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Island vom 19.06.2021 - 06.09.2021

Lange ist unklar, wie es im Jahr 2021 wegen Corona mit dem Reisen weitergehen soll. Einerseits ist schwer abzuschätzen, welche Anforderungen die verschiedenen Länder für die Enreise stellen. Genügt ein negativer PCR-Test oder muss eine Quarantäne eingehalten werden? Andererseits läuft auch in der Schweiz das Impfprozedere nur schleppend an. Wir haben uns zwar früh auf der Webseite des Kantons Aargau für einen Impftermin angemeldet. Die Impfstofflierungen erfolgen aber nur zögerlich, so dass wir nicht damit rechnen die erlösende Impfung vor Mitte Jahr zu erhalten.

Wir machen uns deshalb mit dem Gedanken vertraut, unseren ursprünglichen Plan für eine Islandreise zu verwerfen. Denn nur vollständig geimpft ist es möglich auf der Insel ohne Quarantäne einzureisen. Doch dann geht es plötzlich schnell. Ab Anfang Mai wird das Vakzin nicht nur in Impfzentren und Spitälern, sondern auch bei Hausärzten verabreicht und so kommen wir Anfang Mai innert weniger Tage zur ersten Spritze bei unserer Hausärztin im Dorf. Am 2. Juni soll dann die zweite Impfung erfolgen.

Kurzentschlossen buchen wir daher die Fähre von Dänemark nach Island für den 22. Juni und die Rückfahrt für den 1. September 2021. Es ist zwar, Stand Ende Mai, trotz Impfung beim Einschiffen immer noch ein negativer PCR-Test vorzuweisen. Zudem wird bei Ankunft in Island ein weiterer Test vorgenommen, dessen Resultat abgewartet werden muss (ca. 24 Stunden). Diese Unannehmlichkeiten nehmen wir aber in kauf, in der Hoffnung, dass sich dafür der in den letzten Jahren übliche Touristenansturm auf Island in Grenzen hält. Darauf deutet auch schon die Tatsache hin, dass wir im Mai noch problemlos zu einer Fährpassage kommen. Diese wären, gemäss Smyilline, in normalen Jahren für den Sommer längst ausgebucht. Auf den Zwischenstopp auf den Färöer verzichten wir, um den Überblick über die Coronaregeln nicht zu verlieren.

Auf jeden Fall überkommt uns das wohlige Kribbeln der Vorfreude und wir machen uns schleunigst an die Planung der Reiseroute.





 

Samstag, 19.06.2021 – Donnerstag, 24.06.2021
Von Othmarsingen nach Seydisfjördur, 1400 Km zu Land und 1600 Km zu Wasser

Die Reisplanung für die Anreise nach Island ist immer noch geprägt von COVID 19. Ursprünglich sind wir noch davon ausgegangen, dass wir beim Einschiffen auf die Fähre in Hirtshals (Dänemark) einen PCR Test vorweisen müssen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Diese Bestimmung ist aber, zumindest für vollständig Geimpfte, wenige Wochen vor Reisebeginn weggefallen. Zudem wird der Kanton Aargau von Deutschland seit Mitte Juni nicht mehr als Risikogebiet eingestuft, was auch Erleichterungen bringt.

Wir entschliessen uns daher, nicht wie ursprünglich geplant, in 2 Tagen nach Dänemark zu fahren. Wir lassen und einen Tag mehr Zeit und wollen für die etwa 1300 Km 3 Tage aufwenden. Am Samstagmorgen starten wir endlich zu unserem Islandabenteuer.

Zu unserer Verwunderung können wir bei Rheinfelden die Grenze nach Deutschland überqueren, ohne dass ein Zöllner zu sehen wäre, der einen Coronatest oder ein Impfzertifikat überprüfen möchte.

Auf der Rheintalautobahn in Richtung Frankfurt herrscht ungewöhnlich wenig Verkehr und so kommen wir zügig voran. Als ersten Übernachtungsplatz haben wir uns den offiziellen Stellplatz des Städtchens Alsfeld, zwischen Frankfurt und Kassel ausgesucht. Auch am Wochenende sind genügend Plätze frei, so dass wir schon bald die historische Altstadt mit den vielen Fachwerkhäusern erkunden können. Es ist immer noch sehr heiss, so dass wir uns in einem der vielen Restaurants unter einem Sonnenschirm eine Erfrischung gönnen.

Nach dem Nachtessen, welches, wie immer am ersten Ferientag, aus Spaghetti Bolognese besteht (selbstgemacht und tiefgefroren), unternehmen wir nochmals einen kurzen Spaziergang.

Am Sonntag geht es dann weiter, vorbei an Hamburg bis in die Region von Flensburg an der dänischen Grenze. Hier gestaltet sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz schwieriger. Der Erste in Mühlenbrück ist pandemiebeding geschlossen, und er Zweite in Sörup am Südensee darf gemäss einem Hinweisschild nicht mehr zum Übernachten genutzt werden. Schliesslich werden wir in Norgaardholz an der Flensburger Förde, einem Ostseezipfel, fündig. Hier müssen wir die Gebühr von 15. Euro am Automaten bezahlen und das Impfzertifikat per MMS übermitteln. Auch hier rundet ein Spaziergang durch das kleine Feriendorf den Tag ab.

Am Montag erreichen wir nach wenigen Kilometer die dänische Grenze. Hier geht es wesentlich formeller zu als bei den Deutschen. Es ist ein Kontrollpunkt eingerichtet. Unser gelbes Impfbüchlein wird genau kontrolliert, danach können wir passieren. Wer keine Impfung nachweisen kann, muss zum Coronatest.

Obwohl der Lastwagenverkehr werktags deutlich stärker ist kommen wir gut voran und erreichen gegen 16 Uhr den Campingplatz in Hirtshals. Der Platz ist nur mässig belegt. Die meisten der Wohnmobile werden, wie wir, am Dienstagmorgen auf die Fähre MS Norröna nach Island verschiffen.

Es ist hier in Hirtshals deutlich kühler als an den beiden vorangegangenen Tagen. Trotzdem machen wir einen abendlichen Spaziergang ins nahe Bunkermuseum hoch über dem Strand der Nordsee. Danach bereiten wir noch eine Reisetasche vor mit allem was wir für die zweitägige Überfahrt nach Island benötigen, da das Autodeck auf See nicht zugänglich ist.

Am Dienstag, den 22. Juni 2021 um 11.30 Uhr soll das Schiff ablegen. Wir sollen uns für das Einchecken zwei Stunden vorher an der Anlegestelle einfinden. Diese befindet sich nur wenige Kilometer vom Campingplatz und ist mit dem NAVI problemlos zu finden. Der Andrang ist, anders als in normalen Zeiten, nur gering. Alle Passagiere, mit oder ohne Corona-Impfung müssen einen Rachenabstrich für eine PCR Test über sich ergehen lassen.

Dann läuft die MS Norröna, ein Schiff der Smyril-Line, aus Island kommend ein. Schnell werden Fahrzeuge und Container entladen. Auch das Verladen der wartenden Fahrzeuge ist schnell erledigt und schliesslich legt das Schiff eine halbe Stunde früher als geplant ab.

Mit dem Beziehen der Kabinen müssen wir noch warten bis die Reinigung erledigt ist. Die Uhren müssen wir eine Stunde zurückstellen, da auf dem Schiff, welches unter der Flagge der Färöer fährt die Zeit der Färöer-Inseln gilt.

Die meiste Zeit verbringen wir oben auf dem offenen Deck. Es ist zwar kühl und windig aber hier lässt sich, gut eingepackt, die Aussicht auf die vorbeiziehende Südküste Norwegens gut geniessen. Ganz hartgesottene sind auch hier in kurzen Hosen, T-Shirt und barfuss unterwegs.

Anfänglich ist der Wellengang kaum zu spüren, draussen auf dem offenen Atlantik schaukelt es dann aber ordentlich und es überkommt uns beide ein flaues Gefühl in der Magengegend. Trotzdem geniessen wir zweimal ein feines, dreigängiges Nachtessen im Spezialitätenrestaurant mit färöischer Küche, bestehend aus Muscheln und Fisch (Kammmuscheln, Lachs, Rochen und Heilbutt).

Die Route führt nördlich der Shetland-Inseln vorbei bis wir am Abend des zweiten Tages in Torshavn auf den Färöer-Inseln anlegen. Danach werden alle Passagiere von Isländischen Beamten befragt und erhalten je nachdem ob geimpft oder nicht einen grünen oder roten Passierschein. Auch die Einreiseregistrierung, die vorgängig über das Internet erfolgen musste, wird überprüft. Wir bekommen einen grünen Schein. Dadurch entfällt die Test-und Quarantänepflicht bei der Einreise nach Island.

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück um 06.30 Uhr sind dann auch schon die schneebedeckten Berge Islands zu sehen. Wir fahren durch den langgestreckten Fjord in Seydisfjördur ein und legen im Hafen an.

Das Entladen geht schnell. Wir konnten in Hirtshals mit den Ersten auf die Fähre fahren und sind jetzt auch bei den Ersten die das Schiff wieder verlassen können.

Die Kontrolle durch den Zoll ist schnell erledigt. Wir müssen nur den grünen Schein zeigen und schon können wir einreisen. Die Bestimmungen für die Einfuhr von Lebensmitteln sind zwar streng es wird aber gar nichts kontrolliert. Wir hätten also ohne weiteres mehr als die erlaubten 3 Kilo pro Person mitnehmen können.

Donnerstag, 24.06.2021
Von Seydisfjördur nach Borgarfjördur, 105 Km

 

Während sich auf dem Schiff Sonne und Wolken abgewechselt haben und vor allem ein eisiger, starker Wind geweht hat, ist es in Seydisfjördur fast wolkenlos, windstill und angenehm warm. Wie viele andere Wohnmobilisten von der Norröna steuern wir den kleinen Supermarkt des Hafenstädtchens an, und arbeiten unsere vorbereitete Einkaufsliste ab. Das Angebot, insbesondere an frischem Obst und Gemüse ist sehr überschaubar.  Wir sind aber schlussendlich mit allem Nötigen für die nächsten Tage eingedeckt.
 

Wir folgen dann der Route auf dem Navi nach Borgarfjördur, einem kleinen Fischerdorf nördlich von Seydisfjördur. Gleich am Anfang geht es auf eine Hochebene von dort geht es wieder hinunter in Richtung Egilsstadir, einem grösseren Städtchen am Ufer des breiten Flusses Lagarfljot. Diesem folgen wir auf einer gut planierten Naturstrasse bis zur breiten Mündungsebene des Lagarfljot. Hier ist die Strasse wieder asphaltiert und führt über einen Bergrücken bis zu unserem Tagesziel.
 

Wir fahren vorerst am Campingplatz vorbei bis ans Ende der Bucht. Dort befindet sich eine Brutkolonie von Papageientauchern. Ein Beobachtungspfad führt auf den kleinen Hügel. Von dort können wir die Vögel beobachten, wie sie Futter zu den Jungen in ihren Bruthöhlen bringen. Es soll in Island 2 bis 3 Millionen der etwas plump wirkenden Vögel mit ihren markanten Schnäbeln geben. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Tiere mit ihren kurzen Flügeln überhaupt fliegen können. Papageientaucher verbringen die meiste Zeit des Jahres auf dem offenen Meer und kommen nur zur Aufzucht der Jungen an Land.
 

Wir fahren dann zurück ins Dorf und richten uns auf dem Campingplatz ein. Dieser liegt direkt am Fuss der Alfaborg der Stadt der Elfen und Sitz der Elfenkönigin Borghildur. Gemäss der regionalen Folklore soll es in Borgarfjördur eine grossen Elfenpopulation geben.
 

Ein kurzer Pfad führt auf den Elfenhügel von wo man einen schönen Blick auf die umgebende Ebene werfen kann.

Ab 19 Uhr ist die Rezeption des Campingplatzes wieder besetzt und wir bezahlen gleich für zwei Nächte (6000 ISK), denn für Morgen haben wir eine Wanderung in die umliegenden Hügel geplant.
 

Das Wetter ist immer noch tadellos und so können wir das Nachtessen im Freien geniessen, müssen aber, da es schon kühler wird, eine warme Jacke anziehen.

 

Freitag, 25.06.2021
Wanderung zur Brunavik-Bucht, 18.1 Km, 770 Höhenmeter

 

Aus unserem Rother-Wanderführer haben wir die Tour zur Brunavik-Bucht ausgesucht. Wir folgen zuerst der Küstenstrasse etwa 4.5 Km bis zum eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung. Dabei passieren wir eine Kolonie von bodenbrütenden Seeschwalben und müssen uns mit den Wanderstöcken gegen die aufgebrachten Vögel wehren, die nur knapp über unsere Köpfe fliegen und ihre Brut verteidigen.
 

Der Wanderweg führt dann steil auf den Sattel Brunavikurskard. Elsbeth marschiert zügig voran, während ich eher Mühe habe ihr zu folgen und ziemlich ausser Atem bin. Trotzdem entschliessen wir uns auf der anderen Seite zur Brunavik-Bucht abzusteigen. Es begegnen uns unterwegs nur wenige Wanderer bis wir die orange Schutzhütte erreichen. Wir machen nochmals eine kurze Rast bevor wir den Rückweg antreten. Dazu folgen wir dem Bergbach Brunavikura durch sumpfiges Gelände zuerst langsam ansteigend. Dann mündet der Bergpfad in eine Fahrstrasse die steil zum Pass Hofstrandarskard führt. Wieder habe ich Mühe auf dem steilen Weg. Liegt es am Übergewicht, tiefem Blutdruck wegen den Medikamenten oder Spätfolgen der COVID-Impfung? Ich weisse es nicht. Auf jeden Fall unterstützt mich Elsbeth und nimmt mir die schweren Fotoapparate ab. Schliesslich erreichen wir den höchsten Punkt nach mehreren Pausen und können von dort schon den Campingplatz in der Ferne erkennen. Jetzt geht es nur noch bergab und dann auf der Küstenstrasse zurück ins Dorf. Wir sind auf jeden Fall froh bei Brummsli anzukommen und geniessen die warme Dusche.
 

Den Tag haben wir mit sonnigem Wetter gestartet, aber jetzt, gegen Abend sind Wolken aufgezogen und es bläst ein starker Wind der die ganze Nacht anhält und kräftig an unserem Wohnmobil rüttelt.

 

Samstag, 26.06.2021
Von Borgarfjördur nach Porshöfn, 204 Km

 

Der starke Wind während der Nacht hat alle Wolken vertrieben und wir starten wieder wolkenlos in den Tag.

Zuerst geht es auf dem gleichen Weg, auf dem wir gekommen sind wieder zurück In der Ebene des Lagarfljot zweigen wir dann aber von der Strasse 94 auf die 944 ab. Wir überqueren den Fluss und die Schwemmebene auf einsamen, Naturstrassen mit nur wenig Verkehr und fahren vorbei an vereinzelten Bauernhöfen. Am Ende des Flussdeltas steigt die Strasse steil auf 650 Meter an und überquert einen Bergrücken bevor es wieder runter an die Küste geht.
 

Im Örtchen Vopnajördur können wir nochmals einkaufen um fürs Wochenende gewappnet zu sein bevor wir den Campingplatz in Porshöfn erreichen. Das Fischereistädtchen liegt an Anfang der Langanes Halbinsel. Hier wollen wir die nächsten zwei Tage verbringen und uns nochmals mit einer kurzen Wanderung versuchen und die Halbinsel erkunden.
 

Nach dem kurzen Spaziergang durch das Dorf ist auch schon der Platzwart vor Ort um die Gebühr für den Campingplatz einzuziehen. Dieses Mal können wir die Isländische Camping-Card benutzen. Diese wird vorgängig gekauft. Für 159 Euro sind dann 20 Übernachtungen vorausbezahlt.
 

Den Rest des Tages verbringen wir im Liegestuhl vor dem Camper und lassen es uns gut gehen.

Sonntag, 27.06.2021
Erkundung der Halbinsel Langanes von Porshöfn aus, 111 Km

 

Letzte Nacht haben wir beide sehr gut geschlafen. Es war weitgehend windstill und unsere Schlafmasken tragen das ihre dazu bei. Denn obwohl wir uns knapp südlich des Polarkreises aufhalten und somit keine Mitternachtssonne erleben können, ist es doch die ganze Nacht hell. Deshalb sind wir froh um die künstlich erzeugte Dunkelheit.
 

Wir wollen uns heute auf der Halbinsel Langanes, die auf der Karte wie ein Entenkopf aussieht, aufhalten.

Knapp hinter dem Dorf passieren wir den kleinen Flughafen auf dem wir den ganzen Tag nur ein Flugzeug landen und starten sehen und erreichen schon bald die Häusergruppe Saudanes mit der kleinen Kirche und dem Friedhof. Die Kirche wurde 1889 erbaut und war schon damals wegen der Pfründe (Eiderenten, Seehunde, Treibholz und Küstenweideland) eine begehrte Pfarrei.

 

Nach einem kurzen Halt folgen wir dem Fahrweg weiter der Küste entlang. Hier warnen Schilder vor tieffliegenden, brütenden Seeschwalben. Als nächstes erreichen wir die Aussichtsplattform Jarnkarlinn über der Küste mit den Nestern der Basstölpel, die in den steilen Klippen und auf frei in der Brandung stehenden Felsen ihre Küken aufziehen.
 

Die der Küste entlangführende Piste ist recht gut befahrbar. Sie weist zwar einige Schlaglöcher, Querrillen und steile Passagen auf. Trotzdem ist die Strecke nur wenig befahren.
 

Bei der nächsten Gabelung wählen wir die Route nach Skalar, einem verlassenen Dorf an der Südküste der Halbinsel. Der Ort war zwischen 1910 und 1955 bewohnt und wurde danach verlassen. Heute erinnern nur noch Häuserruinen und verrostende Ackergeräte an die Besiedelung.
 

Wir fahren wieder zurück an die Weggabelung und zweigen nach rechts ab, um noch zum Leuchtturm Fontur, am äussersten Ostende, zu gelangen. Auf demselben Weg geht es dann zurück nach Porshöfn, vorbei an den grasenden Schafen mit ihren Jungen, verrostenden Wrackteilen, Unmengen an Schwemmholz und leider auch vielem angeschwemmtem Plastik.

Montag, 28.06.2021
Von Porshöfen nach Raufarhöfn, 65 Km
Wanderung zu den Basaltformationen auf der Halbinsel Raudanes, 7.82 Km

Ganz ungewohnt ist der Himmel heute mit hochnebelartiger Bewölkung überzogen. Gemäss Wetterbericht soll das an der Nordostküste auch so bleiben.

Bevor wir losdüsen ergänzen wir im Dorflädeli unsere Fleisch-, Salat- und Früchtevorräte.  Für heute haben wir uns wieder eine Wanderung aus unserem Rother-Wanderführer ausgesucht. Dieses Mal wollen wir es aber gemütlicher angehen. Es handelt sich um eine Küstenrundwanderung zu den Basalformationen auf der Halbinsel Raudanes.

Schon nach knapp 30 Km erreichen wir den Ausgangspunkt der Wanderung. Über eine holprige Schotterstrasse erreichen wir den Wanderparkplatz und starten den Fussmarsch. Wir folgen den Pflockmarkierungen zur Küste mit ihren markanten Basaltformationen. Das schwarze Basaltgestein bildet verschiedenen Bögen, Säulen und Höhlen. Wieder brüten zahlreiche Vogelarten an den exponiertesten Stellen.

Nach vielen Fotostopps und beinahe 3 Stunden sind wir wieder zurück bei unserem Fahrzeug und fahren weiter nach Raufarhöfn wo wir gegen 15 Uhr eintreffen. Auf dem einfachen Campingplatz stehen nur zwei Fahrzeugen und wir machen uns sogleich auf zur Dorfbesichtigung. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen. Es hat einen Tante-Emma-Laden, eine Herberge die etwas heruntergekommen wirkt, ein kleines Hotel sowie ein Sportzentrum mit einem Hallenbad. Wir spazieren am Hafen, der Kirche und dem Friedhof vorbei bis zum knallorangen Leuchtturm der auf einem kleinen Hügel über dem Hafen steht. Unterwegs begrüssen uns die kleinen Islandpferde, die auf den Weiden grasen, mit ihren lustigen Mähnen und verlangen Streicheleinheiten.

Gegen Abend verziehen sich die Wolken und so können wir für Morgen auf einen sonnigen Tag hoffen.

Dienstag, 29.06.2021
Von Raufarhöfn nach Asbyrgi, 105 Km
Wanderung zu den Vogelfelsen beim Vulkan Raudinupur, 5.6 Km
Wanderung auf der Felseninsel Eyjan, 5.4 Km

 

Unsere Hoffnung auf einen sonnigen Tag wird, zumindest vorerst, enttäuscht. Am frühen Morgen fängt es nämlich an zu regnen. Als wir uns dann so gegen 09.30 auf den Weg machen, ist es aber schon wieder trocken, allerdings immer noch stark bewölkt.
 

Wir folgen heute der alten Küstenstrasse um die Halbinsel Melrakkasletta. Stellenweise wird unser Brummsli auf der einsamen Piste mit vielen Wellblechpassagen ordentlich durchgeschüttelt. Aber der Umweg durch den einsamen Landstrich lohnt sich auf jeden Fall. Besonders für Vogelfreunde ist hier das Paradies, alle möglichen Vogelarten tummeln sich zu Lande, im Wasser und in der Luft und flattern häufig vor unserem Fahrzeug her.
 

Nach knapp 35 Km zweigen wir von der Strasse 870, die sich jetzt wieder Richtung Süden führt ab und folgen einem Fahrweg bis zur äussersten Spitze der Halbinsel im Nordwesten. Dort ist der Ausgangspunkt einer weiteren kurzen Wanderung aus unserem Wander-Reiseführer. Einmal mehr geht es zu einem Vogelfelsen. Dieses Mal kommt aber noch ein längst erloschener Vulkankrater dazu. Wir überqueren beim Gehöft Nupskatla auf einem aus Steinen aufgeschütteten Damm eine Lagune und gelangen schon bald zu den beiden Basalttürmen die aus dem Meer ragen. Gemäss unserem Reiseführer brüten auf den Felsen Krähenscharben, Trottel- und Dickschnabellummen, Tordalken, Basstölpel und, wie könnte es anders sein, Papageientaucher.
 

Wir wandern am orangen Leuchtturm vorbei bis zum Rand des Vulkankraters Raudinupur, umrunden diesen und kehren zurück zum Ausgangspunkt der kurzen Wanderung.
 

Dann geht es wieder zurück auf die Strasse 870, wo wir auf einem Rastplatz mit toller Aussicht eine Kaffeepause einlegen. Kurz vor dem Dörfchen Kopasker ist die Strasse dann wieder asphaltiert und wir erreichen, vorbei an riesigen blauen Lupinenfeldern, unser Tagesziel Asbyrgi, wo wir uns auf dem schönen Campingplatz, direkt unter dem Felsmassiv Eyjan, einrichten.
 

In der Zwischenzeit zeigt sich wieder der blaue Himmel und es ist richtig heiss. Wir wechseln daher wieder das Tenue von wetterfest zu kurzer Hose und T-Shirt. Unmittelbar beim Campingplatz beginnt der Wanderweg auf den Tafelberg Eyjan. Dieser steht in der Asbyrgi-Schlucht, einem hufeisenförmigen Canyon der in der Mythologie als der Hufabdruck von Odin’s achtbeinigem fliegendem Pferd Slaetur gedeutet wird. Wir erreichen nach kurzem Aufstieg das Plateau und umrunden dieses auf dem knapp 5 Km langen Weg.
 

Den Rest des Nachmittages verbringen wir im Liegestuhl und geniessen die angenehmen Temperaturen draussen bis die Sonne nach 21 Uhr hinter dem Berg verschwindet.

Mittwoch, 30.06.2021
Fahrt von Asbyrgi zum Dettifoss und wieder zurück, 78 Km
Spaziergang am Dettifoss und zum Selfoss, 4 Km

Wanderung am Raudholar, 7.6 Km

Heute ist wieder Wandern angesagt. Bei strahlendem Wetter fahren wir nach Süden in Richtung Dettifoss. Gemäss Reiseführer dem wasserreichsten Wasserfall Europas. Die Strasse, welche zum Teil neu gebaut wurde, führt zuerst vorbei an niedrigen Birkenwäldchen. Dann geht die Vegetation über in bodendeckende Sträucher und Stauden und verschwindet schliesslich ganz und es bleibt nur noch eine öde Mondlandschaft. Schliesslich erreichen wir den Parkplatz beim Wasserfall. Es scheint, dass die Isländer die Tourismusflaute wegen Corona nutzen und ihre Infrastruktur erneuern, denn der Parkplatz und die sanitären Einrichtungen sind ganz neu.

Wir starten den Rundgang zum Dettifoss. Das Rauschen und der Gischtschleier sind schon von Weitem zu hören und zu sehen. Wir sind beindruckt von den gewaltigen, milchig-trüben Wassermassen, die auf einer Breite von 100 Metern 45 Meter in die Tiefe donnern. Der Fluss Jökulsa wird gespiesen vom Vatnajökull-Gletscher.

Der gut markierte Fussweg führt weiter den Fluss hinauf bis zum Selfoss, einem weiteren Wasserfall der in mehreren Armen über die Felskante stürzt. Schliesslich gelangen wir auf dem Rundweg zurück zum Parkplatz. Auf dem Weg zurück zur Hauptstrasse machen wir noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt hoch über dem Hafragilsfoss, einem weiteren Wasserfall des Jökulsa. Da diese Piste kaum ausgeschildert und in eher schlechtem Zustand ist, sind wir hier ganz allein. Der Ausblick ist aber nicht minder beeindruckend.

Wir fahren jetzt wieder in Richtung Asbyrgi, wollen aber noch eine Wanderung durch die eindrückliche Vulkanlandschaft des Raudholar unternehmen. Auch hier wird die Strasse und der Parkplatz neu gebaut und die Streckenführung der Wanderung hat sich gegenüber unserem Wanderführer geändert.

Der neu angelegte Pfad führt vom Parkplatz zuerst zu den roten Aschekegeln des Raudholar. Von hier geht es steil hinunter ins Hijodaklettar-Tal mit seinen bizarren Basaltformationen. Die üblicherweise senkrecht stehenden Basaltsäulen wurden durch die Kräfte der Natur gefaltet und gedreht und liegen hier quer.

Nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder, ziemlich verschwitzt und staubig, zurück bei Brummsli. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Standplatz auf dem Campingplatz Asbyrgi. Nach der Dusche gibt es ein feines Apéröli und danach Lammkoteletten mit Reis und Gurkensalat.

Donnerstag, 01.07.2021
Von Asbyrgi nach Hveravellir, 82.5 Km
Wahlbeobachtung in Husavik

Und schon wieder scheint die Sonne. Heute ist Husavik, ein Zentrum für Wahlbeobachtungstouren, unser Zwischenziel. Unmittelbar nach Asbyrgi verläuft die Grenze der Nordamerikanischen- und Eurasischen Kontinentalplatten welche jährlich etwa 2 cm auseinanderdriften. Hier führt die Strasse über eine weite Ebene dem Meer entgegen vorbei an verschiedenen Lagunen. Danach steigt die Strasse zur Tjörnes-Halbinsel an. Dort machen wir auf einem Rastplatz hoch auf den Klippen eine kurze Pause. Auf einer Schautafel wird hier erklärt, dass sich bei einem Erdbeben in den 1970er Jahren der Boden der unter uns liegenden Ebene um 2 Meter gesenkt hat und dadurch die verschiedenen Lagunen entstanden sind. Plötzlich erblicken wir im Meer vor uns eine Gruppe kleiner Wale oder Delfine. Wie wir später auf der Walbeobachtungstour erfahren, handelt es sich vermutlich um Schweinswale, einer der kleinsten Walarten überhaupt.

Schon gegen 11 Uhr treffen wir in Husavik ein und stellen unser Fahrzeug am Hafen ab. Dort liegen verschiedene Touristenboot vor Anker, welche für die Waltouren genutzt werden. Wir buchen bei einem der Anbieter einen Bootsausflug für 12.45 Uhr und haben jetzt noch ein wenig Zeit für einen Spaziergang durch den kleinen Ort. Es gibt eine hübsche Holzkirche, die leider verschlossen ist, ein Walmuseum und viele schöne Schiffe im Hafen.

Kurz vor Beginn der Bootstour treffen wir am Pier ein. Hier werden die Passagiere mit warmen Overalls ausgerüstet. An Land herrschen zwar angenehm warme Temperaturen, draussen auf der Bucht kann es aber sehr kalt und windig werden. Dann legt das doch recht gut besetzte Boot ab und wir nehmen zuerst Kurs auf eine der vorgelagerten Inseln, die von Seevögeln als Nistplatz genutzt wird.  Dabei lernen wir noch einiges über die auch hier zahlreichen Papageientaucher. Die Vögel nisten immer mit dem gleichen Partner, überwintern aber getrennt auf dem offenen Meer. Deshalb müssen sich Paare beim Eintreffen am Nistplatz zuerst wiederfinden. Die Küken werden in bis zu 2 Meter tiefen Nisthöhlen aufgezogen die von den Vögeln selber gegraben werden.

Papageientaucher müssen die Flügel mit bis zu 200 Schlägen pro Minute bewegen. Sie können nicht segeln, sondern würden abstürzen sobald der Flügelschlag aufhört. Dafür sind die Tiere sehr gute Schwimmer und Taucher. Sie können bis zu 2 Minuten unter Wasser bleiben und 60 Meter tief tauchen.

Dann nehmen wir Kurs auf die andere Seite der Bucht, denn dort sind vom Ausguck bereits zwei andere Touristenboote entdeckt worden. Vermutlich sind dort Wale anzutreffen. Tatsächlich sehen wir mehrere Buckelwale, die bis zu 17 Meter lang werden können. Die Tiere tauchen immer wieder um nach 5 – 10 Minuten an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Die Boote versuchen dann, sich den Meeressäugern wieder anzunähern. Die grossen Schiffe sind den wendigen Schlauchbooten natürlich unterlegen und hinken immer etwas hinterher.

Eine Gruppe von Weissschnauzendelfinen tummelt sich ebenfalls im Wasser und zeigt akrobatische Luftsprünge.

Nach etwa 3 ½ Stunden kehren wir mit bleibenden Eindrücken in den Hafen von Husavik zurück.

Wir fahren noch ein Stück weiter bis nach Hveravellir auf den Campingplatz Heidarbaer. Dort finden wir auf dem grossen Areal eine ruhige Ecke für die Nacht.

 

Freitag, 02.07.2021
Von Hveravellir nach Reykjahlid am Myvatn (Mückensee) und wieder zurück nach Hveravellir, 100 Km
Kurzwanderung im Krafla Krater auf den Leirhnjukur, 5 Km
Kurzwanderung auf den Namarfjall, 4.5 Km

Wir haben uns entschieden mehrere Tage auf dem Heidarbaer Campingplatz zu bleiben da wir diesen mit der vorausbezahlten Campingkarte zahlen können. Wir werden also nach dem heutigen Ausflug hierher zurückkehren.

Die Strasse führt über viele Hügelzüge in steilen Wellen (bis 14 % Steigung und Gefälle) an den Myvatn, den Mückensee. Dieser macht seinem Namen alle Ehre. Unsere Windschutzscheibe gleicht einem Insektenfriedhof.

Wenige Kilometer nach Reykjahlid erreichen wir, vorbei an Geothermischen Kraftwerken den Ausgangspunkt unserer ersten Wanderung in der Krafla, einer aktiven Vulkanzone mit 20 Km Durchmesser. Zwischen 1975 und 1984 haben hier verschiedene Eruptionen stattgefunden die Lavafelder sind daher noch jung und aus immer noch rauchenden Spalten und Solfataren steigt Dampf auf. Der Geruch von faulen Eiern (Schwefelwasserstoff) liegt in der Luft.

Der gut markierte Weg führt über die schwarzen Lavafelder, vorbei an erkalteten Vulkankegeln, hinauf zum gelb-orangen, Schwefel überzogenen Leirhnjukur. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Lavafelder aus verschiedenen Jahren, die zum Teil übereinander liegen. Risse in der erstarrten Lava deuten darauf hin, dass die Gegend immer noch in Bewegung ist. Danach steigen wir wieder hinab zum Parkplatz.

Nur wenige hundert Meter die Strasse weiter erreichen wir den Viti-Kratersee. Wir verzichten auf eine Wanderung um den Krater, sondern fahren die Strasse zurück bis auf die Ringstrasse, wo eine weitere Wanderung auf uns wartet. Es geht wieder durch eine vulkanisch aktive Zone mit rauchenden Spalten und blubbernden Schlammlöchern. Die meisten Besucher halten sich im unteren Teil des Gebietes auf. Wir wollen auf den 200 Meter höher gelegenen Gipfel des Namarfjall. Wir steigen auf einer Flanke des in verschiedenen Farben von Gelb bis Ocker leuchtenden Schutthügels hoch. Hier sind nur noch wenige Touristen anzutreffen. Der Weg von der Nordseite ist zwar steil, aber gut ausgebaut. Auf der Südseite sieht es anders aus. Es ist im steilen, feinkörnigen Gelände kaum noch ein Weg zu erkennen, so dass wir uns entschliessen umzukehren bevor wir ins Rutschen kommen. So steigen wir nach wenigen Dutzend Metern wieder zum Gipfel hoch und kehren auf dem gleichen Weg zurück zum Parkplatz, auf dem wir hochgestiegen sind.

Dafür wollen wir uns das Duschen im engen Wohnmobil heute sparen und fahren noch zum Myvatn Naturbad. Der Eintritt ist mit etwa CHF 40.—pro Person ansehnlich aber schliesslich wollen wir es uns nicht entgehen lassen im 41° warmen, mineralienreichen Wasser zu baden. Das Duschen mit Seife vor dem Bad ist obligatorisch und Brillen, sowie Kupfer- und Silberschmuck sollte nicht mit dem Wasser in Berührung kommen, um keinen Schaden zu nehmen. Es stehen auch noch ein Dampfbad und Hot Tub, sowie eine Bar am Wasserbecken zur Verfügung. Zudem bietet sich eine tolle Aussicht auf den Myvatn.

Entspannt und sauber kehren wir zurück auf unseren Campingplatz. Hier herrscht reger Wochenendbetrieb. Wir ergattern gerade noch einen Platz am Rande des Geländes, während immer mehr Wohnwagengespanne und Camper eintreffen. Anscheinend soll Morgen ein Fest mit Musik stattfinden.

Elsbeth nutzt die Gelegenheit, dass eine Waschmaschine zur Verfügung steht und wäscht unsere Wandersachen, während ich eine Wäscheleine spanne. Da die Sonne ja nur knapp eine Stunde untergeht, können wir die Wäsche ohne Weiteres über Nacht hängen lassen zumal das Wetter Morgen wieder gut sein soll.

Samstag, 03.07.2021
Ruhetag auf dem Camping Heidarbaer in Hveravellir

 

Heute ist für einmal kein Ausflug geplant. Wir verbringen den Tag im Liegestuhl, wechseln das Bettzeug und waschen die restliche Wäsche die wir im Wind trocknen lassen. Die Waschmaschine hat es auch gemütlich genommen für die zwei Durchläufe hat sie fast 7 Stunden gebraucht.
 

Um die Beine zu vertreten machen wir einen kleinen Spaziergang ins benachbarte Hveravellir. Im Dorf steht eine grosse Anlage mit Gewächshäusern, die mit Geothermie betrieben und beheizt wird. Darin wird Gemüse für den Isländischen Markt gezogen.
 

Der Campingplatz ist immer noch rappelvoll und immer wieder kommen zusätzliche Camper, die eine freie Ecke suchen. Viele der Gäste besuchen am Abend das Restaurant mit der Live-Musik. Da niemand im vollen Saal eine Maske trägt, ziehen wir es vor im Wohnmobil zu bleiben.
 

 

Sonntag, 04.07.2021
von Hveravellir nach Akureyri, 151 Km
Wanderung auf den Aussichtsberg Vindbelgjarfjall, 4.8 Km

 

Am Morgen beim Aufstehen ist es noch ziemlich neblig. Wir machen uns parat, füllen
den Frischwassertank auf und leeren das Grauwasser und fahren wieder in Richtung Reykjahlid am Myvatn.

Den Nebel haben wir hinter uns gelassen und so fahren wir bei schönstem Sonnenschein dem Ostufer des Sees entlang. Auf einer Seite erhebt sich der mächtige Kegel des Aschekraters Hverfjall und auf der gegenüberliegenden Seeseite unser Wanderziel der Vindbelgjarjall. Vorher machen wir aber noch einen kurzen Stopp auf einem Wanderparkplatz am See und machen dort einen kurzen Spaziergang durch ein Vogelschutzgebiet.
 

Dann erreichen wir den Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung und steigen zuerst durch ein Wäldchen mit niedrigen Birken, danach über den kahlen Schuttkegel im Zickzack hoch auf den Gipfel. Von dort geniessen wir den Blick über den See mit seinen unzähligen Inselchen, häufig mit einem kleinen Vulkankegel, und den Tafelbergen in der Ferne. Der Abstieg auf dem gleichen Weg geht flott.
 

Auf der Ringstrasse kommen wir zügig voran. Beim Godafoss machen wir nochmals Halt und bestaunen den eindrucksvollen Wasserfall. Dabei werden wir Zeuge, wie sich zwei Kajakfahrer über den Wasserfall wagen und sich in die Tiefe stürzen. Und dies, obwohl die Flüsse zurzeit wegen dem warmen Wetter extrem viel Wasser führen. So steht es zumindest auf der Webseite des «Islandic Meteorological Office».
 

In Akureyri, der zweitgrössten Stadt Islands, ergattern wir auf dem Lonsa Camping noch einen der letzten Plätze. Der Campingplatz macht zwar keinen sonderlich gepflegten Eindruck. Aber wir bleiben ja nur über Nacht und dafür können wir über die vorausbezahlte Camping-Card abrechnen.

Montag, 05.07.2021
von Akureyri nach Grenivik wieder zurück nach Akureyri und weiter nach Dalvik, 152 Km

Heute hängt der Nebel tief über der Küste des Eyjafjördur, der langgestreckten Bucht an der Akureyri liegt. Wir fahren wieder zurück ins Zentrum und kaufen in einem der grossen Supermärkte ein. Dann tanken wir noch voll und ergänzen unseren Adblue-Vorrat, da wir erstmals in Island eine Adblue-Tanksäule vorfinden.

Auf der anderen Seite des Fjordes fahren wir nach Norden und machen einen ersten Stopp in Laufas, dort befindet sich ein Museum mit einem historischen Grossbauernhof und einer Kirche, die erstmals 1047 erwähnt wird. Die heutige Kirche wurde 1865 erbaut. Im Museum ist eine Liste mit den Namen aller Priester und Pfarrherren seit dem Jahre 1047 aufgehängt

Die ältesten Gebäude des Gutshofes wurden im frühen 18. Jahrhundert erbaut und bestehen aus Holzgerüsten an denen Torfsoden aufgeschichtet sind. Auch die Dächer sind mit Torf gedeckt. in den alten Häusern sind verschiedene Räume wie Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad und Werkstatt zu besichtigen. Teile der Gebäude waren bis 1936 bewohnt.

In der Zwischenzeit scheint auch wieder die Sonne.

Nach einem Kaffee in Museumsrestaurant fahren wir bis fast ans Ende der Strasse ins kleine Dorf Grenivik. Viel gibt es hier nicht zu sehen. Wir folgen dann dem breiten Fluss Fnjöska auf der ungeteerten Strasse 835 durch ein schönes Tal bis wir wieder auf die Ringstrasse Nr 1 stossen. Von hier führt ein kostenpflichtiger Tunnel oder die Strasse Nr. 84, die wir gestern benutzt haben, auf die andere Seite der Berge nach Akureyri. Dann gibt es auch noch die alte 832 welche im Zickzack über den Berg führt. Wir entscheiden uns für die letzte Variante, obwohl ein Schild dass die Fahrt nur für 4WD Fahrzeuge gestattet ist erahnen lässt, dass diese Route nicht in besonders gutem Zustand ist. Tatsächlich geht es über enge, steile und ausgefahrene Kurven in die Höhe. Da eine der engen Brücken nicht mehr befahrbar ist, erleben wir auch unsere erste Bachdurchfahrt. Schliesslich erreichen wir den Scheitelpunkt und von dort geht es im selben Stil wieder runter nach Akureyri.

Hier machen wir nochmals Halt und schauen uns das Städtchen an, bevor wir, zum Teil wieder im Nebel, nach Dalvik weiterfahren. Auf dem Campingplatz beim Sportzentrum richten wir uns für die Nacht ein und machen noch einen kurzen Spaziergang durchs Dorf.

Dienstag, 06.07.2021
Von Dalvik nach Siglufjördur, 80 Km

Wir haben es heute nicht eilig. Der Nebel hängt immer noch entlang der Küste und bis Siglufjördur, unserem Tagesziel, sind es nur 80 Km. Die Strasse Nr. 82 folgt der wilden Küste. Wasserfälle donnern über die Klippen ins Meer und die Berge auf beiden Seiten des Fjordes sind noch mit Schnee bedeckt. Kurz vor Olafsfjördur machen wir unsere erste Erfahrung mit einem isländischen Strassentunnel. Dieser führt einspurig mit Ausweichstellen auf über 3 Km durch den Berg. Es gibt weder einen Fluchtstollen noch ein Belüftungssystem. Nur eine schwache Beleuchtung hängt an der Decke. Es ist signalisiert, welche Fahrtrichtung vortrittsberechtigt ist und welche Seite in den Ausweichbuchten Platz machen muss. Wir haben Glück und fahren hinter einem Tanklastwagen der auf jeden Fall Vortritt hat.

Nach Olafsfjördur führt die Hauptstrasse durch zwei weitere Tunnels von 7.4 und 3 Km direkt nach Siglufjördur. Wir wählen die alte Strasse die unbefestigt durch zwei wilde Bergtäler auf die andere Seite der Halbinsel und dann wieder der Küste entlang nordwärts nach Siglufjördur führt.

Wir erreichen das Fischereistädtchen kurz vor Mittag. Der Campingplatz mitten in der Stadt ist noch gut belegt, einige der einheimischen Wohnmobilisten sind erst am zusammenpacken und dabei abzureisen.

Wir machen einen Spaziergang durch den Ort, der heute noch etwa 1000 Einwohner zählt. Zur Blütezeit der Heringsfischerei von 1911 bis zum Einbruch der Fischbestände in den 1960er Jahren, waren es über 3000. Im Hafen liegen noch zwei grosse Fangschiffe. Die Solberg ist dabei den bereits tiefgefrorenen und auf Palletten gestapelten Fang zu entladen. Das andere Schiff macht sich zum Auslaufen bereit. Es gibt auch einige hübsche Kaffees und Restaurants am und um den Hafen.

Unser Interesse gilt aber dem Heringsmuseum. In drei Gebäuden wird die Geschichte der einst zahlreichen, meist von Norwegern gegründeten, Fischfabriken gezeigt. Im Bootshaus sind alte Fischerboote ausgestellt, die vor hundert Jahren zahlreich ausliefen um die begehrten Heringe zu fangen und in die Fabriken zu schaffen. Dort wurden die Fische entweder gesalzen und haltbar gemacht, oder zu Fischöl und Fischmehl verarbeitet. Diese Anlagen sind in den Gebäuden zwei und drei nachgebaut.

So geht der Nachmittag schnell vorbei. Wir bekommen sogar noch ein paar Sonnenstrahlen ab bevor wir uns ins warme Brummsli zurückziehen.

Nach dem Abendessen machen wir nochmals einen Verdauungsspaziergang und beobachten im Park neben dem Rathaus die kesse Dorfjugend.

Mittwoch, 07.07.2021
Ein weiterer Tag in Siglufjördur

Heute ist wieder richtig schönes Wetter. Wir bleiben deshalb nochmals einen Tag in Siglufjördur. Zuerst machen wir eine kurze Wanderung zum Leyningsfoss, einem kleinen Wasserfall etwas ausserhalb des Dorfes. Der Weg führt zuerst durch einen schönen Nadelwald mit vielen Heidelbeerstauden. Der Bergbach fällt da etwa 10 Meter in die Tiefe. Nicht spektakulär, aber sehr schön anzusehen und die vielen Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Dann führt der Weg über den grossen Golfplatz, bis er plötzlich endet. So gehen wir den gleichen Weg zurück zum Campingplatz und geniessen bei einem Glas Weisswein die Sonne im Liegestuhl.

Nach 17 Uhr machen wir uns auf zu einem der nahen Restaurants. Leider finden wir auf der Terrasse an der Sonne keinen Tisch mehr und müssen im Innern Platz nehmen. Die Pizza aus dem Holzofen schmeckt aber auch hier und es ist schön für einmal nicht selber kochen und abwaschen zu müssen. Die Preise im Restaurant bewegen sich, wie in bei den Lebensmitteln, etwa auf Schweizer Niveau. Lediglich Wein ist deutlich teurer.

Bis gegen 19 Uhr die Sonne hinter dem Berg verschwindet, sitzen wir im T-Shirt vor unserem Wohnmobil. Dann wird es kühler und wir gehen ins Innere an die Wärme.

Donnerstag, 08.07.2021
Von Siglufjördur nach Holar, 86 Km

Während der Nacht hat der Wind deutlich zugenommen, so dass wir am frühen Morgen die Fenster schliessen und die Campingstühle verstauen mussten. Zudem hat leichter Regen eingesetzt. Wir verkriechen uns daher nochmals unter der warmen Bettdecke und schlafen richtig aus.

Bis wir dann für die Weiterfahrt parat sind ist es auch schon wieder trocken und es zeigt sich die eine oder andere Lücke in der Wolkendecke. Wir fahren auf der Halbinsel Tröllaskagi nach Süden. Die Küste zeigt sich bei stürmischem Wind und wechselndem Licht in tollen Farben.

In Hofsos, einem kleinen Küstenort, machen wir einen kurzen Halt. Das kleine Auswanderungsmuseum am Hafen ist allerding geschlossen, bietet aber einige hübsche Fotosujets. Dann gibt es noch die Kirche mit dem blauen Blechdach und das toll gelegene Schwimmbad direkt über dem Fjord.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Holar, unserem Tagesziel. Der Campingplatz liegt mitten im dichten Nadelwald. Wir können uns einen Platz aussuchen, da nur noch jemand mit einem Zelt hier ist. Dann gehen wir ein kurzes Stück durch den Wald ins Zentrum des kleinen Ortes, der Bischofssitz für Nordisland ist. Das Dorf ist sehr überschaubar. Es gibt ein Hotel, eine Landwirtschaftliche Schule mit den Studentenunterkünften und eine Kirche, deren Ursprung auf das 11. Jahrhundert zurückgeht. Das heutige Gotteshaus, das als Dom bezeichnet wird, stammt aus dem Jahr 1763 und ist die älteste Steinkirche Islands. Das Taufbecken aus dem Jahr 1674 soll aus einem auf einer Eisscholle aus Grönland angeschwemmten Speckstein gemeisselt sein. Zudem können die Torfhäuser eines mittelgrossen Bauernhofes besichtig werden.

Den Rest des Tages verbringen wir auf unserem idyllischen Plätzchen im Wald.

Freitag, 09.07.2021
Wanderung von Holar auf den Gvendarskal, 5.4 Km, 364 Höhenmeter

Heute ist wieder Wandern auf dem Programm. Und zwar bei strahlendem Sonnenschein.

Es ist zwar nur eine kurze Tour, wir machen uns aber doch schon bald nach dem Morgenessen auf den Weg. Zuerst geht es gemütlich, leicht ansteigend durch den Wald oberhalb von Holar. Der dichte Mischwald ist erstaunlich Artenreich. Er besteht aus den verschiedensten Nadel- und Laubbäumen und die kleinen Lichtungen sind mit unterschiedlichen Blumen übersäht.

Mit Hilfe eines Überstiegs überwinden wir einen Zaun, der den Wald vor den grasenden Schafen schützt. Ab hier ändert sich die Vegetation schlagartig. Es gibt nur noch Heidelbeer- und Preiselbeerstauden sowie spärliches Gras. Aber auch Blumen wie Alpenaster oder kleiner Enzian, die wir aus dem Alpenraum kennen, sind neben anderen Blumen auszumachen. Nur scheinen diese noch kleiner zu sein als wir sie von unseren Bergwiesen kennen.

Jetzt steigt der schmale, steinige Weg steil an und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Schliesslich erreichen wir das Ziel unserer Wanderung. Es ist kein Berggipfel, sondern lediglich eine Art Terrasse am Hang des Bergzuges, der die eine Seite des Tales begrenzt. Ab hier gibt es keine weiteren markierten Wege mehr auf die höher gelegenen Gipfel.

Es bietet sich uns aber eine tolle Aussicht auf die unter uns liegenden Täler mit ihren verzweigten Flussläufen, die umliegenden Berge und das blaue Meer im Westen. Wir treffen hier oben noch auf ein Paar aus Bern, das mit der gleichen Fähre wie wir in Island angekommen ist und mit ihrem Landrover drei Wochen auf der Insel unterwegs ist.

Nach einer kurzen Pause nehmen wir den Abstieg in Angriff. Es geht im steilen Gelände besser, als wir beim Aufstieg befürchtet haben und so sind wir nach 3 ½ Stunden wieder auf dem Campingplatz. Nach der Dusche wird noch die Wanderkluft gewaschen und zum Trocknen an die Sonne gehängt und dann geniessen wir das angenehm warme Wetter im Liegestuhl.

 

Samstag, 10.07.2021
Von Holar um die Halbinsel Skagi nach Skagaströnd, 138 Km

Einmal mehr scheint die Sonne. Wenn man dem Wetterbericht glauben kann, soll es aber ab Montag ändern und auf der ganzen Insel immer mal wieder regnen. Was soll’s wir freuen uns vorerst über den heutigen sonnigen Tag und setzen unsere Reise fort.

Bevor es ins Hochland geht, fahren wir der Küste entlang. In Saudarkrokur, einem kleinen, anscheinend boomenden Ort, finden wir nach langem Suchen einen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte wieder auffüllen können. Viele Strassen, Wohnquartiere und Industriezonen scheinen erst kürzlich neu gebaut worden zu sein. Am Hafen finden wir dann auch eine mögliche Erklärung. Dort stehen nämlich mehrere, ebenfalls neue, Fisch- und Seefrüchteverarbeitungsbetriebe.

Kurz nach dem Städtchen biegen wir von der Hauptstrasse ab und folgen der unbefestigten Strasse 745, welche um die Halbinsel Skagi führt. Immer wieder ziehen Nebelschwaden vom Meer her ins Landesinnere, welches fast unbewohnt scheint. Hin und wieder ein Bauernhof oder ein einzelnes einsames Haus stehen entlang der Strasse. Diese ist teilweise gut befahrbar, es gibt aber immer wieder Passagen mit tiefen Schlaglöchern oder Querrillen die das Fahren unangenehm machen.

Schliesslich erreichen wir das nördliche Ende, umrunden dieses und fahren jetzt wieder nach Süden. Die Westküste scheint freundlicher. Es hat keinen Nebel mehr und die Bauernhöfe sind umgeben von saftigen Wiesen, auf denen Kühe und Islandpferde grasen. Im Osten waren nur Schafe auf den kargen, steinigen Weiden zu sehen.

Gegen 14 Uhr erreichen wir unser Tagesziel Skagaströnd. Auf dem grossen Campingplatz finden wir schnell ein passendes Plätzchen. Dann spazieren wird durch den 450 Seelenort. Wie üblich gibt es ein, zwei Kaffees, eine kleine Kirche, den Hafen und, wie in den meisten isländischen Siedlungen, ein beheiztes Freibad. Etwas ausserhalb ist der Golfplatz angelegt. Baden und golfen sind die grossen Leidenschaften der Isländer. In einem kleinen Park sind noch Plastiken aus Schrott und alten Drahtseilen aufgestellt.

Beim Hafen führt, von einem Picknickplatz aus, ein ausgeschilderter Spazierweg in ein Naturschutzgebiet an der Küste. Unser Versuch dieses zu betreten wird aber von laut kreischenden Seeschwalben, die im Tiefflug knapp über unseren Köpfen kreisen, unterbunden. Alfred Hitchcock’s «Die Vögel» lässt grüssen. Wir kehren zurück zum Campingplatz und legen uns auf unseren Liegestühlen in die Sonne.

Sonntag, 11.07.2021
Von Skagaströnd nach Hveravellir, 131 Km

 

Heute geht es weg von der Küste ins Hochland, wieder bei schönstem Sonnenschein. Es sind nur wenige Kilometer bis wir die Halbinsel Skagi vollständig umrundet haben und auf die Ringstrasse treffen. Aber schon nach wenigen hundert Metern verlassen wir diese in Blönduos wieder nachdem wir den Dieseltank aufgefüllt haben und nehmen die Strasse 731, die fast parallel zur Ringstrasse nach Südosten führt und schliesslich in die Strasse 35, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung durch das Hochland mündet. Die F35 wird auch von einer Busverbindung zwischen Reykjavik und Akureyri bedient und weist keine Furten auf, sondern überquert die Flüsse auf Brücken. Allerdings ist die unbefestigte, staubige Strasse stellenweise sehr ruppig mit vielen Querrillen. Umso höher ist die Leistung der zahlreichen Radfahrer zu gewichten, denen wir auf der Strecke begegnen und die in den Staubwolken der Fahrzeuge wohl die Luft anhalten müssen.
 

Die Fahrt führt uns durch das karge, baumlose Hochland. Vorbei an verschiedenen Stauseen sehen wir in der Ferne die Kuppen der Gletscher Langjökull und Hofsjökull. Die Beiden Eisriesen sind mit 953 Km2 und 925 Km2 die zweit- und drittgrössten Gletscher Islands. Noch grösser ist der Vatnajökull mit 8100 Km2, der grösste Gletscher Europas ausserhalb Grönlands. Diesen werden wir aber erst später zu Gesicht bekommen.
 

Schliesslich erreichen wir unser Tagesziel, das Geothermalgebiet Hveravellir. Wir stellen unser Brummsli auf dem Campingareal ab und schauen uns zuerst einmal die heissen Quellen in der Umgebung an. Es brodelt überall und das 80 – 100 Grad heisse Wasser sprudelt in kleinen Fontänen an die Oberfläche.
 

Dann machen wir einen kurzen Spaziergang zur Lavahöhle Eyvindarhellir. Hier ist die flüssige Lava unter der bereits Erstarrten durchgeflossen und hat einen niedrigen Kanal unter der Oberfläche hinterlassen. Ein Stück weiter steht der Eyvindarrett, eine riesige aufgeplatzte und erstarrte Lavablase.
 

Zurück in Hveravellir nutzen wir die Gelegenheit im warmen Wasser eines künstlich angelegten Geothermalpools zu Baden.  Über eine Leitung wird kochend heisses und über eine Zweite kaltes Wasser in das Becken geleitet. In der Mischung dann schön heisses, entspannendes Badewasser mit unterschiedlichen Temperaturzonen.
 

Immer noch haben wir fast wolkenlosen Himmel und so holen wir die Liegestühle aus dem Stauraum und legen uns in die Sonne.

Montag, 12.07.2021
Wandern zum Krater Strytur, 13 Km

Wie vom Wetterbericht vorausgesagt, scheinen die Sonnentage vorerst vorbei zu sein. Es weht heute Morgen ein stürmischer Wind und von Westen her drohen schwarze Wolken. In Hveravellir selber gibt es noch Lücken in der Wolkendecke und so starten wir, mit allem möglichen Regenzeug ausgestattet, wie geplant die Wanderung zum ehemaligen Vulkan Strytur.

Vorerst folgen wir dem gleichen Weg wie gestern bis zur Lavahöhle Eyvindarhellir und der Lavablase Eyvindarrett. Übrigens ist die Höhle nach dem Viehdieb Eyvindur benannt, der sich angeblich im 18. Jahrhundert 20 Jahre lang mit seiner Frau im Hochland versteckt hielt und in der Höhle gehaust haben soll. Der Lavahügel Eyvindarrett (Schafspferch des Eyvindur) ist nach ihm benannt. Das Paar soll auch die Winter hier verbracht haben und in den heissen Quellen Schafe und Schneehühner gekocht haben.

Wir folgen dem Pfad, stets leicht ansteigend, durch die kargen Lavafelder bis wir schliesslich den Strytur erreichen. Der Krater mit dem erstarrten Lavasee ist zum Teil noch mit Schnee bedeckt. Es handelt sich um einen sogenannten Schildvulkan. Diese sind nicht besonders hoch, dafür bedecken sie ein grosses Gebiet. Schildvulkane stossen dünnflüssige, schnellfliessende Lava in grossen Mengen aus, die sich rasch in der Fläche verteilt.

Da der Wind immer noch nicht nachgelassen hat, machen wir uns rasch auf dem gleichen Pfad wieder auf den Heimweg. Jetzt haben wir Rückenwind und dadurch geht es bergab noch schneller. Es scheint, dass sich der angekündigte Regen verzögert und so kommen wir trocken bei unserem Stellplatz an. Allerdings sind dank dem kalten Wind unsere Mützen zum Einsatz gekommen.  

Wir verbringen den Rest des Tages in unserem windgeschützten Wohnmobil und beobachten Neuankömmlinge, die im Sturm ihre Zelte aufstellen müssen.

Dienstag, 13.07.2021
Von Hveravellir über Kerlingarfjöll nach Geysir, 125 Km

Das Wetter hält sich ganz ordentlich heute Morgen. Je nachdem in welche Richtung wir schauen gibt es blauen Himmel oder tiefschwarze Regenwolken. Wir fahren bei trockenem Wetter los, sind von Hveravellir, das ja etwas abseits liegt, wieder auf der F35 und fahren weiter nach Süden. Wir haben das Gefühl die Strasse wird immer ruppiger, tiefe Querrillen, grobe Steine und tiefe Löcher machen uns das Leben schwer. Beim Kreuzen kommen wir mit einem Franzosen mit einem Hymer Sprinter 4x4 ins Gespräch. Er sagt uns, dass er den Luftdruck der Reifen reduziert hat, und dass das Fahren so viel angenehmer ist. Eigentlich habe ich es ja auch so gelesen und reduziere den Druck vorne von 3.5 auf 2.5 Bar und hinten von 4.3 auf 2.8 Bar. Tatsächlich fährt es sich so viel weicher und die Bodenunebenheiten sind kaum noch spürbar.

Schliesslich erreichen wir die Abzweigung nach Kerlingarfjöll. Entgegen unseren Erwartungen sind alle Flussübergänge auf zum Teil neuen Brücken befahrbar. Heute ist also nichts mit Furten durchfahren. Schon bald passieren wir den Campingplatz von Kerlingarfjöll und fahren die Strasse weiter in Richtung der Geothermalgebiet Hveradalir. Die Strasse, die einer tiefen Schlucht folgt, wird immer steiler und die Fahrrinnen und Löcher immer tiefer. Wir entschliessen uns, das Auto abzustellen und das letzte Stück zu Fuss zugehen, obwohl immer noch etliche Besucher mit ihren gemieteten 4x4 Duster und Subaru an uns vorbeiziehen und ganz bis zum Parkplatz hochfahren.

An den vielfarbigen Hängen dampft und brodelt es. Ein gut ausgebauter mit Stufen versehener Pfad führt auf schmalen Graten durch das vulkanisch aktive Gebiet. Wir betrachten die faszinierende Landschaft für einmal nur aus der Ferne und verzichten auf den steilen Auf- und Abstieg und kehren zurück zu unserem Brummsli. Langsam geht es, die Gletscherzungen des Hofsjökull vor Augen, wieder zurück ins Tal und auf die F35.

Vor uns liegen dichte, tiefhängende Wolken und schliesslich fängt es an zu Regnen. Das hat zumindest den Vorteil, dass der feine Staub der letzten Tage von unserem Fahrzeug gespült wird. Endlich endet die Schotterstrasse und wir können auf der asphaltierten Strasse sanft dahinrollen.

Als wir am Visitorcenter des Gullfoss ankommen, haben wir Glück und der Regen hört, zumindest für einige Zeit, auf. Wir steigen auf dem schön ausgebauten Weg hinunter, wo sich der Fluss Hvita über zwei Stufen 32 Meter in eine enge Schlucht stürzt. Wegen dem Sprühnebel ist es von Vorteil regenfeste Kleidung anzuziehen. Eine Gedenktafel erinnert an Sigridur Tomasdottier, die in den 1920er Jahren verhindert hat, dass der Hivita für ein Kraftwerk aufgestaut wird und der Wasserfall für immer verschwindet.

Kaum sind wir beim Auto fängt es auch schon wieder an zu regnen. Es sind jetzt allerdings nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel dem Skjol Campingplatz kurz vor Geysir. Auf dem riesigen Areal sind nur wenige Wohnmobile und Wohnwagen, so dass wir uns problemlos eine ruhige Ecke aussuchen können.

Mittwoch, 14.07.2021
Von Geysir nach Thingvellir, 108 Km

Heute herrscht richtiges Islandwetter. Tiefhängende Wolken und immer wieder Regenschauer. Also machen wir unsere Gummistiefel und die beiden Armeeregenschütze parat.

Wir fahren ins Geothermiegebiet von Geysir. Es ist offensichtlich, dass Reykjavik nicht weit ist und diese Gegend zu den Zielen vieler Touristen gehört. Neben dem Informationszentrum liegt ein grosser Parkplatz der auch für Reisebusse genügend Raum bietet. Die Anzahl Besucher ist daher auch ungewohnt hoch.

Hauptattraktion ist die Springquelle, die weltweit allen ihrer Art den Namen «Geysir» gegeben hat. Allerdings ist die Grösste, welche ihre Fontäne bis zu 80 Meter hoch gespuckt hat, seit 1916 meist inaktiv. Nur gelegentlich kommt es noch zu Aktivitäten. Dafür schiesst der Strokkur immer noch zuverlässig alle 5 – 10 Minuten einen Wasserstrahl 15 – 30 Meter in die Luft.

Wir hängen unsere Regenpelerinen zum Trocknen in die Duschkabine und fahren weiter in Richtung von Thingvellir. Hier ist das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen Kontinentalplatten besonders deutlich zu sehen. Der Grabenbruch mit vielen Spalten gehört wie der Gullfoss und Geysir zum Goldenen Kreis. Also der Route die vor allem auch für Kurzzeittouristen zum Pflichtprogramm gehört.

Vorher umrunden wir aber noch den See Thingvallavatn. Hier würden sich einige schöne Wanderungen anbieten. Allerdings verzichten wir wegen dem Regen darauf. Vielleicht haben wir ja nochmals die Gelegenheit, wenn wir von den Westfjorden zurück in die Region Reykjavik fahren. Auf jeden Fall bieten sich uns einige schöne Ausblicke auf den grossen See.

Schliesslich erreichen wir den fast leeren Campingplatz von Thingvellir und richten uns auf dem riesigen Areal ein. Für den nächsten Tag ist etwas besseres Wetter vorausgesagt und so entschliessen wir uns die vorgesehene Wanderung durch den ersten Nationalpark Islands auf Morgen zu verschieben.

Donnerstag, 15.07.2021
Wanderung im Isländischen Nationalheiligtum Thingvellir, 12.5 Km

Eigentlich macht das Wetter heute nicht richtig Lust auf wandern. Aber schliesslich sind wir in Island und zu Island gehört halt auch das isländische Wetter. Das heisst, der eine oder andere Regentag ist unvermeidlich und heute ist so einer. Aber zuerst ziehen wir uns die Decke nochmals über die Nase und «bänzelen» noch ein wenig. Aber schliesslich hilft alles nichts, es ist ja auch kein Dauerregen, sondern ein feines Nieseln. Wir montieren also Regenhose, Regenjacke und für den Fall, dass es ganz schlimm kommt haben wir ja noch unsere Pelerinen aus Schweizer Armeebeständen.

Unser Campingplatz liegt in unmittelbarer Nähe des kontinentalen Grabenbruches, wo die Kontinentalplatten 1 – 18 mm pro Jahr auseinanderdriften. Schon bald erreichen wir auf dem komfortablen Bohlenweg den Öxararfoss, einem kleinen Wasserfall, der von der Lavaklippe in die Spalte stürzt und schliesslich in den Thingvallavatn fliesst. Nur wenige hundert Meter weiter wandern wir durch die Allmännerschlucht. Diese hat für die Isländer grosse historische Bedeutung. Bereits um das Jahr 930 wurde hier durch die Wikinger das erste demokratische Parlament der Welt, das Althingi, geschaffen. Die Versammlungen fanden unter freiem Himmel statt. Es wurden Gesetze erlassen und Recht gesprochen, sowie Hinrichtungen vollzogen. Frauen wurden ertränkt, Männer geköpft und Hexen, sowie Hexer verbrannt.

Weiter geht unsere Wanderung, vorbei am Visitor-Center, zur Silfraspalte.  Der durch Verwerfungen entstandene Graben, der in den See mündet ist mit kristallklarem Wasser gefüllt und bis zu 40 Meter tief. Ein Höhlensystem reicht noch bedeutend tiefer. Hier werden geführte Tauch- und Schnorcheltouren angeboten. Wie wir feststellen wird das Angebot rege genutzt. Viele Schnorchler werden in ihren Neoprenanzügen durch die Tourguides instruiert bevor sie ins eiskalte Wasser steigen.

Wir marschieren weiter, vorbei an der kleinen Thingvalla Kirche und der Sommerresidenz des isländischen Premierministers und verlassen schliesslich die breiten Bohlenwege. Ein schmaler Pfad führt uns durch moosbewachsene Lavafelder die von tiefen Spalten durchzogen sind bis zum 1936 verlassenen Hof Skogarkot und schliesslich zurück zum Campingplatz.

Hier bezahlen wir die Gebühr für eine weitere Übernachtung. Obwohl sich das Wetter recht gut gehalten hat, haben wir einiges an feuchten Kleidern aufzuhängen. Wir nutzen deshalb für einmal nicht die Dusche im Wohnmobil, sondern diejenige auf dem Platz.

Freitag, 16.07.2021
Von Thingvellir nach Husafell, 94.1 Km

 

Immer noch ist es unfreundlich und nieselt. Wir machen uns trotzdem an die nächste Etappe. Vorher füllen wir aber noch den Frischwassertank auf.
 

Dann fahren wir auf der Strasse F550 quer durch den Thingvellir Nationalpark nach Norden. Schon bald weicht der Asphalt wieder einer Schotterpiste. Mit reduziertem Luftdruck ist diese aber recht komfortabel zu meistern. Kontinuierlich steigt sie auf über 700 Meter an und führt durch eine vegetationslose Mondlandschaft. Nur die Piste, Steine und wir. Zu unserer Rechten scheinen immer wieder die Eisfelder des Gletschers Langjökull durch die Wolkenschwaden.
 

Schliesslich zweigen wir ab auf die Strasse F551 die uns näher zum Gletscher bringt. Von hier starten die grossen Monstertrucks und fahren die Touristen auf den Gletscher. Heute hält sich der Andrang allerdings in Grenzen.

Jetzt zeigt sich sogar kurz die Sonne und gibt den Blick frei auf die riesigen Eisfelder mit ihren Spalten. Markierungen zeigen, wie sich das Eis seit 1940 deutlich zurückgezogen hat.
 

Wir erreichen schliesslich unser Tagesziel, den beliebten Ferienort Husafell. Es gibt hier allerdings keinen Dorfkern, sondern es handelt sich vielmehr um eine ausgedehnte Streusiedlung in einem Birkenwald. Wir lassen Husafell allerding erst einmal links liegen und fahren ein Stück weiter zu den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss. Bei den Hraunfossar sprudelt das Wasser auf breiter Front aus dem Untergrund eines Lavafeldes in den Fluss Hvita. Beim Barnafoss handelt sich um eine Engstelle, durch die das Wasser des Hvita in die Tiefe rauscht. Gemäss einer Sage, soll der Fluss hier von einer natürliche Steinbrücke überspannt worden sein. Beim Überqueren sollen zwei Kinder ertrunken sein, worauf deren Mutter die Brücke zerstört hat.
 

Wir fahren wieder zurück nach Husafell und suchen uns auf dem ausgedehnten Campingplatz ein schönes Plätzchen.

Samstag, 17.07.2021
Von Husafell nach Hvammstangi, 117 Km

Heute scheint wieder die Sonne und es ist fast wolkenlos. Wir wollen wieder zurück an die Nordküste, denn als nächste Region stehen die Westfjorden auf dem Programm. Das ist der ausgefranste Zipfel im Nordwesten der Insel mit seinen vielen Fjorden.

Nach einigen Diskussionen entscheiden wir uns nicht für die Strecke über die Ringstrasse, sondern für die F578 die quer durchs Hochland, zuerst entlang dem Gletscher Langjökull führt, dann einen Schlenker nach Nordwesten macht und schliesslich bei der Halbinsel Vatnsnes endet.

Es ist unsere erste Strecke, die nur mit richtigen 4x4 Fahrzeugen befahren werden darf, deshalb wollen wir einfach mal nach und nach schauen ob unser Brummsli den Bedingungen gewachsen ist.

Schon wenige Kilometer nach Husafell endet die asphaltierte Strasse und ist, bis zur Lavahöhle Surtsvellir, problemlos befahrbar. Hier machen wir unseren ersten Halt um Islands tiefste Lavahöhlen zu besichtigen. Diese sind vermutlich vor etwa 1100 Jahren bei einem Vulkanausbruch unter dem Gletscher Langjökull entstanden. Dabei ist die flüssige Lava unter der bereits erstarrten Oberfläche durchgeflossen und hat einen tunnelartigen Hohlraum hinterlassen. Dieser ist teilweise eingestürzt und jetzt von oben sichtbar.

Ab jetzt wird die Piste deutlich schmaler und windet sich durch die mit fast weissem Moos bewachsenen Lavafelder. Im Hintergrund glänzt die beinahe 50 Kilometer breite Eiskuppe des Langjaköll in der Sonne. Wir sind fast alleine nur zwei Fahrzeuge lassen wir überholen, da diese auf der recht gut unterhaltenen Strasse deutlich schneller fahren als wir. Wir folgen im Wesentlichen dem Fluss Hvita, dessen Wasserfälle wir gestern bei Husafell besichtigt haben.

Im Internet haben wir Berichte über die 100 Meter breite und 40 cm tiefe Furt gelesen, durch die der Fluss überwunden werden muss. Als wir dort ankommen, ist diese aber durch eine nagelneue Brücke ersetzt. Wir müssen also weiter auf unsere erste Durchquerung einer Furt warten.  

Ab jetzt wird die Piste wesentlich ruppiger, weist steile Aufstiege und tiefe Fahrrinnen auf. Zudem ist sie nur fahrzeugbreit und etwa 50 cm unter dem Niveau der Umgebung. Ein Kreuzen oder Ausweichen wäre also ein ziemliches Unterfangen. Wir haben aber Glück und bringen diesen Abschnitt ohne Gegenverkehr hinter uns.

Die Landschaft ist jetzt weniger steinig und weist unzählige kleine und grössere Seen auf. Die Flüsse fliessen jetzt nicht mehr nach Süden, sondern nach Norden. Wir folgen einem von ihnen, dem Austura. Hier begegnen wir auch wieder vermehrt anderen Fahrzeugen, häufig sind es Angler, die ihrem Hobby frönen.

Wir machen einem entgegenkommenden Landcruiser Platz. Der Fahrer hält an, lässt das Fenster runter und gibt sich Schweizer zu erkennen. Das Paar hat auch ein Bimobil Fahrzeug in der Schweiz, ist jetzt aber für kurze Zeit mit dem Mietwagen in Island unterwegs.

Schliesslich erreichen wir nach über 100 Km die Ringstrasse und fahren noch weinige Kilometer auf die Halbinsel Vatnsnes bis nach Hvammstangi auf den schönen, hoch über dem Dorf gelegenen, Campingplatz. Hier wollen wir für zweit Tage bleiben. In der Umgebung gibt es Robbenkolonien, die wir besuchen wollen.

Heute können wir wieder einmal draussen in der Abendsonne essen, denn es ist angenehm warm. Zudem bietet der Platz eine Wachmaschine, so dass das Nötigste wieder gewaschen werden kann.

Sonntag, 18.07.2021

Ruhetag in Hvammstangi

Das Wetter ist immer noch prächtig und wir legen wie geplant einen Ruhetag ein. Die Waschmaschine auf dem Platz gibt uns Gelegenheit, alles, was sich seit dem letzten Waschtag in Heidarbär so angesammelt hat, zu waschen. Den Tag verbringen wir sonst an der Sonne und machen nur einen kurzen Spaziergang ins Dorf. Dank schnellem Internet können wir auch wieder alle Fotos hochladen und sichern. Zudem haben wir Zeit, die diversen Akkus zu laden.
 

Montag, 19.07.2021
Von Hvammstagi rund um die Halbinsel Vatnsnes, 101 Km

 

Heute wollen wir die Halbinsel Vatnsnes von Hvammstagi aus umrunden und dann wieder auf den Campingplatz Hvammstagi zurückkehren. Zuerst kaufen wir aber im gut ausgestatteten Supermarkt am Hafen ein. Dadurch sind unsere Vorräte wieder für eine Woche aufgefüllt um unsere Standardmenüs zuzubereiten. Dazu gehören: hin und wieder Eier mit Speck zum Frühstück, abwechselnd mit Müesli oder frischen Brötli aus dem Omnia Campingofen mit Konfitüre, Honig und Käse und zum Nachtessen Shakshuka, Spaghetti mit Fertigsauce, Chickencurry mit Reis, Hörnliauflauf, Cinque Pi und grilliertes Fleisch mit Beilage.
 

Dann fahren wir entlang der Küstenstrasse nach Norden. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir den ersten markanten Punkt. Es handelt sich um einen runden Schafspferch, einen der wenigen direkt an der Küste. Zudem mutet die Konstruktion mit ihrer eigenen Form fast wie ein Kunstwerk an. Der Pferch mit seinen verschiedenen Abteilungen wird genutzt um die Schafe im Herbst, nach der Sommerweide in den Bergen, zu sortieren und den Eigentümern zuzuordnen.  
 

Beim Parkplatz steht noch eine Tafel, auf der die Besucher in vier Sprachen aufgefordert werden Bilder der Halbinsel im Internet zu posten und von der Schönheit der Landschaft zu berichten. Aber auch auf den schlechten Zustand der Strasse aufmerksam zu machen. Die Bewohner versuchen schon länger bei der Regierung eine Sanierung der Fahrbahn zu erreichen. Allerdings bis jetzt erfolglos.
 

Die Halbinsel Vatnsnes ist bekannt für ihre verschiedenen Robbenkolonien entlang der Küste. Eine davon befindet sich beim Bauernhof Illugastadir. Der breite Fussweg führt zuerst an brütenden Seeschwalben vorbei. Diese sind aber, entgegen unserer früheren Erfahrungen, nicht aggressiv gegen die Touristen. Die Vögel sind hauptsächlich damit beschäftigt Futter für ihre Jungen herbeizuschaffen. Dann erreichen wir das Meer, wo gerade Ebbe herrscht. Auf verschiedenen kleinen Felseninseln, unweit der Küste, sehen wir jetzt eine ganze Reihe von Robben, die sich auf dem weichen Seetang räkeln.
 

Kurz vor der Nordspitze der Halbinsel liegt das Restaurant Geitafell, welches sowohl bei Tripadvisor als auch in unserem «lonely palnet Reiseführer» erwähnt und für seine Fischsuppe gerühmt wird. Wir machen deshalb halt und bestellen die Suppe mit frischem Brot. Diese schmeckt tatsächlich ausgezeichnet und auch der Skyrkuchen ist sehr gut. Auch hier bewegen sich die Preise auf Schweizer Niveau oder sogar noch leicht darüber. Das Bier aus der goldfarbenen Dose ist mit umgerechnet etwa 12 Franken, wie Alkohol in allen nordischen Ländern, sehr teuer.
 

Gut gestärkt fahren wir weiter, und erreichen die nächste Sehenswürdigkeit. Es handelt sich um einen 15 Meter hohen Felsen im Meer. Beim Hvitserkur soll es sich um einen Troll handeln, der beim Versuch das Kloster von Thingeyrar zu zerstören, vom Sonnenaufgang überrascht und versteinert wurde.
 

Nur wenige Kilometer weiter liegt Borkarvirki, eine der wenigen bekannten Wikingerfestungen Islands. Die auf einem Hügel gelegenen Mauerreste stammen aus dem 10. oder 11. Jahrhundert und liegen in einer Senke zwischen natürlichen 10 – 15 Meter hohen Basaltsäulen. Es sind die Grundrisse von Steinhütten und die Reste eines Brunnens zu sehen. Von der Anlage aus konnte die ganze Umgebung überblickt und kontrolliert werden.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis wir die Ringstrasse erreichen und von dort nach Hvammstagi auf den Campingplatz zurückkehren.

Dienstag, 20.07.2021
Von Hvammstangi nach Drangsnes, 178 Km

Heute fahren wir Richtung Westfjorden. Einer der abgelegensten Gegenden Islands. Charakteristisch für die wenig besiedelte Gegend sind die vielen Fjorde, die letztlich dafür verantwortlich sind, dass die Kilometerleistung in den nächsten Tagen ansteigen wird.

Wir kehren von Hvammstangi zurück auf die Ringstrasse und folgen dieser bis ans Ende des Hrutafjördur und biegen dort auf die Strasse 68 ein, die uns dem Fjord entlang wieder 35 Km nach Norden führt. Wir folgen der Küstenstrasse weiter und sind begeistert von der tollen Landschaft. Das wechselnde Wetter mit Sonne, Wolken und blauem Himmel, aber auch Nebel- und Wolkenbänken die von den Bergen in die Täler ziehen, lassen die Landschaft aus Meer, grünen Hügeln und schroffen Basaltfelsen immer wieder in neuem Licht erscheinen.

Kurz vor Holmavik am Steingrimsfjördur machen wir an einem der Picknickplätze eine Pause. Auf einer Informationstafel erfahren wir, dass das viele Schwemmholz, welches an den Ufern rund um Island angeschwemmt wird, aus Sibirien stammt und 5 – 10 Jahre unterwegs ist bis es hier an die Küste gespült wird. Früher wurden die Stämme auf der fast baumlosen Insel als begehrtes Bau- und Brennholz genutzt. Diese Bedeutung hat das Schwemmgut heute aber verloren.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Drangsnes, unserem Tagesziel. Auf dem Campingplatz sind nur wenige Touristen, etliche davon sind aber Schweizer. Wir suchen uns einen ebenen Platz auf der Wiese, das erspart uns das unterlegen der Hebekissen um das Niveau auszugleichen.

Das Dorf mit seinen 67 Einwohnern ist schnell erkundet. An der Hauptstrasse, direkt in der Küstenbefestigung, gibt es drei geothermal beheizte Hot Pots, die kostenlos genutzt werden können. Auch Umkleidekabinen und Duschen sind vorhanden, denn Isländer erwarten, dass vor der Nutzung solcher Becken geduscht wird.

Zusätzlich hat der kleine Ort auch noch ein kleines Schwimmbad. Gleich daneben steht der Felsen Kerling. Dabei soll es sich um eine versteinerte Troll Frau handeln. Diese wurde beim Versuch die Westfjorden vom Rest Islands zu trennen vom Sonnenlicht überrascht und in Stein verwandelt.

Da es zu regnen beginnt, verbringen wir den Abend im warmen und trockenen Wohnmobil.

Mittwoch, 21.07.2021
Von Drangsnes der Strandir-Küste entlang nach Nordörfjördur und wieder zurück, 209 Km

 

Für heute ist starker Wind vorhergesagt und tatsächlich haben wir weisse Schaumkronen auf dem Meer. Wir beabsichtigen die wilde Strandir-Küste bis nach Nordörfjördur abzufahren. Auf der teilweise sehr schlechten Strasse geht es um verschiedene Fjorde. Wir müssen beim Fotostopps immer darauf achten woher der Wind weht. Entweder müssen wir die Autotür mit aller Kraft aufstossen oder mit beiden Händen festhalten, damit sie nicht aus den Angeln gerissen wird. Kurz vor dem kleinen Ort Djupavik geht es über einen Bergkamm. Hier bläst der Wind so stark von der Seite, dass wir das Gefühl haben wir kippen nächstens um. In Djupavik stehen noch die Reste einer alten Fischfabrik aus besseren Zeiten und am Strand liegt das Wrack der MS Suderland und rostet vor sich hin.
 

Schliesslich erreichen wir Nordörfjördur. Der Ort besteht nur aus ein paar wenigen Häusern, einem Hotel, Campingplatz und einem Hafen. Ein kleines Stück weiter um die Felsnase herum liegt das Schwimmbad Krossneslaug. Hier kann zur Sommersonnenwende vom warmen Pool aus die Mitternachtssonne beobachtet werden. Von Nordörfjördur aus folgen wir noch ein Stück der Strasse 649. Diese wird aber immer schlechter, so dass wir dem Track nicht mehr um den letzten Fjord folgen, wo die Strasse endet und auf der Karte nur noch Wanderwege eingezeichnet sind.
 

Auf dem gleichen Weg rumpeln wir wieder zurück nach Drangsnes. Dank des immer noch starken Windes ist die Luft klar und die schroffen Berge und grünen Hügel deutlich sichtbar. Wie schon auf dem Hinweg herrscht auf der holprigen Strasse ordentlich Verkehr. Es gibt aber genügend Ausweichstellen um zu kreuzen oder Schnellfahrern den Vortritt zu lassen.
 

Erst am Abend lässt der Wind plötzlich nach und wir machen nochmals einen Spaziergang durch das Dörfchen Drangsnes.

Donnerstag, 22.07.2021
Von Drangsnes nach Isafjördur, 261 Km

Heute fahren wir eine längere Strecke. Unser Tagesziel ist Isafjördur, die Hauptstadt der Westfjorden. Zuerst wollen wir aber beim kleinen Supermarkt in Drangsnes noch volltanken. Seit Husafjell haben wir nämlich das Gefühl, dass die Tankanzeige schon wieder nicht richtig anzeigt. Bereits bei der Fahrt zum Langjökull hat die Tankuhr plötzlich wieder voll angezeigt, obwohl wir schon etwa 200 Km seit dem letzten Auffüllen gefahren sind.

An der Zapfsäule werde ich aber erst einmal einem Intelligenztest unterzogen. Die Kreditkarte wird vom Automaten nicht akzeptiert. Ich versuche es mit der EC-Karte, auch hier regiert der Karteneinzug überhaupt nicht. Es scheint, dass wir zurück nach Holmarvik fahren müssen, wo sich die nächste Tankstelle befindet. Na ja, es bleibt uns halt nichts anderes übrig. Aber zuerst wollen wir noch den Abwassertank über dem bei jeder Tankstelle vorhandenen Schacht leeren. Während das Grauwasser in den Gulli plätschert, schaue ich die Zapfsäule nochmals an und habe die Erleuchtung. Neben dem Karteneinzug gibt es noch ein Bild, wie die Karte eingeführt werden muss, der Magnetstreifen ist links und schaut nach oben. Und jetzt wird die Kreditkarte auch akzeptiert. Also Test nicht mit Auszeichnung, aber immerhin bestanden.

Es scheint jetzt mit dem sonnigen Wetter vorbei zu sein. Die Wolken hängen über den Bergen und schon bald beginnt es zu regnen. Wir steigen zuerst hoch auf etwa 450 Meter und wieder runter an den Isafjardardjup, eine grosse Bucht, von der aus mehrere Fjorde bis 20 Km tief ins bergige Land hinein reichen.  Nur einer der sechs Meeresarme kann auf einer Brücke und einem Damm überquert werden, alle anderen müssen umfahren werden. Der Vollständigkeit halber entschliessen wir uns, auch den Mjoifjördur zum umfahren, obwohl wir dazu die asphaltierte Strasse 61 verlassen und die holprige Schotterstrasse 633 benutzen müssen.

Auf der Gegenüberliegenden Seite des Isafjardardjup liegt die Halbinsel Hornstrandir. Dabei handelt es sich um ein gänzlich unbewohntes Naturreservat, welches nicht mit dem Auto, sondern nur mit dem Schiff erreicht werden kann. Es soll sich dabei um ein wahres Wanderparadies handeln. Touren werden in Isafjördur von verschiedenen Anbietern organisiert. Zudem befindet sich dort eine Polarfuchs Forschungsstation, wo auch Freiwillige arbeiten können.

Schliesslich erreichen wir den Campingplatz Tungudalur etwas ausserhalb von Isafjördur. Es regnet immer mal wieder leicht, aber wir machen trotzdem einen kurzen Spaziergang zum nahen Wasserfall, der von der steilen Bergflanke in die Tiefe fällt und in den dichten Nadelwald der gleich hinter dem Campingplatz beginnt und durch den ein Waldlehrpfad führt.

Ürigens scheint die Dieselanzeige wieder zu funktionieren. Zurückgelegte Strecke und angezeigter Füllstand stimmen in etwa überein.

Freitag, 23.07.2021
Von Isafjördur – Skalavik – Bolungarvik, 42 Km

Wie sich gestern herausgestellt hat, wird seit diesem Jahr die Island-Campingcard auf dem Tungudalur Camping in Isafjördur nicht mehr akzeptiert. Wir entschliessen uns daher heute Morgen ins benachbarte Bolungarvik zu wechseln, wo die Karte noch akzeptiert wird. Die Übernachtung in Islafjördur hat uns 3600 Kronen gekostet, das sind gegen 30 Franken. Mit der Camping-Card kostet die Übernachtung etwa 7 Franken.

Zuerst machen wir aber in Islafjördur halt um einzukaufen und das Städtchen anzuschauen. Gestern lag im Hafen noch ein grosses Kreuzfahrtschiff vor Anker, dieses ist heute aber nicht mehr da. Es gibt nur noch ein paar Segeljachten und Fischerboote. Im Städtchen gibt es einige hübsche Kaffees und Restaurants, sowie Bäckereien mit knusprigem Brot. Das ist in den Supermärkten kaum zu finden. Im Zentrum stehen auch noch einige Holzhäuser die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, als noch norwegische Walfänger im Hafen vor Anker lagen.

Bolungarvik liegt in der nächsten Bucht, und ist durch einen 5 Kilometer langen, zweispurigen Tunnel erreichbar. Die alte Strasse die noch der Steilküste entlang führt, ist als Fuss und Wanderweg nutzbar. Gemäss unserem Reiseführer ist sie aber gefährlich wegen Steinschlag und Erdrutschen.

Wir biegen in Bolungarvik erst einmal nach links auf die Strasse 630 ab. Diese führt über den Hügel nach Skalavik einer kleinen Siedlung an einer schwarzsandigen Bucht am Ende der Halbinsel. Die unbefestigte Strasse ist durch den Regen der letzten Nacht extrem matschig und dreckig. In Skalavik stehen ein paar wenige verstreute Häuser, zudem gibt es einen netten kleinen Campinplatz, wo wir das Auto erst einmal abstellen um uns einen Kaffee zu kochen und dazu eine Leckerei aus der Conditorei in Isafjördur zu geniessen. Danach steigen wir aus, um einen Spaziergang an den Strand zu unternehmen und werden sogleich von einer Gruppe zutraulicher Schafe begrüsst, die uns neugierig beschnuppern. Am Strand wartet schon das nächste Begrüssungskomitee. Ein Schwarm Seeschwalben kreist über unseren Köpfen und warnt uns lautstark zu nahe zu kommen. Wir kehren deshalb schon bald wieder zum Wohnmobil zurück und fahren auf den Campingplatz in Bolungarvik. Dieser liegt gleich beim Schwimmbad und ist, im Gegensatz zu jenem in Isafjördur, bestens mit Aufenthaltsraum, Waschmaschinen und Entsorgungsstation ausgestattet.

Das Wetter hält sich entgegen den Prognosen recht gut. Nur gelegentlich sind am Morgen ein paar Tropfen gefallen. Am Nachmittag ist es jetzt weitgehend trocken. So spazieren wir noch ein wenig durch den Ort um die Zeit zu vertreiben. Das Schwimmbad werden wir dann am Samstag nutzen.

 

Samstag und Sonntag, 24. und 25.07.2021
Ausharren bei Regen und Sturm in Bolungarvik

Für das Wochenende ist schlechtes Wetter prognostiziert. Wir entschliessen uns daher, das ganze Wochenende in Bolungarvik auszuharren und unsere Fahrt erst fortzusetzen wenn das Wetter wieder besser ist.

Am Samstag ist es zwar bewölkt, wir können am Morgen aber noch einen Spaziergang zum See Sydradalsvatn unternehmen, ohne dass wir nass werden. Auch der Golfplatz dort wird rege benutzt. Erst am Nachmittag setzt Regen ein, so dass wir in unserem Häuschen bleiben.

Am Sonntag herrscht Dauerregen und Orkanartige Windböen fegen über den Campingplatz. So bleibt uns nichts anderes übrig als die Zeit mit lange ausschlafen, stricken, lesen, Kreuzworträtsel lösen und Scrabble zu vertreiben. Aber auch so geht ein Tag schliesslich zu Ende.


Montag, 26.07.2021
Von Bolungarvik nach Bildudalur, 223 Km

 

Nachdem wir am Wochenende viel geschlafen haben, starten wir den Tag früher als gewöhnlich. Heute ist es zwar immer noch bewölkt aber im Moment zumindest ist es trocken.
 

Schnell sind wir parat und steuern zuerst die Orcan-Tankstelle in Bildudalur an. Dort gibt es einen kostenlosen Waschplatz, wo wir erst einmal den Dreck der letzten Tage von unserem Brummsli spühlen. Dann geht es durch den Tunnel zurück nach Isafjördur. Dort kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein und beschaffen uns in der Konditorei etwas Süsses zum Kaffee und ein knuspriges Brot.
 

Kurz nach dem Dorfausgang geht es in den nächsten Tunnel. Zuerst zweispurig bis zum Abzweigetunnel nach Sudureyri, danach einspurig mit Ausweichbuchten. Allerding müssen wir auf den über 6 Kilometern nur zwei Mal dem Gegenverkehr Platz machen und ein Fahrrad überholen.
 

Den ersten Halt machen wir in Flateyri. Einem hübschen Dorf am Önundarfjördur. Der Ort hat früher als Versorgungsstation für norwegische Walfänger gedient. Einige historische Gebäude, welche Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurden sind noch erhalten und mit Informationstafeln versehen. Heute beherbergen sie Restaurants und eine Buchhandlung.
 

Wir überqueren die nächste Halbinsel und verlassen dort die Hauptstrasse Nr. 60 und biegen am Dyrafjördur in die Strasse 624 ein. Hier gibt es eine schöne Wanderung auf den Aussichtsberg Myrarfjall. Allerdings regnet es im Moment stark, so dass wir stattdessen der 624 folgen. Diese führt wieder auf die andere Seite der Halbinsel und endet am Önundarfjördur, gleich gegenüber von Flateyri, welches wir zuvor besucht haben. Nach den letzten Häusern wird das Strässchen zum 4x4 Track und steigt steil an um den Hügelzug zu überwinden. Weiter oben sehen wir zwei Bagger die an der Strasse arbeiten und entschliessen uns umzukehren, da wir nicht sicher sind ob ein Kreuzen möglich wäre.
 

Auf der anderen Seite des Fjordes liegt das Städtchen Thingeyri. Auch hier folgen wir zuerst der Strasse entlang dem Fjord. Die Halbinsel Thingeyri kann auf dieser Route aber nicht vollständig umrundet werden. Wir wende deshalb auch hier, da die ohnehin schlechte Strasse nur noch mit 4x4 Fahrzeugen befahren werden darf.

Seit 2020 führt eine Tunnelverbindung von Thingeyri weiter in Richtung Reykjavik. Das ist eine wesentliche Erleichterung für die Bewohner, denn die alte Strasse über die Berge war während 6 - 8 Monaten im Jahr gesperrt. Wir wählen aber diese Route und geniessen die Fahrt über die einsame Passstrasse, die nur noch von wenigen Fahrzeuge genutzt wird. Als wir den Arnarfjördur erreichen, sehen wir schon die breite, weiss schäumende Wasserwand des Dynjandi-Wasserfalls am Ende der Bucht. Dort endet auch der neue Tunnel nach Thingeyri und die Bauarbeiten für eine Verlegung der alten Strasse auf eine neue Trasse sind in vollem Gang.

Der Parkplatz beim Dynjandi-Wasserfall ist recht gut belegt und auch wir steigen hinauf zum grössten Wasserfall der Westfjörden, der in 7 Stufen auf bis zu 30 Metern Breite 100 Meter in die Tiefe stürzt.
 

Auf Informationstafeln erfahren wir, dass die Westfjorden der älteste Teil Islands sind und vor 10 – 14 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten entstanden sind. Während der verschiedenen Eiszeiten, die letzte vor 10'000 Jahren, entstanden durch Gletscher die tiefen Täler und Fjorde.
 

Auf der kurvenreichen, holprigen und mit unzähligen Schlaglöchern versehenen Strasse geht es wieder hoch in die Berge auf über 400 Meter. Immer wieder bieten sich uns atemberaubende Blicke auf die unter uns liegenden Fjorde und die schroffen Berge bis wir unser Tagesziel Bildudalur erreichen. Als wir gegen 17 Uhr auf dem Campingplatz eintreffen, sind wir noch ganz alleine, erst allmählich treffen weitere Reisende ein. Inzwischen hat es auch wieder zu regnen begonnen. Wir hoffen aber, dass der Wetterbericht recht behält und wir Morgen trocken durch den Tag kommen.
 

Übrigens, von der morgendlichen Reinigung unseres Fahrzeuges ist nichts mehr zu sehen. Es ist wieder so dreckig wie vorher.



 


Dienstag, 27.07.2021
Von Bildudalur nach Patreksfjördur, 103 Km

 

Heute verwöhnt uns der Wettergott und wir beginnen den Tag zwar kühl und windig, aber wolkenlos. Gestern ist niemand mehr vorbeigekommen um die Campingplatzgebühr einzuziehen. Wir gehen deshalb noch kurz beim benachbarten Fitnesscenter vorbei, um die Übernachtung von unserer Campingcard abbuchen zu lassen.
 

Wir wollen uns in den Westfjorden noch etwas Zeit lassen und die aussergewöhnliche Landschaft geniessen. Deshalb haben wir für heute nur eine kurze Etappe bis nach Patreksfjördur geplant. Das kleine Städtchen liegt auf der nächsten Halbinsel am übernächsten, gleichnamigen Fjord.  Der Ort ist nach dem heiligen Patrick von Irland benannt, da der erste Siedler hier, Örlygur Hrappsson, ein Verehrer des Heiligen war.
 

Zuerst fahren wir aber von Bildudalur der Küste des Arnarfjördur entlang. Die Küste ist gesäumt von hohen Bergen, die steil ins Meer abfallen und teilweise ein Halbrund, ähnlich einer Arena, bilden. Unterbrochen sind die Bergzüge von breiten, grünen Tälern, in denen nur vereinzelte Häuser stehen und die mit ausgedehnten, sandigen Stränden am Meer enden.
 

Am Ende der Küstenstrasse befinden sich die renovierten Gebäude des naiven Künstlers Samuel Jonsson, der 1884 dort geboren und 1969 im Altersheim in Patreksfjördur gestorben ist. Samuel Jonsson hat Jahrzehnte lang das harte Leben eines Fjordbauern geführt. Erst mit seiner Pensionierung hat er sich der Kunst zugewandt, hat gemalt, Skulpturen geschaffen und verschiedene Gebäude, darunter eine Kirche, errichtet.  Wir nehmen an einer kurzen Führung durch das Museum teil und lassen uns vom Leben des Sonderlings erzählen.
 

Dann fahren wir zurück nach Bildurdalur und überqueren die Halbinsel bis nach Talknafjördur. Auch hier folgen wir dem Küstensträsschen, solange es der Strassenzustand zulässt, bis fast ans Ende.  Jetzt ist es nicht mehr weit und wir erreichen unser Tagesziel. Wir sind noch früh dran und haben genügend Zeit für eine Spaziergang ins Städtchen mit seinen etwa 750 Einwohnern, bevor wir vor dem Wohnmobil noch ein wenig an der Sonne sitzen.


 

Mittwoch, 28.07.2021
Von Patreksfjördur nach Flokalundur, 197 Km

Wir fahren weiter dem Patreksfjord entlang bis an sein Ende und verlassen dort die Hauptstrasse um auf der anderen Seite des Fjordes wieder bis auf die Höhe von Patreksfjördur zurückzufahren. Dabei stossen wir auf eine der Sehenswürdigkeiten der Region, das Wrack des ältesten isländischen Stahlschiffes aus dem Jahre 1912, das 1981 hier auf den Strand gesetzt wurde und seither hier verrostet. Dann biegt die Strasse 612 nach Westen ab, verlässt die Küste und schlängelt sich über mehrere Höhenzüge bis ans westlichste Ende Europas (Azoren ausgenommen). Hier befindet sich der Latrarbjarg, einer der grössten Vogelfelsen Europas. Die zwischen 40 und 400 Meter hohe Steilküste erstreckt sich über 12 Kilometer. Hier nisten von Juni bis Mitte August die verschiedensten Seevögel wie Seemöwen, Dreizehenmöwen, Tordalken, Trottellummen, Kormorane, Eissturmvögel und natürlich Papageientaucher. Besonders diese sind beliebet Fotosujets und sie scheinen das auch zu wissen. Denn es macht den Eindruck, dass sich die kleinen Fotomodels regelrecht in Szene setzen.

Nach einem Spaziergang auf die Klippen fahren wir auf der gleichen Route, mit den gewohnten Schlaglöchern und Spurrinnen, wieder zurück an den Patreksfjord und biegen dann ab auf die Strasse 614. Diese führt hinauf auf das Fjöll, die typische Hochebene und dann steil und in engen Kurven runter nach Raudasandur. Schon von weitem leuchtet der 10 Kilometer lange, rosa Strand der den Ort als Touristenziel so beliebt macht. Auf dem warmen Sand sonnt sich, durch eine Lagune vom Festland getrennt, eine Robbenkolonie. Wir wandern der Lagune entlang und halten nach den Tieren Ausschau. Diese sind aber sehr weit weg und kaum zu erkennen. Es gibt zwar Leute, die durch die seichte Lagune waten, wir verzichten aber darauf.

Nach einem kurzen Abstecher nach Melanes mit seinem schönen, an der Lagune gelegenen, Campingplatz fahren wir erneut zurück an den Patreksfjord und erreichen über die Strasse 62 die Südküste der Halbinsel. Auf der gut ausgebauten und asphaltierten Strasse erreichen wir bald den Campingplatz in Flokalundur. Die Grasfläche ist durch die Reifen wegen den Regenfällen der vergangenen Tage zum Teil regelrecht umgepflügt aber schliesslich finden wir ein ebenes und trockenes Plätzchen.

Nach dem Nachtessen spazieren wir noch runter zum Strand, wo sich ein natürlicher Pool befindet, der mit 36 – 37° warmem Wasser aus einer heissen Quelle zum Baden einlädt. Diese Gelegenheit werden wir aber erst Morgen, nach einer geplanten Wanderung, nutzen.

Donnerstag, 29.07.2021
Wanderung von Flokalundur zum Helluvatn, 6 Km

Während der Nacht regnet es immer wieder und auch am Morgen ist der Himmel noch mit dunklen Wolken bedeckt. Wir warten darum mit der heutigen Wanderung zum See Helluvatn bis kurz vor Mittag.

Unmittelbar hinter dem Campingplatz beginnt der Wanderweg der zuerst steil den steinigen Hang hoch führt. Nach dem ersten heftigen Aufstieg wandern wir dann über das steinige, mit niedrigen Stauden und Beerensträuchern bewachsene Fjöll. Auch etliche Pilze spriessen aus dem feuchten Boden, darunter auch Pfifferlinge.

Die Bewölkung hat sich merklich aufgelockert und wir können die Jacken ausziehen und im T-Shirt weitermarschieren. Erst beim See weht uns wieder ein kühler Wind entgegen. Wir machen deshalb nur eine kurze Pause und kehren auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Campingplatz.

Nach einer erfrischenden Dusche setzen wir uns, im Windschatten des Berges hinter uns, an die Sonne. Da wir es uns jetzt so richtig gemütlich gemacht haben, verzichten wir auf das vorgesehene Bad im Hot Pot unten am Meer. Es bietet sich sicher noch ein anderes Mal eine Gelegenheit, zumal der Süden Islands ohnehin vulkanisch aktiver ist als die West Fjorden.

Freitag, 30.07.2021
Von Flokalundur nach Reykholar, 132 Km

 

Wir fahren weiter auf der vorerst gut ausgebauten Küstenstrasse Nr. 60. Es scheint, dass überall neue Strassenstücke entstehen. Einige Dämme, welche die Fahrt um die Fjorde verkürzen, sind auf der Karte unseres Navi noch gar nicht nachgeführt. Doch dann ist es mit dem sanften Dahingleiten abrupt vorbei. Wir holpern über ein Teilstück, dass mit ausserordentlich vielen Schlaglöchern gespickt ist. Es hat wie gewohnt nur wenig Verkehr, und so kann man jeweils die bessere Strassenseite wählen, um den schlimmsten Löchern auszuweichen. Über verschiedene Hügel mit steilen, engen Kurven gelangen wir zum Thorskafjord. Ab hier ist die Strasse wieder asphaltiert. Ausgerechnet hier sind die Bauarbeiten für einen Damm im Gang, um das geteerte Strassenstück, das um den Fjord führt, abzukürzen. Als Laien fragen wir uns, ob es nicht gescheiter wäre, zuerst die Schotterstrasse zu sanieren.
 

Jetzt sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Tagesziel, dem kleinen Ort Reykholar. Der Campingplatz ist gleich neben dem Schwimmbad des 135 Seelen Ortes. Neben einem grossen Schulhaus, in dem vermutlich die Schüler der ganzen Umgebung unterrichtet werden, gibt es, das erste Mal seit Patreksfjördur, einen kleinen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte aufstocken können.
 

Beim Campingplatz beginnt der Wanderweg durch das nahe Vogelschutzgebiet. Wir machen eine Erkundungstour durch das Sumpfgebiet in dem die verschiedensten Vogelarten anzutreffen sind. Es gibt auch diverse heisse Quellen aus denen 80 – 100° heisses Wasser sprudelt.
 

Nach dem Spaziergang nutzen wir das schöne Wetter und holen, das erste Mal seit mehreren Tagen, die Liegestühle aus dem Stauraum. Wir geniessen die Sonne im Windschatten unseres Wohnmobiles.
 

Erst am späteren Nachmittag beginnt sich der einfache, aber schön gelegene Campingplatz zu füllen. Wir hätten eigentlich mit einem grösseren Andrang gerechnet, denn der erste Montag im August ist in Island ein Handelsfeiertag und viele Isländer nutzen das verlängerte Wochenende für Campingausflüge.



 

Samstag, 31.07.2021
Von Reykholar nach Grundarfjördur, 186 Km
Wanderung auf den Svörtuklettar, 5 Km

Heute sind wir recht früh dran und fahren weiter auf der Strasse Nr 60. Die Berge beidseits der Route sind nicht mehr so schroff wie in den Westfjorden und mit saftigem Grün bedeckt.

Für heute haben wir wieder eine Wanderung aus unserem Wanderführer geplant und biegen deshalb von der Hauptstrasse ab nach Laugar, einer kleinen Siedlung, die hauptsächlich aus einem Hotel und einem schön gelegenen, grosszügigen Campingplatz besteht. Gleich hinter dem Hotel starten verschiedene Wanderwege. Wir wählen denjenigen, der auf die Hügelkette Svörtuklettar «schwarze Felsen» führt. Der Name kommt von einem schroffen Felsabbruch hoch über dem Tal.

Unmittelbar hinter dem Hotel führt der Weg zuerst vorbei an einem schönen Hot Pot mit einem kleinen Wikingerhäuschen als Umkleidekabine. Der Pfad steigt dann schnell an und führt im Zickzack den Hügel hoch. Steinhaufen und Markierungspfoste weisen uns den Weg. Nach dem ersten steilen Stück erreichen wir eine saftige Wiese, auf der Schafe grasen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum höchsten Punkt, von wo der Blick frei ist auf den Fjord und die Halbinsel Snæfellsnes mit den schneebedeckten Bergen ganz im Westen. Runter geht es jetzt bedeutend leichter und schneller und so sind wir nach knapp zwei Stunden wieder auf dem Wanderparkplatz beim Hotel.

Jetzt fahren wir noch ein kurzes Stück auf der Nr. 60 bis wir am Ende des Hvammsfjördur auf die unbefestigte Nr. 54 abzweigen, die uns, zwar wieder eher ruppig, an einer tollen Schärenlandschaft vorbeiführt. Unzählige Inseln und Inselchen liegen im Fjord und bieten sich als Fotosujet an.

Schliesslich erreichen wir unser Tagesziel, das Städtchen Grundarfjördur mit seinem markanten Berg Kirkjufell der auf vielen «Islandbildern» zu sehen ist. Wir richten uns auf dem Campingplatz ein um dann im Ort nach einem guten Standort für ein Foto des Kirkjufell zu suchen. Denn für Morgen ist wieder eher schlechtes Wetter angesagt und bereits ziehen die Wolken- und Nebelschwaden von den Bergen her ans Meer.

Sonntag, 01.08.2021
Ausflug von Grundarfjördur in den Snaefellsjökull Nationalpark, 146 Km

 

Wir haben uns entschieden noch eine weitere Nacht in Grundarfjördur zu bleiben und heute von hier aus einen Ausflug in den Snaefellsjökull Nationalpark zu unternehmen. Zuerst schaue ich aber noch beim benachbarten Schwimmbad vorbei, ob ich die Übernachtung von der Camping-Card abbuchen lassen kann. Das Bad ist zwar noch geschlossen, ein Angestellter öffnet mir aber und so kann ich unsere Schuld begleichen und noch für die nächste Nacht vorauszahlen. Beim Einchecken wurden noch nie nach den Personalien gefragt wir mussten jeweils nur die Nationalität angeben. So ist es auch heute und da meint der Mitarbeiter, dass dieses Jahr aussergewöhnlich viele Schweizer in Island ihre Ferien verbringen, es seien fast nur Schweizer auf dem Platz.
 

Leider ist es auch heute eher neblig und so ist bei der Fahrt an die äusserste Spitze der Halbinsel von den Bergen und insbesondere vom schneebedeckten Vulkan Snaefellsjökull nicht viel zu sehen.
 

Der grösste Teil der Westspitze der Halbinsel Snaefellsnes bildet den Nationalpark und umfasst riesige Lavafelder mitsamt dem 1446 Meter hohen Vulkan Snaefelsjökull. Eine ganze Reihe von Wanderwegen führen durch die bizarren Lavaformationen. Der Zentralvulkan ist etwa 700'000 Jahre alt und ist seit der Eiszeit vor 10'000 Jahren 30 bis 40 mal ausgebrochen. Die letzte bekannte Eruption fand vor etwa 1800 Jahren statt. Die Lava im ganzen Park ist deshalb schon von hellen, fast weissen, Flechten bedeckt.
 

Wir machen den ersten Halt beim Schlackekrater Saxhöll, von dem auch ein Teil der Lava dieser Gegend stammt. Über eine neu angelegte Treppe kann der Krater ohne viel Mühe bestiegen werden. Von oben bietet sich ein Ausblick über das riesige Lavafeld und verschiedene andere Vulkankegel.
 

Weiter geht es zum Djupalon Strand. Wir machen einen Spaziergang an den schwarzsandigen Strand, vorbei am Felsbogen Gatklettur, bizarren Basaltformationen und einem Kerling, einer versteinerten Trollfrau. Der Strand ist übersät mit Wrackteilen, die vom englischen Trawler «Eding» stammen, der 1948 hier zerschellte. Wir marschieren ein Stück weiter dem Küstenweg entlang, bis zu den Überresten der Fischersiedlung Dritvik, die vom 16. bis 19. Jahrhundert genutzt wurde.
 

Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Arnarstapi, einem kleinen Ferienort an der Küste. Auf dem gut ausgebauten Wanderweg gelangt man zur Steilküste. Hier brüten wiederum tausende von Seevögeln. Deren Gekreisch ist schon von weitem zu hören und schon bald steigt uns der Duft der Exkremente in die Nase. Selbst senkrecht abfallende Felslöcher, die eine Verbindung zum Meer haben, dienen einer Möwenkolonie als Nistplatz.

Kurz nach Arnarstapi zweigen wir von der viel befahrenen Hauptstrasse ab auf die unbefestigte F570, die steil den Snaefelsjökull hinaufführt. Leider wird der Nebel in der Gipfelregion immer dichter und wir können vom Gletscher kaum etwas erkennen. Dieser darf nur mit kundigem Führer begangen werden, da sich unter dem Schnee viele tiefe Spalten verbergen. Hier befindet sich im Roman von Jules Verne auch der Eingang für die «Reise zum Mittelpunkt der Erde».

Auf der ausgewaschenen Strasse sind wir fast allein, nur 3 Autos kommen uns entgegen. Kurz nach dem höchsten Punkt biegen wir auf die F575 ab. Mit F gekennzeichnete Strassen dürfen nur mit geländegängigen Fahrzeugen befahren werden. Hier wird die Fahrt auf den vielen Gesteinsbrocken und tiefen Fahrrinnen noch ruppiger. Aber mit der Geländeuntersetzung  kommen wir wieder an die Hauptstrasse, ohne dass unser ganzer Hausrat in der Wohnkabine durcheinander kommt.
 

Zurück in Grundafjördur machen wir noch einen Stopp beim Kirkjufell. Der markante Berg steht zwar immer noch in leichtem Dunst, aber beim Parkplatz gibt es einige tolle Aussichtspunkte von wo der Berg noch mit Wasserfällen im Vordergrund abgelichtet werden kann.
 

Auf dem Campingplatz sehen wir ein weiteres Bimobil EX 366 und kommen mit den Besitzern ins Gespräch. Interessanterweise ist es das Fahrzeug, welches ich vor etwa 4 Jahren im Internet gesehen habe, als es zum Verkauf stand. Gemäss Beschrieb war es mit einem 60 statt 20 Liter Gastank ausgestattet. Das hatte mich bewogen ebenfalls einen grösseren Gastank montieren zu lassen, obwohl dieser nicht auf der Optionenliste war.
 

Während Elsbeth das Nachtessen vorbereitet, gehe ich zu Fuss ins Dorf um noch etwas Süsses zum Kaffee zu kaufen. Allerdings merke ich erst vor dem Supermarkt, dass ich die Gesichtsmaske vergessen habe. In Island herrscht nämlich auch wieder Maskenpflicht. Also marschiere ich zurück, hole den Mundschutz und nehme einen zweiten Anlauf, stelle dann aber vor dem Laden fest, dass dieser in der Zwischenzeit geschlossen hat (sonntags nur bis 17.00 geöffnet). Deshalb gibt es heute keine von den feinen Mandeltörtchen zum Dessert, wie wir sie gestern hatten.


 

Montag, 02.08.2021
Von Grundarfjördur nach Laugargerdisskoli, 127 Km

Unsere Hoffnung auf einen nebelfreien Tag erfüllt sich leider nicht. Der Kirkjufell, der Hausberg von Grundarfjördur, steht immer noch im Dunst und die Berge der Snaefellsnes Halbinsel sind nach wie vor von Wolken bedeckt. Wir verwerfen daher unseren Plan nochmals über die F570 zu fahren um dem mit Eis und Schnee gefüllten Krater des Snaefellsjökull möglichst nahe zu kommen und bleiben auf der Hauptstrasse Nr. 54, welche kurz vor Olafsvik die Halbinsel auf einer teilweise neuen Trasse überquert. Dort biegen wir nach rechts ab und fahren bis kurz vor Arnarstapi, wo wir gestern bei den Vogelklippen gewandert sind. Über eine kurze Stichstrasse erreichen wir die Raudfeldsgja, eine enge Spalte im Berg. Mit zahlreichen anderen Besuchern erreichen wir nach einem kurzen Fussmarsch die Schlucht, deren Eingang von Vögeln umkreist wird und aus der ein Bach sprudelt. Zwischen den steilen, von grünem Moos bewachsenen, Felswänden kann man reicht weit dem Bach folgen, muss aber über grosse Steine klettern.

Danach fahren wir wieder in Richtung Reykjavik, bis zum Wegweiser, der uns zur Budakirkja, einer kleinen Kirche am Rande eine Lavafeldes, führt. Verschiedene Wanderweg erschliessen die nahe Bucht, an der früher ein Fischerdorf stand und das Lavafeld, welches von Elfen bewohnt sein soll. Mittendrin steht der Budaklettur, ein Schlackekrater, der mit 88 Metern Höhe die Ebene überragt. Wir wählen den Wanderweg, der uns etwa 2.5 Km zum Vulkankegel führt. Schon wenige hundert Meter von der Kirche entfernt sind wir ganz alleine und begegnen auf dem ganzen Spaziergang keinem Menschen mehr. Wir wandern vorbei an bizarren Lavaformationen. In den Spalten und Mulden, die von eingestürzten Lavatunnels stammen, wachsen Blumen und Farne. Nach einer Sage soll sich irgendwo hier eine verborgene Lavahöhle befinden, die mit Gold und Edelsteinen gepflastert ist. Wir haben den Eingang leider nicht gefunden. Wir können uns aber gut vorstellen, dass jemand bei nebligem Wetter glaubt zwischen der zerklüfteten Lava Gestalten zu erkennen. Wir glauben selber Stimmen zu vernehmen, wenn der Wind durch die Spalten und Mulden pfeift, obwohl weit und breit niemand zu sehen ist.

Nur wenige Kilometer von der Budakirkja entfernt gibt es bei Ytri Tunga eine Robbenkolonie. Vom Parkplatz, der recht gut besucht ist, führt der Weg an den Strand. Dort liegt ein riesiger toter Wal, dessen Geruch penetrant in die Nase steigt. Aber ein Stück weiter sehen wir eine ganze Reihe von Robben, die sich auf kleinen Inseln nahe am Strand ausruhen. Die Tiere lassen sich von den Beobachtern nicht stören, schauen nur gelegentlich zu uns herüber und kratzen sich mit den Flossen oder strecken sich.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Übernachtungsplatz. Dem Campingplatz Laugargerdisskoli. Wir kommen gegen 16 Uhr an. Das Areal macht einen ziemlich verlassenen und verwahrlosten Eindruck. Es sind keine Wohnmobile oder Zelte zu sehen und auch das Hotel das sich hier befinden sollte scheint nicht mehr in Betrieb. Ein Anwohner, der gerade den Müll rausbringt, erklärt uns, wir sollen das Auto einfach auf der grossen Wiese abstellen. Er zeigt uns die Mannschaftsduschen beim angrenzenden Fussballplatz. Auch die Toiletten dort können benutzt werden, da es mit jenen des Campingplatzes ein Problem gibt. Wegen der Bezahlung müssten wir uns keine Sorgen machen, manchmal komme ein Junger Mann aus Reykjavik vorbei um einzukassieren. Wenn nicht, kostet es nichts.

Wir sind ganz froh, haben wir Dusche und Toilette im Wohnmobil und sind nicht auf die Infrastruktur der Campingplätze angewiesen.

Erst später kommen noch drei oder vier weitere Camper dazu.

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Dienstag, 03.08.2021
Von Laugargerdisskoli nach Varmaland, 126 Km

Heute Morgen kommt der «junge Mann aus Reykjavik» dann doch noch, als unsere Spiegeleier und der Speck in der Pfanne brutzeln. Wir können nun die letzte und 28. Übernachtung von unserer ersten Campingkarte abbuchen lassen.

Schon von unserem Übernachtungsplatz aus sehen wir unser erstes Zwischenziel, den Eldborg (Feuerberg), einen weiteren Vulkankegel, zu dem wir wandern möchten. Schon nach wenigen Kilometern biegen wir auf die Stichstrasse ein, die uns zur Snorrastadir Farm führt. Hier, wo die Bauernfamilie einen schönen Campingplatz betreibt und Ferienhäuschen vermietet, ist der Ausgangspunkt unserer Wanderung. Der schöne Pfad führt über ein, von Zwergbirken dicht überwachsenes, Plattenlavafeld, welches um das Jahr 900 entstanden ist. Vom Fuss des Kraters führt der Weg auf hohen Steinstufen und mit Ketten gesichert, etwa 60 Meter zum Kraterrand hinauf. Hier haben wir eine schöne Aussicht auf die Umgebung. Auf einer Seite das Meer, auf der anderen die schroffen Berge und in der Ebene dazwischen mehrere Lavafelder.

Unser nächstes Ziel ist der Hitarvatn, ein schön gelegener See, der besonders bei Anglern beliebt ist. Der See ist für seine Saiblinge bekannt, gehört aber nicht zu den Touristenzielen der Region. Über die Strasse 539, die anfangs gut hergerichtet ist und an mehreren Bauernhöfen vorbeiführt, gelangen wir auf den letzten Kilometern in ein faszinierendes Vulkangebiet. Die sandige Piste ist gesäumt von Vulkankegeln, Lava- und Basaltformationen. Die Farbpalette reicht von Ocker über Dunkelrot bis Schwarz. Auch eine kleine Flussdurchfahrt wird uns heute geboten. Beim See machen wir dann eine Mittagspause und geniessen die Ruhe, denn für einmal sind hier keine weiteren Reisende und wir sind ganz allein.

Weiter geht es nach Borgarnes, welches auf einer Landzunge an der Mündung der Flüsse Nordura und Thvera liegt. Die Stadt gilt als eines der ersten Siedlungsgebiete durch die norwegischen Wikinger im 9. Jahrhundert. Im Landnahmezentrum besuchen wir die sehenswerte Ausstellung zur Besiedlung Islands und über die Egils Saga, eine der Überlieferungen aus der isländischen Sagensammlung Edda. Diese erzählt die Geschichte des Kriegers und Anführers Egil Skallagrimsson, dessen Familie sich um 860 bei Borg a Myrum, in der Nähe des heutigen Borgarnes, niedergelassen hatte. Der wilde Egil, der schon mit sieben Jahren den ersten Widersacher getötet haben soll, unternahm zahllose Überfälle auf die irische, englische und dänische Küste. Ein Silberschatz der Familie soll noch in der Umgebung vergraben sein.

Im Einkaufszentrum am Stadteingang kann ich endlich einen Ersatz für den Objektiv-Deckel kaufen, den ich vor zwei Wochen an der Strandir-Küste verloren habe.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Campingplatz in Varmaland, wo wir die Nacht verbringen werden, bevor wir Morgen nach Reykjavik fahren wo wir auf dem Camping in der Stadt zwei Nächte reserviert haben.

Heute hatten wir Glück mit dem Wetter, es war meist recht sonnig. Doch für die nächsten Tage ist wieder Regen vorausgesagt. Die Prognose scheint sich zu bewahrheiten, denn gegen Abend setzt tatsächlich Regen ein.

Die Gebühr für den Campingplatz wird heute Abend durch den gleichen «jungen Mann aus Reykjavik» einkassiert wie heute Morgen. Er muss also eine ziemliche Strecke zurücklegen und verschiedene Plätze zu bedienen.

Mittwoch, 04.08.2021
Von Varmaland nach Reykjavik, 179 Km

Unser Ziel für heute ist der Reykjavik Campingplatz, der nahe am Zentrum der etwa 150'000 Einwohner zählenden Hauptstadt Islands liegt. Das Wetter ist ziemlich trüb, es regnet allerdings nicht stark, sondern tröpfelt nur hin und wieder.

Wir wollen zuerst zurück nach Borgarnes um einzukaufen, nehmen aber nicht wie gestern die Strasse Nr. 1 sondern fahren auf der gegenüberliegenden Seite der Flüsse Nordura und Thvera auf der Strasse Nr. 50 in die kleine Stadt. Danach geht es auf der Nr. 1 ein Stück nach Süden. Kurz vor dem Hvalfjördur verlassen wir die Ringstrasse wieder, fahren um den Fjord und gelangen schliesslich auf Umwegen und mit gelegentlichen Regengüssen nach Reykjavik.

Da muss man sich zuerst wieder an zweispurige Strassen und den dichten Verkehr gewöhnen. Unser Navi führt uns aber sicher zuerst zu einer Entsorgungsstation am Hafen und danach zum, nur wenige hundert Meter entfernten, Campingplatz. Beim Eingang können wir noch den Frischwassertank füllen und danach den online vorreservierten Stellplatz beziehen. Da die beiden Waschmaschinen momentan frei sind, sucht Elsbeth rasch die Schmutzwäsche zusammen und nutzt die Gelegenheit um alles zu waschen.  

Inzwischen regnet es heftig, so dass wir den Besuch der Stadt auf Morgen verschieben und vorerst nur unsere Reiseführer studieren, um für den Stadtrundgang vorbereitet zu sein.

Donnerstag, 05.08.2021
Ein Tag in Reykjavik

Trotz der schlechten Wetterprognosen scheint heute Morgen die Sonne, auch wenn am Horizont dunkle Wolken vorhanden sind. Wir sind schnell parat packen den Rucksack mit Regenschutz, Schirm und Wasserflasche und warten an der Bushaltestelle vor dem Campingplatz auf den Bus Nr. 14, der ins Zentrum fährt. Wer nicht mit der App bezahlt, kann den Fahrpreis von 490 Kronen beim Chauffeur in eine Kunststoffbox schmeissen. Gezählt wird das Geld nicht und Rückgeld gibt es auch keins. Es ist aber eine gute Gelegenheit das angesammelte Kleingeld loszuwerden. Generell können wir sagen, dass Bargeld in Island kaum genutzt wird. Noch extremer als in Schweden wird hier mit einer App oder Karte bezahlt.

Nach etwa 7 Stationen erreichen wir das Stadtzentrum und verlassen den Bus. Zuerst gehen wir runter ans Meer zur Harpa, dem Konzert- und Kongresshaus direkt am Meer. Die wabenartige Glasfassade schillert bei Sonne in verschiedenen Farben.

Dann geht es weiter zum alten Hafen. Hier werden von verschiedenen Anbietern Wal- und Angeltouren angeboten und diverse Restaurants in hübschen alten Holzhäusern locken mit Meeresfrüchten und Fleischgerichten. Im Hafen liegen Schiffe der Küstenwache und Fischerboote. In einer Werft sehen wir zwei der Fischtrawler im Trockenen. Erst hier ist ersichtlich wie mächtig der Rumpf der hochseetauglichen Schiffe ist, der sich unter Wasser verbirgt.

Nicht weit von der Harpa steht eine der markantesten Skulpturen die in Reykjavik zu finden sind. Es ist die Solfar oder Sun Voyager. Wie die Spanten eines Schiffes liegt es am Strand und dient vielen Touristen als Fotosujet.

Wir gehen jetzt den Hügel hinauf wo die Hallgrimskirkja steht. Die grosse Kirche aus weissem Beton ist eines der Wahrzeichen von Reykjavik und wurde in Etappen zwischen 1945 und 1986 erbaut. Die Planungsarbeiten begannen aber schon 1929. 60 % der Baukosten wurden durch Spenden aufgebracht. Zuerst müssen wir aber noch vor einem heftigen Regenschauer Schutz suchen und warten unter dem dichten Blätterdach eines grossen Baumes bis sich die Sonne wieder zeigt. Aus der gegenüberliegenden Bäckerei gibt es dann noch ein feines Croissant. Frisch gestärkt erreichen wir dann die Kirche vor der eine Statue von Leif Eriksson, der um das Jahr 1000 Neufundland erreicht, und somit Amerika entdeckt haben soll. Das Innere der Kirche ist ausserordentlich schlicht, aber hell und freundlich. Auf der imposanten Orgel mit den 5275 Pfeifen wird gerade ein Konzert gegeben, wie immer diesen August um 12.00 Uhr. Wir setzten uns hin und hören eine Weile zu.

Unser nächstes Ziel ist der Tjörnin, ein See an dessen Ufer das Rathaus steht, worin ist ein riesiges Relief von Island aufgebaut ist, an dem wir unsere bisherige Reise nachvollziehen können. Auf dem See tummeln sich alle möglichen Enten, Gänse, Schwäne und Möwen, die nach Kindern Ausschau halten, die sie mit Brot füttern.

Nicht weit entfernt ist das Landnahme Museum. Dieses ist rund um die Ruine eines Wikinger-Langhauses aus dem 10. Jahrhundert erbaut, welches hier 2001 – 2002 ausgegraben wurde. Es gibt auch noch ein Stück einer Grenzmauer welche noch weiter zurückdatiert werden kann und somit als das älteste Bauwerk von Reykjavik gilt.

Insbesondere die Erklärungen zur Datierung sind sehr interessant. Und zwar gibt es die Ascheschicht eines Vulkanausbruches mit einer charakteristischen Färbung. Diese kann auf Grund von Eisbohrkernen aus Grönland auf das Jahr 871 +/- 2 Jahre datiert werden. Da die Grenzmauer unter dieser Schicht lag, muss sie vor 871 +/- 2 errichtet worden sein.

Auch Betreffend der Herkunft der Isländer werden genetische Untersuchungen präsentiert. So kann auf Grund der Untersuchung der X und Y-Chromosomen gesagt werden, dass 80% der männlichen Urbevölkerung Islands aus Skandinavien, hauptsächlich Norwegen, stammt. Die Frauen hingegen sind zu 60% keltischen Ursprungs, das heisst sie stammen aus dem heutigen Grossbritannien. Die Wikinger haben ihre Frauen also nicht nur aus der Heimat mitgebracht, sondern auch aus Gebieten, mit denen sie Handel trieben oder die sie überfallen haben, hergeholt.

Jetzt haben wir uns eine Stärkung verdient und genehmigen uns einen Burger in einem der vielen Restaurants. Reykjavik ist eine erstaunlich internationale und tolerante Stadt mit Menschen aus aller Herrenländer. Das zeigt sich auch in der Vielfalt der Gastronomie und den vielen Regenbogenfahnen, die überall aufgehängt sind.

Wir schlendern noch eine Weile durch die Fussgängerzone mit den vielen Geschäften und hübschen alten Häusern bevor wir mit dem Bus wieder zurück zum Campingplatz fahren.

Freitag, 06.08.2021
Von Reykjavik nach Grindavik, 70 Km
Wanderung zum aktiven Vulkan Fagradalsfjall, 13.6 Km

Unser Ziel für heute ist der aktive Vulkan Fagradalsfjall, welcher im März dieses Jahres ausgebrochen ist. Den Eruptionen sind Erdbebenserien vorausgegangen. Das ist der erste Ausbruch des Fagradalsfjall seit 6000 Jahren.  Gestern haben wir uns im Internet noch über die verschiedenen Routen informiert. Auch auf der Seite Safetravel.is gibt es unter vielem anderem Informationen über die Aktivität des Vulkans. So haben gestern keine Eruptionen stattgefunden. Trotzdem machen wir uns heute zeitig auf den Weg, denn der Andrang auf den verschiedenen Parkplätzen zum Vulkangebiet soll riesig sein.

Wir verlassen Reykjavik auf der Strasse Nr. 41 die Richtung Flughafen Keflavik führt. Zweigen dann aber ab auf die Nr. 48, fahren vorbei an der bekannten blauen Lagune und erreichen kurz nach dem Städtchen Grindavik einen der Parkplätze, von wo die Wanderwege ins vulkanisch aktive Gebiet starten. Wir finden noch problemlos einen Parkplatz. Obwohl das Wetter angenehm warm und sonnig ist, haben wir unsere Rucksäcke mit der vollen Regenmontur gepackt. Wie sich später zeigt, ein kluger Entscheid.

Wir haben uns zwar die Wanderroute aus dem Internet auf das I-Pad geladen, das wäre aber nicht notwendig gewesen, denn im Laufe der letzten Monate wurden, neben mehreren grossen Parkplätzen, auch die Wanderwege neu angelegt, planiert und mit Schotter aufgeschüttet um den Besucherstrom zu bewältigen.

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir das erste Lavafeld, welches noch vom Frühling zu stammen scheint, denn die Lava ist erstarrt und an der Oberfläche ausgekühlt. Es dampft aber immer noch aus etlichen Spalten und Rissen. Der Lavastrom hat sich aus zwei Richtungen ins Tal ergossen und alles unter sich begraben.

Eine endlose Menschenschlange bewegt sich von hier weiter den steilen Hang hinauf. Auch wir gehen weiter bis zum ersten Gipfel, dem Langihryggur, etwa 350 Meter höher. Von hier sollte der Blick auf den Vulkan am besten sein. Nebel hat allerding in der Zwischenzeit den Gipfel eingehüllt und von den Lavafeldern her ziehen dicke Dampfschwaden zu uns herauf. Etliche der Schaulustigen marschieren weiter. Wir entschliessen uns vorerst auf dem Gipfel zu warten und hoffen auf bessere Sicht. Bei dieser Gelegenheit können wir uns verpflegen.

Immer wieder scheint es, dass es zu regnen beginnt und selbst Hagelkörner fallen vom Himmel. Das ist aber immer nur von kurzer Dauer. Es scheint aber, dass sich die Sicht auf den Vulkan hier nicht bessern wird. Wir fragen daher eine der völlig durchnässten Rückkehrerinnen, ob es sich lohnt weiter zu gehen. Diese, vermutlich eine Amerikanerin, ist ganz begeistert. Sie erzählt uns, dass der Weg noch etwa eine halbe Stunde weiter geht. Dann erreicht man den glühenden Lavastrom und hat freie Sicht auf die Eruptionen des Kraters.

Wir packen deshalb unsere Sachen zusammen und ziehen unsere bewährten Armeepelerinen an. Wie sich herausstellt, stammen nämlich die Regentropfen und Hagelkörner nicht aus den über uns liegenden Wolken, sondern vom Wasserdampf der vulkanischen Gase. Stellenweise ist die Sicht fast Null und wir marschieren durch dichte Dampfschwaden. Die Brillen beschlagen und wir sehen fast nichts mehr. Doch dann wird es besser, der weisse Vorhang lichtet sich und wir haben tatsächliche freie Sicht auf einen riesigen Lavastrom, der sich von weiter oben, über verschiedene Flanken des gegenüberliegenden Berges, kilometerweit ins Tal ergiesst.

Es gibt hier keine Abschrankungen. Die begeisterten Zuschauer können so nahe an das talwärts fliessende, rotglühende Gestein, wie sie es aushalten. Besonders auf den unbedeckten Hautstellen im Gesicht ist die extreme Hitze zu spüren und wir müssen uns abwenden. Auch das Handy gibt kurzzeitig den Geist auf und muss abkühlen. Wir setzen uns deshalb etwas weiter entfernt auf einen Stein und beobachten das eindrückliche Schauspiel. Ganz oben auf dem Berg sind immer wieder die Lavafontänen zu sehen, die aus dem Krater geschleudert werden.

Schliesslich machen wir uns wieder auf den Rückweg. Immer noch strömen uns zahlreiche Menschen entgegen um das Spektakel ebenfalls zu sehen. Wir muntern einige Leute auf weiterzugehen, die daran denken umzukehren.

Nach 6 ½ Stunden sind wir wieder beim Parkplatz, der jetzt voll besetzt ist. Wir fahren  nach Grindavik auf den  Campingplatz, wo es auch schon langsam eng wird, und können uns noch einen Stellplatz ergattern.


Samstag, 07.08.2021
Auf Umwegen von Grindavik nach Thorlakshöfn, 206 Km

 

Gestern Abend haben wir aus unserem Dachfenster noch die spektakuläre, von der heissen Lava, rot beleuchtete Rauchsäule über dem Vulkan Fagradalsfjall beobachtet. Es wäre sicherlich besonders beindruckend den Lavafluss bei Nacht zu sehen.
 

Heute erwartet uns wieder ein sonniger Tag mit nur mässiger Bewölkung. Wir haben die blaue Lagune, eines der schönsten aber auch teuersten Thermalbäder Islands auf dem Programm. Das Wasser stammt aus dem geothermischen Kraftwerk Svartsengi und wird in ein Lavafeld geleitet. Durch die Mineralien und den Silikatschlamm werden die Poren der Lava verschlossen und das Wasser kann nicht versickern. Das Bad gehört zu den Hauptattraktionen der Halbinsel Reykjanes und ist häufig entsprechend überfüllt. Heute ist der Parkplatz allerdings halbleer. Wir begnügen uns trotzdem nur mit einem Spaziergang um die blau schimmernden Seelein mit dem weissen Silikatschlamm auf dem Grund.
 

Danach fahren wir ganz an die Nordspitze der Reykjanes Halbinsel nach Gardskagi. Dort steht der mit 28 Metern höchste Leuchtturm Islands. Dann geht es der Küste entlang, vorbei an Lavafeldern unterschiedlichen Alters und den häufig anzutreffenden Vogelbrutplätzen, wieder nach Süden.
 

Wir machen erneut Halt bei deiner breiten Lavaspalte, die von einer kleinen Fussgängerbrücke überspannt wird. Gemäss einer Informationstafel handelt es sich um «die Brücke zwischen den Kontinenten». Beim der Lavaspalte handelt es sich wieder um die Spalte zwischen der auseinanderdriftenden Eurasischen und Amerikanischen Kontinentalplatte.
 

Bald sind wir wieder in Grindavik und folgen nun der Südküste, vorbei an den wieder voll besetzten Parkplätzen zum Vulkan Fagradalsfjall, bis wir den Abzweiger zum Kleifarvatn erreichen. Hier biegen wir ab auf die Strasse 42 die nach Norden führt. Schon bald erreichen wir das Geothermalfeld von Seltun. Auf Holzstegen spazieren wir vorbei an den blubbernden und dampfenden Quellen und Spalten. Mineralienablagerungen schillern in den verschiedensten Farben. Gemäss einer Tafel ist das Gebiet unberechenbar und es kann zu spontanen Dampfausbrüchen kommen.
 

Dann erreichen wir den Kleifarvatn, ein tiefer See, der sich in einer riesigen Vulkanspalte gebildet hat. Die Ufer sind gesäumt von bizarren Klippen und schwarzsandigen Stränden. Im See soll sich ein wurmartiges Ungeheuer von der Grösse eines Wals verbergen.  
 

Kurz nach dem Ende des Sees biegen wir ab auf die Strasse 428, die auf der anderen Seite eines Gebirgszuges liegt, und uns wieder an die Südküste bringen soll. Es handelt sich wieder einmal um eine unbefestigte Verkehrsverbindung. Nach wenigen hundert Metern steht dann auch eine Tafel die darauf hinweist, dass nur 4x4 Fahrzeuge zugelassen sind. Entsprechend ruppig sind dann auch einige Passagen mit steilen Aufstiegen, ausgewaschenen Abfahrten und tiefen Löchern. Aber die Landschaft ist fantastisch. Mit Lavafeldern, bemoosten Felsen und schroffen Bergen.
 

Schliesslich erreichen wir wieder die Hauptstrasse und fahren zügig nach Thorlakshöfn, unserem Tagesziel. Der Campingplatz ist schon gut belegt und wir quetschen uns zwischen zwei andere Wohnmobile. Wir bezahlen gleich für zwei Nächte, denn Morgen wollen wir wieder einmal einen Ruhetag einlegen.

Sonntag, 08.08.2021
Wanderung durch die Dünen und am Strand von Thorlakshöfn, 13.9 Km

Bei sonnigem und angenehm warmem Wetter unternehmen wir heute eine Wanderung durch die Dünen bei Thorlakshöfn. Das Marschieren im tiefen schwarzen Sand des Wanderweges ist recht anstrengend. Am besten geht es barfuss. Den Spuren nach zu urteilen wird die Piste ohnehin häufiger von Quads als von Wanderern genutzt. Fussspuren sind auf jeden Fall keine zu sehen. dafür jede Menge Reifenabdrücke.

Nach etwa 7 Kilometern biegen wir in einen der Zugänge zum Strand ein. Auf einem angeschwemmten Baumstamm machen wir erst einmal Pause und schauen den Surfern beim Wellenreiten zu. Am Horizont sind die ersten Eiskuppen der Hochlandgletscher, vermutlich der Tindfjallajökull und der Eyjafallajökull, zu erkennen. Am Eyjafallajökull fand 2010 der Vulkanausbruch statt, der fast den ganzen Flugverkehr in Europa und über dem Nordatlantik lahmgelegt hatte.

Der endlose Sandstrand zieht sich entlang der flachen Küste, die vom Sediment verschiedener Flüsse gebildet wurde, die an den Gletschern des Hochlandes entspringen. Auch Reiter auf ihren Islandpferden sind hier anzutreffen. Ganz Hartgesottene wagen sogar ein Bad im kühlen Wasser ohne Neoprenanzug.

Es herrscht Ebbe und so ist das Gehen auf dem harten Sand bedeutend weniger anstrengend als im tiefen und so kommen wir  nach etwa 4 Stunden wieder auf dem Campingplatz an.

In den Liegestühlen und bei einem Glas Weisswein geniessen wir die Sonne und planen die Route für Morgen.

Montag, 09.08.2021
Von Thorlakshöfn nach Vik, 180 Km

Heute steht als erstes eine Autowäsche auf dem Programm. Denn unser Brummsli ist von den vielen Naturstrassen ziemlich staubig und das hinterlässt Spuren, wann immer wir etwas anfassen.

Danach fahren wir, bei sonnigem Wetter, zuerst auf der Nr. 34 und danach auf der Ringstrasse Nr. 1 Richtung Westen. Einen ersten Stopp machen wir beim Urridafoss. Der Fluss Thjorsa mit dem milchigen Gletscherwasser vom Hofsjökull ist bei Anglern beliebt. Lachse und Seeforellen überwinden den Wasserfall um in die Laichgebiete am Oberlauf und in den Nebenflüssen zu gelangen.

In Hvolsvöllur besuchen wir das Lavacenter. Hier wird in einer interessanten Interaktiven Ausstellung über die Entstehung Islands und die vulkanischen Aktivitäten berichtet. Es ist ersichtlich wann die einzelnen Vulkane Islands ausgebrochen sind und wie viel Lava und Asche sie ausgespuckt haben. In einem Video Livestream werde die Bilder des momentan aktiven Fagradalsfjall übertragen. Die seismischen Aktivitäten werden ebenfalls live dargestellt, dabei sehen wir, dass fast jederzeit irgendwo in Island kleine Erdbeben (schwächer als Stärke 3) registriert werden.

Den nächsten Halt machen wir beim Seljalandsfoss, der bei der Anfahrt von der Ringstrasse aus schon von weitem zu sehen ist. Der schmale Fall stürzt von einer Felskante in einen Teich. Als Besonderheit kann man auf einem rutschigen Pfad hinter dem Wasservorhang durchgehen.

Und schon wieder zeigt ein Wegweiser den Weg zum nächsten Wasserfall. Der grosse und gut besetzte Parkplatz deutet schon an, dass es sich um ein beliebtes Ausflugsziel handelt. Ausserdem beginnt hier der Wanderweg nach Thorsmörk, der am Krater des Vulkanausbruches von 2010 vorbeiführt. Der mächtige Wasserfall stürzt über die Felskante in die Tiefe und hinterlässt einen dichten Sprühnebel. Dieser bildet durch das einfallende Sonnenlicht einen schönen Regenbogen.

Eine steile Eisentreppe führt hinauf zur Felskante, von wo der Fluss 62 Meter in die Tiefe stürzt. Wir folgen dem Wanderweg ein Stück weit. Denn es folgen weitere, kleine Wasserfälle und es bietet sich eine tolle Aussicht auf die Eiskappe des Eyjfjallajökull.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel Vik. Auf dem grosszügig angelegten Campingplatz verbringen wir den Abend.

Dienstag, 10.08.2021
Auf Hochlandstrassen von Vik nach Hella, 178 Km

Wir haben eine stürmische Nacht hinter uns, zumindest was die Windstärke betrifft. Heute Morgen liegt zwar über dem Meer eine dichte Wolkenbank, aber an Land ist es wolkenlos und sonnig. Ideal für unser Vorhaben. Wir wollen nämlich auf Hochlandstrassen auf der Rückseite des Myrdalsjökull und Eyjafjallajökull zurück nach Hella fahren.

Zuerst folgen wir wieder der Ringstrasse Nr. 1 in östlicher Richtung bis zur Abzweigung in die 209. Hier ist es für eine Weile vorbei mit asphaltierten Strassen und wir reduzieren den Luftdruck unserer Reifen wieder auf 2.8 bzw. 2.5 bar. Das dämpft die Schläge auf Wellblechpassagen, durch Löcher und bei grösseren Steinen deutlich. Schon nach weinigen hundert Metern zweigen wir auf die F232 ab. Wir folgen dem Lauf eines der vielen Flüsse. Dabei kommen wir der weissen Eiskuppe des Myrdalsjökull immer näher. Die Piste wechselt zwischen grobem Geröll und Sandpassagen. Wir verlassen die Ebene und steigen langsam an und bald lassen wir die saftig grünen Hügel hinter uns und erreichen eine wüstenartige, vegetationslose Asche und Sandebene. Dabei durchqueren wir unsere erste richtige Furt. Diese ist zwar nicht tief, Elsbeth hat, mit Gummistiefeln versehen, die Vorhut übernommen, aber es ist trotzdem ein tolles Erlebnis.

Es gibt auf dieser Strecke nur wenig Verkehr. Nur eine deutsche Familie in ihrem VW Camper begegnet uns immer wieder. Wenn wir uns gegenseitig bei Fotostopps überholen. Auf der Nordseite des Myrdalsjökull mündet die F232 in die F210 ein. Diese kommt ebenfalls von Süden, ist aber, zumindest gemäss Internetrecherche, schwieriger zu befahren und weist östlich von uns eine Furt auf, die bei hohem Wasserstand einen Meter oder tiefer sein kann. Dort ist angeblich schon manches Fahrzeug stecken geblieben.

Auf der sandigen Ebene am Fuss des Gletschers herrscht ein regelrechter Sandsturm. Die Sicht ist stellenweise so schlecht, dass wir die gelben Markierungspfosten nicht mehr sehen können. Auch der Pfad der auf dem Navi angezeigt wird ist nicht zuverlässig, da die Strecke jedes Frühjahr neu angelegt wird, da sich die Bäche die vom Gletscher durch den Sand fliessen, bei der Schneeschmelze immer wieder einen neuen Weg suchen. Doch schliesslich wird die Sicht besser und wir schwenken wieder auf die markierte Piste ein.

Nun kreuzen wir den Fernwanderweg Laugavegur der vom Thermalgebiet Landmannalaugar bis zum Skogar Wasserfall an der Südküste führt. Zahlreiche schwer beladene Wanderer teilen jetzt für ein Stück mit uns die Piste.  Ab hier folgen wir der F261.

Die nächste Furt am Blafjallakvisl ist wesentlich tiefer als die Erste. Auf unserer Seite steht ein KIA SUV mitten auf der Ausfahrt aus dem Fluss. Vom Fahrer fehlt jede Spur. Wir gehen davon aus, dass das Fahrzeug zu tief ins Wasser geraten ist, und stehen geblieben ist. Ich ziehe deshalb die Stiefel an, um die Wassertiefe auszuloten. Für unser Brummsli ist es OK solange mir das Wasser nicht über die Knie reicht. Gemäss Handbuch ist die Wattiefe etwa 40 cm. Ich gehe also langsam ins Wasser und schon bald reicht dieses bis knapp unter den Stiefelrand. Also gehe ich zurück ans Ufer, ziehe die Stiefel aus, nehme die Hosenbeine meiner Wanderhose ab und steige barfuss nochmals ins eiskalte Wasser. Nach wenigen Metern gibt es eine tiefe Rinne, denn das Wasser geht mir bis zur Mitte der Oberschenkel. Etwas weiter rechts scheint das Wasser ruhiger zu fliessen. Ich gehe also dorthin und tatsächlich ist es dort nur etwa knietief. Ich wate wieder zurück zu unserem Wohnmobil, umfahre den KIA der uns im Weg steht und erreiche das andere Ufer indem ich eine S-Kurve fahre und so die tiefe Rinne meide.

Die Strasse wird jetzt deutlich rauer und ist mit grossen Steinen durchsetzt. Die steilen, ausgefahrenen Passagen schaffen wir mit niedrigem Tempo dank Geländeuntersetzung. Endlich wird aus der F261 die 261 und somit wird die Strasse etwas besser und ist schliesslich asphaltiert. So kommen wir rasch auf dem grosszügigen Campingplatz in Hella an.

Mittwoch, 11.08.2021
Von Hella zurück nach Vik, 117 Km

Heute fahre wir wieder zurück nach Vik, von wo wir gestern die Fahrt ins Hochland gestartet haben. Einen Teil der Sehenswürdigkeiten, insbesondere die Wasserfälle, haben wir schon bei unserer Fahrt von Vorgestern besichtigt. Wir können also zügig vorwärtsmachen, obwohl noch der eine oder andere Stopp eingeplant ist.

Einen ersten Halt machen wir bei den Rutshellir. Dabei handelt es sich um von Menschenhand erstellte Höhlen, die früher Heuschober und heute als Stall genutzt werden. Der Eingang ist überdacht und mit Torfsoden isoliert. Rutshellir ist gut instandgesetzt und begehbar, andere solche Bauten sind am verfallen und einsturzgefährdet.

Unser nächstes Ziel ist der Solheiajökull, ein Gletscherarm des um ein vielfaches grösseren Myrdalsjökull. Die Gletscherzunge mündet in einen Gletschersee auf etwa 200 Metern über Meer, indem einige grosse Eisberge schwimmen. Auf einer Schautafel wird erklärt, dass auch hier das Eis schwindet. Zwischen 1930 und 1969 hat sich das Eis 977 Meter zurückgezogen, während einer Kälteperiode von 1969 bis 1995 ist er wieder um 495 angewachsen und seither wieder um 1312 geschrumpft.

Beim grossen Parkplatz könne Gletschertouren gebucht werden, was rege genutzt wird. Mehrere Touristengruppen werden mit Steigeisen und Eispickel ausgerüstet, angeseilt und wagen den Einstieg auf den zerklüfteten Gletscher. Dieser ist an der Gletscherzunge grösstenteils mit Asche und Sand bedeckt und tiefschwarz.

Wenige Kilometer weiter weist ein Wegweiser zum Myrdalsjökull Gletscher. Wir folgen der schlechten Strasse ein Stück bis ein Schild anzeigt, dass die Route unpassierbar ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig als umzukehren.

Kurz vor Vik machen wir noch einen Abstecher zu den Vogelfelsen und dem schwarzen Strand von Dyrholaey. Die Landzunge ist vom 1. Mai bis 25. Juni gesperrt, um die Brut der vielen Seevögel nicht zu stören. Auch hier sind die Papageientaucher, die heute bei starkem Wind den Landeanflug demonstrieren, die Publikumslieblinge.

Jetzt sind es nur noch knapp 10 Kilometer bis wir den Campingplatz von Vik erreichen, wo wir die Nacht verbringen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 12.08.2021
Von Vik in den Skaftafell Nationalpark und zur Gletscherlagune Jökulsarlon, 256 Km

 

Heute beginnt der Tag mit tiefhängenden Wolken und Nieselregen. Allerdings ist am Horizont im Osten, wo wir hin wollen, schon etwas blauer Himmel zu sehen.  Tatsächlich hört es bald auf zu regnen und die Wolken lichten sich.
 

Auf der Rundstrasse Nr. 1 kommen wir wieder zügig voran. Auf der linken Seite haben wir die Berge des Hochlandes und auf der Rechten einen schmalen Streifen flaches Land und dann das Meer. Bald zeigen sich in den Tälern der Berge die ersten Gletscherzungen des Vatnajökull. Dieser ist mit etwa 8100 Km2 der grösste Gletscher Europas und bedeckt etwa 8% Islands mit geschätzten 3000 Km3 Eis. Breite Bachbette aus schwarzem Geröll und mit mehreren Flussläufen lassen erahnen, welche Wassermassen sich während der Schneeschmelze ins Meer ergiessen.
 

Übernachten wollen wir auf dem Campingplatz des Skaftafell Nationalparks. Dieses Gebiet gehört zu den Touristen Hotspots der Region und wir rechnen daher damit, dass der Platz gut belegt sein wird. Gemäss Webseite ist aber wegen Corona die Online-Reservation ausgesetzt und die Personenzahl beschränkt. Wir entschliessen uns daher schon am Mittag beim Besucherzentrum vorzufahren, uns zu registrieren und den Platz für zwei Tage zu bezahlen.
 

Dann setzten wir unsere Fahrt fort zur Jökulsarlon Gletscherlagune. Einen ersten Halt machen wir auf einem kleinen Wanderparkplatz und spazieren dem Ufer des Gletschersees entlang. Auf diesem schwimmen zahlreiche Eisberge, die sich von der mehrere hundert Meter breiten Gletscherzunge gelöst haben. Das Eis schimmert in verschiedenen Blautönen. Dann geht es weiter auf den grossen Besucherparkplatz am Abfluss der Lagune. Hier herrscht dichtes Gedränge. Der Parkplatz ist fast voll und auf der einspurigen Brücke, welche die den Abfluss des Gletschersees zum Meer überspannt herrscht zwischenzeitlich regelrechter Stau.
 

Wir spazieren dem Fluss entlang bis zu Strand. Es herrscht Ebbe, und die Eisberge die aus dem Gletschersee zum Meer treiben, verkeilen sich gegenseitig und stauen das abfliessende Wasser. Hier können wir auch Seehunde beobachten. Es scheint, als würden die Tiere in der starken Strömung surfen.
 

Im schwarzen Sand am Meer liegen die die Eisbrocken, die von den einst grossen Eisbergen übriggeblieben sind und werden entweder von der nächsten Flut ins Meer hinausgetragen oder schmelzen an der Sonne.
 

Da wir unseren Platz auf dem Campingplatz auf sicher haben, können wir jetzt in aller Ruhe dorthin zurückfahren und machen mehrere Stopps an weiteren Gletscherausläufern, die fast bist auf Meereshöhe hinunter reichen.

Auch vom Campingplatz aus machen wir noch einen Spaziergang an die Gletscherzunge Skaftafelljökull. Entlang der Seitenmoräne können wir bis ans Gletschertor, wo sich das Schmelzwasser in einem reissenden Bach in den Gletschersee ergiesst.  

Freitag, 13.08.2021
Wanderung zum Svartifoss und in die Flussebene der Morsa, 15.7 Km

Heute ist wieder einmal Wandertag. Und zwar bei prächtigem, nicht zu heissem Wetter. Nur wenige Wolken sind am blauen Himmel.

Beim Campingplatz beginnt der Wanderweg zu einem der beliebtesten Fotomotive im Park, dem Wasserfall Svartifoss. Das Besondere am ansonsten nicht besonders spektakulären Wasserfall sind die hängenden Basaltsäulen, über die der Bach in die Tiefe stürzt. Diese meist sechseckigen, gleichmässigen Gebilde entstehen, wenn ein Lavastrom abkühlt und sich Schwundrisse bilden.

Der Weg ist breit und steigt gleichmässig an. Bereits kommen uns zahlreiche Touristen entgegen, die schon am Wasserfall gewesen sind. Nach einer knappen halben Stunde sind auch wir dort und drängeln durch die Menschentraube auf die Aussichtsplattform.

Viele der Besucher kehren ab hier wieder um und gehen zurück zum Besucherzentrum. Wir folgen dem jetzt steinigen Weg weiter bergauf bis zum Aussichtspunkt Sjonarsker. Hier verzweigen sich die Wanderrouten in verschiedene Richtungen. Die meisten Wanderer nehmen denjenigen der auf den 1126 Meter hohen Kristinartindar führt. Wir wählen die Route hinunter ins steinige Bachbett des Gletscherflusses Morsa. Es geht zuerst über Bergwiesen und mit Blaubeeren bewachsene Hänge ohne grosses Gefälle in Richtung Tal. Die Erosion hat den schmalen Wanderweg teilweise über einen halben Meter tief ins Erdreich gegraben. Schliesslich erreichen wir einen niedrigen aber dichten Birken und Erlenwald der bis hinunter an die Talsohle reicht.  Hier führt eine Brücke über den Gletscherfluss und zu den Geröllablagerungen der Bäche und Gletscher. Auf der anderen Seite erstreckt sich wieder ein Birken- und Erlenwald der von ausgedehnten Lupinenfeldern durchzogen ist. Hier gibt es auch einen Picknickplatz, wo wir eine Pause einlegen. Seit dem Abstieg vom Aussichtspunkt Sjonarsker ist uns nur ein junges Paar entgegengekommen, sonst sind wir hier ganz allein. Es ist friedlich und still. Das lauteste Geräusch das wir vernehmen, wird durch die aufspringenden Samenkapseln der Lupinen verursacht.

Das Tal hat, trotz der Nähe der Gletscher, ein besonders mildes Klima und deshalb auch eine besonders grosse Artenvielfalt an Pflanzen und Insekten. Deshalb wurde die Gegend seit den Anfängen der Besiedlung Islands landwirtschaftlich genutzt. Im 13. Jahrhundert hat ein durch einen Vulkanausbruch verursachter Gletscherlauf das Gehöft zerstört. Dieses wurde dann nicht mehr aufgebaut und die Ruinen sind im 19. Jahrhundert unter dem Sediment der Flüsse verschwunden.

Dann geht es weiter, zuerst noch durch lichten Wald und dann durch das riesige Schotterfeld das sich auf der ganzen Talbreite bis ans Meer ausbreitet. Der Trampelpfad führt durch ein ausgetrocknetes Flussbett bis wir schliesslich wieder zu einer Brücke kommen auf der wir die Morsa überqueren können und bald dem Campingplatz erreichen.

Nach der Dusche folgt das Schönwetter Standardprogramm: Apéro und sünnele im Liegestuhl.

Samstag, 14.08.2021
Vom Skaftafell Nationalpark nach Kirkjubaejarklaustur, 90 Km
Spaziergang in Kirkjubaejarklaustur zum Kirkjugolfid (Kirchenpflaster), 5.1 Km

Heute geht es wieder ein Stück zurück nach Westen, denn Morgen ist geplant auf der Hochlandstrasse F208 nach Landmannalaugar zu fahren. Und die Zufahrt ab der Ringstrasse N1 beginnt zwischen Vik und Skaftafell.

Wir sind schon vor Mittag in Kirkjubaejarklaustur und machen deshalb noch einen Abstecher zur Fjadrargljufur Schlucht. Diese ist nur ein paar Kilometer weiter. Der Parkplatz ist schon ziemlich voll, deshalb parkieren wir entlang der Strasse. Wir haben das Gefühl, dass die Zahl der Touristen hier im Süden gegenüber Juni und Juli deutlich zugenommen hat. Man hört viel Italienisch, Spanisch und Französisch. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass der Süden bei Touristen beliebter ist als der Norden.

Bei der Fjadrargljufur Schlucht hat sich der Fluss Fjadra tief in den Tuffstein eingegraben und bizarre Felstürme und steile Abhänge hinterlassen. Wir gehen auf dem schönen Weg der Schlucht entlang. Von Aussichtsplattformen erhält man einen guten Blick in die Tiefe.

Der einfache Campingplatz Kleifar Mork, wo die Camping Card akzeptiert wird, liegt ein paar hundert Meter ausserhalb des Dorfes Kirkjubaejarklaustur am Fluss Stjörn. In der Ferne sind die Eiskuppen den Vatnajökull zu sehen.

Als erstes holen wir wieder die Stühle und den Tisch aus dem Stauraum, denn es ist herrlich warm und ideal um den Mittagssnack im Freien zu geniessen. Danach wird etwas ausgeruht und schliesslich die Bettwäsche gewechselt. Bei dem Wetter können wir die Matratzen und Decken an der Sonne wieder einmal so richtig auslüften. Währenddessen machen wir eine kurze Wanderung aus unserem Reiseführer. Gleich auf der anderen Strassenseite führt der Wanderweg auf eine kleine Hochebene mit dem See Systravatn. Ebenso steil geht es dann wieder runter ins Dorf Kirkjubaejarklaustur. Kurz bevor wir den Campingplatz erreichen, kommen wir zum Kirkjugolfid (Kirchenpflaster). Dabei handelt es sich um eine Fläche von 80 m2, wo das obere Ende von sechseckigen Basaltsäulen sichtbar ist. Dies sieht aus wie von Menschenhand gemacht und erinnert an den Steinboden einer Kirche, daher der Name Kirchenpflaster. Tatsächlich entstanden die natürlich gewachsenen Basaltsäulen vor etwa 9000 Jahren durch erstarrende Lava eines Vulanausbruchs.

Die Bettdecken, Kissen und Matratzen sind jetzt auch schön ausgelüftet und können neu bezogen und wieder im Wohnmobil verstaut werden.

Sonntag, 15.08.2021
Von Kirkjubaejarklaustur nach Landmannalaugar mit Abstecher zum Langisjor See, 148 Km

Heute herrscht wieder wolkenloser Himmel und es ist schon am Morgen angenehm war. Da wir einiges an Hochlandpisten vor uns haben starten wir den Tag etwas früher als üblich und sind um 9.00 Uhr bereits unterwegs. Zuerst geht es noch ein Stück auf der Ringstrasse bis zur Abzweigung der Strasse Nr. 208.  Diese ist am Anfang neu ausgebaut. Nach ein paar Kilometern ist dann aber Schluss und wir fahren wieder auf einer Schotterpiste. Wir lassen schon von Anfang an Luft aus den Reifen, denn es dauert nicht lange und es geht über in die F208. Diese gilt als eine der schönsten Hochlandpisten und soll, gemäss Reiseführer, wenig befahren sein.

Obwohl es sich um eine Hochlandpiste handelt, ist die Fahrbahn erstaunlich gut. Es hat nur wenige Schlaglöcher und nur hin und wieder ein paar Querrillen. Darum ist es nicht verwunderlich, dass vor der ersten Furt regelrechter Stau herrscht. Es warten etwa 10 Autos um mit der Durchfahrt an der Reihe zu sein. Das hat allerdings den Vorteil, dass wir sehen, wo die seichten Stellen sind.

Auf teilweise sehr steilen Passagen gewinnen wir an Höhe und die Vegetation wird spärlicher. Die grünen Wiesen verschwinden und bald herrschen Schotterfelder die nur noch von Grasnelken bewachsen sind vor.

Unser Fahrzeugkonvoy zieht sich immer mehr in die Länge. Trotzdem müssen wir immer wieder anhalten, wenn unser Vorfahrer stoppt um Fotos zu machen. Wir sind deshalb froh, als wir die Abzweigung zur F235 erreichen. Hier biegen wir ab und sind jetzt fast alleine. Nur hin und wieder kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Es folgt eine Bach- bzw. Flussdurchfahrt nach der Anderen und auf dem Rückweg steht uns dasselbe ja nochmals bevor.

Schliesslich erreichen wir den Langisjor See. Wir machen hier eine Pause und steigen hoch zu einem Aussichtspunkt. Es ist hier oben auf 700 Metern recht kalt, es weht ein starker Wind und die Vulkanberge sind in Nebel gehüllt.  

Wir fahren die F235 wieder zurück und dieses Mal haben wir das Gefühl es geht viel schneller als auf dem Hinweg. Bald erreichen wir wieder die F208 und wir setzten die Fahrt nach Landmannalaugar fort. Auch hier folgen noch einige, zum Teil sehr breite und recht tiefe Furten bis wir die farbigen Berge von Landmannalaugar erreichen. Hier müssen wir die letzte von insgesamt 42 Furten durchfahren um den Campingplatz zu erreichen. Der grosse Parkplatz vor dieser Flussdurchfahrt ist von Sonntagsausflüglern voll belegt. Von Hella her kann Landmannalaugar nämlich auch auf einer asphaltierten Strasse erreicht werden.

Wir bezahlen vorerst einmal für zwei Nächte und suchen uns einen ebenen Standplatz. Es herrscht hier reger Betrieb. Jede Menge bunte Zelte der Wanderer lassen den Eindruck aufkommen, man befinde sich in einem Expedtitionscamp.

Wir machen noch einen Spaziergang in der Umgebung. Das breite Flussbett umrahmt von den schroffen, vielfarbigen Bergen ist wirklich beeindruckend.

Montag, 16.08.2021
Wanderung bei Landmannalaugar, 11.7 Km

Es ist wieder Wandertag und der Wettergott meint es sehr gut mit uns. Es ist fast wolkenloser Himmel und die Temperatur ist angenehm zum Wandern. Nicht zu heiss und doch warm genug fürs T-Shirt.

Der gute alte Rother Wanderführer sieht zwar schon recht zerfleddert aus, aber die Routen und Tourenbeschreibungen sind doch sehr hilfreich. Im kleinen Buch gibt es vier Touren mit die in Landmannalaugar beginnen. Wir wählen zwei aus und kombinieren diese.

Zuerst geht es durch die Graenagil Schlucht mit ihren grünen Wänden, die allerdings heute bei der hochstehenden Sonne nicht mehr so zu Geltung kommen wie gestern Abend, als wir schon ein paar hundert Meter durch die Schlucht gegangen sind. Dann geht es über den tiefschwarzen Lavastrom aus Obsidian. Dieser ist im 16. Jahrhundert bei einem Ausbruch entstanden und erstreckt sich bis zum Campingplatz. Nach der Kletterei über die zerklüftete Lava erreichen wir die Solfataren, mit ihren Dampfsäulen und gelben Schwefelablagerungen, am Fuss des bunten Berges Brennisteinsalda (brennender Berg). An verschiedenen Stellen im Hang steigt Rauch aus dem Boden.

Wir wählen jetzt nicht den Aufstieg zum Brennisteinsalda, da wir noch einen anderen Aufstieg vorgesehen haben und gehen direkt runter ins Tal des Baches Namskvisl. Hier gib es grosse Schotterflächen, aber auch sumpfige Wiesen die über und über mit Wollgras bedeckt sind.

Wir überqueren einige kleine Wasserläufe und steigen dann über einen Bergrücken hinauf zum 910 Meter hohen Sudurnamur. Schon bei Aufstieg bietet sich uns ein überwältigender Blick in die verschiedenen Täler mit ihren vielfarbigen steilen Berghängen. Auch dort qualmen verschiedene heisse Quellen. Die Berge bestehen aus Rhyolith, einer mineralreichen Lava, die ungewöhnlich langsam abkühlte und dadurch fantastische Farben hervorbrachte.  

Zeitweise weht ein starker Wind über einen Sattel, auf dem Höhenweg über den Sudurnamur ist aber wieder windstill und wir geniessen die fantastische Aussicht. Unter uns liegen die bunten Berghänge, breite Bachbette aus hellem Schotter und grüne Wiesen. In der Ferne sind blaue Seen und weisse Gletscherkuppen zu erkennen.

Zurück auf dem Campingplatz nutzen wir die Gelegenheit und nehmen ein Bad im Fluss, der von der Berghütte von Landmannalaugar über einen Holzsteg erreicht werden kann. Aus dem Fuss des Lavafeldes strömt sowohl warmes als auch kaltes Wasser, welches sich zu angenehmer Badetemperatur mischt. Es gibt verschiedenen Bereiche mit Wassertemperaturen zwischen 25° und 45°. Trotz der vielen Algen, anscheinend mögen auch diese warmes Wasser, geniessen wir das entspannende Bad.

Es ist immer noch warm und windstill und so können wir auch abends um 19 Uhr noch draussen im T-Shirt essen. Das ist nicht mehr selbstverständlich, denn zum einen befinden wir uns hoch im Norden und zum anderen geht die Sonne jetzt Mitte August wesentlich früher unter als noch im Juni als es kaum dunkel wurde.

Dienstag, 17.08.2021
Von Landmannalaugar nach zum Camping Nyidalur an der Sprengisandur-Route, 133 Km

Gestern noch eitel Sonnenschein und heute kalt und neblig. So schnell geht das.

Jetzt geht es wieder in Richtung Norden und zwar auf der Sprengisandur-Route F26, der längsten Nordsüdverbindung durch das Hochland. Im Gegensatz zu den schon befahrenen Hochlandrouten im Süden ist die F26 eher eintönig. Sie führt über etwa 240 Km durch trostlose, steinige Einöde. Es bieten sich zwar schöne Ausblicke auf die Gletscher Hofsjökull und Vatnajökull, diese bleiben uns aber wegen des Nebels grösstenteils verwehrt.

Von Landmannalaugar folgen wir aber zuerst weiter der F208. Diese ist, entgegen unseren Erwartungen, in sehr schlechtem Zustand und weist tiefe Querrillen auf, so dass wir nur langsam vorankommen. Das ist eigentlich erstaunlich, denn Landmannalaugar ist ein beliebtes Ausflugsziel über diese Strecke von Norden her.

Kurz vor dem Einmünden der 208 in die Nr. 26 ist uns ein Stück Asphaltstrasse vergönnt, was das Fahren viel angenehmer macht und uns auch schneller vorankommen lässt. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer und es geht wieder über in Schotterstrasse und schliesslich in die Piste der Spengisandur-Route. Hier gibt es kaum noch Verkehr. Nur gelegentlich kreuzen wir Gegenverkehr, oder lassen ein schnelleres Fahrzeug überholen. Auch die Passagen mit Querrillen werden weniger.

Schliesslich erreichen wir nach der Durchfahrt von zwei Furten den Campingplatz Nyidalur. Hier geht es bedeutend ruhiger zu als in Landmannalaugar. Nur ein weiteres Fahrzeug und ein Zelt stehen auf dem grossen Platz und es werden am Abend nur vier mehr.

 

Mittwoch, 18.08.2021
von Nyidalur nach Mödrudalur, 261 Km

Heute können wir wieder von sonnigem Wetter profitieren. Und so sieht auch die tiefe Furt die wir gleich beim Campingplatz durchfahren müssen nicht mehr so bedrohlich aus wie gestern Abend. Das hängt auch damit zusammen, dass gemäss Hüttenwartin, die von Gletschern gespiesenen Flüsse am Morgen weniger Wasser führen als am Abend.

Auch die zweite, noch etwas tiefere Furt, einige Kilometer weiter, meistern wir ohne Probleme. Und so geht es in Schlangenlinie, bergauf und bergab, auf rauer aber doch recht guter Piste weiter nach Norden. Bei Sonnenschein sieht die vegetationslose Einöde wesentlich freundlicher aus als gestern bei Nebel. Überall dort, wo ein Bach oder kleiner Fluss die Steinwüste durchfliesst spriesst auch das Grün, meist allerdings nur Moos.

Schliesslich verlassen wir langsam die höheren Lagen um 700 Metern über Meer und je tiefer wir kommen, umso reicher wird die Vegetation. In der Ferne sind bereits die ersten Bauernhöfe auszumachen, als wir einen Abstecher zum Hrafnabjargafoss machen. Hier stürzt der Skjalfandafljöt auf breiter Front in die Tiefe. Nur wenige Kilometer danach folgt der Aldeyjafoss, ein weiterer Wasserfall. Hier sind die Basaltsäulen, die den Wasserfall umrahmen, die Besonderheit.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer und wir treffen beim Godafoss, den wir schon früher besucht haben, auf die Ringstrasse Nr. 1.  Hier pumpen wir die Reifen wieder auf Normaldruck und fahren zügig an den Myvatn. Bei der ersten Durchfahrt vor ein paar Wochen haben wir die Pseudokrater, eine Ansammlung von kleinen Vulkankratern, in Skutustadir nicht besucht. Das holen wir heute nach und machen einen kurzen Spaziergang auf dem markierten Rundgang.

In Reykjahlid tanken wir wieder einmal auf und kaufen ein, bevor wir zum Campingplatz in Mödrudaldur fahren. Im Dorf mit der kleinen Kirche und vielen traditionellen mit Torfziegeln eingefassten Häusern verbringen wir die Nacht. Wenn das Wetter Morgen mitspielt werden wir wieder ins Hochland zum Askja-Vulkankrater fahren.

Donnerstag, 19.08.2021
Von Mödrudaldur zum Dettifoss und wieder zurück, 194 Km

 

Eigentlich haben wir für heute die Weiterfahrt zum Krater Askja im Hochland geplant. Allerdings sieht es gegen die Berge recht düster und regnerisch aus. Wir entschliessen uns daher, bis Morgen zu warten und auf besseres Wetter zu hoffen.
 

Hier in Mördrudaldur scheint die Sonne deshalb fahren wir an den Dettifoss, den wir schon im Juni besucht haben. Allerdings wählen wir heute die Strasse auf der Ostseite. Schon am Anfang der Strasse steht ein Schild, das darauf hinweist, dass die Strasse in schlechtem Zustand ist, und dass die Route auf der Westseite besser ausgebaut sei. Tatsächlich weist die Strasse Querrillen auf, wie wir es bis jetzt noch nicht erlebt haben. Auch das Reduzieren des Luftdruckes in den Reifen hilft nur wenig. So fahren wir langsam, immer auf der Suche nach der besten Spur nach Norden. Nach etlichen Kilometern kommt uns ein Grader entgegen. Das ist die Maschine, welche die oberste Schicht der Strasse mit einer Art Pflug abschabt, benetzt und dann möglichst gleichmässig wieder auf der Fahrbahn verteilt und planiert.
 

Jetzt können wir das Tempo wieder erhöhen ohne Angst haben zu müssen, dass uns die Kabine vom Fahrzeug fällt. Schliesslich erreichen wir den Besucherparkplatz für den Wasserfall, dessen Gischtwolke schon von weitem zu sehen ist. Wir haben den Dettifoss schon von der Westseite gesehen, aber das Schauspiel ist immer noch beeindruckend, zumal wir das Gefühl haben, dass der Fluss jetzt noch mehr Wasser führt als im Juni. Im Sommer sollen es bis zu 400 m3 pro Sekunde sein, die über die Felskante donnern.
 

Wir folgen dem Pfad entlang dem Fluss bis zum Selfoss, der von dieser Seite auch noch beeindruckender aussieht, da der Blick frei ist auf die ganze Breite des Wasserfalles, der nicht quer, sondern längs zum Flussbett verläuft und deshalb um ein Vielfaches länger ist als nur die Flussbreite.
 

Da die Strasse in nördlicher Richtung besser in Stand ist, fahren wir noch bis Asbyrgi, machen nur kurz beim Hafragilfoss halt, um dann auf der geteerten Westseite wieder an die Ringstrasse und dann zurück zum Mödrudaldur Campingplatz zu fahren.
 

Das Wetter hier in der Gegend war den ganzen Tag mild und sonnig, doch gegen Abend kommt leichter Regen auf. Wir hoffen, dass sich bis Morgen alles beruhigt und wir für den Trip zum Askja Krater gutes Wetter haben.

Freitag, 20.08.2021
Von Mödrudaldur zum Askja Krater, 105 Km

Leider ist das Wetter immer noch nicht so schön sonnig, wie wir es uns erhofft haben. Besonders die Berge sind noch wolkenverhangen. Trotzdem nehmen wir den Weg zum Askja Krater unter die Räder. Auf der F905 geht es mit den gewohnten Querrillen nach Süden zur F910. Diese führt über Schotter, Lavaplatten und tiefen Sand nach Westen zum Askja Krater. Es sind zwei grössere Flüsse zu überqueren, der eine davon recht tief und mit einem steilen Ausstieg. Das dürfte bei der Rückfahrt dann zu einem kurzzeitigen Taucher von Brummsli’s Schnauze führen. Wir sollten das aber schaffen, denn etliche gemietete 4x4 Duster sind auf der gleichen Strecke recht zügig unterwegs und meistern diese Durchfahrten auch.

Dort wo das Gebiet des Nationalparkes beginnt, steht eine Rangerin und händigt uns eine Broschüre über das richtige Verhalten im Hochland aus. Sie macht nochmals darauf aufmerksam, dass das Verlassen der Pisten und Fusswege verboten ist und hohe Bussen drohen.

Vom Drekaskali Campingplatz mit den Berghütten geht es auf der F894 noch etwa 7 Km hoch bis zum Parkplatz am Rand der Caldera des Kraters. Auch hier ist der Andrang recht gross. Hochlandbusse mit ganzen Reisegruppen und die unterschiedlichsten 4x4 Fahrzeuge, vom kleinen Duster bis zum grossen Monstertruck sind hier abgestellt. Der breite Fussweg führt mit nur noch wenig Steigung in den 45 Quadratkilometer grossen Krater. Der Vulkan hatte seinen letzten grossen Ausbruch 1875. Am 28. – 29. März 1875 wurden schätzungsweise 2.5 Kubikkilometer Material aus dem Krater geschleudert. Nach dem Einsturz der Magmakammer bildete sich der 220 Meter tiefe und 11 Quadratkilometer grosse Kratersee Öskjuvatn.  Am Nordende des Sees explodierte ein Schlot und bildete den Aschekrater Viti. Darin sammelt sich geothermisches Wasser und wer den steilen Abstieg wagt, kann darin baden.

Während wir den Spaziergang machen, hat ein Grader, der schon auf der F910 an der Arbeit war, die Zufahrt zum Parkplatz planiert. Es geht darum zügig runter zum Campingplatz wo wir und ein möglichst ebenes Plätzchen suchen. Vom Küchenfenster aus haben wir dann einen wunderbaren Blick auf den Snaefell, den höchsten Berg Islands, welcher von der Abendsonne angeleuchtet wird.  

Samstag, 21.08.2021
Vom Askja Krater zurück nach Mödrudaldur, 146 Km

Der bedeckte Himmel von gestern ist vergessen, denn heute beginnt der Tag wolkenlos. Wir haben schon am Vortag beschlossen, nochmals zum Krater hochzufahren, falls sich die Sonne zeigt. Also geht es die 7 Km nochmals rauf an den Rand der Caldera und die 2.5 Km Fussmarsch an den Rand des Kratersees. Dieser zeigt sich tatsächlich so schön blau, wie wir es von Bildern kennen.

Wir haben uns immer noch nicht entschieden, welche Route wir für den Rückweg wählen sollen. Deshalb machen wir noch kurz Halt bei der Rangerstation, die sich beim Campingplatz befindet und erkundigen uns, ob wir wie bei der Hinfahrt die F910 oder die F88 wählen sollen. Die Antwort ist eher vage. Im Allgemeinen empfehlen sie die F910 trotz der steilen Einfahrt in den Fluss. Auf der F88 gibt es auch drei Furten, wobei die zweite tiefer ist als jene auf der F910. Er würde nicht auf der gleichen Route zurückfahren, sondern eine neue probieren. Wichtig sei einfach, dass wir dem Seil, dass im Halbkreis durch den Fluss führt, möglichst nah folgen, denn wenn wir zu weit links fahren, wird es sehr schnell tiefer als die 60 - 70 cm auf der markierten Route. Zudem sollen wir langsam mit Geländeuntersetzung fahren, um eine Bugwelle zu vermeiden und besser über die grossen Steine zu fahren.

Wir entschliessen uns für die neue Route F88, machen es aber gleich wie ein Deutscher VW Fahrer, der auf dem Parkplatz beim Krater vorsorglich die Bergeösen montiert und den Bergegurt bereitgemacht hat. Denn wenn man erst einmal im eiskalten Wasser stehen geblieben ist, wird es mühsam alles zusammenzusuchen.

Wir sind erstaunt, dass die F88 in wesentlich besserem Zustand ist als gestern die F910. Es gibt weder nennenswerte Querrillen, noch Schlaglöcher und kaum grosse Steine. Meist ist die Piste so breit, dass problemlos gekreuzt werden kann. Eine Passage über ein Lavafeld ist mit einem Schotterbett gut zu meistern. Auch die erste Furt ist höchstens 30 oder 40 cm tief. Beim kritischen zweiten Fluss, steht ein grosses Expeditionsmobil auf Lastwagenchassis mit Schweizer Kennzeichen. Der Fahrer gibt uns auch den Rat, ganz rechts am Seil zu fahren. Er schätzt die Tiefe auf 70 cm und verspricht uns zu warten, bis wir das andere Ufer erreicht haben. Schliesslich klappt alles ohne Probleme und wir können die Fahrt fortsetzen.

Kurz bevor wir die Ringstrasse erreichen, kommt uns noch das Fahrzeug eines Pannendienstes entgegen. Hat einer die Furt unterschätzt?

Schliesslich erreichen wir den Campingplatz von Mödrudaldur und freuen uns über einen tollen Tag. Beim Kaffee nach dem Nachtessen können zwei jungen Polarfüchsen beim Spielen im benachbarten Fussballfeld zuschauen.

Sonntag, 22.08.2021

Von Mödrudaldur zum Camping Fljotsdalsgrund, 169 Km

Obwohl es gestern Abend noch kurz geregnet hat, herrscht heut wieder herrliches Sommerwetter. Ideale Voraussetzungen für unsere vermutlich letzte Hochlandetappe.

Bevor wir losfahren, schauen wir aber nochmals den zwei Polarfüchsen beim Spielen zu, die sich ohne Scheu vor Menschen am Strassenrand balgen und eine ganze Schar von Zuschauern anlocken.

Dann fahren wir, wie schon Vorgestern, auf der extrem schlechten F905 nach Süden, bis wir auf die F910 stossen. Diesemal gehte es aber nicht in Richtung Westen, sondern wir fahren nach Osten, auf dem Teil der Route, die wir noch nicht abgefahren haben. Entgegen den Berichten im Internet ist die Piste, bis auf ein paar sehr steile, ausgefahrene und ausgewaschene Passagen in gutem Zustand und wir kommen rasch voran. Die wenigen Furten sind alle sehr seicht und problemlos zu bewältigen. Die grösseren und tiefen Flüsse können wir auf Dämmen überqueren, in die grosse Durchflussröhren für das Wasser eingebaut sind.

Schliesslich erreichen wir das Ende der F910 die als asphaltierte 910 weitergeführt wird. Den guten Ausbau der Strasse verdanken wir dem Karahnjukar-Wasserkraftwerk. Die Hauptmauer des Halslon-Stausees hat eine Länge von 700 Metern und eine Höhe von 198 Metern. Hier staut sich das Gletscherwasser zweier Flüsse und wird über einen fast 40 Km langen Stollen zu den Turbinen geleitet und produziert zusammen mit dem Ufsarlon-Stausee weiter östliche Strom für ein Aluminiumwerk.

Langsam wird es Zeit uns nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Zuerst machen wir aber noch einen kurzen Abstecher zur Snaefell Berghütte am Fusse des Vulkans Snaefell, dem mit 1833 m höchsten Berg Islands ausserhalb des Vatnajökull Gletschers. Die Strasse wird im Internet auch als eher anspruchsvoll beschrieben, ist aber problemlos zu bewältigen. Nur drei kleine Furten müssen wir auf den 13 Km queren und die Piste ist in gutem Zustand. Wir haben einen schönen Blick auf die Gletscher des Snaefell, unsere Hoffnung von der Hütte aus einen besseren Blick auf den Vatnajökull Gletscher zu haben, wird aber nicht erfüllt. Der Gletscher ist zwar zu erkennen, liegt aber immer noch Kilometer weit entfernt. Zudem ist er von einem weissen Wolkenband bedeckt. Die Piste führt noch etwa 17 Kilometer weiter, wir kehren aber um und fahren wieder zurück zur Hauptstrasse. Der Campingplatz bei der Berghütte, die als Ausgangspunkt für Touren auf den Snaefell dient, hat uns nicht gefallen und macht einen sehr kargen Eindruck.

Einige Kilometer weiter, beim Laugarfell Gasthaus wäre die nächste Übernachtungsmöglichkeit. Es handelt sich
aber nur um einen Parkplatz vor der Herberge. Trotz der zwei verlockenden Hotpots, die genutzt werden könnten, fahren wir weiter und gelangen auf vielen Kehren hinunter zum See Lagarfjlot. Hier liegt, schön gelegen, der Fljotsdalsgrund Camping. Auf dem grossen, grünen Areal sind nur wenige Wohnmobile und wir können uns ein schönes Plätzchen aussuchen.

Als wir draussen bei einem Glässchen Wein sitzen, werden wir von einer älteren Schweizerin angesprochen. Diese ist mit ihrem Mann schon seit sieben Jahren mit dem Camper unterwegs und seit Anfang Juni in Island. Sie erzählt uns von ihren Reisen und den Problemen, die sie während der ersten Corona-Welle hatten, ohnen festen Wohnsitz einen Standplatz zu finden.

Als wir so vor unserm Brummsli sitzen, stellt Elsbeth fest, dass wir am rechten Hinterrad keine Radkappe mehr haben. Ich sehe auf der linken Seite des Fahrzeuges nach, dort hat es überhaupt keine mehr. Wir haben auf den Rüttelpisten also 3 von 4 Radkappen verloren.

Montag, 23.08.2021
Vom Camping Fljotsdalsgrund nach Neskaupstadur, 112 Km

Wir haben jetzt noch 9 Tage bis wir auf die Fähre nach Hirtshals einschiffen. Bis dahin wollen wir noch die Ostfjorden bis nach Höfn erkunden. Das sind hin und zurück auf dem direkten Weg etwa 400 Km. Wir haben also genug Zeit und wollen die letzten Tage darum gemütlich angehen.

 

Wir starten deshalb erst gegen 11 Uhr, machen aber den ersten Stopp schon nach wenigen Kilometern. Dort ist nämlich der Wanderparkplatz zum Hengifoss. Der Parkplatz ist schon ziemlich voll, so dass wir unser Brummsli auf dem Busparkplatz abstellen. Auf einem gut ausgebauten Weg geht es etwa 255 Höhenmeter hinauf zum mit 118 m dritthöchsten Wasserfall Islands. Dabei passieren wir noch den Litlanesfoss, der von mächtigen Basaltsäulen eingerahmt ist. Beide Wasserfälle führen nach dem trockenen Sommer eher wenig Wasser und sind nicht besonders spektakulär. Allerdings erkennt man an den Felswänden des Hengifoss die verschiedenen Schichten aus Vulkanasche und Lava sehr schön. Auf einer Informationstafel wird erklärt, dass sich Ascheschichten die sich nach Vulkanausbrüchen abgelagert haben, durch Oxidation rot verfärben, wenn heisse Lava darüber fliesst. Dieser Vorgang hat sich im Laufe der Jahrmillionen mehrmals wiederholt und die rot leuchtenden Schichten sind gut zu sehen. Wir marschieren den gleichen Weg zurück, vorbei an Bergwiesen mit den verschiedensten Blumen und Gräsern.

 

Bald erreichen wir Egilsstadir, die erste grössere Stadt seit langem. Hier tanken wir wieder voll und kaufen ein bevor wir, der Ringstrasse Nr. 1 folgend, die Ostfjorde erreichen. Als Tagesziel haben wir Neskaupstadur gewählt, welches wir über einen 7 Km langen Tunnel erreichen. Wir haben eigentlich einen kleinen Ort erwartet, treffen aber auf ein hübsches Städtchen. Obwohl es recht abgelegen liegt, steht hier die grösste Fischverarbeitungsfabrik Islands und das wichtigste regionale Krankenhaus Ostislands.

 

Der Campingplatz ist sehr schön hoch über dem Städtchen gelegen und bietet einen tollen Blick auf den Fjord und die umliegenden Berge. Wir entschliessen uns deshalb gleich zwei Tage zu bleiben.

Dienstag, 24.08.2021
Ruhetag in Neskaupstadur

Heute ist es schon am Morgen recht warm, so dass wir im Freien frühstücken. Dabei schauen wir unseren amerikanischen Nachbarn zu, wie sie ihre Sachen zum Trocknen auslegen. Die zwei Brüder und ihre Begleiterin waren gestern im Skaftafell Nationalpark wandern und sind so richtig verregnet worden. Letzte Nacht sind sie spät angekommen und haben ihre Zelte schnell aufgestellt ohne diese mit Heringen zu verankern. Während die drei im Städtchen sind, kommt plötzlich Wind auf und weht die Zelte fort. Wir sammeln diese ein und fixieren sie am Boden. Dadurch kommen wir später mit den Dreien ins Gespräch. Die jungen Leute kommen aus Wyoming und waren auch schon in Engelberg, Mürren und Zermatt zum Skifahren. Der eine der beiden Männer hat vier Monate in Genf gearbeitet.

Kurz vor Mittag spazieren wir ins Dorf zur Bäckerei und kaufen uns etwas Süsses zum Nachmittagskaffee. In einem schönen roten Haus am Meer sind ein Kunst-, ein Meereskunde- und ein Naturkundemuseum untergebracht. Wir verzichten aber auf einen Besuch und schlendern lieber durch den historischen Friedhof mit uralten Gräbern, der zu einem kleinen Park umfunktioniert wurde.

Nach Kaffee und Plundergebäck marschieren wir wieder los. Am Ende des Städtchens gibt es ein kleines Naturschutzgebiet mit einem schönen Spazierweg. Auf Schautafeln werden Informationen über Fauna, Flora und die Geologie der Halbinsel vermittelt und wer Glück hat, soll sogar Wale vor der Küste entdecken können. Auf dem Rückweg zum Campingplatz sehen wir, wie sich über dem Meer eine Nebelbank bildet, die langsam in den Fjord hineinzieht. Vorerst liegt der Nebel nur über dem Wasser, so dass wir die Sonne im Liegestuhl noch geniessen können, doch im Laufe des Abends steigt er die Berghänge hoch und breitet sich in der ganzen Bucht aus.

Mittwoch, 25.08.2021
Von Neskaupstadur nach Stödvarfjördur, 114 Km

Es ist immer noch neblig heute. Trotzdem fahren wir nicht einfach auf der Ringstrass in Richtung Süden, sondern wählen nach Reydarfjördur die Strasse 955, statt durch einen Tunnel auf direktem Weg nach Faskrüdsfjördur zu fahren. Entgegen unseren Erwartungen ist die Strasse, die um die Halbinsel herumführt bis auf zwei kürzere Passagen asphaltiert und gut in Schuss. Langsam beginnt sich der Nebel auch zu lichten und wir können die schöne Küstenlandschaft geniessen.

Kurz vor Faskrüdsfjördur machen wir eine Kaffeepause und unternehmen einen Spaziergang zu einer Gedenkstätte, die für französische und belgische Fischer errichtet wurde. Der ursprüngliche Friedhof wurde in den 1950 Jahren eingeebnet. Dafür wurde die Erinnerungsstätte mit Kreuzen für die 49 Seeleute errichtet, 19 davon unbekannt.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Stödvarfjördur, wo wir schon am frühen Nachmittag ankommen und lange ganz alleine auf dem kleinen Campingplatz sind. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Rundgang durch das Dorf und einem Spaziergang in der Umgebung. Der Spazierweg führt durch einen lichten Nadelwald. Der Boden ist mit Erika und Beerensträuchern bewachsen und wie schon öfter in den letzten Tagen, sind auch etliche Pilze, unter anderen Birkenpilze, vorhanden.

 

Donnerstag, 26.08.2021
Von Stödvarfjördur über Höfn nach Djupivogur, 285 Km

Für heute ist der Plan, dass wir nach Höfn fahren und dort zwei Nächte bleiben um zu wandern. Doch schon heute Morgen erfahren wir von anderen Reisenden die aus Südisland kommen, dass das Wetter dort nicht besonders gut ist. Eine Familie mit zwei Kindern und in Zelten berichten, dass sie die letzten vier Tage unter dem Dauerregen gelitten haben und alles durch und durch nass ist.

Tatsächlich fahren wir schon bald in eine schwarze Wolkenwand und es beginnt zu regnen. Trotzdem fahren wir bis nach Höfn durch und kaufen dort ein. Danach machen wir wieder kehrt bis nach Djupivogur. Hier weht zwar ein starker Wind, aber der Himmel ist mehrheitlich blau. Deshalb fahren wir auf den Campingplatz im kleinen Fischerdorf.

Den Stellplatz müssen wir im nahen Hotel bezahlen. Dabei reservieren wir im gepflegten Restaurant einen Tisch für das Nachtessen. Wie wir später feststellen, ist das Restaurant nicht nur geschmackvoll eingerichtet, sondern bietet auch eine ausgezeichnete Küche. Mit einer gut gewürzten Zwiebelsuppe, frisch gefangenem Lachs und warmem Apfelkuchen mit Glace feiern wir das nahe Ende eines tollen Aufenthaltes in Island.

Freitag, 27.08.2021
Von Djupivogur nach Reydarfjördur, 153 Km
Wanderung im grössten Waldgebiet Islands, 8 Km

 

Heute haben wir wieder einmal nette Nachbarn, die sich schon gegen 6 Uhr lautstark bemerkbar machen. Die Gruppe mit 4 Campern hat gestern Abend schon genervt. Die haben ein so starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, dass sich die 4 Fahrzeuge Tür an Tür in eine Lücke neben uns zwängen mussten. Und heute, in aller Herrgottsfrühe, werden Türen zugeknallt und ein lautes Palaver abgehalten. Eine Rücksichtslosigkeit, die eigentlich nicht auf einen Campingplatz gehört.
 

Nach 10 Uhr machen wir uns auf den Weg in die Region von Egilsstadir. Am grossen See des Lagarfljot liegt das grösste Waldgebiet Islands, wo wir eine Wanderung aus unserem Wanderführer geplant haben.
 

Wir wählen dieses Mal aber nicht die Route dem Meer entlang, die um etliche Fjorde führt, sondern nehmen eine Abkürzung die auf der steilen und kurvenreichen Nr. 939 über die Berge direkt zum See führt.
 

Vom Parkplatz des Hotels Hallormsstadur führt ein schmaler, aber mit neuen Pflöcken gut markierter Wanderweg durch den Birkenwald hinauf zum kleinen Lambafoss. In einer Schlaufe geht es dem tiefen Graben, den der Bach geschaffen hat, wieder hinunter. Kurz vor dem Hotel stossen wir auf einen Verbindungsweg, der uns zum zweiten Wandervorschlag aus unserem Büchlein führt. Jetzt geht es auf einem breiten Waldsträsschen durch dichten Mischwald mit verschiedenen Nadelbäumen, Birken und Ebereschen. Zahlreiche Picknickplätze bieten Gelegenheit sich auszuruhen und die Aussicht auf den See und die umliegenden Berge zu geniessen.
 

Nach knapp zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz und fahren nach Egilsstadir. In einer Bäckerei kaufen wir uns zum Kaffee noch zwei dick mit Zuckerguss überzogene Zimtschnecken die wir auf einem Rastplatz am See genüsslich verspeisen.
 

Danach geht es auf der Ringstrasse zügig nach Reydarfjördur auf den Campingplatz. Von hier aus werden wir, sofern das Wetter mitspielt, in den nächsten Tagen nochmals ins Richtung Höfn weiter fahren.

Samstag / Sonntag, 28. und 29.08.2021
Von Reydarfjördur nach Djupivogur, 157 Km
Von Djupivogur via Gletscherlagune nach Höfn, 253 Km


Am Samstag scheint wie gewünscht die Sonne und so fahren wir, wie schon am Mittwoch und Donnerstag, der Küste entlang nach Süden. Dieses Mal haben wir von Beginn weg sonniges uns klares Wetter, so dass wir die Küstenabschnitte, die beim ersten Mal noch im Nebel verborgen waren, heute bei Sonne sehen.

Wir nehmen es gemütlich, sind auch nicht allzu früh aufgestanden und losgefahren, trotzdem sind wir am frühen Nachmittag schon in Djupivogur wo wir auf dem uns schon bekannten Stellplatz einchecken. Den Nachmittag verbringen wir spazierend und im Liegestuhl. Allerdings kommt dann bald ein kalter, kräftiger Wind auf. Wir ziehen uns deshalb ins Innere unseres Wohnmobils zurück.

Am Sonntag ist der Himmel zwar leicht überzogen. Die Sicht in die Berge ist aber klar und so hoffen wir nochmals einen Blick auf den Vatnajökull werfen zu können. Wir fahren deshalb zeitig los. Zuerst geht es an Höfn, dem touristischen Zentrum der Region vorbei. Wir haben nämlich noch eine Wanderung aus unserem Wanderführer geplant. Diese führt uns über Gletschermoränen zum Skalafellsjökull, einem der vielen Ausläufer des Vatnajökull, die weit hinunter in die Täler bis fast ans Meer reichen. Auf der schönen Rundtour wird auf Schautafeln die Geologie und das Vordringen der Gletscher während der kleinen Eiszeit vom 14. bis ins 19. Jahrhundert und der Rückgang seit etwa 1900 erklärt. Nach knapp 3 Stunden sind wir wieder beim Auto.

Vom Ausgangspunkt unserer Wanderung sind es nur noch knapp 30 Kilometer bis zur Gletscherlagune, die wir schon am 12. August von der anderen Seite her erreicht haben. Um den Kreis zu schliessen und die Umrundung Islands zu vervollständigen entscheiden w nochmals an den Gletschersee zu fahren. Die Eisberge, die darin schwimmen, sind noch gewaltiger als beim ersten Besuch. Zudem ist der Blick auf das imposante Gletscherpanorama heute, trotz des leicht bewölkten Himmels, nicht durch Nebelschwaden verdeckt.

Dann geht es wieder zurück auf den Campingplatz in Höfn. Obwohl wir später dran sind als üblich, ist der Platz fast leer. Es kommen zwar nach und nach noch einige Wohnmobile und Gäste mit Zelten und PKW, es scheint aber schon so, dass sich die Saison dem Ende zu neigt und die Touristen weniger werden.

Montag - Mittwoch, 30.08. bis 01.09.2021

Von Höfn nach Reydarfjördur, 234 Km

Ruhetag in Reydarfjördur
Von Reydarfjördur via Dalatangi nach Seydisfjördur, 153 Km

Für die letzten Tag in Island haben wir weiterhin Prachtswetter in Aussicht. Auf der uns schon bekannten Strecke fahren wir am Montag der Küste entlang von Höfn bis zum Campingplatz in Reydarfjördur. Hier verbringen wir auch den Dienstag. Ein kurzer Spaziergang entlang dem Dorfbach Budara und durch den Ort unterbricht die Vorbereitungen für die morgige Einschiffung auf der Fähre Norröna. Wir packen die Reisetasche mit allem Notwendigen für die dreitägige Überfahrt, leeren den Kühlschrank um die Bordbatterie wärend den drei Tagen nicht unter 50% zu entladen und unterziehen unser Brummsli einer Grobreinigung.

Bis zum Fährhafen in Seydisjördur sind es nur etwa 60 Km. So müssen wir uns am MIttwoch nicht beeilen, da die Fähre erst am Abend um 8 Uhr ablegt. Darum entschliessen wir uns zu einem Abstecher an den Mjoifjördur, die langgezogene Bucht südliche des Seydisfjördur. Auf der Strasse 953 geht es über einen kleinen Pass und dann in engen Serpetinen steil, mit bis zu 18% Gefälle, hinunter an den langgezogenen Fjord. Nach dem kleinen Örtchen Mjoijördur wird die Strasse richtig eng und führt noch bis ans Ende der Halbinsel zum Leuchtturm von Dalatangi, der den Eingang zum Seydisfjördur markiert. Ein einsamer Bauernhof trotzt hier Wind und Wetter.

Auf der gleichen Route geht es zurück zur Hauptstrasse und schon bald erreichen wir über Egilstadir den Hafen von Seydisfjördur. Ein Kreuzfahrtschiff hat dort angelegt und so sind die Restaurants und Kaffees voll.

Es ist zwar erst kurz nach 16 Uhr, trotzdem reihen wir uns schon in die Warteschlange für den Check-In ein, der um 16.15 Uhr beginnt. Da die Norröna breits am Vortag eingelaufen ist, sind die Kajüten schon gereinigt und wir können unser Zimmer sofort beziehen und uns für das Nachtessen im Restaurant Munkastova bereitmachen.

Im Gegensatz zur Hinfahrt ist das Schiff jetzt ausgebucht und entsprechend voll ist auch das Fahrzeugdeck. In den Restaurants ist der Andrang grösser. Zu unserem Erstaunen sind aber, trotz der vielen Menschen, die Coronamassnahmen aufgehoben. Kaum jemand trägt Maske und auch das Impfzertifikat muss nicht vorgezeigt werden.

Die Ausfahrt aus dem Fjord erleben wir auf Deck und sehen mit Wehmut das wunderschöne Island in der Ferne verschwinden.

Donnerstag, 02.09.2021 - Montag, 06.09.2021
Von Seydisfjördur nach Othmarsingen

Die Überfahrt nach Hirtshals verläuft mit wesentlich weniger Wind und Wellen als die Hinfahrt im Juni. Wir vertreiben uns die Zeit auf Deck oder in der Panoramabar Laterna Magica. Ausgerechnet während dem sechs stündigen Aufenthalt in Torshavn auf den Färoer Inseln beginnt es zu regnen, so dass wir auf den, jetzt wieder möglichen, Landgang verzichten. 

Endlich erreichen wir am Samstag Morgen den Hafen von Hirtshals. Jetzt braucht es nochmals etwas Geduld bis die ersten Fahrzeuge das Schiff verlassen haben und der Weg zu unserem Brummsli frei ist. Dafür haben wir jetzt mehr Platz zum Manövrieren und müssen nicht wie andere Fahrzeuge rückwärts die steile Rampe runterfahren, was etlichen Wohnwagengespannen ziemliche Mühe bereitet hat.

 

Ohne weitere Kontrolle können wir in Dänemark einreisen. Jetzt wird noch rasch aufgetankt und dann geht es auf der Autobahn zügig in Richtung Heimat. Auch an der Grenze zu Deutschland gibt es keine Coronakontrolle, obwohl gemäss Presse die Einreiseregeln verschärft wurden.

Die Durchfahrt durch Hamburg braucht viel Geduld. Ein Teilstück der Autobahn ist gesperrt und der gesamte Verkehr wird durch Wohnquartiere geleitet. Langsam wird es Zeit einen Übernachtungsplatz zu suchen. Unsere erste Wahl beim Restaurant Horster Mühle südlich von Hamburg scheitert am überfüllten Parkplatz wegen einer Hochzeitsfeier. Wenige Kilometer weiter, bei Egestorf, haben wir dann mehr Erfolg.

Am nächsten Tag geht es weiter im dichten Verkehr auf der A7. Zusätzlich machen uns zahlreiche Baustellen das Leben schwer. Es geht von Stau zu Stau. Auch Umfahrungsvorschläge des Navi bringen nur wenig Zeitersparnis und so sind wir für die 500 Kilometer bis zu unserem Tagesziel in Worms über 8 Stunden unterwegs. Auf dem Stellplatz nahe am Rhein finden wir einen Platz, obwohl gleich nebenan das Backfischfest mit zahlreichen Rummelbahnen und Riesenrad abgehalten wird.

Wir machen einen Spaziergang in die Stadt und verpflegen uns in einer Pizzeria. Von der historischen Lutherstadt sind wir aber eher enttäuscht und finden, dass sich ein Besuch nicht zwingend aufdrängt.

In den Restaurants der Norröna wurden auch deusche Weine angeboten. Unter anderen auch solche vom Weingut Rudi Rüttger aus Neuleiningen. Dieses befindet sich nicht weit von Worms an der deutschen Weinstrasse in der Pfalz. Da uns sowohl der trockene Riesling als auch der Spätburgunder sehr gut geschmeckt hat, machen wir noch einen Abstecher ins hübsche Städtchen mit seiner Burgruine und den vielen Weinproduzenten und decken uns mit je einem Karton rotem und weissem Wein, sowie eine Karton Rieslingsekt ein. Da nur Barzahlung möglich ist, muss ich allerdings ins nächste Dorf um am Automaten Euros zu beziehen.

Bis Bad Dürkheim folgen wir der Weinstrasse durch hübsche und enge Weinbaudörfer, bevor wir wieder auf der Autobahn bis an die Grenze nach Rheinfelden fahren. Auch hier können wir ohne Kontrolle einreisen und das letzte Stück bis nach Hause in Angriff nehmen.

Island ist, nicht nur geographisch, schon wieder weit weg und wir haben das Gefühl, dass uns der Alltag schon wieder im Griff hat. Wir haben über 7'500 Kilometer in Island und mehr als 11'000 Kilometer insgesamt zurückgelegt. Wer ursprüngliche Natur erleben will, sollte die vulkanische Insel im Nordatlantik unbedingt besuchen und sich genügend Zeit nehmen.

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