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Süd-Norwegen, 5. Juni - 9. August 2023

Von Othmarsingen nach Hirtshals in Dänemark und mit der Fähre nach Kristiansand


5. Juni 2023, Othmarsingen – Marburg, 479 Km

wolkenlos und warm

 

Nachdem wir unsere geplante Frühlingsreise nach Montenegro, Albanien und Griechenland wegen gesundheitlichen Problemen verschieben mussten, kann es jetzt losgehen. Um die südliche Sommerhitze zu meiden geht es dieses Mal nach Südnorwegen. Hier hoffen wir auf angenehme Temperaturen und schönes Wetter.

Allerdings stossen wir schon nach wenigen Kilometern auf die ersten Hindernisse. Am Armaturenbrett erscheint nämlich eine Warnleuchte, die uns zu hohen Ölfüllstand anzeigt. Ich habe gedacht ich tue unserem Wohnmobil etwas Gutes, indem ich mich nicht auf die elektronische Ölstandsanzeige verlasse, sondern den guten alten Ölmessstab nutze. Dieser zeigt ein Niveau zwischen Minimum und Maximum an, so dass ich das Motorenöl bis zum Maximum aufgefüllt haben. Das hätte ich besser bleiben lassen.

Wir verlassen also die Autobahn schon nach dem Bözbergtunnel und kontaktieren die Mercedes-Hotline. Diese verweist uns an die Mercedesgarage Walter Hasler in Frick. Hier werden wir zuvorkommend empfangen und nach einem feinen Kaffee im luxuriösen Showroom ist das überschüssige Öl abgesaugt und wir können die Fahrt fortsetzen. Rechnung wird uns keine gestellt, was wir mit einem Nötli in die Kaffeekasse danken.

Bei strahlendem Sonnenschein geht es auf der deutschen Autobahn, entlang an endlosen Lastwagenkolonnen, nordwärts bis zur Universitätsstadt Marburg, unserem ersten Tagesziel. Auf dem städtischen Wohnmobilstellplatz, in Nachbarschaft zum grosszügigen Sportplatz der Uni, ergattern wir den letzten freien Platz. Für bescheidene 12 Euro können die Camper hier 24 Stunden in separaten Nischen abgestellt werden.

In wenigen Minuten erreichen wir am anderen Ufer der Lahn die hübsche Altstadt mit ihren stattlichen Fachwerkhäusern, dem alten Rathaus und dem Schloss auf dem Hügel hoch über der Stadt. Bevor wir dorthin hochgehen stärken wir uns noch mit einem Glas Weisswein in einem der vielen Restaurants in der Fussgängerzone. Vom Landgrafenschloss aus bietet sich ein schöner Ausblick auf die umliegenden Hügel und die Dächer vom Marburg.

Zurück auf dem Stellplatz können wir die obligaten Spaghetti des ersten Ferientages in der Abendsonne geniessen.

 

6. Juni 2023, Marburg – Tønder DK, 608 Km
wolkenlos, warm und windig

 

Heute wollen wir ein rechtes Stück vorankommen, denn am Donnerstag gegen Mittag legt unsere Fähre nach Norwegen von Hirtshals, ganz im Norden Dänemarks, ab. Zuerst geht es ein Stück über Land bis wir die Autobahn A7 nach Hamburg erreichen. Trotz vieler Baustellen und zahllosen Lastwagen geht es zügig bis nach Hamburg, wo immer noch an der Autobahn vor und nach dem Elbtunnel gebaut wird. Dies war schon bei unserer Reise nach Island so und wird noch bis 2027 dauern. Wie schon damals, geht es auch heute nur zähflüssig durch die grosse Hafenstadt. Doch schliesslich erreichen wir die Abzweigung auf die A23 in Richtung Husum. Hier lässt der Verkehr deutlich nach und es geht wieder zügig voran bis zur dänischen Grenze. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Tønder. Auf dem Wohnmobilstellplatz beim Fussballplatz werden wir die Nacht verbringen. Auch hier unternehmen wir einen Bummel durch das Städtchen. Allerdings ist nicht mehr viel los, denn die Geschäfte schliessen bereits um 17.30 Uhr. Deshalb sind kaum noch Menschen in der Fussgängerzone unterwegs. Der Fussmarsch tut trotzdem gut, obwohl es mit dem Wind vom Meer her deutlich abgekühlt hat.

Gestern hatten wir übrigens festgestellt, dass unsere neue Lithiumbatterie während der Fahrt nicht geladen wird. Obwohl wir über 400 Kilometer zurückgelegt hatten, war die Batterie in Marburg nur zu 85% geladen. Während einer Pause widmen wir uns deshalb dem Problem und nehmen den Ladewandler unter die Lupe. Mit der Einstellung für Lithiumbatterien reagiert das Gerät bei laufendem Motor überhaupt nicht. Doch schliesslich finden wir eine Einstellung mit welcher der Ladevorgang einsetzt und die Batterie mit 50 Ampère geladen wird. Jetzt fällt uns ein Stein vom Herzen, denn nur mit der Solaranlage hätten wir bei schlechtem Wetter rasch keinen Strom mehr zur Verfügung gehabt. Jetzt haben wir hoffentlich alle technischen Probleme gelöst.

7. Juni 2023, Tønder - Tornby, 404 Km

zuerst Hochnebel, dann sonnig und warm, am Abend wieder Nebel vom Meer her

Der Tag  beginnt heute mit hochnebelartiger Bewölkung und recht kühlen Temperaturen. Bevor wir starten muss ich an der Reception des benachbarten Campingplatzes noch die Gebühr für den Stellplatz begleichen. Der Schalter hatte gestern bei unserer Ankunft nämlich schon geschlossen

Dann brausen wir auf der schönen Landstrasse, meist mit 80 Km/h in Richtung Norden. Die Dänen scheinen eher gemütliche Autofahrer zu sein, denn wir haben immer mal wieder einen Langweiler vor uns, der die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht ausnutzt und gemächlich durch die Landschaft tuckert.

Den ersten Halt machen wir in Esbjerg. Vom Parkplatz am Hafen führt ein Fussweg direkt in die grosszügige Fussgängerzone mit den vielen Einkaufsgeschäften. Besonders Kleiderläden, auch für Herren, sind sehr gut vertreten. Am grossen Platz mit der Reiterstatue von Christian IX sind die Restaurants bereits gut besucht.

 

Wir kehren zurück zum Wohnmobil uns setzten unsere Fahrt fort. Das flache Land ist relativ dünn besiedelt und geprägt von Landwirtschaft. Auffällig sind die vielen Mastbetriebe ohne Auslauf für die Tiere. Diese Art der Tierhaltung ist bei uns in der Schweiz zum Glück nicht mehr zu sehen.

Am Nissum Fjord ist es jetzt auch für uns Zeit eine Kaffeepause einzulegen. Am langen Kiesstrand bietet sich ein schöner Ausblick auf den Meeresarm, der den nördlichsten Teil Dänemarks vom Festland trennt. Die Einfahrt wurde im 2. Weltkrieg durch Bunker geschützt, die noch erhalten sind.

Langsam wird es Zeit, dass wir uns nach einem Übernachtungsplatz umsehen, denn wir nähern uns der Nordspitze Dänemarks von wo uns die Fähre morgen nach Norwegen bringen wird. In Løkken, etwa 30 Km vom Fährhafen Hirtshalt entfernt, fahren wir auf den breiten endlos langen Strand. Allerdings drückt dicker Nebel vom Meer her und es weht ein kalter Wind. Zudem ist das Übernachten eigentlich verboten (es scheint aber nicht kontrolliert zu werden, denn es stehen etliche Wohnmobile im Sand). Wir entschiessen uns, nach einem sonnigeren Plätzchen zu suchen und fahren noch ein paar Kilometer weiter bis bis nach Tornby. Hier führt eine schmale Strasse bis zu einem Wanderparkplatz am Rande eines Naturschutzgebietes. Die Sonne scheint hier immer noch, obwohl wir nur wenige 100 Meter vom Meer entfernt sind. Wir nutzen deshalb das schöne Wetter und unternehmen einen Spaziergang durch die bewaldeten und mit Gras bewachsenen Dünen. Allerdings bildet sich auch hier langsam Nebel, je näher wir dem kalten Meer kommen.

Dank unserer App "MapOut" finden wir unter den vielen Pfaden problemlos den richtigen, der uns wieder zurück zu unserem Parkplatz führt.

8. Juni 2023, Tornby - Hirtshals - Kristiansand, 158 Km (inkl. Fähre)

sonnig und warm

Heute können wir uns Zeit lassen, denn der Fährhafen in Hirtshals liegt nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Der Check-In am Hafen geht schnell und so stehen wir schon gegen 10 Uhr in der Reihe 29 zum Verladen bereit. Nach und nach füllt sich der ganze Platz bis die Fähre, von Kristiansand her kommend, anlegt. Es ist erstaunlich, wie viele Autos, Wohnmobile und Lastwagen in so einem Schiffsbauch Platz haben. Nachdem das letzte Fahzeug das Schiff verlassen hat, können wir mit dem Verladen beginnen. Auf vier Parkdecks werden alle Autos verstaut und schon bald stehen wir auf dem Passagierdeck um das Auslaufen aus dem Hafen zu beobachten. Draussen auf dem Meer weht ein kühler Wind, so dass wir es vorziehen uns im Inneren ein geschütztes Plätzchen zu suchen.

Die Zeit vergeht recht schnell, bis nach etwa 3 Stunden die Küste Norwegens in Sicht kommt. Wir gehen wieder ins Freie bis die Fähre mit dem Anlegen beginnt. Dann werden die Passagiere aufgefordert sich zu ihren Fahrzeugen zu begeben.

Endlich haben wir wieder festen Boden unter den Räderen und können ohne Kontrolle in Norwegen einreisen. Den heutigen Übernachtungsplatz haben wir im Navi bereits gespeichert und so erreichen wir schon nach wenigen Minuten den grossen Parkplatz bei der Universität von Kristiansand. Hier können wir für nur 10 Kronen (ca. 90 Rappen) einen ganzen Tag stehen bleiben und auch übernachten. Auf dem offiziellen Wohnmobilstellplatz kostet die Übernachtung fast 300 Kronen.

Vom Parkplatz erreichen wir das Zentrum von Kristiansand in etwa 15 Minuten durch Wohnquartiere mit schönen Holzhäusern und gepflegten Gärten. Das Ufer des Flusses Otra, am Rand der Altstadt, ist gesäumt von luxuriösen Neubauten mit sonnigen Wohnungen an bester Lage. Den Fluss überqueren wir auf einer neuen Fussgänger- und Radfahrerbrücke und sind jetzt mitten im Zentrum.

Wir gehen runter zum Hafen, vorbei an einem feinsandigen Badestrand. Das Wasser scheint noch recht kalt zu sein, denn im Wasser sind keine Schwimmer auszumachen. Auf den Grasflächen entlang des Hafens versammeln sich Gruppen von jungen Leuten und trinken ihr selbst mitgebrachtes Bier.

Bei der Festung Christiansholm gibt es ein schön gelegenes Restaurant mit einer Terrasse zum Wasser. Hier verpflegen wir uns mit einer Fischsuppe und einer Portion (500 Gramm) Shrimps. Frisch gestärkt schlendern wir durch die Fussgängerzone bis zur Domkirche, einer der grössten Kirchen Norwegens, und von dort wieder zurück zum Parkplatz. Unmittelbar gegenüber befindet sich die Oddeneskriche, das älteste Gotteshaus Norwegens, dessen Ursprung auf das Jahr 1040 zurückgeht. Gemäss Reiseführer soll sich auf dem Friedhof ein 5 Meter hoher Runenstein befinden, den zu besuchen es sich lohnt. Trotz intensiver Suche können wir das Relikt aber nicht finden. Bei der Recherche im Internet erfahren wir, dass der Stein 1990 in den Vorraum der Kirche verlegt wurde. Der Autor unseres Reiseführers scheint den Ort auch schon länger nicht mehr besucht zu haben. Leider ist die Kirche aber schon geschlossen. Wir hoffen Morgen mehr Glück zu haben.

9. Juni 2023, Kristiansand - Songe, 126 Km

sonnig und warm

Leider ist die Oddeneskirche auch heute Morgen verschlossen, so dass wir den Runenstein, der um das Jahr 1000 behauen wurde, nicht zu sehen bekommen.

Wir folgen heute der zerklüfteten Küste in Richtung Oslo. Dabei nutzen wir nicht die Autobahn E18, sondern nehmen die kleinen Küstensträsschen. Vorbei an unzähligen kleinen Buchten, an denen die typischen roten Holzhäuser des Nordens stehen erreichen wir das Städtchen Grimstad.

Hier haben wir eigentlich eine kurze Wanderung aus unserem Wanderführer geplant und parkieren deshalb am Hafen. Unglücklicherweise ist der Akku unseres Ipad nicht geladen, so dass wir auf die Onlinewanderkarte keinen Zugriff haben. Mit dem kleinen Kärtchen im Kompass-Reiseführer und der Beschreibung im Buch kommen wir allerdings vom Weg ab und bleiben im hübschen Zentrum von Grimstad hängen. Naja, was solls. Dann machen wir halt Pick-Nick am Hafen bevor wir die letzten Kilometer bis zu unserem Übernachtungsplatz bei Songe unter die Räder nehmen. Der kleine Stellplatz ist idyllisch an einem See gelegen und so geniessen wir den Nachmittag mit Blick auf den See mit dem felsigen und bewalteten Ufer

 


 

10. Juni 2023, Songe - Risør, 18 Km
Wanderung in Risør zum Aussichtspunkt Fransåsen, 14.5 Km
sonnig und warm

Heute wollen wir es nochmals mit einer Wanderung versuchen. Zuerst füllen wir aber auf dem idyllischen Stellplatz   bei Songe noch den Wassertank. Dann geht es zügig auf der E18 bis nach Risør, dem Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung. Unser Brummsli stellen wir erst einmal auf dem PW-Parkplatz, gleich neben dem offiz
iellen Wohnmobilstellplatz ab. Wir haben vor, nach der Wanderung noch bis Langesund weiter zu fahren.
Heute ist das Ipad voll geladen, so dass wir die GPX-Daten unseres Wanderführers nutzen könne
n. Vom Parkplatz geht es an den Hafen und dann dem Meer entlang bis zum Ortsausgang. Hier beginnt der Wanderweg und die Beschilderung des Pfades der in stetem Auf und Ab der Schärenküste entlangführt. Das geht ordentlich in die Beine, denn einmal geht es über hohe Treppenstufen und dann wieder über blank geschliffene Felsen, immer mit Blick auf das blaue Meer. Schliesslich erreichen wir den Aussichtsfelsen Fransåsen, trotz eines Sturzes und aufgeschlagenen Knien. Im Felsen eingelassene Metallstufen und ein Seil führen die letzten Meter auf den Felsen. Zurück geht es dann durch lichten Kiefernwald mit dichtem Heidelbeer- und Preiselbeerbewuchs. Nach etwa 5 Stunden erreichen wir endlich wieder den Ausgangspunkt der Wanderung, wo unser Brummsli auf uns wartet.
Wir entschliessen uns, heute nicht mehr weiter zu fahren, sondern den Rest des Tages im hübschen Risør zu verbringen. Unser Wohnmobil parken wir deshalb auf den Wohnmobilstellpaltz um. Dazu müssen wir halt, nachdem wir die Parkgebühr von 20 Kronen für einen PW bezahlt haben, noch die 400 Kronen für das Übernachten auf dem Stellplatz berappen.
Zuerst gibt es
heute wieder einmal einen Apéro mit Weisswein und Nüssli, danach die verdiente Dusche und dann werden die Beine hochgelagert und die Sonne genossen. Erst gegen Abend folgt nochmals ein Spaziergang zum Hafen, wo die Restaurants gut gefüllt sind. Überall werden Muscheln, Krabben und Fischsuppe serviert. Es würde uns schon "gluschten", aber wir hatten schon ein Resten-Menü (Chili von gestern), das muss für heute genügen.

11.Juni 2023, Risør - Heddal, 156 Km

ein weiterer sonniger, warmer Tag

 

Heute geht es nordwärts bis nach Heddal. Dort steht eine komplett aus Holz gebaute Stabkirche aus dem 13. Jahrhundert, welche es zu besichtigen gilt. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden in Norwegen gegen 1000 Holzkirchen erbaut, deren Besonderheit in den senkrecht stehenden Holzsäulen (Stäben) besteht, welche die ganze Konstruktion tragen. Die Gotteshäuser sind mit kunstvollen Holzschnitzereien, und Wandmalereinen verziert. 28 dieser Gebäude sind heute noch erhalten, wovon diejenige von Heddal das Grösste ist.

Zuerst fahren wir von Risør wieder zurück auf die E18. Auf der gut ausgebauten Strasse geht es schnell voran, dafür bietet die Route nur wenige Eindrücke von der reizvollen norwegischen Landschaft. Nach etwa 30 Kilometern verlasen wir die Schnellstrasse. Jetzt geht es gemächlich auf der "Drangedalsveien", vorbei an tiefblauen Seen und lichten Kiefernwäldern über Prestestranda, Lunde und Bø bis nach Heddal. Immer wieder legen wir einen Halt ein um uns am Ufer eines Sees die Füsse zu vertreten.

Die Stabkirche befindet sich direkt an der Strasse und ist leicht zu finden. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte bis zum Café, wo die Tickets für die Besichtigung gekauft werden können. Wir sind beeindruckt von der Holzkonstruktion die all die Jahre überdauert hat und bestaunen die mit Schnitzereien verzierten Portale und bemalten Holzwände im Innern der Kirche. Es scheint, dass die Dachschindeln mit Teer bestrichen und vor dem Regen geschützt werden. Das Regenwasser wird über Rinnen und Holzstangen in den Boden geleitet.

Es ist erst kurz nach Mittag. Wir wollen aber nicht mehr weit fahren. Nicht weit entfernt finden wir am Ufer des Flusses Heddøla einen schönen Platz, der sich für die Übernachtung eignet. Hier verbringen wir auch den Rest des Nachmittags an der Sonne und am Wasser.

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Überschrift 1

12./13.Juni 2023, Heddal -Oslo, 158 Km
ein Tag in Oslo

sonnig und warm

Von Heddal fahren wir zügig nach Oslo. Zum ersten Mal sind Teile der Strecke kostenpflichtig. Da wir vorgängig ein Erfassungsgerät SkyttelPASS bestellt haben, werden die Gebühren automatisch erfasst und später der Kreditkarte belastet. So erreichen wir schon am Mittag Norwegens Hauptstadt Oslo. Sicher führt uns das Navi auf den Holmenkollen, der 371 Meter hohe Berg ist das Mekka Norwegens für die nordischen Sportarten. Besonders beeindruckend ist die grosse Skisprungschanze, die scheinbar frei schwebend in der Landschaft steht. Der ursprüngliche Plan war, auf einem der grossen Parkplätze kostengünstig zu übernachten. Mit der Holmenkollenbahn wäre das Stadtzentrum problemlos zu erreichen. Ausserhalb der Saison scheint das Übernachten, trotz Verbot, kein Problem zu sein. Allerding machen die Asphaltplätze keinen sehr einladenden Eindruck und so entschliessen wir uns zum  Campingplatz Bogstard zu fahren. Dieser liegt am Fuss des Holmenkollen ebenfalls in Stadtnähe und bietet alle Annehmlichkeiten eines Campingplatzes. Auf einem schönen Flecken unter Birken richten wir uns für die nächsten zwei Tage ein.
Am Eingang des Campings befindet sich die Haltestelle für den Bus, mit dem wir zum Nachtessen ins Zentrum fahren. Das 24 Stunden-Ticket lässt sich über eine App auf dem Smartphone problemlos lösen. Beim Hafen gibt es jede Menge Restaurants und Bars, die schon recht voll sind. Wir haben klugerweise im Gamle Radhuus einen Tisch reserviert und geniessen im Garten zuerst eine Fischsuppe und dann ein Lamm Sirloin Steak, beides schmeckt ausgezeichnet. Danach schlendern wir, vorbei an den vielen Ausflugsschiffen für Touristen, zurück zur Bushaltestelle und kehren zurück zum Campingplatz.

Am nächsten Morgen ist Sightseeing angesagt. Wieder geht es mit dem Bus hinunter an den Hafen. Die Schiffsbesatzungen machen sich bereit für die Bootstouren in der Oslobucht. Die Touristen haben dabei die Wahl zwischen modernen Katamaranen, alten Segelschiffen oder schnittigen Schnellbooten. Wir allerdings machen uns zu Fuss auf den Weg und erkunden zuerst die Festung Akershus. Dabei geht es vorbei am Rathaus mit den zwei markanten Türmen. Bei der Festung handelte es sich ursprünglich um eine Burg von 1299, welche im 17. Jahrhundert zu Verteidigungszwecken ausgebaut wurde.
Weiter geht es dann, vorbei an bewachten Militärarealen, zum Opernhaus. Das Bauwerk aus weissem Marmor hat eine besondere Form und kann über die schrägen Flächen bis auf das Dach begangen werden. Von hier oben bietet sich ein schöner Blick auf die vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe und die Hafenpromenade. Das Haus verfügt auf einer Fläche von 38500 Quadratmetern über mehr als 1100 Innenräume.
Weiter geht es, vorbei am Hauptbahnhof, auf die Karl Johans Gate. Auf der Einkaufsstrasse in der Fussgängerzone erreichen wir die Domkirche und das Parlamentsgebäude. Von hier sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Königsschloss mit dem schönen Schlosspark, der öffentlich zugänglich ist.
Mit der Strassenbahn Nummer
12 fahren wir jetzt zum Frognerpark mit der Vigeland-Skulpturenanlage. Hier sind über 200 Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland zu besichtigen. Dabei handelt es sich um meist überlebensgrosse Granit- und Bronzeskulpturen die nackte Menschen (Männer, Frauen und Kinder) darstellen.
Für Mueseumsliebhaber gäbe es neben dem Munchmuseum, der Nationalgalerie und dem Nobel Friedenscenter auf der Museumsinsel Bygdøy das Norwegische Volksmuseum , das Wikingerschiff-Museum, das Norwegische Seefahrtsmuseum, das Frammuseum und das Kon-Tiki Museum zu besichtigen.
Wir allerdings, nehmen den Bus und fahren zurück zum Campingplatz um uns erst einmal vom Stadttrubel zu erholen.

14. Juni 2023, Oslo – Lenningen, 224 Km
Wanderung Tverrsjøstallen – Svarttjernshøgda, 4.5 Km

sonnig und warm, unterwegs Gewitter

Auf dem Campingplatz Bogstad füllen wir den Wasservorrat und tanken an der benachbarten Tankstelle mit Diesel voll. Erstaunlicherweise wurde der Preis seit unserer Ankunft bereits drei Mal gesenkt und liegt jetzt bei etwas über 17 Kronen.
Auf der E18 verlasse wir die Hauptstadt und fahren bald nordwärts bis an den Randsfjorden, den viertgrössten Binnensee Norwegens. Von hier geht es ins Svenadalen bis zum Tverrsjøstallen Café. Am Beginn der Privatstrasse müssen wir uns auf der Informationstafel erst einmal schlau machen, wie wir die Mautgebühr über die Webseite bezahlen können. Die Autonummern werden bei der Einfahrt elektronisch erfasst und bei Nichtbezahlen drohen happige Gebühren. Schliesslich finden wir den Link mit dem wir dann über eine E-Mail den Betrag, in unserem Fall 70 Kronen, zu Lasten der Kreditkarte begleichen können.
Auf der holprigen Naturstrasse geht es dann hoch bis zum grossen Parkplatz beim Café, welches geschlossen ist. Von hier startet unsere kleine Wanderung zum Svarttjernshøgda, der mit 717 m höchsten Erhebung der Nordmarka. Die Region ist im Winter ein beliebtes Langlaufgebiet, zurzeit ist allerdings nicht viel los.
Gemäss Wanderführer soll es sich um eine Wanderung auf kinderwagenfähigem Forstweg handeln. Allerdings zweigt die Route bald auf einen Bergpfad mit vielen Wurzeln ab, der uns daran zweifeln lässt, ob der Autor die Tour auch selber abmarschiert ist. Schliesslich erreichen wir nach mässig steilem Aufstieg den Gipfel mit dem Holzturm, der uns den Rundblick auf die waldreiche Nordmarka ermöglicht. Der Abstieg zum Ølja-See ist recht steil und führt immer wieder durch sumpfiges Gelände. Schliesslich erreichen wir nach knapp zwei Stunden wieder den Parkplatz und fahren hinunter ist Tal. Nach dem Verlassen der Mautstrasse erhalten wir schon bald die E-Mail mit dem geschuldeten Betrag.

Wir folgen jetzt dem Westufer des Randsfjorden bis nach Dokka, am nördlichen Ende. Hier ist erst vor Kurzem ein heftiger Gewitterregen nieder gegangen, denn die Strasse ist recht nass. Die Natur wird es, nach der lagen Trockenheit, danken.
Auch für Morgen haben wir eine Wanderung geplant. Wir biegen deshalb schon nach wenigen Kilometern von der asphaltierten Hauptstrasse auf die unbefestigte Strasse 2442 ab, die uns auf die Hochebene des Synnfjell führt. Auch hier zeugen die vielen Skihütten davon, dass die Region im Winter intensiv von Langläufern genutzt wird. Jetzt ist allerdings alles geschlossen, so auch der Wohnmobilstellplatz bei Lenningen, wo wir die Nacht verbringen wollten.
Schon wenige Kilometer weiter finden wir am See Røssjøen einen tollen und ruhigen Übernachtungsplatz.

 

15. Juni 2023, Lenningen – Langsual Nationalpark, 40 Km
Wanderung Limoseter – Vakkerlifjellet, 16.3 Km

sonnig mit Wolken und warm

Schon wenige Kilometer nach unserem Übernachtungsplatz beginnt der Langsual Nationalpark und wir erreichen die Abzweigung der Mautstrasse zur Limoseter Berghütte. Allerdings ist der Kartenautomat für die Bezahlung der Strassengebühr defekt und Zahlungen sind nur über Vipps-App, dem norwegischen Pendant zu TWINT, möglich. Allerdings ist diese Zahlungsart für Nichtnorweger nicht nutzbar.
Wir sind recht enttäuscht, denn ohne Bezahlung wollen wir die Strasse nicht nutzen, da auf einem Plakat saftige Bussen angedroht werden. Das Café bei der Zahlstelle ist geschlossen, so dass wir auch dort keine Hilfe bekommen. Wir stehen also auf dem Parkplatz und besprechen das weitere Vorgehen, als doch noch ein Auto beim Restaurant vorfährt. Wir sprechen den älteren Herrn an, wie wir vorgehen sollen. Der kontaktiert darauf hin telefonisch eine Dame, auf dem Display steht der Name Ingeborg, Diese versichert uns, dass wir ohne Busse bis zur Berghütte hochfahren können. Nach über 10 Kilometern erreichen wir dann den grossen Parkplatz auf dem wir fast alleine stehen, packen unsere Rucksäcke und montieren die Wanderkluft.
Auch bei der Berghütte hat die Saison noch nicht begonnen, vor der Herberge liegt auf jeden Fall ein ganzer Berg alter Matratzen und es scheint, dass erst für die Sommersaison gerüstet wird.
Die GPX-Daten unserer heutigen Tour haben wir wieder auf dem Ipad in die App MapOut kopiert, so können wir nicht verloren gehen, solange unser elektronischer Helfer läuft.
Vom Ende des Fahrweges geht es, vorbei an einem grossen Schafgatter, über eine Holzbrücke auf den, vorerst noch schönen, Wanderweg. Langsam steigt dieser an und führt durch einen lichten Wald aus Zwergbirken. Viele davon haben, vermutlich durch die schwere Schneelast des Winters, geknickte Äste. Dann wird der Weg schmaler und führt immer wieder durch sumpfige Senken, wo wir uns einen Weg durch den Morast suchen müssen. Kleine Bäche müssen wir auf Trittsteinen queren.
Schliesslich erreichen wir eine Hochebene und lassen den Blick schweifen auf die umliegenden Seen und die schneebedeckten Berge im Nordwesten. Kurz nach der Holzbrücke über den Bergbach Fossbekken verlassen wir den Hauptpfad auf eine Nebenstrecke, die uns auf den gegenüberliegenden Hügelzug führt. Dabei müssen wir einige sumpfige Senken, wo sich das Schmelzwasser der letzten Schneefelder sammelt, grossräumig umwandern. Wieder stossen wir auf den Fossbekken, dieses Mal allerding ohne Brücke und mit recht viel Wasser. Es bleibt uns nur die Schuhe auszuziehen und den kalten Bergbach zu durchwaten. Schliesslich erreichen wir auf dem Hügelkamm den Wanderweg, der uns zurück nach Limoseter führt.
Auf der ganzen, fast sechsstündigen Wanderung ist uns keine Menschenseele begegnet. Auf den letzten Kilometern trotten lediglich einige Schafe mit ihren Jungen vor uns her, immer darauf bedacht, einen Sicherheitsabstand von mindestens 10 Metern einzuhalten. Dabei werfen sie immer wieder einen Kontrollblick zurück auf ihre Verfolger. Da kommt uns schon der Gedanke an das «dumme Schaf», denn würden die Tiere den Wanderweg in den angrenzenden lichten Birkenwald verlassen, müssten sie sich von uns nicht gestört fühlen. Allerdings machen auch wir der menschlichen Rasse keine Ehre, denn wir folgen der Tiergruppe auf einem Trampelpfad auf eine saftige Weide und kommen dadurch vom Weg ab. Ein Kontrollblick auf unsere App und hundert Meter durch das Unterholz, bringen uns auf den Wanderweg zurück.
Kurz vor erreichen des Parkplatzes beginnt es noch zu tröpfeln und es sieht nach einem Gewitterregen aus, doch wir erreichen unser Brummsli noch, ohne dass wir gross nass werden.
Heute wollen wir keine grosse Strecke mehr fahren. Im Nationalpark ist das Wildcampen verboten, aber entlang der Mautstrasse gibt es vier Campingplatze die genutzt werden können. Viele der Stellplätze sind allerdings von fest installierten Wohnwagen belegt, wir finden aber auf dem Platz am Mjøsdokka-See eine Übernachtungsmöglichkeit in wild romantischer Umgebung.
Die Gewitterwolken haben sich inzwischen verzogen, so dass wir den Abend bei milden Temperaturen draussen verbringen können.

 

16. Juni 2023, Langsual Nationalpark – Jotunheimvegen, 138 Km
sonnig und gewitterhaft, warm

Wir verlassen unser idyllisches Schlafplätzchen wieder in Richtung Nationalparkausgang. Dort ist der Techniker dabei, die Zahlstelle zu reparieren. Wir halten auf dem Parkplatz an um den Abfall zu entsorgen und stellen uns zur Verfügung den Kartenleser zu testen. Dieser funktioniert allerdings immer noch nicht, so dass wir uns die Mautgebühr definitiv sparen können. Aber der Wille, die Schuld zu begleichen war auf jeden Fall vorhanden.
In Forset biegen wir wieder in die Hauptstrasse ein und nutzen die Gelegenheit vollzutanken und einzukaufen. Dabei geht ein heftiger Gewitterregen nieder, nur wenige Kilometer weiter ist dann die Strasse schon wieder trocken.
Wir folgen dem schönen Tal entlang dem Fluss Jøra bis nach Skabu. Von hier wollen wir die karge Hochebene nördlich des Langsda Nationalparkes überqueren. Auf Grund unserer Karten sind wir allerdings nicht sicher, ob die teilweise nur als Fahrweg eingetragene Strasse «Jotunheimvegen» auch durchgängig befahrbar ist. Das klärt sich dann aber schon bald, denn es folgt der Hinweis, dass es sich um eine Mautstrasse handelt und die Gebühr für Fahrzeuge über 3.5 Tonnen 110 Kronen beträgt. Auch hier haben wir Glück, denn die Schranke an der Zahlstelle wird heute repariert, und die Technikerin bestätigt mir, dass wir die unbefestigte, aber gut in Stand gehaltene, Strasse heute kostenlos passieren können.

Bei wechselndem Wetter mit Sonne und Gewitterregen geht es zuerst vorbei an Birkenwäldern und später über die baumlose Hochebene zu den Seen Øyangen, Kaldfjorden und Vinstre.

Schliesslich finden wir, auf einer ebenen Fläche nahe der Strasse, einen schönen Schlafplatz. Umgeben von teilweise noch schneebedeckten Bergen und mit Blick auf den See werden wir hier die Nacht verbringen.

Am Abend, so gegen halb 11 Uhr, bekommen wir noch Besuch von einer Herde Rentiere. Wir haben gar nicht gewusst, dass diese so weit im Süden auch gehalten werden.

17. Juni 2023, Jotunheimvegen – Jotunheim Nationalpark – Tesse See, 103 Km
von allem etwas, Sonne, Regen, Wind und Wolken aber angenehm warm

 

Wir haben am Rand des Jotunheimvegen eine ruhige Nacht verbracht, denn es herrscht nur wenig Verkehr hier. Es sind jetzt nur noch wenige Kilometer, bis wir die unbefestigte Strasse verlassen und die Strasse 51 erreichen. Diese führt durch das wilde Sjodalen, wo sich der Fluss Sjoa seinen Weg bahnt und in vielen Verästelungen und mit vielen Inseln seinen Weg bahnt.

Wir biegen bei Randsverk von der Hauptstrasse ab und wechseln auf die kleine Mautstrasse Fugelsætervegen, die uns bis an den Rand des Jotunheim Nationalparks bringt. Heute funktioniert der Zahlterminal problemlos und die 40 Kronen werden der Kreditkarte kontaktlos belastet.

Wir sind das einzige Wohnmobil auf der steilen und holprigen Schotterpiste, aber mit 4x4 ist die schmale Strasse gut zu bewältigen. Verkehr gibt es kaum, so dass wir auch mit dem Kreuzen keine Probleme haben. Nach 23 Kilometern erreichen wir den Parkplatz, von wo es die letzten sieben Kilometer nur noch mit dem Fahrrad oder zu Fuss bis zur Berghütte Glitterheim geht. Auf dem Parkplatz stehen nur wenige Autos, aber es gibt einen Fahrradverleih, ob das wohl rentiert? Es bläst hier auf 1300 Metern ein kalter Wind von den noch schneebedeckten Bergen, so dass wir auf die Radtour bis ans Ende der Strasse verzichten.

Wir holpern darum zurück, biegen aber nach etwa 2/3 der Strecke ab auf den Veodalsvegen, dieser führt uns bis an den Tesse See. Auch hier wird wieder eine Mautgebühr fällig. Die 70 Kronen können wir in einem Umschlag in einer Metallbox deponieren.

Am Ufer des Sees stellen wir unser Brummsli auf einer flachen Wiese ab. Einmal mehr ein dürfen wir an einem idyllischen Ort, mit Blick auf See, Wald und Berge, den Nachmittag verbringen. Mal schauen, vielleicht legen wir Morgen noch einen Ruhetag ein und wagen ein Bad im noch recht kühlen Bergsee.  

18. Juni 2023, Tesse See – Rondane Nationalpark, 76 Km
am Morgen Sonnig, nachmittags bewölkt, am Abend Regen aber angenehme Temperatur

 

Gestern haben wir uns intensiv mit den Reiseführern beschäftigt und festgestellt, dass wir mit der geplanten Route, die noch vor uns liegt, noch einiges vor uns haben. Deshalb verzichten wir heute, trotz dem sonnigen Morgen, auf einen Faulenzertag und fahren in Richtung des Rondane Nationalparkes.

In Vågåmo machen wir den ersten Halt um den Wassertank aufzufüllen. Wie so oft ist dies an der Circle Tankstelle im Ortszentrum möglich. Nur wenige Schritte davon entfernt steht auch die sehenswerte Stabkirche aus dem Jahr 1150. Diese ist leider verschlossen, bietet aber auch so ein reizvolles Fotosujet.

Weiter geht es bis nach Otta. Von dort führt die steile und kurvenreiche Strasse zum Rondane Nationalpark. Dieser ist der älteste Nationalpark Norwegens und mit seinen Bergen ein beliebtes Wandergebiet, sowie ein Rückzugsgebiet für Herden wilder Rentiere.

Wie schon gestern beim Jotunheim Nationalpark darf die gebührenpflichtige unbefestigte Strasse nur bis an die Parkgrenze mit dem Auto befahren werden. Ab dem grossen Parkplatz heisst es entweder aufs Fahrrad umsteigen, oder zu Fuss gehen. Wir holen unsere Velos vom Heckträger und schwingen uns in den Sattel. Bis zur Berghütte Rondvassbu auf 1173 m sind es etwa 7 Kilometer. Diese lassen sich auf dem nur leicht ansteigenden Kiesweg ohne grosse Mühe zurücklegen.

Auch hier zeigt sich, dass die Saison noch nicht richtig begonnen hat. Die Strasse zum Park wurde nämlich erst vor wenigen Tagen geöffnet und war vom 1.11.2022 bis 15.06.2023 geschlossen. Auch der Fahrradverleih beim Parkplatz ist noch nicht eingerichtet, würde es den Wanderern aber erleichtern die Strecke bis Rondvassbu, dem Ausgangspunkt vieler Wanderungen, rasch zu erreichen.
Auf dem Parkplatz am Parkeingang ist das Campieren nicht erlaubt. Wir fahren deshalb einige Kilometer zurück bis nach Mysusæter, wo wir auf dem grossen Parkplatz, in wenig idyllischer Umgebung, übernachten können

19. Juni 2023, Rondane Nationalpark – ins Grimsdalen bei der Grimsdalshytta, 156 Km

schön und warm

 

Während der Nacht hat es intensiv und andauernd geregnet. Heute Morgen ist es aber trocken und es zeigt sich sogar die Sonne.

Beim grossen Parkplatz, wo wir übernachtet haben gibt es eine Versorgungsstation für Wohnmobile. Wir machen daher den Wassertank wieder voll und entleeren das Abwasser der gestrigen Dusche. Dann geht es runter ins Tal bis nach Otta, wo wir im KIWI für die nächsten Tage einkaufen.

Auf der E6, welche teilweise zweispurig und mit langen Tunnels ausgebaut ist, brausen wir zügig südwärts. Immer wieder passieren wir dabei die automatischen Erfassungsstationen für die Strassengebühr, die über unser Gerät von Skyttel abgerechnet wird.

Bei Ringebu verlassen wir die E6 und wenden uns wieder nordwärts. Auf der Strasse Nr. 27 geht es von etwa 200 Metern über Meer wieder steil hoch auf über 1000 Meter. Zuerst vorbei an Landwirtschaftsbetrieben, dann folgen die Kiefernwälder mit dem von Flechten bewachsenen Boden. Die Zwergbirkenwälder zeigen an, dass wir das baumlose Fjäll bald erreichen werden. Einige Kilometer geht es über die karge Hochebene mit vielen Seen und Bächen, bevor es durch die verschiedenen Vegetationszonen wieder auf etwa 700 Meter hinunter geht.

Kurz vor dem Städtchen Folldal biegen wir auf den mautpflichtigen Grimsdalsvegen ab. Dieser folgt der Nordgrenze des Rondane Nationalparkes, den wir bald vollständig umrundet haben werden. Auf der rechten Strassenseite beginnt gleich der Dovre Nationalpark.

Im Grimsdalen darf nur auf den bezeichneten Arealen campiert werden. Das Übernachten ist mit der Mautgebühr von 100 Kronen (etwa 8 Franken) gedeckt.

Wir wählen den Campingplatz bei der Grimsdalshytta, die etwa auf halber Strecke des Grimsdalsvegen liegt. Mal schauen wie sich das Wetter morgen entwickelt. Heute war es oft bewölkt mit vereinzelten Regenschauern. Wenn es nicht schlechter wird, können wir Morgen eine Wanderung unternehmen, die bei der Grimsdalshytta startet. Die letzten Tage hatten wir, Blasen bedingt, eine Wanderpause. Diese sind jetzt soweit abgeheilt, dass eine moderate Tour drin liegen sollte.

Wir unternehmen schon mal einen kurzen Spaziergang hoch zu Hütte. Von hier geniessen wir die Aussicht auf das wilde Tal mit dem Fluss Grimse, an dessen Ufer wir campen.

 

 

20. Juni 2023, Wanderung im Dovre Nationalpark von der Grimsdalshytta zum Storberget,
11.6 Km und 430 Höhenmeter

Sonne, Wolken, Wind und eher kühl

 

Bei einem ersten verschlafenen Blick aus dem Seitenfenster zeigt sich der Himmel wolkenverhangen. Es ist aber trocken und es hat auch während der ganzen Nacht nicht geregnet. Wir packen darum unsere Rucksäcke und sind um 9 Uhr bereit für den Abmarsch.

Zuerst geht es wieder hoch zur Grimsdalshytta, von wo auch schon die ersten Radfahrer starten, die dort die Nacht verbracht haben.

Vorerst verziehen sich die Wolken und wir folgen dem Pfad langsam bergauf zum Gipfel des Storberget auf 1227 m. Der Wanderweg ist nicht immer klar zu erkennen. Es gibt immer wieder Trampelpfade die in verschiedenen Richtungen verlaufen. Die Wegmarkierungen nach norwegischem Standard sind eher spärlich und oft sind die verblassten roten T auf einem weit entfernten Stein kaum zu erkennen. Wir sind deshalb froh um unsere Wanderapp, auf der unsere Position recht genau angezeigt wird und wir deshalb wieder auf den richtigen Pfad zurückfinden.

Nach dem Gipfel des Storberget, auf dem ein kalter Wind weht der wieder dunkle Wolken bringt, geht es hinunter in die moorige Senke des Grunhildholet und schliesslich in den Hang des Kattuglehø-Massivs. Hoch über uns ragen noch die Schneewechten des letzten Winters über die Felskante, während uns der steinige Pfad wieder zurück zur Grimsdalshytta führt. Wir haben Glück, denn ausser ein paar wenigen Regentropfen bleibt es während der ganzen Wanderung trocken und wir können die Regenjacken im Rucksack verstaut lassen.

Während des Nachmittags wechseln sich sonnige Phasen mit dunkeln Wolken und gelegentlichen kurzen Regenschauern ab. Im gleichen Rhythmus wechseln wir den Standort vom Liegestuhl in den geschützten Innenraum unseres Brummsli.

 

 

21. Juni 2023, Grimsdalen – Einunndalen, 142 Km
am Morgen noch sonnig und warm, dann windig und am Abend Regen und kühl

 

Heute verlassen wir das schöne Bergtal Grimsdalen. Kurz bevor es runter nach Dovre geht, überqueren wir einen kleinen Pass und können nochmals einen Blick zurück auf die sich über den Talgrund schlängelnde Grimse werfen.

Beim Einkaufszentrum in Dombas wird klar, dass wir uns wieder auf einer touristischen Hauptachse befinden. Der Parkplatz ist mit Wohnmobilen vollgestellt und auch wir nutzen die Gelegenheit um Obst und Gemüse einzukaufen. Zudem können wir hier Pfandflaschen und Dosen entsorgen. Wir finden auch einen Container für Altglas, die hier in Norwegen eher rar sind.

Wenige Kilometer nach Dombas biegen wir von der E6 auf die Nummer 29 ab. Hier, in Richtung Folldal, lässt der Verkehr spürbar nach. Trotzdem biegen wir schon nach wenigen Kilometern auf den mautpflichtigen Sætervegen ein, der ins bergige Hinterland führt.

Eigentlich sind die recht gut planierten Naturstrassen angenehmer zu fahren als eine schlecht unterhaltene Asphaltstrasse. Nur wenige Schlaglöcher und Querrillen trüben die Fahrt, die uns ins karge und unbewaldete Einunndalen auf bis zu 1200 m führt. Die Landschaft so unterschiedlich zur vegetationsreichen Schweiz, was für uns den besonderen Reiz ausmacht.

Am Unndalen See machen wir einen Abstecher auf den Bekkelægervegen, der zum Elgsjøn See führt. Dieser Fahrweg ist in wesentlich schlechterem Zustand und wir müssen etliche Schlaglöcher und grosse Steine umfahren. Allerdings endet die Fahrt dann abrupt bei einem Wanderparkplatz. Von hier an wird die Strasse noch schmaler und es gilt ein Fahrverbot.

Zurück auf dem Sætervegen folgen wir dem Fluss Einunndalen weiter. Bevor wir in grossem Bogen wieder zurück auf die Strasse 29 kommen, wollen wir uns einen Übernachtungsplatz suchen. Wir stellen unser Brummsli an der Strasse ab und ich folge einem Fahrweg, der hinunter zum Fluss führt um zu erkunden, ob sich dort eine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Tatsächlich befindet sich am Ufer ein ebenes Plateau mit einer Feuerstelle, vermutlich von Fischern, welches sehr schön gelegen ist und wo es sich auch mit dem Camper wenden lässt.

Ich gehe zurück zur Strasse um unser Wohnmobil zu holen, als sich ein holländisches Expeditionsmobil auf einem MAN-Lastwagen anschickt ebenfalls auf «unser» Strässchen abzubiegen. Die Beifahrerin steigt aus und fragt, ob wir den Übernachtungsplatz für uns beanspruchen, was ich bejahe. Die Holländer überlassen uns den Platz darauf anstandslos. Wirklich lobenswertes Verhalten unter Gleichgesinnten.

Es ist erst 14 Uhr und noch ist das Wetter angenehm. So können wir auf dem Campingstuhl noch etwas an unserer Ferienbräune arbeiten, bis sich der Himmel mit schwarzen Wolken überzieht und es zu regnen beginnt. Den Abend verbringen wir dann halt im warmen «Häuschen» mit Lesen und Kreuzworträtseln.

22. Juni 2023, Einunndalen – Røros, 109 Km

am Morgen sonnig, am Abend bewölkt und regnerisch
 

Während der ganzen Nacht regnet es und es weht ein starker Wind. Am Morgen allerdings scheint wieder die Sonne und nur wenige Quellwolken stehen am Himmel.

Wir fahren die letzten Kilometer auf dem Sætervegen zurück auf die Hauptstrasse und dann zügig auf der E3 Richtung Norden bis nach Tynset. Hier gibt es eine schöne, beheizbare Versorgungsstation, die auch im kalten nordischen Winter einsatzfähig bleibt. Wir füllen den Wassertank wieder bis obenhin um die nächsten Tage unabhängig zu sein. Danach erreichen wir schon vor dem Mittag unser Tagesziel Røros.

Beim Sportplatz gibt es einen, nicht ganz billigen, Stellplatz. Aber dieser ist ruhig und zentral gelegen. Ein Mitarbeiter teilt uns mit, dass wir nur eine Nacht bleiben können, da am Wochenende ein Fussballturnier stattfindet, und der Platz darum vom Fussballverein gebraucht wird. Das ist für uns kein Problem, da wir am Freitag ohnehin nach Trondheim weiterfahren wollen.

Wir kennen die alte Bergwerkstadt zwar schon von unserer Reise ans Nordkap. Trotzdem marschieren wir ins Zentrum. Die Stadt wurde nie durch Feuer oder Krieg zerstört. Deshalb sind in der Innenstadt die alten Holzhäuser erhalten geblieben. Hier haben sich Läden, Restaurants und Kunstgalerien niedergelassen und bilden die Kulisse für die vielen Touristen. Der Stadtkern wurde in die UNESCO Weltkulturerbeliste aufgenommen. Sehenswert ist auch die Bergmannskirche aus dem Jahr 1650 und das Bergwerksmuseum mit den riesigen Bergen aus Schlacke, dem Überbleibsel von fast 350 Jahren Kupferabbau in den Minen der Umgebung, deren letzte 1986 stillgelegt wurde.

Nach dem Abendessen unternehmen wir nochmals einen Spaziergang ins Städtchen. Allerdings müssen wir uns auf dem Weg dahin unterstellen, denn es zieht ein kräftiger Regenscher auf. Doch schon bald ist der Himmel wieder weitgehend wolkenlos und wir können den Spaziergang fortsetzen. Allerdings sind die Geschäfte nach 19 Uhr schon alle geschlossen und die Haupteinkaufsstrassen Kjerkgata und Bergmannsgate sind weitgehend menschenleer.

 

 

23. Juni 2023, Røros – Trondheim, 202 Km
am Morgen regnerisch und kalt, am Nachmittag bewölkt und trocken

 

Heute ist wirklich scheussliches Wetter. Es regnet und ist kalt. Unser Tagesziel Trondheim wollen wir aber trotzdem erreichen. Da wir genügend Zeit haben, wählen wir nicht die direkte Route, sondern legen noch ein paar Schwenker ein. Es geht vorbei an schönen Seen. In den höheren Lagen durch Birkenwälder und in den Tälern durch Kiefernwälder mit sumpfigen Wiesen.

Immer wieder sehen wir Schilder, die vor Elchen warnen. Trotz mehreren tausend Kilometer die wir in Skandinavien 2019 und anlässlich der aktuellen Reise schon zurückgelegt haben, bekamen wir noch keines der Tiere zu Gesicht. Heute haben wir aber Glück. In einer überfluteten Wiese entlang der Strasse steht eine mächtige Elchkuh knietief im Wasser und ist am Grasen. Sofort halten wir an und versuchen ein Foto zu schiessen. Allerdings nimmt das scheue Tier sofort Reissaus und wir bekommen nur eine unscharfe hintere Hälfte auf das Bild.

Schliesslich erreichen wir Trondheim und machen erst einmal Halt bei einem Waschsalon, der sich ganz in der Nähe des Wohnmobilstellplatzes befindet. Heute ist nämlich Waschtag und ich lade Elsbeth mit einem grossen Sack schmutziger Wäsche ab. So kann sie schon mal mit der Wäsche beginnen, während ich zum Stellplatz fahre und einen der noch wenigen freien Plätze belege. Der grosse, eher trostlose asphaltierte Parkplatz bietet in Trondheim für 84 Wohnmobile die einzige Möglichkeit über Nacht zu parken. Die Markierungen sind grosszügig eingezeichnet und zwischen den Fahrzeugen ist immer eine Freifläche vorgesehen, die auch das Aufstellen von Tischen und Stühlen ermöglicht.

Ich zahle gleich für zwei Tage bis Sonntag und gehe dann zu Fuss zurück zum Waschsalon, wo Elsbeth schon vorangekommen ist. So dauert es nicht mehr lange und die Schmutzwäsche von drei Wochen ist wieder sauber und wir machen uns auf den Weg zum Wohnmobilplatz.

Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit gebessert und es zeigt sich sogar hin und wieder die Sonne und schon bald ist es Zeit uns auf den Weg ins Zentrum zu machen. Wir haben nämlich schon Gestern in Røros einen Tisch im Restaurant «Troll» gebucht, wo wir uns heute verwöhnen lassen wollen.

Die Reservation erweist sich als gute Entscheidung, denn es sind kaum noch Tische frei. Die Speisekarte besteht im Wesentlichen aus einem 3-Gang- und einem 5-Gangmenue, welches täglich ändert. Wir denken, wenn schon denn schon, und entscheiden uns für die 5 Gänge plus eine Flasche Wein. Es werden uns zwei Gänge mit Fisch und zwei Gänge mit Fleisch, sowie ein feines Dessert serviert. Alles schmeckt ausgezeichnet und ist sehr schön angerichtet. Danach folgt noch ein Verdauungsspaziergang durch die Fussgängerzone, bevor wir zum Camper zurückkehren.

 

 

24. Juni 2023, Ein Tag in Trondheim
sonnig, fast wolkenlos und warm

 

Wir haben zwar schon 2019, während unserer Reise ans Nordkap, in Trondheim Halt gemacht. Trotzdem haben wir nochmals einen ganzen Tag für die Besichtigung der schönen Stadt eingeplant.

Der Stellplatz ist nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt und alles Sehenswerte ist problemlos zu Fuss zu erreichen. Wir gehen vorbei am Stiftsgården, einem barocken Stadthaus, das sich im Besitz der königlichen Familie befindet. Dann geht es auf den Marktplatz «Torg», mit dem Denkmal für König Olav Tryggvason, dem Gründer der Stadt. Die 18 Meter hohe Statue ist auf einem Obelisken montiert. Schliesslich erreichen wir den Nidarosdom mit dessen Bau im Jahr 1070 begonnen wurde. Die ältesten heute noch erhaltenen Teile stammen jedoch aus dem 12. Jahrhundert. Daneben steht der Erzbischöfliche Palast. Von der alten Stadtbrücke über die Nidelva sind die alten Speicherhäuser, die teilweise aus dem 18. Jahrhundert stammen, gut zu sehen. Die grossen Holzbauten mit den farbigen Fassaden bieten ein beliebtes Fotosujet. Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter bis hinauf auf den Hügel zur Festung Kristiansten, welche von 1676 bis 1682 erbaut wurde. Von hier bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt und den Fjord. Von hier gehen wir über die alte Werft und die ehemaligen Docks mit den vielen gutbesuchten Restaurants und modernen Wohngebäuden, zurück zum Wohnmobil.

Es ist angenehm warm und wir setzten uns deshalb eine Weile an die Sonne, bis wir gegen Abend zu einer zweiten Runde durch die Stadt starten. Wir nutzen den tiefen Sonnenstand im Rücken für einige weitere Fotos in anderem Licht.

25. Juni 2023, Trondheim – Svellingen auf der Insel Frøya, 172 Km

Schön und warm

 

Heute ist Sonntag, und auf den Strassen, als wir losfahren, noch kaum etwas los. Generell kann man sagen, dass, abgesehen von Oslo und Umgebung, auf Norwegens Strassen nur wenig Verkehr herrscht. Dafür ist der Anteil an Elektroautos, so wie es bei uns in den Medien berichtet wird, recht beachtlich. Dies ist gut erkennbar an den Autonummern, die bei E-Antrieb mit einem «E» beginnen. So war in Oslo gefühlt jedes zweite Auto ein Tesla, aber auch alle anderen Anbieter sind gut vertreten.

Wir Fahren auf der E6 und E39 aus der Agglomeration Trondheim, entlang dem Korsfjorden, bis nach Orkanger. Dann wird es wieder bergig. Auf neuen Strassenabschnitten, mit vielen langen Tunnels und entsprechenden Mautgebühren, ist von der schönen Landschaft nur wenig zu sehen, Wir verlassen daher die Hauptstrasse 714 und nutzen für eine Weile die alte Strasse, die uns die schöne Fjordlandschaft geniessen lässt.

Bald erreichen wir die Grenze des Festlandes. Hier führt ein über 5 Kilometer langer Tunnel, auf die Insel Hitra. Dazu geht es, mit 10% Gefälle, bis unter den Meeresgrund und mit entsprechender Steigung auf der Gegenseite wieder hinauf auf die Insel. Die Tunnelröhre ist nur schlecht beleuchtet und besteht aus rohem Fels, ohne Betonverkleidung. Trotzdem scheint alles dicht zu sein.

Auf jeden Fall sind wir froh, das Tageslicht wieder zu erblicken und überqueren die Insel Hitra. Am Nordende führt ein weiterer Tunnel, ebenfalls über 5 Kilometer lang, auf die kleinere Insel Frøya, unserem heutigen Tagesziel.

Langsam wird es Zeit einen Übernachtungsplatz zu suchen. Da beide Inseln recht dicht besiedelt sind und die von der Hauptstrasse wegführenden Strässchen nur bis zu Wohnhäusern führen, nehmen wir die App Park4Night zu Hilfe. Auch hier sind nur wenige Übernachtungsplätze eingetragen.

Der Erste liegt auf der kleinen Insel Uttian, die über eine kurze Brücke erreicht werden kann. Der Platz ist zwar schön am Meer gelegen, aber nur über eine sehr schmale Strasse erreichbar. Die Bagger und Lastwagen die in der Umgebung stehen lassen befürchten, dass am Montag mit Baulärm und Gegenverkehr von grossen Fahrzeugen zu rechnen ist.

Wir fahren also zurück auf die Insel Frøya und richten uns auf einem grossen Parkplatz beim Friedhof von Svellingen ein. Der ist zwar nicht ganz so idyllisch, bietet aber auch einen Ausblick auf einen kleinen Fjord.

Nach dem Essen unternehmen wir einen kleinen Spaziergang, vorbei am Friedhof, bis auf eine Landzunge die ins Meer hinausreicht. Allerdings ist es auch hier so, dass die Strässchen jeweils bei einem Wohnhaus enden. Unser Spaziergang ist deshalb schon bald bei einem neu erschlossenen Bauplatz fertig. Es gibt keinen Küstenwanderweg, nicht einmal einen Trampelpfad, der bis ganz ans Meer führt.

 

 

26. Juni 2023, rund um Frøya und Hitra - Langlidalen, 198 Km
sonnig und sehr heiss

 

Heute ist der heisseste Tag unserer Reise, die 30° dürften erreicht werden. Wir wollen heute die beiden Inseln Frøya und Hitra umrunden, bevor wir wieder aufs Festland zurückkehren.

Schon kurz nach unserem Übernachtungsplatz in Svellingen wird die Strasse schmaler und die Häuser spärlicher. Entsprechen ist auch die Landschaft reizvoller und bietet schöne Ausblicke auf die kleinen Buchten mit den unzähligen Felseninselchen und farbigen Wochenendhäuschen. Das moorige Zentrum ist übersäht mit hunderten kleiner Seen, die von Birken und Kiefern gesäumt sind. Einfach traumhaft.

Auf Hitra haben wir bei der Hinfahrt eine kleine Lachsräucherei gesehen, die heute Montag geöffnet ist. Hier kaufen wir vom Deutschen Besitzer eine Kostprobe von kalt- und warmgeräuchertem Salm, sowie ein Stück mit Cognacmarinade.

Dann geht es auch hier, mit kleinen Pausen, rund um die Insel mit der kargen, nordischen Vegetation. Auch hier ist der westliche Teil wenig besiedelt. In Zentrum liegt ein grosses Naturreservat. Gemäss unserer Karte ist dieses Moorgebiet mit den vielen Seen und Tümpeln nicht durch Wege erschlossen.

Nach Erreichen des Festlandes geht es auf derselben Strecke wie gestern bei der Hinfahrt in Richtung Orkanger. Beim See Våvatnet biegen wir aber ab ins Langlidalen. Von hier soll es dann, über verschiedene Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind weiter gehen bis nach Tømmervåg und von dort mit der Fähre nach Kristiansund.

Für heute ist allerdings Schluss, denn es ist bereits 14 Uhr und so fahren wir auf einen grossen Wanderparkplatz, wo wir die Nacht verbringen wollen. Im Moment ist es noch sehr heiss, aber mal schauen, vielleicht gibt es heute noch eine kurze Wanderung auf einen der umliegenden Hügel.

 

 

27. Juni 2023, Langlidalen – Kristiansund, 163 Km
bewölkt und kühl (ca. 15°) aber noch trocken.

 

Gestern Abend haben wir noch eine knapp zweistündige Wanderung auf das Skonglifjellet unternommen. Dabei folgen wir dem Wanderweg, der unmittelbar beim Parkplatz den Hang hinaufführt. Die Gesamte Tour würde über die Steinbrothytta, eine Alphütte, auf einen der Hügel führen. Um 19 Uhr marschieren wir los, machen nach 1 ¼ Stunden Pause auf einer Anhöhe, geniessen den Ausblick in der Abendsonne und kehren dann zum Parkplatz zurück. Hier ist es immer noch angenehm warm, denn die Sonne geht erst etwa um halb zwölf Uhr unter (um 03.20 geht sie schon wieder auf) und so bleibt uns noch Zeit für eine Erfrischung auf dem Campingstuhl.

 

Heute deutet nichts mehr auf den gestrigen sehr heissen Tag hin. Es ist bedeckt und kühl. Die Windräder auf dem gegenüberliegenden Hang stehen noch im Morgennebel und es sind nur die Spitzen der Rotorblätter zu sehen. Unser heutiges Ziel ist Kristiansund. Wir fahren nicht auf der schnellsten Route, sondern wechseln von der Hauptstrasse immer mal wieder auf eine der schmalen Nebenstrassen mit den vierstelligen Strassennummern. Glücklicherweise herrscht hier nur wenig Verkehr, so dass wir auf den unübersichtlichen Routen kaum auf die Ausweichstellen zurückgreifen müssen.

Schliesslich erreichen wir in Tømmersvåg den Fähranleger, können zügig verladen und erreichen nach etwa 15 Minuten die Anlegestelle in Seivika. Von hier sind es nur wenige Kilometer bist nach Kristiansund.

Da die Wohnmobilstellplätze am Hafen eher mässige Kritiken haben, entscheiden wir uns für den Campingplatz Atlanten am Rande der Stadt. Die Anlagen sind zwar auch hier in die Jahre gekommen, es ist aber wesentlich ruhiger als am Hafen und nur unwesentlich teurer. Das Zentrum ist zu Fuss in etwa 15 Minuten erreichbar.

Die Stadt hat nur etwa 24'000 Einwohner und verteilt sich auf drei Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Die Hauptinsel ist Kirkelandet. Hier liegt der neuere Stadtkern mit der Kirkeland-Kirche und dem Hafen. Nordlandet ist die grösste Insel auf deren Westzipfel der alte Stadtkern liegt. Innlandet ist die kleinste Insel mit dem ältesten Teil der Stadt mit dem alten Zollhaus und den alten Lagerhäusern.

Wir spazieren dem Hafen entlang durch das Werftmuseum mit den uralten Anlagen zur Reparatur der Schiffe. Ein Stück weiter wird an einem grossen Gebäudekomplex gebaut. Dabei ist gut zu sehen, dass auch mehrstöckige Häuser in Holzbauweise errichtet werden. Es scheint also auch mit bedeutend weniger Beton zu gehen, dafür muss aber so mancher mächtige Baum dran glauben. Zwischen den verschiedenen Inseln verkehrt das Sundbøten, eine Schiffsverbindung mit vier Anlegestellen. Dabei soll es sich um das älteste, ununterbrochen eingesetzte, öffentliche Verkehrsmittel der Welt handeln, das seit 1876 in Betrieb ist. Die Rundfahrt, die etwa 15 – 20 Minuten dauert ist kostenlos.

Danach folgen wir dem Wegweiser zur Fussgängerzone, sind aber sehr enttäuscht. Viele der Ladenlokale sind leer und suchen neue Mieter. Generell haben wir den Eindruck, dass Kristiansund eher einen etwas heruntergewirtschafteten Eindruck macht. Insbesondere wenn wir es mit Oslo und Trondheim vergleichen.

28. Juni 2023, Kristiansund – Molde, 150 Km
sonnig und warm

 

Nach dem gestrigen kühlen Tag, dem ersten der uns veranlasst hat die kurzen Hosen gegen lange zu tauschen, herrscht heute wieder eitel Sonnenschein. Deshalb geht es gut gelaunt weiter. Schon wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt beginnt der fast 6 Kilometer lange Tunnel, der uns unter dem Meer von der Insel Kirkeland auf die nächste Insel Averøya bringt. Dort fahren wir nicht auf direktem Weg unserem Ziel Molde entgegen, sondern wählen die Nebenstrassen, die dem Meer entlangführen, um den Wohnmobilkarawanen auszuweichen, die auf der beliebten Atlantikroute in beiden Richtungen verkehren und die Parkplätze vollstellen.

Über Brücken und Dämme geht es von Averøya von einer felsigen Schäreninsel zu nächsten. Bei verschiedenen Aussichtspunkten ist nur schwer ein Parkplatz zu finden. Schliesslich sind wir wieder auf dem Festland und erreichen unser Tagesziel Molde. Für die Übernachtung wählen wir einen Wanderparkplatz am Fuss des Hausberges Varden. Von hier müssen wir zwar für den Stadtbummel ein ganzes Stück zum Hafen hinunter gehen, dafür ist der Schlafplatz, im Gegensatz zu jenem am Hafen, bedeutend ruhiger.

Im Hafen liegt ein grosses Kreuzfahrtschiff, die Costa Favolosa, vor Anker. Entsprechend ist die Besucherzahl an der gepflegten Promenade beträchtlich. Hier gibt es auch ein schönes, öffentliches Schwimmbad, wo sich hauptsächlich Kinder im kühlen Wasser tummeln. Nach einem Spaziergang durch die Einkaufsstrasse steigen wir wieder hoch zum Parkplatz wo unser Brummsli steht. Dabei sind wir beeindruckt vom Blick auf den Fjord mit vielen Inseln und den, noch mit Schneefeldern verzierten, Bergen im Hintergrund.

Gegen Abend ziehen Wolken auf und der Wetterbericht scheint sich zu bewahrheiten, dass wir für Morgen mit kühlem und regnerischem Wetter rechnen müssen.

29. Juni 2023, Molde -Myklebostad, 212 Km

Regen, Nebel, kalt

 

Heute dominiert nebliges und kaltes Wetter. Im Moment ist es aber noch trocken, nachdem es während der Nacht immer mal wieder leicht geregnet hat.

Wir fahren runter ans Meer um an der Versorgungsstation den Wassertank zu füllen und brausen dann los. Um den Fjord kurz nach Molde zu überwinden geht es zuerst im Tunnel unter den Meeresboden auf die Insel Bolsøy und von dort über eine Brücke nach Røvika. Unser Ziel für die nächsten Tage ist, via Andalsnes, nach Ålesund zu fahren. Kurz nach Røvika könnten wir mit der Fähre den Langfjorden überqueren und wären dann in wenigen Kilometern in Andalsnes. Unser Plan ist aber durch das Litldalen, auf dem Aursjøvegen ins Eikesdalen zu gelangen. Dabei soll es sich um eine der beeindruckendsten Bergstrassen Norwegens handeln.

Allerdings meint es Petrus heute nicht gut mit uns, denn je länger wir dem Langfjorden entlangfahren, umso schlechter wird das Wetter. Es beginnt zu regnen und die umliegenden Berge sind in Nebel gehüllt. Nach etwa 40 Kilometern erreichen wir das Ende des Langfjorden, überqueren eine schmale Landbrücke und sind schon wieder am nächsten Fjord, dem Tingvollfjorden, der später Sunndalsfjorden heisst. Auf jeden Fall wieder ein kilometerlanges Gewässer, dem wir bis ans Ende zum Städtchen Sunndalen folgen.

Jetzt wird die Strasse enger und ist bald nicht mehr asphaltiert. Die hohen Felsen rücken näher zusammen und steigen fast senkrecht in den dichten Nebel empor. Sicherheitshalber schalten wir den Allradantrieb zu. Die Strasse ist zwar auch ohne befahrbar, bei einem Ausweichmanöver mit Gegenverkehr kann es aber hilfreich sein. Bei weichem Untergrund am Strassenrand ist es einfacher um wieder auf die Fahrbahn zu gelangen.

Bald erreichen wir die Mautstelle. Schon wieder müssen wir uns bei einem neuen Anbieter registrieren, um die 100 Kronen per Kreditkarte zu bezahlen.

Am Ende des Tales führen enge Serpentinen den Hang hinauf. Wir sind froh, dass uns auf der schmalen Strasse kein Fahrzeug entgegenkommt. Ausweichstellen sind rar und rückwärtsfahren auf der engen und steilen Piste ist nicht einfach.

Gemäss Bericht im Internet soll es entlang der Strasse im steil abfallenden Hang keine Leitplanken geben. Das stimmt nicht mehr. Die Sicherungen sind jetzt montiert und geben doch ein Gefühl der Sicherheit.

Von der Schönheit der Landschaft bekommen wir leider nicht viel mit, denn wir haben inzwischen die Nebelgrenze erreicht und tauchen ein in eine dichte, weisse Wand. Diese lichtet sich erst oben auf der Ebene des Fjell und gibt den Blick frei auf die karge Vegetation der Hochebene und die Stauseen eines Kraftwerkes.

Schliesslich geht es auf der anderen Seite des Gebirgszuges in Serpentinen und durch einen engen, roh behauenen Kehrtunnel hinunter ins Eikesdalen. Langsam sind wir müde und es wird Zeit einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ein erster Campingplatz am See Eikesdalsvatnet sagt uns nicht zu und so fahren wir weiter bis zum Visa Campingplatz in Myklebostad am Langfjorden, dem wir schon am Morgen auf dem gegenüberliegenden Ufer entlanggefahren sind.

Der Platz ist kaum belegt. Nur einige Fischer, die ihr Glück im Fliegenfischen im Fluss Visa versuchen, haben ihre Wohnwagen und Zelte aufgestellt. Die Reception ist auch noch nicht besetzt. Erst gegen 20 Uhr kommt der Besitzer um einzukassieren.

30. Juni 2023, Myklebostad – Trollstigen, 83 Km
Nebel und Regen, kühl

 

Heute sieht das Wetter nicht besser aus als Gestern. Immer noch sind die Berge in Nebel gehüllt und es regnet. Trotzdem sind wir zeitig unterwegs. Immer Wasser auf der einen und Berge auf der anderen Seite geht es gemächlich vorwärts. Immer wieder regnet es mehr oder weniger stark. Erst in Åndalsnes wenden wir uns vom Meer ab, es handelt sich dabei immer um Zipfel des gleichen Fjordes, und fahren ins Isterdalen der wohl bekanntesten Passstrasse Norwegens, dem Trollstigen, entgegen.

Die Strasse wird immer enger und der Wohnmobil-Verkehr ist beachtlich. Zum Kreuzen geht es nicht ohne die zahlreichen Ausweichbuchten. Die Strasse steigt an, und am Ende des Tales erhebt sich eine Felswand, in der die Strasse in Serpentinen in die Höhe führt.

Leider wird der Nebel immer dichter, und die sich kreuzenden Fahrzeuge sind nur schemenhaft zu erkennen. Die Aussichtsplattform, an der oberen Kante der Felsen, ist zuerst noch sichtbar, verschwindet aber nach und nach im Nebel.

Schliesslich erreichen wir den Parkplatz, der mit Wohnmobilen vollgestellt ist. Auch Reisecars entladen ihre Fahrgäste aus China und Indien. Diese grossen Fahrzeuge können das Besucherzentrum nur von der Südseite her erreichen.

Ein betonierter Weg führt zu den Aussichtsplattformen. Allerdings ist wegen dem Nebel von der Passstrasse und den Wasserfällen, die über die Felsen in die Tiefe stürzen, nicht viel zu erkennen.

Wir machen uns weiter auf den Weg in Richtung Ålesund. Schon nach wenigen hundert Metern wenden wir und fahren zurück zum grossen Besucherparkplatz. Für Morgen ist besseres Wetter vorhergesagt. Warum also nicht den Nachmittag hier verbringen und auf einen schönen Ausblick bei besserem Wetter hoffen. Schliesslich sind wir nicht in Eile. Die Fähre nach Dänemark ist erst für Anfang August gebucht.

1. Juli 2023, Trollstigen – Ålesund, 127 Km

Sonnig und warm

 

Durch eine wunderbare Bergwelt geht es durch das Valldalen in Richtung Ålesund. Einige der Berggipfel, kaum 1800 Meter hoch, sind gekrönt von Gletschereis und im Talgrund braust die Valldøla durch ihr teilweise sehr enges Bachbett.

Einen ersten Halt machen wir am Gudsbradsjuvet, einer Engstelle, wo sich der Bach tosend durch einen schmalen Felsspalt zwängt. Das Schauspiel kann von einem metallenen Fusssteg beobachtet werden. Wir haben unser Brummsli auf dem noch leeren Busparkplatz abgestellt, da der kleine Parkplatz bereits voll war. Doch inzwischen kommen die ersten Reisecars, auf dem Weg zum Trollstigen, an und entladen ihre Passagiere. Die Chauffeure haben natürlich keine Freunde an den Wohnmobilen, die ihre Parkplätze belegen. Wir machen uns deshalb schnell aus dem Staub.

Schliesslich erreichen wir den Storfjord und folgen diesem bis nach Ålesund, unserem Tagesziel. Auf einem der beiden städtischen Stellplätze belegen wir eine der letzten freien Nischen. Danach marschieren wir ins nahe Zentrum. Es geht am Hafen vorbei, wo drei Kreuzfahrtschiffe ganz unterschiedlicher Grösse vor Anker liegen. Dabei erscheint das Kleinste, ein Schiff der Hurtigruten, fast wie ein Spielzeug im Vergleich zum Grössten.

Wir spazieren durch die Innenstadt. Die Restaurants und Läden sind gut besucht. Vermutlich auch dank der vielen Passagiere der Kreuzfahrtschiffe.

Wir steigen vom Byparken, einem hübschen kleinen Park, über 418 Treppenstufen hinauf zum Aussichtsrestaurant Fjellstua. Von hier bietet sich ein toller Ausblick auf die hübsche Stadt, den Hafen und den Fjord mit den vielen Inseln. Über dieselbe steile Treppe geht es wieder zurück in die Stadt und dann zum Stellplatz. Hier dauert es nicht lange bis vom grössten Schiff, der «Norwegian Prima», das Signalhorn drei Mal ertönt. Dies ist das Zeichen zum Auslaufen. Rückwärts manövriert das Ungetüm vom Liegeplatz, wendet fast an Ort und gleitet aus dem Fjord.

Wir setzen uns trotz dem eher kühlen Wind an die Sonne und planen die morgige Etappe.

2. Juli 2023, Ålesund – Vogelinsel Runde, 83 Km

Schön und warm, etwas Nebel

 

Unser Ziel für Heute ist die Vogelinsel Runde. Dabei lassen wir uns vom Navi führen. Zuerst müssen wir aber noch an der Entsorgungsstation in die Reihe stehen und warten bis wir dran sind um Grauwasser abzulassen und den Wassertank aufzufüllen.

Bald erreichen wir den Fähranleger von Sulesund nach Hareid. Hier müssen wir erst einmal eine Stunde warten, bis die nächste Fähre fährt. Wir setzen uns auf einen Stein am Wasser und geniessen die Aussicht auf den Fjord und die umliegenden Berge. Auch die Ladestation «FerryCharger» für die Elektrofähre will inspiziert sein. Beim Anlegen der Fähre dockt das System innerhalb von Sekunden an den Ladepunkt auf der Fähre an. Der üblicherweise 10minütige Halt für das Entladen und Laden der Fähre genügt anscheinend, um die Batterien immer wieder soweit zu laden, dass das Pendeln während den Betriebszeiten gewährleistet ist.

Schliesslich legt das Schiff an und nach 20 Minuten erreichen wir das andere Ufer des Fjordes. Dann geht es über verschiedene Brücken von Insel zu Insel bis wir unser Ziel Runde erreichen. Auf dem schmalen Strässchen gelangen wir bis zum Goksør-Camping. Auf dem schmalen Areal zwischen Meer und Steilhang wird uns ein Stellplatz zugewiesen und wir erhalten eine ausführliche Broschüre über das Vogelschutzgebiet und den Rundweg, der zu den Steilklippen führt.

Schnell sind wir in Wanderausrüstung parat und marschieren auf einem extrem steilen Strässchen hoch zum Rundweg, der zu den bis 300 Meter hohen Steilklippen führt.

Es weht ein kräftiger Südwestwind, welcher feuchte Luft gegen die Klippen bläst. Daraus bildet sich Nebel, der über den Klippenrand zu fliessen scheint und sich beim Absinken auf der Ostseite der Insel gleich wieder auflöst.

Auf dem gut ausgebauten Weg steigen wir hoch bis zum höchsten Punkt der Klippen. Hier ist von den Vogelkolonien, die im dichten Nebel liegen, allerdings nichts zu sehen. Auch die Ornithologen, die sich mit Feldstechern und Fernrohren hier eingerichtet haben, müssen sich in Geduld üben. Es sieht allerdings so aus, als ob sich der Nebel jetzt eher auch auf die Ostseite von Runde ausbreitet und nur noch ein schmaler Streifen entlang der Küste in der Sonne liegt. Wir steigen deshalb schon bald wieder ab und kehren zum Campingplatz zurück.

Es werden auch Bootstouren zur Vogelbeobachtung angeboten. Die Tour von 13 Uhr war allerdings schon ausgebucht und jene von 17 Uhr wird gemäss Platzwart wegen dem starken Wind vermutlich nicht durchgeführt werden können. Aber bei dem Nebel auf der Westseite der Insel ist ja ohnehin nicht viel zu sehen.

Um 21 Uhr kehren die auf den Klippen lebenden Papageientaucher von der Nahrungssuche zurück zu ihren Nestern. Wir sind nicht sicher, ob sich der erneute anstrengende Aufstieg zum Klippenrand bei dem Wetter lohnt. Nach dem Nachtessen hellt sich der Himmel wider Erwarten auf und der Nebel löst sich bis hoch zu den Klippen auf. Obwohl wir auch in Island schon mehrere Male «Puffins» (Papageientaucher) beobachtet haben, werden die Wanderschuhe nochmals montiert und es geht hoch zu den Klippen. Auf dem Weg dorthin bewegt sich eine ganze Kolonne von Touristen zu den Beobachtungsplätzen.

Vom Meer her flattern Tausende der hübschen Tiere mit den markanten Schnäbeln und kurzen Flügeln, auf die mit Gras bewachsenen Steilhänge zu und lassen sich bei ihren Bruthöhlen nieder, um die Jungen zu füttern. Dabei lassen sich die Tiere von den Beobachtern nicht stören und wagen sich bis auf einen halben Meter an die «Voyeure» heran. Es scheint fast als hätten sie Spass daran sich von Smartphones, einfachen Kameras und Profifotoapparaten mit riesigen Teleskopen ablichten zu lassen.

Mit ein paar schönen Bildern geht es dann wieder zurück zum Campingplatz.

Übrigens ist Runde auch eine Schatzinsel. 1972 wurden nämlich 560 Kg Gold- und Silbermünzen des holländischen Ostindienseglers «Akerendam» geborgen, der 1725 in einem Sturm an den Klippen der Insel zerschellt und gesunken ist. Teile des Schatzes sind in verschiedenen Museen ausgestellt.

 

 

3. Juli 2023, Vogelinsel Runde – Ervik Westkap, 163 Km
Regen und Nebel, kalt

 

Und schon ist es wieder vorbei mit dem schönen Wetter. Unser Ziel ist heute das Westkap (Vestkapp). Dabei handelt sich um einen 497 Meter hohen Felsen, dieser ist Nordeuropas westlichstes Gebirgsplateau.

Trotz gelegentlichem Regen ist es erneut eine schöne Fahrt entlang der Küste inklusive Überfahrt mit einer Fähre. Auf den letzten Kilometern hinauf zum Vestkapp liegt dichter Nebel mit nur wenigen Metern Sicht. Trotzdem sind etliche Autos und Wohnmobile unterwegs und es geht nicht ohne Rückwärtsfahrt zum nächsten Ausweichplatz. Nicht ganz einfach bei den Sichtverhältnissen. Wir wenden deshalb auf dem grossen Parkplatz kurz vor dem Restaurant und fahren bis zum Strand von Ervik. Trotz kühlem Wetter tummeln sich etliche Surfer in den Wellen. In der kleinen Kirche beim Parkplatz wird die Glocke der «Sanct Svithun», einem Schiff der Hurtigruten, aufbewahrt Dieses wurde 1943 von britischen Flugzeugen vor der Küste versenkt. 75 Passagiere konnten von der Bevölkerung gerettet werden, 60 sind beim Untergang ertrunken.

Auf dem Parkplatz ist das Übernachten nicht erlaubt, bei Ervik gibt es aber einen kleinen Stellplatz auf dem wir übernachten werden. Mal schauen, gemäss Wetterbericht soll das Wetter besser werden. Vielleicht können wir nochmals zum Vestkapp hochfahren.

4. Juli 2023, Ervik Westkap- Syvde, 132 Km

Regen, Regen, Regen und kühl

 

Es sieht gar nicht schlecht aus, beim ersten Blick aus dem Fenster. Der Himmel ist zwar bewölkt, aber draussen auf dem Meer gibt es einige blaue Flecken. Auf jeden Fall scheint das Vestkapp nebelfrei zu sein.

Wir starten also und nehmen die paar Kilometer, die gestern in dichten Nebel gehüllt waren, unter die Räder. Auf dem höchsten Punkt des Plateaus ist, vermutlich in Anlehnung an das Nordkap, eine grosse runde Kugel auf einem Steinsockel aufgestellt. Bei näherem Hinsehen stellt die Kugel einen überdimensionierten Fussball dar. Unser Thermometer zeigt nur 7° an, und ich komme mir in kurzen Hosen und barfuss in den Sandalen etwas deplatziert vor.

Wir drehen eine kurze Fotorunde denn schon bald beginnt es zu regnen und es ist eher ungemütlich. Das Restaurant hier oben ist geschlossen und die, mit Stahlseilen sturmfest gemachten, Übernachtungshütten mit den grossen Panoramascheiben, sind ungenutzt.

Wir steigen also wieder ins Auto und fahren, nur mit kurzen Pausen, dem Meer entlang bis nach Syvde. Am Hafen bietet sich eine Übernachtungsmöglichkeit und im Hafengebäude gibt es ein schönes Badezimmer mit Dusche und WC.

Hier verbringen wir den Rest des Nachmittags, nur unterbrochen von einem kurzen Rundgang durch das Dorf, im Wohnmobil, schreiben Reisebericht und lesen, während es regnet und ein Bootsbesitzer sein Motorboot mit dem Hochdruckreiniger von Algen und Schmutz befreit.

 

 

5. Juli 2023, Syvde – Øye, 123 Km
Sonne, Wolken, wenig Regen, angenehm warm

 

Als nächstes Highlight ist die Fahrt mit der Fähre im bekannten Geirangerfjord geplant. Von Hellesylt gibt es eine Verbindung bis nach Geiranger. Dabei handelt es sich gemäss Reiseführer um eine Linie, die eher von Touristen als von Einheimischen genutzt wird. Da die Feriensaison jetzt langsam beginnt, haben wir gestern vorsichtshalber die Passage für Donnerstag um 11 Uhr reserviert.

Wir müssen deshalb heute keine allzu grosse Etappe zurücklegen, sondern beabsichtigen bis kurz vor Hellesylt zu fahren.

Los geht es bei schönstem Sonnenschein. Da macht es doch wieder richtig Spass die tiefblauen Fjorde zu fotografieren, in denen sich die Berge und Wolken spiegeln. Auch wenn wir schon eine Unmenge solcher Fotos gemacht haben. Auf der heutigen Route müssen wir zwei Mal die Fähre nutzen um unserem Ziel näher zu kommen. Denn auch wenn wir das Umfahren eines solchen Gewässers nicht scheuen, gibt es oft keine andere Möglichkeit in die gewünschte Richtung weiter zu kommen.

Beim Warten auf die Überfahrt von Sæbø nach Leksnes erhalten wir schon einen Eindruck, was uns im Geirangerfjord erwarten könnte. Denn schon hier werden die Berge schroff und die Felswände fallen teils fast senkrecht mehrere hundert Meter ins Meer ab und bilden eine imposante Kulisse. Leider hat sich der Himmel in der Zwischenzeit verdunkelt und es fällt leichter Regen. Wir hoffen, dass wir Morgen im Geirangerfjord mehr Glück haben.

Etwa 20 Kilometer vor Hellesylt finden wir kurz nach Mittag auf einem Wanderparkplatz bei Øye einen Übernachtungsplatz.

Das Wetter hellt wieder auf und so machen wir einen kurzen Spaziergang ins Dorf. Doch ausser einem grossen Hotel und einem schönen Picknickplatz am Fjord gibt es hier nicht viel zu sehen. Wir kehren deshalb zu unserem Stellplatz zurück, wo sich Wanderer immer noch bereit machen, den steilen Aufstieg mit 1500 Höhenmetern zum Gipfel des Slogen in Angriff zu nehmen.

6. Juli 2023, Øye – Ottadalen, 95.4 Km
sonnig und warm, gegen Abend Wolken und Regen

 

Gut gelaunt bereiten wir uns vor, die Fahrt nach Hellesylt anzutreten, von wo die Fähre durch den Geirangerfjord startet. Es scheint, dass wir die Schifffahrt bei Sonnenschein geniessen können.

Unser Wanderparkplatz füllt sich auch mit Leben, denn immer mehr Wanderer machen sich bereit für die anstrengende Tour zum Slogen.

Wir selber kommen ohne körperliche Anstrengung durch das wilde Norangdal voran. Steil ragen die Felswände in den Himmel und im Talgrund schlängelt sich der Bach von einem See in den anderen. Eine Stunde vor Abfahrt kommen wir in Hellesylt an. Wir sind noch die Ersten auf dem Parkplatz beim Fähranleger, doch das ändert sich schnell und der Platz füllt sich nach und nach. Bis zur Ankunft des Schiffes vertreiben wir uns die Zeit in den verschiedenen Souvenirläden und am Ufer des Fjordes.

Schliesslich ist es soweit und die Fähre aus Geiranger legt an und entlässt die Ladung aus dem Rumpf. Schnell sind die wartenden Fahrzeuge verladen und jeder findet einen Platz auf dem Fahrzeugdeck. Dieses scheint uns nicht allzu gross für eine derartige Touristenroute. Denn neben Personenwagen und Wohnmobilen müssen auch Reisecars untergebracht werden. Entsprechend international ist dann auch die Menschenmenge auf dem Oberdeck. Neben einer grossen Reisegruppe aus dem Wallis, sind es viele Asiaten und Araber.

Pünktlich legen wir ab und starten zur 20 Kilometer langen Fahrt, die etwa eine Stunde dauert. Der Geirangerfjord ist nur ein kleiner Zipfel eines Meeresarmes, der vom Atlantik weit ins Land hinein reicht. Steil fallen die Felswände ins Meer ab, das bis zu 200 Meter tief ist. In Dutzenden von Wasserfällen stürzt das Schmelzwasser von den umliegenden Bergen in die Tiefe und bildet eine eindrucksvolle Kulisse. Auf Englisch, Deutsch und Französisch werden über die Lautsprecher Informationen zum 0.6 bis 1.3 Kilometer breiten UNESCO-Weltnaturerbe abgegeben. Auf kleinen Landflächen zwischen Felswänden und Fjord wurden bis in die 60er Jahre kleine Bauernhöfe betrieben. Auf dem fruchtbaren Land sollen Früchte und sogar Aprikosen geerntet worden sein. Allerdings musste das Wasser für das Vieh in heissen Sommern mit dem Boot herangeschafft werden.

Schliesslich erreichen wir das kleine Dorf Geiranger. Vor dem Ufer liegen zwei grosse Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Entsprechend belebt geht es im kleinen Dorf zu und her. Auf der schmalen Strasse, die kurz hinter dem Dorf steil ansteigt, herrscht reger Verkehr. Autos, Wohnmobile, Wohnwagengespanne, Reisebusse und selbst Hop-on-Hop-off-Busse müssen die engen Serpentinen überwinden.

Schliesslich erreichen wir die Passhöhe auf 1030 m.

Hier machen wir erst mal eine Pause. Dabei können wir auch die kleinen Elektroautos von Renault etwas genauer unter die Lupe nehmen, die im Dorf Geiranger gemietet werden können. Interessant ist vor allem das Ein- und Aussteigen. Die Insassen sitzen in den winzigen Gefährten hintereinander, meist die Frau hinten, wie zusammengefaltet, und der Mann vorne, mit etwas mehr Platz, am Steuer. Es ist aber doch beachtlich, dass der lange Aufstieg mit einer Batterieladung problemlos zu schaffen ist.

Von der Passhöhe führt eine kurvenreiche, kostenpflichtige Strasse nochmals 500 Meter höher zum Aussichtspunkt Dalsnibba. Von hier reicht der Blick bis hinunter zum Dorf Geiranger mit dem Fjord und den vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffen, aber auch hinüber zu den schneebedeckten Bergen.

Ein paar Kilometer nehmen wir noch unter die Räder. Nach dem Pass geht es auf der breiten, gut ausgebaute Strasse Nr. 15 in Richtung Lom. Der Ort ist Ausgangspunkt für viele Wanderungen in den verschiedenen umliegenden Nationalparks. Ursprünglich wollten wir heute bis dorthin fahren, wählen jetzt aber doch einen ruhigen Rastplatz, etwas abseits der Hauptstrasse, als Übernachtungsplatz.

7. Juli 2023, Ottadalen – Leirvassbu im Leirdalen, 113 Km
wolkig, am Abend sonnig, auf 1400 Meter eher kühl

 

Nach einer regnerischen Nacht ist es heute Morgen trocken und so brausen wir auf der Strasse Nr. 15, immer bergab, durch das schöne Ottadalen bis zum Touristenort Lom. Von hier lassen sich die Nationalparks Jotunheimen, Breheimen und Reinheimen gut erreichen. Der Ort ist deshalb ein belebtes Touristenzentrum.

Wir machen allerding nur einen kurzen Halt und kaufen zuerst ein. Danach marschieren wir bis zur 800 Jahre alten Stabkirche, die bei der Einfahrt in den Ort gut sichtbar ist. Wegen einer Beerdigung kann der Friedhof und das Gotteshaus leider nicht betreten werden. Aber auch von aussen bietet es einen schönen Anblick. Wir spazieren weiter durch den Ort, der hauptsächlich aus alten Holzgebäuden besteht. Viele Sportartikelgeschäfte locken die Touristen mit Rabatten auf Wanderausrüstungen, uns zieht es aber in die Bäckerei, wo wir feine Zimtschnecken und ein frisches, knuspriges Brot kaufen. Gleich mehrere Campingplätze im Ort bieten Übernachtungsmöglichkeiten, wir fahren aber weiter durch das Bøverdalen, immer dem Fluss Bøvra entlang. Unser Ziel wäre die Berghütte Spitterstulen im Visdalen, als Ausgangspunkt für eine Wanderung zu den Gletschern am Galdhøppingen, dem mit 2469 Metern höchsten Berg Skandinaviens.

Schon zu Anfang steigt die sehr schmale Strasse steil an. Nur wenige Ausweichstellen bieten Gelegenheit zum Kreuzen mit dem Gegenverkehr. Zudem wird auf Hinweistafeln mehrmals darauf hingewiesen, dass die Zufahrt für Fahrzeuge über 6 Meter Länge, sowie für Wohnmobile und Busse nicht empfohlen wird. Wir entschliessen uns deshalb bei der Zahlstelle für die Maut zu wenden und kehren ins Tal zurück.

Einige Kilometer weiter, beim Elveseter Hotel, fällt eine riesige Steinsäule ins Auge. Wir fahren auf den Parkplatz beim Denkmal. Auf der 34 Meter hohen Sagasøyla sind Ereignisse der norwegischen Geschichte dargestellt. Die Pause bietet auch gleich Gelegenheit die feinen Zimtschnecken aus der Bäckerei von Lom zu geniessen.

Wenig später biegen wir wieder in ein Seitental ab. Auf dem Leirdalsvegen, einer ebenfalls schmalen aber übersichtlichen Mautstrasse, fahren wir bis zur Berghütte Leirvassbu auf 1410 Meter. Auch dieses Berggasthaus ist Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen in die umliegenden Berge. Allerdings ist der Parkplatz für Übernachtungen im Wohnmobil nicht mehr zugelassen. Entlang dem Strässchen bieten aber zahlreiche Parkbuchten Gelegenheit über Nacht zu stehen. So müssen wir vom Berghaus nur wenige hundert Meter zu einem schönen Plätzchen an Bach Leira retour fahren. Hier verbringen wir den Nachmittag, der zunehmend sonniger wird und für Morgen einen schönen Wandertag verspricht.

8. Juli 2023, Wanderung ab Leirvassbu im Jotunheimen Nationalpark, 20 Km

Sonnig und warm

 

Eigentlich haben wir geplant heute auszuschlafen. Aber schon früh am Morgen scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel und der eine oder andere Sonnenstrahl findet seinen Weg an den Verdunkelungsrollos vorbei in unser Häuschen. Also wird noch etwas «gebänzelet» und dann ab, aus den Federn und in die Wanderkluft.

Wir haben unseren Standplatz etwas unterhalb der Berghütte Leirvassbu. Als wir dort vorbeimarschieren sind auch die Mehrtageswanderer, die in ihren Zelten übernachten, dabei sich für einen schönen Wandertag bereit zu machen.

Es gibt hier hauptsächlich Fernwanderwege, die sich kaum zu kürzeren Rundwanderungen kombinieren lassen. Wir haben uns deshalb für einen Wanderweg entschieden, der zur Berghütte Krossbu führt. Wir werden dann einfach irgendwann kehrt machen und den gleichen Weg wieder zurückgehen. Eigentlich etwas das ich nicht ausstehen kann. Als Entschädigung können wir auf einem Fahrweg marschieren, der uns zügig vorankommen lässt. Es geht vorbei an den Seen Leirvatnet und Gravdalsjørnene, über mehrere kleine Schneefelder, immer leicht bergab durch das Garvdalen. Die Berge links und rechts des Tales sind mit Gletschern bedeckt, die unzählige Bäche und kleine Seen speisen. Obwohl wir uns nur auf etwa 1400 – 1500 Metern befinden, hat die Landschaft hochalpinen Charakter mit spärlicher Vegetation, aber grandiosen Ausblicken auf Berge, Gletscher, Seen und Bäche.

Nach etwa 10 Kilometern erreichen wir den Stausee Gravdalsdammen. Hier endet der Fahrweg und geht über in einen Fusspfad. Wir marschieren noch bis zur Staumauer am Ende des Sees und werfen einen Blick hinunter ins Tal, wohin der Wanderweg weiterführt.

Wir machen jetzt zuerst Mittagspause und kehren dann um. Immer leicht bergauf geht es zurück zur Hütte Leirvassbu und unserem Stellplatz. Nach 20 Kilometern gibt es vor dem Wohnmobil für Elsbeth ein Heineken und für mich ein Grevens. Das ist Cidre mit Fruchtgeschmack und viel Kohlensäure. Frisch aus dem Kühlschrank ist das sehr erfrischend.

Im Laufe des Nachmittags haben sich zwar Quellwolken gebildet, es ist aber immer noch angenehm warm und es lässt sich auch im T-Shirt draussen sitzen.

9. Juli 2023, Leirvassbu im Leirdalen – Krossbu Berghotel, 29.4 Km
Wanderung zum Smørstabbreen Gletscher

Schön und warm

 

Heute haben wir nur eine kurze Autoetappe vor uns. Es geht zum Berghotel Krossbu. Dort wird auch ein kleiner Campingplatz geführt und von dort aus gibt es eine kurze Wanderung zum Smørstabbreen Gletscher, wobei die Bezeichnung «Breen» auf Norwegisch schon «Gletscher» bedeutet.

Wir sind schon recht früh unterwegs. Darum sind im ganzen Tal bis zur Hauptstrasse die schönsten Übernachtungsplätze immer noch von Wohnmobilen und Zelten belegt. Dank dem «Jedermannsrecht» ist in Skandinavien der Aufenthalt in der freien Natur fast uneingeschränkt erlaubt. Voraussetzung ist ein respektvoller Umgang, das heisst, dass der Müll wieder mitgenommen wird, oder dass Anwohner nicht gestört werden. Dies beinhaltet auch das freie Übernachten im Wohnmobil, sofern es nicht ausdrücklich verboten ist.

Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir bereits das Berggasthaus Krossbu an der Sognefjell-Strasse. Diese führt über den Fantesteinen, den mit 1434 Metern höchsten Gebirgspass Norwegens, von Lom bis zum Sognefjord.

Wir stellen unser Brummsli auf dem Campingplatz beim Hotel ab und nehmen die kurze Wanderung zum Smørstabbreen in Angriff. Der Rundweg ist mit etwa 6 Km angegeben und führt zuerst über den feuchten Talgrund. Die sumpfigen Stellen sind mit breiten Balken belegt, so dass wir auch in den Trekkingschuhen keine nassen Füsse bekommen. Langsam steigt der Weg an und führt in eine felsige Moränenlandschaft. Auch hier hat sich der Gletscher in den letzten Jahren stark zurückgezogen. Gemäss unserer App sollten wir uns schon auf dem Gletschereis befinden, als wir immer noch den besten Weg über Felsen und Geröll zum Gletschertor suchen. Das Schmelzwasser rauscht in einem breiten, reissenden Bach hinunter ins Tal.

Der Rundweg würde jetzt den Bach queren und auf der anderen Talseite zurück zum Campingplatz führen. Da wir heute nicht die hohen Wanderschuhe, sondern nur die leichten Trekkingschuhe angezogen haben, finden wir keine Stelle um den Bach zu überqueren, ohne dass wir nasse Füsse bekommen würden. Wir kehren deshalb auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Ausgangsort. Hier geniessen wir den milden Nachmittag vor dem Wohnmobil. Denn schon Morgen soll das Wetter wieder schlechter werden und es ist Regen angesagt.

10. Juli 2023, Krossbu Berghotel – Fossøy im Jostedalen, 108 Km
Wanderung zum Nigardsbreen Gletscher, 12 Km
erst sonnig und warm, am Abend Regen

 

Bevor wir heute losfahren, müssen wir unbedingt den Wassertank auffüllen. Wir haben nämlich fast den letzten Tropfen aufgebraucht. Das zeigt wieder einmal, wie sinnvoll es ist, den Wasservorrat bei jeder Gelegenheit zu ergänzen. In Lom haben wir nämlich darauf verzichtet, in der Annahme, dass sich schon noch eine andere Gelegenheit ergeben wird. Das muss aber nicht so sein. Auch hier in Krossbu ist es nicht ganz einfach. Wir müssen vor den Sanitäranlagen parkieren und den Schlauch in den Waschraum führen und dort anschliessen. Draussen vor dem Gasthaus gibt es keinen Wasserhahn.

Aber jetzt kann es los gehen. Die Strasse steigt noch weiter an und bietet auf dem Sognefjell herrliche Ausblicke auf die umliegenden Berge mit den Gletschern und hinunter in tiefe Täler. Immer noch sind viele Rastplätze und Parkbuchten mit Wohnmobilen und Campingbussen vollgestellt, die dort übernachtet haben. Schliesslich geht es wieder kurvenreich hinunter bis auf Meereshöhe zum Sognefjord. Diesem folgen wir auf teils sehr enger Strasse bis nach Gaupne, wo wir ins Jostedalen abbiegen, um nach etwa 25 Kilometern, kurz nach Gjerde, das Breheim Center zu erreichen. Hier startet die geplante Wanderung zum Nigardbreen, einer Gletscherzunge des Jostedalsbreen. Dieser ist der grösste Gletscher auf dem Europäischen Festland. Er umfasste 2006 eine Fläche von 474 Km2 und das Eis ist bis zu 500 Meter dick.

Der Wanderweg führt ohne grosse Steigung durch lichten Birkenwald. Nach etwa 3.5 Kilometern erreichen wir das Ende der Mautstrasse, die ebenfalls zum Gletscher führt. Von hier sind es nochmals etwa 3 Kilometer bis zur Gletscherzunge. Dieser Teil des Wanderweges ist allerdings wesentlich anspruchsvoller und führt über glatte Felsplatten in stetem auf und ab. Leitern und Seile erleichtern die steilsten Passagen. Dieser Teil des Weges könnte auch mit einem kleinen Schiff zurückgelegt werden.

Das letzte Stück führt den Hang hinauf, wieder über abgeschliffene Granitplatten, denn der Gletscher hat sich schon ein ganzes Stück den Hang hinauf zurückgezogen. Beeindruckend sind die enormen Wassermassen, die tosend zum Nigardsbrevatnet hinunter donnern. Über eine Brücke und einen letzten Aufstieg erreichen wir schliesslich das Gletschertor, wo das ganze Schmelzwasser ans Tageslicht kommt.

Zahlreiche Besucher haben eine Gletschertour gewagt und sind mit Steigeisen und Eispickel ausgerüstet wieder auf dem Abstieg. Auch wir machen uns auf den Rückweg, denn der Himmel hat sich verdunkelt und es scheint, dass der vorhergesagte Regen bald einsetzen wird. Wir entschliessen uns deshalb auch den anstrengenden Teil der Wanderung mit dem Boot zu umschiffen und sparen dadurch einiges an Zeit. Zudem marschieren wir auf dem Rückweg nicht auf dem steinigen Wanderweg, sondern auf dem Strässchen. Bis wir den Parkplatz beim Breheim Center erreichen, haben sich die dunklen Wolken verzogen und es scheint für den Moment die Sonne.

Beim Informationscenter und auch an der Mautstrasse zum Gletscher ist Übernachten nicht erlaubt. Wir fahren deshalb ein Stück das Tal hinunter bis nach Fossøy, wo wir auf einem Picknickplatz, abseits der Strasse, übernachten werden.

Mit vollem Wassertank lässt sich jetzt auch wieder ausgiebig duschen und als Belohnung für die Wanderung gibt es feine Pizza aus dem Omnia-Campingbackofen. Da stört auch der einsetzende Regen nicht mehr.

11. Juli 2023, Fossøy im Jostedalen – Bergheimsvatnet, 138 Km
bewölkt und regnerisch, nur wenig Sonne aber trotzdem warm

 

Während der ganzen Nacht hat es geregnet. Heute Morgen ist es aber trocken und so fahren wir zügig das Jostedalen hinunter bis nach Gaupne. Hier gibt es Coop und Spar, wo wir unsere Vorräte für die nächsten Tage wieder auffüllen.

Unsere Route führt weiter entlang dem Sognefjord bis nach Sogndal. Hier wenden wir uns kurz vom Fjord ab. Durch lange Tunnel überwinden wir die unzugänglichen Berge und gelangen zu einem anderen Zipfel eines riesigen Fjordes der sich über 200 Kilometer vom Atlantik ins Land hinein erstreckt. Hier machen wir in Norwegens Bücherdorf Fjærland Pause und vertreten uns im hübschen Ort die Füsse. In mehreren Antiquariaten werden Unmengen von gebrauchten Büchern, auch in Deutsch und Englisch, zum Verkauf angeboten. Aber nicht nur Ladenlokale dienen als Verkaufsstellen. Auch in kleinen Holzvitrinen oder in einer alten Telefonkabine stehen Bücher zum Verkauf.

Von Fjærland sind es nur wenige Kilometer bis zum Aussichtspunkt auf den Bøyabreen Gletscher. Auch dieser ist, wie Gestern der Nigardsbreen, eine Gletscherzunge des grossen Jostedalsbreen, dem grössten Gletscher Kontinentaleuropas. Der Andrang auf dem schmalen Strässchen ist riesig. Links und rechts der Fahrbahn stehen Autos und Wohnmobile und machen ein Durchkommen schwierig. Am Ende des Strässchens, beim Aussichtspunkt und dem Restaurant ist dagegen der Parkplatz fast leer. Wir können dort problemlos parkieren. Das Eis des Bøyabreen hängt in einer steilen Felswand, an deren Fuss sich Schnee des letzten Winters und abgebrochenes Eis des Gletschers sammeln. Die Abbruchstellen oben am Berg sind auf Grund des hellblauen Eises deutlich zu erkennen.

Wieder führen kilometerlange Tunnel unter dem mit Gletschern bedeckten Massiv des Jostedalsbreen Nationalparks bis nach Skei am See Jølstravatnet. Hier folgen wir dem Fluss Votedalselva in Richtung Byrkjelo. Dabei halten wir Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Allerding sind die schönen Plätze am Fluss bereits belegt oder auf Grund des Regens völlig durchnässt. Schliesslich können wir aber doch noch einen ruhigen Pick-Nick Platz am kleinen See Bergheimsvatnet ergattern. Insgeheim kommt etwas Schadenfreude auf, wenn im Laufe des Abends mehrere Wohnmobile auf dem engen Strässchen an uns vorbeifahren und dann wenden, weil wir vor ihnen dort waren und das Revier markiert haben.

12.07.2023, Bergheimsvatnet -Florø, 122 Km

viele Wolken, Regen und am Abend sonnig und warm

 

Das markieren des Reviers hilft offensichtlich nicht immer. Auf jeden Fall kommt nach Mitternacht noch ein Miet-Camper bei unserem Plätzchen an und stellt sich hinter uns an den See. Heute Morgen, als wir losfahren, sind bei denen immer noch alle Fenster verdunkelt und kein Lebenzeichen ist festzustellen.

Wir verlassen bald die Hauptstrasse Nr. 5, auf der sehr viele Wohnmobile in beiden Richtungen unterwegs sind. Am gegenüberliegenden Ufer des Gloppefjorden, verläuft die Strasse 615 nach Florø, der westlichsten Stadt Norwegens. Bald nach dem Umrunden einer Landzunge lassen wir den Fjord hinter uns. Die schmale Strasse führt nach dem kleinen Fischerort Hyen in ein enges Tal, steigt in vielen Kurven an und führt in eine wilde Seenlandschaft, die gesäumt ist von steilen, baumlosen Felswänden.

Kurz vor Florø machen wir auf einem Wanderparkplatz Mittagspause. Hier liegt der Ausgangspunkt einer kurzen Wanderung aus unserem Reiseführer. Leider regnet es heftig. Gemäss Wetterbericht soll es um 14 Uhr aufhören und sogar sonnig werden. Wir verlängern deshalb die Mittagspause und warten bis 14 Uhr. Allerdings scheint der Wetterbericht falsch zu liegen und es regnet immer noch. Wir verzichten deshalb auf die Wanderung im Regen und nehmen die letzten 5 Kilometer bis zum Hafen von Florø in Angriff. Hier befindet sich der offizielle Wohnmobilstellplatz des Ortes. Der wirkt allerdings nicht sehr einladend und ist schon recht voll. Wir wählen deshalb eine Alternative etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt beim Sørstrand Folkepark. Der kleine Naturpark liegt schön gelegen an der felsigen Südküste der kleinen Halbinsel von Florø und auf dem Parkplatz lässt es sich hervorragend übernachten.

In der Zwischenzeit verziehen sich doch tatsächlich die schwarzen Wolken und so spazieren wir im Sonnenschein ins Stadtzentrum. Den Hafen und die kleine Einkaufsstrasse haben wir schnell erkundet und nutzen das schöne Wetter um uns in einem kleinen Pub mit Fischsuppe und Fish & Chips zu verpflegen.

Am Abend unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang im Sørstrand Folkepark, der auch von den Einheimischen rege genutzt wird. Der breite Spazierweg führt zu einem tollen Badeplatz. Fussgängerbrücken führen auf die kleinen vorgelagerten Felseninseln und Pick-Nick-Tische laden ein zum Verweilen. Es gibt sogar Mutige, die sich ins glasklare Wasser wagen. Das veranlasst uns die Wassertemperatur zu testen und zu unserem Erstaunen ist es gar nicht so kalt wie wir es erwartet hätten. Mal schauen wie das Wetter Morgen ist, vielleicht kommen wir dann nochmals mit Badehose für einen kurzen «Schwumm».

13. Juli 2023, Florø – Aksvoll, 161 Km

Am Morgen Sonne und Wolken, am Nachmittag und Abend Regen und Wind

 

Gestern haben wir die Mitteilung erhalten, dass bei uns in Othmarsingen ein heftiges Hagelgewitter niedergegangen ist. Die Körner sollen 2.5 – 3 cm gross gewesen sein. Wir können also froh sein, dass wir unterwegs sind. Andernfalls hätte unser Brummsli sicher erheblich Schaden genommen. Die Wohnkabinen von Bimobil bestehen aus Sandwichplatten mit einer Aluminium Aussenhaut. Da lassen sich Dellen eines Hagelschlages nicht so ohne Weiteres ausbessern.

Unser Schlafplatz liegt in der Nähe des lokalen Flugplatzes. Auch wenn es nur wenig Flugverkehr gibt, werden wir heute Morgen von zwei landenden Flugzeugen geweckt.

Das Wetter ist gar nicht schlecht. Es gibt einige Wolken und etwas blauen Himmel. Aber das gestern vollmundig angekündigte «Bädele» lassen wir doch ausfallen. Vielleicht gibt es ja noch eine Gelegenheit wenn es dann richtig warm ist.

Die Fähre für die Überfahrt nach Dänemark haben wir für den 4. August gebucht. Es bleiben uns somit noch etwa 3 Wochen für die Fahrt zurück nach Kristiansand. Wir müssen uns also nicht beeilen und folgen daher weiter der Küste südwärts. Es gilt weitere Fjorde zu umfahren und Bergketten entweder über kurvenreiche Pässe oder durch Tunnel zu überwinden. Es herrscht zwar wenig Verkehr auf diesen Nebenstrassen. Trotzdem geht es nur gemächlich vorwärts, denn kreuzen mit dem Gegenverkehr ist meist nur in den dafür vorgesehenen Nischen möglich. Vorsicht und vorausschauendes Fahren ist daher angebracht.

Einen ersten Halt machen wir bei den Ausevik Steinritzungen. Hier sind, auf von Gletschern abgeschliffenen Felsplatten, 6000 Jahre alte steinzeitliche Steinritzungen zu erkennen. Vom Besucherparkplatz führt ein kurzer Spazierweg zu den Holzstegen, die an den archäologischen Fundstellen vorbeiführen. Auf mehrsprachigen Schautafeln sind Erklärungen auch auf Deutsch nachzulesen.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz versuchen wir die ersten Heidelbeeren, die wir auf dieser Reise finden. Sie sind zwar schon blau, wir denken aber, dass sie noch ein paar Sonnentage vertragen können, um wirklich Aroma zu bekommen.

Nächster Stopp ist das Dörfchen Bru, wo wir uns am Hafen die Füsse vertreten. Erst später machen wir dann auf einem Rastplatz Mittagspause.

Allmählich ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt zu regnen als wir in Førde ankommen. Wir schauen uns den Wohnmobilstellplatz am Hafen an. Dieser liegt in einem Geschäftsviertel und irgendwie passt es uns hier nicht. Ausserdem ist es erst kurz nach Mittag. Deshalb fahren wir noch etwa 60 Km weiter bis nach Aksvoll. Am Yachthafen gibt es auch hier eine Übernachtungsmöglichkeit die wesentlich sympathischer wirkt. Wir nutzen eine Regenpause für einen Spaziergang durch das Dorf. Am Geldautomaten versorgen wir uns mit Bargeld, denn obwohl Skandinavien dafür bekannt ist, dass alles mit Karte bezahlt wird, geht es doch nicht ganz ohne «cash». Denn auch der Stellplatz hier kann nur mit der App «Vipps», oder eben bar in einem Umschlag, bezahlt werden. Da die Bezahlapp «Vipps» (entspricht TWINT in der Schweiz), genau wie das schwedische «Swish», von Touristen nicht genutzt werden kann, bleibt nur das Nötli im Couvert. Im lokalen Eisenwarenladen kaufen wir dann noch den letzten Regenschirm, da unser Knirps den Geist aufgegeben hat.

14. Juli 2023, Aksvoll – Ynnesdalsvatnet, 165 Km
Wanderung zum Furdalsvatnet, 5 Km

Bewölkt, wenig Regen, warm

 

Heute sind wir eher spät dran, wir haben nämlich verschlafen. Aber eigentlich spielt es ja keine Rolle. Dir haben genügend Zeit und keinen Druck, auch wenn die Tage jetzt schon merklich kürzer werden. Die Sonne geht jetzt schon vor 23 Uhr unter nicht erst um halb zwölf wie am Anfang der Reise und Sonnenaufgang ist erst um halb fünf am Morgen statt schon um 3 Uhr.

Die Fahrt geht im gleichen Stil wie die letzten Tage weiter: schmale Strassen, Fjorde, Berge und Wald. Heute kommt wieder einmal eine Fahrt mit der Fähre dazu. Schliesslich landen wir auf einem kleinen Wanderparkplatz am Ynnesdalsvatnet,

Es ist erst halb drei am Nachmittag und das Wetter hält sich gut. Es gibt zwar viele Wolken, aber es ist trocken. Wir machen uns deshalb für die Wanderung zum Furdalsvatnet, einem kleinen Bergsee, parat. Gemäss Beschreibung auf der Infotafel handelt sich um eine leichte Familienwanderung. Am See gibt es einen Badeplatz und Kanus, die benutzt werden können. Das «familienfreundlich» ist vermutlich nach norwegischen Massstäben beurteilt. Es geht nämlich auf einem felsigen Weg steil bergauf. Die moosbedeckten Felsplatten sind nach dem Regen der letzten Tage nass und rutschig. Später geht es auf sumpfigen Pfaden durch ein Hochmoor bis zum See. Hier liegt tatsächlich ein Kanu, Paddel und Schwimmwesten die benutzt werden können. Da wir keine Erfahrung mit Kanus haben, verzichten wir auf eine Bootsfahrt und wandern auf dem gleichen Weg zum Parkplatz zurück.

 

15. Juli 2023, Ynnesdalsvatnet – Høyanger, 115 Km
bewölkt, windig, am Abend Regen

 

Nach einer ruhigen Nacht ganz alleine im Wald machen wir uns heute Morgen wieder auf den Weg. Unser Ziel bis Übermorgen ist das Städtchen Flåm am Auerlandsfjord, Endbahnhof der berühmten Flåm-Bahn. Diese führt auf 20 Kilometern von der Gebirgsstation Myrdal nach Flåm und gilt als eine der schönsten Bahnstrecken der Welt. Wir lassen uns überraschen und nehmen unsere Schweizerischen Bahnstrecken am Gotthard und den Bernina-Express als Massstab.

Vorerst haben wir aber noch ein Stück im Auto zurückzulegen. Wie üblich geht es nicht auf direktem Weg, sondern mit dem einen oder anderen Umweg auf Nebenstrassen vorwärts. Schliesslich erreichen wir nach zwei Passfahrten das Dörfchen Ortnevik am Sognefjord, wo es auf den Landweg, zumindest per Auto, nicht mehr weiter geht. Die Fähre nach Nordeide, mit Zwischenhalt in Måren, fährt nur zwei Mal am Tag. Wir müssen deshalb noch fast zwei Stunden warten bis zur Abfahrt um 14.20 Uhr. Unser Wohnmobil stellen wir deshalb an der Anlegestelle auf den Parkplatz und machen einen Spaziergang durch das Dorf. Lange sind wir die Einzigen, die auf die Fähre warten. Und wie sich bei der Ankunft des Schiffes zeigt, ist das auch gut so, denn es handelt sich um eine Minifähre, auf der kaum mehr als 8 Autos Platz finden. Als weitere Besonderheit müssen wir heute rückwärts auf das Boot manövrieren. Die drei wartenden Personenwagen kommen als erste dran und belegen die Reihen links und rechts und wir als weitaus grösstes Fahrzeug quetschen uns auf die mittlere Spur. Dann geht es in erstaunlichem Tempo und bei zünftigem Wellengang nach Måren, wo sich noch ein Auto quer vor die anderen manövrieren kann. Und schon geht es weiter bis nach Nordeide.

Von hier sind es nur noch etwa 6 Kilometer bis nach Høyanger. Hier gibt es beim Hallenbad einen kostenlosen Parkplatz, der von Wohnmobilen als Übernachtungsplatz genutzt werden darf. Wir stellen unser Brummsli ab und machen einen Spaziergang ins Städtchen. Høyanger war einer der ersten Industriestandorte Norwegens, der die Wasserkraft zur Stromproduktion nutzte.

Der Himmel verdunkelt sich zusehends und wir erreichen gerade noch den Parkplatz bevor es heftig zu regnen beginnt. Das gibt uns Gelegenheit, die Zugfahrt für Montag online zu reservieren, damit wir dann auch sicher einen Platz haben.

16. Juli 2023, Høyanger – Flåm, 178 Km

Bewölkt und kühl

 

Auf der Strasse Nr 55 geht es heute bis nach Sogndal. Hier sind wir schon vor etwa einer Woche durchgefahren, damals auf dem Weg zum Nigardsbreen Gletscher. Heute geht es aber nach Südosten nach Lærdalsøyri. Bis hierher liegen schon zwei Fährfahrten hinter uns. Allerdings auf vielbefahrenen Strecken, so dass wir kaum mit langen Wartezeiten rechnen mussten.

Ab Lærdalsøyri ist es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel Flåm. Dabei haben wir zwei Möglichkeiten. Die alte Strasse führt über das Aurlandsfjellet. Diese Verbindung war während den Wintermonaten nicht passierbar, und Flåm war nur mit der Fähre oder dem Zug erreichbar. Deshalb wurde am 27. November 2000 der neue Lærdal-Strassentunnel eröffnet. Nach etwa fünfeinhalb Jahren Bauzeit konnte die 24.5 Km lange Verbindung in Betrieb genommen werden und gilt als längster Strassentunnel der Welt. Um die Konzentration nicht zu verlieren, ist der Strassenverlauf leicht kurvig. Zudem gibt es drei farbig erleuchtete Hallen, in denen das Halten erlaubt ist. Allerdings gibt es keine Notausgänge. Die Nutzung ist, für norwegische Verhältnisse aussergewöhnlich, mautfrei.

Wir entscheiden uns für die Fahrt über die Passstrasse. Schnell müssen wir feststellen, dass die schmale, touristische Panoramastrecke rege genutzt wird. Ständig muss an den Ausweichstellen dem Gegenverkehr Platz gemacht werden. Selbst ein polnischer Reisecar kommt uns entgegen und hat Mühe in den engen Serpentinen.

Auf der Hochebene, auf über 1200 Metern, weht ein eisiger Wind und es beginnt zu regnen. Lustigerweise sehen wir hier ein Firmenfahrzeug des Betriebes, in dem unsere jüngere Tochter arbeitet. Wir schreiben ihr natürlich sofort ein WhatsApp. Sie kennt auch einen Kollegen der zurzeit in Norwegen in den Ferien ist. Eine Weile fährt er unmittelbar hinter uns, dann lassen wir ihn überholen, da er mit dem PW schneller durch die Kurven fährt als wir.

Auf der Fahrt hinunter nach Flåm ist der Verkehr noch dichter als beim Aufstieg. Der Parkplatz bei der Aussichtsplattform «Stegastein» ist schon überfüllt, so dass wir hier leider nicht anhalten können. Von hier bietet sich ein toller Ausblick auf den Aurlandsfjord und das Städtchen Flåm.

Wenig später kommt es noch zu Komplikationen. Ein Bauer blockiert für ein paar Minuten die schmale Strasse. Dadurch bilden sich in beiden Richtungen Autokolonnen. Nur mit Mühe und Zentimeterarbeit, können wir in den kurzen Ausweichstellen aneinander vorbei manövrieren.

Schliesslich erreichen wir unser Tagesziel. Es gibt zwar einen schönen Campingplatz im Dorf, allerdings ist das Wetter mittlerweile so schlecht, dass an den Einsatz der Campingstühle nicht zu denken ist. Wir entschliessen uns daher auf dem öffentlichen Parkplatz zu übernachten. Es gibt hier einen Sektor speziell für Wohnmobile. Die Parkgebühr beträgt nur einen viertel der Campingplatzkosten. Zum drinnen sitzen genügt das und Dusche, sowie WC haben wir im Auto.

 

 

17. Juli 2023, ein Tag in Flåm

Fahrt mit der Flåm-Bahn nach Myrdal und mit dem Elektroschiff zum Nærøyfjord

regnerisch und kühl

 

Wir haben die Fahrt mit der Flåm-Bahn um 12 Uhr gebucht. Deshalb haben wir heute Morgen noch Zeit in den Souvenirläden zu stöbern und uns das kostenlose Flåm-Bahn-Museum anzusehen. Hier wird veranschaulicht unter welchen Strapazen das anspruchsvolle Bahntrassee, weitgehend in Handarbeit, in den Fels gehauen wurde. Für den Vortrieb der Tunnels wurde bis zu einem Monat für einen Meter benötigt. Die Strecke überwindet auf etwa 20 Kilometern eine Höhendifferenz von über 800 Metern und wurde in den 1940er Jahren in Betrieb genommen.

Leider ist das Wetter heute nicht ideal. Es regnet und die Wolken hängen tief. Entlang dem Fluss Flåmselva und vorbei an tosenden Wasserfällen geht es hinauf nach Myrdal. Kurz vor der Bergstation, wo die Bahn mit der Eisenbahnstrecke Oslo-Bergen zusammentrifft, gibt es einen kurzen Fotostopp am eindrucksvollen und tosenden Kjosfossen.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Myrdal geht es wieder zurück nach Flåm, wo wir nach etwa zwei Stunden eintreffen.

Wie schon berichtet gilt die Bahnstrecke als eine der schönsten weltweit und wurde 2014 von Lonely Planet zur besten Bahnreise der Welt gekürt. Ich muss allerdings sagen, dass die Schweizerischen Touristenbahnen, sei es am Gotthard oder im Bündnerland, den Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Das betrifft sowohl die Ingenieursleistung als auch die Landschaften.

Am Nachmittag geht es von der Bahn auf das Schiff. Mit dem elektrisch betriebenen Ausflugsboot fahren wir in den Nærøyfjord, einem Nebenarm des Sognefjordes. Der Sognefjord ist der längste (205 Km) und tiefste (1303 Meter) Fjord Europas. Der Nærøyfjord ist an der engsten Stelle nur 250 Meter breit und damit der schmalste Fjord Norwegens. Grosse Schiffe dürfen dort ihr Schiffshorn wegen Steinschlaggefahr nicht benutzen. Zahlreiche Wasserfälle ergiessen sich über die steilen Felswände in den Fjord. Der Kjellfossen gehört mit 150 Metern freiem Fall und 840 Metern Gesamtfallhöhe zu den 20 höchsten Wasserfällen der Welt.

Trotz des schlechten Wetters mit Regen und kaltem Wind erleben wir eine eindrückliche, zweistündige Bootsfahrt. Heute Morgen konnten wir gerade noch die letzten zwei Plätze für die 15 Uhr Fahrt buchen. Wie auf dem Zug, gehören auch hier viele Touristen aus Asien zu den Passagieren. Mit dem Bus geht es dann durch Tunnels in 10 Minuten wieder zurück nach Flåm.

Uns persönlich hat die Bootsfahrt zum Nærøyfjord mehr beeindruckt als die Bahnfahrt. Allerdings mag da das Wetter auch eine Rolle gespielt haben. Bei dem eher trüben Wetter heute, war die Enge des Fjordes sicher noch spürbarer als bei Sonnenschein. Auf jeden Fall muss man aber ohne Neid zugestehen, dass die Attraktionen von Flåm optimal vermarktet werden. Denn sowohl die Bahn-, als auch die Schiffsfahrten sind von Touristen aus aller Welt sehr gut ausgelastet.

Zum Kochen haben wir heute keine Lust mehr und holen uns deshalb in der Bäckerei nebenan eine feine Pizza. Da brauchen wir nicht einmal abzuwaschen.

18. Juli 2023, Flåm – Hardangervidda, 183 Km

Bewölkt mit Sonne und Regen, kalter Wind (8°)

 

Heute können wir den Touristenströmen von Flåm wieder entfliehen. Schnell kaufen wir im kleinen Coop ein bevor es entlang dem Aurlandsfjord bis an die Mündung der Aurlandselvi (Fluss) geht. Dort biegen wir ab von der Hauptstrasse ins Aurlandsdalen (Tal). Dort steigt die Strasse bald an und führt durch 180° Tunnels hinauf in die Berge.

Zwei Gebirgszüge werden mit kilometerlangen Tunnels überwunden. Wie so oft sind die Wände nicht verkleidet, sondern bestehen aus rohem Fels. Es gibt weder Lüftung noch Fluchtstollen und die Beleuchtung ist nur dürftig.

Schliesslich biegen wir in Hagafoss in die Hauptstrasse Nr. 7 ein, die aus der Region Oslo bis fast nach Bergen führt. Hier stossen wir bald auch wieder auf die Bahnlinie Oslo – Bergen, die in Myrdal mit der Flåm-Bahn zusammentrifft.

Im Wintersportort Geilo können wir den Wassertank auffüllen. An den umliegenden Hügeln zeigen Waldschneisen, wo im Winter die Skipisten ins Tal führen.

Obwohl die Sonne scheint, ist es recht kühl und es weht ein eisiger Wind. Die Strasse steigt jetzt wieder an auf die karge und baumlose Hochebene Hardangervidda. Unzählige kleine und grosse Seen sind in die Landschaft eingebettet.

Bevor wir von der vielbefahrenen Hauptstrasse zum Hardangervidda Nationalpark abbiegen machen wir bei einem Samenshop Halt. Hier werden an Verkaufsständen und in Erdhütten Produkte des nomadischen Samenvolkes zum Verkauf angeboten. Rentier- und Schaffelle, Fellmützen, Fellhandschuhe und warme Fellstiefel warten auf Käufer. So eine warme Mütze wäre jetzt eigentlich das Richtige. Allerdings ist sie dann für Mitteleuropäische Winter eher zu warm. Ausserdem sind Fellprodukte in unseren Breiten nicht mehr gern gesehen.

Von der Hauptstrasse biegen wir auf eine unbefestigte Mautstrasse ab, die uns an den Rand des Hardangervidda Nationalparks bringt. Obwohl wir auf der Fahrt zum Ende der Strasse keinem Auto begegnen, ist der Parkplatz dort fast voll. Wir fahren auf einen der wenigen freien Plätze auf dem Sektor für Wohnmobile.

Wir hoffen, dass das Wetter bis Morgen einigermassen trocken bleibt, damit wir eine Rundwanderung aus unserem Wanderführer machen können. Das würde uns nach den vergangenen bewegungsarmen Tagen guttun.

Für heute unternehmen wir nur vor und nach dem Essen zwei kurze Spaziergänge in die Umgebung. Einer davon führt auf einen der umliegenden Hügel, denn unten auf dem Parkplatz gibt es weder Internet- noch Mobileempfang. Von einem erhöhten Standort kann dann der WhatsApp-Status und der regelmässige Anruf an Elsbeths Vater erledigt werden. Auch die neuesten News in den Online-Zeitungen können noch gecheckt werden. Wie haben wir das nur früher ohne Mobiltelefon ausgehalten.

 

 

19. Juli 2023, Wanderung Hardangervidda, 13.5 Km
kurze Fahrt bis Maurset, 25 Km

 

Die Nacht war recht kalt und wir mussten sogar die Heizung einschalten um die Schlaftemperatur von 16° zu erreichen. Ausserdem erfüllt sich auch unsere Hoffnung auf schönes Wanderwetter nicht wirklich. Es gibt zwar gelegentlich eine Lücke in der grauen Wolken- und Nebeldecke, aber schönes Wetter geht anders.Trotzdem machen wir uns bereit für die geplante Wanderung.

Ausser uns hat nur ein Campervan hier auf dem Parkplatz übernachtet. Bevor wir losmarschieren stellt sich dann auch heraus warum. Ein Park-Ranger klopft an unsere Tür und gibt uns zu verstehen, dass übernachten hier nicht erlaubt ist. Der Platz ist zwar vollgestellt mit Autos von Wanderern, die vermutlich Mehrtagestouren unternehmen, aber eben, schlafen darf man nur im Zelt, nicht im Auto oder Wohnmobil. Wir stellen uns also darauf ein, dass wir uns nach der Wanderung nach einem anderen Übernachtungsplatz umsehen müssen.

Dann marschieren wir los. Zuerst folgen wir dem für den Verkehr gesperrten Strässchen. Das Wetter hält sich noch ganz ordentlich. Es ist trocken und der Wind weht, im Gegensatz zu gestern, nur noch mässig. So kommen wir zügig voran. Bald erreichen wir den Abzweiger, wo der Wegweiser zur Stigstuv-Hütte zeigt. Wir verlassen den komfortablen Fahrweg und marschieren jetzt auf einem schmalen Trampelpfad. Schon nach wenigen hundert Metern bestätigt sich unsere Befürchtung, dass, auf Grund des Regens der letzten Tage, wir mit einigen sumpfigen Passagen rechnen müssen. Wir bemühen uns, unsere Schuhe möglichst sauber und trocken zu halten und umgehen die grössten Drecklöcher und Wasseransammlungen oder nutzen möglichst vorhandene Trittsteine.

Bald beginnt es zu nieseln. Jetzt kommen unsere Militärpelerinen zum Einsatz. Diese sind zwar etwas unhandlich aber halten Regen und Wind zuverlässig ab. Und, wer weiss, vielleicht wird der Style ja auch wieder modern.

Einige hundert Meter vor der Stigstuv-Hütter, die in der vierten Generation von der Familie Myklatun betrieben wird, zweigt der Weg ab der uns zurück zum Parkplatz führt. Bei dem unwirtlichen Wetter wollen wir baldmöglichst zurück in die warme Stube und verzichten deshalb auf einen Besuch in der Berghütte, zumal diese so aus der Ferne ohnehin verlassen wirkt. Allerdings müsste sie vom 1. Juli bis 20. August geöffnet sein. Vermutlich sind die Gäste der letzten Nacht schon längst auf dem Weg und die Neuankömmlinge noch nicht eingetroffen.

Schliesslich erreichen wir nach über vier Stunden den Parkplatz der am Stausee Tinnhølen liegt. Dieser wurde 1942 von den deutschen Besatzern errichtet und ist heute ein Vogelparadies.

Wir wärmen uns erst einmal im beheizten Wohnmobil auf und essen eine Kleinigkeit. Danach räumen wir zusammen und kehren auf die Hauptstrasse zurück und fahren ein Stück in Richtung Bergen. Auf einem grossen Parkplatz eines Skiliftes, etwas abseits vom Verkehrslärm der Strasse, finden wir einen nicht idyllischen, aber zweckmässigen Übernachtungsplatz.

20. Juli 2023, Maurset – Bergen, 164 Km

Am Morgen Regen, am Nachmittag bewölkt aber trocken

 

Heute ist es wieder nass, kalt und neblig. Eigentlich schade, denn nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt donnert einer der spektakulärsten Wasserfälle Norwegens, der Vøringsfossen, 183 Meter in die Tiefe.

Wir sind noch früh dran. Darum sind auf dem Parkplatz nur einige Wohnmobile anzutreffen, die hier die Nacht verbracht haben. Ausserdem hat ein Reisebus aus Estland eine Gruppe von asiatischen Touristen entladen. Vermutlich die gleichen Leute, die wir schon in Flåm angetroffen haben und die eine Reise durch das Baltikum und Skandinavien unternehmen.

Schon von Weitem ist das Tosen des Wasserfalles zu hören. Trotz des Nebels gehen wir auf die Aussichtsplattform, können die Wassermassen hinter dem weissen Vorhang aber nur erahnen. Bevor der Fluss Bjoreio 1980 für die Stromerzeugung genutzt wurde, konnte im Frühling zur Schneeschmelz die Wassermenge bis 150 Kubikmeter pro Sekunde betragen. Heute ist die Wassermenge eingeschränkt, wird aber aus touristischen Gründen im Sommer vom 1. Juni bis 15. September auf etwa 12 Kubikmeter pro Sekunde erhöht, was ungefähr der natürlichen Durchflussmenge entspricht.

Wir kehren zurück auf die Hauptstrasse 7, die mit Kehrtunnels die Höhendifferenz an den Fuss des Wasserfalls überwindet. Wir kommen zügig voran und erreichen nach Mittag den Bergen Camping Park, etwas ausserhalb der ehemaligen Hansestadt Bergen. Da das Angebot an Stellplätzen in Bergen limitiert und die Nachfrage gross ist, sind die guten Plätze schon vergeben und wir müssen unser Brummsli auf einer engen Kiesfläche abstellen, dicht an dicht mit anderen Wohnmobilen. Was solls, um draussen zu sitzen ist es ohnehin zu kalt und schliesslich wollen wir uns Bergen anschauen.

Nur 200 Meter vom Campingplatz entfernt ist die Busstation der Linie 300, mit der wir in einer halben Stunde das Zentrum erreichen. Die Fahrt ist mit 40 Kronen sehr günstig. Allerdings gilt der Preis nur bei Kartenzahlung, bei Barzahlung gibt es einen Zuschlag von 20 Kronen.

Bergen gehört zu den regenreichsten Gebieten Norwegens. Hier sollen im Jahr bis zu 200 cm Niederschlag fallen. Heute Nachmittag bleibt es aber trocken und so spazieren wir vom Busbahnhof, am Lille-Lungegards-See vorbei, bis zum Hafen. Auf dem Torget, dem Fischmarkt, wird frischer Fisch, Krabben, Krebse und Muscheln angeboten. Die Meeresfrüchte werden auch zubereitet und können vor Ort verspeist werden. In Aquarien warten Hummer und Königskrabben darauf so zu enden.

Auf der Ostseite des Hafens liegt das mittelalterliche Stadtviertel «Bryggen». Das Quartier der Händler und Kaufleute besteht aus alten Holzhäusern. Diese sind dicht aneinandergereiht und scheinen in alle Richtungen schief zu stehen. In der ersten Reihe, direkt am Hafen, sind hauptsächlich Souvenirläden vertreten. In den hinteren engen Gassen, gibt es hübsche, kleine Läden mit Kunsthandwerk.

Einen kurzen Abstecher machen wir noch zur Festung Bergenhus und zur Domkirche bevor wir es uns in einem der vielen Restaurants mit frischem Fisch gut gehen lassen, Der Bus bringt uns dann wieder sicher zurück zum Campingplatz.

 

 

21. Juli 2023, Bergen – Fonnes, 70 Km
Wanderung bei Fonnes
sonnig und warm

 

Heute ist nichts mit ausschlafen, denn schon früh am Morgen herrscht auf dem Campingplatz reger Betrieb. Einige der Frühaufsteher scheinen gar nicht auf die Idee zu kommen, dass Andere noch schlafen möchten.

Heute ist es wieder einmal wolkenlos und da fällt einem das Aufstehen wenigstens ein bisschen leichter.

Wir versorgen uns noch mit Frischwasser und bei der nahen Tankstelle füllen wir den Dieseltank, dann geht es weiter. Unser erstes Ziel ist heute der kleine Ort Manger auf der Halbinsel Lindås. Gemäss Elsbeth’s Internetrecherche gibt es dort eine Lachsräucherei mit einem Laden und hier wollen wir uns nochmals mit frischem Räucherlachs versorgen. Allerdings ist dann auf dem abgelegenen Firmengelände kein Laden vorhanden. Eine Mitarbeiterin zeigt uns aber ihre Auswahl an kalt- und warmgeräuchertem Fisch. Es ergibt sich aber das Problem, dass nur mit der Vipps App bezahlt werden kann. Und als Ausländer können wir die ja nicht nutzen. Die nette Frau will wissen woher wir kommen und gibt uns dann zwei Packungen Lachs umsonst.

Auf der Landzunge Vardetangen, am Ende der Halbinsel Lindås, gibt es in unserem Wanderführer eine kurze Küstenwanderung. Es soll gemäss Beschreibung allerdings einige moorige Stellen geben, die wasserfestes Schuhwerk erfordern. Obwohl die Schuhe von Elsbeth noch von der Hardangervidda-Wanderung nass sind, fahren wir zum Ausgangspunkt der Tour. Wir gehen einfach mal soweit wie es ohne nasse Füsse geht und kehren dann um. Von Beginn an spazieren wir auf einem gut unterhaltenen Kiesweg bis zum Aussichtspunkt Vardetangen. Gemäss Beschreibung müsste der Pfad jetzt schlechter werden. Doch wie es scheint wurde der Weg ausgebaut und ein Kiesbett aufgeschüttet. So kommen wir in Trekkingschuhen ohne nasse Füsse zum Badeplatz Arvika. Hier gibt es neben Grillstellen sogar eine kleine Bibliothek mit Kinderbüchern. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum kleinen Ort Fonnes und von dort wieder zurück zum Wanderparkplatz.

Das Wetter ist immer noch prächtig, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Wir wollen deshalb die Nacht hier verbringen. Allerdings ist der Wanderparkplatz sehr eng. Nicht weit entfernt liegt aber die Anlagestelle für das Expressboot von Bergen nach Måløy. Hier gibt es einen Wendeplatz und Parkplätze. Da stellen wir uns hin. Es ist ruhig mit Blick auf das Meer und so geniessen wir den Rest des Nachmittags. Später gesellt sich noch ein weiteres Wohnmobil zu uns und das Schnellboot legt an um einige Passagiere ein- und aussteigen zu lassen. Dann ist es wieder ruhig, was für ein Unterschied zum quirligen Campingplatz in Bergen.

22. Juli 2023, Fonnes – Matredalen, 70 Km
sonnig, am Abend Regen in den Bergen

 

Damit wir nicht zu früh in Kristiansand ankommen, wo am 4. August unsere Fähre nach Dänemark ablegt, wollen wir unsere Tagesetappen verkürzen und noch den einen oder anderen Schlenker einbauen. So geht es heute bei schönstem Wetter entlang der Ostküste der Halbinsel Lindås und auf der gegenüber liegenden Seite des Fjordes wieder nach Norden. Bei der Kjekallevågen Brücke machen wir auf dem wunderschön gelegenen Rastplatz Pause und gehen für ein paar Fotos nochmals zu Fuss über die schmale Brücke. Es ist erst 11 Uhr und noch fast zu früh um den Rest des Tages dort zu verbringen. Der Platz ist zwar immer noch teilweise belegt von Campern die hier die letzte Nacht verbracht haben. Irgendwo hätten wir uns aber schon noch dazwischen quetschen können. Trotzdem entschliessen wir uns zur Weiterfahrt. Das erweist sich bald als Fehler, denn nach der Überfahrt mit der Fähre bei Masfjordnes schwenken wir nach Osten in die Berge, wo dunkle Wolken nichts Gutes verheissen, während hinter uns am Meer immer noch die Sonne scheint.

Schliesslich biegen wir ein auf die E39, die wir schon vor ein paar Tagen befahren haben. Auf einem grossen Parkplatz stellen wir uns hin und richten uns für die Übernachtung ein. Schon bald beginnt es jetzt zu regnen, so dass wir die Campingstühle wegräumen und uns ins Wohnmobil zurückziehen.

 

 

23. Juli 2023, Matredalen – Norheimsund, 135 Km
sonnig und warm

 

Heute Morgen ist der gestrige Regen vergessen und die Sonne meint es wieder gut mit uns. Schon nach wenigen Kilometern verlassen wir die Hauptstrasse E39 auf den Modalsvegen in Richtung Mo. Gewichts-, Höhen- und Längenbeschränkungen lassen schon erahnen, dass es wieder eng werden kann. Bald erreichen wir am Ende des Fjordes das hübsche Dörfchen Mo. Hier machen wir Pause und spazieren durch den kleinen Ort. Obwohl sehr abgeschieden gibt es hier alles Mögliche um den Einwohnern Zerstreuung zu bieten: Bibliothek, Fitnesscenter, Coiffeur und ein gut sortierter Coop. Bei der Kirche ist ein Sandstrand angelegt und auf der Liegewiese ist sogar eine Kunstobjekt aus Metall aufgestellt.

Durch einen etwa 4 Kilometer langen Tunnel gelangen wir in ein anderes Tal und hier kommen jetzt auch die Engstellen und niedrigen, grob ausgebrochenen Tunnels ohne Beleuchtung. Glücklicherweise bleibt es uns erspart in den dunklen Löchern mit Gegenverkehr kreuzen zu müssen. Schliesslich sind wir froh die E16 zu erreichen. Auch diese Strecke haben wir schon am letzten Donnerstag bei der Fahrt nach Bergen befahren. Bei Trengereid verlassen wir dann die bekannte Strecke wieder und weiter geht es in Richtung Norheimsund.

Langsam wollen wir uns nach einem Übernachtungsplatz umsehen. In dem touristisch intensiv genutzten Gebiet ist das aber gar nicht so einfach. Es gibt keine Rastplätzte und Parkbuchten entlang der viel befahrenen Strasse sind sehr laut. Links und rechts der Strasse sind die Hänge mit Ferienhäuschen bebaut und die Zufahrten mit Barrieren nur für Anwohner erlaubt. Die wenigen grossen Parkplätze im Ski- und Langlaufgebiet, die für die Allgemeinheit zugänglich sind, müssen mit Vipps bezahlt werden. Die sonst noch übliche Barzahlung mit einem Umschlag in einen Metallkasten wird nicht angeboten. Ausländischen Fahrzeugen bleibt der legale Aufenthalt somit verwehrt.

Schliesslich sind wir schon fast in Norheimsund. Am Ortseingang biegen wir ab auf den Parkplatz des Steinsdalsfossen. Wir finden einen freien Parkplatz auf dem überfüllten Besucherparkplatz. Ein kurzer Spaziergang führt zum Wasserfall, der über einen Felsvorsprung in die Tiefe donnert. Der Spazierweg führt hinter dem Wasserfall hindurch auf eine Besucherplattform mit schönem Blick auf den Fall und den Ort Norheimsund.

Auf dem Parkplatz wäre das Übernachten erlaubt, es herrscht allerding ein enormer Verkehr. Wir ziehen es daher vor uns in Norheimsund umzusehen. Zuerst versuchen wir unser Glück auf einem Museumsparkplatz. Wir stellen unser Brummsli erst einmal ab und machen zu Fuss eine Erkundungstour durch das hübsche Städtchen am Hardangerfjord mit dem Blick auf den Folgefonna Gletscher. Bei der Kirche entdecken wir einen anderen Parkplatz, der grosszügiger angelegt ist als beim Museum und wechseln deshalb den Standort. Es gibt zwar kurz ein wenig Regen, aber das ist schnell vorbei und so können wir den Abend bei Sonnenschein geniessen.

24. Juli 2023, Norheimsund – Jondal, 112 Km

Sonnig und warm, am Abend Regen und kühler

 

Wir hatten eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz vor der Kirche. Üblicherweise kommen am Morgen viele Einheimische und bringen ihre Kinder in die angrenzende Schule. Da jetzt Sommerferien sind, bleibt der Ansturm aus und wir gehen auch niemandem auf die Nerven weil wir kostenlosen Parkraum beanspruchen.

Wir verlassen Norheimsund und fahren entlang dem Hardangerfjord Richtung Süden. Die erste Möglichkeit das Gewässer zu überqueren wäre in Tørvikbygd. Da gibt es eine Fährverbindung nach Jondal. Wir fahren allerdings noch etwa 50 Kilometer weiter bis nach Gjermundshamn. Mit der Fähre geht es hinüber nach Årsnes. Dabei legt sie einen Zwischenhalt auf der Insel Varaldsøy ein. Jene Autos die dort entladen wollen, müssen rückwärts in eine separate Kolonne auf die Fähre fahren. Das sind allerdings nur wenige, denn auf der kleinen Insel gibt es kaum Strassen.

Von Årsnes geht es jetzt wieder nordwärts, vorbei am mächtigen Furebersfossen, durch den 10 Kilometer langen Tunnel bis nach Jondal. Am Hafen gibt es einen Wohnmobilstellplatz wo wir den Nachmittag und die Nacht verbringen werden. Mit einem Spaziergang ins Dorf und die Umgebung vertreiben wir uns die Zeit, bis am späteren Nachmittag Regen einsetzt und dem schönen Wetter vorläufig ein Ende setzt.

Morgen werden wir die Halbinsel, auf der sich der Folgefonna Nationalpark und der gleichnamige Gletscher befindet, bis nach Odda noch ganz umrunden. Kurz vor Jondal gäbe es zwar einen Tunnel, der unter dem Gebirge und dem Gletscher hindurch direkt nach Odda führt und abkürzt. Da wir aber genügend Zeit haben wählen wir die Route der Küste entlang.

 

 

25. Juli 2023, Jondal – Buer, 89 Km
Regen und kühl

 

Heute ist es trüb und nass. Wir lassen uns deshalb Zeit und starten gemütlich in den Tag. Am Hafen können wir noch Frischwasser auffüllen und den Abwassertank leeren.

Nach Jondal wird die Strasse bald wieder enger. Fast ganz im Nordern der Halbinsel führt ein Pass über den Bergrücken des 686 Meter hohen Samlen. Danach ist die Strasse definitiv nur noch einspurig. Es gibt zwar immer wieder Ausweichstellen, trotzdem fahren wir gemächlich und kommen nur langsam voran. Erstaunlicherweise wird auf der ganzen Nordspitze der Halbinsel intensiv Obst angebaut. Überall werden am Strassenrand frische Kirschen und Apfelsaft zum Verkauf angeboten. Da wir die Kirschensaison in der Schweiz verpasst haben, kaufen wir uns eine Schale von den scharzen, süssen Früchten.

Schliesslich erreichen wir Utne. Hier gibt es zwei Fährverbindungen auf die gegenüberligende Seite des Fjordes. Der Verkehr nimmt deshalb zu, dafür ist die Strasse aber auch wieder breit und die erlaubten 80 Km/h können auch tatsächlich gefahren werden.

Beim kleinen Ort Aga fahren wir für die Mittagspause auf einen Parkplatz. Dabei erfahren wir auf Schautafeln, dass die Region reich an prähistorischen Fundstellen ist. Es gibt hier Hügelgräber und Steinritzungen, sowie eine der dichtesten Ansammlung von historischen Gehöften und Siedlungsorten in ganz Norwegen. Allerdings birgt der milde und fruchtbare Siedlungsraum auch Gefahren. Denn während unten am Fjord die Niederschlagsmenge 1500 mm beträgt, fallen oben auf den steil ansteigenden Bergen bis zu 5000 mm Regen und Schnee. Entsprechend gross ist die Gefahr von Überschwemmungen, Murgängen und grossen Lawinen. Steinwälle oben am Berg sollen die Siedlungen vor diesen Gefahren schützen.

Schliesslich erreichen wir das Städtchen Odda. Ganz in der Nähe ist der Ausgangspunkt für die Wanderung zur Trolltunga, einem der bekanntesten Fotosujets Norwegens. Der Felsvorsprung (Trollszunge) ragt, hoch über dem See Ringedalsvatnet, über die steil abfallende Felswand hinaus. Besonders Mutige können sich auf der Felszunge fotografieren lassen.

Für uns ist die Wanderung zu lang und zu anstrengend. Wir fahren stattdessen kurz nach Odda ins Buardalen, einem engen Tal, dass unterhalb des Folgefonna Gletschers liegt. Die unbefestigte Strasse ist extrem eng und steil. Trotzdem ist der Parkplatz beim Weiler Buer voll und auch der Wohnmobilplatz etwas weiter oben ist gut belegt. Auch sehr grosse Wohnmobile haben den Weg hierher gewagt. 

Wir beabsichtigen Morgen, wenn das Wetter hoffentlich besser wird, eine Wanderung an den Gletscher zu unternehmen.

Die Übernachtungsgebühr ist im sehr gepflegten Restaurant beim Parkplatz zu bezahlen. Dabei können wir den ofenfrischen Zimtschnecken, die auf einem Backblech auf der Theke stehen, nicht widerstehen. Auch das Abendmenü mit Heilbutt und Hochlandrind wäre sehr verlockend. Leider ist das Restaurant aber schon ausgebucht.

Da es immer noch regnet verbringen wir den Nachmittag mit Scrabble. Dazu gibt es Kaffee und die Zimtschnecken. Fast haben wir Erbarmen mit den völlig durchnässten Wanderern, die vom Gletscher zurück auf den Stellplatz kommen und hoffen, dass das Wetter morgen wirklich besser wird.

 

 

26. Juli 2023, Buer – Svartavatnet, 56 Km
Wanderung Buardalen
sonnig und warm

 

Tatsächlich starten wir heute mit wolkenlosem Himmel und da wir heute einen Fastentag einlegen wollen, sind wir schnell parat für die Wanderung im Buardalen zu den Gletscherzungen. Gemäss Beschrieb erfordert diese, hauptsächlich im zweiten Teil eine ziemliche Kletterei mit Hilfe von Ketten und Seilen. Wir wollen daher mal sehen ob wir wirklich bis ans Ende des Pfades gehen. Auf Grund des Gletscherschwundes haben sich die Gletscherzungen ohnehin so weit zurückgezogen, dass der Pfad nicht mehr bis zum Eis führt.

Die ganze Wanderung beginnt mit einer ziemlichen Rutschpartie, denn wegen dem Regen der letzten Tage ist der Boden aufgeweicht und eine regelrechte Schlammpiste. Bald steigt der Wanderweg an und wird felsig, so dass wir den Dreck hinter uns lassen können. Während dem Aufstieg kracht es gewaltig. Auf der gegenüberliegenden Talseite haben sich Felsbrocken gelöst und donnern mit Getöse und einer Staubwolke ins Tal.

Mit Hilfe von Stegen können Gletscherbäche überquert werden bis wir den Wald, durch den wir bis jetzt gewandert sind, verlassen und der Blick auf den Gletscher über uns freigegeben wird. Schon bald folgt die erste Seil-Passage. An einem im Fels befestigten Tau müssen sich die Wanderer hochziehen um Felsabsätze zu überwinden. Schliesslich entschliessen wir uns die Kletterei zu beenden und kehren um.

Während wir beim Aufstieg noch fast alleine waren, kommen uns beim Abstieg jetzt zahlreiche Wanderer entgegen, die das Ende des Weges erreichen wollen.

Zurück auf dem Stellplatz teilt uns der Betreiber mit, dass die Wohnmobile enger zusammengestellt werden müssen, da er heute bei dem schönen Wetter mit einem grossen Andrang rechnet. Wir packen deshalb zügig zusammen um geben unseren Standplatz frei.

Zuerst geht es wieder zurück nach Odda und von dort auf die vielbefahrene Strasse E13. Den ersten Halt machen wir beim Latefossen, einem gewaltigen Wasserfall, der von zwei Seiten in mehreren Stufen in die Tiefe donnert und die ganze Strasse mit einem Sprühnebel überzieht.

Der Parkplatz ist, wie befürchtet, schon überfüllt. Aber etwas weiter können wir das Wohnmobil am Strassenrand abstellen und gehen zum Wasserfall zurück um ein paar Fotos zu schiessen.

Anschliessend fahren wir weiter und biegen in die E134 ab und kurz vor Håra auf die Strasse 520. Von hier haben wir eine schöne Aussicht auf das Skigebiet bei Håra und den See Røldalsvatnet. Das schmale Strässchen steigt nach und nach an auf das Fjell mit den von Gletschern abgeschliffenen Granitfelsen und unzähligen Seen die sich dazwischen gebildet haben. Kurz nach dem Stausee Svartavatnet und dem höchsten Punkt der 520, fahren wir auf einen Parkplatz am Strassenrand. Ein idealer Platz um die Nacht zu verbringen. Obwohl sich einige Wolken gebildet haben, können wir die Sonne geniessen. Fast perfekt, wegen unserem Fastentag fehlen nur Nüssli, Bier und Cidre mit Fruchtaroma.

27. Juli 2023, Svartavatnet – Preikestolen, 161 Km
sonnig und warm

 

Heute fahren wir möglichst rasch und auf direktem Weg auf den Campingplatz Preikestolen. Einen ersten kurzen Halt machen wir im Tal der Storelva, kurz vor Sauda. Auf einem Rastplatz gibt es eine Informationstafel zu den Zinkminen der Umgebung. Diese können mit geführten Touren besichtigt werden. Interessanterweise sind die Gebäude des Allmannajuvet Zinc Mine Museum vom Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen worden. Wir verzichten auf eine Besichtigung, da wir schon früher an Minenführungen teilgenommen haben. Schliesslich erreichen wir den Campingplatz Preikestolen und buchen auf dem weitläufigen Gelände zwei Übernachtungen. Morgen planen wir nämlich eine Wanderung zum Preikestolen, einem Felsmassiv am Nordrand des Lysefjordes. Die Predigerkanzel fällt 600 Meter senkrecht zum Fjord ab und gehört zu den grössten Naturattraktionen Südnorwegens. Wir verbringen den Rest des Nachmittages auf dem Campingplatz und hoffen, dass es das Wetter morgen ebenso gut meint wie heute,

 

 

28. Juli 2023 Wanderung zum Preikestolen, 10 Km

Sonnig und warm

 

Schon um 6 Uhr hören wir die ersten Wohnmobile vom Platz fahren. Wir sind deshalb auch recht früh wach und verlassen das warme Bett. Ein erster Blick nach draussen macht nicht unbedingt zuversichtlich, denn die umliegenden Berge sind noch in dichten Nebel gehüllt. Trotzdem machen wir uns bereit für die geplante Wanderung zum Preikestolen.

Der Ausgangspunkt der Tour, der Preikestolhytta, zu gelangen, die sich etwa 4 Kilometer vom Campingplatz entfernt befindet, gibt es verschiedene Möglichkeiten: die günstigste, man geht zu Fuss. Die anderen Varianten sind der Shuttlebus vom Campingplatz aus, ein Taxi oder der öffentliche Bus, der angeblich nur unregelmässig fährt. Wir fahren mit dem eigenen Auto hoch und nehmen die 250 Kronen für einen Tagesparkplatz in Kauf. Da es sich um eines der bekanntesten Wanderziele Norwegens handelt, ist der Andrang riesig. So scheint der oberste Parkplatz um 8.30 Uhr bereits voll zu sein, denn wir werden von den Einweisern auch den unteren Platz gelotst. Auch hier stehen schon Dutzende Wohnmobile in Reih und Glied und auch der PKW-Parkplatz ist bald voll. Klugerweise wird neu ankommenden Fahrzeugen ein Platz zugewiesen. So gibt es keinen Suchverkehr und wenn der Parkplatz voll ist, wird er geschlossen.

Wir ziehen die Wanderschuhe an, machen die Wanderstöcke bereit und schultern die Rucksäcke.

Nach einem kurzen Stück auf der Zufahrtstrasse biegen wir auf den Wanderweg in den kühlen Wald ab. Denn in der Zwischenzeit hat sich der Nebel grössten Teils aufgelöst und es ist schon recht war. Anfangs wandern wir auf einem weichen Waldweg der nur leicht ansteigt, doch schon bald wird dieser abgelöst durch einen mit Steinplatten ausgelegten Pfad. Dieser steigt immer steiler an und schliesslich kämpfen wir uns in einer Kolonne von Wanderern, alle mit dem gleichen Ziel, über hohe Felsstufen den Berg hoch. Zwischen zwei steilen Aufstiegen gibt es auf einem kurzen Stück über eine sumpfige Hochebene etwas Erholung. Diese Passage wird über einen breiten Holzsteg zurückgelegt. So können die Aufsteiger problemlos mit den Frühaufstehern, die bereits auf dem Rückweg sind, kreuzen.

Schliesslich haben wir die anstrengendsten Passagen hinter uns und wir geniessen einen ersten Blick auf die grandiose Felslandschaft die sich vor uns auftut. Rundgeschliffene Felskuppen erheben sich am Rand des Lysefjords.

Jetzt sind es nur noch etwa 1.5 Kilometer bis zum Ziel. Das Wandertempo ist eher gemächlich, denn wir gehen in einer Kolonne und Überholen ist nur hin und wieder möglich. Immer wieder erstaunt, wie unbedarft einige Touristen solche Touren unternehmen. In den Reiseführern und Internetartikeln wird die Wanderung als zwar nicht schwierig, aber doch anspruchsvoll mit steinigen Wegen, beschrieben. Trotzdem ist vom top ausgerüsteten Wanderer bist zum Turnschuhtouristen alles unterwegs.

Schliesslich erreichen wir über den «Cliff Trail» den markanten Felsvorsprung. Und es ist wirklich extrem eindrücklich. Die Kanzel, etwa so gross wie ein halbes Fussballfeld, ragt weit über den Rand des restlichen Felsabbruchs hinaus. Von hier geht es 604 Meter hinunter bis zum Lysefjord. Eine gewaltige Menschenmenge versammelt sich auf der ebenen Felsplatte für ein Erinnerungsfoto. Um einen Schnappschuss an einer bestimmten Stelle zu machen, muss man sich sogar in eine Schlange einreihen und Geduld haben. Ganz mutige setzten sich sogar an den Rand und lassen die Beine baumeln.

Schliesslich haben wir genügend Fotos gemacht, die Aussicht genossen und uns verpflegt. Jetzt können wir den Abstieg in Angriff nehmen. Der Gegenverkehr ist jetzt noch gewaltiger. Viele Asiaten und spanisch sprechende Touristen kommen uns entgegen. Vermutlich haben einige Reisecars ihre Fracht gleichzeitig abgeladen.

Schliesslich erreichen wir den Parkplatz nach etwa 4 anstrengenden Stunden und fahren zum Campingplatz zurück. Den Stellplatz haben wir mit Campingstühlen und Campingtisch reserviert, so müssen wir keinen neuen Platz suchen. Es ist jetzt erst halb zwei und so ist der Andrang bei den Duschen, es gibt auf dem grossen Campingplatz nur drei Duschen pro Geschlecht (männlich/weiblich), noch nicht so gross und wir können uns ohne Wartezeit den Schweiss vom Körper spülen.

Den Rest des sonnigen Nachmittags verbringen wir vor dem Wohnmobil und schäkern mit dem kleinen Yannik (etwa ein Jahr alt) unserer neuen Nachbarn.

29. Juli 2023, Preikestolen – Reve Havn, 113 Km
sonnig und warm, am Abend Regen

 

Erneut startet der Tag sonnig. Wir machen uns zur Abfahrt bereit und verabschieden uns von unseren Deutschen Nachbarn, die während der Elternzeit auf einer 6-wöchigen Norwegenreise sind.

Wir wollen heute das Utstein Kloster auf der Insel Mosterøy, wenige Kilometer nördlich von Stavanger, besichtigen. Es handelt sich dabei um das einzige erhaltene mittelalterliche Kloster Norwegens. Um dorthin zu gelangen müssen wir nach Stavanger, welches auf einer Halbinsel liegt. Von Tau führt ein 14 Kilometer langer Tunnel unter dem Meer erst einmal auf die vorgelagerte Insel Hundvøg. Dort kommt die Strasse für 300 Meter ans Tageslicht um dann gleich wieder unter der Erde zu verschwinden, um die letzte Meerenge und die halbe Stadt Stavanger zu unterqueren. Erst in den nördlichen Aussenquartieren kommen wir wieder ans Tageslicht. Der ganze Spass hat auch seinen Preis, denn für beide Tunnels haben wir mit einem Fahrzeug über 3.5 Tonnen ungefähr 650 Kronen bezahlt, das sind über 50 Franken.

Etwa 25 Km später erreichen wir das Utstein Kloster, welches hübsch gelegen an einer Bucht auf der Insel Mosterøy liegt. Utstein wurde erstmals im 9. Jahrhundert als Wohnsitz von König Harald Schönhaar erwähnt. Das Kloster wurde dann vermutlich um 1260 gebaut, wo bis zu 12 Augustinermönche gelebt haben. Nach der Reformation war das Kloster längere Zeit unbewohnt und die Gebäude verfielen. Ab 1750 wurde die Anlage vom Vogt in Ryfylke in Stand gesetzt und bis Anfang der 1930er Jahre für Wohnzwecke genutzt.

Wir machen einen kurzen Rundgang durch die Kirche und den kleinen Klostergarten. Im Erdgeschoss ist eine Mönchszelle nachgebildet, während im Obergeschoss Zimmer eingerichtet sind, wie sie die Besitzer nach Auflösung des Klosters genutzt haben.

Danach fahren wir zurück nach Stavanger. Beim Hafen gibt es einen Wohnmobilstellplatz mit sechs Plätzen, wo wir hoffen übernachten zu können. Wie befürchtet, ist aber alles schon besetzt. Wir stellen unser Brummsli erst einmal am Strassenrand ab und starten die Stadtbesichtigung. Schon nach wenigen hundert Metern erreichen wir Altstadt «Gamle Stavanger». Die alten Holzhäuser sind alle weiss gestrichen und viele sind mit Pflanzen und Blumen dekoriert. Durch die mit Pflastersteinen ausgelegten Gassen gelangen wir zum Hafen. Hier herrscht reger Betrieb in den Restaurants und Bars. Auch wir verpflegen uns wieder einmal auswärts und Elsbeth bestellt sich, einmal mehr, Fischsuppe.

Durch die Fussgängerzone kehren wir zurück zu unserem Wohnmobil und machen uns ausserhalb von Stavanger auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Der erste Stellplatz bei einem Skaterpark in Sola sagt uns gar nicht zu. Die Zufahrt zum Parkplatz ist fast zugewachsen und der ganze Platz ist mit alten Lastwagenanhängern vollgestellt. Alles macht einen verwahrlosten und eher dubiosen Eindruck. Wenige Kilometer weiter werden wir am Reve Hafen bei Klepp fündig. Es sind zwar schon einige Wohnmobile vor Ort wir können uns aber noch einen Platz mit Sicht auf das Meer ergattern.

Der Himmel hat sich inzwischen mit dunkeln Wolken überzogen, trotzdem können wir noch eine Weile im Campingstuhl dem Raschen der Wellen zuhören. Erst nach dem Abendessen beginnt es dann zu regnen und auch der Hafenmeister kommt noch vorbei um die 100 Kronen Parkgebühr bei den ausländischen Touristen einzuziehen, die nicht mit Vipps bezahlen können.

30. Juli 2023, Reve Havn – Motland, 100 Km
sonniger Tagesbeginn nachher intensiver Regen

 

Beim Morgenessen haben wir noch fast wolkenlosen Himmel. Doch schon bald ziehen Wolken auf und es regnet immer mal wieder während unserer Fahrt der Küste entlang. Wir sind auf der Strasse Nr. 44 zwischen Bore im Norden und Ogna im Süden. Diese Strecke ist eine von 18 «norwegischen Landschaftsrouten», als eine Strasse von besonderem Reiz. Auf uns wirkt sie allerdings eher eintönig und geprägt von grossen Landwirtschaftsbetrieben. Die Weiden sind von Mauern aus, teils riesigen runden, Felsbrocken umgeben. Diese wurden aus den Nutzflächen zusammengetragen und entfernt. Nur einzelne Parzellen sind noch von solchen Steinen bedeckt und die Schafe und Kühe müssen sich das Futter dazwischen suchen.

Wir machen Halt auf einem der Strandparkplätze, die auch als Übernachtungsplatz genutzt werden, und spazieren durch die Dünen an den schönen, langen Sandstrand. Zum Baden laden die kühlen Temperaturen allerdings gar nicht ein und schon bald beginnt es auch wieder zu regnen.

Schliesslich verlassen wir die Küstenstrasse und schwenken ins Landesinnere und verlassen die Ebene am Meer. Die Strasse wird wieder schmal und schlängelt sich durch die felsigen Hügel. Nur noch wenige Strassen zweigen links und rechts ab und wenn, dann enden sie meist schon nach wenigen Kilometern bei einem Gehöft. Stattdessen gibt es immer wieder Wanderparkplätze von denen Pfade in die Hügel führen. Unzählige Tümpel, Weiher und Seen sind in die Landschaft eingebettet und auf den Anhöhen produzieren Windräder Strom. Je weiter wir in die Berge fahren, umso dunkler werden die Wolken und es regnet intensiv. In den engen Tälern herrscht eine mystische, düstere Stimmung.

Beim See Indra Vinjavatnet machen wir einen kurzen Halt. Hier befindet sich das eiszeitliche Geröllfeld Gloppedalsura. Auf der Endmoräne eines Eiszeitlichen Gletschers liegt die bis zu 100 Meter hohe Geröllschicht eines gewaltigen Bergsturzes.

Langsam wird es Zeit uns nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Beim Weiler Motland im Øvstabødalen finden wir, direkt am Bach, einen ebenen Picknickplatz den wir in Beschlag nehmen. Erst gegen Abend lässt der Regen nach und die Wolken scheinen sich zu verziehen. So hoffen wir für Morgen auf etwas besseres Wetter.

31. Juli 2023, Motland – Lysebotn, 79.7 Km

sonnig und warm, am Abend Regen

 

Gut gelaunt fahren wir heute bei schönstem Sonnenschein los. Die Strasse ist breit und gut in Stand gehalten, wenn auch teilweise kostenpflichtig. Heute wirken auch die steilen, von eiszeitlichen Gletschern blank geschliffenen Felswände weniger bedrohlich. So geht es vorbei an Seen, Flüssen und Alpweiden bis zum Touristenort Sinnes. Ferienhäuschen sind weit die Berghänge hinauf verteilt. Im Sommer bieten Wanderwege, Mountainbikerouten, ein Golfplatz und ein Freizeitpark vielfältige Möglichkeiten für die Touristen.

Wir lassen den Ort hinter uns und biegen schon bald auf die Strasse 4224 ab. Diese windet sich, vorbei an Seen und Felskuppen, den Berg hinauf. Schliesslich erreichen wir eine Hochebene und machen auf einem Rastplatz, wo Touristen hunderte von Steinmännchen errichtet haben, Pause. Wir sind jetzt auf etwa 1000 Metern über Meer und schon bald geht es hinunter zum Aussichtspunkt Øygardsstølen. Dieser ist Ausgangspunkt für die Wanderung zum Kjeragbolten, neben Trolltunga und Preikestolen, einer der spektakulärsten Touren Norwegens. Das Ziel ist dabei ein 5 m3 grosser Monolith, der seit der Eiszeit 1000 Meter über dem Lysefjord in einer Felsspalte eingeklemmt ist. Mutige können sich für ein Foto auf den Kjeragbolten stellen, unter sich nur den Stein und 1000 Meter Luft bis zur Wasseroberfläche. Wir machen heute nur kurz Halt um einen Blick von der Aussichtsplattform hinunter nach Lysebotn, unserem Tagesziel, zu werfen. Der Kleine Ort am Ende des Lysefjordes ist im Winter nur mit dem Boot zu erreichen, denn die Strasse ist von Oktober bis Mai geschlossen und nicht passierbar. Der Ort besteht hauptsächlich aus einem Kraftwerk, einer Fähranlegestelle, dem Campingplatz und Touristenunterkünften. Lange war das Kraftwerk, wo mit dem Wasser mehrerer Stauseen Strom produziert wird, der Hauptarbeitgeber. Durch Automation gingen aber viele Arbeitsplätze verloren und verursachte einen drastischen Bevölkerungsrückgang. Erst als Basejuper den nahegelegenen Kjerbagbolten entdeckten, entwickelte sich der Tourismus zu einem neuen wirtschaftlichen Standbein. Erst 1984 wurde mit dem Bau des Kraftwerkes die Verbindungsstrasse mit 27 Haarnadelkurven und einem Kehrtunnel gebaut und erleichtert das Erreichen von Lysebotn.

Für heute Nachmittag ist wieder Regen angesagt. Deshalb bleiben wir auf dem Campingplatz in Lysebotn. Wir spazieren durch den Ort, warten auf die Fähre, die nur ein bis zwei Mal täglich anlegt und gehen ein Stück durch das Tal.

Wir haben es versäumt, vor der Fahrt hierher noch Brot zu kaufen. Gemäss Auskunft an der Reception gibt es im ganzen Ort aber keinen Supermarkt oder Bäcker. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist eine Stunde Autofahrt entfernt. Die nette Mitarbeiterin tritt mir darum ein Toastbrot aus dem Bestand des Campingrestaurants ab. So sind wir für die nächsten drei Tage versorgt.

Der Himmel verdunkelt sich zusehends und bald regnet es. Es soll aber schon Morgen wieder die Sonne scheinen, so dass wir die Wanderung zum Kjerbagbolten in Betracht ziehen können.

1. August 2023, Lysebotn – Übernachtungsplatz am Lyseveien, 25 Km

Wanderung zum Kjeragbolten, 11.2 Km, 657 Höhenmeter

sonnig und warm

 

Heute können wir uns auf einen wunderbaren Wandertag freuen. Es herrscht wolkenloser Himmel und nichts deutet mehr auf den Regen von gestern Abend hin.

Wir fahren durch den Kehrtunnel und die 27 Serpentinen hoch zum Aussichtsrestaurant Øygardstøl. Die Gebühr für den Tagesparkplatz von 300 Kronen zahlen wir bar, so können wir das letzte norwegische Bargeld noch an den Mann bringen.

Wir studieren nochmals die Informationstafel zur Wanderung Kjeragbolten, denn im Internet sind die Informationen vielfältig und widersprüchlich. Da werden Wanderzeiten von 4 – 10 Stunden angegeben und auch die Höhendifferenzen variieren enorm. Wir gehen davon aus, dass die offiziellen Angaben von 5 Stunden und 600 Höhenmetern für die mittelschwere Tour einigermassen verlässlich sind.

Für gemütliches Einlaufen bleibt keine Zeit, denn der Wanderweg führt gleich zu Anfang über gefühlt senkrechte Felsplatten den Hang hinauf. An Eisenketten, die an Metallpfählen befestigt sind, können wir uns hochziehen. Es ist beruhigend zu sehen, dass nicht nur wir gewaltig ins Schwitzen und Schnaufen kommen. Endlich ist der erste Gipfel erreicht. Doch gleich geht es hinunter in ein kleines Tal und auf der Gegenseite wieder im selben Stil zur Schutzhütte Kjerag Nødbu. Auch hier folgt ein kurzer Abstieg und gleich wieder ein steiler Aufstieg. Endlich erreichen wir eine felsige Hochebene. Fast leichtfüssig mit nur leichtem auf und ab, kommen wir jetzt voran bis zum Einstieg in eine kleine Schlucht die zum Ziel der Wanderung, dem Kjeragbolten, führt.

Der 5 m3 grosse Felsblock, eingeklemmt in einer Felsspalte, hängt hier 1000 Meter über dem Lysefjord. Von einem kleinen Plateau aus, das uns und vielen Anderen als Rastplatz dient, wagen sich doch einige Wanderer mit einem kühnen Schritt auf den Monolithen und lassen sich fotografieren. Dazu können wir uns nicht überwinden. Uns genügt schon der Blick von Plateaurand in den senkrechten Abgrund.

Bevor wir den Rückweg antreten marschieren wir noch ein kurzes Stück hoch zum Kjerag-Plateau, von wo die Aussicht auf den ganzen Lysefjord zu geniessen ist. Dann geht es auf dem gleichen Weg zurück zum Parkplatz, den wir ziemlich ausgepumpt erreichen.

Hier laufen bereits die Vorbereitungen für einen Internationalen Rollski Wettkampf, der morgen hier stattfindet. Deshalb ist die Strasse von Lysebotn bis hierher am 2. August gesperrt.

Nach einer kurzen Pause fahren wir auf dem Lyseveien in Richtung Sinnes. Immer auf der Ausschau nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Allerdings sind die meisten Plätze schon besetzt, denn es herrscht ziemlich starker Verkehr, vermutlich wegen dem Rennen von Morgen.

Schliesslich finden wir noch vor der Einmündung in die Hauptstrasse, einen schönen Parkplatz an einem kleinen See. Im Moment sind wir noch ganz alleine und wir stellen unser Brummsli direkt ans Wasser, wo ich ein erfrischendes Bad im eiskalten Wasser nehme. Jetzt habe ich die Badehose wenigstens nicht ganz umsonst eingepackt.

Im Laufe des Abends füllt sich der der Platz dann mehr und mehr. Wir kommen uns fast vor wie auf dem Campingplatz.

2. August 2023, Übernachtungsplatz am Lyseveien – Sira, 94.2 Km

sonnig und warm

 

Schon recht früh herrscht ziemlich Betrieb auf dem Übernachtungsplatz. Häufig brechen einzelne Reisende schon zwischen 6 und 7 Uhr auf. An schlafen ist daher nicht mehr zu denken und so stehen auch wir auf und machen uns bereit.

Die Zufahrt zum Parkplatz am See ist sehr steil mit einem hohen Absatz zwischen Strassenbelag und einer Schotterpiste. Etliche Fahrzeuge mit wenig Bodenfreiheit haben daher Schwierigkeiten wieder auf die Fahrbahn zu gelangen. Wir schaffen es, dank 4x4 und Geländeuntersetzung problemlos.

Auf dem Lyseveien herrscht heute wegen dem Rollski-Rennen starker Verkehr. Wir müssen deshalb immer wieder auf die Ausweichbucht um den Gegenverkehr kreuzen zu lassen. Schliesslich erreichen wir aber die Hauptstrasse und sind bald in Sinnes, wo wir vor zwei Tagen, vom Øvstabødalen kommend, schon durchgefahren sind. Wir fahren weiter in Richtung Süden, dem Fluss Siraelva entlang. Nach weinigen Kilometern erreichen wir den Dargefoss. Hier zwängt sich die Siraelva durch eine enge Felsspalte. Allerdings ist der Wasserstand sehr niedrig, so dass von den Plattformen aus vom Wasserfall nicht viel zu sehen ist. Etwa zwei Kilometer vor dem Fall wird der Fluss zur Stromproduktion gestaut und im Moment anscheinend viel Wasser zurückbehalten. Trotzdem ist die tiefe, enge Schlucht recht eindrücklich und Canyoning scheint trotzdem möglich, denn bei einem Blockhaus am Besucherparkplatz sind Neoprenanzüge zum Trocknen aufgehängt.

In Tonstad können wir tanken, Abwasser entsorgen und einkaufen. Dabei kommen wir mit einem älteren Paar aus dem Kanton Appenzell ins Gespräch. Sie sind schon seit März ins Skandinavien unterwegs und sind jetzt auf dem Heimweg. Sie erzählen uns von ihren Reisen, die sie mit ihrem Fahrzeug bis nach China geführt haben.

Weiter geht es, wieder einmal auf einer Naturstrasse, entlang dem See Sirdalsvatnet bis nach Sira. Auf dem Parkplatz beim Badeplatz werden wir die Nacht verbringen. Es ist immer noch sonnig und warm und so setzen wir uns mit den Campingstühlen auf die Badewiese und schauen den Kindern, die von ihren Müttern beaufsichtigt werden, beim Planschen zu.

 

 

3. August 2023, Sira – Egersund, 75 Km

sonnig und warm

 

Von Sira geht es jetzt erst einmal auf die E39, die nach Stavanger führt. Das ist wieder eine richtige Rennstrecke. Mit den erlaubten 80 Km/h haben wir drei grosse Lastwagen im Nacken und sind froh, dass wir in Eide auf die 501 abbiegen können. Die Strasse ist zwar schmal, aber dafür gibt es kaum Verkehr. Hier können wir die schöne Landschaft geniessen und fahren gemütlich über Land bis wir wieder auf die E39 treffen. Jetzt sind es aber nur noch wenige Kilometer bis Egersund, wo wir Pause machen wollen. Wir folgen einem Wegweiser, der den Weg zu einer Festung und einem Leuchtturm anzeigt und landen schliesslich auf einem schönen Wohnmobilstellplatz am Meer. Hier gefällt es uns so gut, dass wir uns entschliessen für heute Schluss zu machen und gleich hier zu bleiben. Für die Parkgebühr von 200 Kronen oder 20 Euro machen wir eine Mischrechnung und geben die letzte 100 Kronennote und 10 Euro in den Umschlag, den wir in einer Stahlbox deponieren.

Zu Fuss marschieren wir dann zum Hügel, wo sich die Festung befinden soll. Es handelt sich dabei um Verteidigungsanlagen der Deutschen Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Anlage wird nicht mehr unterhalten und so sind die alten Geschützstellungen von der Natur zurückerobert worden.

Wir verlassen den Hügel wieder und wandern weiter bis ans Ende der Halbinsel. Hier geht der bis anhin breite Fussweg über in einen Trampelpfad. Dieser endet schliesslich an einem grossen Felsen, der mit einem Seil erklommen werden müsste um weiter zu kommen. Da wir nur Sandalen tragen, kehren wir hier um und gehen auf dem gleichen Weg zurück. Dabei werden wir von einem älteren Paar angesprochen. Die beiden leben in Lillehammer, verbringen aber den Sommer hier im Elternhaus des Mannes. Er erzählt uns, wie er hier die Jugend verbracht hat und wie auf den steinigen Wiesen jeder Grashalm genutzt wurde. Als die Deutschen Norwegen besetzt haben wurde auf dem Land seiner Eltern die Festung und Bunkeranlagen errichtet. Dank den Deutschen wurden seinerzeit aber auch viele entlegene Ort mit Strassen erschlossen, die vorher kaum erreichbar waren.

Nach fast 10 Kilometern kehren wir nach 2 ½ Stunden wieder zum Stellplatz zurück und geniessen den zweitletzten Tag in Norwegen an der Sonne.

4. August 2023, Egersund – Tornby in Dänemark, 370 Km (inkl. Fähre)
sonnig und warm, Abendgewitter

 

Es bricht unser letzter Tag in Norwegen an. Um 16.30 Uhr legt unsere Fähre in Kristiansand ab, die uns nach Hirtshals in Dänemark bringt. Unser Ziel ist es, möglichst punktgenau 1 ½ Stunden vor Abfahrt am Hafen anzukommen. Wir haben deshalb genügend Zeit, um die etwa 180 Kilometer bis Kristiansand zurückzulegen. Wir wählen deshalb nicht die «schnelle» E39, sondern die Küstenstrasse Nr. 44. Diese schlängelt sich durch die herrliche Felsenlandschaft, vorbei an blauen Seen und reissenden Flüssen, die auch nach Wochen in Südnorwegen immer noch dazu verleiten anzuhalten und ein weiteres Landschaftsfoto zu knipsen.

Einen längeren Halt legen wir bei einem Aussichtspunkt, hoch über dem Jøssingfjord ein. Auf Informationstafeln wird auf die Ereignisse des 16. Februar 1940 hingewiesen, als das deutsche Versorgungsschiff «Altmark» von Marinesoldaten des britischen Zerstörers «Cossack» geentert wurde. An Bord der «Altmark» befanden sich 299 gefangene britische Seeleute, welche bei der Aktion alle befreit werden konnten. Es handelte sich um die ersten Kriegshandlungen in Norwegen während des Zweiten Weltkrieges. Norwegen wurde von Deutschland vorgeworfen, dass es nicht in der Lage wären, seine Neutralität zu verteidigen, da der Angriff der Briten nicht verhindert wurde. Am 9. April 1940 begann die Besetzung Norwegens durch die Wehrmacht.

Wir fahren weiter auf der recht engen Strasse. An mehreren Stellen sind Klettersteige angelegt und führen in die steilen Felswände. In ständigem auf und ab erreichen wir schliesslich das Städtchen Flekkefjord und stossen hier wieder auf die E39, auf der wir ein Stück mit 80 Km/h dahinbrausen.

Da wir noch genügend Zeit haben, machen wir einen Abstecher auf die Lista-Halbinsel. Auf deren südwestlichem Zipfel steht der Leuchtturm «Lista fyr». Der 34 Meter hohe Turm aus dem Jahr 1836 ist das höchste Steingebäude der Region. Ursprünglich standen hier gleich drei Leuchttürme. Die Gewässer vor der Halbinsel gelten nämlich als Norwegens grösster Schiffsfriedhof. Mit gleich drei Leuchtfeuern konnten die Schiffe das Signal eindeutig Lista zuordnen.

Jetzt wird es Zeit, dass wir das letzte Stück bis Kristiansand noch hinter uns bringen und wir kehren auf die E39 zurück. Kurz vor der Stadt ist diese als zweispurige Autobahn ausgebaut und es reiht sich deshalb eine automatische Zahlstelle an die andere. Hier werden die Autonummern erfasst oder direkt über die Mautbox im Auto abgerechnet.

Kurz vor 3 Uhr erreichen wir den Fährterminal und reihen uns auf dem grossen Parkplatz in eine Warteschlange. Während wir warten geht ein heftiger Gewitterregen nieder, dem die wartenden Motorradfahrer ungeschützt ausgesetzt sind. Bis das Verladen beginnt ist aber alles vorbei und die Sonne scheint wieder. Pünktlich um 16.30 Uhr legen wir ab. Etwas wehmütig verfolgen wir die Fahrt aus dem Hafen vom Deck aus. Schon wieder sind zwei Monate vorbei und eine schöne Reise geht langsam ihrem Ende entgegen.

Wir verpflegen uns heute an Bord, denn bis wir in Hirtshals ankommen wird es bald 20 Uhr. Vorsorglich haben wir schon drei Stellplätze im Navi programmiert. So hoffen wir einen Übernachtungsplatz in der Nähe von Hirtshals zu finden, ohne dass wir noch weit fahren müssen.

Die Zeit vergeht schnell und schon sind die drei Stunden um und wir laufen in Hirtshals ein. Wir sind bei den Ersten, die das Schiff verlassen können und steuern als erstes den Wanderparkplatz bei Tornby an, wo wir schon bei der Anreise übernachtet haben. Es ist nur ein Holländer mit dem Camper vor Ort. Wir stellen unser Brummsli ab und unternehmen gleich einen Verdauungsspaziergang durch den Wald bis zu den Dünen und ans Meer. Diese Mal wandern wir ohne Nebel durch die unberührte Landschaft und schauen, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder beim Auto sind.

 

 

5. August 2023, Tornby – Hvide Sande, 278 Km
sonnig und warm

 

Wir wollen spätestens am 9. August zu Hause sein, haben also etwa 5 Tage und können uns etwas Zeit lassen. Wir fahren deshalb an die Westküste Dänemarks und folgen der Küste südwärts. Dabei geht es, häufig bei starkem Wind, vorbei an hohen, grasbewachsenen Sanddünen, hinter denen der endlose, fast menschenleere, Strand liegt. Die hohen Wellen laden nicht unbedingt zum Baden ein. Stellenweise wird wegen starken Strömungen auch vom Schwimmen abgeraten.

Schliesslich erreichen wir Hvide Sande, einen kleinen Ferienort am Ringkørbing Fjord. Hier gibt es drei Wohnmobilstellplätze. Direkt am Fjord, abseits der Strasse, können wie den Camper hinstellen und haben trotzdem nicht weit ins Dorf. Hier gibt es jede Menge Geschäfte, Restaurants und Kaffees. Auch Fischräuchereien, die wir in Norwegen gesucht haben, gibt es gleich zwei im Ort. Darum kaufen wir nochmals eine ordentliche Portion Rauchlachs ein. Den werden wir in den nächsten Tagen geniessen.

6. August 2023, Hvide Sande – Bremen, 432 Km
Regen, am Abend etwas Sonne

 

Heute ist es definitiv vorbei mit dem schönen Wetter. Es weht ein starker Wind und es regnet immer wieder. Wir wollen daher heute bis nach Bremen vorankommen. Die Streckenwahl überlassen wir heute der netten Frauenstimme im Navigationsgerät. Diese führt uns teilweise auf die gleiche Route wie bei der Hinreise.

Den einzigen Stopp machen wir in Dänemark bei einem Autohändler. Dort ist mir schon bei der Fahrt nach Hirtshals ein alter Ford Taunus aufgefallen, der auf dem Parkplatz stand. Wir halten an um ein paar Fotos zu machen. Denn das erste Auto der Familie Krüsi war ein gelber, 1962er Fort Taunus 17M. Den habe ich selber noch bis Ende der 1970er Jahre gefahren, bis sich die ständigen Reparaturen nicht mehr gelohnt haben. Bei näherem Hinsehen zeigen sich auch bei diesem Exemplar von 1964 etliche Roststellen. Trotzdem werden Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wach.

Schliesslich überqueren wir die Grenze nach Deutschland. Dieses Mal wollen wir nicht über Hamburg weiterfahren, sondern beabsichtigen die Elbe mit der Fähre zu überqueren und so nach Bremen zu gelangen. Wegen Bauarbeiten ist die Fahrt durch Hamburg im Moment sehr mühsam und es kommt immer wieder zu längeren Staus und Umleitungen.

Leiter ist die Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven eingestellt worden. Daher gibt es nur noch eine Verbindung zwischen Glückstadt und Wischhafen. Unsere Hoffnung auf eine Zeiteinsparung löst sich schnell in Luft auf. Schon zwei Kilometer vor der Fähranlegestelle stauen sich Autos und Wohnmobile. Gemäss Fahrplan verkehren die Schiffe im Halbstundentakt, wir kommen daher nur langsam vorwärts. Die Anwohner scheinen mit den Autokolonnen vertraut zu sein, denn vor einigen Häusern wurden Verkaufsstände mit Getränken, Kaffee und Kuchen aufgestellt um eine Kleinigkeit dazuzuverdienen. Endlich können wir verladen. Mittlerweile sind es vier Schiffe, die zwischen den beiden Anlegestellen hin und her pendeln und versuchen den Stau abzuarbeiten.

Nach der 15-minütigen Überfahrt geht es zügig voran denn in Deutschland sind auf Landstrassen 100 Km/h erlaubt.

Später als ursprünglich geplant erreichen wir gegen 18 Uhr den Wohnmobilstellplatz in Bremen. Dieser liegt auf einer Landzunge an der Weser und ist etwa fünfzehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Obwohl es 100 Plätze gibt, sind nur noch einige wenige frei und wir quetschen uns in eine der engen Lücken.

Der Regen, der uns fast den ganzen Tag begleitet hat, hat sich verzogen und so marschieren wir ins Stadtzentrum und flanieren an der Weserpromenade. Hier herrscht am Sonntagabend viel Betrieb. Die Terrassen der Restaurants sind gut besucht und die Menschen geniessen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Cocktail oder einem feinen Essen.

Für die nächste Nacht sind wieder starke Winde und heftiger Regen vorausgesagt. Wir hoffen, dass wir unter den Bäumen auf dem Stellplatz trotzdem ruhig schlafen können.

 

 

7. August 2023, Bremen – Warburg, 240 Km
wechselhaft mit Regen und Sonne

 

Es hat zwar heftig geregnet, letzte Nacht, trotzdem haben wir recht gut geschlafen. Bevor wir die Heimreise fortsetzen, wollen wir die Hansestadt Bremen natürlich noch etwas genauer erkunden.

Während dem Morgenessen regnet es zwar noch, doch bis wir parat sind, verziehen sich die Wolken und es zeigt sich sogar etwas blauer Himmel. Als Erstes gehen wir zum reich verzierten Rathaus und dem «Steinernen Roland» von 1404. Beide sind UNESCO Welterbe. Wir gehen durch die Fussgängerpassage der Böttcherstrasse mit dem vergoldeten Relief «Der Lichtbringer» und einem Glockenspiel aus Meissner Porzellan. Auch die Skulptur der «Bremer Stadtmusikanten» Esel, Hund, Katze und Hahn darf nicht fehlen. Schliesslich erreichen wir den alten Stadtgraben, der die Altstadt im Zick-Zack umgibt. Auf dem Rückweg schauen wir und den St. Petri Dom aus dem 13. Jahrhundert an. Hier gibt es auch eine Dokumentation über die Zerstörungen durch die Bombenangriffe im Zweite Weltkrieg. Dabei ist ersichtlich, dass fast die gesamte Innenstadt zerstört und nach dem Krieg wieder rekonstruiert wurde.

Es ist beinahe Mittag bis wir auf dem Wohnmobilplatz zurück sind und es wieder heftig zu regnen beginnt. Gottlob sind wir jetzt im Trockenen und können losfahren. Wir haben kein besonderes Ziel, sondern folgen dem Navi möglichst direkt in Richtung Schweiz. Wir haben noch drei Tage Zeit und so meiden wir die Autobahn.

Gegen 16 Uhr sind wir in der Umgebung der Hansestadt Warburg. Beim Sportzentrum des historischen Ortes gibt es einen Parkplatz, auf dem Wohnmobile geduldet sind. Hier stellen wir unser Fahrzeug ab und schlendern dann durch die Altstadt mit den schönen Fachwerkhäusern, den Kirchen und dem ehemaligen Dominikanerkloster, das seit dem 19. Jahrhundert als Gymnasium genutzt wird

Wir kochen heute selber, denn im Städtchen scheinen alle Restaurants am Montag und Dienstag geschlossen zu sein. Wir entschädigen uns dafür mit einem feinen Dessert aus der Konditorei.  

8. August 2023, Warburg – Aschaffenburg, 228 Km
wechselhaft

 

Das Wetter hält sich ganz ordentlich und so geht es zügig und ohne besondere Vorkommnisse bis zu unseren Tagesziel Aschaffenburg am Main. Beim grossen Volksfestplatz gibt es einen Wohnmobilstellplatz. Der wirkt, vielleicht auch wegen dem bedeckten Himmel, etwas unfreundlich. Vom vielen Regen der letzten Tage gibt es viele grosse Pfützen und der Boden ist aufgeweicht. Aber für 7 Euro darf man auch nicht allzu viel erwarten.

Wir überqueren den Main auf der Willigisbrücke und erkunden die hübsche Altstadt mit den alten Fachwerkhäusern und das Schloss Johannsiburg. Der Backsteinbau bestehend aus vier Flügeln, die einen grossen, quadratischen Innenhof bilden, wurde von 1605 bis 1614 errichtet und diente bis 1803 als zweite Residenz der Mainzer Kurerzbischöfe.

Weiter geht es zur Stiftskirche St. Peter und Alexander, deren Ursprung bis ins 10. Jahrhundert zurückgeht.

Schliesslich erreichen wir das Pompejanum, einem im 19. Jahrhundert errichteten Nachbau einer römischen Villa. Durch den kleinen Park geht es zurück zum Schloss und von dort in die Altstadt.

Es ist unterdessen schon bald 18 Uhr und Zeit zum Essen. Im Wirtshaus «zum Fegerer» bekommen wir noch den letzten, nicht reservierten, Tisch. Mit einem feinen Marktsalat mit Maultaschen als Vorspeise und Ochsenbäckchen, Kartoffel-Sellerie-Püree, sowie Ofengemüse als Hauptgang, feiern wir das Ende unserer Norwegenreise.

 

 

9. August 2023, Aschaffenburg – Othmarsingen, 375 Km

wechselhaft

 

Wir nehmen die letzte Etappe in Angriff. Bald erreichen wir die Autobahn und jetzt gibt es kein Halten mehr. Vorbei an Stuttgart fahren wir nach Waldshut und von dort sind es nur noch wenige Kilometer bis wir zu Hause sind.

Fast 10'000 Kilometer haben wir in den letzten zwei Monaten zurückgelegt. Es bleiben uns viele schöne Erinnerungen an ein tolles Reiseland mit freundlichen Menschen und einer einmaligen Landschaft.  

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