, Cathedral City, Rancho Mirage und Palm Desert..Das Tal ist im Süden begrenzt durch den Salton See, dem grössten See Kaliforniens der 66 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Durch das Tal zieht sich der Sankt Andreas Graben.
Verschiedene kurze Spaziergänge sorgen für Abwechslung, bis wir für den Maze Trail, einen etwa 8 Kilometer langen Pfad, die Wanderausrüstung montieren. Wieder geht es durch ausgetrocknete Bäche, vorbei an Kakteen und zerklüftete Granithaufen durch die Wüstenlandschaft. Regelmässiges Trinken ist unerlässlich. Es ist zwar nicht sonderlich heiss, die Luft ist aber extrem trocken.
Die Nacht verbringen wir auf dem Black Rock Canyon Campingplatz am Rand des National Parks. Der Platz ist schön gelegen zwischen alten Joshua Trees. Es gäbe hier auch noch einige Wandermöglichkeiten. Allerdings plagt mich mein künstliches Hüftgelenk und so entschliessen wir uns auf eine weitere Wanderung zu verzichten. Stattdessen wollen wir gemütlich bis nach Riverside fahren, wo wir am nächsten Dienstag den Service-Termin für unser Brummsli haben. Für die etwa 200 Meilen bleiben uns als drei Tage. In Palm Springs machen wir einen Stopp und spazieren durch die belebten Einkaufsstrassen mit schönen Restaurants und Geschäften. Auf der breiten, von Palmen gesäumten, Strasse geht es vorbei an grünen Parkanlagen und Golfplätzen in Richtung Berge. Vertretungen von Mercedes, Porsche, Lamborghini, Rolls Royce und anderen Nobelmarken lassen erahnen, dass hier, in diesen grünen Oasen mitten in der trockenen Wüste viel Geld zu verdienen ist.
Die nächsten Tage geht es weiter bis nach Riverside, wo der Service für unseren Mercedes Sprinter in «Walter’s Mercedes Van Center», einer auf Sprinter spezialisierte Mercedesvertretung, ansteht. Im Rancho Jurupa Park werden wir auf dem Campingplatz übernachten. Von hier sind es nur wenige Meilen bis zum Service Center, wo wir uns am nächsten Morgen gegen 09.30 Uhr einfinden.
Das ganze Areal ist sehr grosszügig. In einem gedeckten Unterstand können wir unser Fahrzeug abstellen, bevor wir vom Serviceangestellten empfangen werden. Da in den USA unser Modell nicht verkauft wird, gibt es noch einige Details zu klären, so muss für den Auftrag der Kilometerstand in Meilen umgerechnet werden. Zudem sind die Mitarbeiter nicht sicher, ob dann auch alle Ersatzteile verfügbar sind. Auch das Auslesen der Fahrzeugdaten scheint nicht unproblematisch. Schliesslich ist der Papierkram erledigt und wir können in der Wartelounge bei Kaffee, Getränken und Snacks Platz nehmen. Durch eine grosse Glasscheibe können wir die Werkstatt überblicken. Auf unser Mail erhalten wir einen Link wo die laufenden Arbeiten ständig dokumentiert werden. So erfahren wir online, dass unsere Bremsen in tadellosem Zustand sind. Die Beläge haben vorne noch 12 mm und hinten 10 mm. Die Räder werden rotiert um ein gleichmässiges Abfahren zu gewährleisten. Die Profiltiefe beträgt noch 7 mm nur vorne rechts sind es 9 mm. Bei der Probefahrt, nach den Servicearbeiten stellt der Mechaniker Daniel fest, dass der Riemenspanner defekt ist. Wir bekommen wieder eine Meldung aufs Smartphone und veranlassen die Reparatur. Möglicherweise kamen die Geräusche, die wir in Toronto hatten nicht von den Bremsen, sondern vom Zahnriemen. Gegen 14 Uhr sind dann alle Arbeiten erledigt und wir können unser frisch gewaschenes Fahrzeug wieder in Empfang nehmen.
Heute wollen wir nicht mehr weit fahren und kehren zum Rancho Jurupa Park zurück um eine weiter Nacht zu bleiben.
Am nächsten Morgen geht es dann im dichten Verkehr nach Los Angeles. Dabei sorgt ein umgekippter Lastwagen für ein grösseres Verkehrschaos und Verzögerungen. Schliesslich erreichen wir aber doch noch die Hollywood Hills mit dem bekannten «Hollywood» Schriftzug. Auf dem engen und kurvenreichen Mulholland Drive bieten sich Ausblicke auf das Stadtzentrum oder die Universal Studios. Schliesslich fahren wir hinunter ans Meer. In Santa Monica erkunden wir den Santa Monica Pier und spazieren dem Stand entlang. Dann sind wir aber froh, dem Moloch «Los Angeles» entfliehen zu können und fahren der Küste entlang in Richtung San Francisco
Wir nehmen es gemütlich und fahren kurze Etappen. Das Wetter ist eher kühl und besonders am Morgen ist es neblig. In Pismo Bay checken wir wieder auf dem Campingplatz des State Parks ein. Es reiht sich hier ein RV Park an den anderen, der State Park hat aber die günstigsten Tarife. Angrenzend an den Campingplatz befindet sich der «Monarch Butterfly Grove». Der kleine Wald, zwischen Küstenstrasse und Dünen gelegen, wird von Monarch Schmetterlingen als Winterquartier genutzt. Die orange und schwarz gezeichneten Falter der westlichen Population leben den Sommer über in den Tälern der westlichen Rocky Mountains und der Kaskadenkette. Im Winter versammeln sie sich an den immer gleichen Orten.
Die östliche Population überwintert in Mexico und zieht im Sommer bis zu den grossen Seen in Kanada.
Im Butterfly Grove erfahren wir von freiwilligen Helfern, dass dieses Jahr nur wenige Falter das Winterquartier erreicht haben. Durch ein Fernrohr können wir die Schmetterlinge, die sich an den Zweigen der Eukalyptusbäume versammelt haben erspähen. Üblicherweise hängen die Tiere in grossen Trauben an den Ästen. Der Grund für das Ausbleiben der grossen Massen ist nicht bekannt.
Wir setzen unsere Reise fort und fahren weiter in Richtung San Francisco. In Morro Bay machen wir Mittagspause und geniessen am Hafen eine Portion Fish & Chips. Den kleinen Ort mit dem markanten Felsen am Strand kennen wir schon von unserer USA Reise im Jahr 2000 mit der ganzen Familie. Am Hafen können wir eine Otterdame beobachten, die auf dem Rücken schwimmend ein Junges auf dem Bauch trägt und säugt. Auch Seehunde tummeln sich im Hafenbecken oder sonnen sich am Pier.
Weiter nördlich, im Hearst San Simeon State Park machen wir erneut Halt. Hier zieht eine See-Elefantenkolonie zahlreiche Besucher an. Besonders die mächtigen Männchen beeindrucken durch ihre Grösse und die rüsselartigen Nasen. Wie dicke Maden bewegen sich die an Land schwerfälligen Tiere durch den Sand. Wieder stehen Helfer für Fragen zur Verfügung. Wir erfahren, dass die männlichen Tiere ein gefährliches Leben führen, denn sie jagen in den gleichen Regionen nach Tintenfischen wie Orcas und die grossen Weissen Haie. Dadurch fallen sie häufig den grossen Räubern zum Opfer. Die Weibchen hingegen ernähren sich zwischen Alaska und Hawaii von kleinen Fischen, die sie in grosser Tiefe vom 200 bis 600 Metern erbeuten.
Auf einem Hinweisschild erfahren wir, dass der beliebte Highway 1 entlang der Pazifikküste zur Zeit nicht durchgehend befahren werden kann. Durch starke Regenfälle ausgelöste Erdrutsche haben die Strasse unpassierbar gemacht. Eine Wiedereröffnung wird erst für Frühling 2025 erwartet. Wir fahren trotzdem noch etwa 25 Meilen weiter bis zum Plasket Creek Campground. Freies übernachten entlang dem Highway 1 ist nämlich nicht erlaubt. Es gibt zwar etliche Parkplätze und Ausfahrten, die sich eigenen würden. Verbotsschilder weisen aber darauf hin, dass Camping und Übernachtungen nicht toleriert werden. Es gibt zwar immer wieder Wohnmobile, die es trotzdem tun, gemäss Internet kann das aber saftige Bussen zur Folge haben. Wir wollen die Verbote respektieren und nutzen hier deshalb die offiziellen Übernachtungsmöglichkeiten.
Kurz nach dem Campingplatz gibt es zwar noch die Nacimientro-Fergusson Road, die einzige Strasse, welche das Küstengebirge überquert. Der Campinghost versichert uns aber, dass wir die schmale, kurvenreiche Strasse mit unserem Gefährt, auch wegen tiefhängenden Ästen, nicht befahren können. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als auf dem gleichen Weg zurück nach Morro Bay zu fahren.
Das gibt uns dafür Gelegenheit, einen Zwischenhalt einzulegen und das Hearst Castle zu besuchen. Dabei handelt es sich um eine der exklusivsten Villen der Vereinigten Staaten. Bereits 1865 hat George Hearst, ein einflussreicher Bergbauunternehmer, in den Santa Lucia Mountains, zwischen Los Angeles und San Francisco, ein 1000 Quadratkilometer grosses Anwesen erworben. Der Sohn, William Randolph Hearst, der als Zeitungsverleger erfolgreich war, beschloss 1919 auf der Familienranch einen Bungalow zu bauen. Zusammen mit der Architektin Julia Morgan schuf Hearst bis 1947 ein 37 Millionen Dollar teures Schloss mit 165 Zimmern und drei luxuriösen Gästehäusern. Das Hauptgebäude ist einer Kathedrale nachempfunden. Decken, Kamine, Böden und Wandverkleidungen stammen aus historischen europäischen Gebäuden. Auch der Neptunpool im Freien und das riesige, mit Meranokacheln ausgekleidete Hallenbad sind beeindruckend. Zum Anwesen gehörte auch der grösste private Zoo der Welt. Zu den Gästen von Hearst gehörten Berühmtheiten wie Charlie Chaplin, Winston Churchill, Rudolph Valentino, Cary Gant, Charles Lindbergh und Clark Gable.
1957 wurde das Hearst Castle von der Hearst Corporation den California State Parks zur Verwaltung übergeben. Heute werden täglich geführte Touren angeboten.
Ursprünglich wollten wir die Weihnachtstage in San Francisco verbringen. Gemäss Wetterbericht müssen wir aber mit Sturm, Regen und Kälte rechnen. Wir ändern deshalb unsere Pläne. Las Vegas soll unser nächstes Ziel sein. Bevor wir Morro Bay erreichen, zweigen wir ab auf die Green Valley Road, die in die fruchtbare Ebene zwischen dem Küstengebirge und der Sierra Nevada führt. Dabei geht es durch Weinbaugebiete und vorbei an riesigen Solaranlagen und Windparks mit hunderten von Windrädern. Auch Erdöl wird in der Umgebung von Bakersfield gefördert und mit Pumpen an die Oberfläche gebracht. Hauptsächlich wird aber Landwirtschaft betrieben.
Im verschlafenen Städtchen Mojave machen wir einen Abstecher zum Mojave Air & Space Port. Das Gelände dient unter anderem der Zwischenlagerung von vorübergehend stillgelegten Flugzeugen. Der Flugplatz besitzt auch die Zulassung als Startplatz für die zivile Raumfahrt und wird von mehreren privaten Raumfahrtunternehmen als Testgelände genutzt. Von hier startete das Space Ship One, ein Experimentalflugzeug mit Raketenantrieb für den ersten nichtstaatlichen bemannten Raumflug bis etwa 100 Kilometer Höhe. Es gibt hier eine kleine Ausstellung, sowie Gedenktafeln für die verunglückten Testpiloten.
Für die Weihnachtstage fahren wir zum Rainbow Basin, einem kleinen Schutzgebiet nördlich der Stadt Barstow. Eine Sandpiste führt durch die Felsenlandschaft, die durch verschiedene Mineralien alle möglichen Farben aufweist. Die Strasse ist für Wohnmobile und Trailer gesperrt. Mit unserem schmalen Brummsli schaffen wir es aber problemlos durch die Schluchten mit engen Kurven, ohne dass wir die Felswände touchieren. Es hat eben auch Vorteile, wenn man mit einem relativ kleinen Fahrzeug unterwegs ist (Länge 6.1 m, Breite 2.1 m). Auf dem grosszügigen Campingplatz können wir für 3 USD pro Tag übernachten. Mit dem Nationalpark Pass haben wir 50% auf die Gebühr von 6 USD. Über die Feiertage sind nur zwei weitere Fahrzeuge hier. Zudem hat sich ein Obdachloser mit einem kleinen Zelt hier permanent eingerichtet.
Wir bleiben gleich zwei Nächte an dem ruhigen Ort und feiern Weihnachten mit einem feinen Steak und einem Glas Wein. Dieses Jahr halt ohne unsere zwei Mädchen.
Am 25. Dezember unternehmen wir eine kleine Wanderung durch den Owl Canyon. Der Trail beginnt beim Campingplatz und führt durch ein ausgetrocknetes Bachbett in die Berge. Dabei wird der Canyon immer enger und die ausgewaschenen Felsen höher. Es ist fast etwas unheimlich, denn das Gestein ist brüchig und die Brocken im Bachbett zeugen davon, dass auch immer mal wieder ein Stück abbricht. Schliesslich geht es nur noch mit klettern weiter. Für uns ist das der Zeitpunkt zum Umkehren.
Wir befinden uns zwar in der Wüste, es ist aber recht kühl und windig. Letzte Nacht hat es sogar kurz und heftig geregnet. Um draussen zu sitzen, müssen wir uns deshalb warm anziehen. Einer unserer Nachbarn bringt heute, am zweiten Weihnachtstag, eine grosse Tasche mit Lebensmitteln zum Zelt des Obdachlosen. Dieser freut sich ungemein über die tolle Geste.
Nach zwei ruhigen Tagen geht es wieder weiter. Auf dem Weg zum Freeway I40 machen wir noch einen Abstecher zum Calico Ghost Town Regional Park. Der Ort wurde 1881 im Zuge des Silberbergbaues gegründet. Zu den besten Zeiten gab es über 500 Minen und 1200 Einwohner. Mit dem Zerfall des Silberpreises gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt aufgegeben. Heute wird der Ort touristisch genutzt und in den alten Gebäuden sind Restaurants und Läden eingerichtet.
Für heute geht es auf dem Freeway weiter bis zum Majove National Preserve, südlich von Las Vegas. Hier können wir auf Bundesland wieder kostenlos übernachten und suchen uns ein ruhiges Plätzchen, etwas abseits der Strasse, im Schutz von ein paar Felsen.
Nur wenige Kilometer von unserem Schlafplatz entfernt, befindet sich die Providence Mountains State Recreational Area, ein Schutzgebiet des Staates Kalifornien innerhalb des Nationalen Majove Schutzgebietes. Das macht sich in erster Linie dadurch bemerkbar, dass die Strasse ab der Grenze zum kalifornischen Teil in desolatem Zustand ist. Bis zum Visitor Center ist der Belag mit grossen Löchern durchsetzt, die wir möglichst mit einem Slalomkurs umfahren.
Hauptattraktion des State Parks sind die Jack and Ida Mitchell Caverns. Es handelt sich dabei um eine Tropfsteinhöhle, welche in den 1920er Jahren durch das Ehepaar Mitchell touristisch genutzt wurden. Ursprünglich hat es die beiden hierher verschlagen, weil sie einen Minen Claim erworben haben um Silber abzubauen.
Die Tropfsteinhöhlen können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, die man idealerweise vorgängig bucht. Das haben wir nicht gemacht, können aber trotzdem an der ausgebuchten Führung, die nur zwei Mal am Tag durchgeführt wird, teilnehmen. Einige der angemeldeten Teilnehmer sind nicht erschienen.
Die Rangerin Kathy erklärt uns, dass es sich beim Kalkstein, aus dem ein Teil der Providence Mountains besteht, um die Ablagerungen von Muscheln und Kleinlebewesen handelt, die vor 200 – 300 Millionen Jahren in einem warmen, seichten Meer nahe am Äquator gelebt haben. Mit der Verschiebung der Kontinentalplatten nach Norden hat sich der Meeresgrund angehoben, gefaltet und wurde schliesslich von austretendem Magma überlagert. Durch eindringendes Wasser in die Kalkschicht wurden die Höhlen ausgewaschen und im Laufe der Zeit haben sich die Tropfsteinformationen gebildet.
Der Höhleneingang ist durch eine stabile Gittertür gesichert. Kathy führt uns durch die teils sehr engen und niedrigen Gänge. Diese bringen Elsbeth an ihre Grenzen, denn sie leidet nicht nur unter Höhenangst, sondern bekommt in engen Räumen auch noch Platzangst. In der Höhle erfahren wir auch, dass hier eine Käferart und ein Höhlenskorpion leben, die nur in diesen Höhlen vorkommen. Von beiden gibt es nur wenige Hundert Exemplare, wobei sich der Skorpion vom Käfer ernährt. Auch in einer Oase in den Bergen oberhalb der Höhle lebt eine Schnecke, die als neue Art identifiziert wurde. Allerdings laufen hier die DNA-Untersuchungen noch, um das definitiv zu bestätigen.
Nach fast zwei Stunden sind wir wieder zurück beim Visitor-Center und erholen uns von den beengten Verhältnissen auf einem kurzen Spaziergang durch die Wüstenvegetation. Dabei machen wir Bekanntschaft mit den Stacheln eines Kaktus, die sich durch den dicken Jeansstoff in die Haut bohren und mühsam mit der Pinzette entfernt werden müssen.
Die Nacht verbringen wir am selben Ort wie Gestern.

 

Nur wenige Meilen von unserem Übernachtungsplatz entfernt befindet sich der Whole in the Wall Campgroud mit einem kleinen Visitor Center. Dort holen wir uns Informationsmaterial zu den Wanderwegen, die von hier in die Umgebung führen.

Wir entscheiden uns für den Barber Peak Trail Loop, eine Rundwanderung um das Felsmassiv, das sich unmittelbar hinter dem Informationszentrum erhebt. Der Ranger versichert uns, dass der Trail keine Schwierigkeiten aufweist, gut markiert ist und nur wenig Steigungen aufweist. Tatsächlich erleben wir eine schöne, etwa 11 Kilometer lange Wanderung durch die karge Wüstenlandschaft. Wir begegnen nur wenigen Wanderern, denn die meisten Tagesbesucher begnügen sich mit dem wesentlich kürzeren Rings Loop Trail, dieser führt durch einen schmalen Felsspalt, der dem Ort «Whole in the Wall» seinen Namen gibt. Mit Hilfe einiger Metallringe, die im Fels befestigt sind, muss hier eine kleine Steigung überwunden werden.

Nach etwa drei Stunden sind wir zurück beim Parkplatz. Beim nahen Campingplatz, der vollkommen ausgebucht ist, füllen wir noch den Wassertank auf. Danach geht es auf der 4WD Wild Horse Canyon Road, abseits der Hauptstrasse durch die Wüste. Dabei müssen wir einige steile Passagen mit tiefen Auswaschungen passieren, die unser Brummsli ordentlich fordern. Es ist aber erstaunlich, was so ein Mercedes Sprinter zu leisten vermag.

Kurz bevor wir wieder auf die unbefestigte Hauptstrasse einmünden kommen wir zum Mid Hill Campground. Für ein paar wenige Dollar können wir hier übernachten und einen tollen Sonnenuntergang geniessen. Im Gegensatz zum Whole in the Wall Campingplatz, der nur etwa 15 Meilen entfernt liegt, gibt es hier genügend freie Stellplätze.

Bevor wir die asphaltierte Kelso Cima Road erreichen, geht es erst noch einmal einige Meilen über sandige Wellblechpiste und vorbei an ausgedehnten Joshua Tree Wäldern. Beim Kelso Depot machen wir Halt und wollen uns beim Visitor Center informieren. Dieses ist allerdings wegen Umbau geschlossen. Bereits 1905 wurde hier von der «Los Angeles and Salt Lake Railroad» eine Haltestelle errichtet, um die Zugreisenden zu verpflegen und die Dampflokomotiven mit Wasser zu versorgen. Während dem Zweiten Weltkrieg gewann die Station durch den Umschlag von Kriegsmaterial an Bedeutung. Mit der Einführung von Diesellokomotiven und der Schliessung der umliegenden Minen endete der Boom.

Vom Kelso Depot sind es nur etwa 10 Meilen bis zu den Kelso Dünen. Diese erheben sich über 200 Meter aus dem umgebenden Gelände. Das gesamte Dünenfeld umfasst etwa 120 Quadratkilometer mit Wanderdünen und ausgedehnten Sandflächen. Wir machen einen Spaziergang, ersparen uns aber den anstrengenden Marsch bis zum höchsten Punkt durch den losen Sand. Am Fuss der Dünen können wir aber auf BLM Land kostenlos ¨übernachten, Blick auf die eindrücklichen Sandgebilde inklusive.

Wieder steht nur eine kurze Etappe an. Ziel ist ein Lava Tube, einige Meilen abseits der Hauptstrasse. Wieder geht es auf sandiger Wellblechpiste durch die Wüste. Hier prägt nicht mehr Sand die Landschaft, sondern zahlreiche Vulkankegel und ausgedehnte Lavafelder. Über eine Leiter können wir hinunter zum Lavatunnel steigen. Diese unterirdischen Röhren entstehen, wenn die glühende Lava unter dem bereits erstarrten Magma weiter fliesst und schliesslich, wenn der Lavafluss versiegt, einen Hohlraum zurücklässt.

Auch hier gibt es auf BLM Land viele Möglichkeiten eine ungestörte Nacht zu verbringen. Vorher machen wir aber noch eine kurze Wanderung auf einer der vielen Pisten die durch die Lavafelder führen. Einige Geländefahrzeuge begegnen uns dabei und quälen sich über die mit scharfkantigen Lavabrocken gespickten und von tiefen Gräben durchzogenen Passagen. Das ist definitiv nichts für unser Fahrzeug.

Es ist jetzt der 31. Dezember. Wir sind nicht mehr weit von Las Vegas entfernt, wollen aber den Jahreswechsel ausserhalb des Spielerparadieses verbringen. Wir lassen die Wüstenstadt deshalb vorerst einmal links liegen und fahren bis zum «Valley of Fire», dem grössten State Park von Nevada. Kurz vor dem Parkeingang übernachten wir auf öffentlichem Land, denn die Campingplätze im Park sind längst ausgebucht. Bei einem feinen, selbst gekochten, Essen und einer Flasche Champagner verbringen wir einen ruhigen Silvester.

Bis zur Zahlstelle des State Parks sind es nur wenige Meilen. Wir sind früh dran, so dass der Andrang noch gering ist. Wir sind bereits das dritte Mal hier im Valley of Fire. Die fantastische Landschaft mit den einmaligen Sandsteinformationen zieht uns aber immer noch an. So nutzen wir die Gelegenheit für kurze Wanderungen zum «Mouse’s Tank» und auf dem Rainbow Vista Trail zum «Fire Canyon Overlook».

Langsam nimmt die Zahl der Besucher zu und so ist der Parkplatz beim Fire Wave Trail, einer der Hauptattraktionen im Park, bereits voll belegt. Wir fahren deshalb bis ans Ende der White Dome Road. Als wir vor 10 Jahren das letzte Mal hier waren, wurden wir Zeuge, wie vom Helikopter aus, ein Werbefilm mit einem Aston Martin gedreht wurde. Heute, am Neujahrstag, tummeln sich nur Touristen und Tagesausflügler auf der Strasse, die sich durch die Felsenlandschaft windet. Wir finden gerade noch einen Parkplatz am White Dome Loop. Der Wanderweg führt hinunter zu den Ruinen einer Kulisse die 1966 im Film «The Professionals» genutzt wurde, durch einen engen Slot Canyon geht es zurück zum Parkplatz.

Für heute ist es genug. Wir fahren zurück zum Parkeingang, wo, in einer kilometerlangen Kolonne, immer noch viele Besucher in den State Park strömen. Wir kehren zurück zum gestrigen Übernachtungsplatz, wo wir eine weitere Nacht verbringen wollen um dann Morgen den Park nochmals zu besuchen.

Wir hoffen für den 2. Januar auf weniger Besucher, fahren aber auf direktem Weg zum Fire Wave Parkplatz. Obwohl wir zeitig dran sind, ist dieser schon gut belegt. Für uns gibt es aber noch Platz. Die «Fire Wave» ist eine Felsformation, die mit Schichten aus rotem und weissem Sandstein an eine rot-weisse Welle erinnert. Trotz der zahlreichen Besucher, die sich vor dem Felsen in Pose werfen oder darauf herumklettern, schaffen wir es ein paar Fotos zu machen, ohne dass jede Menge Leute drauf sind.

Die meisten Besucher kehren von hier zurück zum Parkplatz, obwohl der Wanderweg noch weiter führt. Im Gegensatz zum Sandstein beim Parkeingang, ist das Gestein hier nicht mehr rot und orange, sondern weiss mit pastellfarbenen Schichten in allen Regenbogenfarben. Durch ausgetrocknete Bachläufe und enge Canyons kehren wir zurück zum Parkplatz.

Es wird jetzt langsam Zeit den Weg nach Las Vegas in Angriff zu nehmen. Gemäss Karte befinden wir uns zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zur Spielerstadt, tatsächlich sind es aber doch 100 Kilometer bis ins Zentrum, wo wir einen Stellplatz auf dem RV-Park des Circus Circus reserviert haben. Wieder geht es durch ein Schutzgebiet, die Lake Mead National Recreation Area, bis vor die Tore der Stadt. Die grösste Recreation Area des Landes umfasst im Wesentlichen das Gebiet rund um den Lake Mead und den anschliessenden Lake Mohave. Der Colorado River wird durch den 1936 errichteten Hoover Damm gestaut und bildet ein gewaltiges Wasserreservoir. Weiter südlich wurde 1951 der Davis Damm fertiggestellt.

Las Vegas, Death Valley und San Francisco und Grenzübertritt nach Mexiko
 
Bevor wir zum RV-Park fahren, suchen wir noch einen Outdoor-Shop. Elsbeth braucht nämlich dringend neue Schuhbändel für ihre Wanderschuhe und meine Trekkingschuhe müssen auch ersetzt werden. Im Süden von Las Vegas werden wir fündig. Im riesigen Laden ist von der Feldflasche bis zum Jagdwaffe, sei es Gewehr oder Armbrust, alles zu finden.
Danach führt uns das Navigationsgerät Zielsicher zu unserem Übernachtungsplatz Das Circus Circus befindet sich am nördlichen Ende des Las Vegas Boulevard und gehört, wie der markante Turm des Stratosphere Hotels, zu den älteren Casinos in der Stadt. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch hier im Jahr 2000, wirkt der Stellplatz heute etwas verlottert und abgewirtschaftet. Es sind zwar einige Renovierungsarbeiten im Gang. Trotzdem haben wir aber, wie sich später herausstellt, nur kaltes Wasser in der Dusche. Für 70 USD pro Nacht könnte man mehr erwarten. Dafür ist der Platz günstig gelegen und wir können viele der Themenhotels zu Fuss erreichen.
Zuerst müssen wir aber erst einmal am Automaten einchecken und werden dann aufgefordert uns an der Hotelrezeption zu melden um die Schlüsselkarte für Toilette und Dusche in Empfang zu nehmen. Das erweist sich als gar nicht so einfach. Es scheint mir, dass die Kunden absichtlich kreuz und quer durch die weitläufigen Räume mit Restaurants, Läden und Casinos gelotst werden um das Geschäft zu beleben.
Den Abend verbringen wir auf dem Las Vegas Boulevard. Wie immer sind wir fasziniert von der Glitzerwelt, die hier zelebriert wird. Energieverschwendung oder Nachhaltigkeit sind hier absolut kein Thema. Riesige Leuchtreklamen säumen die Strasse oder bedecken ganze Gebäudefassaden. In den Hotels und Casinos wird gespielt und geshoppt und auf den Gehwegen versuchen alle möglichen Kleinunternehmer ein paar Dollar zu verdienen. Sei es durch den Verkauf von gekühlten Getränken oder mit Strassenmusik. Leicht bekleidete String-Girls lassen sich mit den Passanten fotografieren oder man kann von sich ein Tanzvideo auf einem kleinen, drehenden Rondell machen lassen.
Das Wasserspiel vor dem Bellagio, der Canale Grand im Venetian Hotel oder die Projektionen auf der riesigen Sphere lassen die Zeit schnell vergehen und so kehren wir recht spät zum Stellplatz zurück. Wir sind halt keine Partygänger und werden auch keine der Shows besuchen, die in den Hotels angeboten werden. Obwohl auch Donny Osmond, der als Bravo-Starschnitt vor Jahrzehnten an Elsbeth’s Zimmertür einen festen Platz hatte, Konzerte gibt.
Dank Ohrenstöpseln bekommen wir vom Nachtleben und von den Flugbewegungen des Harry Reid International Airport, der sich mitten in der Stadt befindet nicht viel mit.
Auch den zweiten Tag verbringen wir wieder am Strip und können endlich die Batterien unserer Uhren, die schon vor Wochen stehen geblieben sind, wechseln lassen. Für meine UBS-Jubiläumsswatch ist das im SWATCH-Laden sogar kostenlos.
Bei Tageslicht wirkt hier zwar alles viel nüchterner als bei Nacht, wenn die Lichter brennen. Trotzdem sind wieder unendlich viele Touristen unterwegs. Bei Tageslicht ist auch der Goldfarbene Turm des Trump Hotels gut zu erkennen, wo erst vor wenigen Tagen ein Tesla-Cybertruck explodiert ist.
Auch nach Einbruch der Dunkelheit machen wir unseren Spaziergang nochmals. Wie wir auf der App nachmessen summiert sich eine Runde auf etwa 12 Kilometer. Das zählt eigentlich fast als Wanderung.
Jetzt sind wir aber froh, dass unser Aufenthalt in der Stadt ein Ende findet und wir den Menschenmassen wieder entfliehen können. Es sollen ja auch in den USA wieder allerhand Viren zirkulieren. Einige Leute tragen auch wieder Masken.
Schnell wird der Verkehr wieder spärlicher und wir rollen gemütlich dem Death Valley entgegen. Zuerst geht es hoch auf über 1600 Meter zum Dantes Viewpoint. Von hier bietet sich ein atemberaubender Blick auf das unter uns liegende Death Valley mit dem weiss leuchtenden Badwater Basin, einem Salzsee.
Über die Greenwater Valley Road wird zwar hoher Radstand und 4WD empfohlen, die etwa 45 Kilometer lassen sich aber problemlos, ohne Schlaglöcher und fast ohne Waschbrettpassagen befahren. Über die Jubliee Pass Road geht es dann hinunter ins Tal bis etwa 100 Meter unter den Meeresspiegel. Bei einem kurzen Spaziergang auf der Salzebene des Badwater Basin vertreten wir uns die Beine bevor wir beim Visitor Center am Furnace Creek einen Stellplatz auf dem Sunset Campground beziehen.
Im Visitor Center holen wir wieder die Informationsbroschüre und lassen uns zu den Wanderungen beraten. Die Rangerin schlägt uns die Touren im Golden Canyon und im Mosaic Canyon vor. Beide sind je um die 5 Kilometer und lassen sich auch an einem Tag bewältigen,
Wir fahren also am nächsten Morgen zuerst zum Wanderparkplatz am Golden Canyon. Hier ist schon einiges los und wir müssen entlang der Strasse parkieren, da alle Parkplätze bereit besetzt sind. Durch die Schlucht geht es gemächlich bergan, bis zum Ende des ausgetrockneten Wasserlaufes, der an einer senkrechten, roten Sandsteinwand, der «Red Cathedral», endet. Beidseits des Golden Canyon erheben sich die steilen, von Erosionsfurchen durchzogenen, Felswände. Bei Starkregen, wie er hier immer mal wieder vorkommt, schiesst hier das Wasser von den Bergflanken, durch die Schlucht und deponiert Unmengen von Geröll in der Ebene des Death Valley.
So, die erste Wanderung können wir für heute abhaken. Als nächstes steht der «Artists Drive Scenic Loop» auf dem Programm. Nur wenige Meilen vom Wanderparkplatz entfernt, zweigt die schmale Strasse von der Hauptstrasse ab und schlängelt sich entlang der Bergflanke und durch enge Schluchten. Die Felsen weisen hier die unterschiedlichsten Farbtöne auf. Beim Aussichtspunkt «Artist Palette» bestaunen wir den Hang, der mit den verschiedensten Pastelltönen, ähnlich der Farbpalette eines Kunstmalers, fasziniert. Die vulkanischen Mineralien auf Basis von Eisen, Aluminium, Magnesium und Titan sind verantwortlich für die Farben.
Bis zum Mosaic Canyon müssen wir etwa eine halbe Stunde fahren. Vom Wanderparkplatz marschieren wir durch den Canyon, deren Wände zum Teil aus vom Wasser poliertem Marmor bestehen. Die Schlucht wird allmählich enger und schliesslich erreichen wir die erste Kletterpassage. Grosse Felsblöcke versperren den Durchgang und müssen überwunden werden. Weiter oben folgen noch einige kleine, trockene Wasserfälle, bei denen ebenfalls kraxeln angesagt ist. Schliesslich endet der Weg vor einem 7.6 Meter hohen «Trockenfall». Hier gibt es kein Weiterkommen. Auf dem gleichen Weg geht es wieder 300 Höhenmeter hinunter zum Parkplatz. Die kleinen Wasserfälle können auf dem Rückweg auf dem Hosenboden hinuntergerutscht werden.
Bevor wir den Campingplatz wieder erreichen, besichtigen wir noch die Überreste einer alten Boraxfabrik, wo von 1883 bis 1888 Borax abgebaut wurde. Wegen den hohen Transportkosten wurde das Material vor Ort verarbeitet. So musste nur das reine Borax und nicht auch noch Verunreinigungen 265 Kilometer durch die Wüste bis zur Bahnlinie in Lone Pine transportiert werden. Ein Maultiergespann bestand aus 20 Tieren. Die Ladung, inklusive 4500 Liter Trinkwasser, wog 33 Tonnen. Die massiven Wagenräder hatten einen Durchmesser von 2.1 Meter.
Am Abend klopft der Camping Host an unsere Tür und macht uns darauf aufmerksam, dass in den nächsten Stunden ein Sturm erwartet wird. Wir sollen nichts im Freien lassen und uns auf Winde bis 90 Km/h einstellen.
Tatsächlich beginnt es während der Nacht intensiv zu regnen und ein kräftiger Wind setzt ein. Zum Glück stehen wir mit der Front im Wind und werden deshalb gar nicht gross durchgeschüttelt. Am Morgen scheint dann auch schon wieder die Sonne. Der Wind soll aber noch bis Mittwoch anhalten. Im Norden, wo sich die Mesquite Dünen befinden, tobt ein regelrechter Sandsturm und die hohen Berge links und rechts vom Tal sind schneebedeckt.
Wir fahren heute in den nördlichen Teil des Parks bis zum Ubehebe Krater. Der 183 Meter tiefe Krater entstand vor etwa 2000 Jahren, als Magma zum Grundwasser aufstieg und eine Dampf- und Gasexplosion auslöste. Wir spazieren entlang dem Kraterrand bis zum kleineren «Little Hebe Crater». Danach verlassen wir den Park über den West-Ausgang, Bei den «Mesquite Flat Sand Dunes» legen wir aber vorher noch einen kurzen Fotostopp ein. Bei den Dünen ist es mit dem Sandsturm gar nicht so schlimm, wie es aus der Ferne ausgesehen hat. Darum liegt auch noch ein kurzer Spaziergang durch die Dünen drin.
Danach geht es von Meereshöhe steil hinauf zum Towne Pass (1511 m) und wieder hinunter zum Panamint Valley. Im Hochsommer sind diese steilen Bergstrassen, bei den mörderischen Temperaturen im Death Valley von fast 50°, eine echte Herausforderung für Fahrzeuge.
Etwas abseits der CA190, wieder auf 1500 Meter über Meer, finden wir einen Übernachtungsplatz, wo wir vom wieder zunehmenden Sturm ordentlich durchgeschüttelt werden.

Weiter geht es der verschneiten Sierra Nevada entlang. Vorbei an den Wintersportorten Mammoth Lakes und June Lake. Hier haben wir schon bei unserer USA-Reise mit den Kindern im Jahr 2000 im See gebadet und den Abend auf dem Campingplatz verbracht. Heute fahren wir aber noch ein paar Meilen weiter bis zum Mono Lake.
Der Natronsee liegt in einem abflusslosen Becken und existiert gemäss Informationstafel bereits seit 3 Millionen Jahren. Das Gewässer ist besonders alkalisch und 2,5 Mal salzhaltiger als der Ozean. Charakteristisch sind die bizarren Kalktuff-Formationen, die entstehen, wenn unterirdisches, kalziumhaltiges Süsswasser durch Quellen im alkalischen See aufsteigt. 1941 begann die Stadt Los Angeles, die Zuflüsse des Sees für die Trinkwasserversorgung der Stadt zu nutzen. Dadurch begann der Wasserspiegel zu sinken und verlor, bis zu seinem Tiefststand im Jahr 1982, über 13 Meter. Dadurch befanden sich viele der Kalktuff-Säulen auch nicht mehr im, sondern neben dem See. 1994 wurde vereinbart, die Wassernutzung zu reduzieren um den Seespiegel allmählich wieder ansteigen zu lassen. Dadurch wurde die komplette Verlandung des Sees gestoppt und langsam steigt der Wasserstand wieder an.
Etwas oberhalb des Mono Lake finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz mit schöner Aussicht auf das Gewässer.
Via Lake Tahoe fahren wir über die tief verschneite Sierra Nevada hinunter in die Ebene bis ins Napa Valley. Hier werden die besten Weine der USA angebaut. Das mediterrane Klima, mit heissen, trockenen Sommern und milden, regenreichen Wintern, eignet sich bestens zum Anbau von Reben. Das Tal liegt zwischen einem Hügelzug im Osten, der vulkanischen Ursprung hat, Während die Berge im Westen durch tektonische Verschiebungen und Erdbeben entstanden sind. Dadurch verfügt die Region über unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten, welche sich positiv auf den Weinanbau auswirken. Wir buchen deshalb eine Weindegustation bei der Kellerei Cakebread. Wir sind die einzigen Teilnehmer und so kommen wir in den Genuss einer Privattour. Jane führt uns durch die Kellerei und gibt uns einige der teuersten Weine zum Probieren. Eine Flasche der edlen Tropfen kostet zwischen 30 $ und 160 $.
Um den Alkoholspiegel vom Morgen etwas abzubauen fahren wir ins nahe St. Helena in den Waschsalon. Nach zwei Stunden waschen und tumblern geht es, wieder mit klarem Kopf, über das Küstengebirge, vorbei am Lake Sonoma, zum Pazifik.
Wie schon südlich von San Francisco auf dem Highway 1 sind auch hier im Norden Übernachtungsplätze entlang der Strasse rar. Wir fahren deshalb auf eine Haltebucht am Strassenrand und verbringen eine ruhige Nacht, denn Verkehr gibt es hier nach Sonnenuntergang nur wenig.
Es ist jetzt Sonntag, der 12. Januar. Unser Tagesziel ist Sausalito, an der Bucht von San Francisco. Bis dort ist es nicht mehr weit, und so können wir uns für die schöne Fahrt entlang der Pazifikküste Zeit lassen. Einen ersten Halt machen wir beim Fort Ross. Dabei handelt es ich um eine Siedlung mit Orthodoxer Kirche, einer ehemaligen russisch-amerikanischen Handelskompanie. Bei einem kurzen Spaziergang zur schön am Meer gelegenen Festung können wir uns die Beine vertreten.
Auf kurvenreicher Strasse geht es weiter südwärts. In den kleinen Fischerdörfern entlang der Strecke herrscht Hochbetrieb. Frische Austern sind hier der Renner, denn die Restaurants sind voll und auf den Parkplätzen stehen die Luxuskarossen der Gäste in Reih und Glied.
Schliesslich erreichen wir den Hafen von Sausalito. Am Hafen gibt es genügend Parkplätze, auf denen auch übernachtet werden darf. Die Parkgebühr von 20 USD pro Tag ist auch akzeptabel. Da liegt auch wieder einmal ein Restaurantbesuch drin und im hübschen Ort können wir uns auch mit einem Abendspaziergang die Zeit vertreiben.
Am nächsten Morgen geht es mit der Personenfähre in einer halben Stunde, vorbei an der Gefängnis-Insel Alcatraz und mit Blick auf die Golden Gate Brücke, zum Hafen von San Francisco. Mit der Strassenbahn und zu Fuss erkunden wir Fishermen’s Warf mit Pier 39, Chinatown und das geschäftige Zentrum.
Beeindruckend sind die extrem steilen Strassen, auf denen die Cable Cars verkehren, die bei den Touristen besonders beliebt sind. Am Pier 39 mit seinen Läden und Restaurants sonnen sich, wie schon bei unserer Reise im Jahr 2000, zahlreiche Seehunde auf den Flossen im Hafenbecken.
Speziell auffällig sind die zahlreichen selbstfahrenden Taxis. Mit aufwändigen Kamera- und Sensorensystemen die auf dem Dach und seitlich, sowie an Heck und Vorderseite angebracht sind finden die Fahrzeuge, ohne eine Person am Lenkrad, sicher durch den dichten Strassenverkehr.
Eigentlich war unser Plan, zwei Tage in San Francisco zu verbringen. Nach einem anstrengenden Tag sind wir aber schon so geschafft vom hektischen Stadtbetrieb, dass wir uns entschliessen schon nach einem Tag weiter zu fahren.
Bevor wir die Bay-Area verlassen, müssen wir aber noch einige Fotos von der Golden Gate Brücke machen. Auf beiden Seiten des Wahrzeichens der Stadt gibt es Aussichtspunkte, von wo die markante, rot gestrichene, Brücke gut zu sehen ist. An denselben Orten stehen auch noch die Überreste alter Kanonenstellungen, die den Eingang zur Bucht während dem zweiten Weltkrieg geschützt haben.
Auch ein kurzer Abstecher durch den Golden Gate Park liegt noch drin.
Zahlreiche «State Beaches» bieten Zugang zum Meer. Die hohen Wellen ziehen viele Surfer an, die hier ihr Können zeigen. Zum Baden ist das kalte Wasser eher nicht geeignet, zumal es starke und gefährliche Strömungen gibt. Leider ist auf den Parkplätzen der State Parks das Übernachten nicht erlaubt und Campingplätze sind eher selten und derjenige im Half Moon Bay State Park ist ausgebucht. So bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder in einer Haltebucht am Strassenrand zu übernachten. Heute sind wir allerdings nicht allein. Einige andere Camper verbringen die Nacht am selben Ort.
In den nächsten Tagen wollen wir die Grenze zu Mexico überqueren, denn Anfang Februar läuft unser Visum für die USA aus. Wegen den Waldbränden in Los Angeles beabsichtigen wir die «Stadt der Engel» grossräumig zu umfahren. Wir verlassen deshalb bei Monterey die Küste, überqueren die Küstenberge und gelangen ins Central Valley nach Bakersfield, wo wir schon vor Weihnachten durchgefahren sind, und weiter bis nach Mojave.
Dabei können wir beim Bakersfield National Cemetery, einem Heldenfriedhof für Kriegsveteranen, einen Halt einlegen. Auch zum Tehachapi Loop, einer zweispurigen Eisenbahnstrecke, die in einer Schlaufe mit gleichmässiger Steigung von zwei Prozent 23 Höhenmeter überwindet, machen wir einen Abstecher. Die Strecke wird täglich von etwa 50 Güterzügen befahren, die sich mit ihrer kolossalen Länge selber überqueren. Obwohl wir fast eine Stunde warten, kommt leider kein Zug.
Vom Navigationsgerät lassen wir uns über San Bernardino bis nach San Diego leiten. Der Verkehr ist enorm und die Fahrt über die bis zu 7-spurige Strasse recht anstrengend. Wie üblich erfordern die steten Spurwechsel und das Überholen links und rechts volle Konzentration.
Von den Feuern in der Umgebung von Los Angeles, welche die Schlagzeilen in den Nachrichten der den letzten Tagen dominiert haben, bemerken wir eigentlich nichts, ausser dass eine Dunstglocke über der Stadt und den Aussenbezirken liegt. Keine Ahnung, ob dies Normalität ist, oder ob es mit dem Rauch der Brände zu tun hat.
Auf jeden Fall sind wir froh, dass es auf den letzten Meilen bis zur Grenzstadt Tecate wieder gemächlicher zu und her geht. Die letzte Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz des Petrero Country Park. Auf dem schönen Gelände treffen wir, das erste Mal seit Längerem, wieder auf weitere europäische Wohnmobile. Die meisten aus Deutschland. Alle wollen die Grenze nach Mexico Morgen überqueren. So können wir uns nochmals über das komplizierte Prozedere beim Grenzübertritt austauschen. Im Internet ist so einiges zu lesen, wobei nicht immer klar ist, ob da auch alles noch zutreffend ist.

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