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Schwarzwald und oberes Donautal vom 6. Juli - 14. Juli 2020

Für den April und Mai 2020 haben wir eine Reise nach Spanien und Portugal geplant. Allerdings hat uns die Coronakrise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Während dem Lockdown haben wir die Autonummer abgegeben, da Reisen ins Ausland unmöglich geworden sind. Zudem haben mich schon seit Weihnachten wiederkehrende Koliken geplagt, als deren Ursache sich Gallensteine erwiesen haben, wodurch die Entfernung  der Gallenblase nötig wurde.
Auf Anfang Juli, nach den Coronalockerungen und der Erholung nach der Opertion, ist es endlich soweit, dass wir unser Brummsli wieder einlösen und einen Kurzurlaub in im Schwarzwald planen, zudem haben wir auch das obere Donautal zwischen Sigmaringen und Tuttlingen, das wir auf der Rückreise von Norwegen durchfahren haben, auf dem Programm.
Am Monag, den 6. Juli 2020 ist endlich wieder alles bereit und verstaut und wir machen uns gegen Mittag auf den Weg. Als erstes Tagesziel haben wir die Umgebung von Blasiwald vorgesehen. Wir kennen die Gegend von unseren Pilzausflügen der vergangenen Jahre und kennen den schön gelegenen Wanderparkplatz "Blasiwald-Althütte", den wir schon bald erreichen. Unter der Woche ist wenig los, dadurch kommt uns auf der sehr schmalen Zufahrtstrasse niemand entgegen und wir können uns auf dem Wanderparkplatz ein ebenes Plätzchen auswählen.
Wir stürzen uns in die Wanderkluft, rüsten uns mit Körben aus, und schon bald streifen wir durch hohe Heidelbeerstauden, die allerdings kaum Früchte tragen, in den nahen Fichtenwäldern. In Sachen Pilze sieht es gar nicht gut aus. Wir stolpern schon eine ganze Weile durch's Unterholz, ohne dass wir auch nur einen Eierschwamm (Pfifferling) finden. Doch plötzlich leuchtet es gelb zwischen den Heidelbeersträuchern. Auf einem kleinen, sonnenbeschienen Hügel, steht ein Eierschwämmchen neben dem Anderen. Die begehrten Delikatessen sind ganz frisch aus dem feuchten, moosigen Waldboden gewachsen. Schon nach kurzer Zeit haben wir unsere Körbe halb gefüllt und das ergiebige Plätzchen abgeerntet. Wir suchen noch eine halbe Stunde weiter, ohne auch nur einen Pilz zu finden und kehren deshalb zu unsere Brummsli zurück.
Es dauert eine ganze Weile, bis unsere Ausbeute sauber geputzt ist. Es sind schlussendlich 1.3 Kilo Pfifferlinge. Die Hälfte frieren wir in zwei Portionen ein und die andere Hälfte geniessen wir vor unserem Wohnmobil an einer feinen Rahmsauce und mit einem Glas Rosé zum Znacht. Nur gelegentlich kommen ein paar Wanderer oder Biker vorbei und grüssen uns freundlich.
Nach dem Essen unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang zum nahen Weiler Blasiwald-Althütte, wo die Bauern das sonnige und warme Wetter ausnutzen und dabei sind das Heu einzubringen. Dann verbringen wir nach fünf Monaten wieder eine Nacht in unserem rollenden Heim.
Wie von den Meteorologen versprochen startet der nächste Tag wieder sonnig und wolkenlos und wir geniessen das Morgenessen im Freien. Für heute haben wir eine Wanderung geplant, die unsere Tochter Daniela am letzen Samstag unternommen hat. Es handelt sich um den Bernauer Hochtal-Steig.
 
https://www.bernau-schwarzwald.de/eip/pages/hochtal-steig.php
Schon bald erreichen wir, vorbei an St. Blasien mit seiner markanten Domkuppel, den Wanderparkplatz bei Bernau Weierle. Der Platz ist schon gut belegt und, obwohl für Wohnmobile verboten, stellen wir unser Fahrzeug ab und beginnen die Tour auf dem gut ausgeschilderten Pfad. Dieser führt zuerst steil Bergauf durch schattige Wälder bis zum Aussichtspunkt Hohfelsen und über blühende Bergwiesen bis zum 1349 m hohen Spiesshorn. Auf dem Weg dorthin bietet sich ein toller Blick auf die Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau. In nördlicher Richtung liegt der Feldberg, die höchste Erhebung des Schwarzwaldes. Vorbei an der Krukenbachhütte die währschafte und günstige Speisen anbietet wandern wir zurück zu unserem Ausgangspunkt, den wir nach fast 16 Kilometern und nach 4 1/2 Stunden erreichen.
Beim Sportplatz in Bernau bietet die Gemeine Wohnmobilstellplätze für 10 Euro pro Tag an. Wir fahren deshalb zum Hauptort des Tales und richten uns auf einem der Plätze ein. Das Anmeldeformular muss, zusammen mit der Gebühr in einem Briefkasten deponiert werden. Erst gegen Abend kommt eine Gemeindemitarbeiterin vorbei um zu prüfen ob ordnungsgemäss bezahlt wurde. Wir bezahlen gleich für zwei Tage.
Der Platz ist nur halb, hauptsächlich von Deutschen, belegt. Nur ein Paar aus dem Baselland in einem VW-Bus steht neben unserem Fahrzeug.
Am Mittwoch, den 8. Juli unternehmen wir eine Velotour nach St. Blasien. Gemütlich radeln wir auf den gut beschilderten Radwegen durch den Wald bis zum hübschen Städtchen. Wir geniessen ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte bzw. einen Tomaten-Mozzarella-Salat und spazieren durch den Ort bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen.
Am Donnerstag starten wir in Richtung Titisee, machen aber nur einen kurzen Stopp, denn das Städtchen am gleichnamigen See ist voll von Touristen, auch vielen Schweizern und gefällt uns nicht besonders. Wir haben den Ort von einem früheren Besuch ganz anders in Erinnerung.
Wir fahren deshalb weiter nach Gütenbach. Im Dorf wird ein kostenloser Wohnmobilstellplatz angeboten, der aber zur Zeit von Baumaschine und Baumaterial belegt ist und wenig einladend wirkt. Wir stellen unser Brummsli erst einmal ab und erkunden das Dorf. Dort stossen wir zufällig auf die Faller Modellbaufabrik. Diese ist sicher allen Modelleisenbahnfans ein Begriff. Faller stellt die Miniaturhäuschen, Fahrzeuge und Landschaftsteile her, die im Modlleisenbahnbau verwendet werden. Bei mir kamen auf jeden Fall sofort Kindheitserinnerungen auf, denn die Fallerprodukte waren zu meiner Kinderzeit in jedem Modellbaukatalog zu finden. Wir besuchen deshalb die kleine Ausstellung mit Beispielen von Eisenbahn-,  Hafen- und Verkehrsanlagen.
Danach orientieren wir uns an den Wanderwegweiserung und wählen einen Rundweg zum "Balzer Herrgott". Dabei handelt es sich um eine steinerne Christusstatue, vermutlich aus spätgotischer Zeit, die in eine Weidbuche eingewachen ist und von der nur noch der Kopf zu sehen ist.
Der Weg führt zuerst steil durch den Wald hinauf auf eine wunderschöne Hochebene. Dort treffen wir einen ältern Herrn, der uns nach dem Weg zum Balzer Herrgott fragt, da er den Wegweiser nicht mehr lesen kann. Er hat allerdings sein Auto auf dem Wanderparkplatz, autofahren geht also noch. Als er merkt, dass wir Schweizer sind, erzählt er uns, dass er seinerzeit für REVOX, die den Hauptsitz in Regensdorf hatte, gearbeitet hat. In einer Talsenke steht ein stattliches schwarzwälder Bauernhaus. Der Mann erklärt uns, dass es sich dabei um den Drehort für die Sendung "die Fallers" handelt, die angeblich schon seit Jahren auf dem SWR läuft.
Wir verabschieden uns und wandern noch den letzten Kilometer bis zum "Balzer Herrgott". Der Baum ist wie eine kleine Pilgerstätte hergerichtet und eine Schautafel erklärt wie die Jesusstatue über die Jahrzente eingewachsen und vom Baum "verschlungen" wurde. Der Kopf wurde von einem Schnitzer wieder freigelegt.
Zurück in Gütenbach suchen wir auf Park4Night einen anderen Übernachtungsplatz und fahren nach Sankt Märgen. Beim Sportzentrum kann der grosse Parkplatz kostenlos für Wohnmobile genutzt werden. Wir richten uns dort ein und packen unsere Badesachen. Auf der anderen Strassenseite soll sich ein Naturfreibad mit einem Badeweiher befinden. Als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass das Bad wegen Corona noch geschlossen ist. Da sich trotzdem eine Familie im Schwimmbad aufhält, zwängen wir und durch den schmalen Spalt beim Tor und erfrischen uns im kühlen Nass.
Es kommt dann auch noch eine Gruppe Schüler, die mit einer Drohne ein Video für die Schulabschlussfeier drehen. Einer der Schüler und der Klassenlehrer springen kopfüber, in Kleidern und mit Schuhen, in den Weiher und überqueren diesen schwimmend. 
Heute essen wir auswärts im Biergarten des Hotels Hirschen. Wir sind allerdings, obwohl nicht ganz billig, vom Service und der Qualität des Essens eher enttäuscht und freuen uns wieder auf unser Lieblingsrestaurant "Mühleholz" in Retschwil, wo Preis/Leistung noch stimmt.
Wir spazieren zurück zum Sportplatz, wo unser Brummsli steht und die örtliche Blaskapelle noch beim Proben ist. um 22 Uhr ist dann Ruhe und wir können schon bald schlafen gehen.
Schon ist wieder Freitag. Heute geht es weiter nach Donaueschingen. Auch hier gibt es beim Sportzentrum einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz ohne Infrastruktur (Wasser, Entsorgung). Wir sind gegen 11 Uhr da und stellen unser Brummsli unter eine der schattigen Linden. Durch den nahen Schlosspark gelangen wir ins Zentrum des Städtchens und besichtigen die Donauquelle. Das Schloss ist nicht frei zugänglich (nur in Gruppen auf Voranmeldung) und befindet sich in Privatbesitz. Die Stadt bietet sonst nicht allzuviel und hat kaum eine historische Altstadt. Wir kaufen deshalb noch ein und ergänzen unsere Vorräte bevor wir zum Stellplatz zurückkehren und unsere Liegestühle geniessen. Ein Spanziergang zum Donauzusammenfluss, wo sich die Brigach und die Breg zur Donau vereinen, rundet den Tag ab.
Der Wind nimmt zu und es ziehen dunkle Gewitterwolken auf. In Donaueschingen bleibt es aber die ganze Nacht trocken und am nächsten Morgen scheint bereits wieder die Sonne als wir unser letztes Etappenziel in Angriff nehmen. Heute soll es nach Beuron im oberen Donautal gehen. Beim stattlichen Benediktinerkloster gibt es einen Stellplatz, wo für 10 Euro/24 h parkiert und entsorgt werden kann.  Wir ergattern noch den letzten Platz haben aber einige Mühe mit dem Bezahlen, da der Notenwechsler nicht funktioniert und für den Parkschein nur Münzen akzeptiert werden. Schliesslich kann uns jemand 10 Euro in 1 und 2 Euromünzen wechseln, so dass wir vorerst mal für einen Tag bezahlen können.
Wir besichtigen kurz die Klosterkirche und folgen dann dem Rad- und Wanderweg in Richtung Tuttlingen bis zum "Jägerhaus", einer Herberge für Rad- und Fernwanderer. Von dort steigen wir auf zum Schloss Bronnen, das hoch über der noch jungen und eher braunen als blauen Donau auf einem Felsen thront. Oben angekommen haben wir auf eine schöne Aussicht gehofft, werden aber enttäuscht, da das Schloss ebenfalls privat und nicht zugänglich ist. Wir steigen also auf der Rückseite des Schlosses ab zur Bronner Wiese wo sich ein grosser Biobauernhof mit Ziegen, Schafen, Eseln, Pferden und Kühen befindet. Von dort erreichen wir bald wieder Beuron und geniessen wieder die Sonne vor unsere Wohnmobil.
Am Sonntag bereiten wir die Fahrräder für eine Tour auf dem Donauradweg vor. Wir wollen heute bis Sigmaringen und wieder zurück radeln.
 
Zuerst wechseln wir aber noch 20 Euro in Hartgeld, denn der Wechselautomat funktioniert wieder, und bezahlen für zwei weitere Tag.
 
Der Radweg folgt der Donau, weist aber immer wieder nahrhafte Steigungen auf und wird von unzähligen Radtouristen, häufig mit E-Bikes, genutzt. Die Landschaft ist geprägt von saftigen, grünen Wiesen und steil aufragenden, bewaldeten Kalkfelsen. Nach etwa zwei Stunden und ca. 30 Km erreichen wir Sigmaringen mit seinem stattlichen Schloss und der hübschen Altstadt. Nach einer kurzen Rast in der Stadt und im schön angelegten Park machen wir uns auf den Rückweg und sind froh Beuron wieder zu erreichen.
Unser Stellplatzbachbar aus Stuttgart erzählt uns, dass er schon über 30 Jahre bei der Furka Bergstrecke mitarbeitet und in der Sektion Schwaben des Vereins aktiv ist.
Am nächsten Morgen ist wieder Radfahren angesagt. Dieses Mal geht es in die andere Richtung bis nach Tuttlingen. Das Tal ist hier enger als gestern und wirkt wilder und unzugänglicher, denn nur der nicht asphaltierte Radweg folgt dem Fluss. Autos  und Eisenbahn werden vom Tal weg, beziehungsweise durch einen Tunnel geführt. Erst in Fridingen treffen wir wieder auf die Hauptstrasse und erreichen, vorbei am mittelalterlichen Städtchen Mühlheim an der Donau, die Kreisstadt Tuttlingen. Nach einem Spaziergang durch das Zentrum und einem Besuch in der Müller Drogerie machen wir uns auf den Rückweg nach Beuron das wir nach knapp 50 Km (Hin- und Rückweg) erreichen. 
Den Apéro in der Nachmittagssonne haben wir uns redlich verdient. Zu allem Überfluss kommt auch noch ein italienischer Eiswagen auf den Parkplatz und wir gönnen uns ein Gelato.
Der letzte Reisetag ist angebrochen, denn heute Dienstag müssen wir wegen einem Arzttermin wieder Heim fahren. Zügig führt uns das Navi nach Waldshut-Tiengen, wo die Einkaufstouristen schon wieder den Grenzübergang stürmen und sind gegen Mittag wieder zu Hause.
Schön war's wieder unterwegs zu sein!!!!
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