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USA, der Nordwesten – Washington und Oregon
30. September - 19. Oktober 2024 

Nach dem Überqueren der Juan de Fuca Strasse zwischen Vancouver Island und Port Angeles besuchen wir als erstes den Olympic Nationalpark. Das Schutzgebiet, eines von über 400 Nationalparks der USA, wird dominiert vom 2430 Meter hohen und von Gletschern bedeckten, Mount Olympus. Die tiefer gelegenen Täler und Bergflanken sind bedeckt von dichtem Regenwald. Wie an der Pazifikküste Kanadas staut sich auch in Washington und Oregon die feuchte, vom Meer herkommende Luft an den hohen Bergen und regnet sich aus. Die beiden Nordwestlichen Staaten der USA sind deshalb als grüne und feuchte Ecke der USA bekannt.

Der grösste Teil des Parks ist mit dem Auto nicht erreichbar. Das Zentrum des Wildnisgebietes ist nur zu Fuss, auf mehrtägigen Wanderungen zu erreichen. Im Visitor Center bei Port Angeles holen wir uns Informationen zu den Ausflugs- und Wandermöglichkeiten und machen uns mit Broschüren, Karten, Informationsblättern und guten Ratschlägen des Rangers auf den Weg.

Zuerst geht es auf einer kurvenreichen Bergstrasse hinauf zur Hurricane Ridge. Schon bei der Anfahrt bieten sich tolle Ausblicke auf Vancouver Island und Victoria und den Vulkankegel des schneebedeckten, 3287 Meter hohen, Mount Baker. Von der Hurricane Ridge aus sind dann die Gletscher des Mount Olympus zu sehen. Zudem bieten viele Wander- und Spazierwege Gelegenheit für Bewegung.

Es ist Wochenende und so sind einige der Wanderparkplätze schon recht voll. Wir finden aber noch eine Abstellmöglichkeit und nehmen den Aufstieg zum Hurricane Hill (1757 m) in Angriff. Auf dem asphaltierten Wanderweg geht es steil hinauf bis zum Gipfel mit einer tollen Aussicht auf die Umgebung. Bei der Mittagspause müssen wir dann auch noch die vorwitzigen Streifenhörnchen verscheuchen, die auch nicht davor zurückschrecken, das Hosenbein hochzuklettern oder sich im Rucksack zu verkriechen.

Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz beim Parkeingang. Hier haben wir mit unserer Senioren-Jahreskarte für die Nationalparks auch noch 50% Rabatt auf die Übernachtungsgebühr.

Am Montag ist es dann vorerst einmal vorbei mit dem schönen Wetter und so kann ich Elsbeth endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Wir suchen in Port Angeles nach einem Coiffeur, der mir den ersten Haarschnitt seit Reisebeginn verpasst. Die Salons scheinen allerdings sehr gut ausgelastet zu sein, denn erst der dritte Coiffeur hat heute noch einen Termin frei. Bis dahin bleiben allerdings noch fast drei Stunden, die wir für einen kurzen Abstecher ins Tal der Elwha nutzen. Ein Spaziergang dem Fluss entlang und zu den Madison Fällen vertreibt uns die Zeit.

Pünktlich um 13 Uhr sind wir beim Coiffeur, der, wie ich erfahre, heute sein 40-jähriges Geschäftsjubiläum feiert. Da er zwei Mal eine seiner Angestellten geheiratet hat und wieder geschieden wurde, muss er aber auch mit 70 noch weiterarbeiten. Obwohl die Einrichtung des Salons scheinbar auch aus den Anfängen der Geschäftstätigkeit stammt, kommt der Haarschnitt ganz passabel heraus.

Es ist immer noch regnerisch als wir, vorbei am Lake Crescent, zu den heissen Quellen von Sol Duc fahren. Dabei verlassen wir die Ringstrasse, die um den Park herumführt und fahren etwa 20 Kilometer in den Park hinein. Bei einem kleinen Wasserfall machen wir Halt und können noch beobachten, wie vereinzelte Lachse versuchen das Hindernis zu überwinden und weiter den Sol Duc River hinauf zu schwimmen. Die Lachssaison, die im August beginnt, neigt sich langsam dem Ende zu. Dann werden die letzten Tiere den Ort erreicht haben wo sie geboren wurden, um sich fortzupflanzen.

Ganz hinten im Tal gibt es neben einem Campingplatz auch ein ruhiges Ressort, wo in Freiluftbecken im Wasser der heissen Quellen gebadet werden kann.

Für den nächsten Tag erwarten wir wieder schönes Wetter und stellen deshalb den Wecker um zeitig wandern zu gehen. Vom Campingplatz aus marschieren wir, noch ganz alleine, durch den morgendlichen Wald. Immer noch sind wir beeindruckt von den riesigen Fichten und Douglasien mit ihren gewaltigen Stämmen. Schliesslich erreichen wir die Sol Duc Wasserfälle. Hier wechseln wir die Flussseite. Über abenteuerliche Brücken überqueren wir Nebenflüsse des Sol Duc River und erfreuen uns an einer Vielzahl der unterschiedlichsten Pilze, die hier im feuchten Wald prächtig gedeihen. Nach 10 Kilometern sind wir zurück beim Campingplatz und machen uns parat für die Weiterfahrt.

Das Wetter ist hier in den Bergen nicht ganz so gut wie versprochen, aber je näher wir der Küste kommen, desto besser wird es. An der stürmischen Rialto Beach donnert in einer gewaltigen Brandung eine Welle nach der anderen an den Strand. Dieser ist über und über mit Schwemmholz bedeckt. Es liegen ganze Baumstämme kreuz und quer. Da die Flut scheinbar gerade ihren Höchststand erreicht hat, ist ein Spazieren auf dem Strand nicht möglich und so machen wir lediglich eine kurze Kletterpartie durch das Schwemmholzgewirr. Die Felsnadeln die in der Brandung stehen sind nur bei Ebbe erreichbar.

Am nächsten Tag geht es weiter der wilden Küste entlang. Dabei bieten sich tolle Aussichten auf den breiten Strand, Schwemmholz, die tosende Brandung und Felsformationen, die im Meer stehen geblieben sind.

Beim Besuch einer Lachsaufzuchtstation erfahren wir viel Interessantes über die fünf pazifischen Lachsarten, die sich in den Flüssen Nordamerikas fortpflanzen. In den Zuchtbecken tummeln sich Millionen von Jungfischen.

Schliesslich erreichen wir den Pacific Beach State Park, wo wir auf dem Campingplatz den letzten freien Stellplatz für uns reservieren können.

Es ist zwar stürmisch, aber wolkenlos und so bietet sich die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Strandspaziergang. Unsere Nachbarn auf dem Platz sind ganz begeistert, dass wir unseren Camper aus der Schweiz mitgebracht haben um in den USA zu reisen. Unser Fahrzeug findet ohnehin viel Anklang und gibt immer wieder Anlass zu einem Gespräch. Auch hier bekommen wir Ratschläge und Tipps für unsere weitere Reise.

Unser nächstes Ziel ist der Mount Rainier Nationalpark mit dem 4392 Meter hohen Vulkan im Zentrum. Da es mit dem schönen Wetter schon wieder vorbei ist, wollen wir heute wieder einmal ein paar Kilometer hinter uns bringen. Bis zum Nationalpark, der abseits der Küste, etwas südlich von Seattle liegt, legen wir etwa 280 Kilometer zurück, bis wir den Cougar Rock Campingplatz erreichen. Fast während der ganzen Fahrt regnet es und auch der dichte Verkehr auf den Hauptverkehrsachsen ist nervig. Wir suchen deshalb immer mal wieder eine Nebenstrecke mit weniger Verkehr.

Für die Wanderung am nächsten Tag können wir uns über prächtiges Herbstwetter freuen. Zuerst geht es aber vom Campingplatz über viele Kehren hinauf zum grossen Parkplatz beim Paradise, wo sich auch das Visitor Center befindet. Der grosse Parkplatz ist allerdings bei unserer Ankunft um 10 Uhr bereits voll. Zum Glück wird die Zufahrt als Einbahnstrasse geführt. Dadurch kann ein Teil der Fahrbahn als Parkplatz genutzt werden. Anscheinend nutzen viele Ausflügler aus Seattle und Portland das herrliche Wochenende für einen Abstecher in den Park. Während der Hochsaison ist es wegen dem grossen Andrang sogar notwendig ein Zeitfenster für den Besuch zu buchen.

Wir haben uns die Wanderung auf dem Skyline Trail zum Panorama Point ausgesucht. Im Visitor Center werden wir zwar darauf hingewiesen, dass der Pfad noch schneebedeckt und vereist sein könnte. Daher werden Spikes oder gar Steigeisen empfohlen. Allerdings sind derart viele Wanderer unterwegs, dass wir den Aufstieg in Angriff nehmen. Vor uns liegt der von Gletschern bedeckte Mount Rainier. In der Ferne ist der Mount Saint Helens, dessen Gipfel 1980 bei einem gewaltigen Ausbruch explodierte, zu erkennen. Auch der 3743 Meter hohe Mount Adams beeindruckt mit seinem vergletscherten Gipfel. Die Vulkane gehören zu einer ganzen Reihe von «Feuerbergen» der Kaskadenkette.

Beim letzten Anstieg zum Panorama Point staut sich die Kolonne der Wanderer. Es liegt noch ziemlich viel Schnee auf dem Weg, der den steilen Hang quert, so dass wir uns dazu entschliessen umzukehren. Dafür verlassen wir den Skyline Trail und steigen über eine andere Route zum Nisqually Vista Trail ab. Hier sind wesentlich weniger Leute unterwegs. Zudem bietet sich eine schöne Aussicht auf den Nisqually Gletscher, dessen Zunge bis weit ins Tal hinunter reicht.

Beim Visitor Center nutzen wir das vorhandene Mobilfunknetz um Mails und News zu checken und Verbindung mit der «Aussenwelt» aufzunehmen. Auf dem Campingplatz, der inzwischen ausgebucht ist, gibt es dann nämlich keine Verbindung mehr.

Ursprünglich haben wir geplant heute Sonntag zum Sunrise Point, auf der Nordseite des Berges, zu fahren, um dort zu wandern. Da auch dort viele Besucher zu erwarten sind, entschliessen wir uns, diesen Ausflug auf Montag zu verschieben. Wir fahren heute nur die halbe Strecke und nehmen es dafür gemütlich und legen mehrere Stopps ein. Beim Reflection Lake spiegelt sich die weisse Kuppe des Mount Rainier auf der Wasseroberfläche. Beim Box Canyon zwängt sich der Muddy Fork Cowlitz River durch eine 50 Meter tiefe Felsspalte und auf den Felsplatten sind noch die Kratzspuren zu erkennen, welche die Gletscher hinterlassen haben. Schliesslich machen wir noch eine Wanderung auf dem Silver Falls Loop Trail entlang dem Ohanapecosh River. Dabei geht es auf einem schönen Waldpfad vorbei an Wasserfällen, glasklaren Pools und heissen Quellen. Schliesslich wandern wir durch den Ohanapecosh Campingplatz, wo wir an der Rangerstation gleich einen Stellplatz für die nächste Nacht reservieren, bevor wir zum Ausgangspunkt der Wanderung zurückkehren.

Mit dem Auto sind es dann nur ein paar Minuten bis zum Campingplatz, wo wir den sonnigen Nachmittag am Flussufer verbringen.

In einer Woche werden im Nationalpark alle Campingplätze und die meisten Zugänge für die Wintersaison geschlossen sein. Für unseren Ausflug zum Sunrise, an der Nordflanke des Vulkans haben wir heute allerdings nochmals Prachtswetter mit wolkenlosem Himmel und angenehmen Temperaturen. Die Bezeichnung Sunrise kommt daher, dass der Mount Rainier durch die aufgehende Sonne direkt beschienen wird, und das Gipfeleis dabei in rötliches Licht getaucht wird.

Vom Ohanapecosh Campingplatz fahren wir hoch zum Cayuse Pass auf 1425 m. Einige Kilometer nach der Passhöhe zweigt dann die Strasse ab zum fast 2000 Meter hoch gelegenen Sunrise. Hier oben gibt es wieder ein Visitor Center und ein Restaurant, beide sind allerdings jetzt schon geschlossen. Unten im Tal, beim Parkeingang stehen noch die Tafeln von gestern, die darauf hinweisen, dass der Parkplatz voll ist und mit Wartezeiten gerechnet werden muss. Es darf dann nur ein Auto hochfahren, wenn eines von oben runterkommt. Das führt zwar zu einem Stau bei der Eingangskontrolle, dafür gibt es oben und auf der steilen und kurvenreichen Bergstrasse kein Chaos.

Heute Montag gibt es allerdings noch genügend Parkplätze. Wir stellen unser Fahrzeug hinter einem anderen Wohnmobil ab und werden vom Besitzer sogleich auf Deutsch angesprochen. Rudi, ein Deutscher, lebt schon seit über 20 Jahren in den USA und wohnt heute bei Seattle. Er kennt die Region sehr gut und hat uns auch einen Wandervorschlag, den er uns auf einem der Tourenpläne, die hier in Boxen aufliegen, erklärt. Wir machen uns gemeinsam auf zum Frozen Lake und von dort hinauf zum 1st Burroughs Mountain. Hier bietet sich eine fantastische Aussicht auf den Mount Rainier und die umliegenden Berge.

Hier trennen sich unsere Wege und wir machen uns über die Geröllhalde auf dem Bourroughs Mountain Trail auf den Rückweg zum Parkplatz. Rudi macht nämlich Mittagspause. Wir hingegen hatten eigentlich nur eine kurze Wanderung geplant und deshalb nur Wasser, aber nichts zu Essen dabei.

Kurz vor dem Glacier Overlook holen uns zwei junge Amerikanerinnen ein und sprechen uns an. Offenbar hat ein Stück weiter oben eine Bärenmutter mit einem Jungen kurz hinter uns den Wanderweg gekreuzt, ohne dass wir die Tiere bemerkt haben. Die Wanderer hinter uns hatten offenbar die Befürchtung, dass wir vom Muttertier angegriffen werden könnten. Zum Glück ist aber nichts passiert, denn ausgerechnet heute hatten wir den Bärenspray nicht bei uns. Wir haben gedacht, dass bei den stark begangenen Wegen hier oben keine Gefahr durch die Raubtiere besteht. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.

Auf dem Parkplatz gibt es dann doch noch etwas zu essen, bevor wir weiterfahren. Es geht wieder hoch zum Cayuse Pass. Dort verlassen wir die Nationalparkstrasse und zweigen ab zum Chinook Pass, wo wir die Route des Pacific Crest Trail kreuzen. Von dort geht es hinunter in Richtung Yakima. Es gibt in dem schönen Bergtal zwar etliche der preiswerten oder gar kostenlosen staatlichen Campingplätze in den National Forests, allerdings sind die meisten jetzt schon geschlossen und die Zufahrt mit Schranken abgesperrt. Wir kommen dann aber doch noch auf dem privaten Squaw Rock Campground unter. Das Büro ist zwar schon geschlossen, wir werden die Gebühr dann Morgen bezahlen.

Wir befinden uns jetzt auf der windabgewandten Seite der Berge. Dadurch ist das Klima hier wesentlich trockener als auf der Pazifikseite, wo die feuchte Meeresluft an den Bergen ausregnet. Das Gras an den steilen Berghängen ist verdorrt und die Wälder sind nicht mehr so üppig wie die Regenwälder an der Küste. Die Ebene zwischen der Kaskadenkette und den Rocky Mountains hat den Charakter einer Halbwüste, so hat uns Rudi gestern berichtet. Durch Bewässerung aus dem Columbia River wird die Region allerding intensiv landwirtschaftlich genutzt. Zudem machte die mineralhaltige Asche des Mount Saint Helens-Ausbruches die Böden besonders fruchtbar.

Unsere Lebensmittelvorräte neigen sich langsam dem Ende zu und so müssen wir unbedingt wieder einkaufen. Wir fahren deshalb bis nach Yakima. Hier gibt es bereits die ersten Apfelplantagen und am Strassenrand werden Obst und Gemüse verkauft. Im Supermarkt von Fred Meyer decken wir uns mit allem Nötigen ein. Nur Mineralwasser mit Kohlensäure, das wir so sehr lieben, finden wir hier nicht. Zumindest nicht zu akzeptablen Preisen. Wir wollen ja nicht 4 USD pro Flasche Perrier bezahlen. Also steigen wir wieder auf stilles Wasser um.

Um zurück auf unsere geplante Route zu gelangen, müssen wir wieder 30 Kilometer aus der Ebene zurück in die Berge fahren und biegen dann ab auf die US 12, die uns zum Mount Saint Helens bringen soll.

Im Moment ist das Wetter so schön und angenehm warm, dass wir es nicht eilig haben. Schon kurz nach dem Mittagessen suchen wir uns einen Platz am Tieton River. Die Campingplätze im National Forest sind zwar, vermutlich wegen der immer noch akuten Waldbrandgefahr, geschlossen. Es gibt aber immer wieder Anglerplätze am Wasser, die sich für eine Übernachtung eignen. Ausserdem sind wir nicht traurig, wenn wir uns die happigen Campingplatzgebühren sparen können. Für die letzte Übernachtung haben wir über 70 USD bezahlt, obwohl wir weder Strom noch Toilettenentsorgung brauchen.

Weiter geht es entlang dem Ufer des fast ausgetrockneten Rimrock Stausees bis wir wieder auf den Highway 12 einbiegen. Dieser führt hinauf auf den 1362 Meter hohen White Pass, wo einige Skilifte auf den Pigtail Peak führen.

Das Wetter verschlechtert sich und bei der Fahrt hinunter lohnt es sich nicht mehr bei den Aussichtspunkten anzuhalten, denn im Nebel ist die gegenüberliegende Talseite nicht mehr zu sehen. Lediglich kurz vor dem White Pass hat sich ein Halt bei den Clear Creek Wasserfällen gelohnt.

In Randle biegen wir ab auf eine Nebenstrasse, die zum Mount Saint Helens führt. Auf der Forststrasse, auf der uns immer wieder Holztransporter entgegenkommen, geht es nur langsam voran, denn die Strasse ist in denkbar schlechtem Zustand. Zahlreiche Buckel und Absenkungen verlangen die volle Aufmerksamkeit. Trotzdem wird unser Inventar in der Wohnkabine ordentlich durchgeschüttelt, so dass die Matratze und das Bettzeug am Boden landen. Auch eine Packung Tonic Water, welches wir als alkoholfreies Apéro Getränk nutzen, fliegt durch die Kabine, so dass eine der Dosen aufplatzt und der Inhalt ausläuft.

Die Strasse steigt jetzt an und wir lassen den dunkeln Wald hinter uns. Der Nebel hat sich auch verzogen und die tiefhängenden Wolken lösen sich auf. Dadurch kommen die wunderbaren Herbstfarben der Sträucher und Büsche, welche die Berstrasse jetzt säumen, so richtig zur Geltung.

Je näher wir dem Mount Saint Helens kommen, umso offensichtlicher zeigen sich die Schäden, welche der Ausbruch des Vulkans vom 18. Mai 1980 angerichtet hat. Immer noch liegen die Stämme der entwurzelten Wälder an den Berghängen. Alle in die gleiche Richtung vom Berg weg geknickt. Auch im Spirit Lake treiben noch tausende von Baumstämmen und werden vom Wind zu grossen hölzernen Inseln zusammengetrieben. Bei der Eruption wurde der ganze Gipfel des Vulkans, sowie die Nordflanke weggerissen. Der ursprünglich 2950 Meter hohe Berg weist jetzt noch eine Höhe von 2549 Metern auf. Eine Beobachtungsstation, sowie ein beliebtes Ferienresort am Spirit Lake wurden durch den Pyroklastischen Strom zerstört und über 50 Menschen verloren ihr Leben. Im See wurde durch Erdrutsche eine Flutwelle ausgelöst die am Ende des Sees fast 300 Meter den Berg hinauf schwappte.

Wir erreichen am Ende der Strasse die Windy Ridge Interpretative Site. Auf dem Parkplatz werden wir die Nacht verbringen. Ein gut ausgebauter Weg führt in Stufen den Hang hinauf zu einem Aussichtspunkt. Von hier kann der Krater, wo es in den letzten Jahren immer wieder zu kleineren Eruptionen gekommen ist, eingesehen werden. Auch die Ebene, die durch den Ausbruch entstanden ist, können wir überblicken. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein weiterer Aussichtspunkt, die Johnston Ridge, zu erkennen. Hier befand sich die Beobachtungsstation, wo der Geologe David Johnston beim Ausbruch starb. Dieser Aussichtspunkt ist zur Zeit wegen eines Erdrutsches nicht zugänglich.

Auch wir müssen unsere Routenplanung ändern, denn die Forest Road 25, auf der wir zum Mount Saint Helens gefahren sind, ist in Richtung Süden, ebenfalls wegen einem Erdrutsch, gesperrt.

Unser nächstes Ziel ist die Columbia River Schlucht, die etwa 100 Kilometer südlich liegt. Wir fragen eine Gruppe von Jägern, nach einer alternativen Route. Es gäbe noch die Forest Road 23, von der wird uns aber abgeraten. Wir sollen besser zurück über den White Pass nach Yakima. Dann könnten wir die ganze Schlucht bis nach Portland durchfahren. Wir befolgen den Rat, fahren zurück nach Randle und hinauf zum Pass. Heute allerdings bei wolkenlosem Himmel und schönen Ausblicken auf die Vulkane Mount Rainier, Mount Adams und Mount Hood.

Übernachtet wird an Tim’s Pond, kurz vor Yakima. Der kleine See ist beliebt bei Anglern und Spaziergängern aus der Umgebung. Ein kurzer Wanderweg führt um das Gewässer. Dabei macht uns einer der Hündeler auf einen Wildwechsel aufmerksam. Ein Otter soll hier jeweils am Abend und am frühen Morgen vom Tieton River in den Weiher wechseln. Wir bekommen das Tier allerdings nicht zu Gesicht.

Am nächsten Morgen kaufen wir in Yakima nochmals ein paar Kleinigkeiten ein und fahren dann zu U-Haul, dem bekannten Vermieter für Umzugsfahrzeuge. Hier können wir den Gastank auffüllen. Wir haben den Tank zwar nach fünf Monaten immer noch 45% gefüllt, sind jetzt aber auf alle Fälle auf der sicheren Seite. Der Mitarbeiter wundert sich allerdings über unsere europäische Gasanlage, wie er sie noch nie gesehen hat. Schliesslich klappt aber das Befüllen problemlos, denn es wird hier mit Schutzhandschuhen und Schutzbrille gearbeitet.

Übrigens war es beim Einkauf bei Fred Meyer in Yakima das erste Mal der Fall, dass an jeder Kasse, neben der Kassierin, eine Person für die Kunden den Einkauf einpackt. Da die meisten Kunden keine eigenen Taschen dabeihaben, werden dazu jede Menge Plastikbeutel benutzt. Bis jetzt war es meist so, dass die Person an der Kasse die Waren nicht nur einscannt, sondern auch gleich noch einpackt, während der Kunde gelangweilt daneben steht oder krampfhaft ins Mobiltelefon starrt. Das macht den ganzen Prozess an der Kasse natürlich extrem ineffizient, was den Mitteleuropäer mitunter nerven kann. Wir kaufen in der Regel zu zweit ein und bringen unsere Taschen mit. Ich packe ein und Elsbeth bezahlt.

Kurz nach Yakima beginnt das Reservat der Yakama Nation. Hier können wir in Toppenish zum einen wieder günstig Tanken. Der Diesel kostet hier nur noch 3.50 USD pro Gallone (3.78541 Liter), das ist etwa ein Dollar weniger als üblich. Zum anderen gibt es hier das Yakama Nation Cultural Center. Im Museum gibt es eine interessante Ausstellung über die Kultur und die Geschichte der Yakama.

Die Volksgruppe besteht aus fünf Stämmen mit unterschiedlichen Dialekten und ähnlicher Kultur. Das Stammesgebiet lag im Südosten des Staates Washington auf dem Columbia River Plateau. 1855 wurden den Ureinwohnern ein Reservat zugewiesen, das noch etwa 1/10 des ursprünglichen Stammesgebietes umfasste. Im Museum wird natürlich auch dieses Thema angesprochen. Dazu kommt dann noch, dass versucht wurde die Kinder in Internaten zu missionieren und von ihrer Kultur und Sprache zu entfremden. Heute wird das alles, in Kanada und den USA, aufgearbeitet. Die Parallele in der Schweiz ist etwa der Fürsorgerische Freiheitsentzug oder das Programm «Kinder der Landstrasse» von Pro Juventute.

Schliesslich erreichen wir den Columbia River. Dieser ist etwa 2000 Kilometer lang und gilt als der wasserreichste Fluss Nordamerikas, der in den Pazifik fliesst. Bei Maryhill besuchen wir eine Nachbildung des Steinkreises von Stonehenge. Dieser wurde von einem Industriellen Anfang des 20. Jahrhunderts in Auftrag gegeben. Wenige Kilometer flussabwärts liess er auch ein Herrenhaus im Stil der alten Welt errichten, in welchem sich heute ein Kunstmuseum befindet. Hier in der Gegend befanden sich, bevor der mächtige Fluss zur Produktion von Strom in den 1950er Jahren gestaut wurde, Stromschnellen, welche den Yakama heilig waren und in denen alljährlich die aufsteigenden Lachse, als wichtige Nahrungsquelle, gefangen wurden.

Am nächsten Tag geht es weiter durch die breite Columbia River Gorge, die beidseits von einer steilen Basaltklippe gesäumt ist. An beiden Ufern verläuft je eine Eisenbahnlinie und am südlichen Ufer in Oregon ein zweispuriger Highway. Wir nutzen vorerst den gemütlicheren Lewis and Clark Trail Highway am nördlichen Ufer im Staate Washington. Zahlreiche State Parks und Recreation Areas sind Ausgangspunkt für Wanderungen oder bieten eine tolle Aussicht auf den Fluss. Schautafeln zu Geologie oder Geschichte der Lewis und Clark Expedition Anfang des 19. Jahrhunderts geben interessante Informationen.

In Wishram ist eine riesige Dampflokomotive ausgestellt, die von 1923 bis 1955 in Betrieb stand. Der eindrückliche Koloss ist über 30 Meter lang und besteht aus zwei Teilen. Im Tenderwagen wurden etwa 57'000 Liter Wasser und etwa 21000 Liter Öl als Treibstoff mitgeführt. Das Gewicht beläuft sich auf ungefähr 280 Tonnen.

Auf der, aus verschiedenen Filmen bekannten, Bridge of the Gods überqueren wir

den Columbia River. Auch der Pacific Crest Trail nutzt diesen Übergang für die Langstreckenwanderer. Auf dem Folgenden Abschnitt des Südufers gibt es einige sehenswerte Wasserfälle. Allerdings müssen wir feststellen, dass zum einen der Historische Columbia River Highway, der direkt zu den Fällen führt von der Ostseite her gesperrt ist. Wir müssen daher auf der neuen mehrspurigen Strasse zuerst in Richtung Portland und dann von Westen her auf den Historischen Columbia River Highway abbiegen und wieder flussaufwärts fahren. Zum anderen ist heute Samstag und die Parkplätze sind überall recht voll. Wir begnügen uns daher mit den Aussichtspunkten am «Portland Women’s Forum» und am «Crown Point». Auf die Weiterfahrt zu den Wasserfällen am Breidal Veil Creek und am Multnomah Creek verzichten wir. Stattdessen wechseln wir wieder auf die Washingtoner Seite des Flusses und besuchen das Fort in Vancouver. In der rekonstruierten Anlage wird von Freiwilligen die Arbeit in der Schmiede, einem Geschäft mit Tauschwaren für Indianer und einem Pelzhandelsposten gezeigt.

In Vancouver selber sind die Übernachtungsmöglichkeiten beschränkt. Wir fahren deshalb etwas ausserhalb zum Paradise State Park, wo wir günstig übernachten können.

Die nächsten Tage wollen wir entlang der Küste von Oregon weiter nach Süden fahren. Dazu machen wir aber erst nochmals einen kleinen Bogen nach Norden bis zum Cape Disappointment State Park. Der Campingplatz ist hier direkt am Meer. Allerdings vermissen wir die Sonne, die uns auf der ganzen Fahrt von Portland hierher begleitet hat. Denn am kalten Pazifikwasser ist es leicht neblig. Es ist also nichts mit sonnenbaden am breiten Strand. Zum Schwimmen ist das Wasser ohnehin zu kalt und ausserdem gibt es hier gefährliche Strömungen. Vom Baden im Meer wird darum abgeraten. Wir machen deshalb eine Wanderung zum North Head Lighthouse. Der Leuchtturm liegt zwar Luftlinie nur etwa 800 Meter vom Campingplatz entfernt, um ihn zu erreichen müssen wir aber, wegen den steilen Klippen, einen weiten Bogen durch den Wald gehen. Schlussendlich sind es dann fast 10 Kilometer die wir für den Hin- und Rückweg zurückgelegt haben. Ausserdem zeigt sich auf der Klippe beim Leuchtturm dann auch noch die Sonne und gibt den Blick in die tosende Brandung frei.

Es folgt ein regnerischer Tag. Diesen nutzen wir einerseits um bei Astoria wieder einmal einen Waschtag einzulegen. Dieses Mal haben wir ausgesprochenes Glück, denn wir erwischen einen Waschsalon der zum einen sehr sauber und gepflegt wirkt und zum anderen gibt es hier keine Maschinen die ausser Betrieb sind, wie es sonst üblich ist. Ausserdem wird beim Programm «Hot» auch wirklich heiss gewaschen. Hier in Nordamerika ist die Wascherei ohnehin kein Problem. Überall gibt es einen Laundromat. Dort sind auch die Kapazitäten vorhanden, dass gleich mehrere Maschinen gleichzeitig genutzt werden können. Das ist wesentlich angenehmer als das Waschen auf einem Campingplatz, wo es mühsam wird, wenn gleich mehrere neu angekommene Camper ihre Wäsche erledigen wollen und die Hälfte der Waschmaschinen und Tumbler nicht funktioniert. Wir sind mittlerweile auch recht routiniert, Elsbeth lädt die Waschmaschinen, während ich die Betten neu beziehe. So sind wir in der Regel in weniger als zwei Stunden mit allem durch.

Danach geht es im Dauerregen und Nebel der Küste entlang nach Süden. Allerdings ist von der wilden Küste Oregons heute nicht viel zu sehen. Immerhin können wir am Eingang zum «Cape Meares State Scenic Viewpoint» auf einem Wanderparkplatz kostenlos übernachten. Beim Aussichtspunkt selber ist das Übernachten nicht erlaubt und das Eingangstor wird am Abend geschlossen.

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter etwas beruhigt. Es zeigt sich sogar die Sonne, so dass wir vor der Abfahrt am Cape Meares Aussichtspunkt einen kurzen Morgenspaziergang machen können. Vom Leuchtturm aus sind die Wellen, die in kurzen Abständen auf den flachen Strand treffen gut zu beobachten. Das unruhige Meer verursacht deshalb ein permanentes, lautes Rauschen. Das unterscheidet sich von den brechenden Wellen am Atlantik, wo es zwischen den einzelnen Wogen etwas ruhiger wird.

Je weiter wir nach Süden kommen, umso mehr Nebel kommt wieder auf. Auch der Wetterbericht verspricht eher wechselhaftes Wetter für die kommenden Tage. Wir fahren deshalb bei Newport zum South Beach State Park. Für 22 USD können wir hier auf dem grosszügigen Platz, der immer noch gut belegt ist, übernachten. Hier werden wir den morgigen Tag abwarten und dann entscheiden, ob wir die Küste verlassen und auf besseres Wetter im Landesinnern hoffen. Zuerst machen wir aber einen Spaziergang durch das Gelände des State Parks zu den Dünen am Strand.

Judihui, die Sonne scheint. Wir fahren deshalb nochmals einem Tag der Küste entlang. Es folgt hier ein State Park dem anderen. Wie immer gibt es dort saubere Toiletten, die täglich gereinigt werden und jederzeit mit genügend WC-Papier ausgestattet sind. Und, was noch viel wichtiger ist, Spazier- und Wanderwege in toller Natur. Hier an der Pazifikküste gehört selbstverständlich auch immer ein schöner Ausblick auf die raue Küste dazu. Das gibt auch uns Gelegenheit immer mal wieder einen Halt einzulegen.

Kurz vor Florence gibt es die «Sea Lion Cave». Eine Meeresgrotte, in der oft Seehunde und Seelöwen anzutreffen sind. Der Zugang wird mit einem Lift sichergestellt. Nur wenige hundert Meter vor dem Zugang zur Grotte machen wir Pause bei einem Aussichtspunkt. Dabei entdecken wir am Fuss der Felsen Dutzende von Seelöwen, die sich im Wasser und auf den Felsen tummeln. Trotzdem fahren wir auf den Parkplatz der «Sea Lion Cave». Einer der Besucher versichert uns aber, dass keine Tiere in der Grotte anzutreffen sind. Wir sparen uns deshalb die 18 USD Eintritt pro Person und erklären dem Mann, wo er die Meeressäuger sehen kann.

Beim hübschen Städtchen Florence beginnt die «Oregon Dunes National Recreation Area». Hier türmen sich an der Küste riesige Sanddünen. Diese können von Aussichtspunkten aus betrachtet oder auf zahlreichen Wander- und Spazierwegen genauer erkundet werden. Wir entscheiden uns für die weniger anstrengende Variante «von Weitem anschauen».

Das Wetter scheint sich jetzt wieder zu verschlechtern. Gegen Süden, wie auch im Landesinnern ziehen dunkle Wolken auf. Wir fahren deshalb durch die Berge und vorbei an Eugene, mit 180’000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Oregons, nach Osten. Endlich finden wir am McKenzie River einen Übernachtungsplatz, der etwas abseits der Strasse liegt. An der neu angelegten Einwasserungsstelle für Boote sind nur einige Fischer anzutreffen.

Während der ganzen Nacht regnet es. Doch am nächsten Morgen zeigt sich der blaue Himmel. Allerdings ist es ziemlich kalt. Unser Ziel für heute ist das «Newberry National Volcanic Monument», südlich des Städtchens Bend. Wir biegen schon bald von der Hauptstrasse ab auf den McKenzie Highway. Auf der schmalen, kurvenreichen Strasse geht es hinauf zum McKenzie Pass auf etwa 1500 Metern über Meer. Hier oben liegen etwa 20 Zentimeter Schnee auf der Strasse und wir sind froh um die neuen Reifen und den Allradantrieb, der uns sicher auf die Passhöhe bringt. Glücklicherweise sind auf dieser Strecke kaum Autos unterwegs, so dass wir die ganze Strassenbreite ausnützen können.

Auf der Passhöhe ist der Belknap Krater im Nebel leider nicht zu sehen. Beidseits der Strasse türmen sich Lavafelder auf, die von Ausbrüchen stammen, die vor etwa 7'000 Jahren stattgefunden haben.

Auf der östlichen Seite des Passes liegt nur wenig Schnee. Wir sind jetzt wieder auf der trockeneren, Wind abgewandten Seite des Kaskaden Gebirges. Bald erreichen wir die Orte Sister und Bend. Diese liegen auf etwa 1000 Meter Höhe. Die Abfahrt vom Pass ist deshalb wesentlich kürzer als der Aufstieg. Vom Tal aus sind jetzt auch die schneebedeckten Gipfel der «Three Sisters» zu sehen. Die über 3000 Meter hohen Berge haben sich auf dem Pass noch im Nebel versteckt.

Bis zum Visitor Center des Newberry National Volanic Monument sind es jetzt nur noch wenige Kilometer. Dieses ist allerdings, Saison bedingt, geschlossen. Vom Parkplatz aus spazieren wir auf den Lavakegel, der sich unmittelbar hinter dem Visitor Center befindet. Vom Feuerbeobachtungsturm auf dem Gipfel sind die Lavafelder, sowie weitere Vulkankegel gut zu erkennen. Obwohl der Ausbruch auch etwa 7000 Jahre zurückliegt ist die Lava noch kaum überwachsen.

Obwohl das campieren nicht erlaubt ist, stellen wir unser Wohnmobil auf dem Parkplatz beim Visitor Center ab und hoffen, dass um diese Jahreszeit keine Kontrollen stattfinden und wir weggeschickt werden. Ranger haben wir auf jeden Fall den ganzen Nachmittag keine gesehen.

Die Nacht verbringen wir ungestört. Nach einer eiskalten Forstnacht wollen wir zur Kaldera des Newberry Kraters hochfahren. Die Lavahöhlen in der Nähe unseres Übernachtungsplatzes sind leider Saisonbedingt nicht mehr zugänglich. Die Tunnel entstehen, wenn ein Lavastrom unter bereits erkaltetem Magma durchfliesst. Wenn der heissglühende Fluss dann versiegt, bleibt der Tunnel zurück.

Die Strasse steigt durch lichten Kiefernwald bis fast auf 2000 Meter an. In der Kaldera gibt es zwei Kraterseen, den Paulina Lake und den East Lake. Beide sind beliebte Ausflugsziele. Zahlreiche Campingplätze und Bootsrampen stehen den Besuchern zur Verfügung. Wir machen beim Grossen Obsidian Fluss halt und steigen auf dem Trail über Metalltreppen auf den gewaltigen, erkalteten Lavastrom, der mit Obsidian durchsetzt ist. Das glasähnliche, glatte Gestein funkelt und glänzt in der Sonne.

Die Strasse, welche in Richtung Süden aus dem Park führt ist geschlossen. Wir fahren deshalb auf dem gleichen Weg wieder hinunter zum Highway US97 und biegen dann ab auf den Fremont Highway OR31. Den Kiefernwald lassen wir bald hinter uns. Stattdessen geht es durch bergiges, ausgetrocknetes und verdorrtes Ranch-Land. Auf den riesigen Flächen weiden grosse Rinderherden. Nur wo bewässert wird, ist das Gras noch grün.

Die Strasse ist wenig befahren und die Gegend ist nur dünn besiedelt und wird von Farmen und Ranches dominiert. Die Strecke ist als «Oregon Outback Scenic Byway» ausgeschildert. Alle paar Kilometer gibt es einen sogenannten «Kiosk», wo auf Schautafeln Informationen über Geologie, Geschichte, Flora und Faune vermittelt werden.

Am fast ausgetrockneten Summer Lake können wir auf einer Rest Area kostenlos übernachten. Hier gibt es auch eine Handvoll Häuser mit Tankstelle und kleinem Laden. Ansonsten sind in der Gegend keine grösseren Siedlungen anzutreffen.

Weiter geht es durch den Osten von Oregon, unserem nächsten Ziel Salt Lake City entgegen. Bis dahin haben wir aber noch eine ganze Strecke vor uns. Nach den feuchten, undurchdringlichen Wäldern in British Columbia, Washington und dem Westen von Oregon, geniessen wir die weite, offene Landschaft. Wir stellen den Tempomat auf gemütliche 80 km/h und lassen bei Country Musik den «Wilden Westen» an uns vorbeiziehen. Dabei kreuzt ein Kojote und eine ganze Herde Antilopen unseren Weg.

In Adel, bestehend aus Tankstelle, Post Office und Store/Restaurant, füllen wir den Dieseltank wieder einmal auf. Die Zapfsäule ist mit einem grossen Vorhängeschlosse gesichert. Preise sind keine angegeben. Da die Betreiberin des Restaurants in der Küche beschäftigt ist, kommt einer der Gäste mit uns, entfernt das Schloss und hilft uns beim Tanken. Bezahlt wird dann im Restaurant, wo wir uns auch noch ins Gästebuch eintragen können.

Wir fahren noch ein paar Meilen, überqueren die Grenze zu Nevada, bis zum Virgin Valley. Hier gibt es einen kostenlosen Campingplatz. Das Areal ist jetzt am Wochenende recht gut belegt, denn eine ganze Gruppe von Freiwilligen, welche das Areal in Schuss halten sind jetzt hier. Auf dem Platz gibt es, neben Feuerstellen, Picknick-Tischen und Kompost-Toiletten auch einen Badeteich, der durch eine heisse Quelle gespeist wird. Angrenzend stehen in einem Gebäude warme Duschen zur Verfügung. Diese laufen ständig und beziehen das handwarme Wasser ebenfalls aus der Quelle.

Auf dem Platz sind, wohl auch wegen der holprigen Zufahrtsstrasse, nur Zelte und Pickups anzutreffen. Allerdings verirrt sich dann doch noch eines dieser riesigen Wohnmobile hierher und stellt sich neben uns. Der Fahrer, Chris, setzt sich mit einem grossen Glas Whisky zu uns an den Picknick-Tisch, stellt sich vor und erzählt uns innert kürzester Zeit seine Lebensgeschichte. 1977, mit 20 Jahren, hat er als Seargent bei der Air Force in Deutschland gedient. Vor etwa 25 Jahren ist er aus der Armee ausgetreten und hat eine Firma für Klimaanlagen übernommen. Dort hat er in seinem Heimatstaat Louisiana, zusammen mit seinem Vater, der ein toller Mann war, gearbeitet. Seine Mutter hat er zwar geliebt, sie war aber eine «Bitch». Haus und Firma hat er vor einigen Jahren verkauft und ist jetzt mit seiner Frau und dem Wohnmobil in den USA unterwegs. Die Ehefrau arbeitet immer noch über Internet und verdient Geld. Die letzten zwei Jahre lebten sie im Yellowstone Nationalpark. Dort hat er, für 20 USD die Stunde, als Wachmann gearbeitet und konnte zusätzlich auch noch das Wohnmobil kostenlos abstellen. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Louisiana, wo sie mit den Kindern Thanksgiving feiern wollen. Ausserdem hofft er auf 4 Jahre Präsidentschaft von Donald Trump und danach 8 Jahre mit J.D. Vance. Das wäre gut für Amerika.  Auf keinen Fall darf Kamala Harris gewählt werden. Zusätzlich erhalten wir noch etliche Informationen zum riesigen Wohnmobil. Ausserdem soll der Diesel in Kalifornien über 6 USD und in Louisiana nur etwas über 2 USD kosten.

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