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Kurzferien Haute Provence 2019
24. September 2019
von Othmarsingen nach Annecy, 317.9 Km

Wir möchten ein paar Tage in der Provence verbringen und die Schauplätze von verschiedenen Provence-Krimis besuchen, die Elsbeth gelesen hat. Ich habe für 10 Orte die Wegpunkte in der Karten-App MapOut markiert, so dass wir einen Überblick über das Gebiet das wir befahren wollen bekommen.

 

Schnell ist Brummsli wieder startklar gemacht so machen wir uns auf den Weg. Heute wollen wir erst einmal bis nach Annecy gelangen. Wir folgen der Autobahn über Bern an den Genfersee. Statt wie üblich über Genf, wählen wir die Route entlang dem südlichen Seeufer auf französicher Seite. Der Himmel ist zwar wolkenverhangen, aber die Temperaturen sind gegenüber den 13°, welche wir am Mittag noch in Othmarsingen gemessen haben, mit 17° deutlich angenehmer. Wir legen daher in Yvoire, einem hübschen mittelalterlichen Städtchen direkt am Lac Leman, einen Stopp ein und vertreten uns die Beine.

Danach geht es im dichten Feierabendverkehr und bei Regen weiter nach Annecy. Da es schon nach 18 Uhr ist, verzichten wir auf die Besichtigung des hübschen Städtchens am gleichnamigen See und suchen uns im "Parc naturel régional du Massif Bouges" auf dem Berg Semnoz auf etwa 1600 MüM einen Übernachtungsplatz. Vor uns fährt noch ein altes, rauchendes und stinkendes Wohnmobil aus Spanien den steilen Berg hoch wir sind dann aber ganz alleine auf dem Parkplatz des geschlossenen Restaurants auf dem Gipfel. Die Spanier halten zwar auch kurz an, fahren dann aber wieder in Richtung Tal. In der Zwischenzeit hat es aufgehört zu regnen, dafür ist der Berg noch in Nebel gehüllt, der sich erst nach Sonnenuntergang auflöst, so dass uns der Blick auf den Mont Blanc verwehrt bleibt. Vielleicht haben wir Morgen früh mehr Glück.


Wetter:            bedeckt und kühl bei 13 - 17°, teilweise Regen

25. und 26. September 2019
Von Annecy nach Malaucène, 296.7 Km

Radtour von Malaucène nach Vaison la Romaine

Nach einer stürmischen und regnerischen Nacht zeigt sich die Alp hoch über Annecy nebelverhangen und trüb. Da die Strasse über die Crèt de Châtillon wegen Bauarbeiten für ein paar Tage gesperrt ist, müssen wir einige Kilometer auf der extrem kurvenreichen Strasse zurückfahren. Wir überwinden auf schmalen Nebenstrassen eine dem Jura ähnliche Kalkgebirgslandschaft, die wir bei früheren Fahrten in den Süden jeweils auf der Autobahn von Annecy über Chambéry bis nach Grenoble umfahren haben. Wir passieren nahe Grenoble grosse Nussbaumplantagen und gelangen in die weiten Ebenen kurz vor Valence im Rhonetal. Wieder meiden wir die Hauptstrasse und passieren auf kleinen Nebenstrassen viele malerische Dörfer mit schon südlichem Flair.

Endlich erreichen wir das geplante Tagesziel Vaison la Romaine. Allerdings stossen wir auf einige Schwierigkeiten. Der offizielle Wohnmobilstellplatz ist schon voll belegt und auch ein Campingplatz im Städtchen ist voll. Es zeigt sich, dass die Ferien in Frankreich noch nicht vorüber sind. Auf den anderen Parkplätzen sind Wohnmobile in der Hochsaison nicht erwünscht. Wir fahren deshalb einige Kilometer weiter und finden in Malaucène auf dem offiziellen Stellplatz im Städtchen Unterschlupf. Für 11 Euro pro 24 Stunden steht uns ein sauberer Kiesplatz mit schattigen Bäumen und Entsorgungsstelle zur Verfügung.

Nach dem Nachtessen machen wir uns auf eine kurze Erkundungstour durch das Städtchen. Vom Schlosshügel bei der Wehrkirche Saint Michel bietet sich ein schöner Blick über die provencalische Landschaft. Das Schloss wurde zerstört und der Hügel in einen Kalvarienberg umgewandelt. Im Städtchen sind noch zahlreiche Waschbrunnen erhalten.

Am nächsten Morgen machen wir die Fahrräder bereit und radeln auf dem markierten Veloweg zurück nach Vaison la Romaine. Dort marschieren wir kreuz und quer durch die mittelalterliche Altstadt und schieben unsere Räder bis hoch zur Burgruine. Das guterhaltene Städtchen mit den engen Gassen und vielen Brunnen gefällt uns bedeutend besser als das «kommerzielle» Yvoire am Genfersee wo Touristenshops und Restaurants das Ortsbild dominieren. In Vaison la Romaine merkt man, dass hier auch noch gewohnt und gelebt wird.

Auch hier haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. Neben der Römerbrücke über die Ouvèze sind umfangreiche Ausgrabungen zu besichtigen.

Auf Umwegen (ich habe wieder einmal nicht auf Elsbeth gehört und den falschen Abzweiger erwischt) radeln wir wieder zurück nach Malaucène. Wir entscheiden uns noch eine Nacht hier zu verbringen. Elsbeth geht zum Einkaufen ins Städtchen. Die Restaurants sind mit unzähligen Radfahrern besetzt, die sich nach der Fahrt auf den nahen Mont Ventoux (1909 m) erholen. In der Zwischenzeit lade ich unsere Fahrräder wieder auf den Träger. Danach geniessen wir den sonnigen und warmen Nachmittag vor unserem Brummsli bevor wir uns ein feines Ratatouille mit Kotelett vom Grill zubereiten und so unseren 32. Hochzeitstag feiern.

Wetter:             erst regnerisch und kühl, dann sonnig und bis 25°

27. September 2019
Von Malaucène zum Mont Ventoux, 74.3 Km
Flusswanderung im Gorges du Toulourenc, 10.5 Km

Heute starten wir wieder in einen wunderschönen Tag. Auf dem Stellplatz herrscht allgemeine Aufbruchstimmung, denn für viele enden die Ferien am kommenden Wochenende. Wir schaffen es noch an die Entsorgungsstelle bevor der grosse Run beginnt. Danach kaufen wir beim Bäcker noch ein Brot und ein Dessert für den Nachmittag.

Bis zum Ausgangspunkt unserer Flusswanderung durch die Schlucht des Toulourenc, dem Dörfchen Veaux, sind es nur wenige Kilometer. Allerdings ist die Strasse sehr schmal und kurvenreich. Zudem sind viele Radfahrer unterwegs, einige vermutlich zum Mont Ventoux.

Vom Parkplatz sind es nur 200 Meter bis zum Fluss. Anfangs können wir noch in den Laufschuhen am Ufer gehen, müssen aber schon bald die Badeschuhe anziehen und im Wasser wandern. Dadurch kommen wir nur langsam voran. Zuerst ist das Bachbett noch breit und nur von Hügeln gesäumt. Doch schon bald türmen sich am Ufer steile Felswände und die Schlucht wird enger. Stellenweise reicht uns das Wasser bis zu den Oberschenkeln, der Bach fliesst aber noch ruhig in einem Kiesbett. Schliesslich erreichen wir eine Stelle wo der Fluss einiges an Gefälle überwinden muss und über grosse Felsblöcke sprudelt über die wir klettern müssen. Wir haben in der Zwischenzeit die Wanderhosen ausgezogen und sind in den Badehosen unterwegs. An einer Stelle müssen wir auch die Rucksäcke über den Kopf halten, da uns das Wasser bis zum Bauch reicht. Immer wieder begegnen uns andere Wandergruppen, die uns entgegenkommen.

Endlich wird der Fluss wieder ruhiger und schliesslich erreichen wir das Ende der Schlucht wo wir uns verpflegen, die Füsse trocknen und die Wanderkluft wieder anziehen. Der Rückweg führt uns durch schattigen Wald hoch an den Rand der Schlucht zurück zum Parkplatz.

Bevor wir weiter fahren machen wir eine Kaffeepause und geniessen ein feines Mandel-Croissant und eine Apfeltasche.

Es ist bereits nach 16 Uhr und wir möchten heute noch auf den Gipfel des Mont Venoux um dort zu übernachten. Die Strasse führt uns durch eine schöne, hügelige Landschaft, vorbei an abgeernteten Lavendelfeldern und hübschen Dörfern. In Sault zweigt die Strasse ab zum Mont Ventoux zuerst geht es mit mässiger Steigung durch schattigen Wald. Doch auf dem letzten Stück vor dem Gipfel wird es steil und die Strasse führt durch eine öde Steinlandschaft. Immer noch sind viele Radfahrer unterwegs und quälen sich die Strasse hoch, die wegen der Tour de France bekannt geworden ist.

Auf dem 1909 Meter hohen Gipfel geniessen wir die fantastische Aussicht und finden wenig unterhalb einen schönen Übernachtungsplatz, wo wir uns für die Nacht einrichten. Nach dem Nachtessen erleben wir noch einen purpurnen Sonnenuntergang bevor wir uns in unser Brummsli zurückziehen. In der Zwischenzeit ist es stockdunkel und bereits empfindlich kalt.


Wetter:                     sonnig und warm, um 25°

28. September 2019
Vom Mont Ventoux nach L’Isle-sur-la-Sorgue, 72.1 Km

Nach einer sehr kalten und stürmischen Nacht verlassen wir unseren Schlafplatz, fahren erst wieder zum Gipfel hoch und dann in vielen Serpentinen bis nach Bedoin. Auf dem Weg dahin kreuzen wir buchstäblich hunderte von Radfahrern, die den steilen Aufstieg zum Mont Ventoux wagen.

Unseren ersten Halt machen wir in Venasque, welches, wie viele Städtchen der Provence, auf einem Hügel gelegen ist. Neben vielen hübschen Gässchen gibt es eine Burgruine aus 11. Jahrhundert, eine Kirche mit einem Prozessionskreuz aus dem 14. Jahrhundert und einem Kreuzigungsgemälde von 1498 zu besichtigen. Das Baptisterium soll aus dem 6. Jahrhundert stammen und würde somit zu den ältesten Kirchenbauten Frankreichs zählen.

Bis zu unserem Tagesziel L’Isle-sur-la-Sorgue sind es nur noch wenige Kilometer. Auf dem Friedhofsparkplatz finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz, der nur wenige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt ist. Dieses liegt an der Sorgue, welche etwa 7 Kilometer flussaufwärts in Fontaine-de-Vaucluse entspringt. Die Altstadt ist von verschiedenen Kanälen umgeben mit denen malerische Schaufelräder angetrieben werden. Sehenswert ist auch die Stiftskirche Notre-Dame-des-Anges.

Das Nachtessen geniessen wir in einem der vielen Restaurants am Wasser.

Wetter:                Sonnig, wolkenlos und warm, um 25°

29. September 2019
Radtour von l’Isle-sur-la Sorgue nach Apt und wieder zurück
81 Km, 705 Höhenmeter Aufstieg

Wir haben mit unserem Schlafplatz beim Friedhof von L’Isle-sur-la-Sorgue eine ideale Wahl getroffen und entscheiden uns daher noch eine Nacht hier zu bleiben und dafür mir dem Velo einen Teil der geplanten Ortsbesichtigungen unserer Pendenzenliste abzuarbeiten. Wir haben unter anderen die Städtchen Oppède-le-Vieux, Ménerbes und Bonnieux auf dem Plan. Diese liegen alle auf der Regionalen Veloroute «Autour du Luberon à Vélo».

Wie wir es schon von unseren Radtouren an der Loire und der Euro-Velo 6 gewohnt sind, führen diese Routen über weinig befahrene Nebenstrassen oder separate Radwege und sind meist bestens ausgeschildert.

Die pittoresken Dörfchen liegen meist hoch über dem Tal an den Hängen des Luberon und verlangen uns einiges an Beinarbeit ab. Etwas frustrierend sind die vielen Radtouristen die mit ihren E-Bikes locker an uns vorbeiziehen. Dafür werden wir entschädigt durch den Besuch der Zielörtchen, wo es meist eine Kirche eine Burg oder ein Schloss und viele schmale Gässchen zu entdecken gibt.

Da es uns recht gut läuft entschliessen wir uns, entgegen dem ursprünglichen Plan bis nach Apt zu radeln. Von dort geht es entlang dem Flüsschen Le Calavon zurück bis nach L’Isle-sur-la-Sorgue, wo wir nach rund 7 Stunden ankommen. Unterwegs gönnen wir uns noch eine kühle Erfrischung und sind erstaunt über den stolzen Preis von 13 Euro für ein grosses Bier für Elsbeth und einen Liter Mineralwasser für mich.

Die anderen Wohnmobile, hauptsächlich Franzosen, haben den Friedhofsparkplatz verlassen, so dass wir den Abend ganz allein bei einer Portion Merguez, Baguette, Salat und einem Glas Wein ausklingen lassen.

Wetter:              Wolkenlos, sonnig und sehr heiss, bis 30°