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Schottland-Reise 14.06.2022 - 16.08.2022
 

Bereits sind wieder eineinhalb Monat vergangen, seit wir von der Iberischen Halbinsel zurückgekehrt sind. Die vergangenen Wochen haben wir damit verbracht den Garten in Ordnung zu bringen und Verwandte und Freunde zu besuchen. Jetzt ist es aber wieder höchste Zeit für eine neue Reise. Als nächstes Ziel haben wir uns Schottland ausgesucht. 

Wir buchen die Fähre ab Dieppe nach Newhaven. Von dort wollen wir über Wales, welches wir schon auf einer früheren Reise kennengelernt haben, nach Schottland. Wir besitzen bereits verschiedene Reiseführer und so ist die grobe Routenplanung bald abgeschlossen.

Endlich ist unser Brummsli beladen, Kinder und Verwandte verabschiedet und die Checkliste vollständig abgehakt. Es kann los gehen.

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Dienstag, 14.06.2022
von Othmarsingen über Belfort und Langres zum Lac d’Auzon-Temple, 387 Km
Wetter: sonnig und heiss, > 25°

 

Für die etwa 750 Kilometer nach Dieppe planen wir zwei Tage ein. Das ergibt zwar ordentliche Etappen, die auch ziemlich Zeit in Anspruch nehmen, da wir auf Autobahnfahrten verzichten. Dafür wollen wir es dann in Grossbritannien und insbesondere in Schottland gemütlich nehmen.

Kurz nach 9 Uhr fahren wir los. Über die Staffelegg geht es nach Allschwil und von dort über die Grenze ins Elsass. Hier machen wir einen kurzen Tankstopp in der Hoffnung, dass die Dieselpreise in Frankreich günstiger sind als in der Schweiz. Wie wir aber schnell feststellen ist das nicht der Fall, der Liter kostet auch hier zum Teil deutlich über zwei Euro.

Den ersten Halt haben wir in Belfort geplant. Auf einem Wohnmobilstellplatz am Rand der Altstadt finden wir eine Parkmöglichkeit.

Von hier steigen wir hinauf zur Zitadelle. Bereits 1226 wird sie als mittelalterliche Burg erwähnt und im 17. Jahrhundert vom Baumeister Seigneur de Vauban an die neuesten artillerietechnischen Entwicklungen angepasst. Bis zum deutsch-französischen Krieg galt sie als uneinnehmbar. Von der Aussichtsterrasse geniessen wir den Blick auf die Altstadt. Der Zugang zum «Löwen von Belfort», einer 11 Meter hohen und 22 Meter langen Löwenstatue aus rotem Sandstein, ist über Mittag leider geschlossen. Wir spazieren deshalb durch die Fussgängerzone zurück zum Parkplatz.

Nach einer kleinen Stärkung geht es weiter bis nach Langres. Die mittelalterliche Stadt mit einer vollständig erhaltenen Ringmauer liegt auf einem Hügel hoch über der Ebene. Wir spazieren ein Stück auf der Stadtmauer und durch die Gassen der historischen Stadt.

Bei Colombey-les-Deux-Eglises ist schon von Weitem das riesige Kreuz der Gedenkstädte für General Charles de Gaulle zu sehen. Wir machen zwar einen kurzen Stopp, die Anlage wird aber bei unserer Ankunft um 17.30 Uhr geschlossen. Der General ist im kleinen Ort gestorben und liegt dort auch begraben.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Lac d’Auzon-Temple. Auf der Ferme du Lac de la Forêt d’Orient werden wir die Nacht verbringen. Auf dem grossen Areal des Bauernhofes können wir uns einen schattigen und ebenen Platz aussuchen. Vor dem Nachtessen machen wir noch einen kurzen Spaziergang an den See, der unmittelbar beim Bauernhof hinter einem hohen Erddamm liegt.

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Mittwoch, 15.06.2022
vom Lac d’Auzon-Temple nach Dieppe, 358 Km
Wetter: sonnig und heiss, > 25°

 

Heute haben wir keine Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Einziges Ziel ist es, Paris möglichst grossräumig zu umfahren. Zuerst geht es noch durch die wenig besiedelte, ländliche französische Provinz. Je näher wir aber Paris kommen, umso grösser werden die Ortschaften und umso dichter wird der Verkehr. Ein Tankstopp und eine kurze Mittagspause müssen heute bis zu unserem Tagesziel reichen. Für die Nacht haben wir uns einen Parkplatz am Meer, etwas ausserhalb von Dieppe ausgesucht. Dabei führt uns das Navi wieder einmal mitten durch die engen Gassen der Hafenstadt. Der Platz ist dann allerdings voll belegt, so dass wir zum Wohnmobilstellplatz am Fährhafen fahren, wo dann auch genügend Plätze frei sind. Zudem findet das Garmin auch eine Route die um die Altstadt herumführt und uns weniger Nerven kostet.

Über zwei Zieh- bzw. Drehbrücken spazieren wir auf die andere Seite der Hafeneinfahrt. Dort befindet sich die Altstadt und viele Restaurants, die den Hafen säumen. Hier geniessen wir ein Glas Weisswein, bevor wir uns am langen Kiesstrand an die Sonne setzen und durch die Fussgängerzone zum Hafen zurückkehren.

Heute sparen wir uns das Selberkochen und gönnen uns in einem der Restaurants «Moules et Frites» (Miesmuscheln mit Pommes Frites), bevor wir uns dann ab Morgen auf die englische Küche einlassen.

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Donnerstag, 16.06.2022
von Dieppe mit der Fähre nach Newhaven, Seven Sisters und Stud Farm in Telscombe, 180 Km
Wetter: sonnig mit Schleierwolken, 20 – 25°

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Vergangene Nacht haben wir nicht sehr viel geschlafen. Der Stellplatz liegt zwar günstig nur wenige hundert Meter vom Zentrum von Dieppe und unmittelbar beim Fährhafen, dafür werden wir immer wieder von ein- und ausfahrenden Fischerbooten geweckt. Trotzdem sind wir heute Morgen gegen 9 Uhr bereit und fahren das kurze Stück zum Fährhafen.

In der Warteschlange stehen wir hinter einem uralten und ziemlich lädierten Wohnmobil aus Grossbritannien. Das Fahrzeug rollt in der Kolonne auf der leicht ansteigenden Einfahrt zum Hafen immer wieder rückwärts, so dass wir vorsichtshalber den Abstand vergrössern. Aber es hilft alles nichts, trotz intensivem Hupen unsererseits, rollt der Camper langsam aber unaufhaltsam etwa 3 Meter zurück und wird schliesslich von unserer Stossstange abgebremst. Einen Schaden an unserem Fahrzeug konnten wir zum Glück nicht feststellen. Wie sich herausstellt sind die Fahrerin und der Beifahrer noch viel älter als ihr Camper.

Die Kontrollen für den Zugang zur Fähre sind recht aufwändig. Bei einer ersten Schranke erhalten wir nach dem Vorweisen der Pässe die Boardingkarte. Unmittelbar danach, bei einer zweiten Schranke, wird der Pass durch einen Zöllner erneut kontrolliert. Nach der zweiten Schranke werden wir angehalten und das Fahrzeuginnere, sowie der Stauraum wird untersucht. Vor der Einfahrt in die Fähre werden alle Fahrzeugkolonnen noch mit Spürhunden abgeschritten. Keine Ahnung, ob nach Drogen oder versteckten Migranten gesucht wird.

Endlich werden die Schranken geöffnet und wir verschwinden im Schiffsbauch. Wir suchen uns einen freien Platz auf dem Deck am Heck. Pünktlich um 11 Uhr legt die Fähre ab. Wir haben nochmals einen schönen Blick auf die Hafeneinfahrt, den langen Kiesstrand und die Stadt mit dem Schloss.

Auf der Fahrt über den Ärmelkanal kreuzen wir die viel befahrenen Schiffsrouten von und nach Hamburg oder Rotterdam. Die Containerschiffe, Tanker und Frachtschiffe fahren in Kolonnen ihrem Ziel entgegen.

Nach etwa vier Stunden nähern wir uns der englischen Küste. Die weissen Kreidefelsen der «Seven Sisters» sind schon von Weitem zu sehen und schliesslich fahren wir in den Hafen von Newhaven ein. Das Entladen der Fähre geht zügig und auch die Zollkontrolle ist nur eine kurze Formalität.

Bevor wir nach Telscombe zu unserem Übernachtungsplatz auf der Stud Farm fahren, machen wir noch einen Abstecher nach Osten, zu den weissen Kreideklippen der «Seven Sisters». Das Fahren auf der linken Strassenseite bereitet eigentlich keine Mühe. Allerdings sind die teilweise sehr schmalen englischen Strassen eine echte Herausforderung. Zur weissen Begrenzungslinie am Strassenrand und dem Mittelstreifen bleiben gefühlt nur wenige Zentimeter. Das Kreuzen mit Lastwagen und Bussen ist deshalb immer eine Zitterpartie.

Schliesslich erreichen wir den als Ziel eingegebenen Parkplatz bei den Klippen. Allerdings scheint der Parkautomat unser Kleingeld nicht zu mögen, denn er spuckt es immer wieder aus. Wir unternehmen deshalb den geplanten Spaziergang am Strand und auf den Klippen, ohne die Gebühr zu zahlen. Es sind hier sehr viele asiatische und arabische Touristen unterwegs und am Strand tummeln sich viele Badegäste.

Schliesslich kehren wir zu unserem Brummsli zurück und machen uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz, den wir schon von Daheim reserviert haben, da Wildcampen in England verboten ist. Dazu müssen wir zurück nach Newhaven. Allerdings führt uns das Navigationsgerät wieder einmal auf eine falsche Route der Küste entlang weiter nach Westen, um dann in ein Wohnquartier abzuzweigen. Von dort führt gemäss unserer Karte aber keine Strasse, sondern nur Feldwege, zum Ziel. Wir entschliessen uns daher nochmals nach Newhaven zurückzufahren und erreichen schliesslich von Norden her das Dörfchen Telscombe wo sich die Stud Farm befindet. Auf einer riesigen Wiese sind die grosszügigen Stellplätze mit Pfählen markiert. Wir suchen uns einen der freien Plätze mit Sicht auf das Meer aus und setzen uns, nach einer Dusche, erst einmal in den Liegestuhl an die Sonne und lassen dann unseren ersten Abend in England gemütlich ausklingen.

Freitag, 17.06.2022
von Telscombe über Brighton, Arundel Castel und Stonehenge nach Bath, 252 Km
Wetter: anfangs Schleierwolken, dann wolkenlos > 25°

 

In absoluter Ruhe auf dem Lande haben wir geschlafen wie die Murmeltiere.

Heute steht uns mit etwa 250 Kilometern bis nach Bath nochmals eine grössere Etappe bevor. Dort haben wir, vor unserer Abreise in der Schweiz, auf dem Bath Caravan Park für zwei Nächte reserviert. Wir haben gerade noch die letzten Plätze erwischt, bevor der Campingplatz über das Wochenende ausgebucht war.

Von der Stud Farm geht es jetzt wieder nach Newhaven und von dort der Südküste Englands entlang bis nach Brighton. An der Küstenstrasse finden wir, nahe dem Zentrum, problemlos einen Parkplatz. Wir spazieren dem Strand entlang bis zum Pier, der auf Pfählen weit in Meer hinaus ragt. Dort gibt es jede Menge Imbissbuden und Souvenirshops, Spielkasinos und einen Rummelplatz mit Geisterbahn, Achterbahn und anderen Attraktionen.

Nach über einer Stunde Spaziergang fahren wir weiter bis Arundel. Das markante Schloss und die Kathedrale sind schon von weitem sichtbar. Auch hier spazieren wir zum Castel und zur Kathedrale und schlendern durch die hübschen Gassen. Beim Metzger und in einem Delikatessengeschäft kaufen wir noch Brot, Käse, Lammkoteletten und Rumpsteaks fürs Wochenende, bevor wir weiterfahren.

Auf der Schnellstrasse umfahren wir Portsmouth und Southampton. Im dichten Verkehr kommt es vor den Kreiseln wiederholt zu Staus, die uns viel Zeit kosten. Doch schliesslich erreichen wir über Salisbury, das wir schon von unserer früheren Südenglandreise kennen, das Monument von Stonehenge. Auch dieses über 4000 Jahre alte, jungsteinzeitliche Bauwerk haben wir vor ein paar Jahren schon besucht. Wir lassen uns aber auch heute wieder von dem eindrücklichen, weltbekannten Steinkreis beeindrucken. Es ist kaum zu glauben, wie mit der damaligen Technik die riesigen Felsblöcke bearbeitet, transportiert, aufgerichtet und mit Decksteinen verbunden wurden.

Jetzt sind es nur noch etwa 30 Meilen bis zu unserem Tagesziel in Bath. Die letzten Kilometer führt uns das Navi weg von der A36 auf eine schmale Nebenstrasse. In den engen Dörfern sind zudem häufig entweder links oder rechts am Strassenrand Autos parkiert. Wir sind deshalb froh, dass vor uns ein Bus fährt, der uns für die Slalomfahrt die Strasse frei macht.

Gegen 18 Uhr erreichen wir den Campingplatz. Der Empfang ist bereits nicht mehr besetzt, in einem Ablagefach liegen aber die Unterlagen für die später ankommenden Gäste bereit. Wir beziehen unseren Stellplatz und freuen uns auf einen «freien» Tag, in der für seine römischen Bäder bekannten Stadt, obwohl für Morgen ein Wetterwechsel mit Regen vorausgesagt wird.

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Samstag, 18.06.2022
Wanderung entlang dem River Avon nach Bath mit Stadtbesichtigung, 12.8 Km
Wetter: stark bewölkt und regnerisch, 15 – 18°

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Es ist fast nicht zu glauben, gestern noch wolkenlos und heiss und heute ist es, wie vom Wetterbericht vorausgesagt, stark bewölkt und unter 20° kühl. Immer wieder fällt leichter Regen.

Bevor wir die geplante Stadtwanderung nach Bath in Angriff nehmen, müssen wir unser Brummsli noch umparken, sobald unser neuer Platz Nr.16 frei wird. Beim Buchen des Campingplatzes war keiner der Stellplätze noch für zwei Tage verfügbar, so dass wir zwei verschiedenen Plätze buchen mussten.

Gegen 11 Uhr ist alles erledigt und der Rucksack gepackt. Der Wanderweg entlang dem Fluss Avon startet beim Empfangsgebäude des Campingplatzes. Am Ufer des Gewässers liegen etliche Hausboote vor Anker, die zum Teil dauerhaft bewohnt scheinen. Der Fluss wird durch mehrere Schleusen, die noch mit Muskelkraft geöffnet und geschlossen werden, schiffbar gemacht.

Nach etwa einer Stunde erreichen wir das Zentrum von Bath. Bereits die Kelten haben die heilende Wirkung des 46° heissen Wassers erkannt, welches hier zu Tage tritt. Die Römer errichteten zu Ehren der Quellgöttin Minerva einen Tempel und errichteten ein Badehaus, das bis ins 5. Jahrhundert genutzt wurde. Danach verfielen die römischen Bauten und gerieten in Vergessenheit. Erst 1790 wurden die Thermen wieder entdeckt und ausgegraben.

Über die Pulteney Bridge gelangen wir zur Kathedrale, wo gerade eine Hochzeit stattfindet und sich die Braut, der Brautvater und die Brautjungfern für den Einzug in die Kirche bereithalten. Leider muss der Anlass, nach dem gestrigen Prachtstag, heute bei Regen stattfinden.

Wir haben noch einige alte 1 Pfundmünzen, die von den Parkautomaten nicht mehr akzeptiert werden und nicht mehr gültig sind. Wir versuchen diese in einer Bank gegen die neuen Münzen zu tauschen. Nach Auskunft des Bankmitarbeiters darf er solche Transaktionen aber nur über ein Konto abwickeln. Ob es hier um Geldwäschereivorschriften geht? Keine Ahnung. Es ist nur erstaunlich, dass reiche Russen in London für Millionen Häuser kaufen konnten, ohne Nachweis woher das Geld stammt. Auf jeden Fall profitiert ein Strassenmusikant, dem wir die vier Pfund in den Gitarrenkoffer schmeissen, während wir uns mit einer Fleischpastete (Cornish Pasty) stärken.

Wir folgen der Route aus unserem Reiseführer kreuz und quer durch die belebten Gassen und Einkaufsstrassen. Über «The Circus» und «The Crescent», zwei kreisrunde beziehungsweise halbrunde Gebäudekomplexe aus dem 18. Jahrhundert, die heute von Gutbetuchten bewohnt werden, erreichen wir den Royal Victoria Park. Von hier marschieren wir wieder hinunter zum Avon und entlang dem Fluss zurück zum Campingplatz.

Während es auf unserem Stadtrundgang nur hin und wieder leicht geregnet hat, beginnt es am Abend kräftig zu schütten, so dass wir den Rest des Tages in unserem «Heim auf vier Rädern» verbringen.  

Sonntag, 19.06.2022
ins Wye Valley zur Abtei von Tintern und weiter bis Llanidloes, 195 Km
Wetter: bedeckt und kühl, um 15°, gegen Abend wieder sonnig

 

Nach Mitternacht hat uns ein Alarm angezeigt, dass der Ladezustand unserer Bordbatterie gegen 50% sinkt. Wir haben deshalb in einer Nacht und Nebelaktion das Stromkabel aus dem Stauraum gekramt um unser Brummsli an den Landstrom anzuschliessen, damit die Batterie sicher keinen Schaden nimmt.

Am Morgen ist es zwar trocken, aber immer noch bedeckt und kühl. Bevor wir losfahren, lassen wir noch das Grauwasser ab und füllen den Frischwassertank auf. Das ist zwar ein mühsames Geschäft. Mit dem niedrigen Wasserdruck benötigen wir fast eine halbe Stunde um den halbleeren Wassertank mit 80 Litern wieder aufzufüllen. Zum Glück herrscht an der Versorgungsstation kein grosser Andrang, so spielt Zeit fast keine Rolle.

Dann geht es endlich los. Wir umfahren Bristol, wo wir schon 2017 zwei Tage verbracht haben, auf einer zweispurigen Ringstrasse und überqueren das Mündungsgebiet des Flusses Severn. Wegen dem starken Seitenwind müssen wir gewaltig gegensteuern um Brummsli in der Spur zu halten. Danach folgen wir dem Fluss Wye, der auch die Grenze zwischen England und Wales bildet bis nach Tintern. Hier stehen die Ruinen einer Zisterzienserabtei.-Das Kloster wurde 1131 gegründet und die riesige Kirche 1288 geweiht. Nach der Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII. im Jahre 1536 verfielen die Gebäude.

Sobald wir die Grenze nach Wales überquert haben, sind alle Strassenschilder zweisprachig in Englisch und Walisisch angeschrieben. Dabei handelt es sich um eine keltische Sprache wie das Bretonische und Kornische (Cornwall).

Um für unser eigentliches Reiseziel Schottland genügend Zeit zu haben, beschliessen wir etwas Gas zu geben und in den nächsten Tagen längere Etappen zu fahren. Auf ordentlich breiten Strassen fahren wir über die saftig grünen Hügel der Black Mountains, die zum Brecon Beacons Nationalpark gehören, bis nach Llanidloes. Hier übernachten wir auf der Dol Llys Farm, wo auf einem riesigen Gelände, am Ufer des noch schmalen River Severn, Stellplätze zur Verfügung stehen.

Gegen Abend lockert sich die Bewölkung auf und die Sonne, die sich heute nur spärlich gezeigt hat, gewinnt die Oberhand. Für einen richtig warmen Sommerabend reicht es aber trotzdem nicht mehr.

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Montag, 20.06.2022
von Llanidloes auf die Breaks Fold Farm bei Blubberhouses, 287 Km
Wetter: schön, teils wolkenlos, um 20°

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Heute verlassen wir Wales wieder und schauen, dass wir ein Stück in Richtung Schottland vorankommen. Zuerst auf schönen Landstrassen und später, in der Region der Städte Chester, Liverpool, Manchester und Preston, geht es auf bis zu vierspurigen Autobahnen, trotz starkem Verkehr, zügig voran.

Dann verlassen wir die Autobahn und fahren durch die wunderschöne, englische Landschaft. Diese ist geprägt von grünen Weiden und sanften Hügeln, die von Hecken und Steinmauern durchzogen sind. Kühe und Schafe grasen auf den saftigen Wiesen.

Bei Bolton Abbey möchten wir die Nacht verbringen. Allerdings wird uns an der Reception mitgeteilt, dass sie keine Wohnmobile, sondern nur Campingbusse bis etwa 4 Meter akzeptieren. Die Damen erklären uns zwar noch den Weg zu einem anderen Stellplatz, der zum selben Unternehmen gehört, wir entscheiden uns dann aber für die Breaks Fold Farm aus unserem Reiseführer, die nur wenige Kilometer weiter, an unserer Reiseroute liegt.

Die Farm liegt etwas abseits der Hauptstrasse in den Hügeln. Wir sind die einzigen Gäste dort, obwohl ein grosses Areal zur Verfügung steht. Die Farmersfrau schlägt uns einen Spaziergang am nahen Stausee vor, da es heute sehr heiss sei (um 20°). Der Wanderweg führe durch einen schattigen Wald und sei gleich hinter der Farm zu erreichen. Wir folgen dem Ratschlag und wandern ein Stück dem See entlang.

Solange die Temperaturen noch angenehm sind, setzen wir uns vor dem Wohnmobil an die Sonne und geniessen die Ruhe. Ausser dem Zwitschern der Vögel und dem Blöken der Schafe ist nichts zu hören.

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Dienstag, 21.06.2022
von der Breaks Fold Farm zum Ripley Castle, zur Fountains Abbey, nach Richmond bis zum Scaba Wath Camping im Yorkshire Dales National Park, 109 Km
Wetter: sonnig mit Quellwolken, 22°

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Als erstes steht heute das Ripley Castle auf dem Programm. Das schlossähnliche Landhaus aus dem 14. Jahrhundert steht im hübschen, gleichnamigen Dorf. Vom Parkplatz spazieren wir zur Kirche, in die wir uns kurz anschauen bevor wir durch den Friedhof mit seinen bis zu 200 Jahre alten, schief stehenden Grabsteinen, das Schloss erreichen. Dieses macht auf uns aber einen eher unspektakulären Eindruck und so verzichten wir darauf das Gebäude von innen zu besichtigen.

Nur wenige Meilen weiter zweigen wir bei Ripon zur Fountains Abbey ab. Die Ruinen des Klosters, dessen Gründung auf das Jahr 1132 zurückgeht, steht auf einem riesigen parkähnlichen Areal, auf dem auch der Studley Royal Water Garden liegt. Diese Gartenanlage mit Teichen, Brücken, Prunkbauten und Statuen stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Auch Fontains Abbey wurde im Zuge der Klosterauflösungen durch Heinrich den VIII. zerstört und ist dann verfallen. Die Ruinen wurden in die Gartenanlage der Studley Royal Water Garden integriert.

Wir spazieren über zwei Stunden durch den Park und besichtigen die Klosterruinen mit der erhalten gebliebenen Mühle. Vorbei an den Wassergärten und riesigen, uralten Kastanienbäumen mit knorrigen Stämmen geht es zur St. Mary’s Church und von dort zurück zum Parkplatz.

Nächster Halt ist in Richmond, am River Swale. Das historische Städtchen wird dominiert vom Turm des Schlosses. Erst beim Spaziergang auf dem Castle Walk, der um die Festungsmauern herumführt, ist ersichtlich wie gross die Schlossanlage ist. Wir spazieren noch ein wenig durch die Gassen mit den vielen hübschen Läden und Cafés.

Langsam wird es Zeit, uns nach einem Schlafplatz umzusehen. Im Yorkshire Dales National Park fahren wir bis zum Scabba Wath Campingplatz. Dieser liegt wieder auf einem Bauernhof. Auch hier sind nur wenige Gäste und wir suchen uns auf der grossen Wiese einen Platz direkt am Fluss.

Der Abendspaziergang nach dem Nachtessen, führt entlang dem River Swale, vorbei an den mit Steinmauern begrenzten Feldern. Das Flusstal ist auf beiden Seiten von je einem Hügelzug begrenzt, an deren Hängen Schafe grasen. Unzählige wilde Kaninchen und auch einige Fasane suchen sich ebenfalls ihr Futter. Über einen Steg aus grossen Steinen geht es auf die andere Flussseite und auf einem schmalen Pfad zurück zum Stellplatz.

 

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Mittwoch, 22.06.2022
vom Scaba Wath Camping nach Glenridding, 99.4 Km
Wetter: schön mit Quellwolken, 20°

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Wir fahren weiter dem Fluss Swale entlang auf einer schmalen Strasse. Das Kreuzen ist kaum möglich, allerdings gibt es immer wieder Ausweichstellen und es hat nur wenig Gegenverkehr. Immer noch geht es vorbei an baumlosen Hügelzügen, mit Steinmauern abgegrenzten Weiden und durch rustikale Dörfer mit grauen Steinhäusern.

Wir zweigen von der B6270 auf die Cliff Gate Road ab, die uns mit bis zu 25% Steigung auf den Buttertubs Pass (526 m) führt. Der Name «Butterfässer» geht auf die Überlieferung zurück, dass die Bauern, auf dem Rückweg vom Markt, ihre unverkaufte Butter in den kühlen Klüften versteckt haben sollen.

Weiter geht es über Kendal dem «Lake District» mit seinen vielen Seen entgegen. Über den Kirkstone Pass erreichen wir unser Tagesziel, den Gillside Caravanpark in Glenridding. Wir melden uns auf der dazugehörenden Farm an und können das Wohnmobil auf einer grossen Wiese abstellen. Die von Trockenmauern begrenzte Einfahrt ist allerdings extrem eng und will mit Vorsicht befahren werden. Markierte Stellplätze gibt es nicht, Zelte und Camper stehen kreuz und quer.

Es ist jetzt kurz nach Mittag. Eigentlich würde heute eine Wanderung entlang dem Ullswater, an dessen Ufer Glenridding liegt, auf dem Programm stehen. Die 18 Kilometer fallen allerdings wegen einem verstauchten Knöchel aus. Wir erkunden den See deshalb auf die bequeme Tour und nehmen das Schiff. Das historische Touristenboot erreicht den kleinen Ort Pooley Bridge, am anderen Ende des langgestreckten Gewässers, in etwa einer Stunde. Wir geniessen die Aussicht auf die grünen Hügel und die bewaldeten Ufer mit vielen Badeplätzen und lassen uns den Fahrtwind um die Nase wehen.

Nach einem Spaziergang durch Pooley Bridge, das vor allem viele Restaurants zu bieten hat, nehmen wir das nächste Schiff und fahren zurück nach Glenridding und verbringen den Abend auf dem Campingplatz.

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Donnerstag, 23.06.2022
von Glenridding über Keswick zur Kirche von Ruthwell, 145 Km
Wetter: schön, 23° am Abend Regen

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Nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt machen wir schon wieder den ersten Stopp. Auf dem Programm steht eine Kurzwanderung (ca. 1 Stunde) zu den Wasserfällen Aira Force und High Force. Auf dem Wanderparkplatz sind wir noch fast alleine und folgen dem Wanderweg der durch die kleine Schlucht des Baches Aira Beck führt. Dieser wird beim Aira Froce gleich von zwei steinernen Bogenbrücken überspannt, wobei die untere wegen Bauarbeiten am Wanderweg gesperrt ist. Das Ganze erinnert ein wenig an die Areuse Schlucht in Neuenburger Jura. Durch einen schönen Mischwald mit uralten Eichen, Sträuchern, Farnen und wenigen Nadelhölzern erreichen wir den oberen Wasserfall, wo wir den Bach auf einem Steg wieder überqueren und auf der anderen Bachseite zum Wanderparkplatz zurückkehren.

Weiter geht es bis nach Keswick. Die kleine Stadt liegt am See Derwent Water. Auf dem Parkplatz des Derwent Pencil Museums finden wir einen Parkplatz. In der angrenzenden Fabrik werden, wie wir später erfahren, inktense Stifte hergestellt. Das sind Tintenstifte, die entweder trocken oder mit etwas Wasser angewendet werden können.

Wir konzentrieren uns aber auf den See, der mit seinen baumbestandenen Ufern, als einer der Schönsten des Lake Districts gilt. Durch den Hope Park, gelangen wir zu einer grossen Wiese am See, auf der Leute picknicken und Schafe mit ihren Jungen weiden. Der See liegt wirklich schön gelegen zwischen den grünen Hügeln. Ausflugsboote ziehen ihre Runden zwischen den kleinen Inseln und bringen die Touristen zu verschiedenen Landestellen entlang des Ufers.

Das Zentrum von Keswick ist als Fussgängerzone gestaltet. Es ist Mittag, und die Restaurants und Kaffees sind voll besetzt und in den Ladenpassagen herrscht dichtes Gedränge. So sind wir froh dem Trubel wieder entfliehen zu können und setzen unsere Fahrt fort, machen aber ausserhalt von Keswick noch einen Stopp beim Castlerigg Steinkreis, einem der Grössten Englands. Er besteht aus 38 bis zu 3 Meter hohen und 16 Tonnen schweren, unbehauenen Steinen.

Jetzt geht es, zuerst auf der A66 und dann auf der Autobahn M6 zügig gegen Norden, bis wir bei Carlisle die Grenze zu Schottland überqueren.

In Gretna Green legen wir den nächsten Halt ein. Hier liegt das Heiratsparadies Schottlands. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts konnten sich hier Liebespaare ab 16 Jahren, nach schottischem Recht, das Ja-Wort, ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten, geben. Schnell entstand ein regelrechter Heiratstourismus mit ersten Kneipen und Hotels. Seit 1940 sind diese Hochzeiten Minderjähriger illegal. Reguläre Heiraten werden aber nach wie vor durchgeführt.

Über Annan fahren wir unserem Übernachtungsplatz beim Caelaverock Castle entgegen. Allerdings müssen wir kurz vor dem Ziel wenden, denn die Strasse ist wegen eines Radrennens gesperrt. Darum geht es ein paar Kilometer zurück zu einer Sehenswürdigkeit, die wir übersprungen haben.

In der Ruthwell Kirche befindet sich ein über 5 Meter hohes reich verziertes Steinkreuz aus dem 7. Jahrhundert. Dieses wurde, wie zahlreiche Klöster, Mitte des 16. Jahrhunderts Opfer der Bilderstürmerei. Durch die Bemühungen des Gemeindepfarrers Dr. Henry Duncan wurde das Kreuz im 19. Jahrhundert wieder gefunden und restauriert. Seit 1887 ist es in der Dorfkirche in einer extra gebauten Nische zu besichtigen.

Die Kirche ist allerdings verschlossen. Ein Schild weist aber darauf hin, dass der Schlüssel beim benachbarten Pfarrhaus gezogen werden kann. Tatsächlich liegt er in einer blauen Geldkassette, die vor dem Haus angebracht ist. Wir holen uns beim Pfarrer auch gleich noch die Erlaubnis auf dem Kirchenvorplatz übernachten zu dürfen. Die unscheinbare Kirche ist im Inneren recht modern. Nur das historische Kreuz scheint aus einer anderen Zeit. Auf dem Friedhof rund um die Kirche stehen uralte Grabsteine die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Auf einigen sind alle Familienmitglieder mit Alter und Todestag eingemeisselt. Dabei wird einem wieder bewusst, wie jung die Menschen damals oft gestorben sind.

Der Dorfpfarrer Henry Duncan hat 1810 auch die weltweit erste Sparkasse gegründet. Ein kleines Museum ist dazu im Dorf Ruthwell, einige hundert Meter von der Kirche entfernt errichtet worden. Diese Sehenswürdigkeit haben wir uns allerdings nicht angeschaut.

Den Abend verbringen wir ganz allein im Schatten der Friedhofsmauer, UUUUhhh.