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Montenegro & Albanien, 10.10.2023 - 17.11.2023
Vorwort
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Nach der Reise in die Pyrenäen im letzten Jahr unternehmen wir erst einmal nur ein paar Kurztripps. Im Februar verbringen wir, einmal mehr, eine Woche im Engadin. Bei kaltem Wetter mit wolkenlosem, blauem Himmel und nur wenig Schnee, können wir die Zeit auf dem Campingplatz Morteratsch geniessen und die vielfältigen Winterwandermöglichkeiten nutzen. Busse und Bahn des Oberengadin nutzen wir mit der Gästekarte kostenlos.
Danach folgte ein kurzer Abstecher in die Pfalz nach Neuleiningen bei Bad Dürkheim. Hier decken wir uns auf dem Weingut Rudi Rüttger mit einigen Kartons Wein und Sekt ein. Den Rebensaft haben wir auf der Fähre nach Island kennengelernt und das eine oder andere Glas genossen.
Als nächstes Projekt steht der Ersatz unserer 210 Ah Bordbatterie auf dem Programm. Der Stromspeicher hat auch schon fünf Jahre auf dem Buckel und um nicht auf einer unserer Reisen Probleme zu bekommen, entscheiden wir uns für den Ersatz durch eine 200 Ah Lithiumbatterie von Swaytronic. Das Unternehmen hat seinen Standort in Niederlenz, nur wenige Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Der Ersatz geht ohne grössere Probleme von statten. Wir müssen zwar die Batteriekabel verlängern, da die + und - Pole bei der neuen Batterie seitenverkehrt angelegt sind. Ausserdem sind das Ladegerät und der Solarregler durch Bimobil so montiert, dass die Schalter für die Umstellung der Ladekennung auf LiFePO4 kaum zu sehen sind. Schliesslich funktioniert aber alles und wir haben jetzt fast doppelt soviel nutzbaren Strom, da die neue Batterie statt nur bis 50% fast vollständig entladen werden kann. So sollten wir auch bei längerem Stehen und schlechtem Wetter keine Energie-Probleme haben.
Um die neue Batterie zu testen unternehmen wir über Ostern kurzfristig eine 10tägige Reise in die Region von La Rochelle. Hier können wir einige sonnige Tage am Meer geniessen.
Ende April steht jetzt aber endlich wieder eine längere Reise auf dem Programm. Dieses Mal geht es auf den Balkan nach Kroatien, Montenegro, Albanien und Griechenland.
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Planänderung
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Wie das Leben so spielt, läuft nicht immer alles nach Plan. Am 25. April ist vor unserer Abreise noch eine CT-Untersuchung meines Herzens geplant, um die Ursache von immer wiederkehrenden Schwächeanfällen bei anstrengenden Wanderungen abzuklären. Danach wollen wir dann in Richtung Kroatien aufbrechen.Die unerwartete Diagnose von zwei verengten Herzkranzgefässen wirft diese Pläne allerding über den Haufen. Stattdessen folgt schon am 27. April das Einsetzen von zwei Stents. Weitere sollen in etwa 3 bis 4 Wochen folgen.Unsere Abreise verschiebt sich somit um mindestens einen Monat. Unser Brummsli wollen wir aber möglichst abreisebereit halten und bringen deshalb nur die verderblichen Lebensmitel aus dem Kühlschrank und der Gefrierbox zurück ins Haus. Der Rest bleibt im Wohnmobil verstaut um nach Abschluss der Behandlung rasch startklar zu sein.
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Dienstag, 10.10.2023
von Othmarsingen nach Santa Maria im Val Müstair, 249 Km
Wetter: sonnig mit Schleierwolken, für die Jahreszeit viel zu warm
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Zwei Monate sind vergangen, seit wir aus Norwegen heimgekehrt sind. Der Garten ist wieder in Ordnung gebracht, etliche Arzttermine sind erledigt und unsere jüngere Tochter hat geheiratet. Dazu kam noch ein Todesfall in der Familie, der erst verarbeitet werden musste.
Jetzt ist aber höchste Zeit, eine neue Reise in Angriff zu nehmen, bevor das Jahr zu Ende ist. Wir starten deshalb heute in Richtung Montenegro und Albanien.
Für Ende November haben wir bereits wieder Termine geplant. Es bleiben uns deshalb nur etwa 6 Wochen bis wir wieder daheim sein müssen. Gegenüber der für letzten Frühling geplanten Balkanreise müssen wir deshalb verkürzen und werden uns auf Montenegro und Albanien beschränken.
Gegen 10 Uhr sind wir parat. Noch ein letzter Kontrollgang durch das Haus und dann geht es auf der Autobahn in Richtung Graubünden. Schon am ersten Tag strapaziert das Navi unsere Nerven und meldet gesperrte Strassen schon am Limmattaler Kreuz und später bei Klosters. Zu Recht ignorieren wir die vorgeschlagenen Alternativrouten, denn es handelt sich lediglich um Baustellen mit einem Spurwechsel.
Über Flüela- und Ofenpass erreichen wir bei mässigem Verkehr unser Tagesziel Santa Maria. Wie so oft in Graubünden ist auch hier das freie Campen nicht erlaubt. Wir steuern deshalb am Dorfausgang den Campingplatz Pe Munt an. Dieser ist zwar nur von Mai bis September geöffnet, die Stellplätze sind aber ohne Absperrung zugänglich. Wir richten uns deshalb auf einem der schönen, ebenen Plätze ein. Wir sind fast allein, nur ein weiteres Fahrzeug hat sich hierher verirrt.
Es ist erst 15 Uhr. Wir spazieren deshalb nach Santa Maria mit der extrem engen Hauptstrasse. An der schmalsten Stelle kann nicht gekreuzt werden und das Postauto passiert die Engstelle nur im Schritttempo.
Wir schlendern durch das hübsche Dorf mit den schönen Bündner Häusern und biegen dann ab auf den Wanderweg nach Müstair. Nur eine Stunde ist auf dem Wegweiser angegeben und so folgen wir dem Tal bis zum Benediktinerinnenkloster St. Johannes Baptist, welches von Karl dem Grossen gestiftet wurde. Die Klosterkirche, deren Wände mit einem Freskenzyklus geschmückt sind, wurde ab 750 erbaut. Die karolingischen Fresken gelten als die am besten erhaltenen aus dem Frühmittelalter (um 800 n.Chr.).
Mit dem Postauto sind wir in wenigen Minuten wieder in Santa Maria und kehren zurück zum Campingplatz. Mit Spaghetti, einem Glas Rotwein und einem grossen Stück Bündner Nusstorte aus der Bäckerei feiern wir den ersten Tag unserer Reise.
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Mittwoch, 11.11.2023
von Santa Maria über Umbrailpass und Stilfser Joch nach Caldonazzo, 191 Km
Wetter: wolkenlos und warm
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Von unserem Übernachtungsplatz geht es direkt auf die Umbrail Passstrasse. Die schmale Strasse führt in engen Kehren, bei wenig Verkehr, bis hinauf auf die Passhöhe auf 2501 Metern und mündet in die SS38. Rechts geht es zum Wintersportort Bormio und auf der linken Seite sind bereits die Hotels auf dem Stilfser Joch zu erkennen. Wir fahren hoch auf die Passhöhe auf 2757 Meter. Hier bietet sich ein toller Blick auf die umliegenden, über 3000 Meter hohen, Gipfel, deren Flanken von Gletschern bedeckt sind. Jetzt geht es in 47 Haarnadelkurven hinunter ins Tal. Zum Glück gibt es nur wenig Verkehr, denn die engen Kurven müssen in grossem Radius ausgefahren werden und das geht nur ohne Gegenverkehr.
Schliesslich erreichen wir Pard am Stilfser Joch im Vinschgau mit seinen endlosen Apfelplantagen. Schon hier ist der Verkehr, von und zum Reschenpass, enorm und wird nach Bozen, wo die Brennerroute noch mehr Autos bringt, noch stärker.
Nach einem langen Stau in Trento haben wir genug und sehen uns nach einem Übernachtungsplatz um. In Caldonazzo am Lago di Caldonazzo fahren wir auf einen schön gelegenen Parkplatz am See. Da alle Campingplätze im Ort bereits geschlossen sind, haben sich hier schon einige Wohnmobile eingefunden. Die Saison scheint definitiv vorbei zu sein, denn auch die Restaurants sind alle geschlossen und nicht einmal die Parkuhren müssen «gefüttert» werden.
Dem Strandweg entlang spazieren wir bis zum Nachbarort Calceranica al Lago. Auf dem breiten Kiesstrand liegen Badegäste am Wasser und geniessen die Nachmittagssonne.
Zurück auf dem Parkplatz holen auch wir die Liegestühle aus dem Stauraum und faulenzen bis die Sonne um halb sechs hinter den Bergen verschwindet. Jetzt wird es schnell kühl und wir ziehen uns ins warme Häuschen zurück, wo ein feines Raclette auf uns wartet.
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Donnerstag, 12.10.2023
von Caldonazzo nach Hrusica in Slowenien, 300 Km
Wetter: erst sonnig, dann Quellwolken
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Heute wollen wir etwas Gas geben, denn unsere Zeit ist ja nicht unlimitiert. Wir nutzen die, vorerst noch kostenlose, Autobahn entlang dem Fluss Brenta. Steil ragen die Felswände links und rechts in die Höhe und es scheint, dass das Tal immer enger wird, bis es sich bei Bassano del Grappa in die weite Ebene Venetiens öffnet. Vorbei an Treviso geht es Triest entgegen. Nur ein kurzer Halt zum Einkaufen im Aldi, verbunden mit der Mittagspause, unterbricht die Fahrt auf der meist dreispurigen Autostrada. So lässt sich die endlose Lastwagenkolonne auf der rechten Spur auch mit dem Wohnmobil überholen.
Kurz nach Triest überqueren wir die Grenze zu Slowenien. Es ist schon bald 3 Uhr und so sehen wir uns nach einem Stellplatz um. Bei der Pension Patrik in Hrusica weist ein Schild auf einen Wohnmobilplatz hin. Auf zwei Arealen werden insgesamt 22 sonnige und ebene Plätze angeboten. Die 15 Euro, inklusive Strom und Dusche, sind ausserordentlich günstig, zumal die ganze Anlage einen gepflegten und sauberen Eindruck macht.
Nach der Dusche setzen wir uns an die Sonne, diese wird zwar immer wieder von dunklen Wolken abgedeckt, trotzdem ist es angenehm warm. Vor dem Nachtessen unternehmen wir dann noch einen kurzen Spaziergang ins nahe Dorf. Ausser einer kleinen Kapelle und zwei Kirchen gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Im ganzen Ort ist kein einziges Restaurant zu finden. Das wird auch der Grund sein, warum die Bar der Pension Patrik so gut besucht ist. Auf dem Parkplatz gibt es kaum noch eine freie Nische. Es ist zu hoffen, dass die Gäste am späteren Abend nicht allzu viel Lärm machen, wenn wir dann schlafen wollen.
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Freitag, 13. Oktober 2023
von Hrusica nach Bibinje, 256 Km
Wetter: erst bedeckt und neblig, dann sonnig und warm
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Hochnebel lässt die Sonne heute nur erahnen. Wir machen uns nach einer ruhigen Nacht, trotz der vielen Gäste im Restaurant, auf den Weg nach Süden. Zuerst füllen wir aber noch den Wasservorrat auf und entsorgen das Abwasser. Dann geht es auf der kurvenreichen Strasse, vorbei an ausgedehnten Wäldern, der kroatischen Grenze entgegen. Schon bald leitet uns das Navi auf die Autobahn, welche die Hafenstadt Rijeka umfährt und schliesslich in die Küstenstrasse mündet.
Im nebligen Dunst sind die Inseln Krk und Cres, obwohl diese nur wenige hundert Meter vor der Küste liegen, kaum zu erkennen. Wir folgen der kurvenreichen Strasse, die sich durch die karge Karstlandschaft windet bis nach Prizna. Die Fähre bringt uns in nur wenigen Minuten auf die Insel Pag, deren steinige Ostküste einen unwirtlichen Eindruck macht. Nur wenige Pflanzen sind in den steilen Steinhalden zu finden. Erst auf der Westseite der Insel ist die Vegetation üppiger. Selbst kleine Wäldchen gibt es hier.
An der Südspitze ist Pag durch eine kurze Brücke mit dem Festland verbunden. Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Zadar, dem geplanten Tagesziel.
Der private Wohnmobilstellplatz im Hof eines Wohnhauses ist allerdings schon voll, so dass wir uns nach einer Alternative umsehen müssen. Gemäss Reiseführer sollen auf dem grossen Parkplatz bei der Polizeistation Wohnmobile auch über Nacht geduldet werden. Es gibt hier auch genügend freie Plätze, das ganze Areal macht aber einen ungepflegten Eindruck und ist zugemüllt. Trotzdem stellen wir unser Brummsli erst einmal ab und machen uns bereit für eine Stadtbesichtigung. In einer knappen Viertelstunde erreichen wir zu Fuss das Hafenbecken. Hier liegen zahlreiche Touristenboote vor Anker auf denen Ausflüge entlang der Dalmatischen Küste und zu den vielen Inseln angeboten werden. Über eine Fussgängerbrücke gelangen wir auf die andere Seite zum Stadttor Nova Vrata und betreten die grösstenteils autofreie Altstadt. Hier sind Zeitzeugen verschiedener Epochen der letzten 3000 Jahre zu sehen. Wir sehen Überreste römischer Bauwerke, sowie Stadtmauern und -tore aus dem Mittelalter. Ein beliebtes Fotomotiv ist der Platz der fünf Brunnen und die Kirche St. Donatus.
Nach einem ausgedehnten Stadtbummel kehren wir zurück zum Parkplatz der immer noch wenig einladend wirkt. Wir fahren deshalb ein paar Kilometer weiter bis nach Bibinje. Hier finden wir auf dem Camping Dido, direkt am Meer, ein schönes Plätzchen.
Am Campingtisch vor dem Wohnmobil gibt es heute ein einfaches kaltes Nachtessen. Wir teilen uns einen Cervelat der noch gegessen werden muss, dazu gibt es Tomaten, Käse und ein Glas Wein. Was braucht der Mensch mehr um glücklich zu sein.
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Samstag, 14. Oktober 2023
von Bibinje zum Agro Tourismo Saricevi Dvori bei Primosten, 137 Km
Wetter: sonnig und warm
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Schon recht früh herrscht viel Betrieb auf dem Campingplatz. Auch unsere Deutschen Nachbarn, fünf Personen mit zwei Hunden, machen sich kurz nach 7 Uhr bemerkbar, so dass auch wir früher als üblich aufstehen.
Heute haben wir einen Besuch im Nationalpark Krka auf dem Programm. Der Parkeingang liegt in Skradin, einige Kilometer im Landesinnern. Schon am Dorfeingang wird versucht, die Besucher auf private, kostenpflichtige Parkplätze zu lotsen. Wegen einer Auto-Rally ist der kostenlose öffentliche Parkplatz heute gesperrt und so stellen auch wir unser Brummsli für 20 Euro auf ein Privatareal.
Vom Hafen tuckern wir mit dem voll besetzten Schiff eine halbe Stunde auf dem Fluss Krka zur Hauptattraktion des Parkes, Skradinski buk. Es handelt sich dabei über eine Kaskade von Wasserfällen. In mehreren Stufen rauscht der Fluss über die Felsen und bildet dabei kleine Seen und Inseln. Ein Netz aus Stegen und Brücken ermöglicht einen etwa einstündigen Spaziergang durch das bewaldete Areal. Im Schatten der Bäume stehen ganze Schwärme von Fischen um der Mittagshitze zu entgehen. Schliesslich erreichen wir wieder den Schiffssteg, von wo jede Stunde ein Boot zurück nach Skradin fährt. Der Fahrpreis ist im Eintritt für den Park (20 Euro pro Person) inbegriffen.
Wegen dem Autorennen ist die Strasse ab Skradin gesperrt, so dass wir einen kleinen Umweg fahren müssen. Wir wollen Morgen das historische Städtchen Primosten besuchen. Deshalb suchen wir uns einen Übernachtungsplatz in der Nähe und Fahren nach Saricevi, wo beim Restaurant Saricevi Dvori kostenlose Übernachtungsplätze angeboten werden.
Wir haben zwar einige Mühe das Ziel zu finden, da uns das Navi immer wieder über schmale Feldwege führen will. Wir haben schon fast aufgegeben, als ein Mann aus dem Olivenhain stürmt und uns anhält. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den Besitzer des Restaurants, der uns erklärt, wo wir die Stellplätze finden. Zwischen den Olivenbäumen hat er einen alten Wohnwagen stehen, wo er uns zu einem Kräuterschnaps einlädt. Dabei preist er immer wieder die Qualität seiner Speisen im Restaurant an, versichert uns aber, dass wir uns nicht verpflichtet fühlen müssen, dort zu essen. Das haben wir auch nicht vor, kaufen ihm dafür aber eine Flasche Olivenöl und ein Glas Oliven ab.
Hoch über Primosten, mit Blick auf das Meer, geniessen wir den Abend im Olivenhain.
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Sonntag, 15.10.2023
vom Agro Tourismo Saricevi Dvori bei Primosten nach Zaostrog, 157 Km
Wetter: sonnig und warm, am Abend Gewitter
Heute haben wir den Wecker gestellt, denn wir möchten das Städtchen Primosten besichtigen, das schön gelegen auf einer kleinen Halbinsel liegt. Die Häuser sind rund um einen Hügel angeordnet auf dem die Kirche steht.
Von unserem Übernachtungsplatz geht es durch den Olivenhain hinunter auf die Küstenstrasse. Dabei fahren wir wieder am Wohnwagen unseres Gastgebers vorbei, der schon am Strassenrand steht und uns zum Abschied winkt.
Im neuen Teil von Primosten stellen wir unser Fahrzeug auf einem grossen Parkplatz ab und spazieren zum alten Dorfteil, der nur durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden ist. Dadurch, dass wir früh unterwegs sind, treffen wir kaum andere Touristen an. Auch die meisten Restaurants und Cafés sind noch geschlossen. Wir gehen hoch zur Kirche mit dem Friedhof, wo der Blick frei ist auf das Meer und die dalmatische Küste. Dann steigen wir hinunter an den Fuss des Hügels, wo ein Spazierweg um die ganze Halbinsel führt. Langsam treffen die ersten Reisegruppen ein und das eine oder andere Café öffnet und bietet Gelegenheit für den sonntäglichen Morgenkaffee.
Wir kehren zurück zum Parkplatz und machen uns auf den Weg in Richtung Dubrovnik, unserem nächsten Etappenziel.
Auf der kurvenreichen Küstenstrasse geht es eher gemächlich vorwärts. Auf der linken Seite ragen die Kalkfelsen steil empor und auf der Rechten liegt das blaue Meer mit den vorgelagerten Inseln.
In der Region von Split wird die Strasse zweispurig und führt vorbei an der Hafenstadt und durch dicht besiedeltes Gebiet.
Es ist herrliches Wetter und so entschliessen wir uns schon kurz nach Mittag die heutige Etappe abzukürzen. In Zaostrog checken wir auf dem Camping Viter ein und suchen uns einen schattigen Stellplatz zwischen den grossen Olivenbäumen. Wir vertreten uns die Beine im kleinen Dorf und spazieren dem schönen Kiesstrand entlang. Der Campingplatz ist zwar noch recht gut belegt, im Ort haben allerdings die meisten Restaurants die Saison bereits beendet und sind geschlossen.
Wir geniessen den Nachmittag am Strand und vor dem Wohnmobil an der Sonne bis nach dem Nachtessen Wolken aufziehen und ein Gewitter kräftigen Regen bringt.
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Montag, 16.10.2023
von Zaostrog nach Kotor in Montenegro, 212 Km
Wetter: sonnig und warm
Nach dem gestrigen Gewitter und einer Nacht mit viel Wind gibt es heute wieder wolkenlosen Himmel. So machen Ferien Spass. Zügig räumen wir zusammen, füllen den Wassertank und schon sind wir wieder auf der Piste. Es weht zwar immer noch ein stürmischer Wind, so dass wir beim ersten Fotostopp kaum die Autotüren öffnen können, aber sonst trübt kein Wölkchen den stahlblauen Himmel.
Wir kommen zügig vorwärts und erreichen gegen Mittag Dubrovnik. Wir fahren zwar, wegen einer verwirrenden Signalisation noch einen kleinen Umweg um einen kleinen Meeresarm statt über die vorhandene Brücke. Ansonsten führt uns das Navigationsgerät zielsicher zum vorher programmierten Parkplatz. Die schmale Einfahrt und die auf der Zufahrt links und rechts parkierten Autos treiben zwar ein paar Schweissperlen auf die Stirn, aber schliesslich ist unser Brummsli in einem der Parkfelder abgestellt und wir auf dem Weg zur Altstadt. Die «Perle der Adria» gehört seit 1980 zum UNESCO Kulturerbe und ist ohne Zweifel eine Reise wert. Die 25 Meter hohen und bis zu 6 Meter dicken Festungsmauern umschliessen den historischen Stadtkern mit seinen hübschen Gassen und sehenswerten Häusern und Kirchen. Nach drei Stunden kehren wir zurück zum Parkplatz.
Auch bei der Ausfahrt ist die enge, von parkenden Autos verstellte Ausfahrt nicht ohne mehrmaliges Zurücksetzen zu schaffen. Doch dann geht es wieder zügig vorwärts und bald erreichen wir die Grenze zu Montenegro. Hier müssen wir ein ungewohntes Prozedere über uns ergehen lassen. Zuerst werden unsere Ausweise von den kroatischen und nachher auch von den montenegrinischen Zollbeamten genau kontrolliert. Auch den Fahrzeugausweis müssen wir vorweisen. Schliesslich können wir die Fahrt fortsetzen und passieren Herceg Novi im Feierabendverkehr. Bei Durici nehmen wir die Fähre über die über die Bucht. Das spart einige Kilometer auf dem Weg nach Kotor. Am Anleger liegen fünf oder sechs Fähren vor Anker und werden je nach Verkehrsaufkommen eingesetzt. Der Kauf des Tickets, das Verladen und auch das Entladen verläuft ungewohnt chaotisch. Die ankommenden Autofahrer rennen zum Tickethäuschen um schnellstmöglich einen Platz auf der Fähre zu ergattern und fahren dann kreuz und quer zum Verladeort, wo die Autos dann auf die Schiffe eingewiesen werden. Schliesslich gelangen wir ans andere Ufer und erreichen bald Kotor. Hier gibt es keinen Campingplatz, sondern lediglich einen Parkplatz, der wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt, direkt am Meer liegt. Der Parkplatzwächter empfängt uns sehr freundlich und weist uns einen freien Stellplatz zu.
Es wird schon bald dunkel. Bevor wir das Nachtessen zubereiten unternehmen wir deshalb zuerst noch einen kurzen Spaziergang in die Altstadt. Diese gehört seit 1979 zum UNESCO Weltkulturerbe. Damals wurden Montenegro und Albanien von einem starken Erdbeben heimgesucht. Mit der Unterstützung der UNESCO konnte die Behebung der Schäden schnell an die Hand genommen werden.
In der Bucht vor Kotor liegen zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker und haben, wie schon in Dubrovnik, ganze Heerscharen von Touristen ausgespuckt. Diese bevölkern, aufgeteilt in kleinere Gruppen, mit ihren Fremdenführern die engen Gassen.
Dienstag, 17.10.2023
ein Tag in Kotor
Wetter: am Morgen leichter Regen, dann sonnig
Unser Übernachtungsplatz ist recht laut und die ganze Nacht hell beleuchtet. Wir haben deshalb nicht allzu gut geschlafen und mussten Oropax und Augenbinde zu Hilfe nehmen.
Heute ist Sightseeing angesagt. Obwohl es während der Nacht angefangen hat zu regnen, ziehen wir nach dem Morgenessen los in die Stadt. Zuerst schlendern wir durch die engen Gassen und nehmen dann den Weg hinauf zur Festung unter die Füsse. Die blank polierten Steine des Weges sind durch den Regen so rutschig, dass sie kaum zu begehen sind. Zum Glück gibt es auf einer Seite des Strässchens schmale Treppenstufen. Beim Tickethäuschen, der Aufstieg kostet 8 Euro, erfahren wir, dass bis ganz nach oben 1350 Stufen zu bewältigen sind und dass wir mit 45 Minuten rechnen müssen.
Die Stufen sind nicht allzu hoch, so dass der Aufstieg gut zu bewältigen ist. Nach knapp 40 Minuten erreichen wir schliesslich das Ziel. Wir sind erstaunt, in welch schlechtem Zustand sich die ganze Anlage befindet. Es ist schon zu hoffen, dass die noch erhaltene Bausubstanz mit dem aufkommenden Tourismus besser geschützt und fachmännisch restauriert wird, denn von hier oben bietet sich ein toller Ausblick auf die Bucht und die Altstadt von Kotor
Unterdessen hat der Regen aufgehört und es zeigen sich erste blaue Lücken in der Wolkendecke und bis wir wieder in Kotor unten sind, ist der Himmel fast wolkenlos. Es ist erst 14 Uhr und so wollen wir das schöne Wetter nutzen um noch eine Bootstour zu unternehmen. An der Schiffsanlegestelle stehen die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes Schlange um an Bord gehen zu können. Um zu den Ausflugsbooten zu gelangen müssen wir uns, gegen den Strom, durch die Menschenmassen kämpfen. Schliesslich buchen wir den drei stündigen Ausflug auf einem Schnellboot. Bis zum Ablegen um 15 Uhr haben wir noch 45 Minuten Zeit und gehen deshalb im Eilmarsch zurück zum Wohnmobil um uns eine warme Jacke zu holen. An Land ist es immer noch recht warm, auf dem Wasser rechnen wir aber mit eher kühlen Temperaturen.
Pünktlich zum Ablegen schaffen wir es zurück zum Pier und nehmen im Bug des schnittigen Bootes Platz. Wir sind eine kleine Gruppe von lediglich sieben. Passagieren. In rasantem Tempo brausen wir zum ersten Ziel, einem alten U-Bootbunker. Dieser wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Schutz der vier Montenegrinischen Unterseeboote gebaut. Heute besitzt Montenegro noch zwei dieser Kriegsgeräte. Die alten Bunker werden aber nicht mehr genutzt.
Weiter geht es zum Eingang der Bucht. Hier wurden zum Schutz der Einfahrt drei Festungen errichtet. Eine davon befindet sich auf der Insel Mamula, die sich Mitten im Durchgang zur geschützten Bucht befindet. Während dem Krieg wurde die Festung von Mussolini als Konzentrationslager und später von Jugoslawien als Gefängnis für Politische Gefangenen genutzt. Kürzlich wurde die Anlage in ein Fünfsternehotel umgebaut und darf nur noch von Hotelgästen betreten werden. Nicht weit von Mamula entfernt befindet sich eine blaue Grotte, unser nächstes Ziel. Durch die zwei Eingänge fällt das Licht ins Wasser und lässt dieses blau leuchten. Wer seine Badehose dabei hat kann für eine Erfrischung ein Bad nehmen. Von unserem Boot wagt sich allerdings niemand ins Wasser. Von anderen Schiffen gibt es vereinzelte Schwimmer.
Auf dem Rückweg begegnen uns die beiden Kreuzfahrtschiffe, die in Kotor vor Anker lagen und jetzt den nächsten Hafen ansteuern. Unser letztes Ziel ist die Insel Perast. Diese wurde an einer Untiefe künstlich angelegt, nachdem ein Fischer dort eine Marienerscheinung hatte. Die kleine Kapelle die errichtet wurde ist ein beliebter Wallfahrtsort. Auf der natürlichen Nachbarinsel befindet sich der Friedhof des Städtchens Perast.
Jetzt geht es wieder zurück nach Kotor. Kurz kehren wir zurück zum Wohnmobil, wo wir die Windfrisuren richten und die warmen Jacken, um die wir wirklich froh waren, deponieren. Heute kochen wir nämlich nicht selber, sondern gönnen uns einen Restaurantbesuch.
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Mittwoch, 18.10.2023
von Kotor nach Zabljak im Durmitor Nationalpark, 167 Km
Wetter: sonnig, aber eher kühl
Heute verlassen wir Kotor. Die ersten Kilometer folgen wir der Küstenstrasse entlang der Bucht. Bei Morinj geht es dann in die Berge. Auf der gut ausgebauten Strasse kommen wir zügig voran. Die Kalkfelsen sind teilweise bewaldet und weiten sich immer wieder zu kleinen Hochebenen auf denen verstreut einzelne Häuser stehen. Die Laubbäume zeigen bereit herbstliche Verfärbung und das Gras auf den Weiden ist trocken und braun.
Auf den ersten Blick haben wir den Eindruck, dass entlang der Strasse recht wenig Abfall liegt. Jedenfalls nicht mehr als mittlerweile auch in der Schweiz. Dann gibt es aber immer wieder Stellen, oft bei den zahlreichen Rastplätzen, wo ein Teppich von Papierabfällen und PET-Flaschen anzutreffen ist. Schade, auch hier ist zu hoffen, dass der aufkommende Tourismus und die Annäherung an Europa eine Verbesserung bringen. In Frankreich und Spanien hat es vor 40 Jahren genauso ausgesehen. In Apulien, im Süden Italiens, ist es immer noch so.
Schliesslich erreichen wir unser Tagesziel, den Ferien- und Skiort Zabljak im Zentrum des Durmitor Nationalparks, auf etwa 1400 Meter gelegen. Auf dem Campingplatz Minski Potok werden wir vom Besitzer herzlich mit einem Glas Sliwowitz (Pflaumenschnaps) empfangen. Er hat 20 Jahre lang in Deutschland gearbeitet und spricht gut Deutsch.
Gleichzeitig mit uns ist auch Martin aus Erendingen angekommen. Er ist schon seit Mai in ganz Europa unterwegs.
Wir wollen das schöne Wetter noch nutzen, für Morgen ist nämlich schon wieder Regen angesagt, und machen eine kurze Wanderung um den Schwarzen See, Crno Jezero. Dieser ist sehr schön gelegen und ein beliebtes Ausflugsziel. So treffen wir auf eine Reisegruppe aus China, die am Uferweg spaziert und ein Hochzeitspaar lässt sich vom Fotografen am Ufer ablichten.
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Donnerstag, 19.10.2023
von Zabljak nach Podgorica, 161 Km
Wetter: bedeckt, windig und kühl
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Die Luft ist absolut klar heute Morgen und die Berge sind zum greifen nah. Allerdings ist es sehr kalt, es bläst ein stürmischer Wind und von Norden her ziehen dunkle Wolken auf. Es sieht also nicht nach Wandertag aus und so entschliessen wir uns weiter zu fahren.
Bald windet sich die Strasse in vielen engen Serpentinen hinunter in die Taraschlucht. Bei der baufällig wirkenden Brücke, die sich hoch über dem Fluss über die Schlucht spannt machen wir einen Fotostopp. Hier würde sich für Adrenalinjunkies die Möglichkeit bieten die Schlucht an einer Zipline zu überqueren. Das Stahlseil spannt sich auf einer Länge von 1050 Metern über den Abgrund. Die Wagemutigen rasen dann mit bis zu 120 Km/h, an der Rolle hängend, auf die andere Seite des Flusses. Für uns ist das nichts, wir begnügen uns mit einem Blick von der Brücke, an deren Geländer an zwei Stellen Blumen und Kerzen deponiert sind. Ob für Unfallopfer oder Selbstmörder wissen wir nicht.
Die Strasse nach Mojkovac folgt jetzt dem Fluss Tara durch sein enges Tal. Allerdings stiftet ein Schild Verwirrung, wonach die Strasse nicht durchgehend befahrbar ist. Ein Verkäufer an einem Souvenirshop versichert uns, dass wir dem Hinweisschild keine Bedeutung beimessen sollen. Es gebe nur ein kurzes Stück, dass lediglich einspurig befahrbar sei. Wir sollen einfach schauen, dass uns kein Fahrzeug entgegenkommt. Das sei halt Montenegro, das ist wie Kolumbien.
Wir vertrauen diesen Ausführungen und fahren weiter auf der geplanten Route. Im kleinen Ort Dobrilovina besichtigen wir, etwas abseits der Strasse, eine kleine Kirche. Dabei handelt es sich um ein Serbisch Orthodoxes Kloster. Dieses wurde im 16. Jahrhundert an der Stelle eines älteren Tempels errichtet. Das Kirchlein ist allerdings geschlossen und ausser einigen streunenden Hunden und Katzen ist niemand zu sehen.
Wir setzen die Fahrt fort und erreichen schliesslich die Baustelle, wo an einem Hangrutsch oberhalb der Strasse gearbeitet wird. Es herrscht ohnehin wenig Verkehr und die Arbeiter winken uns an den Baumaschinen vorbei. Es hätte sich also effektiv nicht gelohnt einen grossen Umweg in Kauf zu nehmen.
Immer wieder bieten sich tolle Ausblicke auf die Tara, die sich durch die enge Schlucht schlängelt.
Bei Bakovici verlassen wir das Tal der Tara über einen Hügelzug und fahren weiter durch die Schlucht der Moraca. Auf der kurvenreichen Strasse mit unzähligen Tunnels erreichen wir schliesslich Podgorica, die Hauptstadt Montenegros. Auf dem Parkplatz des Piramida Hotels werden wir die Nacht verbringen. Vorher spazieren wir allerdings noch ins Zentrum, obwohl die Hauptstadt nicht allzu viel zu bieten hat.
Durch den Gorica Park gelangen wir zur St. Georgkapelle und weiter zum Platz der Republik, dem Theater und schliesslich vorbei an der Milleniumsbrücke bis zur Orthodoxen Kathedrale der Auferstehung Christi. Diese beeindruckt durch die vielen Ikonen. Wände und Decke sind vollständig mit Heiligenbildern bemalt und ein riesiger Leuchter hängt an der Kuppel.
Bevor wir den Heimweg antreten, müssen wir vor der Kathedrale noch zwei streunende Hunde verscheuchen, welche die Regenschirme, die wir in der Hand halten wohl für Futter halten und uns nicht von der Seite weichen wollen.
Schliesslich sind wir, nach fast 10 Km Fussmarsch, endlich wieder auf dem Hotelparkplatz. Zur Belohnung kaufen wir uns aber vorher in der benachbarten Bäckerei noch etwas Süsses zum Dessert.
Freitag, 20.10.2023
von Podgorica nach Pukë, 120 Km
Wetter: sonnig und warm
Wieder einmal haben wir eine lärmige Nacht hinter uns. Die ganze Nacht über rollt der Verkehr, frühmorgens beginnt der Baulärm auf dem Nachbargrundstück und zudem wird noch der Abfallcontainer geleert. Dementsprechend haben wir geschlafen. Dafür werden wir mit sonnigem und warmem Wetter entschädigt.
Schnell lassen wir Podgorica hinter uns und fahren an die albanische Grenze. Vor uns beschäftigen sich die Zöllner mit zwei grossen Sattelschleppern der US-Armee. Vermutlich sind die auf dem Weg zu den KFOR Truppen im Kosovo. Es dauert eine Weile bis die Ausreise der Militärfahrzeuge durch die montenegrinischen Zollbeamten genehmigt wird. Auch bei uns wird Pass und Fahrzeugpapiere von Montenegro kontrolliert. Und die Albaner wollen dann auch noch die grüne Versicherungskarte sehen.
Schliesslich geht es aber doch weiter, und zwar auf einer überraschend gut ausgebauten Strasse. Wenige Kilometer nach der Grenze verlassen wir die Umfahrungsstrasse und wagen uns ins Zentrum von Koplik. Wir müssen zum einen noch Geld wechseln, denn Albanische Leke dürfen nicht eingeführt werden. Zum andern müssen wir uns noch eine SIM Karte besorgen, da Albanien, wie schon Montenegro, von unserem Mobile-Abo nicht abgedeckt ist. Wir kämpfen uns durch die verstopfte Hauptstrasse von Koplik. Hier wird das Auto schon mal auch in der zweiten Reihe am Strassenrand abgestellt um einen Schwatz abzuhalten oder eine Besorgung zu erledigen. Schliesslich finden wir auf einem Privaten Gelände eine Parkmöglichkeit. Die Gebühr von 50 Leke (etwa 50 Rappen) können wir begleichen, sobald wir Geld gewechselt haben.
Beim Telefonanbieter One1 kaufen wir je eine SIM Karte mit 100 GB und 21 Tagen Gültigkeit. Der Preis von 29 Euro ist deutlich höher als in Montenegro, dort gab es 1 TB während 30 Tagen für 20 Euro.
Nur wenige Schritte entfernt können wir bei Western Union Geld wechseln. Hier soll der Kurs günstiger sein, als bei Banken. Wir bekommen für 300 Euro 31200 Leke. Der Kurs ist also etwa 1 zu 100. Da haben wir beim Umrechnen keine Probleme. Jetzt können wir die geschuldete Parkgebühr zahlen und die Fahrt in Richtung Shkodër fortsetzen.
Hier im dicht besiedelten Gebiet steht alle paar Kilometer eine Tankstelle. Mit etwa 198 Leke, also etwa 2 Franken, für einen Liter Diesel sind die Treibstoffpreise für albanische Preisverhältnisse astronomisch. Auch Autowerkstätten, Reifen- und Felgenhändler gibt es an jeder Ecke. Albaner haben tatsächlich ein besonderes Verhältnis zu ihren Autos.
Endlich verlassen wir die Ebene und wenden uns den albanischen Bergen zu. Die Strasse wird jetzt deutlich schmaler und windet sich in vielen Kurven um die mit Büschen bewachsenen Hügel. Auffallend sind hier die zahlreichen Gedenktafeln am Strassenrand, die mit Foto, Name, sowie Geburts- und Todesdaten an Unfallopfer erinnern, die dort ihr Leben gelassen haben. Entsprechend vorsichtig sind wir unterwegs.
Während wir höher steigen, verändert sich auch die Vegetation. Der Macchia-artige buschige Bewuchs wird abgelöst von Nadel- und Eichenwäldern. Nur gelegentlich passieren wir noch ein Dorf.
Es ist früher Nachmittag und langsam sehen wir uns nach einem Übernachtungsplatz um. Wenige Meter vom Strassenrand entdecken wir das Fundament eines alten Gebäudes, das sich als ebener Stellplatz anbietet. Die Nähe zur Strasse veranlasst uns dann aber auf einem holprigen Feldweg einige hundert Meter ins Hinterland zu fahren, wo wir vor Blicken geschützt sind. Beim Erkunden der Umgebung entdecken wir eine Gottesanbeterin, die auf Beute lauert und eine junge Schlange die sich erst ins Gebüsch verkriecht als wir sie mit dem Schuh am Schwanz berühren. Bei angenehmen Temperaturen und sonnigem Wetter setzen wir uns vor unser Wohnmobil und hoffen, dass die Schlangenmutti nicht bei uns vorbeischaut.
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Samstag, 21.10.2023
von Pukë nach Valbonë, 136 Km
Wetter: Sonne, Wolken und Wind, warm
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Während der Nacht hat es kurz geregnet und wir mussten das Dachfenster schliessen. Heute Morgen scheint aber wieder die Sonne und wir machen uns auf den Weg ins Valbonë-Tal. Dieses liegt in einem Nationalpark in den Albanischen Alpen und ist ein beliebtes Wandergebiet und im Winter geniessen die Albaner hier den Schnee. Bis dorthin liegen aber noch über 100 Kilometer und unzählige Kurven vor uns.
In Pukë machen, nur wenige Minuten von unserem Übernachtungsplatz entfernt machen wir einen ersten Halt um einzukaufen. Trotz Sprachschwierigkeiten und einem sehr beschränkten Angebot in den vielen Krämerläden sind wir schlussendlich mit Brot, Obst, Gemüse und Eiern eingedeckt und setzen unsere Fahrt auf der breiten und schön asphaltierten SH5 fort. Wir passieren Fushë Arrëz, wo die grösstenteils brachliegenden Gebäude eines Kupferbergwerkes auffallen. Dieses lag nach 1997 lange still und wird zur Zeit unter türkischer Leitung teilweise wieder betrieben. Der mit ockergelbem Schlamm verschmutzte Fluss ist eine Folge davon. Die Gegend hier soll zu den ärmsten Albaniens zählen.
Wir verlassen die SH5 und wechseln auf die SH22. Diese ist wesentlich schmaler und von tiefen Schlaglöchern durchsetzt. Hier nehmen die Gendenktafeln für die Verunfallten wieder deutlich zu. Einmal sind gleich fünf Personen auf einem Stein eingetragen. Wir fahren deshalb noch eine Spur langsamer und bleiben ganz am rechten Strassenrand und müssen trotzdem zweimal rasant um die Kurve flitzenden Fahrzeugen ausweichen.
Die Strasse schlängelt sich scheinbar endlos den steilen Berghängen entlang und tief unter uns liegt der nur mässig gefüllte Stausee des Flusses Drin. Schliesslich geht es bei Fierzë dann doch hinunter zum Staudamm. Die breite Strasse ist eine Wohltat und lässt uns wieder entspannter werden und so erreichen wir schliesslich Valbonë im gleichnamigen Tal. Am Ende der Fahrstrasse suchen wir uns einen Stellplatz am Rand des breiten Bettes des Flüsschens Valbonë. Hier wollen wir die nächsten zwei Nächte verbringen. Es soll gemäss Wetterbericht in der Nacht regnen, aber morgen Nachmittag soll die Sonne wieder scheinen und so hoffen wir eine Wanderung unternehmen zu können.
Geplant wäre eigentlich auch, dass wir am Sonntag im Restaurant des nur wenige hundert Meter entfernten Hotels essen. Schliesslich sollten Wohnmobil-Touristen auch etwas Geld ausgeben und nicht nur möglichst kostenlos in freier Natur übernachten. Wir wollen uns das Lokal heute ansehen, werden aber recht unfreundlich behandelt und einfach stehen gelassen als eine grössere Reisegruppe den Raum betritt. Die scheinen es nicht nötig zu haben, denn gemäss Internetbewertungen ist auch die Bedienung im zweiten Gasthaus recht unfreundlich, abgesehen davon, dass es neben der Karte für Einheimische eine Touristenkarte in Englisch mit doppelt so hohen Preisen gibt. Wir werden deshalb auch Morgen selber kochen.
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Sonntag, 22.10.2023
Wanderung im Valbonë Tal, 9.6 Km
Wetter: Wolken und Sonne, angenehm warm
Gestern Abend hat es heftig geregnet und der Wind rüttelte gewaltig an unserem Wohnmobil. Doch schon während der Nacht beruhigte sich das Wetter und heut Morgen zeigt sich die Sonne. Lediglich ganz hinten im Tal hängen noch dunkle Wolken an den Bergen.
So gehen wir den Tag gemütlich an und informieren uns über die ersten Resultate des heutigen Wahlsonntags in der Schweiz. Es erstaunt, wie gut die Netzabdeckung in Albanien selbst in den hintersten Ecken gewährleistet ist.
Nach dem Mittagessen starten wir die heutige Wanderung. Der markierte Pfad folgt dem Fahrweg im breiten Schotterbett des Flusses Valbonë. Mit 4x4 Fahrzeugen gelangt man auf der holprigen Piste bis zum Weiler Rragam, ganz hinten im Tal. Zu Fuss erreichen wir die einfachen Häuser nach etwas über einer Stunde. Es scheint, dass nur noch wenige Gebäude dauerhaft bewohnt sind. Zum Teil sind die Fensteröffnungen nur mit Plastikfolie verschlossen und einige Dächer sind gar eingestürzt. Immerhin gibt es mehrere Cafés, welche am Weitwanderweg nach Theth Verpflegung und einfache Zeltplätze zu Verfügung stellen. Viel ist allerdings um diese Jahreszeit nicht mehr los, obwohl wir im Laufe des Morgens mehrere Wandergruppen beobachten konnten, die mit ihren grossen Rucksäcken die anspruchsvolle Tour nach Theth in Angriff genommen haben.
Wir umrunden das Dorf, wobei uns nur ein paar Freilandschweine begegnen. Von den Bewohnern ist keine Menschenseele zu sehen. Dafür sind die schroffen Berggipfel, die an die Dolomiten im Südtirol erinnern, von oberhalb der Siedlung noch schöner zu sehen. In den steilen Rinnen im Gegenhang sind sogar noch einige Schneefelder zu erkennen.
Wir steigen wieder hinunter zum Talgrund und kehren zurück zu unserem Stellplatz, wo wir den Abend verbringen.
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Montag, 23.10.2023
von Valbonë nach Ploshtan, 164 Km
Wetter: sonnig und warm
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Es ist recht kalt auf über 1000 Meter über Meer. Die Scheiben sind ordentlich mit Kondenswasser beschlagen. Noch vor dem Morgenessen werden somit zuerst die Fenster getrocknet und möglichst viel Feuchtigkeit entfernt. Gleichzeitig schalten wir die Standheizung ein, um es beim Losfahren dann kuschelig warm zu haben in der Fahrerkabine.
Wir haben während der Nacht noch Nachbarn bekommen. Ein VW Crafter mit polnischen Kennzeichen steht nicht weit von uns auf der Bergwiese. Von den Insassen ist allerdings noch nichts zu sehen.
Wir fahren das Valbonë Tal hinunter zurück nach Bajram Curri. Von dort führt eine schmale Verbindungsstrasse zur SH23. Dabei überqueren wir eine baufällig wirkende Brücke mit einer Beschränkung auf 3.5 Tonnen, da liegen wir nur wenig darüber, und einer Maximalbreite von 2.30. Wir passen mit den Seitenspiegeln gerade noch so zwischen die Metallpfosten, die verhindern, dass sich grössere Lastwagen über die morschen Planken der altersschwachen Brücke wagen.
Entlang der Kosovarischen Grenze fahren wir auf der SH23 in Richtung Kukës. Die Strasse, die sich über die Hügel windet, ist meist sehr gut in Stand gestellt. Nur kurze Teilstücke weisen grosse Schlaglöcher auf oder haben sich abgesenkt. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir den teils hohen Betonschwellen, welche in den Dörfern zu langsamem Fahren zwingen. Die Machart lässt vermuten, dass die Hindernisse von den Bewohnern selber auf die Strasse gepflastert wurden.
Nach Mittag erreichen wir Kukës, das am aufgestauten Fluss Drin liegt. Wir hoffen, im Zentrum der Stadt einen grösseren Supermarkt zu finden, wo wir unsere Vorräte ergänzen können. Wir wagen uns deshalb ins orientalisch chaotische Verkehrsgewühl der Stadt und kämpfen uns bis zum neu gebauten Fussballstadion vor. Hier können wir unser Fahrzeug auf dem grossen Parkplatz problemlos abstellen ohne uns in eine enge Parklücke quetschen zu müssen.
In wenigen Minuten sind wir zu Fuss zurück auf der Hauptstrasse und versuchen in zwei Lebensmittelgeschäften unseren Einkaufszettel abzuarbeiten. Dabei steht uns das Verkaufspersonal hilfreich bei. Für Früchte und Gemüse müssen wir allerdings einen der kleinen Obsthändler aufsuchen und eine akzeptable Fleischauswahl finden wir nur in einer Halal-Metzgerei. Auch hier sind die Mitarbeiterinnen äusserst freundlich und hilfsbereit.
Schliesslich haben wir alles beisammen und sind für die nächsten Tage wieder ausgerüstet.
Der ruhig gelegene Parkplatz am Stadion würde sich auch zum Übernachten eignen. Wir ziehen es allerdings vor die Nacht ausserhalb der Stadt zu verbringen.
Wir verlassen den triebsamen Ort und fahren in Richtung des Korab Massivs an der Grenze zwischen Albanien und Nordmazedonien. Dabei passieren wir den Flugplatz von Kukës. 1999, während des Kosovokrieges, strandeten tausende Flüchtlinge in der Grenzregion. Um die Versorgung im schwer zugänglichen Gebiet zu gewährleisten, wurde vom Militär ein behelfsmässiger Flugplatz gebaut. Nachdem ein Flugzeug der Royal Air Force verunglückte, spendierten die Arabischen Emirate dem islamisch geprägten Ort einen modernen Flughafen. Dieser darf allerdings jetzt nicht mehr genutzt werden, da sich die Investoren des Hauptstadtflughafens in Tirana die Exklusivrechte für Internationale Flüge gesichert haben.
Während nördlich von Kukës sanfte Hügel dominieren, werden die Berge im Süden schroff und steil. In steilen Kurven geht es auf und ab, bis wir auf einer Anhöhe, etwas abseits der Strasse, einen schönen ebenen Platz finden. Hier werden wir die Nacht verbringen und können noch die letzten Sonnenstrahlen geniessen.
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Dienstag, 24.10.2023
von Ploshtan nach Fushë Studën, 95 Km
Wetter: sonnig und warm
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Ein weiterer sonniger Tag erwartet uns heute. Beim Morgenessen beobachten wir zwei Radfahrer auf ihrem Tandem. Nach einem harten Aufstieg können sie sich in der steilen Abfahrt etwas erholen. Wenn wir recht überlegen, sind das die ersten Radfahrer die wir hier in Albanien sehen. Tourenfahrer mit Gepäck sind erst recht kaum anzutreffen.
Auch wir setzen unsere Fahrt fort, allerdings ohne grosse Anstrengung auf den bequemen Schwingsitzen unseres Mercedes Sprinter. Lediglich die Armmuskulatur wird beim Betätigen des Lenkrades um die vielen Kurven erheblich beansprucht.
Immer wieder fahren wir durch kleine Dörfer. Wie bei uns in jedem Ort eine Kirche steht, gibt es hier jeweils eine Moschee mit dem typischen Minarett. Ausserhalb der Siedlungen liegen die Friedhöfe mit den nach Osten ausgerichteten Gräbern. Oft winken uns die Kinder die an den Strassen spielen, oder die Männer, die sich in den Cafés zu einem Schwatz treffen. Allzu viele Touristen scheinen sich noch nicht ins Hinterland von Albanien zu verirren.
In Peshkopi, einem grösseren Städtchen, ist heute Markttag. Entsprechend chaotisch geht es im Ort zu. Leider ist im emsigen Treiben kein Parkplatz zu finden.
Nach Peshkopi wird die Strasse zusehends schlechter. Riesige Schlaglöcher und fehlender Belag veranlassen die Autofahrer zur Zickzack-Fahrt. Insbesondere die hier beliebten Mercedes und BMW mit tiefgelegten Fahrwerken und Frontspoiler bekunden etliche Mühe. Erst als die Strasse in Richtung Tirana abzweigt werden die Verhältnisse wieder besser. Wir wollen allerdings nicht in die albanische Hauptstadt, sondern möchten weiterhin durch die Berge in den Süden Albaniens fahren. Allerdings ist die Auswahl an Strassen sehr beschränkt und als wir bei Cereneci Posthëm auf unsere geplante Route abzweigen, wundern wir uns, dass kein Wegweiser auf den Abzweiger hinweist, obwohl es sich, gemäss unserer Karte, um eine Hauptstrasse handelt.
Schnell ist es dann auch mit dem Asphaltbelag vorbei und wir müssen uns auf einer, zwar breiten, aber vom Regen ausgewaschenen und mit faustgrossen Steinen bedeckten Fahrbahn den besten Weg suchen. Nach kurzer Diskussion, ob wir die Fahrt auf dieser Strecke fortsetzen sollen, folgen wir weiter der geplanten Strecke. Um den Fahrkomfort zu erhöhen, lassen wir aber bei den Reifen die Luft von 4.5 bar auf etwa 2.5 bar ab. Wir kommen jetzt nur noch mit 10 – 20 Km/h vorwärts, denn in den Auf- und Abstiegen sind auf der Fahrbahn tiefe Rinnen ausgewaschen und auf den ebenen Teilstücken gibt es Schlaglöcher, die wir möglichst umfahren.
Nur gelegentlich gibt es noch Häuser entlang der Strasse. Erst in Sebisht gibt es wieder eine grössere Siedlung. Hier sind die Bauern dabei auf den Feldern die Maiskolben zu ernten. Selbstverständlich geschieht dies ohne Maschinen, sondern in reiner Handarbeit. Die abgeernteten Felder werden mit dem Pferdegespann umgepflügt. Trotz der harten Arbeit winken uns die Menschen freundlich zu.
Es ist jetzt schon bald 15 Uhr und so sehen wir uns nach einem Schlafplatz um. Bei einem kleinen Stausee, der an der Grenze zu einem Naturpark liegt, finden wir ein schönes und ruhiges Plätzchen. Wir sind zwar auf über 1150 Metern über Meer, es lässt sich aber immer noch angenehm an der Sonne sitzen. Und mit einem Glas deutschem Sekt ist es gleich doppelt so schön. Da lassen wir uns auch nicht von der Kuhherde stören, die an uns vorbeizieht. Der Schäfer, der mit seiner Herde von der Weide kommt, grüsst uns freundlich. Ob er das Gewehr auf dem Rücken zum Schutz vor Wölfen und Bären braucht, die hier in den Bergen leben? Vielleicht möchte er es auch nur nutzen falls ihm ein Hase oder Reh über den Weg läuft.
Mittwoch, 25.10.2023
von Fushë Studën an den Ohrid See, 76.3 Km
Wetter: sonnig und warm, am Abend Regen
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Nach einer ruhigen Nacht geht es weiter auf der Rumpelpiste. Für die letzten 13 Kilometer auf der unbefestigten Strasse brauchen wir eine ganze Stunde, bis wir endlich die Asphaltstrasse erreichen. Es ist eine richtige Wohltat. Über Librazhd und Prrejans geht es zügig bis nach Lin am Ohrid See. Wir spazieren durch das kleine Fischerdorf. Viele Einheimische haben einen Verkaufsstand aufgebaut und versuchen eingemachtes Gemüse, Tomaten und Gurken zu verkaufen. Andere nutzen Esel immer noch zum Transport von Brennholz oder anderen Gütern. Viele Häuser machen einen ärmlichen Eindruck. Infolgedessen kommen wir uns fast wie voyeuristische Eindringlinge vor, zumal kaum andere Touristen anzutreffen sind. Hoch über dem Dorf befinden sich die Grundmauern und das Fussbodenmosaik einer frühchristlichen Kirche aus dem 6. Jahrhundert. Das Tor zur Ausgrabungsstätte ist allerdings abgeschlossen, so dass wir uns mit der Aussicht auf den See und das Dorf mit der Moschee und der orthodoxen Kirche begnügen.
Wir fahren jetzt nur noch ein Stück weiter dem See entlang bis zum Camping Rei. Dieser liegt direkt am See und gehört zum Restaurant auf der anderen Strassenseite.
Hier können wir endlich in aller Ruhe unseren Wassertank auffüllen. Da die Wasserqualität in Albanien nicht immer über alle Zweifel erhaben ist, nutzen wir unseren Albfilter um das Wasser zu reinigen. Mit dem Vorfilter, einem Aktivkohlefilter und dem Nanofilter sollten Verunreinigungen und Bakterien entfernt werden. Zudem haben wir im Wassertank Silberionenpads zur Desinfektion. Da es keinen Wasserhahn mit Schlauchanschluss gibt, pumpen wir aus einem Eimer mit einer Gardena Gartenpumpe, angetrieben mit der Bohrmaschine in den Wassertank um. Der Druck der kleinen Gardenapumpe reicht problemlos um das Wasser durch den Filter zu pressen. Allerdings braucht es doch etwas Geduld, bis 100 Liter nachgefüllt sind.
Trotzdem bleibt noch Zeit, dass wir uns an den See setzen können Beim Ohrid See handelt es sich um einen der ältesten Seen der Erde und den zweitgrössten See auf dem Balkan. Gemäss den neuesten Erkenntnissen ist er 1.36 Millionen Jahre alt. Er entstand durch einen Grabenbruch und enthält viele endemische Arten wie die Ohridforelle.
Allmählich ziehen schwarze Wolken auf und künden den für heute Abend vorhergesagten Regen an. Vorher möchte Elsbeth noch einige T-Shirts auswaschen. Allerdings entdeckt sie im Waschtrog eine Süsswasserkrabbe, die sofort in Abwehrstellung geht. Mit dem Schöpflöffel aus der Küche können wir das wehrhafte Tier in den See befördern.
Schon bald beginnt es heftig zu regnen und das Wasser sammelt sich auf der Wiese des Campingplatzes. Wir möchten heute im Restaurant essen und müssen mit der Taschenlampe einen Weg vorbei an den Wasserpfützen suchen. Dafür werden wir mit einem feinen Essen belohnt. Griechischer Salat, Grillfleisch, Pommes und Kaffee kosten lediglich 20 Franken für beide. Dazu gibt es noch ein kleines Dessert vom Haus offeriert.
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Donnerstag, 26.10.2023
vom Ohrid See nach Pustec am Prespa See, 93.2 Km
Wetter: wechselnd bewölkt, angenehm warm, am Abend Regen
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Zuerst hatten wir die Absicht einen weiteren Tag auf dem Camping Rei am Ohrid See zu verbringen. Durch den heftigen Regen der letzten Stunden ist der Untergrund allerdings derart aufgeweicht, dass man kaum rumlaufen kann, ohne nasse Füsse zu bekommen. Wir zahlen darum die 700 Lek (7 Franken) für eine Nacht und fahren erst einmal nach Tushemisht bei Pogradec am Ende des Sees unmittelbar an der nordmazedonischen Grenze. Dort liegt der Mini-Nationalpark Drilon. Hier entspringen mehrere Quellen, die vom Prespa See gespeist werden. Dieser liegt etwa 100 Meter höher auf der anderen Seite der Berge. Im Park befindet sich auch die Sommerresidenz des ehemaligen Diktators Enver Hoxha.
Allerdings sind im Park, wie auch an der Strandpromenade umfangreiche Sanierungsarbeiten im Gange, so dass die meisten Spazierwege wegen den Bauarbeiten nicht begehbar sind.
Wir haben etwas ausserhalb parkiert und spazieren dem Ufer des Sees entlang. Wie überall in Albanien stehen noch die alten Bunker aus den Zeiten der Diktatur. Hier sind die Betonrelikte bunt bemalt und lassen dadurch vergessen, wofür sie ursprünglich gebaut wurden.
Wenig einladend wirkt am Dorfeingang ein Kanal, durch den braunes und schäumendes Abwasser in den See geleitet wird. Auf der Satellitenkarte von Google Maps sieht es aus, als gäbe es einige hundert Meter vom Strand entfernt eine Kläranlage. Möglicherweise ist diese durch den heftigen Regen der vergangenen Nacht überlastet und leitet das Wasser weitgehend ungeklärt in den See.
Unser nächstes Ziel ist der Prespa See. Dieser liegt nur durch einen Bergrücken getrennt, wenige Kilometer vom Ohrid See entfernt. Der fischreiche See ist ein wichtiger Überwinterungsort für viele Wasservögel, so etwa den Rosapelikan oder den Krauskopfpelikan. Mitten im See verläuft die Grenze zwischen Albanien, Nordmazedonien und Griechenland. Am albanischen Ufer wurde der Prespa Nationalpark eingerichtet, der auch viele Wandermöglichkeiten bietet.
Auf der Suche nach einem Stellplatz fahren wir dem See entlang und werden in Pustec, einem kleinen Nest direkt am See fündig.
Den kleinen Ort erkunden wir auf einem Spaziergang, Auffällig ist dabei, dass hier, wie schon in den anderen Orten am Prespa See keine Moscheen, sondern Orthodoxe Kirchen anzutreffen sind. Auch die streunenden Hunde gehören, wie in den meisten Dörfern in Albanien, zum Dorfbild. Immer wieder begleitet uns eines der Tiere auf unseren Spaziergängen. Wohl in der Hoffnung auf etwas Fressbares.
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Freitag, 27.10.2023
von Pustec nach Dardhë, 90.2 Km
Wetter: wechselhaft, warm
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Nach einer wunderbar ruhigen Nacht starten wir in einen sonnigen Tag. Wir fahren durch das enge Dorf wieder hoch zur Hauptstrasse. Dabei begegnen uns Menschen, die mit dem Esel vom Holzsammeln kommen, mit ihren Schafen auf die Weide ziehen, oder mit der Hacke den kleinen Acker bearbeiten.
Es sind nur wenige Kilometer bis nach Korçë, unserem ersten Halt. Entlang dem Boulevard Fan Noli finden wir problemlos einen Parkplatz. Wir sind mitten im geschäftigen Zentrum. Im Vangjush Mio Park sitzen die alten Männer rund um den Springbrunnen und pflegen ihre Freundschaften. Wir gehen weiter zum Basarviertel. Dieses mutet mit den vielen kleinen Geschäften und den Auslagen bis hinaus auf die Strasse ganz orientalisch an. In den vielen Cafés treffen sich die Menschen zum Schwatz und einen Kaffee vor dem Mittagessen. Auf unserem Rundgang kommen wir vorbei an der Mirahor-Moschee und der orthodoxen Kathedrale mit den üppigen Ikonen-Malereien im Innern. Auf dem grossen Platz vor der Kathedrale werden elektrisch betriebene Autos vermietet in denen Kinder ihre Runden drehen.
Unser nächstes Ziel ist Voskopjë, ein kleines Städtchen in den Bergen, nur wenige Kilometer von Korçë entfernt. Der Ort ist bekannt für seine vielen orthodoxen Kirchen. Von ehemals 26 Gotteshäusern sind allerdings nicht mehr alle erhalten.
Wie so oft in Albanien gilt es aber zuerst eine Parkmöglichkeit zu finden, bevor wir den Rundgang durch das Städtchen machen können.
Wir sehen uns zuerst die Nikolauskirche aus dem Jahr 1722 mit dem Bogengang und den Fresken an. Es ist äusserst bedauerlich, dass es Idioten gibt, die es nicht lassen können, ihre Namen in die alten Fresken zu ritzen. Die Kirche der Erzengel Michael und Gabriel, nur wenige hundert Meter weiter, ist zuerst nicht als Kirche zu erkennen. Eher erinnert sie an eine grosse Scheune, da das Gebäude weder eine Kuppel noch einen Turm aufweist. Zurzeit wird sie instand gestellt, denn das Dach weist grosse Löcher auf. Die Bauarbeiter lassen uns aber trotzdem einen Blick in den kargen Innenraum werfen. Auch hier sind Wände und Decke mit Fresken bedeckt. Es ist zu hoffen, dass diese auch fachmännisch restauriert werden. Etwas ausserhalb auf einer Anhöhe besuchen wir noch die Kirche des Propheten Elias. Hier sind kaum noch Reste der Fresken zu erkennen. Dafür ist die Kirche von einer Mauer umgeben, eines der Zugangstore ist als dreistufiger Turm gestaltet. Dann geht es wieder zurück zum Dorf und über das grobe Kopfsteinpflaster erreichen wir unser Wohnmobil, das wir am Strassenrand abgestellt haben.
Der Wohnmobilstellplatz, etwas ausserhalb von Voskopjë, der im Reiseführer beschrieben ist, existiert nicht mehr. Dort wurden neue Wohnhäuser hochgezogen, die kurz vor der Fertigstellung stehen.
Wir brausen deshalb hinunter ins Tal, zurück nach Korçë und auf der anderen Talseite auf einem schmalen Strässchen wieder hoch bis auf 1300 Meter nach Dardhë im Morava Gebirge nahe der griechischen Grenze. Das abgelegene Dorf ist der einzige Wintersportort Albaniens mit dem einzigen Skilift des Landes. Oberhalb des Dorfes gibt es einen Wanderparkplatz, auf dem wir die Nacht verbringen werden. Vorher unternehmen wir allerdings noch einen Spaziergang in den Ort, der an einem steilen Hang liegt. Die groben und spitzen Pflastersteine der Strasse sind eine Herausforderung für jeden Autoreifen. Wir schlendern durch die engen Gassen zwischen den mit Steinplatten gedeckten Häusern. Am Ende des Dorfes stossen wir wieder auf die Hauptstrasse, die gemäss Karte eigentlich entlang der griechischen Grenze ins Tal führen sollte. Die unbefestigte Route ist allerding dermassen ausgewaschen und mit tiefen Rinnen durchzogen, dass es selbst mit hoher Bodenfreiheit und 4x4 eine Herausforderung sein muss hier entlangzufahren. Auf jeden Fall sind keine Reifenspuren, sondern nur Hufabdrücke von Eseln oder Pferden zu erkennen.
Wir kehren zurück zum Wanderparkplatz und hoffen, dass sich die Wolken, die inzwischen aufgezogen sind, bis Morgen wieder verziehen.
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Samstag, 28.10.2023
von Dardhë zum Qafa e Barmashit Pass, 67.7 Km
Wetter: Sonne und Wolken, warm
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Wie gehofft erwartet uns heute wieder ein sonniger Tag. Es gibt zwar immer wieder Wolken, die vorüberziehen. Aber mit Regen müssen wir nicht rechnen. Wir starten deshalb zu einer etwa zweistündigen Wanderung in der Umgebung von Dardhë.
Zuerst geht es wieder hinunter ins Dorf bis zur Kirche. Von dort führt der nicht immer optimal markierte Weg in die mit Buchen bewaldeten Hügel bis hinauf zu einem kleinen Kirchlein auf 1488 Metern. Auf dem mit Farnen und Wachholderstauden bewachsenen Waldboden wachsen jede Menge Birkenpilze. Allerdings sind die meisten schon alt und sind dabei sich zu zersetzen, also kaum mehr geniessbar. Neben Pilzen soll es hier in den Wäldern auch eine bedeutende Braunbärenpopulation geben. Wir blicken deshalb auch immer wieder ins Unterholz, um nicht unverhofft auf eines der Tiere zu stossen. Zum Glück begegnet uns aber keines der braunen Pelztiere.
Von der orthodoxen Kirche, die im Innern mit zahlreichen Ikonen geschmückt ist, müssen wir wieder ein Stück den Hügel hinunter und biegen dann in einen lichten Buchenwald ab. Der Wanderweg, der auf unserer Wanderapp nicht erscheint, windet sich zurück nach Dardhë. Dabei kommen wir an einer Quelle vorbei, die schwefelhaltiges Wasser führt.
Im Dorf kaufen wir bei einem Händler, der seinen Stand aufgebaut hat, einen Kabis und ein grosses Glas Honig für unsere Vorräte.
Zurück beim Wohnmobil nehmen wir erst einmal eine Dusche, bevor wir unsere Sachen zusammenpacken und zurück ins Tal fahren. Es ist zwar schon Mittag vorbei und wir wollen noch einige Kilometer in Richtung Süden hinter uns bringen. Die SH75 ist komplett neu gebaut. Die Steigungen werden immer in Doppelspur geführt und bieten auch für die sportlichen Fahrer genügend Möglichkeiten zum Überholen.
Da die Streckenführung bei unserem Navigationsgerät nicht auf dem neuesten Stand ist. Werden wir auf die alte kurvenreiche und schlecht unterhaltene Strasse geleitet, obwohl die Neubaustrecke bereits weiter fertiggestellt wurde als es auf unseren Karten eingetragen ist.
Es geht also wieder gemütlicher voran, wodurch auch Kleinigkeiten, wie winkende Menschen oder Schaf-, Ziegen- und Kuhhirten mehr Beachtung finden. Bei einem Obsthändler kaufen wir einen Sack voll Äpfel. Auch dieser Mann freut sich über Touristen die bei ihm einkaufen und gibt lachend noch einen Apfel zum Probieren.
Schliesslich erreichen wir das Städtchen Ersekë. Hier soll es beim Friedhof einen Brunnen mit Trinkwasser mit genügend Druck und Schlauchanschluss geben. Tatsächlich sind die Angaben richtig und wir können auf dem kleinen Parkplatz vor dem Friedhoftor den Wassertank füllen. Vorsichtshalber filtern wir auch wieder, müssen aber, da der Schlauch am Hahn angeschlossen werden kann und genügend Druck vorhanden ist, nicht mit der Gardena-Pumpe und der Bohrmaschine arbeiten. Ruckzuck sind 60 Liter nachgefüllt und wir werden mit vollem 160 Liter Tank wieder für längere Zeit unabhängig sein.
Während dem Wasser tanken sehen wir uns den Friedhof genauer an. Dabei fällt auf, dass auf der linken Seite Christen und auf der Rechten Moslems beigesetzt sind. Es scheint, dass die islamischen Gräber nicht aufgehoben werden. Die Sterbedaten reichen hier fast 100 Jahre zurück, während bei den Christen so alte Gräber nicht zu finden sind. Im Allgemeinen scheint es, dass die beiden Religionen hier in Albanien problemlos nebeneinander existieren. Der Islam scheint hier vorwiegend liberal ausgelegt zu werden. Wir haben auf jeden Fall nur selten Frauen mit Kopftuch angetroffen.
Wir sehen uns langsam wieder nach einem Schlafplatz um. Allerdings wird die SH75 auf weiten Strecken verbreitert und geeignete Plätze sind deshalb wegen Bauschutt oft kaum erreichbar. Zudem ist die Fahrbahn nur noch teilweise mit dem schmalen alten Asphaltstreifen bedeckt. Der Rest der Strasse besteht aus einem Schotterbett.
Kurz nach dem Qafa e Barmashit Pass finden wir, etwas abseits der Strasse, eine ebene Wiese wo wir uns für die Nacht einrichten und noch mit den Campingstühlen an die Sonne setzen, bevor sie untergeht.
Ein Bauernpaar, das mit Pferden, die mit Brennholz beladen sind, auf dem Heimweg ist, winkt uns gut gelaunt zu. Fast überkommt einem ein schlechtes Gewissen, wenn wir sehen wie freundlich diese einfachen Leute mit uns Touristen sind. Obwohl sie selber es sich nie werden leisten können andere Länder kennen zu lernen.
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Sonntag, 29.10.2023
vom Qafa e Barmashit Pass nach Piskovë, 90 Km
Wetter: wolkenlos und warm
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Letzte Nacht haben wir die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Entsprechend früh wird es heute Morgen hell. Ausserdem knattert vom nahen Wald schon um sechs Uhr eine Motorsäge. So sind wir heute früher auf als üblich, nehmen es aber gemütlich.
Wir setzen unsere Fahrt fort und sind erfreut, dass wir schon nach wenigen Kilometern die im Bau befindliche Strecke hinter uns lassen können und auf dem fertig sanierten und perfekt asphaltierten Abschnitt weiterfahren können. Allerdings muss immer noch ordentlich am Lenkrad gekurbelt werden, denn eine Kurve folgt der anderen.
Wir verlassen die fast menschenleeren Berge und erreichen Leskovik. Im kleinen Städtchen haben wir Gelegenheit, unseren schon fast leeren Dieseltank zu füllen. Ausserdem wollen wir uns die Beine etwas vertreten und spazieren ins Zentrum. Rund um einen kleinen Park herrscht reges Treiben. In den vielen Kaffees treffen sich die Menschen zum Schwatz. Auch die Geschäfte sind geöffnet und so können wir in einer Bäckerei noch ein frisches Brot kaufen. Die Verkäuferin im kleinen Supermarkt erklärt uns, wo wir den Bäcker finden. Denn der Minimarkt führt weder Brot noch Früchte und Gemüse. Diese Produkte werden nur vom Bäcker und Obsthändler angeboten. So hat jeder sein Auskommen ohne sich gegenseitig zu konkurrenzieren.
Wir sind jetzt unmittelbar an der Grenze zu Griechenland. Schon auf der anderen Seite des Flusses beginnt wieder die EU.
Auf einem schönen Platz am Ufer des Flusses Vjosa machen wir Mittagspause, holen die Liegestühle aus dem Stauraum und geniessen die Sonne. Wir haben ja genügend Zeit und brauchen uns nicht zu beeilen.
Noch ein paar Kilometer fahren wir weiter und suchen uns dann einen Platz wo wir die Nacht verbringen können. Wir bleiben am Fluss Vjosa, allerdings nicht mehr unmittelbar am Ufer, sondern hoch über dem Bachbett.
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Montag, 30.10.2023
von Piskovë nach Gjirokastër, 46.1 Km
Wetter: wolkenlos und warm
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Immer noch steuert die Sommerzeit unsere innere Uhr und so starten wir den Tag wieder recht früh. Es liegt zwar noch dichter Nebel im Flusstal, dieser löst sich aber mit den ersten Sonnenstrahlen rasch auf.
Die erste Herausforderung heute ist die steile Auffahrt von unserem Übernachtungsplatz zurück auf die Strasse. Mit 4x4 und Geländeuntersetzung schaffen wir das aber ohne grosse Probleme.
Unser heutiges Ziel ist Gjirokastër. Die osmanisch geprägte Stadt, die auch auf der UNESCO Welterbeliste steht, liegt nur etwa 45 Kilometer entfernt und so sind wir, auch mit gemächlichem Fahrtempo, nach 10 Uhr auf dem Family Camping, nur etwa 1 Kilometer von der Stadt entfernt. Wir richten uns auf einem der sonnigen Stellplätze ein. Danach machen wir uns zu Fuss auf den Weg in Stadt.
Wir spazieren zuerst entlang der Rruga 18 Shtatori, einer breiten Einkaufsstrasse mit unzähligen Geschäften, Restaurants und Cafés. Die Taxisfahrer, die entlang der Strasse warten, bieten sich an um uns auf die Burg zu fahren. Wir wollen die Stadt aber zu Fuss erkunden und folgen den Wegweisern in die Altstadt. Hier, am Berghang, stehen viele der schönen und gut erhaltenen Häuser der reichen Händler. Einiger der historischen Gebäude sind zu besichtigen. Wir besuchen das Ismail-Kadare-Haus, dessen Ursprung ins Jahr 1677 zurück reicht. Dieses ist zwar 1997 bei einem Brand zerstört worden, wurde aber mit Unterstützung der UNESCO rekonstruiert. Ismail-Kadare, der 1936 geboren wurde, ist Albaniens bekanntester Schriftsteller.
Vorbei an schönen alten Häusern gehen wir hoch bis zur Burg, die auf dem Felsen über der Stadt thront. Mit dem Bau der heutigen Anlage wurde im 12 Jahrhundert begonnen. Die ersten Besiedlungen reichen allerdings bis in die Bronzezeit zurück. Von hier oben bietet sich ein schöner Ausblick auf die Stadt und die umgebenden Berge.
Nach dem Rundgang durch die Festung marschieren wir hinunter ins alte Basar-Viertel, wo dutzende von Souvenirgeschäften ihre immer gleichen Produkte anbieten Durch die «Stadt der Steine», wo auch die Dächer mit dem grauen Granit der Umgebung gedeckt sind, gelangen wir wieder hinunter auf Die Rruga 18 Shtatori, wo wir uns in einer Konditorei noch landestypische Baklavas zum Kaffee kaufen.
Zurück auf dem Campingplatz erholen wir uns an der Sonne von den Strapazen der Stadtbesichtigung und vernaschen die Süssigkeiten.
Das Nachtessen geniessen wir dann im Restaurant des Campingplatzes.
Dienstag, 31.10.2023
von Gjirokastër nach Lukovë, 135 Km
Wetter: sonnig und warm, am Abend Sturm und Regen
Erst geht es heute noch auf der breiten SH4, die auf direktem Weg an die griechische Grenze führt, durch das weite Tal des Flusses Drinos. Bei Jorgucat biegen wir dann ab in die Berge. Die Strasse ist jetzt wesentlich schmaler, aber ganz neu asphaltiert. Zudem gibt es kaum Verkehr und wir kommen gut voran bis auf die andere Seite des Bergzuges. Wieder sind wir in einem breiten Tal. Die Strasse ist auch hier ganz neu gemacht und scheinbar überbreit, lediglich die Markierungen fehlen noch. Nur eine grosse Schafherde, begleitet von Hunden und etlichen bepackten Pferden stört den Verkehrsfluss. Die Hirten kümmern sich nicht gross um die hupenden Autos und lassen die Tiere die ganze Breite der Fahrbahn nutzen. Schliesslich bahnen wir uns einen Weg durch die Herde und erreichen bald darauf den Kanal von Butrint. Das vielleicht 20 Meter breite Hindernis überqueren wir auf einer altertümlich anmutenden Fähre mit Seilzug. Also eigentlich ist es ein Floss aus Holzplanken die auf Metallschwimmer montiert sind und von einem Stahlseil über Rollen von einem Ufer ans andere gezogen wird. Die abenteuerlich anmutende Überfahrt kostet für Wohnmobile die stolze Summe von 15 Euro. Touristenpreise halt.
Am anderen Ufer befinden sich die Ausgrabungen von Butrint. Dabei handelt es sich um die bedeutendste archäologische Stätte Albaniens. Die antike Hafenstadt Butrint, deren Ursprung im 8. Jahrhundert vor Christus liegt, wurde zwischen 1928 und 1939 unter Leitung des Italieners Luigi Maria Ugolini ausgegraben. Die ursprüngliche Siedlung die von der hellenischen, byzantinischen, venezianischen und osmanischen Kultur geprägt war, wurde um das 4. Jahrhundert vor Christus von den Römern übernommen. Auch frühchristliche Zeugnisse, wie die grosse Basilika aus dem 6. Jahrhundert nach Christus sind erhalten. Wir spazieren durch die weitläufige Anlage vorbei am Venezianischen Turm aus dem 15. und 16. Jahrhundert, dem antiken Theater aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, einem römischen Thermalbad und der gossen Basilika bis hinauf auf die Akropolis mit der venezianischen Burg. Dazwischen sind Überreste von Wohnhäusern, einer Taufkapelle und vieles mehr zu sehen. Umgeben ist die ganze Anlage von einer Stadtmauer.
Auch bedeutende Mosaike sind in einigen römischen Gebäuden erhalten geblieben. Allerdings sind diese zum Schutz mit Erdreich bedeckt und werden nur gelegentlich für kurze Zeit freigelegt und der Öffentlichkeit gezeigt. Die ganze Siedlung steht nämlich in einem Sumpfgebiet. Dadurch hat sie sich im weichen Untergrund gesenkt und wird immer wieder überflutet.
Nach dem ausgedehnten Rundgang setzen wir unsere Fahrt fort in Richtung Ksamil. Der einst kleine Fischerort mit den schönen Buchten und Stränden hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erlebt. Wir haben am Ohrid See eine deutsche Touristin getroffen, die war vor etwa 8 Jahren hier und hat Ksamil in diesem Jahr nicht wieder erkannt.
Wir hatten ursprünglich die Absicht hier zu übernachten, konnten aber bei der Fahrt durch den Ort nichts Reizvolles entdecken. Ausserdem sind die Stellplätze im Ort horrend teuer und bieten meist einen schlechten Service.
Wir setzen deshalb die Fahrt in Richtung Norden fort und machen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Schliesslich werden wir in einem Olivenhain, etwas abseits der Strasse fündig. Andere Plätze waren, wegen der Olivenernte nicht zugänglich oder unten am Strand waren alle Restaurants und Bars geschlossen und die Parkplätze abgesperrt und nicht mehr offen.
Der Himmel hat sich schon im Laufe des späteren Nachmittags verdunkelt und am Abend entlädt sich jetzt ein heftiges Gewitter mit Starkregen. Sogar einige Hagelkörner lassen uns aufschrecken. Die sind allerdings eher klein und wir hoffen, dass unser Wohnmobil keinen Schaden nimmt. Auf jeden Fall sind wir froh, nicht in der Nähe eines Baches oder an einem Hang zu stehen, wo wir Angst vor Hochwasser oder Erdrutschen haben müssen.
Mittwoch, 01.11.2023
von Lukovë nach Orikum, 86.6 Km
Wetter: sonnig und warm
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Nach dem heftigen Unwetter von Gestern, meint es der Wettergott wieder gut mit uns. Der Himmel ist fast wolkenlos und es ist angenehm warm.
Wir stehen auf, während im Olivenhain schon lange gearbeitet und die ölhaltigen Früchte geerntet werden.
Wir fahren auf der Küstenstrasse nordwärts, die zuerst hoch über der Steilküste entlangführt und uns erst bei Qeparo für einige Kilometer hinunter ans Wasser bringt. Hier liegt auf einer kleinen Halbinsel bei Porto Palermo eine Festung des osmanischen Herrschers Ali Pascha Tepelena. Wir machen Halt auf dem kleinen Parkplatz an der Strasse und spazieren zur Burg, die um 1804 mit Hilfe des französischen Militärs erbaut wurde. Für 300 Lek machen wir einen Rundgang durch die dunkeln, feuchten Gewölbe.
Weiter geht es entlang der kleinen Bucht, in der wir den Eingang zu einem alten U-Bootbunker entdecken, und dann wieder den Berghang hinauf. Die Dörfer an den türkisblauen Buchten liegen weit unter uns. Von oben ist gut zu erkennen, wie überall neue Hotels und Apartmenthäuser aus dem Boden gestampft werden.
Die Strasse steigt jetzt hoch zum 1043 Meter hohen Llogora Pass. Während auf der Südseite lange Rampen mit nur wenigen Kehren zur Passhöhe führen, bereiten die engen und steilen Kurven auf der Nordseite den schwer beladenen Lastwagen etliche Mühe. Der im Bau befindliche etwa 7 Kilometer lange Tunnel wird hier sicher eine Entlastung bringen.
Kurz nach Mittag fahren wir in Orikum an den schönen Sandstrand. Die Restaurants und Bars sind grösstenteils geschlossen und so können wir problemlos unter den Palmen am Strassenrand parkieren. Wir holen die Liegestühle hervor und setzen uns an die Bucht, wo immer noch fleissig gebadet wird. Mit dem Rauschen der Wellen verbringen wir hier einen ruhigen Nachmittag und Abend.
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Donnerstag, 02.11.2023
von Orikum nach Berat, 111 Km
Wetter: sonnig und warm
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Wieder einmal hat es während der Nacht geregnet, heute Morgen scheint aber wieder die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel.
Unser heutiges Ziel ist Berat, die Stadt der tausend Fenster. Die Stadt mit den Altstadtbezirken wurde 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Markant sind die typisch osmanischen Häuser mit den grossen Fensterfronten. Hoch über der Stadt thront auf einem Felsen die mächtige Burgruine, deren Mauern einen der drei Altstadtteile umschliesst. Nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1851 musste die Stadt komplett neu aufgebaut werden. Während der kommunistischen Diktatur gab es in Berat eine bedeutende Textilindustrie, die von den Chinesen gefördert wurde. Im Kombinat mit dem Namen Mao Zedong arbeiteten bis zu 11'000 Mitarbeiterinnen. Von der Reinigungskraft bis zur Direktorin waren alle Beschäftigten Frauen.
Die Streckenwahl überlassen wir heute wieder einmal dem Navigationsgerät und kommen schon kurz nach Mittag in Berat an. Die Stadt gilt als eine der schönsten Albaniens. Direkt im Zentrum, auf einem grossen, mit Gras bewachsenen privaten Parkplatz, werden wir übernachten. Die Parkgebühr von 500 Lek, also etwa 5 Franken, ist für einen Touristenort sehr bescheiden.
Wir spazieren dem Fluss Osum entlang, bis zur Fussgängerbrücke die zum ehemals christlichen Stadtviertel Gorica führt. Über die alte Steinbogenbrücke gelangen wir wieder auf die andere Flussseite ins Quartier Marigalen. Hier stehen die Häuser dicht gedrängt am steilen und felsigen Hügel, auf dem die Burg steht. Dieses Viertel wurde ursprünglich nur von Moslems bewohnt, weshalb hier auch gleich mehrere Moscheen stehen. Der Ruf des Muezzins zum Gebet ist gleich aus mehreren Richtungen, fast konkurrenzierend, aus den Lautsprechern zu hören.
Wir suchen uns den Weg durch die engen und steilen Gassen, bis hinauf auf die Burg. Ziemlich ausser Atem erreichen wir die Festungsanlage aus dem 13. Jahrhundert. Das Burgviertel besteht heute noch aus vielen kleinen Steinhäusern, mehreren Kirchen und den Ruinen von zwei Moscheen. Vom Aussichtspunkt am Rand des Felsenhügels bietet sich eine schöne Aussicht auf die Altstadt 200 Meter tiefer.
Wir steigen wieder hinunter vom Burghügel und kehren vorerst zurück zum Stellplatz. Nach dem Nachtessen machen wir nochmals einen Spaziergang in die Fussgängerzone, wo sich auch die Einheimischen treffen und schwatzend auf einer Bank sitzen, in einem der Restaurants essen oder auch nur einen Kaffee trinken oder mit der ganzen Familie auf der bereiten Promenade flanieren.
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Freitag, 03.11.2023
Berat – Osum Schlucht – Berat, 135 Km
Wetter: bewölkt und wenig Regen
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Wie gewöhnlich, wenn wir in einer Stadt übernachten, war auch letzte Nacht nicht viel von Nachtruhe zu spüren. Der Verkehrslärm hält die ganze Nacht an und die streunenden Hunde kommunizieren mit lautem Gebell untereinander.
Heute wollen wir von Berat aus weiter in die Berge zur Osum Schlucht fahren. Die Strasse schlängelt sich dem Fluss Osum entlang. Das Tal ist relativ dicht besiedelt und so folgt ein Dorf dem anderen. Die Siedlungen Poliçan und Corovodë könnte man gar als Städtchen bezeichnen. Entsprechend stark ist auch der Verkehr. Die im Grossen und Ganzen ordentlich ausgebaute Strasse weist immer wieder Passagen auf, die eine Sanierung vertragen könnten.
Schliesslich wird das Tal enger und der Fluss liegt jetzt tief unter uns zwischen steilen Felswänden. An einer Aussichtsplattform, die einen schönen Blick in die Tiefe bietet, machen wir Halt.
Hier gibt es auch ein Loch im Felsen, das Brautloch. Die Legende erzählt von einem Mädchen, welches gemäss Tradition zwangsverheiratet werden sollte. Beim Brautzug betete sie zu Gott, dass sich die Erde öffnen sollte um sie vor der Heirat zu bewahren. Ihr Wunsch erfüllte sich, der Fels öffnete sich und die junge Frau sprang hinein und verschwand für immer.
Wir fahren noch ein Stück weiter, bis ans Ende der Schlucht. Ab hier ist die Strasse nach Përmet, wo wir vor ein paar Tagen auf dem Weg nach Gjirokastër vorbeigekommen sind, nur noch für 4x4 Fahrzeuge passierbar und soll in einem sehr schlechten Zustand sein. Wir kehren deshalb um und fahren auf dem gleichen Weg wieder in Richtung Berat.
Unterwegs beginnt es zu regnen, als uns ein Mann am Strassenrand winkt und andeutet anzuhalten. Er fragt in gebrochenem Englisch, ob wir ihn etwa 10 Kilometer bis Poliçan mitnehmen könnten. Wir lassen ihn einsteigen. Auf der Fahrt erzählt er uns, dass er Zahnweh hat und zum Zahnarzt muss. Er sei schon über 40 Jahre alt und habe keine Arbeit. Deshalb ist er unverheiratet und lebt zusammen mit seiner Mutter. Sie leben von einer Rente von 80 Euro im Monat. Der arme Kerl tut uns leid. In Poliçan lassen wir ihn aussteigen und geben ihm 30 Euro mit auf den Weg.
Schliesslich sind wir zurück in Berat und fahren wieder auf den gleichen Parkplatz, auf dem wir schon letzte Nacht geschlafen haben. Das Wetter hier ist besser als hinten im Tal und so spazieren wir noch ein wenig durch die Stadt und trinken in der Fussgängerzone einen Kaffee.
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Samstag, 04.11.2023
von Berat nach Vilë-Ballaj, 165 Km
Wetter: erst starker Regen, dann sonnig und warm
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Während der Nacht hat es wieder stark geregnet, so dass sich auf dem Parkplatz grosse Pfützen gebildet haben. Wir machen uns schnell parat und fahren dann zurück nach Fier. Vielerorts ist Markttag und so müssen wir uns den Weg zwischen Marktständen, parkierten Autos und schwatzenden Menschen suchen.
Heute ist Kultur-Tag, unser erstes Ziel ist nämlich die Ausgrabungsstätte von Apollonia. Diese liegt nahe von Fier und ist auf der Autobahn gut zu erreichen. Allerdings führt das grosse Hinweisschild an der Autobahnausfahrt auf einer Neubaustrecke zu einem erst halbfertigen Parkplatz, weit weg vom Ausgrabungsort. Dieses Mal hätten wir besser auf das Navigationsgerät gehört, dass uns zum alten Parkplatz, unmittelbar beim Eingang, leiten möchte. Schliesslich finden wir den Weg durch den Ort Pojan und können unser Fahrzeug unmittelbar neben dem Ruinenfeld abstellen.
Wir starten den Rundgang beim Museum, das im Marienkloster aus dem 14. Jahrhundert untergebracht ist. Hier gibt es, neben der alten Kirche mit den vielen Ikonen, eine hübsche Ausstellung mit Fundstücken aus Apollonia.
Apollonia ist, neben Butrint, die bedeutendste archäologische Ausgrabungsstätte Albaniens. Allerdings sind erst 6% des ehemaligen Stadtgebietes ausgegraben worden. Um 588 vor Christus wurde die Stadt als dorische Kolonie mit Siedlern aus Korfu und Korinth gegründet. Fast 1000 Jahre lang war Apollonia ein bedeutendes Handelszentrum und Hafenstadt. Der Fluss Vjosa, der nach wenigen Kilometern in die Adria fliesst, war zu jener Zeit bis hierher schiffbar. In der Blütezeit lebten 60'000 Menschen im 80 Hektaren umfassenden Ort, der von einer vier Kilometer langen Mauer umgeben war. 260 vor Christus schloss Apollonia einen Bündnisvertag mit Rom und wurde unter den Schutz des römischen Reiches gestellt. Im 4. Jahrhundert nach Christus veränderte ein Erdbeben den Lauf des Flusses Vjosa, wodurch der Hafen verlandete und der Niedergang der Stadt begann.
Das Wetter wird immer besser, und so können wir einen gemütlichen Rundgang durch die Ruinenstadt geniessen.
Danach fahren wir weiter bis zum wenige Kilometer entfernten Kloster Ardenica. Dieses liegt an der früheren Strasse nach Konstantinopel. Die Angaben über die Gründung des Klosters gehen auseinander und reichen vom 10. Jahrhundert bis zum 13. oder 14. Jahrhundert. Ardenica ist das einzige noch bewohnte Kloster in Albanien. Zurzeit leben hier noch vier Mönche.
Bei unserer Ankunft ist die Klostertür verschlossen. Nach dem Anklopfen wird von einem Klostermitarbeiter geöffnet und wir können eintreten. Für 100 Lek pro Person erhalten wir eine kleine Broschüre auf Deutsch. Der bewohnte Bereich ist für Besucher nicht zugänglich, aber wir dürfen die Kirche mit den Fresken aus dem 18. Jahrhundert betreten. Fotografieren ist allerdings nicht erlaubt. Die heutige Kirche wurde um 1743 erbaut, nachdem die alte Kirche wegen eines Feuers oder Erdbebens zerstört wurde.
In der Nachbarschaft des Klosters gibt es einen Campingplatz auf einem Weingut, allerdings sind bereits alle Plätze belegt, so dass wir uns nach einem andern Schlafplatz umsehen müssen. Wir fahren weiter Nordwärts dort gib es bei Vilë-Ballaj am Meer eine schöne Strandbar mit tollen Plätzen. Allerdings führt uns das Navi wieder einmal nicht auf direktem Weg dorthin, sondern wählt aus unerfindlichen Gründen einen Umweg und leitet uns über einen schlammigen Feldweg mit riesigen Pfützen. Schliesslich ist aber auch das Strässchen zum Ziel vom vielen Regen der letzten Tage überflutet, so dass wir es vorziehen nicht ganz bis zum Strand zu fahren. Auf dem Schotterbett einer noch nicht fertiggestellten Strasse finden wir dann doch noch ein ruhiges Plätzchen.
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Sonntag, 05.11.2023
von Vilë-Ballaj zum Plazhi San Pietro, 129 Km
Wetter: stark bewölkt am Abend Regen
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Wir haben ganz gut geschlafen, auf der im Bau befindlichen Strasse im Sumpfgebiet. Wir sind nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, und das grollen der Brandung ist gut zu hören.
Heute Morgen überlegen wir uns, ob wir versuchen sollen, auf der überfluteten Strasse den Strand doch noch zu erreichen. Das Wasser scheint nicht tiefer als 40 oder 50 cm, allerding verläuft unmittelbar neben der aufgeschütteten Fahrbahn ein tiefer Kanal. Sollten wir die Trasse verfehlen, landen wir im tiefen Wasser. Wir wollen kein Risiko eingehen und lassen es deshalb bleiben. Schliesslich wollen wir ja unser Brummsli im Mai 2024 nach Kanada verschiffen.
Wir fahren zurück auf die Hauptstrasse, nehmen dieses Mal aber nicht die vom Navi vorgeschlagene Route auf den unbefestigten Strassen, sondern den direkten, geteerten Weg. Auf der zweispurigen SH4 geht es dann über Durrë hinauf zum Städtchen Krujë. Vorher ist aber unten im Tal noch einmal Geduld gefragt, denn in Fushë-Krujë wird am Sonntagmorgen Markt abgehalten. Es herrscht daher das gewohnte Chaos auf den verstopften Strassen. Vorsichtig, die Abstände links und rechts prüfend, schlängeln wir uns durch das Gewirr von Verkaufsständen, parkierten Autos und Fussgängern. Da ist die schmale, kurvenreiche Bergstrasse hinauf nach Krujë eine regelrechte Wohltat. Der Gegenverkehr lässt uns zwar befürchten, dass die Parkmöglichkeiten im engen Städtchen zum Problem werden könnten, der Parkplatz den wir aus Park4Night ins Navi eingegeben haben ist dann aber fast leer. Wir werden vom Besitzer eingewiesen und zahlen die, für albanische Verhältnisse, horrende Gebühr von 1 Euro pro Stunde. Dafür bekommen wir vom freundlichen Mann noch eine genaue Wegbeschreibung zum Schloss.
Krujë ist für das albanische Nationalbewusstsein von grosser Bedeutung. Es war das wichtigste Verteidigungszentrum des Nationalhelden Skanderbeg gegen die Osmanen. 1415 wurde Krujë durch Sultan Mehmed I. erstmals von den Osmanen erobert. Mitte des 15. Jahrhunderts holte sich Skanderbeg die Stadt zurück und hielt mehreren Angriffen der Türken stand. Erst nach dem Tod Skanderbegs gelang es den Osmanen 1478 Krujë und ganz Albanien zu besetzen und eine mehr als 400jährige Herrschaft auszuüben.
Wir spazieren also hoch zur Burg. In der alten Basarstrasse bieten unzählige Geschäfte Souvenirs und Antiquitäten an. Auf dem Gelände der Burg befindet sich das Skanderbeg-Museum. Hier wird das Leben Skanderbegs und sein Kampf gegen die Türken dokumentiert und glorifiziert. Von der Terrasse aus bietet sich ein schöner Blick ins Tal, bis hin zu den Stränden der Adria. Der Museumsbau wurde von der Tochter des Diktators Hoxhas entworfen.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz kaufen wir noch ein, denn die meisten Geschäfte sind auch am Sonntag geöffnet.
Von Krujë geht es wieder hinunter ins Tal und über einen Hügelzug mit steilen, gewundenen Strassen bis zum Strand von San Pietro. Hier parkieren wir auf einem der Parkplätze und richten uns für die Nacht ein.
Es bläst ein stürmischer Wind, der die Wellen weit auf den Sandstrand treibt. Trotzdem machen wir einen kurzen Strandspaziergang. Hier stehen immer noch die Sonnenschirme aus Palmblättern von der vergangenen Badesaison. Jetzt sind kaum noch Leute unterwegs, einzig in den noch offenen Restaurants sitzen ein paar Gäste. An Baden ist bei dem Wetter und Wellengang aber nicht zu denken.
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Montag, 06.11.2023
vom Plazhi San Pietro zur Villan Lagune, 142 Km
Wetter: sonnig und warm
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Der Wind hat während der Nacht nachgelassen und heute starten wir in einen sonnigen Tag.
Vom Strand San Pietro geht es über einen Hügelzug zurück auf die Schnellstrasse in Richtung Montenegro. Dabei müssen wir wieder einen Hügelzug mit extrem steilen Passagen überqueren. Dabei leuchtet plötzlich die Warnlampe auf, dass die Bremsbeläge ersetzt werden müssen. Wir fahren auf einen Parkplatz und warten eine Weile, worauf die Warnung erlischt. Vermutlich wurden die Bremsen einfach nur zu heiss.
Auf dem Weg nach Norden machen wir einen Abstecher an die Lagune von Patko. Die Strasse führt über einen Damm auf die Inselchen, die mitten in der Lagune liegen. Es scheint, dass der gestrige Sturm auch hier seine Spuren hinterlassen hat. Viele der Restaurants sind immer noch überflutet und das Wasser steht in den Gaststätten noch im Erdgeschoss. An anderen Orten ist das Personal schon mit Aufräumen beschäftigt.
Wir machen einen kurzen Spaziergang über die schmale Landzunge, wo viele Angler ihr Glück versuchen. In der Lagune sind Fischer mit Netzen und Reusen an der Arbeit.
Danach fahren wir noch ein Stück weiter bis zur Villan Lagune. Auf dem Camping Kalaj finden wir einen sehr schönen Übernachtungsplatz mit toller Aussicht auf die Meer. Wir sind im Moment die einzigen Gäste. Die Saison scheint hier definitiv vorbei zu sein. Auch im Ort sind viele Geschäfte schon geschlossen. Trotzdem geniessen wir das angenehme Wetter im Restaurant des Campingplatzes. Der Aperitif wird uns vom jungen und sehr netten Betreiber offeriert. Auch das Nachtessen geniessen wir im Restaurant. Der griechische Salat, gegrillter Oktopus, Crevetten und Sepia mit eine Karaffe Wein und Kaffee für 35 Euro ist für unsere Verhältnisse fast geschenkt.
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Dienstag, 07.11.2023
Ein Tag am Strand von Velipojë
Wetter: sonnig und warm
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Wir starten heute wieder in einen herrlichen Tag. Wir entschliessen uns deshalb auf dem einfachen, aber schön gelegenen Campingplatz Kalaj zu bleiben.
Nach dem gemütlichen Frühstück können wir den Kanal, der den Camping vom Strand trennt, auf einer Eigenkonstruktion der Platzbetreiber überqueren. Wir gelangen so ohne grossen Umweg direkt auf den kilometerlangen, breiten Sandstrand. Hier stehen noch die jetzt geschlossenen Strandbars, die im Sommer die Badegäste mit Getränken versorgen. Wir sind fast alleine unterwegs und unsere Freude über den schönen Ort wird einzig getrübt durch Unmengen von Plastik, meist in Form von Getränkeflaschen, die auf dem feinen Sand verteilt sind. Da hat Albanien schon noch einiges zu leisten, wenn sich das Land als Badedestination bei den Mitteleuropäern etablieren will.
Wir wechseln vom Strand auf die breite Fussgängerpromenade und spazieren bis fast an die Mündung des Flusses Buna, der die Grenze zwischen Albanien und Montenegro bildet. Hier steht auch das riesige Grand Europa Ferienresort mit grossem Aquapark. Wir sind fast drei Stunden unterwegs bis wir den Stellplatz wieder erreichen. Hier setzen wir uns noch ein wenig an die Sonne, die schon wieder tief steht.
Wir sind jetzt nicht mehr ganz allein auf dem Platz. Eine allein reisende Genferin mit zwei Hunden hat den Weg hierher auch noch gefunden. Sie ist allerdings nicht sehr gesprächig und scheint ihre Ruhe haben zu wollen um sich mit ihren Hunden beschäftigen zu können.
Kristian, der Sohn des Platzbetreibers, kommt für einen kurzen Schwatz vorbei. Er lädt uns ein, im Restaurant vorbeizuschauen und offeriert uns nochmals ein Glas Wein. Als wir uns zum Nachtessen verabschieden gibt er uns noch eine Schale mit gebratenen Kastanien mit.
Um 5 Uhr ist es schon wieder dunkel und jetzt beginnt es auch schon leicht zu regnen und so ziehen wir uns ins Wohnmobil zurück:
Mittwoch, 08.11.2023
von der Villan Lagune nach Cetinje in Montenegro, 144 Km
Wetter: viel Regen und kühl, erst am Abend noch etwas Sonne
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Während der ganzen Nacht hat es heftig geregnet und gestürmt, so dass wir nur mässig gut geschlafen haben. Heute werden wir Albanien verlassen und in Montenegro einreisen. Vorher wollen wir allerdings unseren fast leeren Wassertank noch auffüllen. Wie immer in Albanien, filtrieren wir das Wasser, um sicher keine «Käfer» ins Wassersystem einzuschleppen. Es scheint, dass der Vorfilter, der sich mittlerweile schon ziemlich grau verfärbt hat, nicht mehr so durchlässig ist. Wir brauchen nämlich für die etwa 130 Liter die wir nachfüllen mindestens eine Stunde. Der Druck am Hahn ist zwar in Ordnung, nach dem Filter kommt aber nur noch ein schwaches Rinnsal. Dummerweise habe ich keine Reservefilter dabei und entfernen möchte ich ihn nicht, denn sonst hängt der Dreck dann im Aktivkohle- oder Nanofilter. Wir üben uns deshalb in Geduld.
Der Regen hat etwas nachgelassen. Dafür gibt es hier riesige Mücken, die es auf uns abgesehen haben. Das ist die Gelegenheit den Mückenspray, den wir schon seit Jahren mitführen und der bereits 2020 abgelaufen ist, aufzubrauchen.
Endlich ist der Tank voll. Wir bezahlen unsere Schuld von 20 Euro für die zwei Übernachtungen, und verabschieden uns. Dann geht es nach Shkodër und von dort an die Grenze. Die Zollbeamten nehmen es heute ganz genau und obwohl viele Beamte herumstehen, ist nur ein Durchgang offen. Es bildet sich deshalb eine Kolonne, die nur langsam abgebaut wird. Endlich sind wir an der Reihe. Pässe, Fahrzeugausweis und grüne Versicherungskarte wurden schon vorher eingesammelt und werden jetzt ganz genau geprüft und die Pässe eingelesen. Schliesslich wird alles für gut befunden und wir können einreisen.
Es schüttet jetzt wie aus Kübeln. Wir suchen uns deshalb an der schmalen Strasse eine Parkmöglichkeit und kochen uns einen Kaffee. Dazu gibt es süsses Gebäck, das wir uns in einer Backstube gekauft haben. Endlich lässt der Regen nach. Übrig bleiben allerdings grosse Pfützen in denen sich beim Durchfahren wunderbar spritzen lässt.
Der Unterschied von Albanien zu Montenegro ist enorm. Albanien scheint noch wesentlich rückständiger zu sein und obwohl auch in Montenegro oft Abfall am Strassenrand liegt, ist es doch sauberer als im Nachbarland.
Endlich kommen wir an einer Tankstelle vorbei. Es ist nämlich höchste Zeit den Dieseltank aufzufüllen. In Albanien haben wir schon länger nicht mehr getankt, da der Treibstoff in Montenegro 40 – 50 Eurocent billiger ist und das macht dann bei 70 oder 80 Litern schon einiges aus. Ausserdem werden in Albanien nicht an allen Tankstellen Kreditkarten akzeptiert. In Berat mussten wir vier Tankstellen anfahren, bis wir endlich eine erwischt haben, die VISA nimmt. LEK haben wir nämlich nur für 300 Euro gewechselt, da schwierig abzuschätzen war, was wir dann effektiv brauchen. Ausserdem ist der Kurs für Noten in den Wechselstuben 10 – 15% höher als der Umrechnungskurs auf der Karte.
Wir fahren jetzt, bei Sonnenschein, ein Stück der schönen Küste entlang bis nach Budva. Hier geht es dann wieder in die Berge bis zu unserem Tagesziel Cetinje, der ehemaligen königlichen Hauptstadt Montenegros. Hier kämpfen wir uns durch ein Wohnquartier mit engen, zugeparkten Gassen, bis wir auf einem Parkplatz einen Übernachtungsplatz finden. Die Stadtbesichtigung sparen wir uns aber für Morgen auf, da es schon bald dunkel wird.
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Donnerstag, 09.11.2023
von Cetinje zum Kloster Ostrog, 84.6 Km
Wetter: sonnig und warm
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Wir haben eine eisig kalte Nacht hinter uns. Zum ersten Mal haben wir über Nacht die Heizung eingeschaltet um die Temperatur bei mindestens 15° zu halten. Dafür ist der Himmel wolkenlos und wir starten unseren kleinen Stadtrundgang.
Unmittelbar beim Parkplatz steht in einem grossen Park das Blaue Schloss. Dieses diente dem Kronprinzen Danilo als Residenz. Gleich nebenan war in einer Villa die Britische Botschaft untergebracht. Etliche andere Länder hatten ihre Vertretungen ebenfalls in der ehemaligen Hauptstadt.
Durch die Fussgängerzone gelangen wir zu einem grossen roten Gebäude. Dabei handelt es sich um den Königspalast. Es ist kein eigentliches Schloss, sondern viel mehr eine grosse Villa. Trotzdem machen wir einen Rundgang durch die schön möblierten Zimmer. Heute ist der Andrang besonders gross, da etliche Schulklassen in der Stadt unterwegs sind, um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu besuchen.
Weiter geht es zum Kloster. Wie üblich werden die Touristen auf einer Tafel auf «sittliche Kleidung» aufmerksam gemacht. Das heisst bei den Damen bedeckte Schultern und Knie, bei den Herrn sind kurze Hosen nicht erwünscht. Wieder ist die Kirche mit unzähligen Ikonen und Wandmalereien geschmückt. Der Pope achtet peinlich genau darauf, dass wir das Verbot zum Fotografieren auch einhalten.
Im Nationalmuseum befindet sich die «Ikone der Mutter Gottes von Philermos». Diese soll vom Evangelisten Lukas gemalt worden zu sein. Dies scheint eher unwahrscheinlich. Auf jeden Fall lässt sich die bewegte Geschichte des geweihten Bildes aber bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Bild geriet 1522 auf der Insel Rhodos den Türken in die Hände nachdem dort der Johanniter Orden besiegt worden war. Danach gelangte die Ikone nach Italien, Frankreich und Malta. Als Napoleon 1798 Malta besetzt hatte, erreichte die Ikone zuerst Triest und später Russland. Über Estland und Dänemark landete das Bild in Berlin und schliesslich über Belgrad im Kloster Ostrog in Montenegro. An der Kasse erfahren wir, dass das Museum teilweise renoviert wird, und die Ikone deshalb leider nicht zu besichtigen ist.
Etwas enttäuscht kehren wir zurück zum Parkplatz. Hier müssen wir feststellen, dass wir auf Grund der chaotischen Parkordnung fast vollständig zugeparkt sind. So müssen wir eine Weile warten, bis eines der Autos wegfährt. Schnell zwängen wir uns durch die Lücke, bevor sie wieder geschlossen wird.
Wir fahren jetzt in Richtung Podgorica, biegen dann aber schon bald von der breiten Strasse ab auf ein schmales Nebensträsschen, welches uns zum kleinen Ort Rijeka Crnojevica am gleichnamigen Fluss bringt. Von hier aus werden Bootstouren zum Skutarisee angeboten. Der Ort mit der alten Steinbogenbrücke diente auch als Kulisse für den Film «Savior» mit Dennis Quaid. Wir werden schon bald von einem der Bootsführer angesprochen und lassen uns zu einer Tour überreden. Es sind nur noch wenige Touristen hier, und so sind wir ganz alleine auf dem Boot. Der Fluss windet sich durch eine Schlucht, bildet eine markante Schlaufe und mündet dann in den See. Der Bootsführer lenkt sein Gefährt durch den «Amazonas von Montenegro». Dabei handelt es sich um ein weitläufiges Sumpfgebiet mit grossen Schilfwäldern, Kanälen und Überflutungsgebieten. Es ist ein wahres Vogelparadies. Neben Kormoranen und Enten sind auch Pelikane und verschiedene Reiher zu sehen. Besonders beeindrucken uns die Eisvögel, die mit ihrem glänzenden, blauen Federkleid pfeilschnell über das Wasser fliegen. Im Moment ist der Wasserstand 4 bis 5 Meter höher als üblich. Die Bäume im Uferbereich stehen deshalb alle unter Wasser und die Seerosenblätter sind weit unter dem Wasserspiegel zu erkennen.
Markant sind auch zwei Bergkuppen, die am Rand der hügeligen Landschaft stehen. Im Volksmund werden die beiden, fast identischen Hügel als «Busen der Sophia Loren» bezeichnet.
Wir kehren zurück zum Ausgangspunkt und müssen jetzt am Automaten erst einmal unsere Bargeldbestände ergänzen. Denn der Bootsführer nimmt die 75 Euro nur in bar. Nach einem Espresso in einem der hübschen Restaurants soll es zum Kloster Ostrog weiter gehen. Allerdings haben wir schon wieder je ein Auto knapp vor und hinter uns. Wir beginnen schon zu «rangieren» als die Besitzer aus dem nahen Café angerannt kommen um uns Platz zu machen.
Jetzt kann es weiter gehen. Am Aussichtspunkt, hoch über dem Fluss Rijeka Crnojevica, gibt es noch einen kurzen Fotostopp um die Flussschlaufe abzulichten und dann sind wir bald wieder auf der Hauptstrasse nach Podgorica. Die Hauptstadt können wir aber im Westen umfahren und folgen dem Tal des Flusses Zeta bis nach Cerovo. Von hier aus kurbeln wir wieder um viele enge Kurven bis zum ersten Parkplatz unterhalb des Klosters Ostrog, welches hoch oben in der Felswand zu sehen ist. Die Strasse zum höher gelegenen Parkplatz ist wegen Baggerarbeiten an der abgerutschten Strasse gesperrt. Wir stellen uns schon auf einen anstrengenden Fussmarsch ein. Doch nach der Baustelle warten kleine Busse um die erstaunlich zahlreichen Besucher, für nur einen Euro, zum Kloster hochzufahren. Gerne nehmen wir das Angebot an, denn es sind noch etliche Höhenmeter bis ganz hinauf und die Sonne steht nur noch knapp über den Bergen auf der gegenüberliegenden Talseite.
Viele der Besucher sind sehr gläubig, bekreuzigen sich beim Betreten des Klosters und küssen die Pforte am Eingang um die Segnung des Popen in der kleinen Kirche in Empfang zu nehmen. Da wir mit der Zeremonie nicht vertraut sind, ziehen wir uns zurück und geben den wartenden Gläubigen den Vortritt. Eine Kerze zünden wir dann noch an, bevor wir uns zu Fuss auf den Rückweg zum unteren Parkplatz machen. Obwohl bereits die Dämmerung hereinbricht, sind immer noch Pilger zu Fuss oder mit dem Bus auf dem Weg hinauf zum Kloster.
Wir kehren zurück zum Parkplatz, wo sich noch ein zweites Kloster befindet. Die Nacht werden wir hier verbringen und hoffen, dass die Bauarbeiten an der Strasse über uns nicht allzu früh beginnen.
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Freitag, 10.11.2023
vom Kloster Ostrog nach Mostar in Bosnien, 313 Km
Wetter: heftiger Dauerregen
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Mit dem schönen Wetter ist jetzt vorbei. Die Bauarbeiter haben uns zwar ausschlafen lassen, dafür prasseln Regentropfen auf die Dachfenster.
Wir haben sicherheitshalber den Wecker gestellt damit wir die Fahrt ins Tal auf der engen Strasse zeitig hinter uns bringen können, bevor der Ansturm der Klosterbesucher einsetzt. So kommen wir fast ohne Gegenverkehr auf die gut ausgebaute M-3. Schnell erreichen wir Niksic. Bei dem starken Regen lassen wir die Stadt mit der imposanten Burgruine links liegen. Wenige Kilometer weiter folgen wir dem Wegweiser mit dem Hinweis «Gacko, BIH». Dem ersten grösseren Ort in Bosnien auf der schmalen und kurvenrechen R-7. Nach 43 Kilometern, fast ohne Gegenverkehr, durch einsame, bewaldete Hügel, stehen wir vor einem Schlagbaum. Das kleine Zollhaus scheint nicht besetzt zu sein. Ich will aussteigen um mich umzusehen, als sich die Tür doch noch öffnet und der Zöllner an unser Fenster tritt. «We have a problem» meint er. Das sei nämlich kein internationaler Grenzübergang, sondern nur für die lokale Bevölkerung. Wir müssten zurück nach Niksic und einen der grossen Übergänge im Süden oder Norden nehmen. Da nützt auch alles treuherzig gucken und fragen, ob er keine Ausnahme machen könne, nichts. Wir müssen wenden und den ganzen Weg zurück.
Es regnet immer noch heftig und viele der Bäche und Flüsse auf unserer Strecke führen Hochwasser. Wir sind jetzt auf der Strasse nach Trebinje. Bei der Ausreise werden wir unsere Papiere von den montenegrinischen Zöllnern genau geprüft. Dann geht es ein ganzes Stück bis wir den Zoll von Bosnien erreichen. Der Beamte hier muss zuerst einmal herzhaft gähnen. Dann fragt er, ob wir russisch sprechen. Dann weisst er uns an, für die Kontrolle auf der Seite zu parkieren. Ich öffne ihm die Kabinentür. Er wirft einen Blick hinein und meint dann. «No alcohol, no cigarettes» und lässt uns weiterfahren. Es sieht so aus, als wollte er nur unser Wohnmobil anschauen.
Über Trebinje geht es auf erstaunlich guten Strassen weiter durch die hügelige Landschaft. Hinweisschilder auf Klöster, Kirchen und Burgen lassen den Schluss zu, dass Bosnien auch einiges an historischen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Auf jeden Fall ist der erste Eindruck besser, als wir erwartet hätten.
Schliesslich erreichen wir Mostar. Das Navi führt uns zielsicher zum erfassten Stellplatz am Rand der Altstadt. Wir sind die einzigen Gäste, die ihr Wohnmobil im engen Innenhof abstellen. So können wir problemlos einparken. Die Betreiberin zeigt uns die schönen Sanitäranlagen und die kleine Terrasse mit direktem Blick auf die Brücke über den Fluss Neretva. Die tolle Aussicht hat aber auch ihren Preis, die Übernachtung kostet happige 40 Euro.
Nach dem Nachtessen lässt der Regen endlich nach und wir können doch noch einen Abendspaziergang in die beleuchtete Altstadt unternehmen.
Zufälligerweise wurde genau heute vor 30 Jahren, am 10. November 1993, die von den Osmanen im 16. Jahrhundert erbaute Brücke durch die bosnischen Kroaten unter Beschuss genommen und zerstört. Nach dem Ende des Bosnienkrieges wurde die Brücke durch die Türken, die UNESCO und die Weltbank wieder aufgebaut. Dazu wurden die Originalsteine verwendet, die aus dem Fluss geborgen worden sind. Die ethnischen Spannungen zwischen Christen und Moslems bestehen aber auch heute noch und die Stadt ist faktisch zweigeteilt.
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Samstag, 11.11.2023
von Mostar nach Jajce, 166 Km
Wetter: Regen, Sonne, kühl
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Während der Nacht gewittert es immer wieder. Doch heute Morgen, nach dem Frühstück zeigt sich die Sonne und so unternehmen wir nochmals eine kleinen Stadtrundgang. Vorbei an den vielen Restaurants und Souvenirgeschäften gehen wir über das Wahrzeichen, die wieder aufgebaute historische Brücke. Heute besuchen wir das Kriegsmuseum, wo eindrücklich die Gräuel des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995 dokumentiert werden, der tausenden von Menschen das Leben gekostet hat. Die teils schockierenden Bilder und Videoaufnahmen machen betroffen. Es ist auch eher verständlich, warum das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Volksgruppen und Religionen auch heute noch schwierig ist. Es wird wohl noch Jahrzehnte dauern, bis das, was sich die einstigen Nachbarn gegenseitig angetan haben, verziehen werden kann.
Wir machen uns wieder auf den Weg zurück zum Stellplatz. Inzwischen sind fast alle Geschäfte geöffnet und es sind erstaunlich viele asiatische Reisegruppen unterwegs, die für Fotos und Videos posieren. Auffallend sind auch die vielen moslemischen Frauen mit den Kopftüchern und langen Mänteln. Ein Anblick der sich im liberalen Albanien nur selten bot.
Gestern haben wir noch die weitere Route besprochen. Eigentlich war geplant, von Mostar nach Westen zu fahren und möglichst rasch von Bosnien nach Kroatien zu gelangen. Da der Wetterbericht für den Nordosten aber eher besser ist als für die Region an der Adria, werden wir Bosnien von Süd nach Nord durchqueren und über Kroatien und Slowenien nach Österreich fahren. Die Route haben wir entsprechend im Navigationsgerät gespeichert.
Wie schon gestern in Trebinje und den südlichen Aussenquartieren von Mostar, macht auch heute der Norden von Mostar einen modernen Eindruck. Grosszügige Einkaufszentren mit den verschiedensten Markengeschäften protzen mit ihren Glasfassaden um die Wette. Es ist eigentlich ganz anders als wir es von Bosnien erwartet hätten und auf jeden Fall vollkommen anders als in Albanien.
Entlang von Flüssen und vorbei an etlichen Stauseen, windet sich die Strasse durch die bosnische Bergwelt bis hinauf zum Makljen Pass auf 1134 Meter. In der Ferne sind die schneebedeckten Gipfel eines Bergmassives zu erkennen. Auch für uns ist die Zeit der kurzen Hosen definitiv vorbei, denn unser Thermometer zeigt nur noch 6° an.
14 Uhr ist bereits vorbei und so sehen wir uns allmählich nach einem Übernachtungsplatz um. In Jajce gibt es einen Wohnmobilstellplatz mit guten Bewertungen. Hier gibt es auch noch genügend Platz, nur zwei andere Fahrzeuge sind hier.
Wir haben den Motor noch nicht abgestellt, da steht der Platzbetreiber schon neben uns und nimmt uns mit zur Reception. 12 Euro inklusive Strom und Dusche für ein Fahrzeug mit zwei Personen sind fast geschenkt. Kein Vergleich mit Mostar. Wir weisen uns aus und bezahlen die Gebühr. Obwohl eigentlich verboten, werden an vielen Orten Euro gerne genommen. Umgerechnet wird 2 Mark für einen Euro.
Solange es noch hell ist, wollen wir uns das Städtchen anschauen. Zuerst gehen wir zur Ausgrabungsstätte eine Mitras Tempels. Der Glaspavillon, der in einem Wohnquartier steht, ist zwar verschlossen, aber durch die Glasscheibe und die Gittertür sind auch Details gut zu erkennen. Weiter geht es hinauf zum Burghügel. Dabei kommen wir an der Krypta vorbei. Am kleinen Kassenhäuschen wird der Eintritt von 1 Euro, bzw. 2 Mark einkassiert. Es werden aber nur Euronoten akzeptiert, das Rückgeld wird in Mark ausbezahlt. Ich gebe eine 5 Euronote und bekomme 5 Mark zurück. Im nur spärlich beleuchteten, felsigen Untergrund sind die Grabnischen in den Stein gehauen. Weiter geht es an der Ruine der Marienkirche mit dem St. Lukas Glockenturm hinauf zur Burg. Auch hier müssen wir wieder je 2 Mark Eintritt bezahlen. Allerdings werden hier keine Euro akzeptiert. Ich habe aber noch das Rückgeld von der Besichtigung der Krypta, das gerade reicht. Die letzte Mark geben wir als Trinkgeld. Die Festungsmauern und zwei Türme sind gut erhalten, so dass wir die Anlage auf den Zinnen umrunden können.
Wir steigen wieder hinunter in die Stadt, wo auch noch Teile der Stadtmauer und mehrere Stadttore erhalten sind. Am beeindruckendsten sind aber zwei Gedenkstädten für die Opfer, die der Bosnienkrieg in der Stadt gefordert hat. Bei der Moschee steht eine für die moslemischen Opfer, gleich nebenan in der Fussgängerzone, eine für die christlichen. An beiden Orten stehen dutzende von Namen in die Marmorplatten gemeisselt, alle mit Todesjahr 1992 bis 1995.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz können wir beim benachbarten äusserst grosszügigen und gut sortierten «Bingo» noch einkaufen. Obwohl wir 1 ½ Kilo Bienenhonig und 700 Gramm Trockenschinken, sowie viel Obst, Gemüse und anderes im Korb haben bezahlen wir nur 58 Mark, also etwa 30 Franken.
Da wir für die wenigen Tage in Bosnien keine SIM-Karte gekauft haben und heute auf dem Campingplatz kein WLAN vorhanden ist, steht heute wieder einmal ein «analoger» Spieleabend auf dem Programm.
Sonntag, 12.11.2023
von Jajce nach Cigoc in Kroatien, 211 Km
Wetter: meist sonnig aber kühl
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Eine weitere Sehenswürdigkeit von Jajce ist der Plivsko See. Das teils natürliche, teils künstlich angelegte Gewässer ist ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger und Wassersportler.
Von unserem Übernachtungsplatz sind es nur etwa zwei Kilometer bis dorthin. Noch liegen vereinzelte Nebelschwaden über dem Wasser, als wir ein Stück auf dem Holzsteg spazieren, der über den Steindamm am Ausfluss des Sees führt. Der bemooste Wall wird vom Wasser überspült und so bilden sich viele kleine Wasserfälle. Ein Stück weiter an einer Engstelle, wo der grössere natürliche See beginnt, stehen etwa ein Dutzend kleine Holzhäuschen. Dabei handelt es sich um winzige Mühlen, die durch Kanäle mit Wasser versorgt werden. Allerdings sind die Mühleräder derart mit Moosen bewachsen, dass wir uns kaum vorstellen können, dass die Mechanik noch funktioniert.
Jetzt wird es aber Zeit, dass wir die Fahrt in Richtung Kroatien fortsetzen. Nach wie vor ist die Landschaft von Bergen und Schluchten geprägt.
Schon in Albanien und Montenegro sind uns die häufigen Polizeikontrollen aufgefallen. Bis jetzt sind wir aber immer unbehelligt geblieben. Heute winken uns die Beamten aber auf einen Parkplatz und sprechen uns auf Bosnisch an. Ich verstehe natürlich kein Wort und frage «do you speak English?», was der Polizist verneint. Er lächelt und winkt uns wieder auf die Strasse zum Weiterfahren. Es ist uns immer noch schleierhaft, nach welchen Kriterien die Kontrollen durchgeführt werden. Bei uns kann es auf jeden Fall nicht an der Geschwindigkeit gelegen haben. Wir halten uns immer an die Limiten und gehören darum meist zu den langsameren Verkehrsteilnehmern.
Schliesslich erreichen wir Banja Luka. Hier öffnet sich die Landschaft und geht über in die Ebene der Flüsse Una, Sava und Vrbas. Hier halten wir Ausschau nach einer Tankstelle, die Kreditkarten akzeptiert. Wir wollen nämlich noch von den günstigen Treibstoffpreisen in Bosnien Herzegowina profitieren. Der Diesel liegt bei etwa 1.40 Franken. Wir können fast 70 Liter nachfüllen, da macht das schon etwas aus.
Endlich sind wir in der Grenzstadt Gradiska. Hier wird unsere Geduld nochmals auf die Probe gestellt, denn vor dem Zoll bildet sich eine lange Schlange. Nach etwa 90 Minuten haben wir die Kontrolle bei der Ausreise und den Check bei den Kroaten endlich geschafft und haben wieder freie Fahrt.
Es ist schon wieder spät und so verlassen wir die Hauptstrasse auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Wir fahren der Sava entlang, die extrem viel Wasser führt. Die Überschwemmungsflächen hinter den Dämmen sind alle geflutet und der Auenwald steht unter Wasser.
Der erste Campingplatz, den wir anfahren, macht keinen besonders einladenden Eindruck. Wir fahren deshalb weiter bis zum Restaurant Tradicije in Cigoc. Auf dem Stellplatz sind wir die einzigen Gäste. Wir stellen unser Brummsli ab und gehen in die heimelige Gaststube mit dem grossen Kaminfeuer. Hier lassen wir uns mit traditionellen Köstlichkeiten verwöhnen. Im Gegensatz zur Küstenregion, ist das Essen hier recht günstig. Wir zahlen für zwei Vorspeisen, zwei Hauptgänge, ein Dessert, einen halben Liter Wein, eine grosse Flasche Mineralwasser und zwei Kaffee nur 35 Euro. Dafür ist die Übernachtung mit 30 Euro nicht ganz billig.
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Montag, 13.11.2023
von Cigoc nach Maribor in Slowenien, 231 Km
Wetter: Sonne, Wolken und kühl
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Nach dem gestrigen reichhaltigen und fettigen Nachtessen schlafen wir beide nicht sehr gut. Da hat auch der Slibowitz nicht geholfen, der uns vom Haus offeriert wurde. Vielleicht hat es aber auch am leichten Schnupfen gelegen, den wir uns beide eingefangen haben.
Auf jeden Fall geht es heute weiter und wir erreichen bald die Vororte von Zagreb. Auch wenn wir nicht die Autobahn benutzen, lässt sich das Zetrum der Hauptstadt von Kroatien, auf meist zweispurigen Strassen, gut umfahren.
Der Grenzübertritt nach Slowenien ist auch kein Problem mehr. Es stehen zwar Zöllner am Grenzübergang, die kontrollieren aber hauptsächlich Transporter und Lieferwagen. Vermutlich um Schleppern auf die Schliche zu kommen. Uns lassen sie unbehelligt passieren.
Vorbei an Ptuj, einem hübschen Städtchen mit Schloss und barocken Gebäuden, erreichen wir bald Maribor, unser Tagesziel. Beim Bahnhof gibt es einen Wohnmobilstellplatz für vier Fahrzeuge. Ausserhalb der Saison ist heute nur ein Platz belegt und so können wir auf einem der grosszügigen Felder parkieren.
Wir machen uns bereit für einen Spaziergang durch die Altstadt. Allerdings haben wir mehr erwartet. Abgesehen vom Rathausplatz bietet Maribor nicht allzu viel. Es gibt zwar viele hübsche Restaurants und Cafés, wo man auch draussen sitzen kann, aber schöne historische Gebäude sind eher selten. So machen wir noch einen Abstecher an die neu gestaltete Promenade am Ufer der Drava, bevor wir zum Stellplatz zurückkehren und das Nachtessen kochen.
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Dienstag, 14.11.2023
von Maribor über Graz zum Soboth Stausee, 159 Km
Wetter: sonnig und warm
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Obwohl mitten in der Stadt und beim Bahnhof gelegen, haben wir auf dem Wohnmobilplatz Maribor eine ruhige Nacht verbracht.
Wir starten unsere Fahrt in Richtung Österreich. Hier müssen wir, nach dem Grenzübertritt, zuerst einmal eine sogenannte GoBox beschaffen. Diese wird für Fahrzeuge über 3.5 Tonnen verlangt um Mautgebühren auf Autobahnen und Schnellstrassen abzurechnen. Die Abgabestellen sind im Internet aufgelistet, wobei die Adresse unserer ersten Wahl im Navi nicht vorhanden ist. Beim zweiten Versuch scheitern wir, da die Zufahrt durch eine Baustelle nicht möglich ist. Erst beim dritten Standort, einer ENI-Tankstelle, kommen wir ans Ziel, obwohl die Mitarbeiterin die Transaktion anscheinend noch nicht oft abgewickelt hat und unsere ausländische Kreditkarte erst nach einem Anruf beim Kundendienst der Maut-Abrechnungsstelle akzeptiert wird. Schliesslich klappt dann aber doch alles und wir können das Kästchen an die Windschutzscheibe kleben.
Jetzt kann es weiter gehen bis nach Graz, wo wir am Ufer des Flusses Mur nach einigem Suchen doch noch einen Parkplatz finden. Von hier sind wir in wenigen Minuten, über eine der vielen Brücken, in der Altstadt. Zuerst fahren wir mit dem Lift hinauf auf den Schlossberg, auf dem sich auch das Wahrzeichen von Graz, der Uhrturm, mit dem grossen Zifferblatt und dem markanten Dach, befindet. Von hier geniessen wir den Ausblick auf die Stadt und die umliegenden Hügel. Der Verlockung eines «Riesenschnitzel Tellers» im Restaurant widerstehen wir und kehren über die Treppe zu Fuss wieder in die Altstadt zurück. Es gäbe auch noch die Möglichkeit die 64 Meter Höhendifferenz mit der Schlossbergrutsche zu bewältigen. Hier geht es in einer geschlossenen Röhre von 80 cm Durchmesser in einer engen Spirale nach unten. Wir bevorzugen den Fussweg.
Wir spazieren weiter durch die schönen Strassen und Gassen zum Grazer Dom, wo die neue Orgel den letzten Schliff bekommt, damit sie für das Einweihungskonzert im Dezember bereit ist. Über den Hauptplatz kehren wir zurück zum Parkplatz.
Weiter geht es nach Eibiswald. Hier, in der Steiermark, wo meine Mutter aufgewachsen ist, haben die Krüsi’s in den 60er und 70er Jahren oft ihre Ferien verbracht. Mit dem Suchen von Pfifferlingen, die an Sammelstellen verkauft werden konnten, haben wir Kinder unser Taschengeld aufgebessert. Keine Ahnung wo sich das Haus der Familie Petar, wo wir damals gewohnt hatten, befunden hat. Lang, lang ist’s her und alles hat sich verändert.
Wir fahren noch einige Kilometer weiter, hinauf zum Soboth Stausee. Auf den gut ausgebauten Strassen, geht es schnell voran. Denn in Österreich gilt ausserorts Tempo 100. Am Speichersee gibt es einen Wohnmobilplatz, wo wir die Nacht verbringen werden. Allerdings bietet der See ein trauriges Bild, denn er ist fast vollständig trockengelegt. In Österreich müssen Stauseen alle 10 Jahre komplett geleert und die unter Wasser liegenden Anlagenteile geprüft und gewartet werden. 23 Millionen Kubikmeter Wasser wurden deshalb abgelassen und die Fische vorübergehend umgesiedelt. Erst im Dezember soll die Befüllung wieder beginnen und im Juni mit der Schneeschmelze abgeschlossen sein.
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Mittwoch, 15.11.2023
vom Soboth Stausee nach Leifling, 191 Km
Wetter: fast wolkenlos aber kühl
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Während der Nacht hat es zwar geregnet, heute Morgen scheint aber wieder die Sonne und es ist fast wolkenlos. Lediglich in den Tälern liegt entlang der Flussläufe noch Nebel.
Vom fast leeren Stausee geht es zuerst nochmals ein Stück höher bis zum Soboth Pass auf 1347 Metern. Hier liegt noch etwas Schnee am Strassenrand. Steil geht es jetzt hinunter bis nach Lavamünd an der Drau. Dem Fluss sind wir schon in Slowenien entlanggefahren, dort heisst sie allerdings Drava.
Da wir auf den Landstrassen bei den hier herrschenden Tempolimits gut vorankommen, verzichten wir im Moment auf Autobahnfahrten. Hier gelten die Geschwindigkeitsbeschränkungen von 30 Km/h Innerorts nur auf den Nebenstrassen. Die Hauptstrassen können mit 50, oft auf mit 70 Km/h befahren werden. Die lästigen Asphaltschwellen, wie sie etwa in Frankreich üblich sind, fehlen hier weitgehend.
Die Suche nach einem Übernachtungsplatz ist gar nicht so einfach, denn Wildcampen ist in Österreich meist nicht erlaubt und kann hohe Bussen nach sich ziehen. Auf der anderen Seite sind viele Campingplätze schon geschlossen. Wir versuchen es in Leifling, wo ein Wegweiser zu einem Campingplatz auf einem Bauernhof führt. Vor dem Haus treffen wir den Grossvater an, der zuerst meint, dass der Platz bereits geschlossen sei. Wir wollen schon wenden, da klopft er nochmals an die Autoscheibe und fragt ob wir Wasser selber dabeihaben. Wir erklären, dass wir vollkommen autark sind und Wasser, Dusche und Toilette im Fahrzeughaben. Darauf können wir für 10 Euro hinter dem Haus auf der Wiese parkieren.
Da es erst gegen 15 Uhr ist, unternehmen wir einen kurzen Spaziergang den Hang hinauf zu einem Heldenfriedhof mit Gräbern gefallener Soldaten aus dem 1. Weltkrieg, bis ins Nachbardorf Dellach. Auf dem Radweg, unten im Tal, kehren wir zurück zum Stellplatz, der bereits im Schatten liegt. Es ist entsprechend kühl und so ziehen wir uns ins warme Häuschen zurück.
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Donnerstag, 16.11.2023
von Leifling nach Kufstein, 173 Km
Wetter: sonnig und warm, erst am Abend Regen
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Zügig geht es heute, bei schönstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, nach Kufstein, der Perle Tirols am grünen Inn, wie es im Kufsteinerlied besungen wird.
Beim Stadion befindet sich der offizielle Wohnmobilstellplatz, wo erst ein Fahrzeug steht und wir somit einen der nur sechs Plätze belegen können.
Der Himmel beginnt sich mit Wolken zu überziehen und so machen wir uns sofort auf zum Stadtrundgang. Durch die kleine Fussgängerzone marschieren wir zur Festung. Die Eintrittsgebühr von 13 Euro pro Person dünkt uns zwar recht teuer, doch im Nachhinein müssen wir dann sagen, dass der Betrag für die schöne Besichtigungstour mit App, sehr wohl gerechtfertigt ist. Für den Aufstieg zur Burg nutzen wir nicht die kleine Standseilbahn, sondern gehen durch den gedeckten Aufgang hinauf. Auf dem Rundgang erfahren wir, dass die Befestigungsanlage im Laufe der Jahrhunderte mehrmals zerstört wurde. Einmal durch einen selbst gelegten Brand, bei dem eigentlich nur die Häuser ausserhalb der Stadtmauer abgebrannt werden sollten, um dem Angreifer keine Deckung zu geben. Allerdings hat das Feuer dann auch die Gebäude innerhalb der Mauern und die Burg erfasst. Mehrmals wechselte die Herrschaft über Kufstein und das Tirol zwischen Bayern und dem österreichischen Kaiserreich.
Wir kehren zurück ins Städtchen und schauen uns noch die Römerhofgasse, die zwischen dem Burghügel und Inn liegt, an. Sie gilt als malerischste Gasse in Kufstein. Und ist geprägt von den reich verzierten und bemalten alten Häusern.
Zum Abschluss unserer Balkanreise wollen wir heute nochmals auswärts essen und lassen uns im Restaurant Purlepaus mit Wienerschnitzel und einer Riesenportion Kaiserschmarren verwöhnen.
Freitag, 17.11.2023
von Kufstein nach Othmarsingen, 393 Km
Wetter: Dauerregen und Schnee, kalt
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Heute ist richtiges Novemberwetter. Es ist kalt, regnet in Strömen und es windet. Wir werden darum heute direkt nach Hause fahren. Mit der GoBox, die wir bei der Einreise nach Österreich besorgt haben, sind wir für die Autobahnfahrt gerüstet. Ein lästiges Piepsen alle paar Kilometer bei den Erfassungsgeräten, zeigt uns, dass alles funktioniert. Allerdings deutet schon bei der Einfahrt in den Arlbergtunnel ein Doppelpiepsen an, dass der hinterlegte Betrag von 75 Euro langsam aufgebraucht ist. Die Gebühr von 0.21120 Euro pro Kilometer für ein Euro VI Fahrzeug mit zwei Achsen läppert sich.
Bei der Ausfahrt aus dem Tunnel geraten wir in einen regelrechten Schneesturm. Die schneebedeckte Fahrbahn zwingt alle Fahrzeuge zu vorsichtiger Fahrweise. Erst in tieferen Lagen bei Bludenz bessern sich die Strassenbedingungen und so sind wir bald an der Grenze in Hohenems, wo wir vor dem Grenzübertritt die GoBox an einer BP Tankstelle für die Schlussabrechnung zurückgeben. Knapp 10 Euro bekommen wir noch zurück.
Zügig geht es jetzt, auf Schweizer Autobahnen über St. Gallen zurück nach Othmarsingen.
Hier ist jetzt erst einmal wieder Ausräumen, Waschen, Putzen und bereit machen für die nächste Reise angesagt.
Fast 5'500 Kilometer haben wir zurückgelegt und mit Montenegro und Albanien zwei tolle Reiseländer kennengelernt. Insbesondere Albanien hat mit den vielen unbefestigten und kaum in Stand gehaltenen Strassen seinen Reiz für 4x4 Fahrer. Vom Charme und der Ursprünglichkeit, der vor allem auf dem Land noch recht rückständigen Länder, wird mit dem anziehenden Tourismus wohl viel verloren gehen. Dafür wird das Manko in Bezug auf Abfallentsorgung und Abwasseraufbereitung hoffentlich nach und nach behoben.
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