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Spanische und Französiche Pyrenäen, 12.10.2022 - 08.11.2022

Mittwoch, 12.10.2022
von Othmarsingen nach Roanne, 456 Km
Wetter: sonnig und warm, 20°

Die letzten Tage haben wir unser Brummsli wieder beladen und sind jetzt bereit für eine neue Tour. Obwohl in weiten Teilen Frankreichs wegen einem Streik der Raffineriearbeiter Versorgungsprobleme mit Benzin und Diesel bestehen, entschliessen wir uns zu einer Reise in die französischen und spanischen Pyrenäen. Das ursprünglich geplante Reiseziel Montenegro und Albanien verschieben wir auf nächsten Frühling.

Um 07.30 sind wir bereits parat und fahren los. Auf der A1 herrscht erstaunlich wenig Verkehr und so kommen wir zügig voran bis Neuchâtel, wo wir die Autobahn verlassen. Durch das Val de Travers erreichen wir bei Pontarlier die französische Grenze. Vorher füllen wir in Fleurier aber noch den Tank, trotz des mitgeführten 20-Liter Dieselkanisters im Stauraum.

In Arbois, einem kleinen Provinzstädtchen im Département Jura, machen wir Mittagspause. Zu unserem Erstaunen wird in der Region viel Wein angebaut und so reiht sich eine Weinhandlung an die Nächste. Wir können nicht widerstehen und kaufen uns ein paar Flaschen zum Probieren. Dazu gibt es den passenden Käse aus der Region.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die kleine Stadt, wo der berühmte Mikrobiologe Louis Pasteur den Grossteil seiner Kindheit verbracht hat und darum ein Denkmal nicht fehlen darf, setzen wir die Fahrt fort und erreichen schliesslich unser Tagesziel Roanne. Am Hafen des «Canal de Roanne à Digoin» gibt es einen Wohnmobilstellplatz, wo wir die Nacht verbringen werden.

Nach dem obligaten Spaghetti Znacht des ersten Reisetages folgt der Verdauungsspaziergang entlang der Loire und ins Zentrum. Vorbei an den vielen, zum Teil mit Pflanzen und Buddha-Statuen dekorierten, Hausbooten kehren wir zu Wohnmobil zurück, wo wir den Abend verbringen.

 

 

Donnerstag, 13.10.2022
von Roanne nach La Canourgue, 271 Km
Wetter: neblig, am Abend Regen, bis 20°

Im Gegensatz zu Gestern ist es heute Morgen neblig und trüb, aber wir wollen ja weiter nach Süden, wo gemäss Wetterbericht die Sonne scheint. Zuerst wollen wir aber noch versuchen unseren Dieseltank aufzufüllen. Beim Einkaufszentrum Leclerc haben wir Glück, es gibt zwar kein Benzin 95 und 98 Octan mehr, Diesel ist aber noch verfügbar. Mit 32.2 Litern machen wir unseren 100 Liter Tank wieder voll.

Wir verlassen jetzt Roanne und überqueren auf kurviger und steiler Strasse die «Montagnes de la Madeleine» in Richtung Clermont-Ferrand. In der Ferne ist der Vulkankegel des Puy de Dôme und die Hügel der Auvergne zu erkennen. Auf einem der vielen schönen Picknick-Plätze machen wir Mittagspause und lassen uns die feinen Apfeltaschen schmecken, die wir kurz vorher, zusammen mit einem herrlichen, dunkeln Landbrot, in einer Bäckerei gekauft haben.

Bevor wir Clermont erreichen, schwenken wir nach Süden. In Coudes geht es auf die kostenlose Autobahn A75.

Ab jetzt geht es zügig mit 90 Km/h, zuerst durch das Tal der «Allier» und danach über die bis 1200 Meter hohen Pässe des Massif Central. An einer der wenigen Raststätten machen wir den Tank sicherheitshalber nochmals voll. Danach geht es weiter bis zum Viadukt von Garabit. Die markante, rot gestrichene Stahlkonstruktion der Eisenbahnbrücke wurde von Gustave Eiffel konstruiert und überspannt das Flüsschen Truyère. Im Besucherzentrum gibt es einen kleinen Laden, wo wir der Auslage regionaler Käse (Saint-Nectaire, Bleu d’Auvergne und Cantal) nicht widerstehen können.

Es ist schon 15 Uhr und langsam wird es Zeit nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Wir verlassen deshalb die Autobahn und finden in La Canourgue einen schönen Stellplatz. Zu Fuss erreichen wir von da in wenigen hundert Metern das gepflegte, mittelalterliche Städtchen. Wir spazieren durch die extrem sauberen, engen Gassen mit den alten Fachwerkhäusern aus dem 16. Jahrhundert. Mehrere Wasserkanäle durchziehen den Ort, verschwinden immer wieder unter einem Haus und kommen dann auf der anderen Seite wieder zum Vorschein.

Schliesslich beginnt es zu regnen. Wir kehren deshalb zum Stellplatz zurück, der in der Zwischenzeit recht gut belegt ist, um den Abend im Wohnmobil zu verbringen.

Freitag, 14.10.2022
von La Canourgue nach La Franqui Leucate, 236 Km
Wetter: zuerst Nieselregen, dann sonnig, bis 25°

 

Während der ganzen Nacht regnet es immer wieder und auch heute Morgen nieselt es immer noch. Nach dem Frühstück mit einer Auswahl der Gestern und Vorgestern erworbenen Französische Käse, starten wir in Richtung Mittelmeer.

Nach der längeren Autobahnfahrt vom Vortag überlassen wir die Routenwahl heute dem Navi, wählen aber die Option «Autobahn meiden» und «kürzester Weg». So werden wir oft über kleine Nebenstrassen mit wenig Verkehr geführt und können die schöne Landschaft bei gemütlichem Tempo geniessen.

Schon nach wenigen Kilometern veranlasst uns ein riesiger Steinbogen, der «Sabot de Malepeyre», welcher am steilen Bergsträsschen auf einem Felsvorsprung thront, zu einem ersten Fotostopp. Von hier bietet sich eine tolle Aussicht ins Tal der Urugne und auf die umliegenden Hügel.

Weiter geht es über eine Hochebene, wo grosse Waldflächen durch Brände zerstört wurden, bevor uns das Strässchen in engen Kurven hinunter zum Fluss Tarn führt. Schliesslich erreichen wir Millau, wo wir schon auf dem Rückweg von Spanien übernachtet haben. Beindruckend ist der Viadukt von Millau, eine 2460 Meter lange Autobahnbrücke mit 343 Meter hohen Pfeilern, die als die höchste Brücke Europas gilt.

Durch den «Parc naturel régional du Haut Longuedoc» geht es jetzt hinunter in Richtung Meer. Die veränderte Vegetation mit Pinien und Palmen versprüht mediterranes Flair und lässt so richtig Ferienstimmung aufkommen. Schliesslich erreichen wir Bézier und Narbonne. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel am Strand von La Franqui Leucate. Hier richten wir uns auf dem Wohnmobilstellplatz ein. Mit etwa 25° ist es hier angenehm warm. Vorne am Meer weht ein zügiger Wind. Der bietet ideale Voraussetzungen für Kitesurfer und Strandsegler. Wir machen nur einen kurzen Strandspaziergang und setzen uns dann bei einem Glas Weisswein an die Sonne.

Samstag, 15.10.2022
ein Tag am Strand von La Franqui-Leucate
Wetter: bewölkt, nur wenig Sonne, 25°

Gestern hat uns der Wetterdienst einen weiteren sonnigen Tag versprochen. Wir haben deshalb den Stellplatz gleich für zwei Tage bezahlt, um das Meer bei blauem Himmel zu geniessen. Entgegen der Vorhersage ist der Himmel heute allerdings mit dicken Wolken überzogen und die Sonne zeigt sich nur gelegentlich.

Trotzdem unternehmen wir einen etwa 3-stündigen Spaziergang auf dem fast endlos scheinenden Sandstrand. Hier tummeln sich am Nachmittag eine Vielzahl von Strandseglern, die in ihren schnittigen Gefährten auf einem abgesteckten Parcours ihre Runden drehen. Dank dem gleichmässigen und kräftigen Wind der vom Meer her weht, erreichen die Dinger ein ordentliches Tempo.

Nach unserer Rückkehr zum Wohnmobil unterhalten wir uns längere Zeit mit unserem Nachbarn aus Berlin, der uns von seinen Camping-Erfahrungen und -Erlebnissen in Marokko berichtet.

 

Sonntag, 16.10.2022
von La Franqui Leucate nach Collioure, 68 Km
Wetter: sonnig und warm, 25°

Heute haben wir nur eine kurze Etappe bis nach Collioure geplant. Dazu nutzen wir die Strasse die auf dem schmalen Landstreifen zwischen dem Etang de Leucate und dem Meer verläuft. Weiter geht es nach Saint-Cyprien Plage auf der D81a. Hier, zwischen dem Etang de Canet-Saint-Nazaire und dem Sandstrand, lassen hunderte von Parkplätzen entlang der Strasse erahnen, was hier im Sommer los ist.

Bereits um 11 Uhr erreichen wir unser Tagesziel. Der Wohnmobilplatz beim Friedhof, welcher in unserem Reiseführer beschrieben ist, existiert allerdings nicht mehr. Wenige hundert Meter entfernt gibt es aber einen Ersatz auf einem schönen terrassierten Parkplatz, der erst noch ruhiger gelegen ist.

Wir stellen unser Fahrzeug ab, und marschieren hinunter ins Dorf. Nach etwa 1.8 Kilometern erreichen wir den Hafen mit dem imposanten Château Royal dessen Ursprung auf das Jahr 672 zurückgeht. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg zur Sommerresidenz der Könige von Mallorca und im 17. Jahrhundert wurde sie durch den Festungsarchitekten Vauban zur Festung ausgebaut.

Wir schlendern erst einmal durch die hübschen Gassen des Städtchens. Die vielen Touristen bevölkern die unzähligen Restaurants und kleinen Geschäfte. Etliche der Besucher scheinen aus dem nahen Spanien zu stammen, denn Spanisch scheint, neben Französisch, hier weit verbreitet zu sein.

Schliesslich haben wir genug vom Trubel und wandern, vorbei am Château Royal und der kleinen Badebucht durch einen Olivenhain den Hügel hinauf. Hier steht eine schön restaurierte Mühle. Von hier, etwa 50 Meter über dem Meer, bietet sich schon mal ein schöner Ausblick auf den Hafen und das Schloss. Wir wollen aber noch weiter und folgen dem steinigen Wanderweg bis zum Fort St. Elme, das hoch über Collioure auf dem Hügel thront. Die Festung wurde 1538 errichtet und ersetzte einen alten Wachturm. Von hier ist die Aussicht auf Collioure, das Château und den Hafen, mit den Ausläufern der Pyrenäen im Rücken, nochmals eindrücklicher als von der Mühle aus.

Auf dem gleichen Weg marschieren wir wieder hinunter ins Dorf und dann hinauf zum Wohnmobilparkplatz auf der gegenüberliegenden Seite. Hier setzen wir uns zum Apéro in den Schatten und geniessen den Rest des Nachmittags und den Abend.

Montag, 17.10.2022
von Collioure nach Figueres, 89.6 Km
Wanderung zum Monestir de Sant Pere de Rodes, zum Castell de la Verdera und zur Kirche Santa Helena de Rodes
Wetter: erst sonnig, dann Nebel und abends Gewitter, bis 26°

 

Auf kurvenreicher Strasse folgen wir der malerischen Küste bis an die spanische Grenze. Wir kennen die Strecke schon vom letzten Frühling von unserer Heimreise von Spanien und Portugal. Im Gegensatz zu damals nehmen wir heute in Portbou nicht die Strasse durch den Tunnel, sondern die Route über den «Coll de Frare». Von hier bietet sich eine tolle Aussicht auf Portbou auf der einen Seite und Colera auf der anderen, sowie die zerklüftete Felsenküste.

In Llançà zweigen wir von der N260 ab und folgen weiter der Küste bis kurz vor El Port de la Selva. Von hier geht es in steilen Kehren in die Berge. Während an der Küste die Sonne scheint, liegen die Hügel in dichtem Nebel. Eigentlich keine idealen Voraussetzungen für die geplante Wanderung zum Kloster de San Pere de Rodes, dem Castell de la Verdera und der Kirche Santa Helena de Rodes. Trotzdem stellen wir unser Brummsli auf dem Wanderparkplatz ab und marschieren auf einer asphaltierten Strasse los, vorerst vorbei an der Kirche Santa Helena, bis zum Kloster de San Pere de Rodes. Dieses liegt immer noch im dichten Nebel, so dass die Türme kaum zu erkennen sind. Ausserdem ist das Kloster, wie die meisten Sehenswürdigkeiten in Spanien, am Montag geschlossen. Wir zweigen jetzt von der befestigten Strasse ab und steigen etwa 30 Minuten auf bis zum Castell de la Verdera, das seinen Ursprung im Jahr 974 hat. Dieses steht spektakulär dicht am Abgrund auf einem kleinen Felsplateau. Leider ist es immer noch neblig und so bleibt uns der grandiose Ausblick, der im Reiseführer versprochen wird, verwehrt.

Auf dem gleichen steinigen Weg geht es wieder steil hinunter bis zum Kloster, wo sich der Nebel unterdessen verzogen hat und zurück zur Kirche Santa Helena. Auch dieses Gotteshaus stammt aus dem Jahr 974 und ist umgeben von den Mauerresten einer Siedlung.

Von hier sind es jetzt nur noch wenige hundert Meter zurück zum Parkplatz. Nach einer kleinen Stärkung geht es auf der anderen Seite der Berge wieder hinunter auf die N260 bis nach Figueres. Oben beim Castell de Sant Ferran gibt es einen schönen, ebenen Kiesplatz der sich hervorragend zum Übernachten eignet.

Zu Fuss machen wir uns auf, für einen kurzen Rundgang durch die Stadt und zur Festung aus dem 17. Jahrhundert, die für 6000 Soldaten und 500 Pferde gebaut wurde. Wie üblich ist heute Montag sowohl die Festung, als auch das Dali-Museum geschlossen. So begnügen wir uns damit, die Festungsmauern von aussen zu betrachten. Das Dali-Museum haben wir für Morgen um 10.30 Uhr online gebucht.

Dienstag, 18.10.2022
von Figueres nach Prats-de-Mollo-la-Preste, 71,1 Km
Wetter: wolkenlos und warm, bis 27°

Heute schlafen wir aus, denn das Dali-Museum öffnet erst um 10.30 Uhr. Ausserdem ist unser Übernachtungsplatz nicht so ruhig wie erhofft. Während der ganzen Nacht sind immer wieder Autos über den Schotterplatz gebraust.

Wir sind einige Minuten vor der Öffnung des Museums bereit am Eingang, wo sich schon eine ansehnliche Menschentraube gebildet hat. Punkt 10.30 Uhr werden die Türen geöffnet und wir werden mit unserem online gebuchten Ticket rasch eingelassen. Obwohl eher Kunstbanausen, verbringen wir über eine Stunde in den zahlreichen Räumen in denen Skulpturen, Zeichnungen und Gemälde von Salvador Dali ausgestellt sind. Es ist erstaunlich, wie viele Werke der Künstler im Laufe der Jahre geschaffen hat und wie vielfältig sein Schaffen war. Es reicht von kleinen Gemälden und Skulpturen bis zu monumentalen Bildern und Objekten.

Vom Museum sind es nur wenige hundert Meter zurück zum Übernachtungsplatz und so sind wir schon bald wieder «on the road» in Richtung französisch-spanische Grenze. Vorher füllen wir aber noch den Dieseltank, denn der Streik in Frankreich scheint immer noch nicht beendet. In La Jonquera bietet sich auch noch die Gelegenheit unsere Vorräte aufzufüllen. In den riesigen spanischen Einkaufszentren mit allen erdenklichen Geschäften können die französischen Nachbarn dem Shoppen frönen.

Kurz nach der Grenze zweigen wir nach Westen ab in das von hohen Bergen gesäumte Tal des Flusses Tech. Bei Arles-sur-Tech wäre unser nächster Halt geplant. Dort befindet sich nämlich die «Georges de la Fou». Dabei soll es sich um eine der engsten Schluchten der Welt handeln. Die über 200 Meter hohen Felswände sind stelleinweise weniger als einen Meter voneinander entfernt. Gemäss Reiseführer hat der Name nichts mit dem französichen Wort «fou» für verrückt zu tun, sondern stammt aus dem Katalanischen und bedeutet «sehr eng». Leider stellen wir aber fest, dass die Sehenswürdigkeit wegen eines Steinschlages schon einige Zeit geschlossen ist und die Instandstellung des Metallsteges, der durch die Schlucht und zu verschiedenen Höhlen mit Wasserfällen führt, noch einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Übrigens sollen die Höhlen hier von Banditen und Wegelagerern aus Spanien als Versteck genutzt worden sein. Trotzdem wurden die Räuber im Jahre 1846 verhaftet und es kehrte wieder Ruhe ins Tal ein. Der Schatz der Banditen wurde allerding nie gefunden und soll noch immer in einer der vielen Höhlen versteckt liegen.

Bis zu unserem Tagesziel Prats-de-Mollo-la-Preste sind es nur noch wenige Kilometer. Der Parkplatz bei der Brücke über den Fluss Tech eignet sich hervorragend als ruhiger Übernachtungsplatz. Es ist nicht mehr viel los im einsamen Tal und so sind wir fast alleine hier. Es ist noch früh am Nachmittag und so bleibt genügend Zeit das hübsche Städtchen zu erkunden. Die Altstadt mit der Kirche «Saint Juste et Sainte Ruffine» ist grösstenteils noch von einer Stadtmauer mit mehreren Stadttoren umgeben. Hoch über der Stadt erhebt sich die mächtige Festung Lagarde. Wie so viele Anlagen in Frankreich wurde auch diese von Vauban, dem Militärbaumeister von König Louis XIV. errichtet. Unmittelbar hinter der Kirche beginnt der Aufstieg zum Fort, entweder über einen steilen Pfad durch den Wald, oder einen unterirdischen Tunnel mit vielen Stufen. Von oben bietet sich ein schöner Ausblick auf die umliegenden, bewaldeten Berge der Pyrenäen.

Mittwoch, 19.10.2022
von Prats-de-Mollo-la-Preste nach Ripoll, 55.1 Km
Wetter: schön, gelegentlich Schleierwolken bis 25°

 

Heute geht es wieder zurück nach Spanien. Auf der D115 haben wir heute die ersten Pyrenäenpässe vor uns. Gemächlich steigt die Strasse dem bewaldeten Berghang entlang an bis auf 1185 Meter zum Col de la Seille. Nur wenige hundert Meter weiter erreichen wir den Col de la Guille mit 1194 Metern. Nach einer kurzen Abfahrt geht es jetzt steil hinauf zum Coll d’Ares (1511 m). Hier verläuft auch die Grenze zwischen Frankreich und Spanien und aus der D115 wird die spanische C38.

Unten im Tal bietet sich Camprodon für einen kleinen Spaziergang an. Wir parkieren beim Sportplatz, von wo wir das Stadtzentrum in wenigen Minuten erreichen. Beim Zusammenfluss des «el Ritort» in den «Riu Ter» spannt sich die Pont Nou, die neue Brücke, in einem majestätischen Bogen über den Fluss. Der Name ist irreführend, denn die massive Steinbrücke wurde im Jahr 1315 erbaut. Neben den Resten einer Festung sind auch das Kloster Sant Pere de Camprodon und die Kirche Santa Maria sehenswert. Durch die engen Gassen mit den bunten Häusern kehren wir zurück zum Parkplatz und setzten die Fahrt fort.

Schon nach wenigen Kilometern erwarten uns die nächsten Sehenswürdigkeiten in Sant Joan de les Abadesses. Neben dem Kloster, das bereits 880 als Nonnenkloster der Benediktinerinnen gegründet wurde, gibt es auch hier eine imposante Steinbogenbrücke über den Riu Ter aus dem Jahr 1428 und die Ruine einer Kirche aus 12. Jahrhundert.

Bis zu unserem Tagesziel, dem Wohnmobilstellplatz in Ripoll, sind es nur noch wenige Kilometer. Von hier erreichen wir die Altstadt mit dem Benediktinerinnenkloster in wenigen Minuten und können das warme Wetter und die Sonne geniessen.

Donnerstag, 20.10.2022
von Ripoll nach Mont-Louis, 116 Km
Wetter: regnerisch und kühl, max. 15°

Wir verlassen Ripoll auf der gut ausgebauten N260, nachdem wir in einem schönen, neuen «Mercadona» unsere Vorräte aufgefüllt haben. Schon nach wenigen Kilometern zweigen wir dann ab und folgen dem Flüsschen el Merdas durch ein grünes Tal, dass von bewaldeten Hängen gesäumt ist.

Wie der Fluss, zieht sich auch die schmale Strasse in engen Kurven durch das Tal. Schliesslich erreichen wir den Coll de Merolla (1099 m) und kurven hinunter nach La Pobla de Lillet. Vorbei an der zum Grossteil verfallenen Zementfabrik Asland, wo noch ein Zementmuseum und eine 3.2 Km lange Schmalspurbahn Tren del Ciment betrieben wird, geht es hinauf zum Bergdorf Castellar de n’Hug auf 1395 Metern und schliesslich zum Coll de la Creueta (1888 m).

Schon am Morgen haben schwarze Wolken erahnen lassen, dass es mit dem sonnigen Wetter der vergangenen Tage bald vorbei sein könnte. Tatsächlich fängt es an zu Regnen und die Temperaturen liegen auf den Pässen im einstelligen Bereich. Allerdings soll es schon Morgen wieder besser werden, es besteht daher kein Anlass die kurzen Hosen schon wegzuräumen.

Bald erreichen wir die Wintersportorte La Molina und Alp, wo eine Vielzahl von Skiliften und Sesselbahnen die Hänge für die Skifahrer erschliessen. An den steilen Bergflanken wird noch rege an Beschneiungsanlagen und Pisten gebaut. In den Dörfern herrscht hingegen tote Hose. Die meisten Geschäfte sind geschlossen und die Fensterläden der Apartmenthäuser geschlossen.

Schliesslich erreichen wir den Talgrund und überqueren bei Puigcerdà wieder einmal die Grenze nach Frankreich. Nur die Enklave Llivia lässt uns für ein paar Minuten nochmals spanische Luft schnuppern.

Langsam wird es Zeit uns nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Wir machen deshalb einen Abstecher auf den Col del Pam (2005 m). Der grosse Parkplatz, im an und für sich sehr schönen Wandergebiet, macht gar keinen einladenden Eindruck. Überall stehen Baumaschinen, die den Platz und das Skigebiet bearbeiten. Auch Regen und Nebel veranlassen uns, den Plan zu verwerfen, heute in der freien Natur zu übernachten. Stattdessen fahren wir wieder hinunter ins Tal bis nach Mont-Louis mit seiner Stadtbefestigung und der Zitadelle, die auch heute noch militärisch vom «1er Regiment de Choc» genutzt wird. Hier befindet sich auch der erste, 1949 konstruierte, Sonnenofen mit den markanten Sonnenspiegeln.

Wir richten uns auf dem Wohnmobilplatz am Fuss der Stadtmauer ein und warten erst einmal das Nachlassen des Regens ab. Erst dann erkunden wir das kleine Städtchen und folgen dem Wanderweg, der die Zitadelle umrundet. Dabei wird mit Tafeln immer wieder auf das militärische Sperrgebiet abseits des Pfades hingewiesen. An den hohen Mauern der Zitadelle sind vom Militär verschiedene Installationen angebracht, um den Umgang mit Seilen und Strickleitern zu üben und die Mauer horizontal und vertikal zu «begehen».

Entsprechend dem Wetter verbringen wir heute den Abend bei einem gemütlichen Raclette.

Freitag, 21.10.2022
von Mont-Louis nach Casteil, 38 Km
Wetter: anfangs kalt und windig, dann schön bis 28°

Geregnet hat es die ganze Nacht, der Wind hat aber irgendwann nachgelassen. Heute Morgen ist es aber immer noch recht kühl mit knapp 10°. Das ist ja nicht verwunderlich, denn Mont-Louis liegt auf etwa 1570 Meter über Meer.

Auf der gut ausgebauten Strasse geht es mit Stopps an den Aussichtspunkten zügig hinunter bis nach Thuès-Entre-Valls (830 m). Über die engen Gassen des Ortes erreichen wir den schön gelegenen Wohnmobilstellplatz am Eingang der Caranca Schlucht. Inzwischen ist es angenehm warm geworden und die Wolken haben sich verzogen. Wir entschliessen uns deshalb die Wanderung in die Schlucht zu wagen. Gemäss Reiseführer gibt es zwar einige Passagen, die für Wanderer mit Höhenangst eher nicht geeignet sind. Wir passieren das Felsentor am Anfang der Schlucht und folgen dem Flüsschen Caranca auf einem breiten und ebenen Wanderweg bis zu einer ersten Brücke. Diese überqueren wir und steigen den Hang hoch bis wir die in den Fels gehauene Passage erreichen, die, mit Seilen gesichert, recht exponiert, hoch über dem Bach, durch die Felswand führt. Hier entschliesst sich Elsbeth umzukehren, während ich den Weg fortsetze. Ich bin zwar auch kein Adrenalinjunkie, aber, die eine Hand immer schön am Seil, erreiche ich das andere Ende des Felsbandes. Jetzt geht es gemächlich hinunter an den Bach bis zu einer Hängebrücke, die nicht nur aussieht als würde sie gewaltig schaukeln, sondern sie tut es auch. Zum Glück ist sie nicht allzu hoch. Auf der anderen Seite geht es, ebenfalls mit ein paar exponierten Stellen und Felsen die überklettert werden müssen, zurück zum Wohnmobilplatz.

Nach einem kleinen Mittagssnack nutzen wir noch die Gelegenheit und füllen den fast leeren Wassertank wieder auf bevor es wieder zurück auf die Hauptstrasse geht.

Bis Villefranche-de-Conflent (460 m) sind es nur wenige Kilometer. Hier machen wir den nächsten Halt. Das mittelalterliche Städtchen ist vollständig von einer Stadtmauer umgeben. Zudem wird der Ort vom Fort Libéria bewacht, welches etwa 200 Meter höher in die Bergflanke gebaut wurde.

Gegen eine Gebühr besichtigen wir den Wehrgang auf der Stadtmauer und die dazugehörende kleine Ausstellung und spazieren durch die beiden Hauptgassen des Städtchens mit den vielen Geschäften und Restaurants.

Bis zu unserem Tagesziel in Casteil ist es nun nicht mehr weit. Wieder geht es ein Stück den Berg hinauf, bis wir den Wohnmobilplatz, der in einem Kastanienwäldchen liegt, erreichen.

Von hier starten wir die zweite Wanderung für heute zum Kloster Saint Martin du Canigou. Dieses liegt etwa 300 Meter über dem Dorf auf einem Berg und ist in 45 Minuten über einen betonierten Fussweg zu erreichen. Bereits 997 wurde mit dem Bau der Klosterkirche begonnen und im November 1009 wurde das Kloster geweiht. Nach der Blütezeit im 11. und 12. Jahrhundert wurde das Kloster 1781 geschlossen und verfiel im Laufe der Jahrhunderte. 1902 kaufte der Bischof von Perpignan die Ruine und begann mit dem Wiederaufbau. Allerdings wurde auf Denkmalschutz kein Wert gelegt. Das Kloster wurde also nicht im Originalzustand aufgebaut.

Auf dem Rückweg zum Stellplatz können wir noch ein Rudel Gämsen beobachten, die neben dem Strässchen grasen. Die Tiere machen sich mit beängstigender Geschwindigkeit über die steilen Felsen aus dem Staub, als sie uns bemerken.

So wie es aussieht, bleiben wir heute ganz allein auf dem Übernachtungsplatz. Bis zum Eindunkeln hat sich noch kein anderes Wohnmobil hier eingefunden. Lediglich einige Einheimische suchen im Laub nach reifen Kastanien.

 

Samstag, 22.10.2022
von Casteil nach Llo, 124 Km
Wetter: sonnig und warm bis 25°

Die heutige Etappe ist gekennzeichnet von Hindernissen. Eigentlich möchten wir heute Morgen noch die Grotten bei Villefranche-de-Conflent besuchen. Doch entgegen den Angaben im Reiseführer öffnen diese nicht schon um 10.00, sondern erst um 11 Uhr. Wir sind mehr als eine Stunde zu früh. So lange wollen wir nicht warten. Vermutlich ergibt sich an einem anderen Ort auch noch die Gelegenheit wieder einmal eine Tropfsteinhöhle zu besichtigen.

Wir fahren darum weiter bis zum nächst grösseren Ort Prades. Hier können wir beim Super U den Tank günstig füllen und ein frisches Brot kaufen. Dann zweigen wir von der Hauptstrasse ab und folgen dem Flüsschen La Castellane auf schmaler Strasse, erst vorbei an grünen Weiden und dann durch einen herbstlich gefärbten Mischwald, dem Col de Jau (1506 m) entgegen.

Hier machen wir Mittagspause und verspeisen die feinen Pain au Raisins, die wir beim Bäcker gekauft haben. Zwei alte Pferde mit durchhängenden Wirbelsäulen, die hier auf der Weide vermutlich ihren Lebensabend verbringen dürfen, kommen uns neugierig besuchen. Beide sind dankbar für ein paar Streicheleinheiten.

Jetzt geht es bergab, der Schlucht des Flusses Aude entgegen. Doch ganz unerwartet, denn im Wohnmobilreiseführer ist kein Hinweis darauf, stehen wir vor einer Höhenbeschränkung maximal 3 Meter. Auch unser Navi zeigt diese jetzt an. Da wir eine Höhe von 3.1 Metern haben, fahren wir ein Stück rückwärts bis zur letzten Abzweigung, die wir etwa hundert Meter vorher passiert haben. Wenden ist auf der schmalen Strasse nicht möglich. Über den Col du Garavel gelangen wir auf die andere Seite des Hügelzuges ins Tal der Aude. Doch auch hier können wir nicht wie geplant in Richtung Mont-Louis weiterfahren, denn die Strasse ist gesperrt.

Wir folgen also der Umleitung, die uns in grossem Bogen statt dem Fluss entlang über die Hügel in nach Mont-Louis und unserem Tagesziel näherbringt. Ein erster Wanderparkplatz bei Eyne sagt uns nicht zu, da kaum ein ebenes Plätzchen zu finden ist. Wir fahren deshalb ein paar Kilometer weiter bis Llo wo wir auf dem grossen Parkplatz ein sonniges Plätzchen finden.