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Island vom 19.06.2021 - 06.09.2021

Lange ist unklar, wie es im Jahr 2021 wegen Corona mit dem Reisen weitergehen soll. Einerseits ist schwer abzuschätzen, welche Anforderungen die verschiedenen Länder für die Enreise stellen. Genügt ein negativer PCR-Test oder muss eine Quarantäne eingehalten werden? Andererseits läuft auch in der Schweiz das Impfprozedere nur schleppend an. Wir haben uns zwar früh auf der Webseite des Kantons Aargau für einen Impftermin angemeldet. Die Impfstofflierungen erfolgen aber nur zögerlich, so dass wir nicht damit rechnen die erlösende Impfung vor Mitte Jahr zu erhalten.

Wir machen uns deshalb mit dem Gedanken vertraut, unseren ursprünglichen Plan für eine Islandreise zu verwerfen. Denn nur vollständig geimpft ist es möglich auf der Insel ohne Quarantäne einzureisen. Doch dann geht es plötzlich schnell. Ab Anfang Mai wird das Vakzin nicht nur in Impfzentren und Spitälern, sondern auch bei Hausärzten verabreicht und so kommen wir Anfang Mai innert weniger Tage zur ersten Spritze bei unserer Hausärztin im Dorf. Am 2. Juni soll dann die zweite Impfung erfolgen.

Kurzentschlossen buchen wir daher die Fähre von Dänemark nach Island für den 22. Juni und die Rückfahrt für den 1. September 2021. Es ist zwar, Stand Ende Mai, trotz Impfung beim Einschiffen immer noch ein negativer PCR-Test vorzuweisen. Zudem wird bei Ankunft in Island ein weiterer Test vorgenommen, dessen Resultat abgewartet werden muss (ca. 24 Stunden). Diese Unannehmlichkeiten nehmen wir aber in kauf, in der Hoffnung, dass sich dafür der in den letzten Jahren übliche Touristenansturm auf Island in Grenzen hält. Darauf deutet auch schon die Tatsache hin, dass wir im Mai noch problemlos zu einer Fährpassage kommen. Diese wären, gemäss Smyilline, in normalen Jahren für den Sommer längst ausgebucht. Auf den Zwischenstopp auf den Färöer verzichten wir, um den Überblick über die Coronaregeln nicht zu verlieren.

Auf jeden Fall überkommt uns das wohlige Kribbeln der Vorfreude und wir machen uns schleunigst an die Planung der Reiseroute.





 

Samstag, 19.06.2021 – Donnerstag, 24.06.2021
Von Othmarsingen nach Seydisfjördur, 1400 Km zu Land und 1600 Km zu Wasser

Die Reisplanung für die Anreise nach Island ist immer noch geprägt von COVID 19. Ursprünglich sind wir noch davon ausgegangen, dass wir beim Einschiffen auf die Fähre in Hirtshals (Dänemark) einen PCR Test vorweisen müssen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Diese Bestimmung ist aber, zumindest für vollständig Geimpfte, wenige Wochen vor Reisebeginn weggefallen. Zudem wird der Kanton Aargau von Deutschland seit Mitte Juni nicht mehr als Risikogebiet eingestuft, was auch Erleichterungen bringt.

Wir entschliessen uns daher, nicht wie ursprünglich geplant, in 2 Tagen nach Dänemark zu fahren. Wir lassen und einen Tag mehr Zeit und wollen für die etwa 1300 Km 3 Tage aufwenden. Am Samstagmorgen starten wir endlich zu unserem Islandabenteuer.

Zu unserer Verwunderung können wir bei Rheinfelden die Grenze nach Deutschland überqueren, ohne dass ein Zöllner zu sehen wäre, der einen Coronatest oder ein Impfzertifikat überprüfen möchte.

Auf der Rheintalautobahn in Richtung Frankfurt herrscht ungewöhnlich wenig Verkehr und so kommen wir zügig voran. Als ersten Übernachtungsplatz haben wir uns den offiziellen Stellplatz des Städtchens Alsfeld, zwischen Frankfurt und Kassel ausgesucht. Auch am Wochenende sind genügend Plätze frei, so dass wir schon bald die historische Altstadt mit den vielen Fachwerkhäusern erkunden können. Es ist immer noch sehr heiss, so dass wir uns in einem der vielen Restaurants unter einem Sonnenschirm eine Erfrischung gönnen.

Nach dem Nachtessen, welches, wie immer am ersten Ferientag, aus Spaghetti Bolognese besteht (selbstgemacht und tiefgefroren), unternehmen wir nochmals einen kurzen Spaziergang.

Am Sonntag geht es dann weiter, vorbei an Hamburg bis in die Region von Flensburg an der dänischen Grenze. Hier gestaltet sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz schwieriger. Der Erste in Mühlenbrück ist pandemiebeding geschlossen, und er Zweite in Sörup am Südensee darf gemäss einem Hinweisschild nicht mehr zum Übernachten genutzt werden. Schliesslich werden wir in Norgaardholz an der Flensburger Förde, einem Ostseezipfel, fündig. Hier müssen wir die Gebühr von 15. Euro am Automaten bezahlen und das Impfzertifikat per MMS übermitteln. Auch hier rundet ein Spaziergang durch das kleine Feriendorf den Tag ab.

Am Montag erreichen wir nach wenigen Kilometer die dänische Grenze. Hier geht es wesentlich formeller zu als bei den Deutschen. Es ist ein Kontrollpunkt eingerichtet. Unser gelbes Impfbüchlein wird genau kontrolliert, danach können wir passieren. Wer keine Impfung nachweisen kann, muss zum Coronatest.

Obwohl der Lastwagenverkehr werktags deutlich stärker ist kommen wir gut voran und erreichen gegen 16 Uhr den Campingplatz in Hirtshals. Der Platz ist nur mässig belegt. Die meisten der Wohnmobile werden, wie wir, am Dienstagmorgen auf die Fähre MS Norröna nach Island verschiffen.

Es ist hier in Hirtshals deutlich kühler als an den beiden vorangegangenen Tagen. Trotzdem machen wir einen abendlichen Spaziergang ins nahe Bunkermuseum hoch über dem Strand der Nordsee. Danach bereiten wir noch eine Reisetasche vor mit allem was wir für die zweitägige Überfahrt nach Island benötigen, da das Autodeck auf See nicht zugänglich ist.

Am Dienstag, den 22. Juni 2021 um 11.30 Uhr soll das Schiff ablegen. Wir sollen uns für das Einchecken zwei Stunden vorher an der Anlegestelle einfinden. Diese befindet sich nur wenige Kilometer vom Campingplatz und ist mit dem NAVI problemlos zu finden. Der Andrang ist, anders als in normalen Zeiten, nur gering. Alle Passagiere, mit oder ohne Corona-Impfung müssen einen Rachenabstrich für eine PCR Test über sich ergehen lassen.

Dann läuft die MS Norröna, ein Schiff der Smyril-Line, aus Island kommend ein. Schnell werden Fahrzeuge und Container entladen. Auch das Verladen der wartenden Fahrzeuge ist schnell erledigt und schliesslich legt das Schiff eine halbe Stunde früher als geplant ab.

Mit dem Beziehen der Kabinen müssen wir noch warten bis die Reinigung erledigt ist. Die Uhren müssen wir eine Stunde zurückstellen, da auf dem Schiff, welches unter der Flagge der Färöer fährt die Zeit der Färöer-Inseln gilt.

Die meiste Zeit verbringen wir oben auf dem offenen Deck. Es ist zwar kühl und windig aber hier lässt sich, gut eingepackt, die Aussicht auf die vorbeiziehende Südküste Norwegens gut geniessen. Ganz hartgesottene sind auch hier in kurzen Hosen, T-Shirt und barfuss unterwegs.

Anfänglich ist der Wellengang kaum zu spüren, draussen auf dem offenen Atlantik schaukelt es dann aber ordentlich und es überkommt uns beide ein flaues Gefühl in der Magengegend. Trotzdem geniessen wir zweimal ein feines, dreigängiges Nachtessen im Spezialitätenrestaurant mit färöischer Küche, bestehend aus Muscheln und Fisch (Kammmuscheln, Lachs, Rochen und Heilbutt).

Die Route führt nördlich der Shetland-Inseln vorbei bis wir am Abend des zweiten Tages in Torshavn auf den Färöer-Inseln anlegen. Danach werden alle Passagiere von Isländischen Beamten befragt und erhalten je nachdem ob geimpft oder nicht einen grünen oder roten Passierschein. Auch die Einreiseregistrierung, die vorgängig über das Internet erfolgen musste, wird überprüft. Wir bekommen einen grünen Schein. Dadurch entfällt die Test-und Quarantänepflicht bei der Einreise nach Island.

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück um 06.30 Uhr sind dann auch schon die schneebedeckten Berge Islands zu sehen. Wir fahren durch den langgestreckten Fjord in Seydisfjördur ein und legen im Hafen an.

Das Entladen geht schnell. Wir konnten in Hirtshals mit den Ersten auf die Fähre fahren und sind jetzt auch bei den Ersten die das Schiff wieder verlassen können.

Die Kontrolle durch den Zoll ist schnell erledigt. Wir müssen nur den grünen Schein zeigen und schon können wir einreisen. Die Bestimmungen für die Einfuhr von Lebensmitteln sind zwar streng es wird aber gar nichts kontrolliert. Wir hätten also ohne weiteres mehr als die erlaubten 3 Kilo pro Person mitnehmen können.

Donnerstag, 24.06.2021
Von Seydisfjördur nach Borgarfjördur, 105 Km

 

Während sich auf dem Schiff Sonne und Wolken abgewechselt haben und vor allem ein eisiger, starker Wind geweht hat, ist es in Seydisfjördur fast wolkenlos, windstill und angenehm warm. Wie viele andere Wohnmobilisten von der Norröna steuern wir den kleinen Supermarkt des Hafenstädtchens an, und arbeiten unsere vorbereitete Einkaufsliste ab. Das Angebot, insbesondere an frischem Obst und Gemüse ist sehr überschaubar.  Wir sind aber schlussendlich mit allem Nötigen für die nächsten Tage eingedeckt.
 

Wir folgen dann der Route auf dem Navi nach Borgarfjördur, einem kleinen Fischerdorf nördlich von Seydisfjördur. Gleich am Anfang geht es auf eine Hochebene von dort geht es wieder hinunter in Richtung Egilsstadir, einem grösseren Städtchen am Ufer des breiten Flusses Lagarfljot. Diesem folgen wir auf einer gut planierten Naturstrasse bis zur breiten Mündungsebene des Lagarfljot. Hier ist die Strasse wieder asphaltiert und führt über einen Bergrücken bis zu unserem Tagesziel.
 

Wir fahren vorerst am Campingplatz vorbei bis ans Ende der Bucht. Dort befindet sich eine Brutkolonie von Papageientauchern. Ein Beobachtungspfad führt auf den kleinen Hügel. Von dort können wir die Vögel beobachten, wie sie Futter zu den Jungen in ihren Bruthöhlen bringen. Es soll in Island 2 bis 3 Millionen der etwas plump wirkenden Vögel mit ihren markanten Schnäbeln geben. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Tiere mit ihren kurzen Flügeln überhaupt fliegen können. Papageientaucher verbringen die meiste Zeit des Jahres auf dem offenen Meer und kommen nur zur Aufzucht der Jungen an Land.
 

Wir fahren dann zurück ins Dorf und richten uns auf dem Campingplatz ein. Dieser liegt direkt am Fuss der Alfaborg der Stadt der Elfen und Sitz der Elfenkönigin Borghildur. Gemäss der regionalen Folklore soll es in Borgarfjördur eine grossen Elfenpopulation geben.
 

Ein kurzer Pfad führt auf den Elfenhügel von wo man einen schönen Blick auf die umgebende Ebene werfen kann.

Ab 19 Uhr ist die Rezeption des Campingplatzes wieder besetzt und wir bezahlen gleich für zwei Nächte (6000 ISK), denn für Morgen haben wir eine Wanderung in die umliegenden Hügel geplant.
 

Das Wetter ist immer noch tadellos und so können wir das Nachtessen im Freien geniessen, müssen aber, da es schon kühler wird, eine warme Jacke anziehen.

 

Freitag, 25.06.2021
Wanderung zur Brunavik-Bucht, 18.1 Km, 770 Höhenmeter

 

Aus unserem Rother-Wanderführer haben wir die Tour zur Brunavik-Bucht ausgesucht. Wir folgen zuerst der Küstenstrasse etwa 4.5 Km bis zum eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung. Dabei passieren wir eine Kolonie von bodenbrütenden Seeschwalben und müssen uns mit den Wanderstöcken gegen die aufgebrachten Vögel wehren, die nur knapp über unsere Köpfe fliegen und ihre Brut verteidigen.
 

Der Wanderweg führt dann steil auf den Sattel Brunavikurskard. Elsbeth marschiert zügig voran, während ich eher Mühe habe ihr zu folgen und ziemlich ausser Atem bin. Trotzdem entschliessen wir uns auf der anderen Seite zur Brunavik-Bucht abzusteigen. Es begegnen uns unterwegs nur wenige Wanderer bis wir die orange Schutzhütte erreichen. Wir machen nochmals eine kurze Rast bevor wir den Rückweg antreten. Dazu folgen wir dem Bergbach Brunavikura durch sumpfiges Gelände zuerst langsam ansteigend. Dann mündet der Bergpfad in eine Fahrstrasse die steil zum Pass Hofstrandarskard führt. Wieder habe ich Mühe auf dem steilen Weg. Liegt es am Übergewicht, tiefem Blutdruck wegen den Medikamenten oder Spätfolgen der COVID-Impfung? Ich weisse es nicht. Auf jeden Fall unterstützt mich Elsbeth und nimmt mir die schweren Fotoapparate ab. Schliesslich erreichen wir den höchsten Punkt nach mehreren Pausen und können von dort schon den Campingplatz in der Ferne erkennen. Jetzt geht es nur noch bergab und dann auf der Küstenstrasse zurück ins Dorf. Wir sind auf jeden Fall froh bei Brummsli anzukommen und geniessen die warme Dusche.
 

Den Tag haben wir mit sonnigem Wetter gestartet, aber jetzt, gegen Abend sind Wolken aufgezogen und es bläst ein starker Wind der die ganze Nacht anhält und kräftig an unserem Wohnmobil rüttelt.

 

Samstag, 26.06.2021
Von Borgarfjördur nach Porshöfn, 204 Km

 

Der starke Wind während der Nacht hat alle Wolken vertrieben und wir starten wieder wolkenlos in den Tag.

Zuerst geht es auf dem gleichen Weg, auf dem wir gekommen sind wieder zurück In der Ebene des Lagarfljot zweigen wir dann aber von der Strasse 94 auf die 944 ab. Wir überqueren den Fluss und die Schwemmebene auf einsamen, Naturstrassen mit nur wenig Verkehr und fahren vorbei an vereinzelten Bauernhöfen. Am Ende des Flussdeltas steigt die Strasse steil auf 650 Meter an und überquert einen Bergrücken bevor es wieder runter an die Küste geht.
 

Im Örtchen Vopnajördur können wir nochmals einkaufen um fürs Wochenende gewappnet zu sein bevor wir den Campingplatz in Porshöfn erreichen. Das Fischereistädtchen liegt an Anfang der Langanes Halbinsel. Hier wollen wir die nächsten zwei Tage verbringen und uns nochmals mit einer kurzen Wanderung versuchen und die Halbinsel erkunden.
 

Nach dem kurzen Spaziergang durch das Dorf ist auch schon der Platzwart vor Ort um die Gebühr für den Campingplatz einzuziehen. Dieses Mal können wir die Isländische Camping-Card benutzen. Diese wird vorgängig gekauft. Für 159 Euro sind dann 20 Übernachtungen vorausbezahlt.
 

Den Rest des Tages verbringen wir im Liegestuhl vor dem Camper und lassen es uns gut gehen.

Sonntag, 27.06.2021
Erkundung der Halbinsel Langanes von Porshöfn aus, 111 Km

 

Letzte Nacht haben wir beide sehr gut geschlafen. Es war weitgehend windstill und unsere Schlafmasken tragen das ihre dazu bei. Denn obwohl wir uns knapp südlich des Polarkreises aufhalten und somit keine Mitternachtssonne erleben können, ist es doch die ganze Nacht hell. Deshalb sind wir froh um die künstlich erzeugte Dunkelheit.
 

Wir wollen uns heute auf der Halbinsel Langanes, die auf der Karte wie ein Entenkopf aussieht, aufhalten.

Knapp hinter dem Dorf passieren wir den kleinen Flughafen auf dem wir den ganzen Tag nur ein Flugzeug landen und starten sehen und erreichen schon bald die Häusergruppe Saudanes mit der kleinen Kirche und dem Friedhof. Die Kirche wurde 1889 erbaut und war schon damals wegen der Pfründe (Eiderenten, Seehunde, Treibholz und Küstenweideland) eine begehrte Pfarrei.

 

Nach einem kurzen Halt folgen wir dem Fahrweg weiter der Küste entlang. Hier warnen Schilder vor tieffliegenden, brütenden Seeschwalben. Als nächstes erreichen wir die Aussichtsplattform Jarnkarlinn über der Küste mit den Nestern der Basstölpel, die in den steilen Klippen und auf frei in der Brandung stehenden Felsen ihre Küken aufziehen.
 

Die der Küste entlangführende Piste ist recht gut befahrbar. Sie weist zwar einige Schlaglöcher, Querrillen und steile Passagen auf. Trotzdem ist die Strecke nur wenig befahren.
 

Bei der nächsten Gabelung wählen wir die Route nach Skalar, einem verlassenen Dorf an der Südküste der Halbinsel. Der Ort war zwischen 1910 und 1955 bewohnt und wurde danach verlassen. Heute erinnern nur noch Häuserruinen und verrostende Ackergeräte an die Besiedelung.
 

Wir fahren wieder zurück an die Weggabelung und zweigen nach rechts ab, um noch zum Leuchtturm Fontur, am äussersten Ostende, zu gelangen. Auf demselben Weg geht es dann zurück nach Porshöfn, vorbei an den grasenden Schafen mit ihren Jungen, verrostenden Wrackteilen, Unmengen an Schwemmholz und leider auch vielem angeschwemmtem Plastik.

Montag, 28.06.2021
Von Porshöfen nach Raufarhöfn, 65 Km
Wanderung zu den Basaltformationen auf der Halbinsel Raudanes, 7.82 Km

Ganz ungewohnt ist der Himmel heute mit hochnebelartiger Bewölkung überzogen. Gemäss Wetterbericht soll das an der Nordostküste auch so bleiben.

Bevor wir losdüsen ergänzen wir im Dorflädeli unsere Fleisch-, Salat- und Früchtevorräte.  Für heute haben wir uns wieder eine Wanderung aus unserem Rother-Wanderführer ausgesucht. Dieses Mal wollen wir es aber gemütlicher angehen. Es handelt sich um eine Küstenrundwanderung zu den Basalformationen auf der Halbinsel Raudanes.

Schon nach knapp 30 Km erreichen wir den Ausgangspunkt der Wanderung. Über eine holprige Schotterstrasse erreichen wir den Wanderparkplatz und starten den Fussmarsch. Wir folgen den Pflockmarkierungen zur Küste mit ihren markanten Basaltformationen. Das schwarze Basaltgestein bildet verschiedenen Bögen, Säulen und Höhlen. Wieder brüten zahlreiche Vogelarten an den exponiertesten Stellen.

Nach vielen Fotostopps und beinahe 3 Stunden sind wir wieder zurück bei unserem Fahrzeug und fahren weiter nach Raufarhöfn wo wir gegen 15 Uhr eintreffen. Auf dem einfachen Campingplatz stehen nur zwei Fahrzeugen und wir machen uns sogleich auf zur Dorfbesichtigung. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen. Es hat einen Tante-Emma-Laden, eine Herberge die etwas heruntergekommen wirkt, ein kleines Hotel sowie ein Sportzentrum mit einem Hallenbad. Wir spazieren am Hafen, der Kirche und dem Friedhof vorbei bis zum knallorangen Leuchtturm der auf einem kleinen Hügel über dem Hafen steht. Unterwegs begrüssen uns die kleinen Islandpferde, die auf den Weiden grasen, mit ihren lustigen Mähnen und verlangen Streicheleinheiten.

Gegen Abend verziehen sich die Wolken und so können wir für Morgen auf einen sonnigen Tag hoffen.

Dienstag, 29.06.2021
Von Raufarhöfn nach Asbyrgi, 105 Km
Wanderung zu den Vogelfelsen beim Vulkan Raudinupur, 5.6 Km
Wanderung auf der Felseninsel Eyjan, 5.4 Km

 

Unsere Hoffnung auf einen sonnigen Tag wird, zumindest vorerst, enttäuscht. Am frühen Morgen fängt es nämlich an zu regnen. Als wir uns dann so gegen 09.30 auf den Weg machen, ist es aber schon wieder trocken, allerdings immer noch stark bewölkt.
 

Wir folgen heute der alten Küstenstrasse um die Halbinsel Melrakkasletta. Stellenweise wird unser Brummsli auf der einsamen Piste mit vielen Wellblechpassagen ordentlich durchgeschüttelt. Aber der Umweg durch den einsamen Landstrich lohnt sich auf jeden Fall. Besonders für Vogelfreunde ist hier das Paradies, alle möglichen Vogelarten tummeln sich zu Lande, im Wasser und in der Luft und flattern häufig vor unserem Fahrzeug her.
 

Nach knapp 35 Km zweigen wir von der Strasse 870, die sich jetzt wieder Richtung Süden führt ab und folgen einem Fahrweg bis zur äussersten Spitze der Halbinsel im Nordwesten. Dort ist der Ausgangspunkt einer weiteren kurzen Wanderung aus unserem Wander-Reiseführer. Einmal mehr geht es zu einem Vogelfelsen. Dieses Mal kommt aber noch ein längst erloschener Vulkankrater dazu. Wir überqueren beim Gehöft Nupskatla auf einem aus Steinen aufgeschütteten Damm eine Lagune und gelangen schon bald zu den beiden Basalttürmen die aus dem Meer ragen. Gemäss unserem Reiseführer brüten auf den Felsen Krähenscharben, Trottel- und Dickschnabellummen, Tordalken, Basstölpel und, wie könnte es anders sein, Papageientaucher.
 

Wir wandern am orangen Leuchtturm vorbei bis zum Rand des Vulkankraters Raudinupur, umrunden diesen und kehren zurück zum Ausgangspunkt der kurzen Wanderung.
 

Dann geht es wieder zurück auf die Strasse 870, wo wir auf einem Rastplatz mit toller Aussicht eine Kaffeepause einlegen. Kurz vor dem Dörfchen Kopasker ist die Strasse dann wieder asphaltiert und wir erreichen, vorbei an riesigen blauen Lupinenfeldern, unser Tagesziel Asbyrgi, wo wir uns auf dem schönen Campingplatz, direkt unter dem Felsmassiv Eyjan, einrichten.
 

In der Zwischenzeit zeigt sich wieder der blaue Himmel und es ist richtig heiss. Wir wechseln daher wieder das Tenue von wetterfest zu kurzer Hose und T-Shirt. Unmittelbar beim Campingplatz beginnt der Wanderweg auf den Tafelberg Eyjan. Dieser steht in der Asbyrgi-Schlucht, einem hufeisenförmigen Canyon der in der Mythologie als der Hufabdruck von Odin’s achtbeinigem fliegendem Pferd Slaetur gedeutet wird. Wir erreichen nach kurzem Aufstieg das Plateau und umrunden dieses auf dem knapp 5 Km langen Weg.
 

Den Rest des Nachmittages verbringen wir im Liegestuhl und geniessen die angenehmen Temperaturen draussen bis die Sonne nach 21 Uhr hinter dem Berg verschwindet.

Mittwoch, 30.06.2021
Fahrt von Asbyrgi zum Dettifoss und wieder zurück, 78 Km
Spaziergang am Dettifoss und zum Selfoss, 4 Km

Wanderung am Raudholar, 7.6 Km

Heute ist wieder Wandern angesagt. Bei strahlendem Wetter fahren wir nach Süden in Richtung Dettifoss. Gemäss Reiseführer dem wasserreichsten Wasserfall Europas. Die Strasse, welche zum Teil neu gebaut wurde, führt zuerst vorbei an niedrigen Birkenwäldchen. Dann geht die Vegetation über in bodendeckende Sträucher und Stauden und verschwindet schliesslich ganz und es bleibt nur noch eine öde Mondlandschaft. Schliesslich erreichen wir den Parkplatz beim Wasserfall. Es scheint, dass die Isländer die Tourismusflaute wegen Corona nutzen und ihre Infrastruktur erneuern, denn der Parkplatz und die sanitären Einrichtungen sind ganz neu.

Wir starten den Rundgang zum Dettifoss. Das Rauschen und der Gischtschleier sind schon von Weitem zu hören und zu sehen. Wir sind beindruckt von den gewaltigen, milchig-trüben Wassermassen, die auf einer Breite von 100 Metern 45 Meter in die Tiefe donnern. Der Fluss Jökulsa wird gespiesen vom Vatnajökull-Gletscher.

Der gut markierte Fussweg führt weiter den Fluss hinauf bis zum Selfoss, einem weiteren Wasserfall der in mehreren Armen über die Felskante stürzt. Schliesslich gelangen wir auf dem Rundweg zurück zum Parkplatz. Auf dem Weg zurück zur Hauptstrasse machen wir noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt hoch über dem Hafragilsfoss, einem weiteren Wasserfall des Jökulsa. Da diese Piste kaum ausgeschildert und in eher schlechtem Zustand ist, sind wir hier ganz allein. Der Ausblick ist aber nicht minder beeindruckend.

Wir fahren jetzt wieder in Richtung Asbyrgi, wollen aber noch eine Wanderung durch die eindrückliche Vulkanlandschaft des Raudholar unternehmen. Auch hier wird die Strasse und der Parkplatz neu gebaut und die Streckenführung der Wanderung hat sich gegenüber unserem Wanderführer geändert.

Der neu angelegte Pfad führt vom Parkplatz zuerst zu den roten Aschekegeln des Raudholar. Von hier geht es steil hinunter ins Hijodaklettar-Tal mit seinen bizarren Basaltformationen. Die üblicherweise senkrecht stehenden Basaltsäulen wurden durch die Kräfte der Natur gefaltet und gedreht und liegen hier quer.

Nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder, ziemlich verschwitzt und staubig, zurück bei Brummsli. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Standplatz auf dem Campingplatz Asbyrgi. Nach der Dusche gibt es ein feines Apéröli und danach Lammkoteletten mit Reis und Gurkensalat.