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Mit dem Rad von Nantes nach Othmarsingen
Der Plan
Schon als Teenager habe ich Radtouren nach Süd- und Zentralfrankreich unternommen und irgendwie hatte ich schon länger im Hinterkopf, wieder einmal so etwas zu unternehmen. Elsbeth und ich haben schon seit einigen Jahren das Radfahren als Ausgleichssport entdeckt und wir machen jedes Wochenende eine Tour von 60 - 80 Km, so dass die notwendige Grundkondition vorhanden wäre.
Bei der Recherche im Internet bin ich auf das europäische Radroutennetz "Eurovelo" gestossen. Dieses besteht aus 16 Routen quer durch Europa. Unter anderen führt die Euro-Velo 6 über 4400 Km von St. Nazaire an der französichen Atlantikküste bis zur Donaumündung am Schwarzen Meer. Die Euro-Velo 6 ist, zumindest vom Atlantik bis nach Budapest, eine der am besten ausgebauten Strecken mit fast durchgehenden Radwegen oder wenig befahrenen Nebenstrassen. Ich habe mich für eine Tour vom Atlantik bis nach Othmarsingen entschieden. Das sind etwa 1300 Km, was in drei Wochen zu bewältigen wäre. Jetzt gilt es nur noch Elsbeth zu überzeugen.
Die Vorbereitung
Schliesslich hat Elsbeth eingewilligt und ich konnte mit der Vorbereitung beginnen. Wir haben zuerst unsere Rennräder "aufgerüstet" und mit Lenkertaschen und Gepäckträger zur Aufnahme der Gepäcktaschen versehen. Die Gepäckliste haben wir immer wieder zusammengestrichen um das Gewicht möglichst gering zu halten. Das hat sich auf der Reise dann auch als gute Entscheidung erwiesen, da sich die modernen Textilien problemlos auswaschen und über Nacht trocknen lassen. Einzig bei der Regenausrüstung hätten wir weniger optimistisch sein sollen und uns besser ausrüsten müssen. Aber wie sagt man so schön: Aus Schaden wird man klug.
Für die Reise an den Atlantik haben wir uns für einen Flug mit EasyJet entschieden. Ab dem Flughafen Basel wird Nantes direkt angeflogen, was bedeutend einfacher ist als die Reise mit dem TGV über Paris mit dem Transfer vom Gare de Lyon zum Bahnhof Montparnasse. Auch der Transport der Fahrräder ist kein Problem. Diese müssen lediglich in Kartonschachteln (gebraucht, kostenlos vom Radhändler) verpackt werden. Dazu muss das Vorderrad und der Lenker demontiert werden.
Schliesslich legen wir den Termin vom 4. Juni 2011 bis zum 26 Juni 2011 fest, so dass die Buchungen von Flug und den Hotels bzw. Chambres d'hotes für die ersten drei Nächte vorgenommen werden konnten. Danach wollen wir von Tag zu Tag schauen wie weit wir kommen und wo wir übernachten.
Die Reise
Der Flug nach Nantes klappt problemlos und wir können unsere Fahrradkartons entgegennehmen und die Räder wieder zusammenbauen. Die erste Nacht verbringen wir in einem nahen Flughafenhotel, machen aber vorher noch einen Ausflug mit dem Bus ins Zentrum von Nantes.
Am nächsten Morgen geht nach einer langen Schönwetterperiode ein heftiges Gewitter nieder und wir müssen unserer Radtour bei schlechtem Wetter starten. Doch schon bald klart der Himmel auf und wir können die nächsten Tage bei schönstem Wetter weiter radeln. Wir geniessen die wunderbare Landschaft an der weitgehend unverbauten, wilden Loire und bewundern verschiedene Schlösser und Klöster die an unserer Route liegen. Es erweist sich als praktisch, dass wir die ersten Unterkünfte vorreserviert haben und nicht lange nach einem Schlafplatz suchen müssen. Wie sich später herausstellt ist es nicht immer einfach ein Hotel oder Chambre d'Hôtes (B&B) zu finden. Denn in Frankreich hat nicht jede noch so kleine Ortschaft einen Gasthof wie es in der Schweiz, Deutschland oder Österreich üblich ist. Die Infrastuktur ist oft sehr dürftig und es gibt in vielen Orten oft nicht mal mehr einen Bäcker, geschweige denn einen Lebensmittelladen oder ein Hotel. Wir müssen daher mehrmals länger suchen bis wir ein Hotelzimmer finden. Am Sonntagabend haben zudem die meisten Restaurants geschlossen.
Nachdem wir Nevers passiert haben verlassen wir die Loire und folgen der Euro-Velo 6 entlang der Kanäle in Richtung Burgund. Es ist offensichtlich, dass dieser Teil der Strecke, abseits der Touristenmagnete an der Loire oder im Burgund einen ärmlichen Eindruck hinterlässt.
Am 16. Juni 2011 verschlechtert sich das Wetter zusehends wieder und wir kommen bei Dauerregen total durchnässt in Montceau-Les-Mines an, müssen aber noch etwa zwei Stunden warten bis das Hotel öffnet und wir eine warme Dusche nehmen können. Doch schon am nächsten Tag scheint die Sonne wieder und wir können die Reise bei bester Laune fortsetzen. Erst in Basel kommen wir wieder in ein heftiges Gewitter und werden nochmals total durchnässt. Nachdem uns in Basel im Hotel Merian ein Kellner brüsk abweist, werden wir in Grenzach-Wylen im Hotel Eckert herzlich empfangen und können uns trocknen und aufwärmen, bevor wir am nächsten Tag die letzte Etappe in Angriff nehmen und nach tollen, erlebnisreichen Ferien in Othmarsingen ankommen.
Das erinnert mich an meine Lehrzeit als Chemielaborant in Basel