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Schottland-Reise 14.06.2022 - 16.08.2022
 

Bereits sind wieder eineinhalb Monat vergangen, seit wir von der Iberischen Halbinsel zurückgekehrt sind. Die vergangenen Wochen haben wir damit verbracht den Garten in Ordnung zu bringen und Verwandte und Freunde zu besuchen. Jetzt ist es aber wieder höchste Zeit für eine neue Reise. Als nächstes Ziel haben wir uns Schottland ausgesucht. 

Wir buchen die Fähre ab Dieppe nach Newhaven. Von dort wollen wir über Wales, welches wir schon auf einer früheren Reise kennengelernt haben, nach Schottland. Wir besitzen bereits verschiedene Reiseführer und so ist die grobe Routenplanung bald abgeschlossen.

Endlich ist unser Brummsli beladen, Kinder und Verwandte verabschiedet und die Checkliste vollständig abgehakt. Es kann los gehen.


 

Dienstag, 14.06.2022
von Othmarsingen über Belfort und Langres zum Lac d’Auzon-Temple, 387 Km
Wetter: sonnig und heiss, > 25°

 

Für die etwa 750 Kilometer nach Dieppe planen wir zwei Tage ein. Das ergibt zwar ordentliche Etappen, die auch ziemlich Zeit in Anspruch nehmen, da wir auf Autobahnfahrten verzichten. Dafür wollen wir es dann in Grossbritannien und insbesondere in Schottland gemütlich nehmen.

Kurz nach 9 Uhr fahren wir los. Über die Staffelegg geht es nach Allschwil und von dort über die Grenze ins Elsass. Hier machen wir einen kurzen Tankstopp in der Hoffnung, dass die Dieselpreise in Frankreich günstiger sind als in der Schweiz. Wie wir aber schnell feststellen ist das nicht der Fall, der Liter kostet auch hier zum Teil deutlich über zwei Euro.

Den ersten Halt haben wir in Belfort geplant. Auf einem Wohnmobilstellplatz am Rand der Altstadt finden wir eine Parkmöglichkeit.

Von hier steigen wir hinauf zur Zitadelle. Bereits 1226 wird sie als mittelalterliche Burg erwähnt und im 17. Jahrhundert vom Baumeister Seigneur de Vauban an die neuesten artillerietechnischen Entwicklungen angepasst. Bis zum deutsch-französischen Krieg galt sie als uneinnehmbar. Von der Aussichtsterrasse geniessen wir den Blick auf die Altstadt. Der Zugang zum «Löwen von Belfort», einer 11 Meter hohen und 22 Meter langen Löwenstatue aus rotem Sandstein, ist über Mittag leider geschlossen. Wir spazieren deshalb durch die Fussgängerzone zurück zum Parkplatz.

Nach einer kleinen Stärkung geht es weiter bis nach Langres. Die mittelalterliche Stadt mit einer vollständig erhaltenen Ringmauer liegt auf einem Hügel hoch über der Ebene. Wir spazieren ein Stück auf der Stadtmauer und durch die Gassen der historischen Stadt.

Bei Colombey-les-Deux-Eglises ist schon von Weitem das riesige Kreuz der Gedenkstädte für General Charles de Gaulle zu sehen. Wir machen zwar einen kurzen Stopp, die Anlage wird aber bei unserer Ankunft um 17.30 Uhr geschlossen. Der General ist im kleinen Ort gestorben und liegt dort auch begraben.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Lac d’Auzon-Temple. Auf der Ferme du Lac de la Forêt d’Orient werden wir die Nacht verbringen. Auf dem grossen Areal des Bauernhofes können wir uns einen schattigen und ebenen Platz aussuchen. Vor dem Nachtessen machen wir noch einen kurzen Spaziergang an den See, der unmittelbar beim Bauernhof hinter einem hohen Erddamm liegt.

 

Mittwoch, 15.06.2022
vom Lac d’Auzon-Temple nach Dieppe, 358 Km
Wetter: sonnig und heiss, > 25°

 

Heute haben wir keine Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Einziges Ziel ist es, Paris möglichst grossräumig zu umfahren. Zuerst geht es noch durch die wenig besiedelte, ländliche französische Provinz. Je näher wir aber Paris kommen, umso grösser werden die Ortschaften und umso dichter wird der Verkehr. Ein Tankstopp und eine kurze Mittagspause müssen heute bis zu unserem Tagesziel reichen. Für die Nacht haben wir uns einen Parkplatz am Meer, etwas ausserhalb von Dieppe ausgesucht. Dabei führt uns das Navi wieder einmal mitten durch die engen Gassen der Hafenstadt. Der Platz ist dann allerdings voll belegt, so dass wir zum Wohnmobilstellplatz am Fährhafen fahren, wo dann auch genügend Plätze frei sind. Zudem findet das Garmin auch eine Route die um die Altstadt herumführt und uns weniger Nerven kostet.

Über zwei Zieh- bzw. Drehbrücken spazieren wir auf die andere Seite der Hafeneinfahrt. Dort befindet sich die Altstadt und viele Restaurants, die den Hafen säumen. Hier geniessen wir ein Glas Weisswein, bevor wir uns am langen Kiesstrand an die Sonne setzen und durch die Fussgängerzone zum Hafen zurückkehren.

Heute sparen wir uns das Selberkochen und gönnen uns in einem der Restaurants «Moules et Frites» (Miesmuscheln mit Pommes Frites), bevor wir uns dann ab Morgen auf die englische Küche einlassen.

Donnerstag, 16.06.2022
von Dieppe mit der Fähre nach Newhaven, Seven Sisters und Stud Farm in Telscombe, 180 Km
Wetter: sonnig mit Schleierwolken, 20 – 25°

Vergangene Nacht haben wir nicht sehr viel geschlafen. Der Stellplatz liegt zwar günstig nur wenige hundert Meter vom Zentrum von Dieppe und unmittelbar beim Fährhafen, dafür werden wir immer wieder von ein- und ausfahrenden Fischerbooten geweckt. Trotzdem sind wir heute Morgen gegen 9 Uhr bereit und fahren das kurze Stück zum Fährhafen.

In der Warteschlange stehen wir hinter einem uralten und ziemlich lädierten Wohnmobil aus Grossbritannien. Das Fahrzeug rollt in der Kolonne auf der leicht ansteigenden Einfahrt zum Hafen immer wieder rückwärts, so dass wir vorsichtshalber den Abstand vergrössern. Aber es hilft alles nichts, trotz intensivem Hupen unsererseits, rollt der Camper langsam aber unaufhaltsam etwa 3 Meter zurück und wird schliesslich von unserer Stossstange abgebremst. Einen Schaden an unserem Fahrzeug konnten wir zum Glück nicht feststellen. Wie sich herausstellt sind die Fahrerin und der Beifahrer noch viel älter als ihr Camper.

Die Kontrollen für den Zugang zur Fähre sind recht aufwändig. Bei einer ersten Schranke erhalten wir nach dem Vorweisen der Pässe die Boardingkarte. Unmittelbar danach, bei einer zweiten Schranke, wird der Pass durch einen Zöllner erneut kontrolliert. Nach der zweiten Schranke werden wir angehalten und das Fahrzeuginnere, sowie der Stauraum wird untersucht. Vor der Einfahrt in die Fähre werden alle Fahrzeugkolonnen noch mit Spürhunden abgeschritten. Keine Ahnung, ob nach Drogen oder versteckten Migranten gesucht wird.

Endlich werden die Schranken geöffnet und wir verschwinden im Schiffsbauch. Wir suchen uns einen freien Platz auf dem Deck am Heck. Pünktlich um 11 Uhr legt die Fähre ab. Wir haben nochmals einen schönen Blick auf die Hafeneinfahrt, den langen Kiesstrand und die Stadt mit dem Schloss.

Auf der Fahrt über den Ärmelkanal kreuzen wir die viel befahrenen Schiffsrouten von und nach Hamburg oder Rotterdam. Die Containerschiffe, Tanker und Frachtschiffe fahren in Kolonnen ihrem Ziel entgegen.

Nach etwa vier Stunden nähern wir uns der englischen Küste. Die weissen Kreidefelsen der «Seven Sisters» sind schon von Weitem zu sehen und schliesslich fahren wir in den Hafen von Newhaven ein. Das Entladen der Fähre geht zügig und auch die Zollkontrolle ist nur eine kurze Formalität.

Bevor wir nach Telscombe zu unserem Übernachtungsplatz auf der Stud Farm fahren, machen wir noch einen Abstecher nach Osten, zu den weissen Kreideklippen der «Seven Sisters». Das Fahren auf der linken Strassenseite bereitet eigentlich keine Mühe. Allerdings sind die teilweise sehr schmalen englischen Strassen eine echte Herausforderung. Zur weissen Begrenzungslinie am Strassenrand und dem Mittelstreifen bleiben gefühlt nur wenige Zentimeter. Das Kreuzen mit Lastwagen und Bussen ist deshalb immer eine Zitterpartie.

Schliesslich erreichen wir den als Ziel eingegebenen Parkplatz bei den Klippen. Allerdings scheint der Parkautomat unser Kleingeld nicht zu mögen, denn er spuckt es immer wieder aus. Wir unternehmen deshalb den geplanten Spaziergang am Strand und auf den Klippen, ohne die Gebühr zu zahlen. Es sind hier sehr viele asiatische und arabische Touristen unterwegs und am Strand tummeln sich viele Badegäste.

Schliesslich kehren wir zu unserem Brummsli zurück und machen uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz, den wir schon von Daheim reserviert haben, da Wildcampen in England verboten ist. Dazu müssen wir zurück nach Newhaven. Allerdings führt uns das Navigationsgerät wieder einmal auf eine falsche Route der Küste entlang weiter nach Westen, um dann in ein Wohnquartier abzuzweigen. Von dort führt gemäss unserer Karte aber keine Strasse, sondern nur Feldwege, zum Ziel. Wir entschliessen uns daher nochmals nach Newhaven zurückzufahren und erreichen schliesslich von Norden her das Dörfchen Telscombe wo sich die Stud Farm befindet. Auf einer riesigen Wiese sind die grosszügigen Stellplätze mit Pfählen markiert. Wir suchen uns einen der freien Plätze mit Sicht auf das Meer aus und setzen uns, nach einer Dusche, erst einmal in den Liegestuhl an die Sonne und lassen dann unseren ersten Abend in England gemütlich ausklingen.

Freitag, 17.06.2022
von Telscombe über Brighton, Arundel Castel und Stonehenge nach Bath, 252 Km
Wetter: anfangs Schleierwolken, dann wolkenlos > 25°

 

In absoluter Ruhe auf dem Lande haben wir geschlafen wie die Murmeltiere.

Heute steht uns mit etwa 250 Kilometern bis nach Bath nochmals eine grössere Etappe bevor. Dort haben wir, vor unserer Abreise in der Schweiz, auf dem Bath Caravan Park für zwei Nächte reserviert. Wir haben gerade noch die letzten Plätze erwischt, bevor der Campingplatz über das Wochenende ausgebucht war.

Von der Stud Farm geht es jetzt wieder nach Newhaven und von dort der Südküste Englands entlang bis nach Brighton. An der Küstenstrasse finden wir, nahe dem Zentrum, problemlos einen Parkplatz. Wir spazieren dem Strand entlang bis zum Pier, der auf Pfählen weit in Meer hinaus ragt. Dort gibt es jede Menge Imbissbuden und Souvenirshops, Spielkasinos und einen Rummelplatz mit Geisterbahn, Achterbahn und anderen Attraktionen.

Nach über einer Stunde Spaziergang fahren wir weiter bis Arundel. Das markante Schloss und die Kathedrale sind schon von weitem sichtbar. Auch hier spazieren wir zum Castel und zur Kathedrale und schlendern durch die hübschen Gassen. Beim Metzger und in einem Delikatessengeschäft kaufen wir noch Brot, Käse, Lammkoteletten und Rumpsteaks fürs Wochenende, bevor wir weiterfahren.

Auf der Schnellstrasse umfahren wir Portsmouth und Southampton. Im dichten Verkehr kommt es vor den Kreiseln wiederholt zu Staus, die uns viel Zeit kosten. Doch schliesslich erreichen wir über Salisbury, das wir schon von unserer früheren Südenglandreise kennen, das Monument von Stonehenge. Auch dieses über 4000 Jahre alte, jungsteinzeitliche Bauwerk haben wir vor ein paar Jahren schon besucht. Wir lassen uns aber auch heute wieder von dem eindrücklichen, weltbekannten Steinkreis beeindrucken. Es ist kaum zu glauben, wie mit der damaligen Technik die riesigen Felsblöcke bearbeitet, transportiert, aufgerichtet und mit Decksteinen verbunden wurden.

Jetzt sind es nur noch etwa 30 Meilen bis zu unserem Tagesziel in Bath. Die letzten Kilometer führt uns das Navi weg von der A36 auf eine schmale Nebenstrasse. In den engen Dörfern sind zudem häufig entweder links oder rechts am Strassenrand Autos parkiert. Wir sind deshalb froh, dass vor uns ein Bus fährt, der uns für die Slalomfahrt die Strasse frei macht.

Gegen 18 Uhr erreichen wir den Campingplatz. Der Empfang ist bereits nicht mehr besetzt, in einem Ablagefach liegen aber die Unterlagen für die später ankommenden Gäste bereit. Wir beziehen unseren Stellplatz und freuen uns auf einen «freien» Tag, in der für seine römischen Bäder bekannten Stadt, obwohl für Morgen ein Wetterwechsel mit Regen vorausgesagt wird.

Samstag, 18.06.2022
Wanderung entlang dem River Avon nach Bath mit Stadtbesichtigung, 12.8 Km
Wetter: stark bewölkt und regnerisch, 15 – 18°

Es ist fast nicht zu glauben, gestern noch wolkenlos und heiss und heute ist es, wie vom Wetterbericht vorausgesagt, stark bewölkt und unter 20° kühl. Immer wieder fällt leichter Regen.

Bevor wir die geplante Stadtwanderung nach Bath in Angriff nehmen, müssen wir unser Brummsli noch umparken, sobald unser neuer Platz Nr.16 frei wird. Beim Buchen des Campingplatzes war keiner der Stellplätze noch für zwei Tage verfügbar, so dass wir zwei verschiedenen Plätze buchen mussten.

Gegen 11 Uhr ist alles erledigt und der Rucksack gepackt. Der Wanderweg entlang dem Fluss Avon startet beim Empfangsgebäude des Campingplatzes. Am Ufer des Gewässers liegen etliche Hausboote vor Anker, die zum Teil dauerhaft bewohnt scheinen. Der Fluss wird durch mehrere Schleusen, die noch mit Muskelkraft geöffnet und geschlossen werden, schiffbar gemacht.

Nach etwa einer Stunde erreichen wir das Zentrum von Bath. Bereits die Kelten haben die heilende Wirkung des 46° heissen Wassers erkannt, welches hier zu Tage tritt. Die Römer errichteten zu Ehren der Quellgöttin Minerva einen Tempel und errichteten ein Badehaus, das bis ins 5. Jahrhundert genutzt wurde. Danach verfielen die römischen Bauten und gerieten in Vergessenheit. Erst 1790 wurden die Thermen wieder entdeckt und ausgegraben.

Über die Pulteney Bridge gelangen wir zur Kathedrale, wo gerade eine Hochzeit stattfindet und sich die Braut, der Brautvater und die Brautjungfern für den Einzug in die Kirche bereithalten. Leider muss der Anlass, nach dem gestrigen Prachtstag, heute bei Regen stattfinden.

Wir haben noch einige alte 1 Pfundmünzen, die von den Parkautomaten nicht mehr akzeptiert werden und nicht mehr gültig sind. Wir versuchen diese in einer Bank gegen die neuen Münzen zu tauschen. Nach Auskunft des Bankmitarbeiters darf er solche Transaktionen aber nur über ein Konto abwickeln. Ob es hier um Geldwäschereivorschriften geht? Keine Ahnung. Es ist nur erstaunlich, dass reiche Russen in London für Millionen Häuser kaufen konnten, ohne Nachweis woher das Geld stammt. Auf jeden Fall profitiert ein Strassenmusikant, dem wir die vier Pfund in den Gitarrenkoffer schmeissen, während wir uns mit einer Fleischpastete (Cornish Pasty) stärken.

Wir folgen der Route aus unserem Reiseführer kreuz und quer durch die belebten Gassen und Einkaufsstrassen. Über «The Circus» und «The Crescent», zwei kreisrunde beziehungsweise halbrunde Gebäudekomplexe aus dem 18. Jahrhundert, die heute von Gutbetuchten bewohnt werden, erreichen wir den Royal Victoria Park. Von hier marschieren wir wieder hinunter zum Avon und entlang dem Fluss zurück zum Campingplatz.

Während es auf unserem Stadtrundgang nur hin und wieder leicht geregnet hat, beginnt es am Abend kräftig zu schütten, so dass wir den Rest des Tages in unserem «Heim auf vier Rädern» verbringen.  

Sonntag, 19.06.2022
ins Wye Valley zur Abtei von Tintern und weiter bis Llanidloes, 195 Km
Wetter: bedeckt und kühl, um 15°, gegen Abend wieder sonnig

 

Nach Mitternacht hat uns ein Alarm angezeigt, dass der Ladezustand unserer Bordbatterie gegen 50% sinkt. Wir haben deshalb in einer Nacht und Nebelaktion das Stromkabel aus dem Stauraum gekramt um unser Brummsli an den Landstrom anzuschliessen, damit die Batterie sicher keinen Schaden nimmt.

Am Morgen ist es zwar trocken, aber immer noch bedeckt und kühl. Bevor wir losfahren, lassen wir noch das Grauwasser ab und füllen den Frischwassertank auf. Das ist zwar ein mühsames Geschäft. Mit dem niedrigen Wasserdruck benötigen wir fast eine halbe Stunde um den halbleeren Wassertank mit 80 Litern wieder aufzufüllen. Zum Glück herrscht an der Versorgungsstation kein grosser Andrang, so spielt Zeit fast keine Rolle.

Dann geht es endlich los. Wir umfahren Bristol, wo wir schon 2017 zwei Tage verbracht haben, auf einer zweispurigen Ringstrasse und überqueren das Mündungsgebiet des Flusses Severn. Wegen dem starken Seitenwind müssen wir gewaltig gegensteuern um Brummsli in der Spur zu halten. Danach folgen wir dem Fluss Wye, der auch die Grenze zwischen England und Wales bildet bis nach Tintern. Hier stehen die Ruinen einer Zisterzienserabtei.-Das Kloster wurde 1131 gegründet und die riesige Kirche 1288 geweiht. Nach der Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII. im Jahre 1536 verfielen die Gebäude.

Sobald wir die Grenze nach Wales überquert haben, sind alle Strassenschilder zweisprachig in Englisch und Walisisch angeschrieben. Dabei handelt es sich um eine keltische Sprache wie das Bretonische und Kornische (Cornwall).

Um für unser eigentliches Reiseziel Schottland genügend Zeit zu haben, beschliessen wir etwas Gas zu geben und in den nächsten Tagen längere Etappen zu fahren. Auf ordentlich breiten Strassen fahren wir über die saftig grünen Hügel der Black Mountains, die zum Brecon Beacons Nationalpark gehören, bis nach Llanidloes. Hier übernachten wir auf der Dol Llys Farm, wo auf einem riesigen Gelände, am Ufer des noch schmalen River Severn, Stellplätze zur Verfügung stehen.

Gegen Abend lockert sich die Bewölkung auf und die Sonne, die sich heute nur spärlich gezeigt hat, gewinnt die Oberhand. Für einen richtig warmen Sommerabend reicht es aber trotzdem nicht mehr.

Montag, 20.06.2022
von Llanidloes auf die Breaks Fold Farm bei Blubberhouses, 287 Km
Wetter: schön, teils wolkenlos, um 20°

Heute verlassen wir Wales wieder und schauen, dass wir ein Stück in Richtung Schottland vorankommen. Zuerst auf schönen Landstrassen und später, in der Region der Städte Chester, Liverpool, Manchester und Preston, geht es auf bis zu vierspurigen Autobahnen, trotz starkem Verkehr, zügig voran.

Dann verlassen wir die Autobahn und fahren durch die wunderschöne, englische Landschaft. Diese ist geprägt von grünen Weiden und sanften Hügeln, die von Hecken und Steinmauern durchzogen sind. Kühe und Schafe grasen auf den saftigen Wiesen.

Bei Bolton Abbey möchten wir die Nacht verbringen. Allerdings wird uns an der Reception mitgeteilt, dass sie keine Wohnmobile, sondern nur Campingbusse bis etwa 4 Meter akzeptieren. Die Damen erklären uns zwar noch den Weg zu einem anderen Stellplatz, der zum selben Unternehmen gehört, wir entscheiden uns dann aber für die Breaks Fold Farm aus unserem Reiseführer, die nur wenige Kilometer weiter, an unserer Reiseroute liegt.

Die Farm liegt etwas abseits der Hauptstrasse in den Hügeln. Wir sind die einzigen Gäste dort, obwohl ein grosses Areal zur Verfügung steht. Die Farmersfrau schlägt uns einen Spaziergang am nahen Stausee vor, da es heute sehr heiss sei (um 20°). Der Wanderweg führe durch einen schattigen Wald und sei gleich hinter der Farm zu erreichen. Wir folgen dem Ratschlag und wandern ein Stück dem See entlang.

Solange die Temperaturen noch angenehm sind, setzen wir uns vor dem Wohnmobil an die Sonne und geniessen die Ruhe. Ausser dem Zwitschern der Vögel und dem Blöken der Schafe ist nichts zu hören.

Dienstag, 21.06.2022
von der Breaks Fold Farm zum Ripley Castle, zur Fountains Abbey, nach Richmond bis zum Scaba Wath Camping im Yorkshire Dales National Park, 109 Km
Wetter: sonnig mit Quellwolken, 22°

Als erstes steht heute das Ripley Castle auf dem Programm. Das schlossähnliche Landhaus aus dem 14. Jahrhundert steht im hübschen, gleichnamigen Dorf. Vom Parkplatz spazieren wir zur Kirche, in die wir uns kurz anschauen bevor wir durch den Friedhof mit seinen bis zu 200 Jahre alten, schief stehenden Grabsteinen, das Schloss erreichen. Dieses macht auf uns aber einen eher unspektakulären Eindruck und so verzichten wir darauf das Gebäude von innen zu besichtigen.

Nur wenige Meilen weiter zweigen wir bei Ripon zur Fountains Abbey ab. Die Ruinen des Klosters, dessen Gründung auf das Jahr 1132 zurückgeht, steht auf einem riesigen parkähnlichen Areal, auf dem auch der Studley Royal Water Garden liegt. Diese Gartenanlage mit Teichen, Brücken, Prunkbauten und Statuen stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Auch Fontains Abbey wurde im Zuge der Klosterauflösungen durch Heinrich den VIII. zerstört und ist dann verfallen. Die Ruinen wurden in die Gartenanlage der Studley Royal Water Garden integriert.

Wir spazieren über zwei Stunden durch den Park und besichtigen die Klosterruinen mit der erhalten gebliebenen Mühle. Vorbei an den Wassergärten und riesigen, uralten Kastanienbäumen mit knorrigen Stämmen geht es zur St. Mary’s Church und von dort zurück zum Parkplatz.

Nächster Halt ist in Richmond, am River Swale. Das historische Städtchen wird dominiert vom Turm des Schlosses. Erst beim Spaziergang auf dem Castle Walk, der um die Festungsmauern herumführt, ist ersichtlich wie gross die Schlossanlage ist. Wir spazieren noch ein wenig durch die Gassen mit den vielen hübschen Läden und Cafés.

Langsam wird es Zeit, uns nach einem Schlafplatz umzusehen. Im Yorkshire Dales National Park fahren wir bis zum Scabba Wath Campingplatz. Dieser liegt wieder auf einem Bauernhof. Auch hier sind nur wenige Gäste und wir suchen uns auf der grossen Wiese einen Platz direkt am Fluss.

Der Abendspaziergang nach dem Nachtessen, führt entlang dem River Swale, vorbei an den mit Steinmauern begrenzten Feldern. Das Flusstal ist auf beiden Seiten von je einem Hügelzug begrenzt, an deren Hängen Schafe grasen. Unzählige wilde Kaninchen und auch einige Fasane suchen sich ebenfalls ihr Futter. Über einen Steg aus grossen Steinen geht es auf die andere Flussseite und auf einem schmalen Pfad zurück zum Stellplatz.

 

Mittwoch, 22.06.2022
vom Scaba Wath Camping nach Glenridding, 99.4 Km
Wetter: schön mit Quellwolken, 20°

Wir fahren weiter dem Fluss Swale entlang auf einer schmalen Strasse. Das Kreuzen ist kaum möglich, allerdings gibt es immer wieder Ausweichstellen und es hat nur wenig Gegenverkehr. Immer noch geht es vorbei an baumlosen Hügelzügen, mit Steinmauern abgegrenzten Weiden und durch rustikale Dörfer mit grauen Steinhäusern.

Wir zweigen von der B6270 auf die Cliff Gate Road ab, die uns mit bis zu 25% Steigung auf den Buttertubs Pass (526 m) führt. Der Name «Butterfässer» geht auf die Überlieferung zurück, dass die Bauern, auf dem Rückweg vom Markt, ihre unverkaufte Butter in den kühlen Klüften versteckt haben sollen.

Weiter geht es über Kendal dem «Lake District» mit seinen vielen Seen entgegen. Über den Kirkstone Pass erreichen wir unser Tagesziel, den Gillside Caravanpark in Glenridding. Wir melden uns auf der dazugehörenden Farm an und können das Wohnmobil auf einer grossen Wiese abstellen. Die von Trockenmauern begrenzte Einfahrt ist allerdings extrem eng und will mit Vorsicht befahren werden. Markierte Stellplätze gibt es nicht, Zelte und Camper stehen kreuz und quer.

Es ist jetzt kurz nach Mittag. Eigentlich würde heute eine Wanderung entlang dem Ullswater, an dessen Ufer Glenridding liegt, auf dem Programm stehen. Die 18 Kilometer fallen allerdings wegen einem verstauchten Knöchel aus. Wir erkunden den See deshalb auf die bequeme Tour und nehmen das Schiff. Das historische Touristenboot erreicht den kleinen Ort Pooley Bridge, am anderen Ende des langgestreckten Gewässers, in etwa einer Stunde. Wir geniessen die Aussicht auf die grünen Hügel und die bewaldeten Ufer mit vielen Badeplätzen und lassen uns den Fahrtwind um die Nase wehen.

Nach einem Spaziergang durch Pooley Bridge, das vor allem viele Restaurants zu bieten hat, nehmen wir das nächste Schiff und fahren zurück nach Glenridding und verbringen den Abend auf dem Campingplatz.

Donnerstag, 23.06.2022
von Glenridding über Keswick zur Kirche von Ruthwell, 145 Km
Wetter: schön, 23° am Abend Regen

Nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt machen wir schon wieder den ersten Stopp. Auf dem Programm steht eine Kurzwanderung (ca. 1 Stunde) zu den Wasserfällen Aira Force und High Force. Auf dem Wanderparkplatz sind wir noch fast alleine und folgen dem Wanderweg der durch die kleine Schlucht des Baches Aira Beck führt. Dieser wird beim Aira Froce gleich von zwei steinernen Bogenbrücken überspannt, wobei die untere wegen Bauarbeiten am Wanderweg gesperrt ist. Das Ganze erinnert ein wenig an die Areuse Schlucht in Neuenburger Jura. Durch einen schönen Mischwald mit uralten Eichen, Sträuchern, Farnen und wenigen Nadelhölzern erreichen wir den oberen Wasserfall, wo wir den Bach auf einem Steg wieder überqueren und auf der anderen Bachseite zum Wanderparkplatz zurückkehren.

Weiter geht es bis nach Keswick. Die kleine Stadt liegt am See Derwent Water. Auf dem Parkplatz des Derwent Pencil Museums finden wir einen Parkplatz. In der angrenzenden Fabrik werden, wie wir später erfahren, inktense Stifte hergestellt. Das sind Tintenstifte, die entweder trocken oder mit etwas Wasser angewendet werden können.

Wir konzentrieren uns aber auf den See, der mit seinen baumbestandenen Ufern, als einer der Schönsten des Lake Districts gilt. Durch den Hope Park, gelangen wir zu einer grossen Wiese am See, auf der Leute picknicken und Schafe mit ihren Jungen weiden. Der See liegt wirklich schön gelegen zwischen den grünen Hügeln. Ausflugsboote ziehen ihre Runden zwischen den kleinen Inseln und bringen die Touristen zu verschiedenen Landestellen entlang des Ufers.

Das Zentrum von Keswick ist als Fussgängerzone gestaltet. Es ist Mittag, und die Restaurants und Kaffees sind voll besetzt und in den Ladenpassagen herrscht dichtes Gedränge. So sind wir froh dem Trubel wieder entfliehen zu können und setzen unsere Fahrt fort, machen aber ausserhalt von Keswick noch einen Stopp beim Castlerigg Steinkreis, einem der Grössten Englands. Er besteht aus 38 bis zu 3 Meter hohen und 16 Tonnen schweren, unbehauenen Steinen.

Jetzt geht es, zuerst auf der A66 und dann auf der Autobahn M6 zügig gegen Norden, bis wir bei Carlisle die Grenze zu Schottland überqueren.

In Gretna Green legen wir den nächsten Halt ein. Hier liegt das Heiratsparadies Schottlands. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts konnten sich hier Liebespaare ab 16 Jahren, nach schottischem Recht, das Ja-Wort, ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten, geben. Schnell entstand ein regelrechter Heiratstourismus mit ersten Kneipen und Hotels. Seit 1940 sind diese Hochzeiten Minderjähriger illegal. Reguläre Heiraten werden aber nach wie vor durchgeführt.

Über Annan fahren wir unserem Übernachtungsplatz beim Caelaverock Castle entgegen. Allerdings müssen wir kurz vor dem Ziel wenden, denn die Strasse ist wegen eines Radrennens gesperrt. Darum geht es ein paar Kilometer zurück zu einer Sehenswürdigkeit, die wir übersprungen haben.

In der Ruthwell Kirche befindet sich ein über 5 Meter hohes reich verziertes Steinkreuz aus dem 7. Jahrhundert. Dieses wurde, wie zahlreiche Klöster, Mitte des 16. Jahrhunderts Opfer der Bilderstürmerei. Durch die Bemühungen des Gemeindepfarrers Dr. Henry Duncan wurde das Kreuz im 19. Jahrhundert wieder gefunden und restauriert. Seit 1887 ist es in der Dorfkirche in einer extra gebauten Nische zu besichtigen.

Die Kirche ist allerdings verschlossen. Ein Schild weist aber darauf hin, dass der Schlüssel beim benachbarten Pfarrhaus gezogen werden kann. Tatsächlich liegt er in einer blauen Geldkassette, die vor dem Haus angebracht ist. Wir holen uns beim Pfarrer auch gleich noch die Erlaubnis auf dem Kirchenvorplatz übernachten zu dürfen. Die unscheinbare Kirche ist im Inneren recht modern. Nur das historische Kreuz scheint aus einer anderen Zeit. Auf dem Friedhof rund um die Kirche stehen uralte Grabsteine die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Auf einigen sind alle Familienmitglieder mit Alter und Todestag eingemeisselt. Dabei wird einem wieder bewusst, wie jung die Menschen damals oft gestorben sind.

Der Dorfpfarrer Henry Duncan hat 1810 auch die weltweit erste Sparkasse gegründet. Ein kleines Museum ist dazu im Dorf Ruthwell, einige hundert Meter von der Kirche entfernt errichtet worden. Diese Sehenswürdigkeit haben wir uns allerdings nicht angeschaut.

Den Abend verbringen wir ganz allein im Schatten der Friedhofsmauer, UUUUhhh.

 

Freitag, 24.06.2022
von Ruthwell nach Dalbeattie, 69.3 Km
Wetter: bewölkt, 18° am Abend etwas Regen

 

Heute nehmen wir einen neuen Anlauf um das Caelaverock Castle zu erreichen. Dieses Mal klappt es auch ohne Probleme. Auf dem Wohnmobilstellplatz unweit des Schlosses finden wir auch einen Platz und können dabei gleich noch das Frischwasser auffüllen.

Von hier aus führt ein knapp 2 Kilometer langer Wanderweg durch den Schlosswald bis zur Burg, die den Engländern als Brückenkopf bei der Eroberung Schottlands gedient hat. Sie liegt am Solway Firth, der grossen Bucht, die bis nach Gretna und Carlisle reicht. Entsprechend sumpfig ist auch das ganze Gelände. Zuerst erreichen wir die Überreste der ersten Festung. Diese musste aber im 13. Jahrhundert aufgegeben werden, weil der moorige Boden das Bauwerk instabil werde liess. Die neue Festung wurde dann etwa 300 Meter landeinwärts errichtet. Sie ist von einem Wassergraben umgeben und weist einen markanten, dreieckigen Grundriss auf. Die teilweise eingestürzte Ruine kann im Moment wegen Restaurierungsarbeiten nicht betreten werden. Wir begnügen uns deshalb damit, den Wassergraben zu umrunden.

In Dumfries gibt es einen grossen Tesco, wo wir erst einmal unsere Vorräte wieder auffüllen. In der kleinen Stadt starb am 21.7.1796 mit nur 37 Jahren Robert Burns, einer der bekanntesten und beliebtesten Poeten Schottlands. Daher gibt es hier auch ein Burns Museum, eine Burns Statue und ein Burns Mausoleum in Form eines weissen griechischen Tempels.

Einige Meilen südlich liegt der kleine Ort New Abbey mit der rot leuchtenden Ruine der Sweatheart Abbey. Die Zisterzienser Abtei wurde 1273 von Lady Devorgilla of Galloway in Erinnerung an ihren bereits verstorbenen Gatten John Balliol gegründet. Damit nicht genug. Sie trug sein einbalsamiertes Herz in einer Elfenbeinschatulle stets bei sich und wurde nach ihrem Tod 1289 zusammen mit dem Herzen im Kloster beerdigt. Daher der Name «Sweatheart Abbey».

Leider ist auch dieses Bauwerk wegen Bauarbeiten geschlossen und kann nur von aussen besichtigt werden. Dafür werden wir im Abbey Cottage mit Cream Tea (Tee, Scones mit clotted Cream und Erdbeerkonfitüre) entschädigt.

Wir fahren heute noch weiter bis kurz vor Dalbeattie. Im nahen Wald, der von vielen Wanderwegen und Mountainbike-Trails durchzogen ist, gibt es beim Wanderparkplatz die Möglichkeit mit dem Camper zu übernachten. Wir sind noch früh dran und so bleibt uns Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch den schönen Mischwald bis zum kleinen Waldsee «Plantain Loch». Auf dem Rückweg finden wir sogar noch einige Eierschwämme, als Ergänzung zum für heute geplanten Racelette. Bald beginnt es dann auch noch zu regnen, womit auch das Wetter zu unserem Menu passt.

Samstag, 25.06.2022
von Dalbeattie nach Maidens, 147 Km
Wetter: anfangs bewölkt dann schön, starker Wind, 20°

Gestern haben wir beim Zahlen der Parkgebühr (3 £ pro Tag) zuerst nicht realisiert, dass der Betrag nicht für 24 Stunden ab Ankunft gilt, sondern lediglich bis 23.59 Uhr. Für die Übernachtung hätten wir also 6 £ einwerfen müssen, um mit ruhigem Gewissen schlafen zu können. Ehrlich wie wir sind, bin ich heute um halb acht zum Ticketautomaten gegangen und habe nochmals für einen ganzen Tag bezahlt, auch wenn wir die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kontrolle durchgeführt wird, als sehr gering einschätzen, zumal nur zwei Wohnmobile hier übernachtet haben. Kurz bevor wir um 9 Uhr abfahren wollen, klopft es an der Tür, und eine nette Angestellte der Forstverwaltung möchte das Parkticket sehen. Da kann man sagen, Ehrlich währt am Längsten. Vermutlich haben wir uns heute 50 £ Strafe gespart.

Wir fahren, vorbei an verschiedenen Lochs (Seen), in die Berge von Galloway. Den ersten Stopp machen wir am Clatteringshaws Loch, wo wir einen kurzen Spaziergang zum «Bruce’s Stone» unternehmen. Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um einen gewöhnlichen, grossen Stein, der in der Moorlandschaft steht. Der Überlieferung nach soll sich hier aber der legendäre schottische König Robert the Bruce ausgeruht haben, nach dem er 1307 in der Schlacht von Raploch Moss die Engländer besiegt hatte. Wie dem auch sei, endet hier der Wanderweg und wir kehren zurück zum Parkplatz und setzen unsere Reise fort.

Nächstes Ziel ist Loch Trool bei Glentrool Village. Ab dem Visitor Center ist die Fahrt eigentlich nur für Fahrzeuge bis 3 Tonnen gestattet. Wir fahren deshalb nicht ganz bis zum See hoch, sondern stellen unser Fahrzeug kurz vorher ab und gegen die letzten 1.5 Kilometer zu Fuss. Auch hier gibt es einen «Bruce’s Stone», der mit einer Inschrift an die Schlacht von Bannockburn erinnert, wo die Schotten unter König Robert the Bruce die Engländer am 24.06.1314 erneut schlugen und den Grundstein für die Unabhängigkeit Schottlands legten

Auf schmalen Nebenstrassen geht es jetzt durch die einsamen Hügel unserem Tagesziel Maidens entgegen. Es herrscht kaum Verkehr und so müssen wir die Ausweichbuchten kaum nutzen. Die Landschaft ist geprägt von Nadelwäldern im Talgrund und Heidelandschaft an den Hängen.

In Maidens bekommen wir auf dem Redgates Holiday Park noch einen Stellplatz, da eine Reservation abgesagt wurde. Die Campingplätze sind hier über die Wochenenden und in der Hochsaison oft ausgebucht. Ganz in der Nähe befindet sich nämlich das Culzean Castle, ein beliebtes Ausflugs- und Touristenziel. Es ist noch früher Nachmittag und so wandern wir von Maidens aus zum Schloss, das an toller Lage hoch über den Klippen liegt. Es wurde im 18. und 19. Jahrhundert umgebaut und strahlt Reichtum und Eleganz aus. Es steht inmitten eines riesigen Parks mit Schwanensee und uraltem Baumbestand. Das letzte Stück der 9 Kilometer lange Rundwanderung führt entlang dem Strand von Maidens, wo wir dank dem starken Gegenwind zu einem kostenlosen Peeling kommen.

Sonntag, 26.06.2022
von Maidens über Linlithgrow nach in den «Loch Lomond and the Trossachs National Park», 200 Km
Wetter: bewölkt, häufig Regen, starker Wind, 12 – 16°

Die ganze Nacht hat es geregnet und heftige Windböen haben an unserem Brummsli gerüttelt. Wie es aussieht, wird sich das Wetter heute auch nicht bessern. Wir fahren deshalb auf direktem Weg in Richtung Glasgow, lassen die Stadt aber links liegen. Gemäss Reiseführer hat sich die, mit 800'000 Einwohnern, grösste Stadt Schottlands in den letzten Jahren zum Positiven entwickelt. Es wurde und wird viel gebaut und erneuert.

Wir nutzen die Autobahn und gelangen, wegen fehlerhaften Koordinaten wieder einmal mit Umweg, nach Linithgrow. Hier befindet sich die Ruine des Linithgrow Palace, der angestammten Königsresidenz der Stuarts. Hier wurde am 8. Dezember 1542 Maria Stuart (auch Mary Queen of Scots) geboren. Nur wenige Tage später starb ihr Vater James V. Mary wurde dann, mit nur 9 Monaten zur Königin gekrönt.

Auch diese Burg wird gerade restauriert und ist zur Zeit nicht zugänglich. Vorbei an der St. Michael’s Parish Kirche geht es zurück zum Parkplatz. Wir haben Glück und konnten den kleinen Stadtrundgang bei trockenem Wetter durchführen.

Jetzt geht es weiter, vorbei an Sterling, wo Maria Stuart gekrönt wurde, zum Loch Lomont and the Trossachs National Park. Der Regen hat inzwischen wieder eingesetzt, allerdings hat der Wind nachgelassen. Trotzdem sind wir froh, dass der von uns gewählte Übernachtungsplatz am Achray Forest Drive nicht unter hohen Bäumen liegt.

Montag, 27.06.2022
vom Loch Lomond and The Trossachs National Park über den Loch Lomond zum Loch Etive, 224 Km
Wetter: teils Sonne, teils Regen, bis 16°

Heute starten wir den Tag mit Sonne und wollen auf der Schotterpiste des «Three Lochs Forest Drive» durch den Loch Lomond and The Trossachs National Park fahren. Die Zufahrt zur kostenpflichtigen Strasse wird abends um 16 Uhr geschlossen und erst am Morgen um 9 Uhr wieder geöffnet. Wer also auf einem der ausgewiesenen Stellplatze übernachten will, muss sich online registrieren und vor 16 Uhr in das Gebiet einfahren.

Vorbei an den Seen «Lochan Reoidhte», «Loch Drunkie» und «Loch Achray» fahren wir durch das wilde Waldgebiet. Wir halten immer wieder an für einen Fotostopp oder einen kurzen Spaziergang an einen der Seen.

In diese Gegend war auch die Heimat des Viehdiebs, Rebellen und Volkshelden Robert MacGregor (1671 – 1734, der durch den Film «Rob Roy» mit Liam Neeson bekannt wurde. Übrigens hat auch William Wallace, dem im Jahre 1297 ein grandioser Sieg über die Engländer gelang und der im Film «Braveheart» mit Mel Gibson dargestellt wurde, in der Nähe von Stirling ein Denkmal in Form eines 67 Meter hohen Turmes.

Schliesslich mündet die Piste wieder in die Strasse zum Dukes Pass und wir gelangen zu unserem ersten Tagesziel, Balloch am Loch Lomond. Dabei soll es sich um einen der schönsten Seen Schottlands handeln. Wir sind allerdings eher etwas enttäuscht. Das mag vielleicht auch am Wetter liegen, denn inzwischen regnet es wieder. Einmal als feiner Nieselregen, einmal als heftiger Platzregen. Trotzdem machen wir einen Spaziergang ans Wasser. Gleich hinter dem grossen Besucherparkplatz, auf dem heute auch eine Wohnmobilreisegruppe mit einigen Fahrzeugen aus der Schweiz steht, befindet sich das Sea Life Center und ein grosser Einkaufskomplex mit allen möglichen Geschäften. Am Pier wartet der Raddampfer «Maiden of the Loch» auf die Restaurierung. Spenden können getätigt werden.

Wir rollen weiter dem See entlang bis nach Luss, einem hübschen Touristenort mit blumengeschmückten Häusern und einem kleinen Strand mit Bootsanlegestelle. Auch hier machen wir einen Spaziergang und lassen uns, zum ersten Mal auf dieser Englandreise, zu Fish & Chips verführen. Der Schellfisch (Haddock), in einem dünnen Teig frittiert und die Chips mit einem Hauch von Essig, schmecken ausgezeichnet.

Nächster Halt: Inveraray am Loch Fyne. Wobei es sich beim Loch Fyne nicht um einen See, sondern einen Meeresarm handelt, der weit ins bergige Land hineinreicht. Auch hier gibt es eine Steinbogenbrücke, ein schönes Schloss, weisse Häuser mit allerlei Geschäften und das Inveraray Gefängnis wo man den Strafvollzug des 19. Jahrhunderts authentisch erleben kann.

Wir fahren weiter durch das schottische Hochland mit dem Ben Nevis (1344 m), dem höchsten Berg von ganz Grossbritannien und machen uns langsam auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Nur kurz halten wir bei der Ruine des Kilchurn Castel, die ganz fotogen auf einer Halbinsel im Loch Awe liegt. Auf teils überfluteten pfaden, mit entsprechend nassen Füssen, spazieren wir zur Ruine, die leider mit einer Bauabschrankung eingezäunt ist, um Besucher daran zu hindern das baufällige Gemäuer zu betreten.

Bei Tyndrum mündet die A85, auf der wir fahren, in die A82, die direkt von Balloch hierherführt. Entsprechend stark ist hier auch der Verkehr. Unsere Hoffnung auf einen ruhigen Schlafplatz schwindet zusehends. Wir biegen deshalb auf eine schmale Seitenstrasse ab, die entlang dem Fluss «Glen Etive» etwa 20 Kilometer zum Loch Etive führt. Der Single Track hat nur Fahrzeugbreite, bietet aber alle 100 Meter mit einer Ausweichbucht die Möglichkeit zum Kreuzen. Am Ende der Strasse, finden wir auf einem kleinen Parkplatz eine Übernachtungsmöglichkeit. Gegen Abend sind die Tagestouristen verschwunden und es bleibt nur ein kleiner Campingbus ein paar junge Frauen mit zwei Zelten, die hier übernachten. Einziger Nachteil sind die Mücken. Die sind so klein, dass wir fürchten müssen, dass sie durch die Maschen der Insektenrollos an den Fenstern schlüpfen, sobald wir das Licht anzünden. Zum Glück ist es in diesen Breiten bis 23 Uhr hell und sonst heisst es «im Dunkeln munkeln».

Dienstag, 28.06.2022
vom Loch Etive über Fort William nach Ardfern, 186 Km
Wetter: Regen, Regen, Regen, um 14°

Also mit den Mücken war das gar nicht so schlimm. Sobald es dunkel wurde, sind die kleinen Biester verschwunden und haben uns in Ruhe gelassen.

Heute Morgen ist schon recht viel los auf dem Parkplatz, obwohl es regnet. Neben uns steht ein schöner blauer Jaguar und daneben ein Brautpaar. Er ebenfalls im blauen Anzug und sie im weissen, zum Glück nur knielangen, Brautkleid. Im Kofferraum wird unter Regenschirmen die Heiratsurkunde unterschrieben und dem Brautpaar übergeben. Ein spezieller Ort und nicht das optimale Wetter für diese Zeremonie.

Im strömenden Regen fahren wir zurück auf die Hauptstrasse nach Fort William. Dort befindet sich, am Beginn des Caledonian Canal, die Schleusenanlage Neptune’s Staircase. Diese überwindet mit 8 Schleusen eine Höhe von über 20 Metern. Heute ist recht viel los, eine ganze Reihe von Segelbooten befinden sich in den Schleusen und steigen von Schleusentor zu Schleusentor langsam in die Höhe. Der Kaledonische Kanal wurde 1803 bis 1822 errichtet und verbindet Fort William im Westen mit Iverness im Osten. Er ist 97 Kilometer lang und überwindet eine Scheitelhöhe von 42 Metern. Nur ein Drittel der Strecke musste künstlich gebaut werden, der Rest besteht aus natürlichen Gewässern, darunter das Loch Ness mit dem berühmten Seeungeheuer.

Das Wetter ist immer noch miserabel. Wir fahren zurück in Richtung Oban. Beim Castle Stalker ist der nächste Fotostopp. Die Ruine steht auf einer Insel im Loch Linnhe und ist ein beliebtes Fotomotiv. Die Burg diente auch als Kulisse in Monty Python’s «Ritter der Kokosnuss». Nach den Fotos machen wir noch eine Pause mit Kaffee und Scones.

Weiter geht es nach Oban. Der geplante Besuch der bekannte Whiskybrennerei fällt leider aus. Der Andrang auf die Führungen ist enorm und wir haben heute festgestellt, dass wir schon vor Tagen hätten buchen müssen. Wir werden aber am Donnerstag mit der Fähre auf die Insel Mull übersetzten, diese haben wir schon vor Tagen zusammen mit dem Campingplatz online gebucht, und werden dort in Tobermory eine Distillery besuchen. Den Termin haben wir heute gebucht.

Für heute geht es vorerst weiter in Richtung der Halbinsel Kintyre, die durch den Song «Mull of Kintyre» von Paul McCartney bekannt wurde. Der Musiker besitzt in der Nähe von Campbelltown auch eine Farm auf der Halbinsel.

Wir fahren bis nach Ardfern, auf einen einfachen Campingplatz, wo wir übernachten und auf besseres Wetter hoffen.  

Mittwoch, 29.06.2022
von Ardfern zurück nach Oban, 163 Km
Wetter: wolkig aber weitgehend trocken, bis 17°

Da es Morgen Donnerstag von Oban aus auf die Insel Mull geht, wollen wir nicht mehr viel weiter nach Süden fahren. Wir verlassen den sympathischen Stellplatz von Ardfern mit den rustikalen Häuschen für Dusche, Toilette und kleiner Küche und geben im Navi mal Achahoish als Zwischenziel ein. Von dort wollen wir eine der Halbinseln umrunden und dann nach Oban zurückkehren.

Vorher machen wir aber einen Halt bei den Ausgrabungsstätten von Nether Largie. Dort sind verschiedene Bronzezeitliche Monumente mit einem Alter von etwa 3500 bis 5000 Jahren. Es handelt sich um Menhire, Steinkreise und Hügelgräber, die bei einem kurzen Spaziergang auf kleinstem Raum zu finden sind.

Schliesslich zweigen wir von der Hauptstrasse A83, die nach Campbeltown im Süden von Kintyre führt, auf die Onetrack Road B8024 ab. Auf der wenig befahrenen Strasse tuckern wir gemütlich, mit gelegentlichem Kreuzen bei den Ausweichbuchten. Nur wenige Häuser sind hier noch zu finden und abzweigende Strassen sind meist nur holprige Fahrwege. Auch unser Navi-Ziel Achahoish besteht aus nur einer Hand voll Häusern.

Die Landschaft ist geprägt von sumpfigen, von Farnen bewachsenen Wiesen und naturbelassenen Mischwäldern. Nach etwa 50 Kilometern ist die Halbinsel umrundet und wir erreichen das Städtchen Tarbert mit dem hübschen Hafen, der zu einem kurzen Spaziergang einlädt.

Jetzt sind es nur noch etwa 30 Meilen bis nach Oban. Dort gibt es beim Einkaufszentrum Tesco einige für Wohnmobile reservierte Plätze, auf denen auch übernachtet werden kann. Nicht sonderlich romantisch, aber nur wenige Hundert Meter vom Fährhafen entfernt, für uns also ganz praktisch.

Wir stellen das Auto ab und erkunden die Stadt. Am Fährterminal holen wir zuallererst die Tickets für die morgige Überfahrt ab, die wir vor ein paar Tagen reserviert haben. Am Hafen bieten verschiedene Imbissbuden frische Muscheln, Austern und Krabben zu sehr günstigen Preisen an. Wir entscheiden uns heute aber für einen Burger in einem der vielen Restaurants. Vorher statten wir aber doch noch der Distillery von Oban einen Besuch ab und schauen uns das Angebot an Whiskys an.

Dann geht es zurück auf den Parkplatz, denn wir müssen noch die WhatsApp reparieren, die uns seit ein paar Tagen Mühe bereitet. Seit gestern funktioniert sie gar nicht mehr. Eine Neuinstallation ist erst möglich, nachdem das alte Google-Account gelöscht und ein neues eröffnet wurde.  

Donnerstag, 30.06.2022
von Oban mit der Fähre auf die Insel Mull, 75 km inklusive Fährfahrt
Wetter: im laufe des Tages immer sonniger, 18 – 20°

Heute können wir es ruhig angehen, da die Fähre auf die Insel Mull, die zur Inselgruppe der Inneren Hebriden gehört, erst am Mittag ausläuft. Obwohl wir auf einem Parkplatz mitten in der Stadt übernachtet haben, war es erstaunlich ruhig und so schlafen wir heute etwas länger.

Endlich parat, spazieren wir nochmals zum Hafen. An einem der Imbissbuden werden den Passanten frische, in Weisswein und mit Knoblauch gekochte, Miesmuscheln offeriert. Die schmecken ausgezeichnet, für eine grosse Portion ist es uns allerdings, so kurz nach dem Morgenessen, noch zu früh. Wir setzen uns auf eine Bank und lassen das geschäftige Treiben auf uns wirken.

Dann ist es endlich soweit, wir kehren zum Parkplatz zurück, fahren zum Fährterminal und reihen uns in die zugewiesene Kolonne ein. Von Oban aus werden verschiedene Inseln von der «CalMac Ferry» angelaufen und so kommen einige Schiffe an oder legen ab, bis wir dann auch endlich verladen können. Der Hafen von Oban liegt in einer natürlichen Bucht und bietet den Schiffen ohne Molen Schutz vor Wind und Wellen. Auf der Fähre werden wir schon zum zweiten Mal von einem Schotten auf Schweizerdeutsch angesprochen, der familiäre Beziehungen in die Schweiz hat.

Schon nach 45 Minuten erreichen wir den Hafen von Craignure auf «Mull». Das Entladen der nicht allzu grossen Fähre geht ruckzuck und schon rollen wir in Richtung Salen, wo wir auf dem Salen Bay Campingplatz für eine Nacht reserviert habe. Wir registrieren uns, schauen uns den Stellplatz kurz an, und fahren dann weiter Tobermory, dem mit 950 Einwohnern grössten Ort auf der Insel. Den geplanten Distillerie-Besuch, beim ansässigen Whiskyhersteller, verschieben wir auf Sonntag und geniessen das schöne Wetter am hübschen Hafen mit den bunten Häusern. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Geschäften, Restaurants und Bars sind dort untergebracht.

Danach fahren wir auf der schmalen Onetrack Strasse zurück nach Salen, geniessen die Aussicht von unserem Stellplatz auf das Meer und nutzen die freie Waschmaschine um den Schmutzwäschesack zu leeren.

Freitag, 01.07.2022
von Salen nach Fionnphort auf die Fidden Farm, 84 Km
Wetter: anfangs Regen dann immer sonniger, 18°

Wir werden sicher noch bis Sonntag auf der Insel Mull bleiben und beabsichtigen heute bis nach Fionnphort zu fahren. Zuerst müssen wir aber noch bei strömendem Regen den Wassertank befüllen. Danach geht es südwärts in Richtung Craignure, wo die Fähren vom Festland ankommen. Bis hier hat sich das Wetter schon merklich gebessert und es zeigt sich sogar blauer Himmel.

Wir zweigen von der A849 ab auf die Zufahrtsstrasse zum Duart Castle, seit dem 14. Jahrhundert Stammsitz des Mac Lean Clans. Das Schloss haben wir schon bei der Ankunft von der Fähre aus gesehen. Wir sind noch fast alleine auf dem Parkplatz und obwohl offiziell erst in einer halben Stunde geöffnet wird, dürfen wir schon auf Besichtigungstour. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts stand hier nur noch eine Ruine. Im Laufe der Jahre wurde das Schloss dann aber wieder restauriert und bewohnbar gemacht und ging wieder in den Besitz des Clans über. Der aktuelle Clan-Chef wohnt zurzeit im privaten Teil des Schlosses.

Im Schloss werden wir von der Mitarbeiterin, die den Besuchern für Fragen zur Verfügung steht, auf Schweizerdeutsch angesprochen. Sie lebt schon einige Jahre in Schottland und hat vor einem Jahr die Stelle hier im Schloss angetreten.

Auf der schmalen, einspurigen Strasse fahren wir weiter und erreichen schliesslich das Ende der Halbinsel. Im kleinen Ort Fionnphort biegen wir ab zur Fidden Farm, wo direkt am Meer auf einem riesigen Areal Stellplätze angeboten werden. Mit etwas Glück, denn eine junge Familie ist gerade dabei zusammen zu räumen, können wir einen Platz in der ersten Reihe direkt am Meer ergattern.

Da sich das Wetter besser hält als vom Wetterbericht vorausgesagt, spazieren wir die 1 ¾ Meilen zurück ins Dorf und fahren mit der Fähre auf die kleine Insel Iona. Die Überfahrt dauert nur wenige Minuten. Es befinden sich zwar kaum Autos auf dem Schiff, dafür aber viele Touristen. Denn die Insel ist ein beliebter Pilgerort. Im Jahre 563 hat der Heilige Columban zusammen mit 12 Gefährten auf dem kleinen Eiland ein Kloster gegründet. Dieses wurde zwar ab 795 mehrmals von Wikingern überfallen, entwickelte sich aber trotzdem zu einem religiösen und künstlerischen Zentrum. So soll die berühmte Handschrift «Book of Kells», zumindest teilweise, auf Iona geschrieben worden sein. Im 13. Jahrhundert wurde das Kloster von Benediktinermönchen wiederbelebt. Gleichzeitig wurde ein Augustinerinnenkloster gegründet. Auf dem Klosterfriedhof sollen nach der Legende die ersten Schottischen Könige beigesetzt worden sein.

Mit der Fähre, geht es wieder zurück auf die Insel Mull und zu Fuss zurück zum Campingplatz, wo wir den Ausblick von unserem «Wohnzimmerfenster» auf die felsige Bucht mit dem weissen Strand geniessen.

Samstag, 02.07.2022
Ruhetag auf der Fidden Farm, Wanderung zum Loch Pottie, 10 Km
Wetter: Wolken und Sonne, 18°

Wir bleiben nochmals einen Tag auf der Fidden Farm. Es hat während der Nacht zwar geregnet, heute Morgen scheint aber die Sonne. Wir packen darum den Rucksack und marschieren los auf einem Rundweg, der uns durch die schottische Moorlandschaft zum Loch Pottie (auf Schottisch Loch Poit na h-l) und wieder zurück zu unserem Standplatz führt. Ständige Begleiter auf dem schönen Fussmarsch sind die Schafe, welche als weisse Flecken überall auf den moorigen Wiesen grasen, wo auch heute noch Torf gestochen wird. Vorbei an abgelegenen Bauernhöfen erreichen wir schliesslich Loch Pottie und über den neu angelegten Rad- und Fussweg Fionnphort. Noch eine halbe Stunde und wir sind wieder bei unserem Wohnmobil.

Es ist jetzt angenehm warm, so dass wir uns den Rest des Nachmittags an die Sonne legen.

Sonntag, 03.07.2022
von der Fidden Farm nach Tobermory zur Whisky Degustation und mit der Fähre zurück auf das Festland, 150 Km
Wetter: stark bewölkt mehrheitlich trocken, gegen Abend Regen, 15°

Heute vollen wir die Insel Mull verlassen und folgen der Küstenstrasse im Uhrzeigersinn in Richtung Tobermory. Die schmale Strasse scheint endlos und kurvenreich mit steilen Auf- und Abstiegen. Immer wieder müssen wir rückwärts in die Ausweichbucht manövrieren um entgegenkommenden Fahrzeugen Platz zu machen, oder dann stur stehen bleiben, damit das Gegenüber zurücksetzt.

Schliesslich erreichen wir Tobermory und finden schliesslich eine Parklücke, in die unser Brummsli passt. Um 15.30 haben wir in der Destillerie eine Whisky Degustation gebucht. Auch hier werden wir wieder auf Schweizerdeutsch angesprochen, denn der Store-Manager ist auch Schweizer.

Während einer Stunde erhalten wir allerhand interessante Informationen über die Whiskyherstellung und die Art und Weise wie der Kenner das edle Getränk begutachtet. Wir erhalten Proben von vier verschiedenen Produkten, die zwischen 10 und 18 Jahren in Sherryfässern gereift sind, zum Probieren. Wir schwenken das Glas, beurteilen das Verhalten der Flüssigkeit. Wir ziehen die Aromen einmal durch das linke, dann durch das rechte Nasenloch und versuchen die Aromen zu definieren. Schliesslich folgt der erste Schluck, verbleibt auf der Zunge und wieder versuchen wir die Aromen herauszuschmecken. Dann das gleiche nochmals nach Zugabe von zwei oder drei Tropfen Wasser, was die Nuancen noch besser zur Geltung bringt. Und das Ganze bei allen vier Kostproben. Schliesslich doch die Erkenntnis, ob süss oder rauchig, entweder man mag es oder eben nicht. Auf jeden Fall kaufen wir uns zum Schluss eine Flasche mit 12 Jahre altem Tobermory.

Heute wollen wir noch zurück auf das Festland und nehmen dazu die Fähre von Fishnish nach Lochaline. Wir erwischen die letzte Fähre um 18.05 und erreichen nach kaum 10 Minuten Fahrt das andere Ufer. In Lochaline haben wir gehofft auf dem Parkplatz eines Hotels übernachten zu können. Dieses wird allerdings renoviert und die ganze Umgebung macht uns keinen sehr einladenden Eindruck. Deshalb fahren wir ein Stück weiter bis zum Loch Arienas, wo wir auf einem Wanderparkplatz einen schönen Stellplatz finden.

Montag, 04.07.2022
vom Wanderparkplatz bei Lochalin nach Glenfinnan, 106 Km
Wetter: immer noch regnerisch, 16°

Der Wettergott meint es immer noch nicht gut mit uns. Zwischen Regenschauern zeigt sich zwar immer mal wieder die Sonne, meist aber nur sehr kurz. Trotzdem wollen wir heute wieder einmal etwas wandern. Nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt liegt der kleine Ort Strontian, wo wir nach Langem wieder auf eine Tankstelle stossen. 2.12 £ ist zwar kein Schnäppchen, aber ohne läuft halt einfach nichts. Im kleinen Dorfladen können wir auch die wichtigsten Vorräte aus dem spärlichen Sortiment auffüllen.

Unmittelbar hinter dem Dorf liegt ein schöner Wanderparkplatz mit grossen Parkbuchten auf denen das Übernachten im Wohnmobil ausdrücklich erlaubt ist. Wir folgen dem ausgeschilderten Wanderweg durch die feuchte Moorlandschaft. Die Stämme der alten Eichen und uralte Steinmauern sind dick mit Moos überwachsen und überall rauschen und gurgeln grosse und kleine Bäche vom Hügel. Der geplante Rundweg ist leider wegen einer baufälligen Brücke gesperrt. Wir marschieren daher einfach auf einer Seite des kleinen Flusses bis zur oberen Brücke und dann den gleichen Weg wieder zurück. Wir haben wieder einmal unsere Militärpelerinen hervorgeholt. Da kann uns der feine Nieselregen nichts anhaben.

Die zweite für heute geplante Wanderung fällt dann buchstäblich ins Wasser. Auf einer sehr schmalen und unübersichtlichen Strasse gelangen wir zwar zum Parkplatz beim Tioram Castle, dieser ist allerdings, trotz des schlechten Wetters, ziemlich voll. Unter den Bäumen mit den tiefhängenden Ästen können wir mit unserem 3.1 m hohen Fahrzeug kaum manövrieren. Wir haben auch geplant hier zu übernachten, der matschige Platz gefällt uns allerdings gar nicht. Da es dann noch wie aus Kübeln regnet, kehren wir, schweren Herzens, zur Hauptstrasse zurück. Die fotogene Burgruine auf der Gezeiteninsel bekommen wir nur kurz zu Gesicht.

Es geht weiter bis nach Glenfinnan. Der aus den Harry Potter Filmen bekannte Eisenbahnviadukt ist ein wahrer Touristenmagnet. Eine ganze Menschenkolonne, darunter viele Asiaten, steigt zum Aussichtspunkt hoch, von wo der Viadukt optimal zu sehen ist. Es fehlt nur der Hogwart’s-Express. Der dampfbetriebene Zug fährt die Strecke nur einmal Mal am Tag hin und wieder zurück. Auf dem Besucherparkplatz muss zwar ein Ticket für einen ganzen Tag bezahlt werden, das Übernachten ist allerdings nicht erlaubt. Der Parkeinweiser versichert uns, dass ausnahmen nicht toleriert werden, beschreibt uns aber den Weg zu einem ruhig gelegenen Wanderparkplatz am Callop River, wo wir dann auch einen schönen Platz finden. Erst sind wir noch ganz allein, doch nach und nach kommen etliche Wohnmobile dazu, da es in der näheren Umgebung keine Campingplätze gibt.

Für Morgen buchen wir noch die Fähre auf die Isle of Sky, wo wir die nächsten Tage verbringen wollen. Für die benachbarte Insel Lewis and Harris sind leider keine Passagen mehr verfügbar. Dafür reservieren wir schon mal die Überfahrt auf die Orkney Inseln für die übernächste Woche.

Dienstag, 05.07.2022
von Glenfinnan über Mallaig auf die Insel Skye, 71.6 Km
Wetter: Sonnig mit Wolken, 18°

Es ist kaum zu glauben. Es scheint die Sonne und so machen wir uns gut gelaunt auf den Weg nach Mallaig. Von hier haben wir die Fähre um 14.00 Uhr für die Überfahrt auf die Isle of Skye gebucht. Wir haben also genügend Zeit und können den Morgen in der kleinen Hafenstadt vertrödeln. Kurz bevor wir dort ankommen überquert aber noch ein grosser Hirsch mit mächtigem Geweih vor uns die Fahrbahn und zwingt uns zu einem Bremsmanöver.

Am Ortseingang gibt es einen schönen Parkplatz mit grossen Feldern auch für Wohnmobile. Das Übernachten ist zwar verboten, aber es stehen Toiletten und Duschen zur Verfügung und es gibt auch Entsorgungsmöglichkeiten für den Abfall. Das ist nicht selbstverständlich, denn in Schottland wird einem das Mülltrennen und Recyceln nicht leicht gemacht und es tut dem gut erzogenen und umweltbewussten Schweizer jedes Mal weh, wenn Glas, Alu oder Kunststoff im normalen Abfallcontainer verschwindet.

Zuerst gehen wir einkaufen. Am Hafen kaufen wir beim Fischhändler frisch geräucherten Lachs und im gut sortierten Coop füllen wir die Vorräte auf. Diese verstauen wir im Wohnmobil, bevor wir an den Hafen zurückkehren. Dort finden wir eine Bäckerei mit schönem, knusprigem dunklem Brot, extrem guten Zimtschnecken und einer Focaccia frisch aus dem Ofen. Auf einer Bank an der Sonne lassen wir es uns schmecken. Wir geniessen es, denn schon am Abend soll es wieder regnen. Die Kassiererin im Coop meinte, es sei der schlechteste Juni seit langem gewesen und eine wirklich stabile Wetterbesserung ist nicht in Sicht.

Im kleinen Bahnhof vom Mallaig steht jetzt auch der Zug « The Jacobite» mit der dampfbetriebenen, rauchenden Lokomotive, der uns gestern als Fotomotiv auf dem Viadukt von Glenfinnan gefehlt hat.

Kurz vor 13 Uhr gehen wir zurück zum Parkplatz und fahren zum Fähranleger. Der Mitarbeiter dort schickt uns aber wieder weg. Wir seien noch zu früh und sollen um 13.30 Uhr wiederkommen (obwohl gemäss Buchungsbestätigung der Check-In um 13.40 Uhr schliesst). Also suchen wir uns nochmals einen Parkplatz und drehen Däumchen. Als eine grosse Fähre in den Hafen einläuft, fahren wir los und sind kurz vor halb Zwei wieder am Fährhafen. Dort warten wir in der zugewiesenen Kolonne und warten und warten. Andere Autos sind schon längst im Rumpf des grossen Schiffes verschwunden, während unsere Reihe und zwei weitere neben uns, immer noch stehen. Auf Nachfrage wird uns bestätigt, dass wir am richtigen Ort sind für die Insel Skye. Es ist bereits 14 Uhr und wir stehen immer noch, als die Fähre die Klappe schliesst und ablegt. Jetzt geht alles blitzschnell, Elsbeth reisst die Autotür auf, spurtet zum Tickethäuschen und kommt wieder zurück. Das war gar nicht unsere Fähre, diese hat Verspätung und legt erst in ein paar Minuten an.

So ist es dann auch, es ist zwar ein kleineres Schiff, aber alle Fahrzeuge finden Platz und wir erreichen die Isle of Skye, zwar mit Verspätung, nach einer 45-minütigen Überfahrt.

Um 16 Uhr haben wir den Besuch der Whisky-Destillerie «Torabhaig» gebucht. Diese liegt nur wenige Kilometer vom Hafen entfernt. Die Anlage wurde erst 2017 in Betrieb genommen. Dazu wurde ein alter, verfallener Bauernhof mit Mühle restauriert. Die Führung beginnt mit einem kurzen Filmvortrag über die Geschichte von Torabhaig. Danach werden wir durch die Produktionsanlage geführt und es werden uns die verschiedenen Schritte erklärt: Ausgangsprodukt ist schottische Sommergerste. Diese wird eingeweicht und zum Keimen gebracht. Dabei wird die Stärke in gärfähigen Zucker umgewandelt. Die gekeimte Gerste, das Malz, wird über einem Torffeuer getrocknet, wodurch ein rauchiges Aroma entsteht. Das getrocknete Malz wird gemahlen und mit heissem Wasser, aus der eigenen Quelle, im Maischebottich angesetzt. Das Ganze wird in einen hölzernen Gärbottich gepumpt und mit Hefe versetzt. Über mehrere Tage wird der Zucke in Alkohol umgewandelt und es entsteht ein geschmackvolles Bier mit etwa 8 % Alkohol. Dieses wird nun in zwei Brennblasen zuerst auf 26 % und im zweiten Brennvorgang auf 69 % destilliert. Der Rohsprit oder «New Make» ist fertig und wird in Eichenfässer abgefüllt und während Jahren gereift. Im Gegensatz zu «Tobermory» verwendet man bei «Torabhaig» keine Sherry-Fässer, sondern solche von der Bourbon-Produktion aus Kentucky. Diese dürfen für Bourbon nur ein einziges Mal verwendet werden und stehen daher für die Lagerung von Whisky in Mengen zur Verfügung und dürfen dann auch uneingeschränkt wiederverwendet werden. Sherry-Fässer sind etwa 10-Mal so teuer wie Bourbon-Fässer.

Zum Schluss gibt es natürlich auch noch eine Kostprobe des Endergebnisses. Zuerst testen wir aber noch die Zwischenprodukte: die gemälzte und getrocknete Gerste mit einem leichten Raucharoma, das Bier mit 8% Alkohol schmeckt effektiv nach Bier und den «New Make» mit seeeehr viel Alkohol. Da die Destillerie erst seit 2017 existiert, gibt es noch keine Whiskys die lange gelagert wurden. Wir bekommen ein Produkt, das mit drei Jahren im Fass, noch sehr hell und gelblich ist, aber ein feines fruchtiges Aroma mit nur leichtem Rauchgeschmack aufweist. Zur Erinnerung kaufen wir auch hier eine Flasche.

Für die Übernachtung fahren wir wieder nach Süden. Dort soll es verschiedene ruhige Wanderparkplätze geben, die sich als Stellplatz eignen. Tatsächlich müssen wir nicht weit fahren und werden fündig. Jetzt gibt es knuspriges Brot und geräucherten schottischen Lachs.

Übrigens, mit dem schönen Wetter ist es schon wieder vorbei. Wie vom Wetterdienst vorausgesagt regnet es wieder.

Mittwoch, 06.07.2022
von Armadale über Elgol nach Sligachan, 103 Km
Wetter: regnerisch, 15°

 

Während der ganzen Nacht hat es geregnet, erst gegen Morgen lässt es etwas nach. Aber was soll’s, wir, Elsbeth und ich, haben ja uns und sind des Anderen Sonnenschein.

Zuerst fahren wir auf die andere Seite der Insel nach Elgol. Die Single Track Strasse führt durch das bergige Zentrum, das von vielen Wanderwegen durchzogen ist, die auch bei Regenwetter wie heute intensiv genutzt werden. Darauf lassen auf jeden Fall die gut besuchten Wanderparkplätze am Strassenrand schliessen. Die bis 1000 Meter hohen, steilen und baumlosen Gipfel lassen wir aber links liegen. Je näher wir Elgol kommen, umso dichter wird der Nebel und im kleinen Dorf an der steilen Küste bläst uns der Wind heftig, vom Meer her, um die Ohren. Wir machen nur ein paar Fotos, denn Restaurants und Cafés sind alle geschlossen. Mit über 25% Steigung geht es wieder den Hang hoch. Am Loch Slapin machen wir, auf einem schön gelegenen Wanderparkplatz mit Parknischen zum Übernachten, eine ausgedehnte Mittagspause.

Bevor wir bei Broadford das Meer wieder erreichen machen wir noch einen Halt bei der Ruine der Kirche von Cill Chrisod, deren Ursprung auf das 7. Jahrhundert zurückgeht. Auf dem alten Friedhof liegen viele Mitglieder des MacLeod Clans. Wir befinden uns also auf MacLeod Land.

Von Broadford geht es noch ein Stück bis auf den Campingplatz von Sligachan, wo wir die Nacht verbringen wollen. Ein kurzer Abendspaziergang führt uns zum Standbild des ersten professionellen Bergführers Englands John Mackenzie und Norman Collie, Chemiker und Bergsteiger, die in Bronze gegossen, zu den Berggipfeln der Cuillin Hills blicken. Gemäss unserem Reiseführer soll der Clanchef John MacLeod of MacLeod geplant haben die Hügelkette für 10 Millionen £ zu verkaufen um sein Schloss Dunvegan Castle zu renovieren. Ob dies auch umgesetzt wurde wissen wir nicht, es wäre auf jeden Fall schade, 1200 Jahre alten Clanbesitz zu verscherbeln.

Donnerstag, 07.07.2022
von Sligachan bis zur Fairy Bridge bei Dunvegan, 117 Km
Wetter: nieselnder Nebel, 14°

Heute werden wir von der Sonne geweckt. Die Freude hält aber nicht lange an und schon ist der Himmel wieder von dichten Nebelschwaden überzogen. Unser erstes Ziel heute ist Loch Brittle, eine Meeresbucht auf der westlichen Seite der Insel. Wieder fahren wir Single Track Roads. Es herrscht reger Verkehr, das heisst, einmal fahren wir in die Ausweichbucht, einmal das Gegenüber.

Manchmal haben wir das Gefühl, dass die Sonne die Nebeldecke demnächst durchbricht. Leider werden wir immer wieder enttäuscht und der Nebel wird wieder dichter. Die feinen Wassertropfen erfordern, dass die Scheibenwischer immer wieder in Betrieb genommen werden müssen.

Am Loch Brittle ist der Campingplatz, trotz des unfreundlichen Wetters, gut belegt. Wir halten nur kurz an, vertreten uns die Beine und machen ein paar Fotos. Dann geht es auf der gleichen Strasse wieder ein paar Kilometer zurück bis zum grossen Parkplatz bei den «Fairy Pools». Hier handelt sich um ein beliebtes Ausflugsziel. Entsprechend ist auch der Parkplatz, trotz der schmalen Zufahrtsstrasse, ausgelegt. Auch die Preise sind entsprechend: es müssen 8 £ für einen ganzen Tag bezahlt werden, unabhängig davon wie lange man bleibt. Ziel der vielen Wanderer ist der River Brittle, der mit mehreren Wasserfällen und ruhigen Pools, den Hang hinunter rauscht. Bei schönem Wetter laden die Wasserbecken zum Baden ein und sollen tiefblau erscheinen. Heute wirken sie, zumindest für einen Alpenbewohner, eher unspektakulär. Trotzdem wandern wir entlang den Kaskaden hoch bis zu einer Ebene, wo Bäche von den umliegenden Hängen zum River Brittle zusammenfliessen.

In Carbost machen wir den nächsten Halt. Hier befindet sich die Talisker Destillerie. Die Whiskyproduktion kann wegen Covid allerdings nicht besichtigt werden und es werden auch keine Degustationen durchgeführt. Der Fabrikladen ist in Containern als Provisorium eingerichtet. Wir schauen uns nur kurz um, denn es herrscht ein ziemliches Gedränge.

Weiter geht es auf schmaler Strasse bis zum Neist Point, dem westlichsten Punkt der Insel Skye. Auch hier ist der Parkplatz ziemlich voll. Auf der Landzunge steht am Fuss der der 122 Meter Hohen Klippe «An t-Aigeach» ein Leuchtturm der auf einem steilen Fussweg erreicht werden kann.

Bei Dunvegan befindet sich «Dunvegan Castle», der Stammsitz des MacLeod Clans. Tatsächlich macht das Schloss den Eindruck eine Renovation nötig zu haben. Es scheint, dass der Clanchef die Cuillin Hills noch nicht verkauft hat um die Bauarbeiten zu bezahlen. Der Ursprung des Schlosses geht bis in das Jahr 1300 zurück. Danach, zuletzt 1840, wurden immer wieder Erweiterungen bis zur heutigen Form errichtet. Das Herrenhaus steht in einem riesigen Park mit verschiedenen Themengebieten. Es gibt einen Wassergarten, eine Rhododendrenanlage, einen naturbelassenen Wald und vieles mehr. Wir verzichten auf die Besichtigung des Inneren der Burg und kaufen ein Ticket nur für die Gartenanlage.

Nicht weit entfernt finden wir bei der Fairy Bridge, einer alten Steinbogenbrücke die vermutlich noch von der alten Strasse stammt einen ruhigen Übernachtungsplatz. Mal schauen, ob wir heute alleine bleiben.

Freitag, 08.07.2022
von der Fairy Bridge bei Dunvegan zum Sligachan Campingplatz, 146 Km
Wetter: erst nieselnder Nebel, dann sonnig mit starkem Wind, 20°

Wir fahren zuerst bis fast ans Ender der Halbinsel nach Trumpan. Dort befindet sich ein weiterer alter Friedhof und die Ruine einer Kirche. Diese war an einem Sonntag im Mai 1578 Schauplatz eines Massakers verübt von Mitgliedern des MacDonald Clans am MacLeod Clan. Die MacLeods waren gerade in der Kirche zum Gottesdienst versammelt. Der Ausgang des Gotteshauses wurde von den Angreifern blockiert und das Strohdach in Brand gesetzt. Alle Kirchgänger kamen ums Leben ausser einem Mädchen, dass durch ein Kirchenfenster fliehen konnte und im 10 Km entfernten Dunvegan Castle Alarm schlagen konnte. Die MacLeods versammelten sich zum Gegenschlag und stellten die MacDonalds, deren Boote wegen Ebbe blockiert waren. Es wurden alle MacDonalds getötet. Der ganze Vorfall hat allerdings eine Vorgeschichte. Denn bereits zuvor hatten die MacLeods, die die Vorherrschaft auf den Inseln anstrebten, im Jahr 1577 die Insel Eigg heimgesucht. Die Bewohner, allesamt MacDonalds suchten in einer Höhle Zuflucht. Die Angreifer entfachten am Eingang der Höhle ein Feuer, worauf alle 395 Inselbewohner erstickten.

Dann geht es wieder zurück auf die Küstenstrasse und weiter nach Uig, von wo die Fähre auf die Insel Lewis and Harrys fährt. Dafür haben wir aber keine Tickets mehr bekommen. Also umrunden wir weiter die Halbinsel Trotternish bis zum Skye Museum of Island Life. Hier wird in einer Reihe von alten, strohgedeckten Häusern das karge Leben der früheren Inselbewohner gezeigt. Diese haben meist als Pächter, sogenannte Crofter, ihren Lebensunterhalt bestritten. Dabei waren die Grundstücke meist zu klein um eine Familie ohne Zusatzverdienst zu ernähren.

Nur einige hundert Meter entfernt besuchen wir noch das Grab von Flora MacDonald (1722 – 1790). Sie gilt als die am meisten verehrte Frau Schottlands. Sie hat nach der verlorenen Schlacht von Culloden dem von den Engländern mit Kopfgeld gesuchten Bonnie Prince Charlie zur Flucht nach Frankreich verholfen.

In der Zwischenzeit hat sich der Nebel verzogen und die Berge der Isle of Skye zeigen sich im Sonnenlicht. Wenige Meilen weiter zweigen wir ab und gelangen über eine sehr schmale Single Track Road mit viel Verkehr zum Quiraing, einer geologischen Formation, die hauptsächlich durch Erdrutsche entstand. Am Aussichtspunkt befindet sich ein riesiger Parkplatz, der irgendwie gar nicht zur schlechten Strasse passt. Zahlreiche Besucher wagen sich, trotz orkanartigem Wind und nassen, schmalen Pfaden, auf eine Tour im beliebten Wandergebiet.

Wir kehren wieder zurück auf die Küstenstrasse. Bei einem weiteren Halt in Portree spazieren wir zum Hafen mit der bunten Häuserzeile und ein paar Restaurants.

Die Nacht werden wir wieder auf dem Sligachan Campingplatz verbringen. Im benachbarten Pub, das 2020 für den besten Bar-Food ausgezeichnet wurde, lassen wir uns mit einem feinen Nachtessen verwöhnen. Zum Abschluss gibt es eine Auswahl von vier Highland Whiskys, die den Abend abrunden.

Samstag, 09.07.2022
vom Sligachan Campingplatz zum Loch Maree, 153 Km
Wetter: sonnig mit Wolken, 20°

Heute verlassen wir die Isle of Skye über die Skye-Bridge in Richtung Eilean Donan Castle. Die Burg steht auf einer Insel, dort wo drei Meeresarme zusammentreffen (Loch Alsh, Loch Long und Loch Duich) und ist über eine Steinbogenbrücke zugänglich. Ursprünglich wurde die Festung 1220 von den MacKenzies erbaut, 1509 den MacRaes überlassen und schliesslich 1719 von englischen Kriegsschiffen zerstört. 1913, also etwa 200 Jahre nach der Zerstörung, beschloss der MacRae Clan den Wiederaufbau nach alten Plänen, der dann 1920 bis 1932 realisiert wurde. Heute zieht das Schloss mit der einzigartigen Lage viele Touristen an. Es wurde darum auch ein grosser Parkplatz mit Shops und Restaurant errichtet. Die Burg diente auch als Kulisse in verschiedenen Spielfilmen wie «Prinz Eisenherz», «Highlander» oder «James Bond».

Im Nachbardorf Ardelve, nutzen wir den Hinweis aus dem Reiseführer auf eine deutsche Bäckerei und kaufen uns ein frisches Brot und etwas Süsses für den Nachmittagskaffee.

Danach geht es, bei Sonnenschein, weiter durch die malerischen schottischen Highlands, vorbei an bis zu 1000 Meter hohen Bergen, blauen Lochs und endlosen Heidelandschaften. Am Loch Maree finden wir am See einen schönen Übernachtungsplatz. Es ist noch früher Nachmittag und so gibt es noch einigen Verkehr auf dem Parkplatz, der auf einem alten Felssturzgebiet liegt. Obwohl auf Tafeln vor dem Verlassen des befestigten Bereichs wegen tiefen Felsspalten gewarnt wird, führen Trampelpfade durch den kleinen Wald ans Wasser und geben den Blick frei ans andere Ufer.

Am Abend wird es dann ruhiger und es bleiben nur wenige Wohnmobile die hier über Nacht stehen.

Sonntag, 10.07.2022
vom Loch Maree nach Mellon Udrigle, 52.8 Km
Wetter: meist wolkenlos, > 20°

Es ist kaum zu glauben. Heute ist keine Wolke am Himmel, richtiges Wanderwetter. Wir fahren gut gelaunt die etwa 20 Meilen bis zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour, dem kleinen Ort Poolewe am Loch Ewe. Wir finden auf dem kleinen Wanderparkplatz gerade noch eine freie Parkmöglichkeit. Schnell ist der Rucksack gepackt und die Wanderkluft angezogen.

Dann folgen wir dem Fluss Ewe. Der Fahrweg, eine Privatstrasse welche für Fahrzeuge gesperrt ist, führt durch einen schönen Mischwald. Der Waldboden ist mit Farnen und Moosen überwachsen und auch Eierschwämme sind einige zu sehen. Diese lassen wir heute aber stehen. Bald lassen wir den Wald hinter uns und wandern durch eine hügelige Heidelandschaft, vorbei an kleinen Seen (Lochs). Schliesslich erreichen wir die Kernsary Farm am tiefblauen Loch Kernsary. Den Fahrweg verlassen wir jetzt und folgen dem See auf einem schmalen und teils matschigen Pfad zurück nach Poolewe.

Es ist zwar erst 13 Uhr. Trotzdem wollen wir heute nicht mehr allzu weit fahren, sondern die Sonne geniessen. Wir haben nämlich noch eine ganze Woche Zeit für die etwa 300 Kilometer bis zur Fähre nach Orkney. An unserer Route sind allerdings, ausser Parkplätzen entlang der Strasse, keine einladenden Übernachtungsmöglichkeiten auszumachen, auf denen es sich lohnen würde den Nachmittag zu verbringen. Wir biegen deshalb in Laide, einem kleinen Ort am Meer, ab und folgen dem Wegweiser zu Campingplatz in Mellon Udrigle. Nach etwa 3 Meilen erreichen wir den Platz, der wirklich toll an einer kleinen Bucht gelegen ist. Die Fahrzeuge können auf dem weitläufigen Farmgelände irgendwo, möglichst mit Blick auf die Bucht mit weissem Strand, abgestellt werden. Es gibt hier zwar keine sanitären Anlagen (Dusche, WC), dafür kostet die Nacht auch nur 15 £. Die Entsorgungsmöglichkeiten für Campingtoilette, Abwasser und Abfall, sowie die Zapfstelle für Frischwasser sind hingegen top in Schuss und extrem sauber.

Wir duschen also im Wohnmobil und aktivieren, trotz Wind, die Liegestühle. Falls sich das Wetter einigermassen hält, werden wir noch einen weiteren Tag hier bleiben und die Ruhe und tolle Umgebung geniessen.  

Montag, 11.07.2022
ein Tag in Mellon Udrigle
Wetter: bedeckt aber trocken, starker Wind, 18°

Heute nehmen wir es gemütlich. Von unserem «Hausstrand» aus unternehmen wir eine kleine Wanderung der Küste entlang. Der Pfad führt uns durch die Heidelandschaft mit weichem Torfboden. An einigen Stellen müssen wir uns den Weg um die feuchten Schlammlöcher herum suchen. Wir wollen den Rest des Nachmittags ja nicht damit verbringen Wanderschuhe zu putzen. Von den beiden kleinen Hügeln, auf die uns der Weg führt blicken wir über die vorgelagerten Inseln und die Berge der Highlands ganz im Norden Schottlands.

Am Nachmittag setzen wir uns im Windschatten unseres Wohnmobils an die Sonne, während sich unter uns am Strand die Hündeler mit ihren Tieren spielen und sich einige «Campingplatzbewohner» ins eiskalte Wasser wagen. Die meisten tragen Neoprenanzüge, die Hartgesottenen einfach einen Badeanzug.

 

Dienstag, 12.07.2022
von Mellon Udrigle nach Ullapool, 72 Km
Wetter: sonnig mit Quellwolken, immer noch starker Wind, 20°

Heute geht es wieder ein Stück weiter. Das Wetter hält sich ganz gut. Trotz vorausgesagtem Regen scheint die Sonne, allerdings weht immer noch ein starker Wind, so dass eine leichte Jacke ganz nützlich ist.

Wir rollen gemütlich auf der A832, zum Teil der Küste entlang, zum Teil durch unbewohnte und von hohen Bergen umgebene Täler. Bei der Corrieshalloch Gorge, einer für schottische Verhältnisse, ziemliche eindrücklichen Schlucht, machen wir einen Halt und spazieren auf dem Wanderweg entlang dem steilen Abgrund. Eine Hängebrücke, mit Blick auf den Wasserfall «Falls of Measach» führt auf die andere Seite und zu einem Aussichtspunkt, der über den Rand der Schlucht hinaus gebaut ist.

Jetzt sind es nur noch wenige Meilen bis zu unserem Tagesziel Ullapool. Die kleine Stadt liegt geschützt an einem Meeresarm, der weit ins Broom-Tal hineinreicht. Am Hafen gibt es viele Restaurants, Shops und Imbissbuden, die zum Flanieren einladen. Unten am Fährhafen gibt es einen schön gelegenen Campingplatz. Dieser ist allerdings heute dem starken Wind, der vom Meer her weht, direkt ausgesetzt. Wir wählen deshalb die günstigere Variante. Beim Einkaufszentrum Tesco gibt es einen grossen Parkplatz mit Parkfeldern speziell für Wohnmobile. Für 5 £ können wir unser Fahrzeug hier 24 Stunden stehen lassen. Es ist zwar nicht romantisch, aber windgeschützt und ruhig.

Mittwoch, 13.07.2022
von Ullapool zum Leuchtturm von Stoer Head, 67.7 Km
Wetter: sonniger Start, dann viele Wolken und Regenschauer, wieder Sonne am Abend, 14°

 

Heute ist wieder eine Wanderung geplant. Und zwar zur Felsnadel «Old Man of Stoer». Wir verlassen die Hauptstrasse A835 deshalb schon bald und folgen der C1047 und später der C1003, zuerst entlang dem Ufer des Loch Lurgainn und Loch Bad a’ Ghaill nach Westen. Die C1003 ist dann nur noch für Fahrzeuge bis 8 Meter zugelassen, später sehen wir dann auch warum. Zuerst geht es kurvenreich über etliche Hügel, zwischen denen unzählige Lochs eingebettet sind. Zum Glück haben wir jetzt keinen Gegenverkehr, denn mit unseren 2.1 Metern Breite passen wir gerade noch zwischen Felswand auf der rechten und Steinmauer auf der linken Seite. Auch die Ausweichstellen sind auf diesem Streckenabschnitt seltener geworden und ich bin froh, nicht rückwärts fahren zu müssen.

Schliesslich wird die Strasse wieder breiter und wir erreichen gegen Mittag den Stoer Head mit seinem Leuchtturm, für den noch ein Mieter gesucht wird. Auch hier, scheinbar am Ende der Welt, ist der Parkplatz recht gut belegt.

Obwohl auch hier ein kräftiger Wind bläst und immer wieder ein Regenschauer nieder geht, machen wir uns für die Wanderung bereit. Der Pfad führt entlang der Klippen (zum Glück weht der Wind vom Meer her). Immer wieder müssen wir die grössten Schlammlöcher umgehen und uns einen einigermassen trockenen Weg suchen. Trotz des garstigen Wetters sind erstaunlich viele Wanderer auf der gleichen Route unterwegs. Schliesslich erreichen wir den Aussichtspunkt, von wo die Felsnadel «Old Man of Stoer» zu sehen ist. Jetzt geht es den Hügel hinauf und auf dessen Rückseite wieder zurück Richtung Leuchtturm.

Bis jetzt hatten wir Glück mit dem Regen. Eine Schauerzelle ist beim Hinweg hinter uns vorbeigezogen. Doch kurz bevor wir wieder beim Parkplatz sind, erwischt es uns doch noch. Regenjacke, Hut und Pelerine erweisen sich jetzt als nützlich. Umso schöner ist dann die warme Dusche im Wohnmobil.

Langsam leert sich auch der Parkplatz und wir können unser Brummsli auf einen ebenen Platz umstellen. Wir wollen nämlich die Nacht hier verbringen und es ist immer einfacher, wenn das Auto schön waagrecht steht.

Jetzt verziehen sich sogar noch die Wolken und wir bekommen nochmals die Sonne zu sehen. Auch der Wind lässt nach, nur das aufgewühlte Meer lässt noch erahnen wie stürmisch es noch vor kurzem war.

Donnerstag, 14.07.2022

Vom Leuchtturm von Stoer Head nach Kinlochbervie, Wanderung zur Sandwood Bay, 86.5 Km
Wetter: Sonne und Wolken, KEIN Regen, 18°

Der Wind hat sich während der Nacht gelegt und es zeigt sich heute Morgen die Sonne. Wir tuckern wieder gemächlich über die enge Küstenstrasse. Es bieten sich uns tolle Ausblicke auf das Meer mit den unzähligen kleinen Inseln auf der einen Seite und die schottischen Highlands mit genau so vielen kleinen und grösseren Seen auf der Anderen. Der Verkehr ist mässig, nur gelegentlich kommt uns ein Wohnmobil entgegen, aber das Kreuzen ist mit den vielen Ausweichbuchten kein Problem. Wir fragen uns nur, wie die Fahrer die zum Teil riesigen Fahrzeuge über schmalen Stassen und Brücken manövrieren. Auch die Steigungen von bis zu 25% haben es in sich.

In Scourie fahren wir seit langem das erste Mal wieder an einer Tankstelle vorbei und nutzen die Gelegenheit den Dieseltank aufzufüllen. Dadurch, dass wir die letzten Tage nur kurze Etappen zurückgelegt haben, fällt die Rechnung heute nicht so erschreckend hoch aus wie auch schon.

Gemäss unserem Reiseführer soll Scourie der nördlichste Ort sein, wo noch Palmen gedeihen. Wir haben allerdings bei unserer Durchfahrt keine der Pflanzen gesehen.

Schliesslich erreichen wir den Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung, einen Wanderparkplatz im kleinen Ort Blairmore. Dieser ist auch mit Toilette und Wasserhahn ausgerüstet und würde sich eigentlich ausgezeichnet als Übernachtungsplatz eignen. Overnight Parking ist allerding, zwecks Unterstützung der örtlichen Infrastruktur, nicht erlaubt. Es wird auf den Campingplatz «Old docks» in Kinlochbervie verwiesen.

Zuerst haben wir aber noch einen Fussmarsch zu einem der schönsten Strände Schottlands an der Sandwood Bay vor uns. Heute bekommen wir nicht einmal nasse Füsse. Der Wanderweg ist sehr gut ausgebaut. Bäche werden mit Trittsteinen problemlos überquert und Abflussrinnen, die mit Steinen ausgekleidet sind., verhindern, dass sich Wasser auf dem Pfad sammelt. Wir wandern durch die endlos scheinende Moorlandschaft, vorbei an verschiedenen «Lochs». Schliesslich öffnet sich der Blick gegen das Meer hin und es zeigen sich der breite Strand der Sandwood Bay mit den hohen Sanddünen und den Klippen am Ende der Bucht. Wir wandern hinunter zum Meer, spazieren dem Strand entlang, von wo aus wieder eine Felsnadel zu sehen ist und kehren in einer Schlaufe durch die mit Gras bewachsenen Dünen zum Wanderweg zurück. Der Rückweg führt über den gleichen Weg, den wir beim Hinweg gegangen sind.

Vom Wanderparkplatz sind es nur wenige Kilometer bis zum empfohlenen Campingplatz, der von der Gemeinde Kinlochbervie betrieben wird. Die Gebühr von 10 £ für die Übernachtung (ohne Strom) können wir im nahegelegenen Dorfladen bezahlen und gleich noch einiges einkaufen. Unmittelbar daneben befindet sich ein kleiner Imbiss, dessen Speisekarte am Stellplatz angeschlagen ist. Es wird hier endlich Haggis angeboten, das Elsbeth unbedingt probieren möchte. Dabei handelt es sich um eine schottische Spezialität, bei der Innereien im Schafsmagen zubereitet werden. Wir kochen also wieder einmal nicht selber. Ich versuche den Fisch-Burger mit Scampi und für Elsbeth gibt es den Highland-Burger mit Haggis. Gemäss Elsbeth schmeckt dieser ausgezeichnet, aber Schafsmagen und Innereien sind halt nicht jedermanns Sache.

Zurück im Auto, sehen wir noch ein E-Mail betreffend der Fähre auf die Orkney Islands. Das Fährschiff fällt bis zum 20. Juli aus und unsere Passage auf die Insel steht auf wackligen Beinen. Das zweite Fährunternehmen ist nämlich entsprechend gebucht. Wir haben es darum jetzt plötzlich eilig, denn der einzige Termin, den wir noch erwischen, geht Morgen Freitag um 23.30 Uhr ab Scrabster nach Stromness. Dadurch haben wir Morgen eine Strecke von etwa 150 Kilometer vor uns, haben aber auch bis 22 Uhr Zeit, wenn der Check-In beginnt.

Freitag, 15.07.2022
von Kinlochbervie nach Stromness auf den Orkney’s, 270 Km inklusive Fähre
Wetter: Sonne und Wolken, kein Regen, 18°

Wir müssen uns heute nicht allzu sehr beeilen. Wir haben zwar eine längere Strecke vor uns, aber auch jede Menge Zeit, bis die Fähre um 23.30 Uhr ablegt. Wir starten also gemütlich in den Tag, füllen unseren Wassertank und kaufen im Spar noch ein paar Flaschen Mineral mit Blöterli. An der Kasse werden wir, auf Grund unserer Coop-Tasche, wieder einmal auf Schweizerdeutsch angesprochen. Auch hierhin, scheinbar ans Ende der Welt, verschlägt es eine Schweizerin, die seit 6 Jahren hier in Kinlochbervie lebt.

Wir kehren zurück auf die A838 und obwohl es sich um eine der Hauptverkehrsachsen hier in Nordschottland handelt, ist diese nur als Single Track Road ausgebaut. Das heisst, bei relativ starkem Verkehr, ständig in die Ausweichbucht zu fahren, oder hoffen das Gegenüber tut es. Die Strecke bietet aber, besonders wie heute bei Sonnenschein, wunderbare Ausblicke auf weisse Strände, blaue Lochs und steile Klippen.

In Durness machen wir einen ersten Halt für eine Wanderung aus unserem Wanderführer, die wir mindestens teilweise unter die Füsse nehmen möchten. Bei der Ruine einer alten Kirche von 1619, die auf den Grundmauern einer noch älteren aus dem 12. Jahrhundert erbaut wurde, befindet sich der Wanderparkplatz. Auf dem alten Friedhof befindet sich auch das Massengrab der Besatzung eines Schiffes, das 1849 in den Gewässern von Cap Wrath gesunken ist.

Wir folgen dem Küstenwanderweg, durch blumenreiche Wiesen bis zu den beiden Stränden von Cap Wrath, die wir nach etwa einer Stunde erreichen. Hier dreht Elsbeth um, da sie immer noch Probleme mit ihrem Knöchel hat. Ich entschliesse mich, die Wanderung gemäss Reiseführer alleine zu Ende zu machen.

Der Wanderweg ist jetzt nicht mehr eindeutig zu erkennen. Verschiedene Spuren führen hinunter an den Strand und dann die steilen Sanddünen wieder hoch. Ich folge, zusammen mit anderen Wanderern einem Trampelpfad über einen kleinen Hügel, wo der Wanderweg über den Klippen wieder erkennbar ist. Am Ender der Bucht, weiche ich von der Route im Reiseführer ab und folge einem Wegweiser «Old Man’s Path, 2.5 Km». Dies verspricht eine Einsparung von etwa 2 Km gegenüber der Route im Buch. Allerdings verliert sich der Pfad bald und ich finde mich auf einer Kuhweide am Loch Borralie wieder. Die Mutterkühe mit ihren Kälbern beobachten mich kritisch und da auch in der Schweiz immer wieder Wanderer durch Tiere, die ihre Jungen beschützen, verletzt werden, versuche ich die Tiere in grossem Bogen zu umgehen. Endlich finde ich ein Gatter im mannshohen, Stacheldraht bewehrten Zaun und kann die Weide verlassen. Vorbei am Loch Croispol bekomme ich dann doch noch die Kirchenruine von Durnesss zu Gesicht und erreiche schliesslich den Wanderparkplatz.

Wir setzen unsere Fahrt auf der A838 fort, umfahren den kilometerlangen Fjord Loch Eriboll bis nach Tongue. Es ist erst gegen 15 Uhr und da wir noch genügend Zeit haben, zweigen wir ab auf die A836. Diese führt uns in die Einsamkeit der Highlands. Im Hinterland, weg von der Küste, scheint die Moorlandschaft endlos. Es ist weit und breit kein Haus mehr zu sehen und nur noch gelegentlich kreuzen wir ein anderes Auto. Die B873 zweigt dann bei Altnaharra nach Osten ab bis nach Kinbrace. Hier stossen wir auch auf die Trasse der Eisenbahnlinie die von Helmsdale nach Wick führt. Wir fahren wieder nach Norden und erreichen dann bald den Fährhafen von Scrabster. Hier sind allerdings keine freien Parkplätze verfügbar. Wir fahren deshalb ein paar hundert Meter weiter nach Thurso. Auf dem Parkplatz vom Lidl ist genügend Platz frei. Hier kochen wir erst einmal Spaghetti und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein. Als Migros-Kinder gehen wir sonst nie im Lidl einkaufen, müssen aber zugestehen, dass wir hier, zumindest in Schottland, das schönste Früchte- und Gemüseangebot vorgefunden haben. Da Langzeitparkierer hier nach 2 Stunden gebüsst werden können, wechseln wir den Standort und finden nochmals einen Parkplatz am River Thurso, nahe dem Stadtzentrum. Wir haben jetzt auch noch Zeit für einen Spaziergang an den Strand und in die Fussgängerzone, bevor wir wieder zum Fährhafen in Scrabster zurückkehren und uns in die Wagenkolonne einreihen.

Die Überfahrt nach Stromness dauert dann etwa 90 Minuten. An der Hafenpromenade finden wir einen Parkplatz und können dann gegen 02.00 Uhr endlich ins Bett.

 

 

Samstag, 16.07.2022
von Stromness zur Bay of Skaill, 19.6 Km
Wetter: Wolken, Sonne und ein paar Regentropfen, 20°

Nach einer für uns eher ungewohnt kurzen Nacht, machen wir zuerst einen Spaziergang durch das Hafenstädtchen Stromness. Besonders auffällig sind die vielen hübschen Gärten und Pflanzendekorationen bei den alten Steinhäusern. Auf einer Bank an der Uferpromenade können wir die Northlink-Fähre bei der Einfahrt in den Hafen beobachten. Mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit kommt sie zwischen der Landzunge bei Stromness und der Insel Graemsay durch die Meerenge und biegt in einer scharfen Linkskurve, so dass sie sich zur Seite neigt, in die Hafeneinfahrt ein.

Der weitere Tag ist jetzt geprägt von «alten Steinen». Unser erstes Ziel wäre das Hügelgrab von Maes Howe. Das Monument aus der Steinzeit kann vom Visitor-Center aus nur mit einer geführten Tour besichtigt werden. Es besteht aus aufgeschichteten flachen Steinen und die Grabkammer wird durch einen 10 Meter langen niedrigen und engen Gang betreten. Das Grab wurde schon im 12. Jahrhundert von den Wikingern geplündert und mit Runenzeichen versehen. Leider wird uns aber mitgeteilt, dass für heute bereits alle Touren ausgebucht sind. Die nette Dame am Schalter schlägt uns vor, stattdessen das Grab vom Cuween bei Finstown zu besuchen. Dieses stammt aus derselben Zeit, ist genauso beeindruckend und kann kostenlos rund um die Uhr besucht werden. Das werden wir tun, sobald wir West Mainland umrundet haben und dort vorbeikommen.

Nur wenige hundert Meter entfernt befinden sich die «Standing Stones of Stenness». Die bis zu 8 Meter hohen Steinplatten wurden vor 5000 Jahren zudem noch etwa 2.5 Meter in den Boden eingegraben. Leider hat im 19. Jahrhundert der Bauer, welcher das Land gepachtet hatte, von den ursprünglich 11 Steinen deren 7 zerstört, da sie ihm bei der Arbeit im Weg waren. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch noch die Überreste einer steinzeitlichen Siedlung.

Wieder müssen wir nur ein kurzes Stück fahren bis zum Steinkreis von Brodgar. Hier stehen 27 von ursprünglich 60 Monolithen von bis zu 4.5 Metern Höhe in einem perfekten Kreis von 100 Metern Durchmesser.

Nächster Halt, nur wenige Kilometer weiter, ist Skara Brae. Als im Jahre 1850 an der Bucht von Skaill bei einem Wintersturm die Grasnarbe von den Dünen gerissen wurde, kamen die Überreste einer jungsteinzeitlichen Siedlung zum Vorschein, welche vor 5000 Jahren errichtet wurde. Es handelt sich um das besterhaltene Dorf seiner Art in Nordeuropa. Gleich daneben befindet sich das Skaill House, ein Herrenhaus der Laird of Breckness, dessen Besichtigung im Eintrittspreis enthalten ist. Besonders beeindruckt uns aber ein riesiger Muni auf der Weide vor dem Haus. Der arme Kerl kann allerdings seiner Arbeit nicht nachgehen, denn die Kühe befinden sich auf einer Wiese auf der anderen Strassenseite. Die Tiere können nur Blick- und Rufkontakt halten.

Auf einem Strandparkplatz, nur wenige hundert Meter weiter, finden wir einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz mit Toilette und Trinkwasseranschluss. Hier verbringen wir den Nachmittag am Strand und geniessen das, trotz schlechter Prognose, schöne Wetter.

Sonntag, 17.07.2022
von der Bay of Skaill zur Scapa Bay, 75.5 Km
Wetter: bewölkt, kaum Sonne, am Abend kurzer Regenschauer, 17°

Gestern Abend hat es dann doch noch zu regnen begonnen und die ganze Nacht weht ein kräftiger Wind. Unser Auto steht glücklicherweise etwas geschützt hinter einer Düne, so dass wir die Böen nicht voll abbekommen.

Heute Morgen fahren wir nochmals ein Stück zurück zu den Klippen von Yesnaby. Die geschichteten Sandsteinfelsen ragen steil aus dem Meer. Zwischen den Gesteinsschichten sind Fossilien zu finden, die aus einer Zeit stammen als die heutigen Felsen noch der Grund eines urzeitlichen Meeres waren.

Am Nordende der Insel machen wir erneut einen Halt. Hier in Birsay stehen die Ruinen des Earl’s Palace, die wir aber nicht näher betrachten, sondern bis ans Ende der Landzunge fahren. Hier spazieren wir auf dem Küstenwanderweg ein Stück dem Meer entlang. Es geht vorbei an endlosen, sorgfältig aus Sandsteinplatten geschichteten Weidebegrenzungen, einer alten Fischerhütte und einem zur Wegmarke umfunktionierten Walknochen. Dunkel aufziehende Wolken lassen uns zum Parkplatz zurückkehren. Von hier liesse sich bei Ebbe die Wanderung auf die Insel Brough of Birsay fortsetzen. Jetzt, bei Flut, ist der Betonsteg unter Wasser.

Wir setzen unsere Fahrt fort. Obwohl heute Sonntag ist, sind kaum Autos unterwegs. Bei Evie, gegenüber der Insel Rousay, weist uns ein Schild den Weg zum eisenzeiltichen Wachturm und Dorf «Broch of Gurness». Am Schalter verlangen wir ein Ticket für «adult» (16 – 64 Jahre) und eines für «seniors» über 65. Der Mitarbeiter zeigt sich aber grosszügig und verrechnet zwei «seniors» obwohl Elsbeth ja noch viiiiiel jünger ist. Es sind kaum Besucher in der über 2000 Jahre alten Siedlung. Der vermutlich bis 12 Meter hohe Wachturm und die Wohnbauten wurden von den Pikten, den «Ureinwohnern» Schottlands errichtet und später von den Wikingern als Begräbnisstätte genutzt.

Bald erreichen wir Finstown und machen uns auf die Suche nach dem Hügelgrab von Cuween, dessen Besuch uns Gestern im Maes Howe Visitor-Center empfohlen wurde. Im Dorf selber finden wir keinen Hinweis auf die 5000 Jahre alte Ausgrabungsstätte, erst etwas ausserhalb stossen wir auf ein ausgebleichtes Schild, das uns über einen holprigen Feldweg zu einem kleinen Parkplatz führt. Von hier geht es noch ein Stück den Hügel hoch bis wir vor der eingezäunten Begräbnisstätte stehen. Über einen hölzernen Überstieg können wir den Zaun überwinden und stehen vor einem unscheinbaren Hügel. Nur eine mit Steinplatten ausgekleidete Öffnung weist darauf hin, dass hier etwas Besonderes vorhanden sein muss. In einem Holzkasten liegt eine kleine Taschenlampe, deren Batterien allerdings den Geist aufgegeben haben. Deshalb kommt die Taschenlampe am Handy zum Einsatz. Auf allen Vieren krieche ich durch den dunklen, etwa 3 Meter langen Gang und gelange in eine, ebenfalls mit Steinen ausgekleidete, Kammer, vielleicht 2 x 3 Meter gross. Hier kann ich auch wieder aufrecht stehen. An den Seiten führen noch kleinere Öffnungen als der Haupteingang in vier kleine Kammern, die als Begräbnisplätze gedient haben. Da zwänge ich mich aber nicht auch noch hinein. Mit schmutzigen Knien und Schuhspitzen krieche ich wieder ans Tageslicht.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel, der Bay of Scapa, wo wir auf dem Strandparkplatz übernachten wollen. Zuerst statten wir aber noch der Whisky-Brennerei von Scapa einen Besuch ab. Führungen können im Internet zur Zeit wegen Umbauarbeiten keine gebucht werden. Für eine Verkostung hätten wir auch erst am Dienstagnachmittag einen Termin bekommen. Da die Fähre um 16.45 gebucht ist, passt das zeitlich auch nicht. Wir sind am Eingang noch damit beschäftigt, die Covid-Hinweise zu lesen, als wir von einem freundlichen Mitarbeiter hereingebeten werden. Wir sollen damit keine Zeit verschwenden, Maskenpflicht und Abstandsregeln hatten in Schottland nie eine grosse Bedeutung. Wir sind im Moment die einzigen Kunden und die Mitarbeiter nehmen sich viel Zeit uns ihr Sortiment zu erklären. Die Scapa Distillery verwendet für das Mälzen keinen Torf, deshalb fehlt dem Endprodukt auch der rauchige Geschmack anderer Hersteller. Dafür kommen die fruchtigen Aromen besonders gut zur Geltung. Einzig ein Whisky der in Fässern gelagert wird, die mit Torfrauch behandelt wurden, weist die rauchige Note auf. Im Sortiment gibt es eine ganze Reihe von Whiskys, die aus einem einzigen Fass stammen und auch wesentlich länger als die üblichen 12 Jahre gelagert wurden. Je nachdem ob Destillate in einem Bourbon- oder Sherryfass gelagert wurden haben sie auch eine helle oder dunkle, einzelne fast schwarze Farbe. Diese speziellen Flaschen haben auch ihren speziellen Preis. Wir probieren drei verschiedene Whiskeys und entscheiden uns dann für zwei fruchtige Varianten mit 40.6 und 48.2 %, von denen wir je eine Flasche kaufen.

Bis zum Übernachtungsplatz sind es nur wenige hundert Meter. Platz ist genügend vorhanden, lediglich die Hündeler kommen und gehen und lassen ihren Tieren am Strand freien Lauf. Wir spazieren ebenfalls noch ein Stück der Bucht entlang und besuchen die Gedenkstätte für die Opfer des Schlachtschiffes HMS Royal Oak, das hier in der Bucht am 14. Oktober 1939 durch ein deutsches U-Boot versenkt wurde. Dabei verloren über 800 Matrosen und Offiziere ihr Leben.

Montag, 18.07.2022
von der Scapa Bay über den Süden der Orkneys nach Kirkwall, 107 Km
Wetter: dunstig mit Wolken und Sonne, bis 20°

Heute wollen wir den Süden der Orkneys noch ein wenig erkunden. Die Inseln unterscheiden sich von den Highlands auf dem Festland komplett. Es gibt keine schroffen Berge, sondern nur sanfte Hügel. Diese werden meist landwirtschaftlich genutzt. Dabei sind hier Kühe gegenüber Schafen eindeutig in der Überzahl. Moore und Heidelandschaften sind eher selten.

Wir fahren auf direktem Weg nach St. Margereth’s Hope, dem kleinen Hafen, wo wir ursprünglich ankommen sollten, bevor die Buchung von Pentland Ferries storniert wurde. Von hier geht es auf die Hoxa Halbinsel. Wir fahren bis ganz ans Ende der Strasse und parkieren auf dem kleinen Wanderparkplatz. Von hier spazieren wir um die Spitze der Halbinsel. Hier sind, neben einem kleinen automatischen Leuchtturm, die Überreste der Balfour Küstenbatterie aus dem zweiten Weltkrieg zu sehen. Diese sollten die Zufahrt in die Scapa Flow sichern.

Über Dämme werden die kleinen Inseln im Süden der Hauptinsel (Mainland) miteinander verbunden. In den dadurch entstandenen seichten Buchten liegen einige grosse Schiffswracks die vor sich hin rosten und als Fotosujets dienen. Wir fahren noch bis nach Burwick, wo es aber, ausser einem kleinen Hafen, nichts zu sehen gibt. Deshalb fahren wir wieder nach Norden und zwar ganz in den Nordosten von East Mainland zum Mull Head, einem Naturreservat mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Wir machen vom Wanderparkplatz aus eine Kurzwanderung auf dem Cliff Walk. Zuerst geht es an die beeindruckende Felsspalte «The Gloup». Dabei handelt es sich um eine Höhle, deren Decke teilweise eingestürzt ist und die durch eine kleine Öffnung mit dem Meer verbunden ist. Wir wandern weiter entlang den Klippen, wo verschiedene Meeresvögel nisten und einen Heidenlärm vollführen. Der Weg zum Broch of Deernes, einem Felsen auf dem die Ruine einer Kapelle steht, ist wegen einem Erdrutsch nicht begehbar. Hier kürzen wir die Wanderung ab und kehren zurück zum Parkplatz. Um 16 Uhr haben wir nämlich noch eine Führung in der Highland Park Distillery.

Wir kehren deshalb zurück zur Hauptstadt Kirkwall. Hier nutzen wir die Wohnmobilparkplätze bei den Einkaufszentren, wo auch übernachtet werden darf. Nicht sehr idyllisch, aber zentral und nicht zu laut. Bevor wir einkaufen unternehmen wir einen kurzen Spaziergang zum Hafen und in die Fussgängerzone und legen den Boden für die Whisky-Verkostung mit Sandwich und Pain au Chocolat.

Und schon geht es wieder zu Fuss los zur Brennerei, die etwa 1.5 Kilometer vom Parkplatz entfernt am Rand der Stadt liegt. Im Visitor Center wird uns zuerst ein Film über Highland Park gezeigt. Dazu gibt es eine erste Kostprobe. Danach werden wir durch die Produktionsanlagen geführt. Diese sind im Moment stillgelegt wegen Reparaturarbeiten. Vor einigen Wochen hat ein Lastwagenfahrer, der den Kranausleger versehentlich nicht eingezogen hat, grossen Schaden angerichtet. Wir werden durch die Hallen geführt, wo die Gerste gemälzt wird. Dann sehen wir mit Torf geheizte Öfen, wo das Malz wieder getrocknet wird. Highland Park besitzt ein eigenes Moor mit Torf, das mit etwa 4000 Jahren eher jung ist gegenüber den sonst üblichen 8000 Jahren. Zudem enthält es viel Erika-Einschlüsse. Das führt am Schluss zu einer nur dezenten Torfnote. Weiter geht es zu den Maischebottichen, wo das Malz mit heissem Quellwasser versetzt wird um die Stärke in Zucker umzuwandeln. Diese sind, wie die Gärbottiche aus Holz, wegen dem Produktionsausfall jetzt leer. Die Brennblasen können wir heute wegen den Reparaturarbeiten leider nicht sehen. Dafür beeindrucken die riesigen Lagerhallen, in denen tausende von Fässern für mindestens 12 Jahre gelagert werden. Die ältesten Fässer liegen dort seit 1968. Jetzt geht es in den Degustationsraum, wo wir zwei weitere Produkte aus dem umfangreichen Sortiment probieren können. Selbstverständlich erstehen wir auch heute wieder eine Flasche als Andenken und kehren zufrieden zum Wohnmobil zurück.

Die Sonne scheint jetzt so schön vom wolkenlosen Himmel, dass wir nochmals einen Spaziergang zum Hafen unternehmen und auf einer Bank die Wärme geniessen. Wer weiss wie lange das anhält.

Dienstag, 19.07.2022
von Kirkwall zurück auf das Festland und dann zum Dunnet Head, 104 Km (inkl. Fähre)
Wetter: sonnig, anfangs wolkenlos am Abend heftige Gewitter, 22°

Was für ein Tag heute. Windstill und keine Wolke am Himmel. Um 16.45 fährt unsere Fähre von Stromness nach Scrabster auf dem Festland. Wir haben also noch einige Stunden, die wir auf den Orkney’s verbringen können.

Wir schlendern wieder zum Hafen, von dort in die Fussgängerzone und schliesslich zur Sankt Magnus Kathedrale. Im Jahre 1137 wurde von Graf Rognvald, dem Neffen des Heiligen Magnus, der Grundstein für das Gotteshaus gelegt. Es gehörte damals noch zur Erzdiözese von Nidaros (Trondheim) in Norwegen. Erst 1468 wurde Orkney ein Teil Schottlands.

In der Kathedrale befinden sich die Gebeine von Magnus, der Graf von Orkney war und ermordet wurde, sowie jene von Rognvald, der ebenfalls getötet wurde. Beide wurden heiliggesprochen. Auch die Schiffsglocke der von einem deutschen Unterseeboot versenkten HMS Royal Oak befindet sich in der Kirche.

Gleich nebenan stehen die Ruinen des Earls- und des Bischofspalastes, die wir uns nur von aussen anschauen. Es ist jetzt bereits Mittag vorbei, so dass wir uns langsam auf den Weg nach Stromness machen. Einen ersten Halt machen wir an der Waulkmill Bay. Wir spazieren auf einem Trampelpfad durch Farn und Erika hinunter zum breiten weissen Strand mit dem türkisfarbenen Wasser. Fast wie in der Karibik, nur die Wassertemperatur stimmt nicht.

Weiter geht es zur St. Nicholas Church aus dem 12. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um die Ruine von Schottlands einziger mittelalterlichen Kirche mit einem runden Grundriss. Auch hier machen wir einen kurzen Spaziergang entlang dem Küstenwanderweg. Vorbei an Gerstenfeldern hinter langen Steinmauern.

Dann ist es soweit, dass wir uns am Hafen von Stromness in die Warteschlange für die Fähre einreihen können. Bei Tag ist die Fahrt vorbei an der Insel Hoy mit den hohen Klippen und der Steinsäule «Old man of Hoy» sehr eindrücklich. Bei der Hinfahrt war es ja stockdunkel.

Ursprünglich wollten wir die Nacht auf dem Campingplatz in Thurso, nahe dem Ankunftshafen, verbringen. Wir entschliessen uns dann aber, die etwa 20 Kilometer bis zum Dunnet Head zu fahren. Es handelt sich dabei um den Grossbritanniens nördlichsten Punkt auf dem Festland.

Das Wetter hat sich schon auf der Überfahrt zusehends verschlechtert und es beginnt schon bald kräftig zu Regnen. Der Leuchtturm scheint nur noch schwach durch den dichten Nebel. So verbringen wir den Abend in unserem warmen, trockenen Häuschen.

 

 

Mittwoch, 20.07.2022
vom Dunnet Head zum Duncansby Head, 34.7 Km
Wetter: Wolken, Sonne, Wind, 18°

Es ist zwar immer noch wolkig, aber doch recht freundlich heute Morgen. Es haben sich bereits etliche Vogelfreunde an den Klippen versammelt, um die dort nistenden Seevögel zu beobachten. Wir spazieren, vorbei am Leuchtturm, hoch zum Aussichtspunkt und geniessen die Aussicht auf die Inseln der Orkney’s. Hinter den Hügeln der Insel Hoy ist sogar noch die Spitze der Felsnadel «Old Man of Hoy» zu sehen.

Unser nächstes Ziel ist das Schloss of Mey, das nur wenige Kilometer entfernt an der Küste steht. In den 50er Jahren wurde das damals heruntergekommene Anwesen von Queen Mum für angelblich 100 £ gekauft und wieder in Stand gesetzt. Während Jahrzenten wurde es dann als Feriendomizil genutzt.

Obwohl wir keine Online-Reservation vorweisen können, bekommen wir einen Platz in einer der Besichtigungsgruppen. Schon beim Eingang werden wir von einer Angestellten empfangen, die uns Anekdoten über Queen Mum, ihre Hunde und verschiedene Einrichtungsgegenstände erzählt. Im Arbeitszimmer, dem Wohnzimmer und dem Esszimmer läuft es gleich ab.

So erfahren wir, dass das Protokoll für die Garderobe am Tag eine zweireihige, für den Abend eine dreireihige Perlenkette vorschreibt.

Am Esstisch mit sieben Stühlen sass die Königinmutter am Kopfende, die beiden wichtigsten Gäste links und rechts gleich anschliessend. Die anderen Gäste an den weiteren Plätzen. Die Gastgeberin hat sich dann zuerst mit der Person zu ihrer Rechten unterhalten. Der nächste Gast ebenfalls mit der Person zu seiner Rechten. So hat jeder Anwesende einen Gesprächspartner. Danach wechselte sie zu der Person zu Ihrer Linken. Und so wechselte auch für die Gäste der Gesprächspartner. Wenn weniger Gäste eingeladen waren durften Hausangestellte am Tisch mitessen.

Auf Reisen hatte die Schlossherrin immer einen Aktenkoffer mit den Fotos ihrer engsten Angehörigen dabei und hat diese aufgestellt.

Nächste Woche soll es keine Besichtigungen geben, da Prinz Charles auf dem Anwesen erwartet wird.

Nach einem Spaziergang durch den Schlossgarten stärken wir uns im Restaurant des Visitor-Centers mit Scones und Tee.

Und schon geht es weiter bis zu unserem Tagesziel, dem Leuchtturm von Duncansby Head. Es ist erst kurz nach Mittag. Die Wolkenlücken werden immer grösser und es ist angenehm war. Wieder ist eine kleine Wanderung aus dem Reiseführer auf dem Programm. Dem Küstenweg folgend geht es zuerst hinunter an eine kleine Bucht, mit weissem Strand und Sanddünen. Hier sollen sich gemäss Wanderführer viele Seehunde tummeln. Auch verschiedene Informationstafeln weisen auf die Tiere hin, die in den fischreichen Gewässern jagen und ihre Jungen grossziehen. Leider ist bei unserem Besuch aber keines der Tiere zu sehen.

Über Schafweiden mit blühenden Erika gelangen wir auf die andere Seite der Halbinsel. Hier fallen die hohen Klippen steil zum Meer ab und spektakuläre Felsnadeln, die «Stacks of Duncansby», stehen in der Brandung und bieten vielen Seevögeln Nistplätze. Die spektakuläre Landschaft ist ein beliebtes Ausflugsziel. Entsprechend bevölkert ist der Pfad auf diesem Teil unserer Wanderung. Auch der Parkplatz, mit reservierten Feldern für Wohnmobile, ist stark belegt. Erst später leert er sich nach und nach und es bleiben nur wenige, die hier übernachten.

Donnerstag, 21.07.2022
vom Duncansby Head zum Hafen von Latheronwheel, 72.8 Km
Wetter: mehrheitlich stark bewölkt aber trocken, 18°

Die ganze Nacht weht ein starker Wind und rüttelt an unseren Aufstellfenstern. So richtig ausgeschlafen sind wir daher nicht. Trotzdem packen wir unsere sieben Sachen und fahren heute Südwärts. Erstes Ziel ist das Städtchen Wick. Am Stadtrand steht ein grosser neuer Tesco mit Tankstelle mit supergünstigem Diesel für 1.89 £. Aber leider ist unser Tank noch fast voll. Dafür füllen wir unsere Vorräte im gut sortierten Einkaufszentrum wieder auf. Damit sind wir wieder für eine Woche mit dem Nötigsten versorgt.

Weiter geht es zur Landzunge von Noss Head. Dazu müssen wir den Flugplatz von Wick umfahren und ein kleines Stück nach Norden tuckern. Vom Wanderparkplatz führt ein Fussweg an die Klippen, wo die Ruinen des Sinclaire Castle stehen, dessen Ursprünge auf das 14. Jahrhundert zurückgehen. Das Schloss war lange der Stammsitz des Sinclaire Clans, bis es im 17. Jahrhundert langsam verfiel, als ein neues Herrenhaus in Thurso bezogen wurde.

Zurück in Wick machen wir auch dort einen kurzen Stopp. Das Städtchen liegt am gleichnamigen Fluss. Neben einer Whisky-Brennerei, der Old Pulteney Distillery, gibt es eine kleine Fussgängerzone. Sonst bietet der Ort nicht allzu viel. Wir fahren deshalb weiter, lassen auch ein Hügelgrab und einen Steinkreis links liegen, bis wir den Hafen von Latheronwheel erreichen. Dort sind Wohnmobile willkommen und es gibt einen schönen Picknickplatz mit Informationstafeln. So erfahren wir, dass der Hafen um 1840 zum Höhepunkt des Hering Booms errichtet wurde. Die Steinbogenbrücke, die auf den Küstenwanderweg führt, stammt aus dem Jahr 1726 und war Teil der Postponyroute, die im 18. Jahrhundert die Kommunikation zwischen dem Süden und Norden sicherstellte.

Auf dem Küstenwanderweg machen wir einen kurzen Spaziergang, und entdecken dabei eine kleine Robbenkolonie. Die Tiere haben sich unter uns auf einem Felsen am Fuss der Klippen versammelt. So kommen wir doch noch zu unseren «Seals», nachdem sie uns gestern im Stich gelassen haben.

Zurück am Hafen beobachten wir zwei Knaben, die von der Mole aus ihre Krabbenreusen leeren. Sie stellen dabei ihren Plastikeimer so nahe an den Rand, dass dieser ins Wasser fällt und aus dem Hafen getrieben wird. Mit viel Aufwand und Kletterei über die Felsen schaffen es die beiden den Kübel wieder an Land zu ziehen. Sie kehren zurück auf die Mole und stellen den Eimer wieder am selben Ort ab. Prompt fällt er wieder ins Wasser, wird dieses Mal von der Strömung aber aufs Meer hinausgetrieben und ist wohl für immer verloren, bzw. landet als Plastikmüll an irgendeinem weit entfernten Strand.

Da wir hier unten am Meer, von Klippen umgeben, weder Handy- noch Internetempfang haben, müssen wir uns anderweitig beschäftigen und planen grob die verbleibenden 1700 Kilometer die wir bis nach Hall zurücklegen wollen, wo am 12. August unsere Fähre nach Rotterdam ablegt. Da wir zwei Nächte in Edinburgh verbringen und den Campingplatz sicherheitshalber reservieren möchten, müssen wir wissen wann wir dort sein werden. Wir legen uns auf den 2.8. – 4.8. fest, dann bleibt uns noch etwa eine Woche für die Strecke von Edinburgh bis nach Hull.

 

 

Freitag, 22.07.2022
vom Hafen von Latheronwheel zum Tarbat Ness Leuchtturm, 110 Km
Wetter: Sonne und Wolken, 18°

Auf der A9 geht es zügig südwärts. Allerdings ist es eher unangenehm zu fahren, denn auf der wichtigen Strasse herrscht reger Verkehr, und da ist nichts mit gemütlich und gemächlich durch die Landschaft tuckern. In Helmsdale, einem hübschen kleinen Fischerdorf machen wir einen ersten Halt. Nach langem Suchen finden wir den im Reiseführer erwähnten Wasserhahn am Hafen und füllen unseren Wassertank wieder auf.

Dann geht es weiter bis zum Dunrobin Castle, dem Sitz der Sutherland’s. Eigentlich war die Absicht auf den Besuch zu verzichten. Schloss ist schliesslich Schloss. Doch das imposante Gebäude mit seinen Türmen ist schon von Weitem zu sehen. Wir biegen also doch noch ab und fahren auf den grossen Besucherparkplatz.

Die Sutherland’s leiden heute noch unter dem schlechten Ruf, den sich ihre Vorfahren durch die rücksichtslose Highland Clearance erworben haben. Dabei wurde die angestammte Bevölkerung der Highlands, landlose Bauern und Pächter, gewaltsam vertrieben und ganze Dorfgemeinschaften aufgelöst um die flächendeckende Schafzucht zu ermöglichen. Die Menschen wurden oft zwangsweise auf Auswanderungsschiffe gebracht und nach Amerika oder Australien geschafft. Entsprechend pompös und feudal zeigt sich das Schloss mit seinen 189 Zimmern, wovon ein Teil heute noch bewohnt wird.

Wir kommen gerade rechtzeitig zur Demonstration in der Falknerei. Auf unterhaltsame Art werden den Besuchern die Fähigkeiten verschiedener Raubvögel demonstriert.

Nach einem Spaziergang durch den riesigen Garten starten wir den Rundgang im Schloss. Wir sind beeindruckt. Die prächtigen Räume mit den Stuckdecken und aufwändigen Holzschnitzereien sind absolut sehenswert. Dagegen wirkt das Castle of Mey von Queen Mum wie eine armselige Hütte.

In Dornoch, das im Reiseführer als «puppiges» Städtchen zur Besichtigung empfohlen wird, machen wir den nächsten Halt. Vorbei an der Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert und dem Bischofspalast, der heute als Hotel genutzt wird, machen wir eine Runde durch den Ort. Die gepflegten Häuser sind alle aus dem gleichen gelb-braunen Stein gebaut.

Weiter geht es auf dem Damm über den Dornoch Firth nach Tain. Auch hier legen wir einen Stopp ein und sehen uns im Shop der Glenmorangie Whisky-Distillery um und kaufen uns eine Kostprobe. So langsam müssen wir mit den Whisky-Brennereien etwas kürzer treten. Es liegen allerdings noch einige bekannte Namen an unserer Route.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Leuchtturm von Tarbat Ness. Vorbei an Gerstenfeldern, wir wissen jetzt wozu die Gerste verwendet wird, erreichen wir den Parkplatz am Ende der Landzunge. Der Leuchtturm wurde nach einem Unwetter im Jahre 1826 gebaut, als im Sturm 26 Boote sanken.

Wir machen einen Spaziergang um die Spitze der Halbinsel, die von blühenden Erika bewachsen ist. Auf Schautafeln lernen wir, dass hier in den Gewässern Delphine, Minkwale und Robben zu finden sind.

Wie schon an anderen Orten, steht auch hier am Parkplatz eine gesicherte Kassette. Die Pick-Nick-Plätze und Sitzgelegenheiten werden von freiwilligen aus der lokalen Bevölkerung gepflegt und in Stand gehalten. Deshalb werden Besucher um eine freiwillige Spende zur Unterstützung gebeten. Heute klopft sogar ein älterer Herr an der Campertür und drückt uns ein Informationsblatt in die Hand, mit der Bitte, ihre Arbeit zu unterstützen. Jetzt kann man ja fast nicht «nein» sagen und so geben wir 5 £ in die Sammelbüchse.

Samstag, 23.07.2022
vom Tarbat Ness Leuchtturm über Inverness nach Drumnadrochit, 115 Km
Wetter: Sonne, Wolken, Regen, 18°

Den Tag starten wir heute mit sonnigem und mildem Wetter. Wir machen deshalb nach dem Morgenessen nochmals einen kurzen Spaziergang zum Leuchtturm. Dabei sehen wir einige Robben, die ihre Köpfe kurz aus dem Wasser strecken um dann wieder abzutauchen, ohne dass wir sie wiederentdecken.

Dann geht es zurück auf die A9 auf der wir bald Inverness, die Hauptstadt der Highlands, erreichen. Vorerst fahren wir aber nicht ins Zentrum, sondern an der Stadt vorbei bis zum Visitor-Center beim Schlachtfeld von Culloden. Die Schlacht von Culloden steht in Schottland als Synonym für den Untergang der Highland-Clans und der nationalen Selbstbestimmung. Am 16. April 1746 erlitten die von Bonnie Prince Charlie angeführten aufständischen Jakobiten-Truppen eine vernichtende Niederlage gegen die zahlenmässig überlegene Armee des Herzogs von Cumberland. Bonnie Prince Charlie kam aus Frankreich nach Schottland um den Anspruch der Stuart’s auf die schottische Krone durchzusetzen. Es gelang ihm die Mehrzahl der schottischen Clans hinter sich zu scharen und er errang einen Sieg nach dem anderen. Schliesslich standen seine Truppen kurz vor London, als die Clans entschieden nach Schottland zurückzukehren. Die Truppen des Herzogs von Cumberland nahmen die Verfolgung der kriegsmüden Schotten auf, und stellten sie schliesslich im Moor von Culloden. Die weite Ebene war wie geschaffen für die straff organisierte Armee Cumberlands und Gift für die wilden Highlander. Nach einer Stunde war alles vorbei, 1200 von ihnen verloren ihr Leben. Es gab keine Gefangenen und die geflohenen wurden erbarmungslos verfolgt. Bonnie Prince Charlie entkam und es gelang ihm, mit Hilfe der legendären Flora Mac Donald, die Flucht nach Frankreich. In der Folge wurde die gälische Sprache, das Tragen von Kilts und das Spielen des Dudelsacks für Jahre verboten.

Nach dem Besuch der modernen Ausstellung und einer Führung über das Schlachtfeld und die Gedenkstätten bei den Massengräbern fahren wir ins Zentrum von Inverness. Dort spazieren wir durch die Fussgängerzone, zum Schloss und an den River Ness. Die geschäftige Stadt mit viel Verkehr und einem dichten Strom an Fussgängern in den autofreien Bereichen, macht uns, nach den eher gemächlichen und ruhigen Wochen, ganz konfus. So sind wir froh dem Trubel der Stadt wieder entfliehen zu können. Wir folgen dem Caldedonian Canal, der den Nordteil vom Süden Schottlands trennt bis zum bekannten Loch Ness. An dessen Ufer liegt Drumnadrochit mit dem «Loch Ness Monster Exhibition Centre». Dieses lassen wir aber vorerst links liegen und fahren ein Stück weiter bis zum Campingplatz auf der Borlum Farm, wo wir die Nacht verbringen werden.

In der Zwischenzeit hat es zu regnen begonnen, so dass wir uns mehrheitlich im Wohnmobil aufhalten und Elsbeth die vorhandene Waschmaschine nutzt um einen Teil der Schmutzwäsche zu waschen.

Sonntag, 24.07.2022
von Drumnadrochit zum Loch Morlich im Glenmore Forest Park, 202 Km
Wetter: Sonne und viel Regen, max. 17°

Heute läuft unser Tag nicht ganz nach Plan. Wir starten bei schönstem Sonnenschein. Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen und eine weiter Wanderung in den Highlands unternehmen. Vom Campingplatz geht es zurück ins Dorf Drumnadrochit, vorbei am Loch Ness Museum mit der Monster Ausstellung und dem Nessieland. Dort zweigen wir ab in Richtung Loch Affric, den wir in einer etwa vierstündigen Wanderung umrunden wollen. Mit der Sonne im Rücken schauen wir skeptisch vorwärts in die wolkenverhangenen Berge, bis wir nach etwa 20 Kilometen das breite Tal des River Glass erreichen, wo der Fluss in weiten Schlaufen durch die Ebene mäandert. Vor uns baut sich eine dunkle Regenfront auf, während hinter uns immer noch die Sonne scheint. So entschliessen wir uns umzudrehen um ein anderes Wanderziel am Loch Ness anzufahren.

Bald sind wir wieder, bei blauem Himmel und Sonnenschein, in Drumnadrochit und brausen entlang dem etwa 40 Kilometer langen Loch Ness. Doch je weiter wir nach Südwesten in die Highlands fahren, umso düsterer wird das Wetter und schliesslich fällt auch hier starker Regen. Uns ist die Lust auf Wandern jetzt vergangen und so verlassen wir in Spean Bridge, kurz vor Fort William, wo wir schon Ende Juni waren, den Kaledonischen Graben und tuckern auf der A86 nach Nordosten Richtung Nordsee. Am Loch Laggan ist jetzt erst einmal eine Mittagspause fällig. Wie üblich, da wir ja unser Gewicht halten wollen, gibt es nur ein Joghurt mit etwas «Alpen Muesli» nach Originalrezept aus dem Tesco.

Tatsächlich lässt der Regen jetzt auch nach und es scheint, dass die Sonne mit aller Kraft versucht die Wolken zu vertreiben. Wir haben für die Mittagspause auf einem Wanderparkplatz angehalten und so machen wir uns rasch parat für einen kurzen Spaziergang. Vorsichtshalber packen wir aber die Pelerinen und Regenhosen in unsere Rucksäcke. Auf der Informationstafel sind verschiedene Rundwege eingezeichnet und so wählen wir den «Otterweg». Es geht einem Bach entlang durch einen moos- und farnbewachsenen Wald. Doch schon bald fängt es wieder an zu regnen und unsere Regenbekleidung kommt zum Einsatz. Trotzdem nutzen wir einen Unterstand um das Nachlassen der Niederschläge abzuwarten.

Hier hat auch ein Franzose, der mit dem Fahrrad unterwegs ist, Schutz gesucht. Der arme Kerl, der durch ganz England bis nach Schottland hochgefahren ist, ist total durchnässt. Er erzählt uns, wie froh er ist, dass hier in Schottland das Wildcampen, im Gegensatz zu England, erlaubt ist. So kann er eine Menge Geld sparen, denn Grossbritannien sei generell viel teurer als Frankreich. Zudem müsse er schauen, dass er immer genügend Nahrungsmittel bei sich habe, da die Distanzen zwischen den Ortschaften und somit die Einkaufsmöglichkeiten ganz andere sind als auf dem Kontinent.

Schliesslich verabschieden wir uns und setzten unseren Spaziergang fort, denn es sieht nicht so aus als ob sich das Wetter bessern würde. Die Pfosten mit den Otter-Zeichen führen uns zurück zum Parkplatz, wo wir erst einmal unsere Regenausrüstung zum Trocknen aufhängen.

Bevor es weiter geht, schauen wir im Reiseführer nach Vorschlägen für einen Übernachtungsplatz und entscheiden uns für einen Parkplatz im Skigebiet Cairngorm oberhalb des Glenmore Forest Parks. Die Koordinaten sind eingegeben uns so brausen wir los. Schon bald überholen wir unseren Franzosen, der durch den strömenden Regen radelt. Da sind wir schon froh im warmen und trockenen zu sitzen

Je weiter wir nach Osten kommen, umso besser wird das Wetter und schon bald ist die Strasse trocken und es zeigt sich sogar der blaue Himmel. Kurz vor Aviemore biegen wir ab und erreichen das beliebte Wander- und Mountainbike-Gebiet im Glenmore Forest. Es geht durch wunderschönen Bergwald zum Loch Morlich. An dessen Ufer reiht sich Wanderparkplatz an Wanderparkplatz, allerdings alle mit Übernachtungsverbot. Es ist wirklich sehr schön hier. Deshalb vergessen wir den Parkplatz im 400 Meter höher gelegenen Skigebiet und steuern den Glenmore-Campingplatz am östlichen Ufer des Loch Morlich an. Hier gibt es einen riesigen Sandstrand, wo sich die Wassersportler (in Neoprenanzügen) tummeln.

Zwar beginnt es auch hier bald zu regnen, aber vorher reicht es noch für einen Spaziergang durch den schönen Nadelwald und an den See.

 

Montag, 25.07.2022
vom Loch Morlich im Glenmore Forest Park nach Aberlour, 119 Km
Wetter: viele Wolken, Regen, wenig Sonne, 15°

Die ganze Nacht hat es geregnet, das Wasser sammelt sich in riesigen Lachen.

Wir fahren doch noch hoch zum ursprünglich vorgesehenen Übernachtungsplatz, etwa 400 Höhenmeter weiter oben beim Skigebiet in den Bergen. Die Aussicht auf den Glenmore Forest Park wäre gestern Abend, bei schönem Wetter, sicher schön gewesen. Heute blicken wir aber nur auf dichten Nebel.

Wir kurven wieder runter ins Tal und sind erstaunt, wie wenig sich die Schotten von schlechtem Wetter beeindrucken lassen. Auf den schönen Wegen im Wald tummeln sich Wanderer und Biker, schliesslich kann man ja nur nass werden und was gibt es Schöneres als eine heisse Dusche, wenn man durchnässt nach Hause kommt.

Wir folgen dem River Spey auf der B970 bis zum Osprey Center am Loch Garten, einem Vogel- und Naturschutzgebiet. Vom Parkplatz aus führt ein Wanderweg zum Center, von wo aus mit fest justierten Fernrohren das Brutgeschäft von Fischadlern beobachtet werden kann. An Futterstationen sind die verschiedensten Waldvögel zu beobachten. Besondere Freude würden den Engländern die Sichtung eines roten Eichhörnchens machen. Diese sind nämlich in grossen Teilen Grossbritanniens selten geworden, da sie von den eingeschleppten grauen amerikanischen Hörnchen konkurrenziert werden. Der Mitarbeiter mit dem ich mich unterhalte, freut sich, dass die «red squirells» wenigstens in der Schweiz noch zahlreich anzutreffen sind.

Wir befinden uns jetzt auf dem «Malt Whisky Trail», denn an den Ufern des Flusses Spey hat sich eine Vielzahl von Brennereien angesiedelt, allerdings bieten nicht alle Besichtigungstouren und Verkostungen an. Diese müssen ohnehin vorgängig online gebucht werden. Wir sind in erster Linie auch nur daran interessiert ein Foto des Firmenlogos zu schiessen und die Shops zu sehen, in denen die Produkte wie Juwelen präsentiert werden. Und so schauen wir vorbei bei Tormore, Cragganmore, Ballindalloch, Glenlivet, Tamdhu, Knockando und Cardhu, dem Hersteller von Jonny Walker. Das ist zwar ein Blended Whisky, also eine Mischung verschiedener Whisky, aber auch der meistverkaufte Scotch Whisky weltweit. Die Distillery die 1811 von einer Frau gegründet wurde, brennt allerdings auch Single Malts.

Zwischendurch machen wir noch einen Abstecher zum Schloss der Besitzer der Ballindalloch Distillery, der Familie Macpherson-Grant. Schon zu Beginn der 1.5 Kilometer langen Einfahrt ist die Eintrittsgebühr zu bezahlen. Als erstes verpflegen wir uns im schönen Tearoom und spazieren dann durch den sehr gepflegten Park mit Steingarten und romantischem Rosengarten. Die Kanten des englischen Rasens sind penibel genau und schnurgerade abgestochen. Bis jetzt haben wir Glück und wir werden vom Regen verschont, sogar die Sonne zeigt sich von Zeit zu Zeit. Doch beim Spaziergang auf dem Rundweg an den Fluss Spey müssen wir kurz unter den riesigen, in voller Blüte stehenden und betörend duftenden, Linden Schutz suchen bevor wir den Parkplatz wieder erreichen und die lange Zufahrt zur Strasse zurückfahren.

Bevor wir unser Tagesziel Aberlour erreichen, fahren wir auch noch an der Macallan Distillery vorbei. Das ist der erste Single Malt, den ich vor Jahren gekauft habe. Allerdings ist hier der Besuch nur auf Voranmeldung möglich.

Auf einem Parkplatz am Ufer des River Spey werden wir die Nacht verbringen. Ganz in der Nähe befindet sich die Walkers Shortbread Ltd. Die im Schottenmuster verpackten und vor Butter triefenden Guetzli sind auch bei uns in der Schweiz recht beliebt.

Am Abend zeigt sich das Wetter nochmals von der angenehmen Seite, es wird richtig sonnig. Wir machen deshalb einen Spaziergang zu den Wasserfällen am Flüsschen «Burn of Aberlour», an dessen Ufer auch die Brennerei Aberlour liegt. Diese ist allerdings wegen vielen Covid 19 Fällen geschlossen.

Dienstag, 26.07.2022
von Aberlour nach Cullen, 67 Km
Wetter: anfangs regnerisch, dann sonnig, 18°

 

Das Wetter weiss noch nicht so recht, was es heute will. Beim Aufstehen und Morgenessen regnet es immer mal wieder. Doch schon beim Losfahren zeigen sich erste blaue Lücken in der Wolkendecke.

Bevor wir Aberlour verlassen, schauen wir noch beim Metzger vorbei, den wir gestern beim Abendspaziergang entdeckt haben und kaufen uns ein paar Lammkoteletten. Im Laden ist auch noch eine Bäckerei integriert, darum nehmen wir gleich noch ein frisches Brot dazu.

Heute haben wir weiter den «Malt Whisky Trail» abzuarbeiten. Wir biegen deshalb von der Hauptstrasse ab und fahren in Richtung Dufftown, dem Standort des führenden Whiskyherstellers hier in der Gegend, zu Glenfiddich. Das sind die mit den dreieckigen, grünen Flaschen und dem Hirsch auf dem Etikett. Allerdings sind die Brennerei und der Shop nur von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Es bleibt uns also nur ein kleiner Spaziergang durch das Werksgelände. Wir wissen nicht genau, ob erlaubt oder nicht, werden aber von niemandem angehalten. Das Tor zur Halle mit den Brennblasen steht offen und so schiessen wir noch ein paar Fotos.

Dann geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück. Dabei machen wir einen Stopp bei der Speyside Cooperate Ldt. Hier werden nach alter Böttcher-Tradition Eichenholz-Whisky-Fässer hergestellt, repariert und erneuert. Allerdings ist auch hier ohne Onlinebuchung eine Besichtigung nicht möglich. Wir sollten es langsam wissen. Es bleibt uns also nur ein Rundgang durch den Shop und ein Blick über den Zaun auf das riesige Lager mit neuen und reparierten Fässern.

Bevor wir das Tal des River Spey wieder erreichen gibt es noch einen Zwischenstopp bei der Craigellachie Distillery. Die lassen zwar keine Besichtigungen zu, haben aber im Brennraum grosse Rolltore die weit offen stehen und von der Strasse aus einen schönen Blick auf die kupfernen Brennblasen zulassen.

In Rothes steht unser vorerst letzter Besuch in einer Brennerei an. Bei Glen Grant werden wir im Visitor-Center freundlich empfangen und auf unsere Frage, ob Besichtigungen auch ohne Reservation möglich sind, bekommen wir eine positive Antwort. Hier wird, sobald sich einige Interessenten zusammengefunden haben, die Gruppe durch die Anlagen geführt. Das ist nach unserem Geschmack, ohne minutiöse Planung und Zeitmanagement einfach vorbeikommen und sich alles zeigen lassen. Wir können uns auch gleich einer kleinen Truppe anschliessen, sind jetzt acht Personen und werden von einer charmanten Mitarbeiterin aus dem Visitor-Center angeführt.

Glen Grant wurde 1840 von zwei Brüdern gegründet und befindet sich jetzt im Besitz von Campari. Deshalb weht auf dem Firmengelände auch die italienische Fahne. Seit den 1970er Jahren wird das Malz nicht mehr mit Torffeuern, sondern mit heisser Luft getrocknet. Das Endprodukt hat deshalb, wie die meisten Whiskys in der Speyside, keinen rauchigen Geschmack, sondern wird dominiert von den Aromen die aus den Bourbon-, Sherry-, Portwein oder neuen Eichenfässern übernommen werden. Die Maische wird bei Glen Grant nicht in verschiedenen kleinen Stahlbottichen, sondern in einem einzigen grossen hegestellt, der bis zu 60'000 Liter fasst. Die dort entstandene zuckerhaltige Würze wird in hölzerne Gärbottiche umgepumpt. Diese sind 8 Meter hoch und fassen 91'000 Liter. Befüllt werden sie allerdings nur mit dem Inhalt des Maischebottichs, da beim Gärprozess, durch das entstehende CO2, Schaum gebildet wird. Für die Gärung stehen 10 Gärbottiche zu je 91'000 Liter zur Verfügung. Im Brennraum sind dann 8 riesige Brennblasen bereit, die vergorene Flüssigkeit von anfangs 8% Alkohol auf 26% nach der ersten Destillation und auf 69% Alkohol nach der zweiten Destillation zu konzentrieren. Gemäss Gesetz muss das Destillat dann mindestens 3 Jahre in Eichenfässern gelagert werden um sich Whisky nennen zu dürfen und der Alkoholgehalt muss mindestens 40% betragen.

Nach so vielen Informationen bekommen wir dann natürlich auch eine Kostprobe. Da inzwischen die Sonne scheint, setzen wir uns auf die Terrasse und bekommen zwei Gläser zur Degustation. Da ich noch fahren muss, rieche ich nur an meinen Gläsern, nehme einen kleinen Schluck bei Elsbeth und fülle meine Proben in kleine Glasfläschchen ab, um den Inhalt später zu trinken. Es ist ja noch nicht einmal Mittag und das Hochprozentige zeigt schnell seine Wirkung. Nicht ohne Grund stehen am Ausgang aller Distillerien Warntafeln, die in verschiedenen Sprachen darauf hinweisen, links zu fahren. Ausserdem gibt es auch in Schottland Alkoholgrenzwerte für Autofahrer.

Schon bald erreichen wir wieder das Meer. An der Mündung des River Spey, der hier eine beachtliche Breite erreicht hat, besuchen wir das Dolphin Center. Das kleine Flussdelta bietet Lebensraum für Otter und eine Vielzahl von Wasservögeln und vor der Küste sollen hier häufig Wale und Delphine zu sehen sein. Heute ist das Meer allerdings sehr unruhig. Die hohen Wellen schlagen an den Kiesstrand und die vom Wasser bewegten Kieselsteine machen einen ziemlichen Lärm. Für heute sind deshalb auf der Tafel im kleinen Ausstellungsraum noch keine Sichtungen von Meeressäugern eingetragen. Wir vertreten uns daher noch auf dem Uferweg entlang des Spey die Beine bevor wir weiter der Küste entlangfahren. Viele hübsche Fischerdörfer mit alten Häfen sind hier in den Buchten unterhalb der Klippen anzutreffen. Allerding ist mit grossen Wohnmobilen Vorsicht geboten, denn die Strassen sind in einigen Orten sehr schmal, oft zugeparkt und die Kurven eng.

Wir finden in Cullen einen schönen Stellplatz beim Hafen mit Sicht auf das Meer. Gleich nebenan befindet sich auch noch ein grosser Tierfriedhof, wo viele kleine pelzige Lieblinge, vom Meerschweinchen bis zum Hund, begraben sind.

Bei Angenehmen Temperaturen spazieren wir ins Dorf, kaufen bei einem Fischhändler kalt- und warmgeräucherten Lachs, sowie eine Portion Cullen Skink. Das ist die hiesige Fischsuppe aus geräuchertem Haddock (Schellfisch), Kartoffeln und Rahm. Die werden wir uns Morgen zum Mittagessen warm machen. Wir deponieren alles im Kühlschrank und spazieren dann auf dem Küstenpfad noch ein Stück dem Meer entlang, setzen uns auf eines der vielen Bänkchen und tanken etwas Sonne auf Vorrat.

Mittwoch, 27.07.2022
von Cullen nach Stonehaven, 172 Km
Wetter: Wolken und Sonne, 20°

Von unserem Schlafplatz in Cullen tuckern wir gemütlich auf dem »Coastal Trail East». Doch schon nach wenigen Kilometern zweigen wir ab und folgen dem Wegweiser zum Findlater Castle. Auf einem schmalen Asphaltband geht es, vorbei an Freilandschweinen auf ihrer grossen Wiese, zu einem Bauernhof. Hier ist Schluss, die Schilder «no vehicels beyond this point», weisen einem recht deutlich an, das Auto auf dem kleinen Wanderparkplatz abzustellen. Zu Fuss marschieren wir der Küste entgegen und erreichen bald den Aussichtspunkt, von wo die Ruine des Schlosses aus dem 14. Jahrhundert zu sehen ist. Die Mauerreste stehen auf einem Felsvorsprung der ins Meer hinausragt. Gemäss Informationstafel war die Burg vermutlich über zwei Brücken erreichbar und wurde auch über eine Anlegestelle in der Bucht am Fuss des Burghügels mit Waren versorgt. Im 17. Jahrhundert wurde das Gebäude aufgegeben uns ist langsam verfallen.

Nächster Halt ist im Hafenstädtchen Portsoy. Hier ist der alte Hafen aus dem 17. Jahrhundert sehenswert. Und schon geht es weiter nach Banff, wo der im Reiseführer erwähnte Aussichtspunkt eher enttäuschend ist. Auffällig sind hier vor allem die vielen neuen Einfamilienhäuser direkt am Meer.

Gemütlich und bei wenig Verkehr fahren wir weiter auf der schmalen Küstenstrasse. Nach dem Ort Gardenstown zweigt eine noch schmalere Strasse ab zum Dorf «Crovie». Schon hier warnt eine Tafel, dass die Strasse für grosse Fahrzeuge ungeeignet ist. Auch in unserem Reiseführer wird dringend davor gewarnt, ins Dorf hinunter zu fahren, es wird aber auf einen kleinen Parkplatz bei einem Aussichtspunkt hingewiesen. Diesen erreichen wir auch, bevor die Strasse steil zum Meer hinunter abfällt. Wir staunen nicht schlecht, von den vier Fahrzeugen die sich hierher verirrt haben, sind drei, alles Wohnmobile, aus der Schweiz. Wir als Aargauer, ein Schottlandfan aus Luzern mit Frau und 4 Hunden und ein Rentnerpaar aus dem Wallis auf Langzeitreise.

Von einer Aussichtskanzel haben wir einen schönen Blick auf die Häuserzeile, die auf einem Absatz zwischen Meer und Klippenrand steht. Das Dorf wurde im 18. Jahrhundert durch Vertriebene der Highland Clearances gegründet und war schon damals mit vielen harten Einzelschicksalen verbunden. Besonders hart traf es die Bewohner aber in der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1953, als ein Sturm in Hurrikan-Stärke der ganzen Küste Verwüstung brachte. Crovie wurde fast vollständig zerstört und viele Bewohner verloren ihr Leben. Trotzdem wurde der Ort wieder aufgebaut und entwickelte sich vom Fischerdorf zu einem Ferienort.

Nächstes Ziel ist Pennan, ein weiteres Fischerdorf, das 1983 als Kulisse für den Forsythe-Film «Local Hero» diente. Auch hier wird auf einer Tafel davor gewarnt mit grossen Fahrzeugen und Wohnmobilen die steile Strasse hinunter zu fahren. Wir stellen unser Brummsli deshalb oben an der Küstenstrasse ab und gehen die paar hundert Meter zu Fuss. Keine schlechte Entscheidung, denn auf der schmalen und kurzen Uferpromenade zwischen Meer und Häuserzeile gibt es kaum Park- und Wendemöglichkeiten. Dafür steht dort noch die rote Telefonkabine, die 1983 im Film eine Rolle gespielt hat.

Langsam wird es Zeit für die Mittagspause. Wir gehen also wieder los zu unserem Wohnmobil. Ein Stück weiter fahren wir wieder hinunter ans Meer und finden an der Aberdour Beach einen schönen Picknickplatz. Hier machen wir die Fischsuppe «Cullan Skink» warm, die wir gestern gekauft haben. Die schmeckt ganz gut mit dem geräucherten Schellfisch.

In Fraserburgh ergibt sich die Gelegenheit in einem grossen Einkaufszentrum die Vorräte für die nächsten Tage aufzufüllen. Danach brausen wir auf der teils zweispurigen Strasse an Aberdeen vorbei nach Süden. In Stonehaven haben wir am Hafen einen Parkplatz als Tagesziel im Visier. Dieser erweist sich allerdings als Niete. Im Reiseführer wird zwar darauf hingewiesen, dass er nur für Fahrzeuge bis 6.5 Meter Länge geeignet ist. Aber schon die Zufahrt erweist sich als Knacknuss und auf dem engen Platz ist dann keine Lücke zu finden. Wir suchen daher nach einer Alternative in der Nähe. Ein Wanderparkplatz im nahen Wald scheint erfolgversprechend. Zwar führt uns das Navi zuerst in eine Sackgasse, doch schliesslich finden wir eine fahrbare Strasse zu unserem Ziel. Es gibt auch genügend Platz, obwohl der Wald bei Hundehaltern sehr beliebt zu sein scheint. Denn es herrscht den ganzen Abend ein Kommen und Gehen von Hündelern die mit ihren Lieblingen hier spazieren gehen.

Auch wir machen eine Runde auf einem markierten Rundweg. Dabei stossen wir auf ein «Muschelhaus», welches eine mysteriöse Lady Kennedy zwischen 1800 und 1820 für ihre 10 Kinder bauen liess. Ein Stück weiter finden wir am Bach auch noch «Lady Kennedy’s Bath», ein künstlich angelegtes Steinbecken, das der Frau eines Lords als Bad gedient habe soll.

Donnerstag, 28.07.2022
von Stonehaven zum Balmoral Castle in Crathie, 88.6 Km
Wetter: Wolken, Sonne und ein paar Regentropfen, 20°

Heute werden wir wieder durch die Hündeler geweckt, die ihre Tiere zum Morgenspaziergang ausführen.

Ganz in der Nähe steht die Ruine des Dunnottar Castle, das auf einem Felsen über dem Meer thront. Die Burg galt einst als sicherster Ort in Schottland, deshalb wurden die schottischen Kronjuwelen hier aufbewahrt. Der schottische Freiheitskämpfer Edgar Wallace hat hier auch die Kapelle, voll mit britischen Soldaten, in Brand gesteckt.

Jetzt geht es wieder weg von der Küste und wir fahren über die Hügel ins Tal des Flusses Dee. In Banchory machen wir Pause, verpflegen uns und schauen uns die Bridge of Feugh und die Falls of Feugh an. Bei der alten Steinbrücke sprudelt das Flüsschen Feugh über die Felsen dem River Dee entgegen. Hier sollen auch schon springende Lachse beobachtet worden sein.

Weiter geht es durch Kincardin O’Neil, dem ältesten Dorf der Deeside, über Aboyne und Ballater in Richtung Braemar. Hier auf der Strecke dreht sich alles um die königliche Familie. 1848 kaufte Queen Victoria das Balmoral Castle, worauf die Highlands in der britischen Gesellschaft plötzlich hoch im Kurs waren. Alles Schottische wie die Tartans (karierte Clan-Stoffe), Kilts und Dudelsäcke erfuhren eine Renaissance und gutbetuchte Engländer machten in den Highlands Urlaub. Die Royals nutzen Balmoral Castle im Sommer als Feriendomizil. Oft wird mit dem Hinweis «By Royal Appointment» geworben, was die Läden als Hoflieferanten ausweist. So kann es einem schon so gehen, wie dem Autor unseres Reiseführers bei der Bäckerei Chalmers, dass der Wunsch nach dem «Famous Balmoral Bread» nicht erfüllt werden kann, da alles ins Schloss geliefert wurde.

Wir haben eigentlich schon genug Schlösser besichtigt, aber das Feriendomizil der Queen wollen wir uns doch nicht entgehen lassen. So zahlen wir die 15 £ Eintritt pro Person und folgen dem Audioguide auf der Tour rund um das Castle. Die Einfahrt ist gesäumt von einem Wald mit alten Mammutbäumen und Riesentannen, die mit ihren gewaltigen und geraden Stämmen hoch in den Himmel ragen.

Weiter geht es durch den Bio-Gemüsegarten und den Blumengarten. Gemäss Erklärungen aus dem Audioguide muss hier in der Gegend, ausser im August, das ganze Jahr mit Frost gerechnet werden. Das stellt die Gärtner vor ganz besondere Herausforderungen.

Die Zimmer des Schlosses können vom Publikum nicht besichtigt werden. Nur der Ballsaal steht der Öffentlichkeit offen. Dort werden Fotos und Kleider der Queen und ihrer Familie ausgestellt.

Es ist noch früh am Nachmittag und das Wetter hält sich recht gut. Auf dem 20'000 Hektaren grossen Anwesen (wenn ich richtig gerechnet habe, sind das 2 Quadratkilometer) sind verschiedene Spazierwege ausgeschildert. Und so wandern wir etwa zwei Stunden durch den königlichen Wald.

Das Schloss kann nur noch bis zum 2. August besichtigt werden, da es danach wieder von der königlichen Familie genutzt wird. Dann steht ein Streifenwagen vor der Einfahrt und Polizisten patrouillieren auf Mountainbikes. Den Fans der Queen bleibt dann nur die Hoffnung, ihr Idol beim sonntäglichen Kirchgang an der Crathie Parish Church zu sehen.

Freitag, 29.07.2022
vom Balmoral Castle in Crathie in den Cairngorms National Park, 40.1 Km
Wetter: Wolken und Sonne, 22°

Heute erwarten wir gemäss Wetterbericht einen sonnigen Tag. Deshalb haben wir für heute eine Wanderung im Cairngorms National Park geplant.

Vorher ist aber noch ein allerletzter Besuch in einer Whisky-Brennerei vorgesehen. Nur etwa eine Meile vom Schloss entfernt liegt die Royal Lochnagar Distillery. Der hier gebrannte Whisky wurde seit dem Besuch von Königin Victoria im Jahre 1848 zur Hausmarke des Königshauses ernannt. Das ist bis heute so geblieben, obwohl auch diese Brennerei nicht mehr unabhängig ist, sondern in einen grossen Konzern integriert wurde, zu dem unter anderen auch Oban, Talisker, Lagavulin, Knockando, Cardu und viele andere gehören. Entsprechend gross ist auch das Sortiment im Verkaufsladen, wo neben den eigenen Produkten eben auch alle, die zur Familie gehören, auch angeboten werden. Wir entscheiden uns für die Hausmarke in einer Spezialabfüllung mit 48 %, die nur in der Distillery erhältlich ist.

Dann sausen wir zügig nach Braemar und von dort auf die Single Track Road, die weiter ins Dee Tal führt. Auf einer Weide sind die Schafzüchter auf einem mobilen Scherstand dabei ihre Tiere vom dicken Winterfell zu befreien. Das geht ruckzuck und schon steht ein Tier nach dem anderen im kurzen Sommerkleid da.

Nach etwa 10 Kilometern geht es über eine Brück auf die andere Flussseite, und von dort wieder zurück in Richtung Braemar, bis die Strasse in einer Sackgasse endet. Dort parken wir und machen die Rucksäcke bereit. Auf einem breiten Fahrweg wandern wir entlang dem Quoich Water durch lichte Wälder mit kaledonischen Pinien durch ein einsames Tal. Es hat kaum andere Wanderer und Wegweiser oder Markierungen gibt es keine. Es ist also wichtig, gut vorbereitet und mit Karte oder GPS ausgerüstet zu sein. Wir haben unsere Tour aus dem Wanderführer von einer zweitägigen Wanderung auf den Beinn a’Bhuird und wieder zurück abgekürzt. Dabei verzichten wir auf den 1196 Meter hohen Gipfel mit Übernachtung im Zelt. Unsere App «Mapp Out» bietet uns wieder gute Dienste.

Zwischen den blühenden Erika stehen auch viele Heidelbeersträucher mit reifen Beeren, die zum Naschen verleiten. So erreichen wir einen Talkessel, wo verschiedenen Bäche zusammenfliessen. Brücken gibt es keine und so heisst es entweder Schuhe ausziehen und barfuss durch das kalte Wasser zu waten oder auf wackligen und glitschigen Trittsteinen versuchen die Schuhe trocken zu halten. Nach vier Bächen erreichen wir die andere Talseite und wandern wieder zurück, dem Parkplatz entgegen. Wir achten gut, wo wir hintreten, denn auf dem Weg sind viele dicke, haarige, braune Raupen unterwegs, auf die wir nicht treten wollen. Dabei stossen wir unverhofft auf eine kleine braune Schlange mit schwarzer Zeichnung auf dem Rücken. Vermutlich handelt es sich um eine junge Kreuzotter, die sich auf den warmen Weg sonnt. Nach unseren Informationen sind das die einzigen Schlangen, die in Schottland anzutreffen sind.

Endlich erreichen wir nach etwa 4 Stunden und 16 Kilometern den Parkplatz. Wir fahren nur ein kurzes Stück auf der schmalen Strasse zurück bis zum grossen Wanderparkplatz Linn of Dee, kurz bevor die Strasse über die Brücke wieder die Flussseite wechselt. Hier darf offiziell übernachtet werden. Die Gebühr von 6 £ ist moderat.

An der Rangerstation beginnen kurze, gut markierte Rundtouren durch das schöne Naturschutzgebiet, die sich nach dem Nachtessen anbieten. Die 3.2 Km lange blaue Route führt zuerst an den River Dee, dann entlang dem Lui Water zu einer alten Fischtreppe an einem Wasserfall und durch den Pinienwald wieder zurück zum Parkplatz.

Samstag, 30.07.2022
vom Cairngorms National Park ins Ben Lawers Natur Reservat, 147 Km
Wetter: mehrheitlich Wolken und Sonne, kurzer Regenschauer, 22°

Während der Nacht hat es ordentlich geregnet, aber heute Morgen scheint erneut die Sonne. Wir machen deshalb einen kurzen Morgenspaziergang an die Wasserfälle «Linn of Dee», die dem Wanderparkplatz den Namen gegeben haben.

Danach fahren wir wieder zurück in den Touristenort Braemar, der auch dank der wunderschönen Landschaft als beliebtes Urlaubsziel gilt. Es scheinen sich dieses Wochenende hier auch eine ganze Reihe wichtiger Persönlichkeiten zu treffen. Vor dem 5 Sterne Hotel «Five Arms Hotel» steht nämlich eine ganze Kolonne nagelneuer Rolls Royces. Zum Einkaufen von Lebensmitteln gibt es allerdings nur einen kleinen Coop und einen Metzger.

Am Ortsausgang können wir auf dem Campingplatz noch das Frischwasser auffüllen. Nach knapp einer Woche haben wir noch 20 Liter im Tank. So sind wir bis Edinburgh wieder unabhängig. Jetzt geht es über den Cairnwell Pass. Obwohl dieser nur etwa 670 Meter hoch liegt, gibt es hier ein Skigebiet mit etlichen Liften, welche die Wintersportler auf die umliegenden Gipfel bringen.

In Pitlochry machen wir den nächsten Stopp, obwohl es gar nicht so einfach ist, einen Parkplatz zu finden. Der Touristenort quillt fast über vor lauter Besuchern. Unzählige Läden und Restaurants säumen die Hauptstrasse und wir finden hier einen grossen Laden wo wir tüchtig einkaufen. Schlussendlich sind wir aber froh, dem Trubel wieder entfliehen zu können und fahren auf der B8019 dem Loch Tummel entlang. Die Strasse ist zwar schmal, aber wir haben einen Touristenbus vor uns, der den Weg freimacht. Wir haben beide dasselbe Ziel, den Aussichtspunkt Queen’s View. Dieser bietet einen schönen Blick auf den langgestreckten Loch Tummel. Ob die Namensgebung auf den Besuch von Königin Victoria 1866 oder die Begeisterung von Maria Stuart oder gar auf Isabella, die Frau von Robert The Bruce, zurückzuführen ist, bleibt unklar. Wir fahren auf jeden Fall nach ein paar Fotos und einem Tee im Restaurant weiter bis nach Tummel Bridge am Ende des Sees.

Auf einer sehr schmalen und kurvenreichen Strasse mit nur wenigen Ausweichstellen, kurven wir unserem nächsten Ziel entgegen. Immer wieder müssen wir rückwärtsfahren um mit dem Gegenverkehr kreuzen zu können. Steinmauern und tiefe Strassengräben erschweren die Manöver. Schliesslich erreichen wir die Kirche von Fortingall, wo eine knorrige Eibe steht, deren Alter mit 5000 Jahren angegeben wird und die als ältester Baum Europas und älteste Kirchhof-Eibe der Welt gilt.

Langsam wird es Zeit, dass wir uns nach einem Schlafplatz umsehen. Das erweist sich allerdings als schwieriger als gedacht. Im beliebten Wandergebiet um den Ben Lawers (1214 m) locken unzählige Wanderwege viele Berggänger an und entsprechend voll sind die Parkplätze. Zudem ist ein Teil der im Reiseführer angegebenen Übernachtungsplätze mittlerweile mit einem Schild «no overnight parking» versehen. Schliesslich werden wir auf einem grossen Wanderparkplatz doch noch fündig und können erst noch den Ausblick auf den Ben Lawers geniessen.

Sonntag, 31.07.2022
vom Ben Lawers Natur Reservat nach Dunkeld, 69.5 Km
Wetter: Sonne, Wolken wenig Regen, 18°

Schon früh heute Morgen kommen die ersten Autos mit Wanderern auf unserem Übernachtungsparkplatz an. Das Wetter ist zwar nicht optimal, denn die Berggipfel sind alle in Nebel gehüllt. Aber schliesslich sind Schotten nicht zimperlich was das Wetter angeht und zudem ist der erste Montag im August in Schottland ein Feiertag, und somit haben sie ein verlängertes Wochenende. Übrigens meinte die Verkäuferin in der Royal Lochnagar Distillery, dass dieses Jahr bisher überdurchschnittlich warm und trocken war. So unterscheidet sich unser Empfinden von der Realität.

Nur ein kurzes Stück geht es noch auf der Single Track Road hinunter bis zum Loch Tay, wo die Strasse wieder einen Mittelsteifen aufweist und breit genug ist um problemlos zu kreuzen. So erreichen wir bald Aberfeldy, wo wir einen kurzen Abstecher zum Castle Menzies machen. Dieses öffnet am Sonntag allerdings erst um 14 Uhr, so dass ein paar Fotos von aussen genügen müssen.

In Aberfeldy gibt es erneut einen kurzen Fotohalt um die schöne, fünfbögige und mit vier Obelisken verzierte Steinbrücke über den River Tay, sowie das Denkmal für das Regiment «Highland Watch», das seinen Ursprung 1667 hat, abzulichten.

Auf der A9 geht es jetzt rasant bis nach Dunkfeld. Kurz vor der kleinen Stadt fahren wir auf den Wanderparkplatz «The Hermitage». Hier finden wir gerade noch eine Lücke, wo unser Brummsli hineinpasst. In dem kleinen, bewaldeten Flusstal wurde im 18. Jahrhundert für die Herzöge von Altholl ein Park, mit Pavillons und kleinen Brücken angelegt. Am Ufer des kleinen Baches mit den Stromschnellen und Wasserfällen stehen die höchsten Douglasien Schottlands. Diese sind mit ihren dicken und bolzengerade in den Himmel ragenden Stämmen wirklich beeindruckend.

Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter bis nach Dunkeld. In den engen Strassen herrscht reges Treiben und die Parkplätze sind hoffnungslos überfüllt. Hoffnungslos, hier eine Parkmöglichkeit, oder gar einen Übernachtungsplatz zu finden. Wir wollen heute nämlich nicht mehr allzu weit fahren, denn nach Edinburgh sind es, auch mit den geplanten Umwegen, nur noch etwa 200 Kilometer und wir haben den Campingplatz erst für Dienstag reserviert. Wir konsultieren also nochmals Reiseführer und die App park4night und entscheiden uns für einen Wanderparkplatz nur etwa einen Kilometer von Dunkeld entfernt. Es gibt zwar ein Schild «no overnight parking», trotzdem stellen wir unser Fahrzeug vorerst einmal ab und spazieren zurück ins Städtchen. Obwohl Sonntag, sind alle Geschäfte geöffnet. So spazieren wir die Strassen und Gassen auf und ab. Die Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert ist leider nicht zugänglich. Der extrem lange Kirchenbau scheint aus zwei Teilen zu bestehen. Bei einem ist das Dach nicht vorhanden und es sind Renovierungsarbeiten im Gange. Der andere Teil wird noch genutzt, denn die Zeiten für den Gottesdienst sind angeschlagen und auch die Turmuhr funktioniert. Wir schauen uns also das Gotteshaus nur über den Zaun an und spazieren dafür auf dem Bischofspfad, vorbei an einer 250 Jahre alten, riesigen Lärche, dem Fluss Tay entlang.

So verbringen wir den Nachmittag im Städtchen bevor wir zum Wanderparkplatz zurückkehren. Langsam kehren all die Wanderer und Biker von ihren Touren zurück und verlassen mit ihren Fahrzeugen den Platz. Wir befinden uns am Rand eines Naturreservates in einem schönen Nadelwald. Wir entschliessen uns deshalb, trotz Verbotsschild, hier zu übernachten.

Montag, 01.08.2022
von Dunkeld nach St. Andrews, 133 Km
Wetter: fast wolkenlos, am Abend regen, 22°

Letztendlich sind es vier Wohnmobile, die auf dem kleinen Wanderparkplatz übernachten. Trotz Übernachtungsverbot.

Wieder kommen die ersten Wanderer und Biker recht früh und stören unsere Morgenruhe. So machen wir uns dann halt parat, frühstücken und schon geht es wieder auf die Piste. Besondere Sehenswürdigkeiten haben wir heute keine auf dem Programm. Am kleinen Loch Balgavies machen wir Mittagspause und weil das Wetter so schön ist spazieren wir um den kleinen See. Bei einem Unterstrand zur Vogelbeobachtung zeigen uns die einheimischen Vogelfreunde einen Fischadler, der auf der Spitze einer Tanne sitzt. Auf dem Baum daneben ein Jungtier. Die Ornithologen erzählen uns, dass letzte Woche der Horst zu Boden gefallen ist, dass der Jungvogel aber gerettet werden konnte. Anscheinend sind die Tiere alle wohlauf.

Weiter geht es nach Dundee. Hier steht Einkaufen auf dem Programm, denn in der Universitätsstadt gib es einen grossen Tesco, wo wir ordentlich zuschlagen. Danach überqueren wir die Mündung des River Tay und machen einen Abstecher in das Naturschutzgebiet Tentsmuir Forest. Das ausgedehnte Waldgebiet wird von vielen Wegen durchzogen, die von Wanderern und Bikern genutzt werden. Am meisten Interesse findet aber der kilometerlange Sandstrand mit den Dünen. Hier tummeln sich sonnenhungrige am Strand und die ganz Harten wagen sich ins kalte Wasser. Wir begnügen uns mit einem kurzen Strandspaziergang.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel, St. Andrews. Auf einem der grossen Parkplätze darf kostenlos übernachtet werden. Es ist allerdings wichtig, innerhalb der Parkfelder zu stehen, sonst kostet es 60 £.

Vom Parkplatz sind es nur wenige hundert Meter bis ins Zentrum. Auch St. Andrews hat eine Universität, die in der ganzen Stadt in zum Teil historischen Gebäuden untergebracht ist. Wir spazieren durch die quirligen Einkaufsstrassen mit unzähligen Läden, Kaffees und Restaurants und erreichen schliesslich die Ruine des St. Andrews Castle, welches auf einem Felsen über dem Meer steht. Nur ein paar Strassen weiter steht die St. Andrews Kathedrale, beziehungsweise was davon noch übrig ist. Die Kirche wurde 1318 nach 150 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Mönche sollen aus Griechenland die Reliquien des heiligen Andreas hergebracht haben, was dem Ort schliesslich auch den Namen St. Andrews verliehen hat. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurden die Kathedrale und das Kloster dem Verfall preisgegeben.

Bevor es zurück zum Parkplatz geht, schauen wir uns noch den kleinen Hafen an. Hier sind Kinder dabei, mit kleinen Reusen Krabben zu fangen, die sie in Plastikeimern sammeln und schliesslich wieder ins Wasser zurückkippen.

Recht schnell überzieht sich der Himmel mit Wolken und es wird merklich kühler. Als wir unser Wohnmobil erreichen, dauert es auch nicht mehr lange und es beginnt zu regnen.

Dienstag, 02.08.2022
von St. Andrews nach Edinburgh, 135 Km
Wetter: mehrheitlich sonnig, Wolken, wenig Regen, 24°

Nach dem gestrigen Regen scheint heute die Sonne wieder. Eigentlich entgegen dem Wetterbericht. Heute soll es bis Edinburgh vorangehen, wo wir für zwei Nächte einen Platz auf dem Mortonhall Caravan Park reserviert haben.

Wir fahren auf der Küstenstrasse weiter dem Meer entlang. Den ersten Halt gibt es in Crail. Wir spazieren durch das gepflegte Städtchen, vorbei an alten Steinhäusern, zum Hafen. Es herrscht Ebbe, und die Fischerboote liegen auf dem Trockenen. Vorbei an erstaunlich vielfältigen Geschäften, darunter einer Bäckerei mit «richtigem» Brot, geht es zurück zum Parkplatz. Schade, haben wir uns gestern mit schlabbrigem Toastbrot eingedeckt.

Nur wenige Kilometer weiter, in Pittenweem, machen wir auf dem Wanderparkplatz des Küstenwanderweges den nächsten Halt. Von hier spazieren wir zum Hafen und machen «Window Shopping». Das tut gut, die Füsse etwas zu vertreten, bevor es weiter geht.

Unsere Route führt uns wieder ins Landesinnere, zum Loch Leven. Kurz vor Kinross gibt uns ein schöner Wanderparkplatz am Ufer des Sees Gelegenheit zur Mittagspause, gefolgt von einem kurzen Spaziergang an das sandige Seeufer. Von hier aus sehen wir die kleine Insel «Castle Island» mit dem Lochleven Castle. Hier wurde die schottische Königin Maria Stuart ab Juni 1567 über ein Jahr gefangen gehalten, bis ihr die Flucht gelang. Nach einer weiteren verlorenen Schlacht wurde die Queen of Scots erneut gefangen genommen und in England für weitere 18 Jahre, bis zu ihrer Enthauptung, eingesperrt.

Jetzt geht es zügig voran, auf der Autobahn M90 brausen wir nach Süden und überqueren auf der neuen Autobahnbrücke Queensferry Crossing mit den imposanten Trägern für die Spannseile, den Firth of Forth. Auf der Südumfahrung von Edinburgh erreichen wir problemlos den gepflegten Campingplatz.

Es weht zwar ein kräftiger Wind, trotzdem können wir endlich wieder einmal die Campingstühle aus dem Stauraum kramen und uns mit einem Glas Wein und Nüssli an die Sonne setzen und die Stadtbesichtigung von Morgen planen.

Mittwoch, 03.08.2022
ein Tag in Edinburgh
Wetter: Sonne und Wolken, 18°

Nur wenige Meter vom Campingplatz entfernt befinden sich die Busstationen der Line 11 von und nach Edinburgh und alle 11 – 12 Minuten fährt der Doppelstöcker. Die Tickets werden beim Fahrer gelöst und entweder mit Karte kontaktlos oder mit Bargeld bezahlt. Es gibt allerdings kein Rückgeld, so dass der exakte Betrag vorhanden sein muss.

Nach 45 Minuten erreichen wir im Zentrum die Princess Street, den Ausgangspunkt unserer Stadttour. Schon hier haben wir einen schönen Blick auf das grosse Schloss, das auf dem Basaltfelsen eines erloschenen Vulkans, hoch über der Stadt thront. Wieder einmal waren wir zu spät mit der Onlinereservation für den Schlossbesuch, denn die Tickets müsse Tage im Voraus reserviert werden. Trotzdem steigen wir hoch zur Burg, wo die Tribünen für das «Royal Edinburgh Military Tatoo» vom 5. – 27. August 2022, aufgebaut sind. Doch schon vor dem Haupttor zum Schloss gibt es ohne Ticket kein Weiterkommen.

Wir drehen deshalb um und stürzen uns in die dichte Menschenmasse auf der High Street. Zwischen unzähligen Geschäften, Restaurants, Cafés und Museen zeigen Strassenkünstler aller Sparten ihre Darbietungen und hoffen auf ein grosszügiges Publikum.

Wir werden von der Mitarbeiterin eines Citybus-Anbieters angesprochen. Sie offeriert uns neben den Busrundfahrten auch noch Karten für die Schlossbesichtigung. Für das Zeitfenster um 11 Uhr, das wäre in 10 Minuten, sind gerade noch zwei Billette zu haben. Da greifen wir sofort zu, bezahlen die 36 £ und marschieren zurück zum Schloss. Schon am Eingang begrüssen uns die Statuen der beiden schottischen Freiheitshelden William Wallace (bekannt aus dem Film Braveheart) und Robert de Bruce. Auf dem weitläufigen Schlossareal gibt es verschiedene Museen (Kriegsmuseum, Regimentsmuseum, Kriegsgefangenenlager, Gefängnis), die wir uns anschauen. Auch in der Gedenkstätte für die Gefallenen, wo nicht fotografiert werden darf, schauen wir vorbei. Für die schottischen Kronjuwelen müssen wir eine viertel Stunde anstehen. Hier werden die Krönungsinsignien, also Krone, Schwert und Zepter, aufbewahrt. Auch der Stone of Destiny, der Krönungsstein, wird hier aufbewahrt. Dieser wurde 1296 nach England entführt und wurde erst 1996, nach 700 Jahren, wieder nach Schottland zurückgebracht. Auch das Zimmer von Maria Stuart kann besichtigt werden, wo ihr Sohn James (später König James VI.) geboren wurde. Es gibt auch einen Friedhof für treue Offiziershunde und die Riesenkanone «Mons Meg», die 150 Kg schwere Steinkugeln 3.5 Kilometer weit schiessen konnte. Jeden Tag um 13.00 Uhr wird, auf die Sekunde genau, EIN Salutböller abgefeuert. Wir schauen der Zeremonie zu und zucken beim lauten Knall zusammen.

Wir kehren zurück zur Princess Street, besuchen das Scott Monument, das zu Ehren des Schriftstellers Sir Walter Scott, errichtet wurde. Dann geht es weiter, vorbei am tief liegenden und gut versteckten Bahnhof, bis zu Park von Calton mit dem Kunstzentrum, Nelson Monument und National Monument of Scotland. Jetzt sind es nur noch ein paar hundert Meter bis zum Palace of Holyroodhouse, dem ehemaligen von Wohnsitz von Maria Stuart und offiziellen Residenz von Königin Elisabth II. wenn sie «geschäftlich» in Schottland verweilt. Gleich gegenüber steht der Neubau des Schottischen Parlaments.

Schon ziemlich erschöpft geht es wieder Richtung Schloss, vorbei am Canongate Tolbooth, dem ehemaligen Schuldenturm, mit der markanten Uhr und der Deacon Brodies Tavern, wo an das Doppelleben des William Brodie erinnert wird, dessen Geschichte Robert Louis Stevenson zu «Dr. Jekyll and Mr. Hide» inspirierte.

Jetzt ist es Zeit wieder auf den Zeltplatz zurückzukehren. Unter den zahlreichen Busstationen an der Princess Street finden wir jene für die Linie 11 und besteigen den Bus. Im Feierabendstau dauert es etwas länger bis wir «zu Hause» sind aber schlussendlich schaffen wir es doch. Zur Belohnung essen wir im Restaurant auf dem Platz und sparen uns das Kochen und Abwaschen.

 

Donnerstag, 04.08.2022
von Edinburgh zum Wanderparkplatz Grey Mare’s Tail, 99.2 Km
Wetter: sonnig, 20°

Während der Nacht hat es noch kräftig geregnet, aber heute Morgen scheint die Sonne. Der Stau an der Entsorgungsstation ist zwar ziemlich nervig, aber schliesslich schaffen wir es den Abwassertank zu leeren und Frischwasser aufzufüllen.

Nur wenige Kilometer sind es bis zur Rosslyn Chapel, der kleinen wunderschönen Kapelle, die durch den Film «Der Da Vinci Code» mit Tom Hanks nach dem Buch «Sakrileg» von Dan Brown berühmt wurde. Seither hat sich die Besucherzahl von 30'000 auf über 200'000 pro Jahr erhöht. Die gotische Kapelle ist 1446 von Sir William St. Clair gegründet und in einem Zeitraum von 40 Jahren erbaut worden. Die kleine Kirche beeindruckt durch ihre überaus reichen Steinmetzarbeiten mit geheimnisvoller Symbolik. Sie hat die Wirren der Reformation fast unbeschadet überstanden. Nach einem Besuch von Queen Victoria, die sich überaus beeindruckt gezeigt hat, wurde das Bauwerk unter Schutz gestellt. Die umfassendsten Restaurierungen wurden seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts vorgenommen. Leider ist das Fotografieren im Innern der Kirche nicht erwünscht.

Wir verlassen die quirlige Agglomeration von Edinburgh und fahren wieder gemütlich südwärts in die Berge bis nach Moffat. Hier finden wir auch wieder eine Bäckerei mit frischem Brot und gerade noch zwei Cremeschnitten für den Nachmittagskaffee.

Ab hier dreht die Strasse wieder nach Norden und wir folgen dem Fluss Moffat Water bis zum Wanderparkplatz «Grey Mare’s Tail». Dieser ist zwar recht voll, wir finden aber einen ebenen Platz für die Übernachtung. Die meisten Wanderer steigen von hier auf dem steilen Weg hoch zum Loch Skeen. Es ist allerdings schon recht spät, so begnügen wir uns mit einem Spaziergang dem Bach entlang.

Freitag, 05.08.2022
vom Wanderparkplatz Grey Mare’s Tail nach St. Abbs, 121 Km
Wetter: sonnig, 22°

So macht aufstehen Spass, kühle Morgenluft in den Bergen und die Sonne scheint vom blauen Himmel.

Nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz liegt der Loch St. Mary, den wir heute zu Fuss umrunden wollen. Noch ist der Wanderparkplatz dort fast leer. Auf der linken Seeseite ist der Wanderweg weniger gut ausgebaut als auf der Ostseite. Wir wollen daher den weniger angenehmen Teil zuerst hinter uns bringen. Auf dem ersten Stück geht es noch dem Seeufer entlang, doch schon bald wird der Pfad sumpfig und wir gehen hoch zur Strasse und marschieren auf dem Grassteifen neben dem Asphaltband. Das hat aber bald ein Ende und wir können auf einen schönen Wanderweg wechseln, der über Schafweiden und hohen Farn bis ans Ende des Sees führt. Dort reguliert ein kleines Stauwehr den Abfluss aus dem See. Auf dem schönen Waldweg kommen wir zügig voran. Es ziehen zwar kurz schwarze Wolken auf, die verziehen sich aber rasch wieder und es fallen nur ein paar wenige Tropfen.

Links und rechts des Sees werden an den steilen Hängen immer noch, wie in vielen Teilen Schottlands, die Schäden beseitig, die ein Orkan mit bis zu 180 Km/h Windgeschwindigkeit im letzten Oktober angerichtet hat. Dabei wurden ganze Wälder einfach flachgelegt.

Nach knapp 3 Stunden erreichen wir den Parkplatz wieder, der jetzt voll belegt ist. Zahlreiche Wassersportler tummeln sich im und auf dem See und die Kinder spielen im seichten Wasser.

Wir fahren weiter bis Melrose, wo wir die berühmte Abbey besuchen wollen. Allerdings müssen wir zwei Mal durch den gepflegten, kleinen Ort fahren, bis wir eine Parklücke finden, wo unser Brummsli reinpasst. Leider wird auch diese Ruine eines Zisterzienserklosters aus dem 12. Jahrhundert restauriert und ist von einem Bauzaun umgeben. Wir können die eindrücklichen Mauern daher nur von aussen bestaunen. Dafür ist aber der Eintrittspreis um 50% reduziert. Wir schlendern durch die Hauptstrasse mit den vielen kleinen Läden und Cafés zurück zu unserem Fahrzeug und brausen der Küste der Nordsee entgegen.

Bei St. Abbs wollen wir Morgen eine Küstenwanderung unternehmen. Allerdings sind hier die Übernachtungsplätze eher rar. Wir parken deshalb, nach längerem Suchen, auf einem kleinen Parkplatz am Strassenrand. Das ist zwar nicht besonders romantisch, aber der Platz liegt unmittelbar beim Start unserer morgigen Wanderung. Ausserdem bietet sich uns ein schöner Blick auf die Küste und da es sich um eine Sackgasse handelt, sollte der Verkehr auch bald weniger werden, so dass wir während der Nacht unsere Ruhe haben.

Samstag, 06.08.2022
von St. Abbs nach Belford, 60 Km
Wetter: Wolken und Sonne, 22°

Der Wanderweg unserer heutigen Tour beginnt gleich vor unserer Haustür. Vorbei an reifen Getreidefeldern marschieren wir runter nach St Abbs und von dort weiter um den St. Abbs Head. In den steilen Klippen nisten viele Seevögel und verursachen einen furchtbaren Lärm. Auf dem schönen Pfad erreichen wir am Ende der Halbinsel den kleinen Leuchtturm mit dem mächtigen Nebelhorn. Nach knapp zwei Stunden sind wir wieder zurück beim Wohnmobil.

Auf der breiten A1 fahren wir nach Süden bis nach Berwick upon Tweed. Dabei überqueren wir wieder die Grenze von Schottland nach England. Auf einem Parkplatz wird der Grenzverlauf exakt markiert.

Bei Morrison in Berwick wird erst einmal eingekauft und günstig aufgetankt. Danach suchen wir einen Parkplatz um uns die Altstadt, die vollständig von einer Stadtmauer umgeben ist anzuschauen. Wir überqueren vom Parkplatz aus die alte, einspurige Steinbrücke und schlendern durch die Innenstadt, wo ein kleiner Markt abgehalten wird. Auf dem Quai, vorbei an der Stadtmauer kehren wir wieder zurück zum River Tweed, an dessen anderem Ufer unser Wohnmobil steht.

Es ist zwar noch recht früh am Nachmittag, trotzdem sehen wir uns schon mal nach einem Übernachtungsplatz um. Da in England freies Campen nicht erlaubt ist, müssen wir uns einen offiziellen Stellplatz suchen. Das zeigt sich aber als gar nicht so einfach, denn es ist Wochenende und Ferienzeit. Die Plätze am Meer, die wir anfahren, sind alle ausgebucht. Deshalb versuchen wir es etwas weiter im Landesinnern und werden in Belford auf dem Bluebell Farm Caravan Park fündig und können uns in eine freie Lücke quetschen. Es gibt hier zwar hauptsächlich fest installierte Holiday-Homes und Wohnwagen, aber wenigstens haben wir einen Übernachtungsplatz. Und das erst noch günstig, 20 £, aber nur gegen cash.

Neben jeder Menge Kinder gibt es hier auch noch Enten, Gänse, Hühner, Perlhühner und Truthähne die auf der Wiese spielen oder Futter suchen.   

Sonntag, 07.08.2022
von Belford nach Clennall Hall, 54.8 Km
Wetter: Sonne, Wolken, Wind, 22°

Es sind nur wenige Kilometer bis nach Wooler, dem Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung im Northumberland Nationalpark. Über trockene Wiesen wandern wir unserem Ziel, dem Humbleton Hill, einem 298 Meter hohen Hügel, entgegen. Dabei passieren wir auf dem gemächlich ansteigenden Wanderweg ein ehemaliges Schlachtfeld, wo sich im 15. Jahrhundert Schotten und Engländer einmal mehr bekämpft haben. Das letzte Stück auf den Gipfel steigt dann steiler an und führt durch ein Meer aus lila Heidekraut und Heidelbeerstauden. Jetzt sind auch die Überreste einer eines über 2000 Jahre alten Steinwalles zu erkennen, der 2 Meter hoch und 3 Meter breit gewesen sein soll. Vom Gipfel geniessen wir bei stürmischem Wind, aber ansonsten schönem Wetter, die Aussicht auf die umliegenden Felder und Wiesen. In der Ferne ist auch der Cheviot, der mit 815 Metern höchste Gipfel des Nationalparks, zu erkennen. Steil geht es jetzt wieder runter, zuerst über Schafweiden, dann durch ein Waldstück mit starken Sturmschäden, bis zu einem Wanderparkplatz. Von hier ist es nicht mehr weit zurück nach Wooler.

Wir fahren auf schmalen Strässchen an die Südseite des Northumberland Nationalparks. Beim Clennell Hall Country House, einem Haus dessen Ursprung bis auf das 13. Jahrhundert zurückgeht und jetzt als Hotel geführt wird, können Wohnmobile für eine kleine Gebühr über Nacht stehen. Allerdings gibt es keinerlei Infrastruktur wie Abwasser- oder Toilettenentsorgung. Das spielt uns aber keine Rolle, da wir mit unserem Brummsli auch einige Tage ohne auskommen.

 

 

Montag, 08.08.2022
von Clennall Hall an den Hadrian’s Wall, 79.1 Km
Wetter: sonnig und warm, 23°

Keine Wolke ist heute am Himmel, allerdings weht immer noch ein frischer Wind. Alles in allem aber ideale Wanderbedingungen. Deshalb packen wir heute die Regenausrüstung auch nicht in den Rucksack.

Wir wandern entlang dem River Alwin, der sich durch die hügelige Landschaft schlängelt. Allerdings handelt es sich beim Wanderweg nicht, wie im Reiseführer beschrieben, um einen einfachen Forstweg, sondern eine recht gut ausgebaute Schotterstrasse. Nach gut 4 Kilometern Fussmarsch wissen wir dann auch warum. Je weiter wir ins Tal vorgedrungen sind, umso mehr werden Farne und Heidekraut an den Hängen durch Nadelhölzer abgelöst und schliesslich stehen wir vor einem Durcheinander von umgestürzten und entwurzelten Bäumen und einem Plakat an einer Schranke. Hier wird mitgeteilt, dass dieser Teil des Nationalparks gesperrt ist, um die Aufräumarbeiten an den Sturmschäden, ungehindert ausführen zu können. Zu diesem Zweck wurde die Strasse auch für schwere Fahrzeuge ausgebaut.

Wir studieren also die Karte und suchen eine Alternativroute. Schliesslich machen wir eine kleine Schlaufe auf einen der Hügel und kehren dann zum Stellplatz zurück.

Wir machen uns auf den Weg zum Hadrian’s Wall, jener Befestigungsanlage, die im Auftrag Kaiser Hadrian’s zwischen 122 und 128 nach Christus erbaut wurden. Die Anlage verlief auf einer Länge von 117.5 Kilometern etwa im heutigen Grenzgebiet zwischen England und Schottland und diente der Kontrolle des Handels- und Personenverkehrs und dem Eintreiben von Zöllen. Zahlreiche Reste des Steinwalls, von Forts, Tempeln und Wohngebäuden sind heute noch zu besichtigen.

Wir machen erst einmal Halt am Wanderparkplatz beim Brocolita Fort. Hier sind die Reste eines Kastells mit einem Mithras-Tempel zu finden.

Nur mit Mühe finden wir einen Stellplatz auf einem der meistens ausgebuchten Campingplätze, allerdings nur für eine und nicht wie vorgesehen zwei Nächte. Wir haben nämlich auch für Morgen eine Wanderung entlang dem Wall vorgesehen und wären danach gerne am gleichen Standort geblieben. Mal schauen, ob sich Morgen eine Übernachtungsmöglichkeit in der Region ergibt, oder ob wir ausserhalb des Touristen Hotspots suchen müssen.

Für heute lassen wir es aber erst einmal gut sein, holen die Liegestühle aus dem Stauraum und legen uns an die Sonne.

Dienstag, 09.08.2022
vom Hadrian’s Wall nach Blanchland, 51.3 Km
Wetter: schön und heiss, 25°

Auf dem Hadran’s Wall Camping haben wir leider nur für eine Nacht einen Platz bekommen und auch unsere gestrigen Telefonate bei anderen Plätzen haben keine Früchte getragen. Überall ist ausgebucht. Wenigstens konnten wir für Morgen Mittwoch in Durham einen der letzten Plätze ergattern. Danach ist auch bis Mitte nächster Woche alles belegt.

Für die heutige Wanderung fahren wir ein paar hundert Meter bis zum National Landscape Discovery Center «The Sill». Hier ist die Busstation und ein grosser Parkplatz wo wir unser Fahrzeug tagsüber stehen lassen. Kurz nach 11 Uhr kommt der Bus und bringt uns in beängstigendem Tempo bis nach Greenhead. Hier schwenken wir auf den Fernwanderweg ein entlang dem römischen Wall. Dieser erstreckt sich über die ganze Breite der britischen Insel und bildete die nördliche Grenze des römischen Reiches im heutigen England. Dabei wurde ein Hügelzug genutzt, der gegen Norden teilweise in steilen Felsklippen abfällt und ein natürliches Hindernis bildet. Je nach Quelle wurde die Anlage nicht nur zur Sicherung des Handels und zum Eintreiben von Zöllen, sondern auch gegen die kriegerischen Stämme der Skoten und Pikten aus dem Norden gebaut. An der bis zu 3 Meter breiten und bis 5 Meter hohen Mauer wurde jede römische Meile (1.48 Km) ein Meilen-Kastell und zwischen zwei Kastellen zwei Wachtürme errichtet.

Die Hügel über welche der Wall läuft, sind zwar nicht hoch, gehen aber doch ganz schön in die Beine. Wir marschieren ständig auf und ab und überqueren etliche Steinmäuerchen auf den hölzernen Überstiegen. Nach knapp 13 Kilometer erreichen wir ziemlich «auf den Stümpen» den Parkplatz «The Sill». Hier gönnen wir unser erst einmal ein Bier (für Elsbeth) und einen Cider mit einem Stück Karottenkuchen (für Markus).

Am Informationsschalter erkundige ich mit wie das auf den Parkplätzen gehandhabt wird. Denn einerseits steht überall «no overnight parking», andererseits können an den Automaten aber Overnight-Tickets gelöst werden. Gemäss der Mitarbeiterin darf der Wagen zwar stehen gelassen werden, es darf sich aber niemand darin aufhalten, Zudem werden die Parkplatz-Tore nachts geschlossen. Wir wollen es nicht draufankommen lassen, dass wir weggewiesen werden und entscheiden uns daher ein Stück weiter zu fahren. Vorher fragen wir allerdings noch am benachbarten Pub, aber auch hier sind alle Parkplätze schon vergeben.

Wir fahren also zuerst nach Hexham und von dort nach Süden, doch kein Hinweisschild auf einen Campingplatz ist auszumachen. Im Reiseführer finden wir den Hinweis auf den Springhouse Caravan-Park. Aber auch hier haben wir kein Glück. Die Rezeption ist bereits geschlossen und bei einem Gang über den Platz zeigt sich, dass hauptsächlich fest installierte Holiday Homes vermietet werden. Die wenigen Stellplätze sind alle mit Wohnwagen belegt.

Schliesslich erreichen wir Blanchland, ein kleines aber hübsches Nest mit einer Abbey aus dem 12. Jhd. und schönen alten Steinhäusern. Hier gibt es einen grossen Parkplatz, wo wir uns in der hintersten Ecke niederlassen. Im Dorf gibt es ein schönes Hotel mit Pub, wo wir essen wollen. Aber auch hier bekommen wir die Antwort «sorry, alles ausgebucht». Naja, dann kochen wir halt selbst, es ergibt sich sicher nochmals eine andere Gelegenheit.

 

Mittwoch, 10.08.2022
von Blanchland auf Umwegen nach Durham, 116 Km
Wetter: wolkenlos und heiss, 28°

Wir haben auf dem ruhigen Parkplatz eine ungestörte Nacht verbracht. Heute soll es nach Durham gehen. Dort haben wir auf dem Areal des Amateur Ruder Clubs einen Stellplatz reserviert und wollen dann die Kathedrale und das Schloss, die beide seit 1986 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen, besichtigen. Da es auf direktem Weg nur etwa 40 Kilometer bis Durham wären und wir genügend Zeit haben, wollen wir einen Umweg über die Hügel der North Pennines fahren. Diese Region hat das Prädikat «AONB» was für «Area of Outstanding Natural Beauty» steht. Tatsächlich führt uns die gewählte Route auf schmalen Strässchen durch eine ausserordentlich schöne Landschaft. Die baumlosen Hügel sind von einem Meer aus lila Heidekraut bedeckt auf denen Schafe weiden. Weit und breit ist kaum ein Haus zu sehen und es gibt nur wenig Verkehr.

Bis wir aber dorthin gelangen müssen wir schon kurz nach dem Start wegen einer gesperrten Brücke zurück nach Blanchland und einen Umweg fahren. Schon bald stossen wir auf die Überreste von alten Minenschächten in denen seit dem 17. Jahrhundert Blei und später auch Fluorite für die Stahlproduktion abgebaut wurden. Ende des 20. Jahrhunderts wurden dann die letzten Minen aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. In Killhope besuchen wir das «Lead Mining Museum». Die alten Förderanlagen sind allerdings in einem sehr schlechten Zustand. Es werden aber Führungen in den alten Bleiminenschacht durchgeführt. Dazu hätten wir aber Gummistiefel dabeihaben müssen, denn in den Minen steht das Wasser knöcheltief.

Die Gegend scheint bei Radfahrern sehr beliebt zu sein, denn auf den steilen Strecken von bis zu 25% mühen sich ganze Gruppen den Berg hoch. Viele müssen allerdings auf den steilsten Stücken das Velo schieben.

In Alston wechseln wir auf die B6277 und fahren jetzt auf der anderen Seite der Hügel wieder nach Osten. Nach einigen Meilen stehen wir unverhofft vor einem Schild «road closed». Die normalerweise vorhandene Umleitung fehlt. Ein Anwohner erklärt uns, dass in etwa 8 Meilen auf der Strasse ein Viehgitter ersetzt wird. Eine Umfahrung gibt es keine. Um nicht den ganzen Weg nach Alston zurück fahren zu müssen, überqueren wir den Hügelzug auf einem der wenigen Strässchen, und kehren auf die A689 zurück. Je weiter wir nach Osten fahren, umso stärker wird der Verkehr und schliesslich verlassen wir die North Pennines und erreichen Durham. Die Stadt liegt auf einem Hügel in einer Schlaufe des Flusses Wear. Der Ruderclub befindet sich nur wenige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt auf einem riesigen Sportareal mit mehreren Fussball-, Rugby- und Cricketfeldern. Der Club betreibt neben dem kleinen Café auch noch 8 Stellplätze für Wohnwagen oder Wohnmobile direkt am Fluss. Wir wählen einer der beiden noch freien Plätze und machen uns dann auf den Weg in die Stadt, die vom Schloss und von der Kathedrale dominiert wird.

Der Grundstein der heutigen Kathedrale wurde am 10. August 1093 gelegt. Der Bau beeindruckt durch seine Grösse und ist frei zugänglich, Spenden sind allerding erbeten, da der Unterhalt des Gebäudes Unsummen verschlingt. In der normannischen Kathedrale und dem dazugehörigen Kreuzgang wurden Aufnahmen für zwei Harry Potter Filme gedreht. Das benachbarte Schloss wird von der Universität als Studentenunterkunft genutzt und kann nur mit Führung besucht werden.

Wir spazieren durch die Gassen mit den alten Häusern und kehren schliesslich entlang dem River Wear zum Campingplatz zurück.  

Donnerstag, 11.08.2022
von Durham nach Goathland im North York Moors National Park, 108 Km
Wetter: sonnig und heiss, 28°

Wir verabschieden uns vom schön gelegenen Stellplatz am River Wear mit dem Ziel Whitby, einem schönen Touristenort am Meer. Dabei kommen wir auf der meist zweispurigen Strasse zügig voran und erreichen bald den Park & Ride Parkplatz ausserhalb von Whitby. Hier gibt es genügend Parkplatz und alle 10 Minuten fährt ein Bus ins Zentrum. Ausserdem ist die Tageskarte für 2.80 £ schon fast ein Schnäppchen.

Es zeigt sich, dass es eine gute Entscheidung war ausserhalb zu parken. Die Stadt ist rappelvoll und die vorhandenen Parkplätze zum grössten Teil belegt. Wir schlendern durch die Menschenmasse in den Gassen der Altstadt und steigen hoch zur Ruine der Abtei, die 657 nach Christus als Doppelkloster für Männer und Frauen gegründet wurde. Wie alle anderen Klöster wurde auch dieses im 16. Jahrhundert während der englischen Reformation unter Heinrich VIII. aufgelöst und das Gebäude dem Verfall überlassen.

Wir gehen wieder hinunter in die Stadt und verpflegen uns in einem der vielen Restaurants. Elsbeth versucht den typisch englischen Steak Pie mit Chips und Erbsen, ich teste die Whitby Shrimps. Beides schmeckt ausgezeichnet.

Frisch gestärkt kehren wir zurück zum Parkplatz und wollen noch ein paar Meilen hinter uns bringen um dem Trubel im überfüllten Whitby zu entfliehen. Schon bald erreichen wir die Heidelandschaft des North York Moors National Parks. Hier finden wir auch auf der Brow House Farm in Goathland problemlos einen Übernachtungsplatz. Auf einer grossen Wiese können wir unser Brummsli für 10 £ abstellen.

Zuerst setzen wir uns in den Schatten unseres Wohnmobils, bis die grösste Hitze vorbei ist. Dann spazieren wir ins Dorf Goathland. Hier fährt mehrmals am Tag einer der in England weit verbreiteten Dampfzüge vorbei und schnauft mit viel Getöse durch das Tal zwischen den mit lila blühenden Erikastauden bewachsenen Hängen.

Freitag, 12.08.2022
von Goathland nach Hull, Verschiffung nach Rotterdam, Auto: 115 Km, Schiff: 368 Km
Wetter: wolkenlos, bis 30°

Heute ist unser letzter Tag in Grossbritannien und den wollen wir noch einmal mit einer Wanderung in der herrlichen Landschaft begehen.

Nur wenige Kilometer von der Brow House Farm entfernt liegt der Ausgangspunkt unseres heutigen Fussmarsches. Auf dem grossen Wanderparkplatz direkt an der Strasse gibt es noch reichlich Parkplatz. Auf einem breiten, mit kurzem Gras bewachsenen Wanderweg, läuft es sich angenehm durch die mit Farn und Erika bewachsene Heidelandschaft. Zudem haben wir dieses Mal auch mehr Wasser dabei als bei der Wanderung am Hadrian’s Wall, als wir ziemlich gelitten haben. Es ist zwar erst 09.30 Uhr, aber schon recht heiss. Die Schafe suchen im hohen Farn oder im Schatten von Sträuchern Kühlung. Eine Kuhherde entgeht der Hitze im Wasser eines kleinen Weihers.

Beim Skelton Tower, einem verfallenen Wachturm über dem Newton Dale haben wir einen schönen Ausblick auf das Trassee der North York Moors Railway, die mit Dampfzügen betrieben wird. Der Bahnhof von Goathland diente als Kulisse im ersten Harry Potter Film. Obwohl wir fast eine Stunde Pause machen, kommt während dieser Zeit keiner der Züge vorbei.

Schliesslich erreichen wir den Parkplatz und wechseln erst einmal die verschwitzten Kleider, bevor wir die Fahrt zum Fährhafen in Hull fortsetzen. Im kleinen Ort Sledmere finden wir einen schönen Rastplatz wo wir das Nachtessen zubereiten und etwas Zeit verstreichen lassen, da die Fähre erst um 20.30 Uhr ablegt. Allerdings kommen wir dann doch noch in Stress. Denn der Check-In beginnt nicht um 19.00 Uhr wie wir notiert haben sondern bereits um 15.00 Uhr und ENDET um 19.00 Uhr, so steht es im Erinnerungsmail, dass wir gestern erhalten, aber erst heute Nachmittag gelesen haben.

Also packen wir zusammen, und düsen die letzten 50 Kilometer nach Hull, wo wir um 18.30 Uhr ankommen. Es bleibt daher genügend Zeit, uns in die Kolonne der Wartenden einzureihen. Schnell kommen wir zur Bordkarte und dem Zimmerschlüssel und verladen unser Brummsli in der riesigen Fähre. Um unsere Kabine auf Deck 10 zu erreichen müssen wir ordentlich Treppen steigen und im Wirrwarr der Gänge nach der Kabine 10295 suchen. Schliesslich sind wir am Ziel und nutzen erst einmal die Dusche und machen uns frisch. Danach begeben wir uns auf das Sonnendeck und schauen zu wie unser Schiff, sogar 30 Minuten früher als geplant, ablegt und ins offene Meer hinausfährt.

In der Lounge vertreiben wir uns die Zeit mit Zaubershow, Quiz und Livemusik, bis es Zeit wird ins Bett zu gehen. Im Gegensatz zur Überfahrt nach Island ist hier auf der viel grösseren «Pride of Hull» vom Seegang und der Bewegung des Schiffes gar nichts zu spüren.

 

Samstag, 13.08.2022
von Rotterdam nach Tilloy-lez-Marchiennes in Frankreich, 292 Km
Wetter: wolkenlos, über 30°

Um 7 Uhr werden wir von einer Lautsprecherdurchsage geweckt und machen uns parat für das Frühstück. Auch hier fällt uns, wie schon gestern Abend auf, dass es sich bei den Angestellten im Servicebereich ausschliesslich um Asiaten handelt. Nach dem ausgiebigen Morgenessen vom schönen Buffet, beobachten wir die Einfahrt in den riesigen Hafen von Rotterdam, dem grössten Euopas, vom Sonnendeck aus. Um 9.30 Uhr legen wir an und schon bald wird das Car-Deck geöffnet und wir haben wieder festen Boden unter den Füssen. Die Zollformalitäten laufen problemlos ab und wir starten die Heimfahrt auf dem Kontinent.

Eigentlich hätten wir gerne einen Aufenthalt in Brügge eingelegt, die Campingplätze dort sind allerdings schon länger bis fast Ende August ausgebucht. Auch unser Plan der belgischen Küste bis nach Frankreich entlang zu fahren endet in einem kilometerlangen Stau. Es ist Ferienzeit und Wochenende, darum zieht es anscheinend jedermann ans Wasser.

Wir planen erneut um und fahren direkt, vorbei an Antwerpen und Brüssel, nach Frankreich in die Region von Lille. Hier finden wir in einem kühlen Wald bei Tilloy-lez-Marchiennes einen schönen Übernachtungsplatz auf einem

Wanderparkplatz.

Sonntag, 14.08.2022
von Tilloy-lez-Marchiennes nach Mouzon, 214 Km
Wetter: wolkenlos, bis 30°

Unser heutige Tagesziel auf den drei noch geplanten Etappen bis nach Othmarsingen ist Mouzon im Département Ardennes. Wie üblich vermeiden wir in Frankreich die gebührenpflichtigen Autobahnen und fahren auf Nebenstrassen gemächlich dem Ziel entgegen.

Nach dem Einkauf in Valenciennes, wo wir auf der Suche nach dem Leclerc, welcher am Sonntagmorgen geöffnet hat, eine kleine Irrfahrt durch die Stadt machen, besuchen wir die befestiget Stadt Le Quesnoy. Hier spazieren wir entlang der noch vollständig erhaltenen, sternförmigen Stadtmauer. Diese wurde vom führenden Festungsarchitekten seiner Zeit, Sébastien de Vauban, erbaut. Dabei umgeben zwei Mauerringe, zwischen denen sich teilweise ein breiter Wassergraben befindet, die Stadt. In einem kleinen Park befindet sich eine Gedenkstädte für die neuseeländischen Truppen, welche die von den Deutschen besetzte Stadt befreit haben.

Nach dem ausgiebigen Spaziergang tuckern wir gemächlich weiter bis zu unserem Tagesziel Mouzon. Hier bietet die Gemeinde einen kostengünstigen Übernachtungsplatz beim Hafen am Canal de la Meuse. Für nur 8 Euro plus 22 Cent Kurtaxe pro Person stehen etwa 8 Stellplätze mit Strom und Wasseranschluss zur Verfügung. Dazu kann die Dusche und die Toiletten im Hafengebäude genutzt werden. Ein wirklich tolles Angebot.

Bevor wir uns mit den Campingstühlen an den Kanal setzen und den milden Abend geniessen, spazieren wir noch durch die Altstadt mit der ehemaligen Abtei und der grossen Kirche, die auf einer Insel zwischen dem Fluss Maas (Meuse) und dem Canal de la Meuse liegt. Wie üblich in Frankreich, sind heute Sonntag alle Restaurants geschlossen. Morgen, an Maria Himmelfahrt, wird es genau das gleiche sein, versichert uns der französische Stellplatznachbar.

 

 

Montag, 15.08.2022
von Mouzon nach Walscheid, 246 Km
Wetter: Wolken aber kein Regen, 22°

Die erste Amtshandlung Heute ist der Gang zum Bäcker, wir sind schliesslich in Frankreich. Da gehören frische Croissants und ein Baguette zum Morgenessen.

Danach fahren wir los in Richtung Elsass. Die Routenwahl überlassen wir dem Navi und geben nur den geplanten Übernachtungsplatz ein. Dieser liegt an einem See im Parc naturel regional de Lorraine. Dabei umfahren wir die Stadt Metz grossräumig.

Am Horizont sind immer wieder schwarze Wolken zu sehen, auf unserer Route werden wir aber von Regen verschont. Es ist aber zu erkennen, dass der eine oder andere Landstrich bereits einen, lange ersehnten, Regenschauer abbekommen hat. Für die Kühe, die meist auf bereits vertrockneten und abgeweideten Wiesen stehen, braucht es aber noch Geduld, bis wieder saftiges Grün wächst.

Schliesslich erreichen wir den See, an dessen Ufer in einem kleinen Wald, unser geplanter Schlafplatz liegt. Obwohl die Bewertungen auf Park4Night gut sind, gefällt er uns gar nicht. Es ist nur eine kleine freie Fläche unter einem dichten Blätterdach und der Waldboden ist von einem kürzlich niedergegangenen Regenguss durchnässt.

Wir konsultieren also die Karte und das Internet und entscheiden uns für Walscheid, einen kleinen Ort in den Hügeln vor Strasbourg. Es sind nur noch etwa 20 Kilometer bis dorthin. Es zeigt sich, dass wir eine gute Wahl getroffen haben. An einem kleinen Badesee sind auf dem Parkplatz einige kostenlose Stellplätze für Wohnmobile reserviert und wir erwischen noch die letzte freie Nische.

Hauptsächlich Familien mit Kindern vergnügen sich im und am See. Ein kleiner Sandstrand am seichten Wasser bietet ausreichend Gelegenheit zum Graben und Bauen, während die deutlich markierten tieferen Bereiche des Sees von Schwimmern und Stand-Up-Paddlern genutzt werden.

Wir machen einen Spaziergang durch den langgestreckten Ort. Allerdings ist, wie gestern versprochen, am heutigen Feiertag alles geschlossen. So kehren wir zurück zum See und setzen uns an die Sonne.

Dienstag, 16.08.2022

von Walscheid nach Othmarsingen, 276 Km
Wetter: sonnig und heiss

Wir nehmen die letzte Etappe unserer Schottlandreise in Angriff. Diese verläuft, bis auf eine Extraschlaufe bei Strasbourg wegen einer Umleitung und einer Neubaustecke, weitgehend problemlos. Dieses Mal reisen wir in Basel in die Schweiz ein. Es gibt nur einen kleinen Stau mit wenig Wartezeit und so erreichen wir Othmarsingen nach 7500 Km am frühen Nachmittag.

Und schon hat einem der Alltag wieder. Wir beginnen umgehend mit dem Ausräumen des Wohnmobils. In den nächsten Tagen folgt die Reinigung unseres rollenden  Heims, so dass alles für die nächste Tour bereit ist.

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